Mutter Teresas „Nächstenliebe“ - der große Bluff

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Meinhard Creydt
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Mutter Teresas „Nächstenliebe“ - der große Bluff
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Mutter Teresas „Nächstenliebe“

Der große Bluff

von Dr. Meinhard Creydt

Angesichts der angekündigten Heiligsprechung von „Mutter Teresa“ lässt sich fragen, was die katholische Kirche faktisch unter Nächstenliebe versteht. Die britische Zeitung „The Guardian“ bezeichnete die Sterbehospize des Ordens von Mutter Teresa als als eine „organisierte Form unterlassener Hilfeleistung“. Einem Bericht über den Orden von „Mutter Teresa“ zufolge stand für ihn „nicht die humanitäre und medizinische Hilfe im Vordergrund, sondern die Missionierung zum katholischen Glauben.“

Zu der häufig geäußerten Kritik an der mangelhaften medizinischen Ausbildung ihrer Mitarbeiter entgegnete sie z.B.: „Nicht der Erfolg, sondern die Treue im Glauben ist wichtig.“ Diese Aussage ist neben vielem anderen Beleg dafür, dass ihr eigentliches Interesse dem Leben nach dem Tode galt, und so wollte sie auch ihre Nonnen nicht als Sozialarbeiterinnen verstanden sehen. Sie sah die Armut und das Leid als gottgegeben an und es ging ihr nicht wirklich darum, das irdische Leid ihrer Patienten zu lindern. Das folgende Zitat gibt in seiner ideologisch eingeschränkten Sichtweise beredtes Zeugnis:

„Es ist etwas sehr Schönes, wenn man sieht, wie die Armen ihr Kreuz tragen. Wie die Passion Christi, ist ihr Leid ein großes Geschenk für die Welt.“

Nach ihrem Tod wurden in den Lagern ihrer Hospitäler große Mengen schmerzlindernder Mittel gefunden, die aus Spenden stammten, die sie aber ihren Patienten vorenthalten hatte. Trotz großer Spendeneinnahmen war die medizinische Versorgung in den Sterbehospizen recht dürftig. Die Ernährung war katastrophal und zuweilen wurde das medizinische Besteck nicht ausreichend desinfiziert. Leicht heilbare Patienten wurden nicht immer in ein Krankenhaus eingewiesen, sondern sie wurden stattdessen zu Tode gepflegt, deshalb spricht „The Guardian“ von „organisierter Form unterlassener Hilfeleistung“.

„Aus all diesen Gründen ist die von einigen gewählte Bezeichnung „Todesengel von Kalkutta“ durchaus angebracht. Für die Beseitigung der Ursachen der Armut in der dritten Welt hat sie sich nie eingesetzt“.

Der Vorstand der Regionalgruppe Köln/Bonn/Düsseldorf der Giordano-Bruno-Stiftung veröffentlichte einen lesenswerten Artikel bei „Seemoz.de“, einem Online-Magazin am Bodensee, das in der Tradition unabhängiger Stadt- und Regionalzeitungen steht. Mutter Teresa: „Der große Bluff mit der Nächstenliebe?“ - zum Artikel).

Die Praxis von „Mutter Teresa“ erinnert an die Kritik, die bereits Ludwig Feuerbach an der christlichen Vorstellung von Nächstenliebe übte. „Wohl ist dem Religiösen auch Gemeinschaft, gemeinschaftliche Erbauung Bedürfnis, aber das Bedürfnis des andern ist an sich selbst noch immer etwas höchst Untergeordnetes. Das Seelenheil ist die Grundidee, die Hauptsache des Christentums, aber dieses Heil liegt nur in Gott, nur in der Konzentration auf ihn. Die Tätigkeit für andere ist eine geforderte, ist Bedingung des Heils, aber der Grund des Heils ist Gott, die unmittelbare Beziehung auf Gott. Und selbst die Tätigkeit für andere hat nur eine religiöse Bedeutung, hat nur die Beziehung auf Gott zum Grund und Zweck – ist im Wesen nur eine Tätigkeit für Gott – Verherrlichung seines Namens, Ausbreitung seines Ruhmes (Feuerbach, Wesen des Christentums).

In der christlichen Nächstenliebe „ist der andere mir … nur um der Ähnlichkeit oder Gemeinschaft willen, die er mit diesem Urbild (Gottesebenbildlichkeit – Verf.) hat, nicht um seinetwillen ... Gegenstand der Liebe“ (Ebd.). Feuerbach formuliert hier implizit eine Kritik an einer Subjektivität, die vom Symbolismus und von Allegorien durchwachsen ist. „Die wahre Liebe ist sich selbst genug; sie bedarf keiner besondern Titel, keiner Autorität. ... Die Liebe Christi war selbst eine abgeleitete Liebe. ... Stützt sich die Liebe auf seine Person, so ist diese Liebe eine besondere, die nur so weit geht, als die Anerkennung dieser Person geht, eine Liebe, die sich auf den eignen Grund und Boden der Liebe stützt. Sollen wir deswegen uns lieben, weil Christus uns geliebt? Solche Liebe wäre affektierte, nachgeäffte Liebe. … Die Liebe des Glaubens ist nur eine rhetorische Figur, eine poetische Fiktion des Glaubens – der Glaube in der Ekstase“

Dr. Meinhard Creydt
 


Lesetipp: Criticism of Mother Teresa - Wikipedia-Extraseite (engl.).

Bild- und Grafikquellen:

1. Sel. Mutter Teresa (bürgerlich Anjezë (Agnes) Gonxha Bojaxhiu (* 26. August 1910 in Üsküb, Osmanisches Reich (heute Skopje, Mazedonien; † 5. September 1997 in Kalkutta, Indien) war eine Ordensschwester und Missionarin albanischer Herkunft, die die indische Staatsbürgerschaft besaß. Die Sterbehospize des Ordens von Mutter Teresa wird von kritischen Medien als als eine „organisierte Form unterlassener Hilfeleistung“ charakterisiert, weshalb sie auch wohl nicht zu Unrecht auch als Todesengel von Kalkutta (Angel of Death / Destroying angel / archangels of death of Calcutta) bezeichnet werden kann.

Ölbild von Mutter Teresa. Gemalt von einem Obdachlosen für das "Haus Betlehem" der Schwestern von Mutter Teresa in Hamburg. Urheber: Martin-loewenstein Ölbild von Żaba, Hamburg 2010. Mit ausdrücklicher Genehmigung des Künstlers vom 22. März 2011 für Wikipedia photographiert. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.

2. Mother Teresa in Art. Foto: Cass Anaya / TyAnaya. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).

3. Xenophanes von Kolophon (griechisch Ξενοφάνης Xenophánēs; * um 570 v. u. Z. in Kolophon; † um 470 v. u. Z.) war ein antiker griechischer Philosoph und Dichter. Er wird zu den Vorsokratikern gezählt. Grafik: Wilfried Kahrs (Wika).

Xenophanes und der Götterglaube: Originalbeitrag von Wal.Buchenberg - weiter.