Papst Franziskus: Rede zur Amtseinführung. Papst-Verarmung

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Wolfgang Blaschka
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Papst Franziskus: Rede zur Amtseinführung. Papst-Verarmung
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Papst-Verarmung

Schon bei Amtsantritt heilig gesprochen


Stell dir vor, du stehst mit zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz und willst den neuen Papst sehen, und dann biegt das Papamobil um die Ecke, und du traust deinen Augen nicht: Das Fahrzeug hat kein Panzerglasverdeck. Der Papst steht da unter freiem Himmel und segnet und tut und macht, als würde er ein Bad in der Menge nehmen. Vor ein paar Tagen noch stand die Menge voll im Regen und war froh um das bisschen Bedachung ihrer Regenschirme, und jetzt steht der Papst in der Menge und duscht sich unter dem Jubel der armen Würstchen, die hier auf ihn warten, den armen Papst unter freiem Himmel zu sehen. Sein Job ist nach alter Tradition Kinder küssen. Also tust du ihm den Gefallen und hälst ihm dein Baby hin. Es quäkt und mag nicht geküsst werden. Aber auch dem armen Kind bleibt nichts erspart, wenn der arme Oberhirte erst mal seine Arme nach ihm ausgestreckt hat. Schnell ein Foto, denkst du dir, das ist ein historischer Moment, und dann ist er auch schon vorbei. Wie gütig er geblickt hat, der arme Papst aus seiner runden Brille. Und predigen kann der! Das aber dann im Dom.
 
Die Vatican-Astronomen haben das geschickt eingefädelt: Sein Amtsantritt fällt auf den Tag genau auf ein Hochfest, das "des heiligen Josef, des Bräutigams der Jungfrau Maria und Patrons der Weltkirche: Es ist ein ganz bedeutungsreiches Zusammentreffen, und es ist auch der Namenstag meines verehrten Vorgängers – wir sind ihm nahe mit dem Gebet voller Liebe und Dankbarkeit." Da geht dir doch das Herz auf! Gleich den verehrten Vorgänger erwähnen! Der hat Manieren! Natürlich muss auch das Protokoll abgearbeitet werden: "Herzlich begrüße ich meine Mitbrüder, die Kardinäle und Bischöfe, die Priester, Diakone, Ordensleute und alle gläubigen Laien." Jetzt meint er dich, dich ganz persönlich! "Ich danke den Vertretern der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften wie auch den Vertretern der jüdischen Gemeinde und anderer Religionsgemeinschaften für ihre Anwesenheit." Das ist das mit der Ökumene, das muss auch sein. "Meinen herzlichen Gruß richte ich an die Staats- und Regierungschefs, an die offiziellen Delegationen vieler Länder der Welt und an das diplomatische Korps." Protokollarisch einwandfrei. Das ist so üblich. Ist die Merkel auch da? Da muss er durch.
 
Aber dann: "Wir haben im Evangelium gehört, dass Josef „tat, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich“ (Mt 1,24)." Wie schön, jetzt wird es inhaltlich. "In diesen Worten ist schon die Aufgabe enthalten, die Gott dem Josef anvertraut, nämlich custos – Hüter – zu sein. Hüter von wem? Von Maria und Jesus; aber es ist eine Obhut, die sich dann auf die Kirche ausweitet (wie das jetzt?): Der selige Johannes Paul II. hat hervorgehoben (Nein, wie der predigt! Und so geschickt auch noch gleich den Vorvorgänger eingeflochten, den Ärmsten), dass „der hl. Josef so, wie er für Maria liebevoll Sorge trug und sich voll Freude und Eifer der Erziehung Jesu Christi widmete, seinen mystischen Leib, die Kirche, deren Gestalt und Vorbild die heilige Jungfrau ist, hütet und beschützt“ (Apostolisches Schreiben Redemptoris Custos, 1)." Mystischer Leib, die Kirche? Das hat er jetzt aber hineininterpretiert.
 
Mutter Kirche, so unschuldig wie Maria selbst?! Du könntest in solchen Augenblicken die grausamen Kreuzzüge glatt vergessen, und die Hexenverbrennungen, und die Kumpanei der Kirche mit den Nazis. Das Konkordat von 1933. Und die diskreten Kontakte Bergoglios mit diesem argentinischen Junta-Admiral. Angeblich nur, um verfemten Armenpriestern zu helfen, die man selbst gern loswerden wollte. Gegen die Militärdiktatur kein Aufschrei aus Rom! Es ist schon ein Kreuz mit der Wahrheit. Sie könnte im tatsächlich das Kreuz brechen. Da hilft nur Lobhudel und Reinwaschung. Busfahren mit den Kardinälen. Buße tun und schwarze Schuhe aufbrauchen. Andreas Englisch, das "Maschinengewehr Gottes", hat ihn ja bereits heilig gesprochen, bei Markus Lanz in der Sendung. Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.
 
Dann aber Butter bei die Fische: "Wie führt Josef diese Hüter-Tätigkeit aus?" Ja, wie denn? "Rücksichtsvoll, demütig, im Stillen, aber beständig gegenwärtig und in absoluter Treue, auch dann, wenn er nicht versteht." Sehr gut, denkst du dir, du musst nicht alles verstehen. Aber bisher verstehst du ja noch alles. "Von der Heimholung Marias bis zur Episode des zwölfjährigen Jesus im Tempel von Jerusalem begleitet er fürsorglich und liebevoll jeden Moment." Hat er keine Aufträge als Zimmermann? "Er steht Maria, seiner Braut, in den unbeschwerten wie in den schwierigen Momenten des Lebens zur Seite, auf der Reise nach Bethlehem zur Volkszählung und in den bangen und frohen Stunden der Geburt; im dramatischen Moment der Flucht nach Ägypten und bei der sorgenvollen Suche des Sohnes, der im Tempel geblieben war; und dann im Alltag des Hauses in Nazaret, in der Werkstatt, wo er Jesus das Handwerk gelehrt hat." Ja, solche Männer braucht das Land. Das sind die neuen Väter. Auch mal Zeit für die Kinder! Und eine handwerkliche Ausbildung in der elterlichen Werkstatt. Total aktuell bei der heutigen Ausbildungsmisere.
 
"Wie lebt Josef seine Berufung als Hüter von Maria, Jesus und der Kirche?" Drei Jobs auf einmal! Wann fand der da noch Zeit zum Zimmern? "In der ständigen Aufmerksamkeit gegenüber Gott, offen für dessen Zeichen, verfügbar für dessen Plan, dem er den eigenen unterordnet." Das wäre mal was: verfügbar, offen und untergeordnet. Mannö! So ungefähr lesen sich die Verfügbarkeitsbestimmungen der Jobagentur. "Es ist das, was Gott von David verlangt, wie wir in der ersten Lesung gehört haben (Mist, da hast du nicht richtig aufgepasst!): Gott will nicht ein vom Menschen gebautes Haus, sondern er wünscht sich die Treue zu seinem Wort, zu seinem Plan." Hoffentlich stimmt der Plan! "Und Gott selbst ist es dann, der das Haus baut (der Arme, ist ja Schwerstarbeit!), aber aus lebendigen, von seinem Geist gekennzeichneten Steinen." Das glaubst du nicht: Der Petersdom ist nicht von Menschenhand gebaut? Die genialen Pläne nicht von Bramante und Michelangelo? Lügen denn die Reiseführer? Und die Kirchen sind alle von Gott persönlich errichtet? Auch die popelige Kirche bei dir daheim in der Siedlung? Klar, sind ja alles Häuser Gottes! Aber wozu brauchte der so viele Häuser und Wohnungen? Noch dazu aus lebenden Steinen, das hält doch nicht stabil!? "Und Josef ist „Hüter“, weil er auf Gott zu hören versteht, sich von seinem Willen leiten lässt." Ferngesteuert, wie? "Und gerade deshalb ist er noch einfühlsamer für die ihm anvertrauten Menschen (ein Roboter mit Seele!), weiß mit Realismus die Ereignisse zu deuten (... mit Astrologieprogramm), ist aufmerksam auf seine Umgebung (ein Überwachungsroboter) und versteht die klügsten Entscheidungen zu treffen." Ein Superhirn! Und du dachtest bisher immer, er sei ein ungebildeter Zimmermann gewesen! Dir fällt es dir wie Schuppen von den Augen: "An ihm sehen wir, liebe Freunde, wie man auf den Ruf Gottes antwortet (falls man sein Handy immer dabei hat): verfügbar und unverzüglich (Jawoll, ja!); aber wir sehen auch, welches die Mitte der christlichen Berufung ist: Christus!" Der wohnt ja bekanntlich in allen Tabernakeln des Erdkreises; auch nicht gerade kommod, diese ubiquitäre Lebensweise! "Hüten wir Christus in unserem Leben, um die anderen zu behüten, um die Schöpfung zu bewahren!" Hä? Den Sprung kannst du jetzt nicht ganz nachvollziehen. Klingt aber sehr katholisch. Na gut.
 
"Die Berufung zum Hüten geht jedoch nicht nur uns Christen an; sie hat eine Dimension, die vorausgeht und die einfach menschlich ist, die alle betrifft. Sie besteht darin, die gesamte Schöpfung, die Schönheit der Schöpfung zu bewahren, wie uns im Buch Genesis gesagt wird und wie es uns der heilige Franziskus von Assisi gezeigt hat (Na endlich, jetzt kommt das mit den Armen!): Sie besteht darin, Achtung zu haben vor jedem Geschöpf Gottes und vor der Umwelt, in der wir leben." Ist er ein Grüner? "Die Menschen zu hüten, sich um alle zu kümmern, um jeden Einzelnen, mit Liebe, besonders um die Kinder (weiah, bloß Hände weg von deinem Baby!), die alten Menschen, um die, welche schwächer sind und oft in unserem Herzen an den Rand gedrängt werden." Aber genau! Du stehst ja auch ziemlich am Rand. Beinahe schon am Rande des Abgrunds. Ja so ein Trost, dieser Papst! "Sie besteht darin, in der Familie aufeinander zu achten: Die Eheleute behüten sich gegenseitig (will er sie in den Elterngarten schicken?), als Eltern kümmern sie sich dann um die Kinder (also doch keine Kita), und mit der Zeit werden auch die Kinder zu Hütern ihrer Eltern." Klar: Seid nett zu euren Kindern, denn sie suchen für euch das Altenheim aus! "Sie besteht darin, die Freundschaften in Aufrichtigkeit zu leben; sie sind ein Einander-Behüten in Vertrautheit, gegenseitiger Achtung und im Guten." Die umfassende Dienstleistungsgesellschaft! Wenn das nur so leicht ginge! "Im Grunde ist alles der Obhut des Menschen anvertraut, und das ist eine Verantwortung, die alle betrifft. Seid Hüter der Gaben Gottes!" Wie erbaulich! Da geht einem ja das Herz auf. Mit dem Hüten hat er's. Wieso ist er nicht Schafhirte geworden? Oder Eheberater?! Oder zumindest Josefsehenberater.
 
"Und wenn der Mensch dieser Verantwortung nicht nachkommt (aha, jetzt kommt das mit dem Teufel!), wenn wir uns nicht um die Schöpfung und um die Mitmenschen kümmern, dann gewinnt die Zerstörung Raum, und das Herz verdorrt." Du merkst, dass du allmählich Durst hast. "In jeder Epoche der Geschichte gibt es leider solche „Herodes“, die Pläne des Todes schmieden (meint er jetzt Obama?), das Gesicht des Menschen zerstören (oder Merkel?) und entstellen." Huääh! Widerlich! Wahrscheinlich Berlusconi. Aber wo bleibt der Teufel? Er hat doch vom Teufel gesprochen, oder?
 
"Alle Verantwortungsträger auf wirtschaftlichem, politischem und sozialem Gebiet, alle Männer und Frauen guten Willens möchte ich herzlich bitten: Lasst uns „Hüter“ der Schöpfung, des in die Natur hineingelegten Planes Gottes sein (nun kommen also die Politiker dran; gib's ihnen!), Hüter des anderen (was wird aus Zypern?), der Umwelt (genau, lass endlich Frühling werden!); lassen wir nicht zu, dass Zeichen der Zerstörung und des Todes den Weg dieser unserer Welt begleiten!" Nun wird's pazifistisch! "Doch um zu „behüten“, müssen wir (ins Hutgeschäft?) auch auf uns selber Acht geben! (ach so ja, die Banken müssen auch leben) Erinnern wir uns daran, dass Hass, Neid und Hochmut das Leben verunreinigen!" Nur kein Sozialneid nicht! "Hüten bedeutet also, über unsere Gefühle, über unser Herz zu wachen (nur nicht zuviel Herz ohne Kreislaufkontrolle!), denn von dort gehen unsere guten und bösen Absichten aus: die, welche aufbauen, und die, welche zerstören!" Doppelherz! "Wir dürfen keine Angst haben vor der Güte, ja, nicht einmal vor der Zärtlichkeit!" Nein, wie süß! Ist der aber lieb! Kann sogar Gefühle! Ein Riesenfortschritt zu Benedikt!
 
Der hat irgendwie anspruchsvoller gepredigt. War ja auch ein professoraler Intellektueller. Ein Forscher. Er hat sogar herausgefunden, wie das mit der unbefleckten Empfängnis funktioniert: Durchs Ohr! Echt, ganz wirklich wahr! Hat er in seinem Jesusbuch geschrieben: Indem Maria dem Wort der Verkündigung gehorchte, wurde sie schwanger, durch Gehorsam quasi. Der Heilige Geist musste sie nur noch im Schlaf überschatten, und schon hat's geschnackelt. Armer Josef!
"Und hier füge ich noch eine letzte Anmerkung (wie, schon zu Ende?) hinzu: Das sich Kümmern, das Hüten verlangt Güte, es verlangt, mit Zärtlichkeit gelebt zu werden." Er muss sehr einsam sein, dass er soviel von Zärtlichkeit ... "In den Evangelien erscheint Josef als ein starker, mutiger, arbeitsamer Mann, aber in seinem Innern zeigt sich eine große Zärtlichkeit (Schon wieder!), die nicht etwa die Tugend des Schwachen ist (woher weiß er das, wenn es nicht geschrieben steht?), nein, im Gegenteil: Sie deutet auf eine Seelenstärke hin und auf die Fähigkeit zu Aufmerksamkeit, zu Mitleid, zu wahrer Öffnung für den anderen, zu Liebe." Das mit der übertriebenen Nächstenliebe ist dir seit Aufdeckung der Missbrauchsskandale auch nicht mehr so ganz geheuer. "Wir dürfen uns nicht fürchten vor Güte, vor Zärtlichkeit!" Was hat er denn nur mit seiner Zärtlichkeit?! Ist ja gut. Aber wo zum Heiligen Geist bleibt der Teufel?!
 
"Heute feiern wir zusammen mit dem Fest des heiligen Josef die Amtseinführung des neuen Bischofs von Rom (wie bescheiden!), des Nachfolgers Petri (... und doch irgendwie größenwahnsinnig) – ein Amt, das auch Macht beinhaltet." Ja, das ist wohl das Problem. "Gewiss, Jesus Christus hat Petrus Macht verliehen, aber um was für eine Macht handelt es sich? Auf die dreifache Frage Jesu an Petrus über die Liebe folgt die dreifache Aufforderung: Weide meine Lämmer, weide meine Schafe. (Meint er jetzt dich? Irgendwie redet er ja auch so betulich und lammfromm wie zu Schafen) Vergessen wir nie, dass die wahre Macht der Dienst ist (stimmt, die Geheimdienste!) und dass auch der Papst, um seine Macht auszuüben, immer mehr in jenen Dienst eintreten muss (ein IM aus dem Jenseits?), der seinen leuchtenden Höhepunkt am Kreuz hat (will er sich jetzt opfern, so kurz vor Ostern?); dass er auf den demütigen, konkreten, von Glauben erfüllten Dienst des heiligen Josef schauen und wie er die Arme ausbreiten muss (ah, drum!), um das ganze Volk Gottes zu hüten und mit Liebe und Zärtlichkeit die gesamte Menschheit anzunehmen (jetzt ist aber gut!), besonders die Ärmsten, die Schwächsten, die Geringsten (ach so, na gut!), diejenigen, die Matthäus im Letzten Gericht über die Liebe beschreibt: die Hungernden, die Durstigen, die Fremden, die Nackten, die Kranken, die Gefangenen (vgl. Mt 25, 31-46)." Ach, ist der nett! Vor allem die Durstigen! "Nur wer mit Liebe dient, weiß zu behüten!" Hoffentlich auch zu verhüten!
 
"In der zweiten Lesung spricht der heilige Paulus von Abraham, der „gegen alle Hoffnung … voll Hoffnung geglaubt“ hat (Röm 4,18). Gegen alle Hoffnung voll Hoffnung!" Jetzt wird's doch noch kompliziert, die reinste Dialektik! "Auch heute, angesichts so vieler Wegstrecken mit grauem Himmel (da hat er recht, scheiß Winter!), haben wir es nötig, das Licht der Hoffnung zu sehen, selber Hoffnung zu geben." Schwierig bei der Bewölkung. "Die Schöpfung zu bewahren, jeden Mann und jede Frau zu behüten mit einem Blick voller Zärtlichkeit und Liebe (der flirtet aber rum!), bedeutet, den Horizont der Hoffnung zu öffnen, bedeutet, all die Wolken aufzureißen für einen Lichtstrahl, bedeutet, die Wärme der Hoffnung zu bringen!" Er ist ein Zauberer! "Und für den Glaubenden, für uns Christen – wie schon für Abraham (war der schon Christ?) und für den heiligen Josef – hat die Hoffnung, die wir bringen, den Horizont Gottes, der uns in Christus aufgetan ist; ist die Hoffnung auf den Felsen gegründet, der Gott ist." Aha, und du dachtest, der Fels sei Petrus, aber du lernst ja gern dazu. Für einen Petri-Nachfolger ganz schön vermessen, sich zum Felsengott zu stilisieren. Geschenkt!
 
"Jesus mit Maria zu behüten, die gesamte Schöpfung zu behüten, jeden Menschen zu behüten, besonders den Ärmsten, uns selber zu behüten (hat er keine Hüte?): das ist ein Dienst, den zu erfüllen der Bischof von Rom berufen ist, zu dem wir aber alle berufen sind, um den Stern der Hoffnung leuchten zu lassen: Hüten wir mit Liebe, was Gott uns geschenkt hat!" Die Rettungsschirme. Elegant formuliert. Aber wie schön hat er das gesagt! Eigentlich ein alter Hut. Noch ist ja gar nicht fertig: "Ich bitte um die Fürsprache der Jungfrau Maria, des heiligen Josef, der heiligen Petrus und Paulus, des heiligen Franziskus, dass der Heilige Geist meinen Dienst begleite, und zu euch allen sage ich: Betet für mich! Amen“. Sodala, das ist seine neue Masche: Er lässt gern für sich beten. Damit wir was zu tun haben. Oder hat er's so nötig?! Aber wo war jetzt der Teufel? Du hast doch die ganze Zeit auf den Teufel gewartet! Tja, irgendwie enttäuschend so eine armselige Rede!
 
Ohne Teufel, das ist doch nur die halbe Predigt! Na gut, es werden schon noch andere Predigten folgen. Irgendwo stand doch, dass er so gern vom Teufel spricht. Oder hört er jetzt damit auf, nachdem das Gespenst seiner Verstrickung in die Militärdiktatur fürs erste vertrieben scheint. Er hat die beiden Mitbrüder nicht direkt denunziert, sagt neuerdings einer von denen. Er hat sie nur aus dem Orden ausgeschlossen, und ihnen damit den Schutz der Kirche entzogen. Sagt er zwar nicht, steht aber so in den Akten. Von wegen behüten! Doch dafür will er sich heute nicht mehr verteufeln lassen müssen, der arme Papst! Er wird seine Pein nicht so einfach los werden. Naja, das gehört eben zum Job. Besser arm dran als Bein ab. Vielleicht besser, wenn er nicht mehr davon spricht. Darauf erst mal was trinken! So ein Durst, verdammt nochmal, und zur Kommunion gibt's nur diese trockenen Oblaten, kein Schlückchen Wein wie bei den Protestanten. Besser sich jetzt noch verdrücken, bevor die Wandlung anfängt. Der Kleine braucht auch was.     

 

Wolfgang Blaschka, München
 



► Hinweis:  Zitate aus der Papst-Rede zur Amtseinführung am 19. März 2013 in Anführungszeichen und grün markiert

Quelle: Den vollen Wortlaut der Rede kann man auf der offiziellen Webseite Radio Vatikan nachzulesen. Hier der Volltext - klick

 

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Helmut S. - ADMIN
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Verbunden: 21.09.2010 - 20:20
Ein Volk, ein Reich, eine Sakristei


HEILIG, HEILIG, ÜBER ALLES

Ein Volk, ein Reich, eine Sakristei


Textautor: U. Gellermann
/ RATIONALGALERIE


Die Sakristei: Das ist der Nebenraum der Kirche in dem die Wandlungs-Gewänder hängen, der Messwein gestapelt wird, die Hostien und die Kerzen aufbewahrt werden. Hier wird die Messe vorbereitet. Ganz Deutschland wurde gerade zur Sakristei. Gefühlte drei Wochen. Damals, als mit dem Ratzinger-Papst ein echter Deutscher an die Spitze der heiligen Bewegung gelangte, gab es es noch den Schein nationaler Folklore: WIR SIND PAPST brüllte der deutsche Furor. Aber jetzt? Jetzt ist es einer vom Rande der bekannten Welt. Oder kennt jemand außer Evita, der Begründerin des gleichnamigen Musicals, irgend jemanden aus Argentinien? Don´t Cry for Me, Argentina! Auch wenn in Argentinien Klaus Barbie, der Nazi-Schlächter von Lyon, seine himmlische Ruhe fand. Wenn Adolf Eichmann, der banale Massenmörder, dort sein Asyl bekam. Wenn SS-Generalleutnant  Ludolf-Hermann von Alvensleben, ganz gemütlich in Argentinien seinen Lebensabend verbrachte. Alles was an Nazis noch rechtzeitig rauskam erhielt dort eine neue Heimat. Sie alle hatten über die "Rattenlinie", das vatikanische Reisebüro für Nazi-Verbrecher, das sinkende Dritte-Reichs-Schiff in Richtung Lateinamerika verlassen. Doch nun? Der Papst hat keine roten Schuhe an, weil er so selig mit den Leuten kann. Liest und und hört man in den deutschen Medien. Jeden Tag.

 


"Wie er einen Blindenhund segnete und was sein Taxifahrer erzählt", schreibt die BILD-Zeitung, das hätten wir gern anders gelesen: Was hat ihm der Blindenhund erzählt? Wegsehen ist eine Tugend? Oder: Ein blinder Hund trinkt selten Korn? Ja dann, dann kann er den Taxifahrer solange segnen wie er will. Soll ja gesund sein. "Seit dem 15. Jahrhundert tragen Päpste die rötlichen Schuhe. Die rote Farbe, heißt es, soll an die Kreuzigung und das Blut Christi erinnern", klärt uns Springers Blut & Hoden-Blatt auf. Nüchtern behauptet der schweizerische BLICK: "Papst Franziskus hat grosse Füsse: Die roten Schuhe sind dem Neuen zu klein!" Bäh, er lebt auf großem Fuß? Wo bleibt da die in Deutschland generalamtlich festgestellte Bescheidenheit? Die barfüßige Armut, die dem Argentinier ständig unterstellt wird? Sie bleibt im Hals des West-Berliner TAGESSPIEGELS stecken: "Ach, wie möchte ich eine arme Kirche!“, soll der Neue gesagt haben. Löst er die Vatikan-Bank auf? Verteilt er die päpstlichen Juwelen unter den Seligen, den Armen, denen ja nach der Verheißung das Himmelreich sicher ist? Versteigert er die Sixtinische Kapelle und erlöst mit dem Gewinn die Zyprioten vom Merkelschen Übel? Amen, so sei es. Hallelujah, jubeln die Ränge und die Südkurve skandiert: "Franz,  Franz, noch einen Tanz - heute gehen wir nicht heim, unser Franz das ist der Stein, Petrus, Petrus, eijeijeijei!"

Wie besoffen steht der deutsche Redakteur an seiner Choral-Orgel und dreht sich eins. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU, völlig zu Recht zum Tode verurteilt, schnarrt Preussisches: "Papst Franziskus meldet sich zum Dienst." Jawoll, und das wagemutige NEUE DEUTSCHLAND weiß, woher auch immer, "dass die Kirche nicht politisch, sondern im Kern spirituell sei." Ach ja, so wird es sein: Der neue Papst wird die Atheisten lieben, die Banken verdammen und den Kern seiner katholischen Unfehlbarkeit spirituell verflüssigen, Prost. Die ARD berichtet vom Papst der "Armen und Barmherzigkeit". Dies Lied weiß auch die SÜDDEUTSCHE zu singen, der STERN zu jubilieren und das DEUTSCHLANDRADIO zu senden. Und der Beweis? ER IST ZU FUSS GEGANGEN. Denn ER hat das Papamobil verlassen und hat am Wegesrand einen Behinderten geküsst. War da nicht der kranke, später verstorbene Lazarus, der nach dem Johannes-Evangelium von Jesus aus dem Grab geholt worden ist? - Der neue Franziskus kennt die Marketing-Schriften und alle Paparazzi warten nur auf den Moment, an dem er mit den Vögeln redet.

Jetzt zoomt die TAGESSCHAU auf die Hand des Papstes. Ein Ring wird sichtbar: "Franziskus hat sich aber für ein schlichteres Modell entschieden als sein Vorgänger", kommentiert der devote Journalist. Man ist per Du mit dem Neuen. Denn der ist "Realistisch, ungewöhnlich offen und ziemlich revolutionär" Woher weiß die ARD das? Vom gemeinsamen Molotow-Cocktail abfüllen? Von einer völlig realistischen Drei-Tage-Beobachtung? Von einer ungewöhnlich offenen Recherche ohne Sinn und Verstand? Nein, sie haben alle Weihrauch geschnüffelt, sie haben Macht gewittert, sie haben sich am Konformitäts-Wein berauscht: Alle sind für Franz, der ist so gut wie heilig und ihr kritischer Verstand so gut wie tot. Die ganze Redaktion: Eine Sakristei.
 



Quelle:  RATIONALGALERIE von Ulrich Gellermann > Artikel vom 22.03.2013


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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Papst unter kritischem Beschuß

Polemik und Realität
 
Die beiden kritischen Kommentare von Wolfgang Blaschka und Uli Gellermann in Ehren. Aber nach meinem Gefühl sind sie derartig überfrachtet von Polemik, daß für eine rationale und faire Beurteilung kaum noch Platz bleibt. Wirklich Konkretes kann man dem neuen Papst auf persönlicher Ebene nicht vorwerfen. Die vorschnellen Verurteilungen wegen einer angeblichen Mittäterschaft während der Zeit der argentinischen Militärjunta sind nicht zu beweisen – und selbst die traditionellen roten Schühchen hat er sich selbst nicht angetan. Ehrliche Frage: Was bleibt dann noch zum jetzigen Zeitpunkt an berechtigten Angriffen?
 
Meine Meinung ist, daß man jedem Menschen, selbst einem Papst, erst einmal eine faire Schonfrist einräumen sollte, um zu beweisen, welch Geistes Kind er ist. Mit seiner vor entrückten und weltfremden Redewendungen gespickten Predigt, die Wolfgang genüßlich seziert hat, kann auch ich wirklich nicht viel anfangen. Resümieren wir doch einfach mal kurz: Papst Franziskus empfiehlt sich uns als Hüter und Hirte, der uns arme Schafe vor den Wölfen schützen will. Na und? Das ist doch eine sehr löbliche Absicht! Das dumme ist bloß, daß er uns noch nicht mitgeteilt hat, wie er denn nun handfest gegen die Bestien vorgehen will. Roß und Reiter hat er noch nicht genannt. Wahrscheinlich glaubt er, daß Gottvertrauen ausreicht. Aber immerhin muß man ihm zugestehen, daß er hehre Beweggründe vorzuweisen hat. 
 
 
 
Die Papstpredigt enthält a. E.  nur Postulate, die mit einem humanistischen Anliegen verbunden sind. Aufgrund ihrer Wortwahl verfehlen sie allerdings die meisten Menschen, an sie sie gerichtet sind – sogar die Mehrzahl der hiesigen Christen. Warum bringen wir nicht die Geduld auf, ein paar Monate abzuwarten und zu beobachten, wie der Papst mit den Problemen umgeht, in die sich die römische Kirche – eindeutig aus eigener Schuld -  hineinmanövriert hat? Der Kirche steht das Wasser bis zum Hals, die moralische Kompetenz ist am Boden, die hierarchischen Strukturen sind anachronistisch, der Muff von 2000 Jahren sitzt unter den Talaren fest und stinkt zum Himmel. Wie gesagt, der Papst ist auch nur ein Mensch, und es ist eine Sisyphos-Aufgabediesen Augias-Stall auszumisten. Wir sollten Franziskus daran messen, ob er ernsthaft daran gehen wird, gegen den Widerstand in der Kurie und den übrigen reaktionären Kreisen grundlegende Reformen zu fordern und einzuleiten. Wenn sich jemand in weltentrückter Art und Weise ausdrückt, aber zu seinen wohlgemeinten Erklärungen steht und sie in die Tat umsetzt, dann ziehe ich diesen Menschen eindeutig demjenigen vor, der sich eloquent und verständlich auszudrücken vermag, sie jedoch in verlogener und arglistiger Intention vorträgt, ohne überhaupt an eine Umsetzung in die Tat zu denken. Also warten wir doch einfach einmal ab und halten uns in dieser Zeit vornehm zurück.
 
Ich bin geborener Moselaner, das heißt sozusagen römisch-katholisch geboren und erzogen mit Erfahrungen in einem katholischen Internat. Meine in jungen Jahren vorhandene Naivität in Sachen Religion habe ich längst abgelegt. Sie hat einer radikal-religionskritischen Einstellung Platz gemacht – und aus der Kirche bin ich auch schon vor Jahrzehnten ausgetreten. Trotzdem verteufele ich keine religiösen Einstellungen von Menschen, bei denen ich überzeugt bin, daß sie von Herzen kommen und sie dafür benutzt werden, um mit den Mitmenschen einen toleranten und humanen Umgang zu pflegen. Diese Menschen ständig mit Verunglimpfung von religiösen Überzeugungen vor den Kopf zu stoßen, halte ich – gelinde gesagt – für unsensibel und verletzend.
 
Wenn es darum geht, monströse religiöse Institutionen mit zweifelhaften Ambitionen kritisch zu hinterfragen und notfalls anzuklagen, so bin ich sofort dabei. Eins meiner Hobbys ist es, mich mit (Kirchen-)Geschichte, Feudalismus und theologisch-philosophischen Fragestellungen zu befassen. Bei diesen Recherchen war es unvermeidbar, daß sich die römische Kirche bei mir als eins meiner Feindbilder herauskristallisiert hat. Die Verbrechen, die diese Kirche und ihre Anhänger an der Menschheit begangen haben, sind derartig unermeßlich, daß es dafür kein Vergeben gibt. Meine Rede ist immer, daß es für die Menschheit – trotz einiger positiven Bewegungen – günstiger gewesen sei, wenn das Christentum diese Welt niemals belästigt hätte. Die im Basis-Christentum zweifellos vorhandenen humanistisch-ethischen Wertvorstellungen, finden sich allerdings auch in anderen Traditionen (bereits vor der Geburt des Christentums) wieder, so daß uns auch die christliche Ethik nichts Neues gebracht hat.
 
Um nochmals auf den neuen Papst zurückzukommen: Obwohl er der oberste Vertreter der römischen Kirche ist, kann man ihn trotzdem nicht für die Verbrechen in der Geschichte und auch nicht für die aktuellen Miseren der Kirche verantwortlich machen. In die Verantwortung ziehen und öffentlich anprangern darf man ihn erst, wenn er nach geraumer Zeit keine Anstalten macht, einen Umbruch in Gang zu setzen oder sogar Vergehen rechtfertigen würde. Bis dahin werde ich mich für meinen Teil jedenfalls nicht aus dem Fenster lehnen und lieber vor meiner eigenen Tür kehren. Andere Themen, die ich für wichtiger und existenzieller halte, werden uns täglich frei Haus geliefert.
 
 
Peter A. Weber
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Ulrich Gellermann
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Verbunden: 22.03.2013 - 15:43
Unsägliche Medienlandschaft


Natürlich kann und werde ich nicht für Wolfgang Blaschka sprechen. Aber bei mir und meinem Heilig, heilig über alles-Artikel hat die Kritik von Peter Weber schlicht das Thema verfehlt. Denn ich beschäftige mich gar nicht mit dem neuen Papst. Ich schreibe über eine unsägliche Medienlandschaft, die uns tagelang mit vatikanischem Unsinn beschäftigt hat. Und da ist ist nichts "überfrachtet".

Beste Grüße, Uli Gellermann

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Wolfgang Blaschka
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Verbunden: 09.11.2010 - 02:16
Franziskus-Hype: Schonzeit nur bei Ehrlichkeit


Schonzeit nur bei Ehrlichkeit


Lieber Peter A. Weber,

auch ich will nicht für Uli Gellermann sprechen, muss ihm aber recht geben. Der Grund, warum auch ich mich von einer Predigt herausgefordert fühle (was seit Jahrzehnten nicht der Fall war, da mich der Kirchen-Salbader einfach nicht interessierte), ist die Reaktion einer völlig hypnotisierten Medienöffentlichkeit auf eine Papstwahl, die sie nicht kommen sahen, und die sie doch alle (wieder) zu Ministranten macht, die da zur Heiligenverehrung, mindestens aber zur Seligsprechung zu Lebzeiten (und das nach ein paar Tagen Pontifikat!) blasen, orgeln und läuten. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich arbeite regelmäßig und gern mit Christen zusammen, wenn es darum geht, die Kriegs- und Rüstungspolitik zu bekämpfen, sich gegen Nazi-Aufmärsche zu stellen oder gegen Sozialkahlschlag mobil zu machen. Ich kenne wunderbare, authentische, kluge und kämpferische Christen, denen dieser ärmliche, erbärmliche Franziskus-Hype vermutlich nicht weniger auf den Keks geht als mir, weil er ganz einfach verlogen ist. Auch wenn der jetzige Papst seine Ordensbrüder 1976 nicht angezeigt haben sollte, bleibt doch seine Distanzierung, ihr Ausschluss aus dem Orden und seine Mitteilung darüber nach Rom und (vermutlich auch) an die Junta. Er ist (weiß Gott oder das Archiv oder wer auch immer!) nicht entlastet vom Verdacht der Kungelei mit dem Mörderregime, aus welchen Gründen auch immer er sie betrieb, ob aus Feigheit oder opportunistischer Berechnung. Die beiden Armen-Fratres waren dadurch "vogelfrei" und des Schutzes des Jesuitenordens entledigt. Er musste einfach nichts tun, er musste nur einfach geschehen lassen, was geschah. Das war die traditionelle Linie der Kirche: "Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist".
 
Mir könnte es völlig egal sein, wen die Katholiken dieser Erde verehren, wem sie huldigen, an was sie glauben. Ihre religiösen Vorstellungen sind ihre Privatsache. Als gelernter Ministrant weiß ich aber um die Verlogenheit des Katholizismus ziemlich hautnah Bescheid, und wo es ins Verbrecherische schlägt, wird's politisch, gegebenenfalls strafrechtlich. Dann geht es nicht nur Gläubige an, dann ist es ein gesellschaftlicher Skandal. Und der besteht in diesem Fall im vorauseilenden Generalpardon für die Kollaboration der Katholischen Kirche mit den argentinischen Militäts, die kniefällige Vorab-Vergebung für Bergoglio. Das ist es, was mich umtreibt, seine verquasten franziskanischen Beschwörungen zu sezieren. Sie sind so am Thema vorbei, dass ich Vertuschungsabsicht wittern muss. Hätte er nicht auch offen über die Fehler des Klerus reden können, über seine eigene kontroverse Stellung zur "Befreiungstheologie", seine Kontakte zu Junta-Vertretern? Das wäre persönlich ehrlich und tatsächlich ein kirchenpolitischer Hinweis in Richtung Offenheit – das größte Defizit des Kirchenkonzerns. Stattdessen redet der Papst vom "Hüteramt", welches er so schändlich vernachlässigt hat, von "Zärtlichkeit", wo er sich eiskalt distanziert hat in größter Not. Für einen Petrus-Nachfolger genau genommen durchaus passend – bei ihm krähte bereits zweimal der Hahn. Und den dritten Hahnenschrei der Verleumdung bringt nun der Applaus der plötzlich armutsverliebten Kommentatoren und klerikalbesoffenen Schemelrutscher. Fehlt nur noch der Hieb aufs Ohr – ein Schlag in die Zuhörerschaft seiner Gemeinde.
 
Das sind meist Andere als die religiös motivierten Friedenskämpfer, mit denen ich zu tun habe. Deren Ablehnung des Zölibats, ihre Forderungen nach Aufwertung der "Laien"-Beteiligung und nach Öffnung des Priesteramts für Frauen kann ich verstehen, auch wenn mich ihre innerkirchlichen Bemühungen um Demokratisierung des Ladens nicht tangieren müssen. Ihnen geht es um eine Öffnung und um Weltgewandtheit "ihrer" Kirche, dem Klerus und der Kurie dagegen um Privilegienerhaltung ihres Glaubenskonzerns, der wie ein König- oder Kaiserreich verfasst ist.  Als Humanist und Atheist weiß ich in dieser Lage, wem meine Sympathie gehört, wenn ich gefragt werde. Und ich wurde gefragt. Mal sehen, ob nach den ersten hundert Tagen des Pontifikats von Bergoglio irgendein Sterbenswörtchen über die eigene Schwäche oder die (Mit-)Schuld der Kirche an der Verhaftung und Folterung ihres Personals durch die argentinischen Militärs vernehmbar wird. Oder sonst irgendeine ernsthafte Strukturreform sichtbar wird. Oder gar die Vatikan-Bank aufgelöst wird. Es würde mich doch wundern. Dich wahrscheinlich auch.    

Wolfgang Blaschka, München

 

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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Papstkritik

Papstkritik

Lieber Uli Gellermann,

lieber Wolfgang Blaschka,

die prompte Reaktion auf meinen Kommentar zeigt mir doch, daß ich eine wunde Stelle getroffen habe. Was die Medienhype angeht, die die Papstwahl ausgelöst hat, so kann ich Uli Gellermann vollständig zustimmen. In meinem Beitrag habe ich vergessen, darauf einzugehen.

Im übrigen glaube ich, mit meinen Ausführungen zu meiner kritischen Betrachtungsweise des Papsttums, der institutionellen Religionen und speziell meiner Antihaltung gegenüber der Römischen Kirche genügend beigetragen zu haben, um nicht mißverstanden zu werden. Deshalb werde ich auch nichts ergänzen oder etwas korrigieren.

Wenn der neue Papst wieder in Fußstapfen seines Vorgängers eintritt, wird es in der Zukunft ausreichend Angriffsfläche für Breitseiten geben. Ich habe reichlich Geduld abzuwarten und der Dinge zu harren, die auf uns zukommen.

 

Peter A. Weber

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Ludwig der Träumer
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Verbunden: 13.12.2012 - 16:25
Armut muß sich wieder lohnen.


Armut muß sich wieder lohnen.


Die katholische Kirche hatte im Mittelalter erkannt, daß ihre Macht bröckelt. Intrigen, Korruption, Neid und Mißgunst innerhalb der Priesterschaft wurde nicht nur für den Papst zur Gefahr. Abspaltungen drohten, Mord und Totschlag in den eigenen Kreisen waren üblich, um sich selbst nach vorne zu bringen.

Es war also eine Lösung des Problems angesagt. Die innere Struktur mußte wieder gefestigt werden. Machiavelli dürfte die Lösung des Problems geliefert haben. (Machiavelli bitte nicht falsch verstehen. Er hat lediglich die miesen Abgründe menschlichen Handelns beschrieben, nicht erfunden.) Martin Luther, als Zeitgenosse und willfähriger Diener des Papstes wurde auserkoren, diese Aufgabe zu übernehmen.  Machiavelli kam also im richtigen Zeitpunkt, um Anleihe zu geben, wie man Macht zurück gewinnt. Das war sicher nicht seine Absicht. Das ist jedoch ein anderes Thema.

Luther, der lediglich einige unbedeutende Rituale in Frage stellte, scheuchte den dekadenten Klerus so entsetzlich auf wie ein Wolf eine Schafherde. Es war ein äußerer Feind geschaffen, den es gemeinsam zu bekämpfen gilt. Das schweißt wieder zusammen. Dabei war man sich bewußt, daß man ein paar Schäfchen verliert, die dem neuen selbstgeschaffenen Verführer folgen. Die Abtrünnigen konnte man verschmerzen, dienten sie doch dem eigenen Machterhalt. 30 % Verlust, um den Krieg zu gewinnen, sind Peanuts. Die große Krise war überwunden, die Macht des Papstes wieder hergestellt, wenn auch mit ein paar  weinigeren Schafen. Diese Krise war eine innere Angelegenheit.

Die heutige Krise der katholischen Kirche kommt weniger von innen, auch wenn immer mehr Verfehlungen öffentlich werden. Der aufgeklärte und nach Freiheit strebende Mensch ist das Problem. Er möchte sich eigentlich selbst verwirklichen, ohne sich dem Diktat der Kirche zu unterwerfen. Fast übergangslos mit der Aufklärung und später der  industriellen Entwicklung  hat er sich dem Konsummismus als wichtigere Religion auserkoren. Nicht nur die Gier nach materiellen Gütern, sondern auch triebmäßige, dem Schöpfungsgedanken und in der natürlichen Evolution nicht vorgesehene Handlungen und Rituale möchte er sich zur Sicherheit, falls es wirklich einen strafenden Gott gibt, ohne Höllenfeuer freischalten lassen. Nur und nur darum hält er noch frömmelnd an der Kirche fest. Das neue hysterische Gehabe großer Menschenmengen, wenn weißer Rauch aufsteigt und noch niemand weiß, wer die Figur ist, die da aus der Flasche entkommt, kann ich mir damit jedoch nicht erklären. Rauch und Schall scheint deren Hirne irgendwie zu vernebeln. Je nachdem was dort geraucht wurde, kann der Passivrauch berauschend wirken.

Der Ablaßhandel, einen Höhepunkt in Zeiten Luthers erreicht und danach verboten, findet heute immer noch über die Kirchensteuer statt. Der Staat treibt die Kirchensteuer ein. Eine Trennung der Kirche von der Staatsgewalt ist somit nicht gegeben. „Halt du sie arm, ich halt sie dumm und ängstlich“ sagte der Papst zum König.

Wir sind Papst. Seit dem 13.03.2013 nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. „Gottes neue Hand“, wie es die Bild und alle andere Medien beschreiben, wird die Welt retten. Vor wem und wer ist die Welt? Ich behaupte mal, es ist die Welt der Reichen vor dem Zorn der Armen, die gerettet werden soll. Ausgerechnet in einer Zeit, in der die Schere zwischen arm und reich exponentiell auseinanderdriftet, kommt Franzl und will Armut und Demut vorleben.  Was will er den Armen vermitteln. Armut muß sich wieder lohnen, vermittelt er mir zwischen den Zeilen. Statt das Thema der gerechten Verteilung aller Ressourcen aufzugreifen, die im Überfluß da sind, predigt er Bescheidenheit und führt sie werbewirksam vor. Perfekter kann man nicht Wasser fürs Volk  predigen um den Wein für die Elite zu sichern. Der Gehörnte würde sich solche Lehrbuben wünschen. Der Wunschkandidat unserer Regierung u. a. dürfte Franzl allemal sein. Das ganze Schauspiel dient nur einem Zweck. Das Volk einzulullen, damit es sich mit seinem Schicksal und der zunehmenden Verarmung noch eine Weile abfindet. Der Medienrummel um diese Figur läßt bei mir keine anderen Rückschlüsse zu.

Genau solche Päpste hat Esther Vilar 1984 in ihrem Roman ‚Die Antrittsrede der amerikanischen Päpstin‘ beschrieben, um über den Umweg der vorgelebten Armut der katholischen Kirche, die endgültige Macht über dem Pöbel zu sichern.
Seht her, wir haben euch unsere ganzen Reichtümer geschenkt und was habt ihr daraus gemacht. Alles sinnlos verpraßt. Es bedarf daher ab sofort wieder eines starken Mannes, äh, einer noch stärkeren Frau, um euch wieder in rechte Bahnen zu führen. Ihr seid der Freiheit und des Geldes nicht wert, die wir euch gegeben haben. Begreift endlich, daß ihr eine starke Hand braucht, die euch führt. Ob es Gott gibt, oder nicht, ist vollkommen egal. Wir haben ihn für euch geschaffen, damit ihr in geordneten Bahnen leben könnt.
Ein lesenswerter Roman, der beschreibt, wie die ‚Mächtigen‘ ticken und langfristig über Jahrhunderte denken. Da kommt der Verdacht auf, daß sie mehr über mögliche Reinkarnationen wissen als wir, sonst würden sie nicht so weit planen. Absahnen und abhauen, wäre sonst effektiver.

„Ihr Armem habt doch schon das Himmelreich besetzt, laßt der Elite wenigstens ihren Reichtum, die hat doch sonst nichts.“ (war das von Volker Pispers oder von Nietzsche?)

Ne, ich glaub „Die Pfaffen haben die Kathedralen gebaut, um sich besser vor Gott verstecken zu können“, war eher von Nietzsche.

 

Die Hölle ist überwindbar. (Hermann Hesse)

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