Rededuell Merkel vs. Steinbrück reine Spiegelfechterei

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Peter Weber
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Rededuell Merkel vs. Steinbrück reine Spiegelfechterei
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Rededuell Merkel vs. Steinbrück reine Spiegelfechterei


Ich hatt mir geschworen, mir dieses aufgemotzte Spektakel nicht im TV anzusehen, weil ich davon überzeugt war, daß dort sowieso nur vorgefertigte Gemeinplätze aus der Mottenkiste zum Besten gegeben werden. Meinen Schwur habe ich eingehalten, aber die Medienkommentare haben mich schließlich doch dazu veranlaßt, mir eine kurze Beurteilung zu erlauben.

Wer mit meinen Beiträgen vertraut ist, der weiß, daß ich weder von Frau Merkel oder Herrn Steinbrück viel halte. Angela Merkel hat an der Stelle, wo bei normalen Menschen ein Herz sitzt, einen Stein eingepflanzt – und eine Seele besitzt sie ebenfalls nicht. Charisma und Ausstrahlung – ebenfalls Fehlanzeige. Und fachliche Kompetenz blitzt höchst selten auf. Man könnte meinen, sie sei eine Maschine, ein menschlicher Roboter, der in Stereotypen spricht. Merkel ist eiskalt und berechnend. Peer Steinbrück versucht vergeblich, sein Wendehals-Image zu verbessern, was ihm jedenfalls bei mir nicht gelingt. Er ist ein langweiliger Bürokrat und Besserwisser, der wenig überzeugend wirkt und in seiner ausgesuchten Rolle fehl am Platze ist.

 

© Klaus Stuttmann, Berlin - klick

 

Ich werde jetzt nicht den Fehler begehen und detailliert auf das wenig aussagekräftige „Duell“ eingehen, denn das lohnt der Mühe nicht. Allerdings liste ich der Übersicht halber die von den Diskussionsteilnehmern aufgegriffenen Themengebiete auf, damit man sich einen Eindruck von der Oberflächlichkeit der Zirkusveranstaltung machen kann:

  • Wirtschaftspolitik
  • Mindestlohn
  • PKW-Maut
  • Betreuungsgeld
  • Energiewende
  • Strompreise
  • Überwachungsskandal
  • Militärintervention Syrien

Selbstverständlich wurde in allen Sachgebieten nur wiedergekäut, was eh schon breitgetreten war. Neue Erkenntnisse gab es nicht – und hilfreiche Lösungsansätze suchte man vergebens. Der NSA-Skandal wurde nur kurz angesprochen, wobei von keiner Seite wirklich Tacheles geredet wurde. Auch Syrien wurde zum Schluß nur am Rande erwähnt, wobei sich beide Parteien befleißigten, eine direkte deutsche Beteiligung an einem Militärschlag auszuschließen. Aber wie wir aus Erfahrung wissen, gibt es da verschiedene Hintertürchen und den beliebten Politikergrundsatz: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ sollte man auch nicht vergessen.

 


Derartige Theaterevents wie Polit-Talkshows, Interviews, Diskussionen oder Rededuelle wirken auf mich wie Brechmittel. Was bei diesen Gelegenheiten aufgetischt wird, ist derartig abgestanden und verschimmelt, daß es ungenießbar ist. Aber was das schlimmste von all dem Budenzauber ist:

 

1.  Von den beteiligten Journalisten werden niemals die richtigen Fragen nach den wirklichen Ursachen der Probleme gestellt! Reporter, die vorhätten, den Politikern auf den Zahn zu fühlen, würden von ihren Chefredakteuren niemals als Interviewer delegiert. Beim öffentlich-rechtlichen TV regiert bekanntlich der Parteienproporz. Die Chefredakteure und die Intendanten werden politisch berufen und an der Kandarre gehalten. Was will man da erwarten?

 

2. Die beteiligten Politiker vermeiden die Systemfrage wie der Teufel das Weihwasser. Sie beschäftigen sich ausschließlich mit Nebensächlichkeiten oder Folgeerscheinungen der wirklich auslösenden Faktoren. Wenn relevante Themen angeschnitten werden, wird mit Ausreden, Abschweifen, Ignorieren oder unverbindlichen und schwammigen Floskeln reagiert.

 

Unter diesen Umständen sollte man doch einmal ernsthaft reflektieren, welchen sittlichen Nährwert denn derartige Politshows haben. Ich glaube, daß ich unseren Lesern diese Antwort nicht vorwegnehmen muß. Allerdings bleibt noch das Motiv offen, warum sie dennoch veranstaltet werden. In Zeiten, in denen der Ruf der  Politik baden geht, muß ein besonderer medialer Aufwand betrieben werden, um dem Volk Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit der Spitzenpolitiker vorzutäuschen. Vertrauensverluste und Schwinden der demokratischen Substanz gehen Hand in Hand und müssen mit möglichst viel Marketinggetöse überspielt werden. Hier noch ein entsprechendes Zitat von mir aus einem der letzten Beiträge im Kritischen Netzwerk:


„Je mehr sich die Gegebenheiten von demokratischen Strukturen entfernen, um so mehr wird für die angebliche Wichtigkeit des Wählens geworben. Damit soll der Schein geweckt werden, daß die Bürger einen substanziellen Einfluß auf das politische Geschehen sowie die künftige Entwicklung  im Lande hätten. Das ganze ist vergleichbar mit einer Produktwerbung, bei der für das qualitativ schlechteste Produkt der höchste Werbeaufwand betrieben wird. Und wir wissen alle aus Erfahrung, daß die Masche wie geschmiert läuft, denn der einfältige Bürger glaubt als Konsument oder Wähler so gut wie jeden Schmarren, sofern er nur oft genug wiederholt wird.“


Dieses beschämende Verhalten veranlaßt mich zu folgenden Fragen ans Volk:

  • Wie doof muß ein Volk sein, bei dem sich ein Teil der potenziellen Wähler in ihre Wahlentscheidung von solchem Popanz beeinflussen läßt?
  • Wie bescheuert müssen Bürger sein, die politische Inhalte und deren Hinterfragen nicht die Bohne interessiert?
  • Wie hirnvernebelt müssen Menschen sein, die sich von Äußerlichkeiten, Image und schauspielerischem Auftreten blenden lassen?
  • Wie deppert sind die Leute, die sich an Umfrage über den Sieger dieses Scheingefechts beteiligen und sich in ihrer Wahlentscheidung auch noch daran orientierten?

Wer hat denn nun das Jahrhundert-Redegefecht gewonnen? „Ich glaube, Deutschland hat gewonnen, weil es gut ist, dass sich die Menschen ein Urteil bilden können.“ Ratet mal, wer diese Antwort gegeben hat? Na, klar – unsere Meister-Schönfärberin im Hosenanzug.

 

MfG Peter A. Weber

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Marie-Luise Volk
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Verbunden: 28.10.2010 - 13:29
Phantasien gegen Wut

 

Alles war eine Zumutung: TV-"Duell" nebst Moderatoren, anschließende Jauch-Sendung und am darauffolgenden Tag die nochmalige "Zusammenfassung" des ach so "gelungenen" Duells.

Während des "Duells" habe ich mich nach früheren Zeiten gesehnt: Da  wurden wenigstens noch echte Waffen verteilt. Da konnte man gelegentlich auf eine endgültige Klärung hoffen. Meine an diesem Abend nicht mehr zu unterdrückenden Phantasien halfen mir wenigstens, meine Wut zu bekämpfen.

Marie-Luise Volk

 

 

 

 

 

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