Steinmeier versteht die Saudis. Deutsche Panzer bald im Jemen?

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Ulrich Gellermann
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Verbunden: 22.03.2013 - 15:43
Steinmeier versteht die Saudis. Deutsche Panzer bald im Jemen?
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Steinmeier versteht die Saudis


Deutsche Panzer bald im Jemen?


Vor der Küste des Jemen hat die amerikanische Marine zwei saudische Kampfpiloten aus dem Meer gerettet. Jetzt, so denkt der gelernte deutsche Medien-Konsument, jetzt werden die zwei aber vor einem internationalen Gerichtshof landen, denn ihr Einsatz zur Bombardierung von Zielen im Jemen war natürlich völkerrechtswidrig. Auch wundert sich der gleiche Medien-Verbraucher, dass die arabische Militäroffensive im Jemen noch keinerlei Sanktionen zur Folge hatte. Und da wäre ordentlich was zu sanktionieren: Neben den Saudis sind es weitere neun arabische Länder, die sich an den Luftangriffen im Jemen beteiligen. Was der arme Mensch - immer bestens von der SÜDDEUTSCHEN oder der ARD informiert - nicht begreift: Der Jemen ist nicht die Ukraine. Und Saudi-Arabien ist nicht Russland.
 

English: Insurgency in Yemen detailed Map. (Before the invasion of Saudi Arabia) - Stand 26. März 2015 - zur Vergrößerung Karte mehrmals anklicken !
   Controlled by Houthis forces and Saleh loyalists
   Controlled by Yemeni government forces
   Controlled by AQAP forces
   Controlled by Southern Movement

 

Wenn demnächst die ersten deutschen Leopard-Panzer von den Saudis zu einer geplanten Bodenoffensive in den Jemen geschickt werden, - an der Grenze zum Jemen stehen sie schon seit Tagen - wird der deutsche Außenminister wahrscheinlich erneut Verständnis zeigen: "Die demokratisch gewählte Regierung des Jemen ist von den Huthi-Rebellen aus der Hauptstadt Sanaa vertrieben und jetzt auch in Aden angegriffen worden. Staatspräsident Hadi hat das Nachbarland Saudi-Arabien angesichts dieser akuten Bedrohung um Hilfe gebeten. Vor diesem Hintergrund habe ich Verständnis für das saudische Vorgehen.“ Der neue Präsident des Landes ist gerade "demokratisch" gewählt worden: Mit 99,8 Prozent der Stimmen. Mitten in einer Bürgerkriegs-Situation. Nun wissen wir was Steinmeier unter demokratischen Wahlen versteht.

Was der deutsche Medien-Konsument runterschlucken muss, ist deshalb ein gewisses Verständnis, weil auf der Seite der Saudis nicht nur die lupenreinen Demokratien Ägypten, Kuwait, Katar und andere Kunden der deutschen Waffenindustrie stehen, sondern auch die zutiefst demokratischen Militärmächte Großbritannien und USA. Mit denen ist Deutschland gemeinsam in der NATO und solidarisch in der Ukraine-Front. Und schließlich, so ist zu lesen und wird gesendet, geht es im Jemen um einen Konflikt zwischen den demokratischen Saudis und den undemokratischen Iranis. Da kann uns Steinmeier In der BILD-Zeitung aber beruhigen: "Ich glaube nicht, dass die Schlüsselspieler (Saudi Arabien und Iran) an einem solchen Szenario (einer direkten Konfrontation) irgendein Interesse haben.“ So isser, der Global-Schlüssel-Player aus dem Auswärtigen Amt, immer einen weltläufigen Spruch auf den Lippen.

Die Briten waren lange Zeit Kolonialmacht im Südjemen: Schon 1839 besetzten sie die strategisch wichtige Stadt Aden, um dann später, nach dem Zusammenruch des Osmanischen Reiches, sich ein nettes kleines Protektorat aus dem Jemen zu schneiden, das immerhin bis 1967 Bestand hatte.
 

 

Die USA waren in den letzten Jahren primär mit ihren Drohnen im Jemen vertreten. Mal erwischten sie eine komplette Hochzeitsgesellschaft, dann wieder war es ein Herr "Mutmaßlich", dieser mutmaßliche Terrorist, der, ob er einer war oder nicht, ohne Anklage und Urteil vom Leben zum Tod befördert wurde. Diese Lynchjustiz übten und üben die USA von deutschem Boden aus: in Ramstein. Dort unterhalten die Freunde von Frau Merkel einen Militärstützpunkt, ein Zentrum des amerikanischen Drohnen-Krieges.
 

 

Weil das Beispiel der NATO-Freunde Deutschlands die Merkel-Gauck-Steinmeier-Gruppe offenkundig zur Intensivierung der deutschen "Verantwortung" reizt, hat der Bundestag vor ein paar Tagen die Fortsetzung des deutschen "Engagements" im Rahmen der "European Union Training Mission Somalia" (EUTM SOM) beschlossen. Dieser engagierte missionarische Einsatz steht im engen Zusammenhang mit der "Operation Atalanta". Mit der versucht die Bundesmarine mittels diverser Kriegsschiffe ehemalige somalische Fischer von deren Piraten-Karriere abzuhalten. Folgt man dem aktuellen Lagebericht der Bundeswehr, befinden sich deutsche Soldaten außerdem in Mali, im Senegal, in Zentralafrika, am Horn von Afrika, in der Westsahara, im Sudan und im Südsudan. So intensiv in Afrika engagiert wie die ehemaligen Kolonialmächte ist Deutschland noch nicht. Aber auch die Engländer haben mal klein angefangen. Und jetzt sind sie immerhin die anerkannt wichtigsten Wasserträger der USA.

Ulrich Gellermann, Berlin

 



► Quelle:  RATIONALGALERIE > Artikel


Bild- und Grafikquellen:

 

1. Detaillierte Karte von Jemen (Stand 26.03.2015). Autoren: mehrere Wikipedia-User Commons. Quelle: Wikimedia Commons. Der Urheberrechtsinhaber dieses Werkes veröffentlicht es als gemeinfrei. Dies gilt weltweit.

2. Die Altstadt von Aden, Yemen, gelegen unterhalb des Kraters eines erloschenen Vulkans. Foto/Autor: Jialiang Gao. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.

3. Todbringende Kampfdrohnen dienen zur gezielten Auslöschung von Menschen, Kollateralschäden inklusive. Foto: AK Rockefeller. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0)

Foto Startseite: Aussenminister Frank-Walter Steinmeier bei der MSC, Feb. 2014. Foto: Tobias Kleinschmidt. Dieses Bild wurde von der Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik unter der Lizenz Creative Commons Attribution Deutschland 3.0 auf der Webseite www.securityconference.de veröffentlicht. Entsprechend den Angaben im Impressum können die Bilder unter dieser Lizenz verwendet werden, solange der Name des Fotografen genannt wird. (siehe auch Wikimedia Commons)