Es gibt keine Rehabilitierung des Vietnamkriegs
von Robert Freeman / CommonDreams
Es gibt einen enormen Druck und eine Menge Geld, um Vietnam zu rehabilitieren, um die Schuld an diesem Krieg und die Schande darüber hinter uns zu lassen. Aber gerade die Schuld der Menschen, ihre Scham über das, was in ihrem Namen getan wurde, und ihr Mut, es anzuklagen, machten es ihrer Regierung unmöglich, die Barbarei noch länger fortzusetzen.
Seit dem Tag, an dem der Vietnamkrieg 1975 zu Ende ging, gab es Bemühungen, den Vietnamkrieg zu rehabilitieren, um ihn akzeptabel, ja sogar ehrenhaft zu machen. Schließlich gab es so viele Seiten an der Geschichte, nicht wahr? Es war so komplex, so vielschichtig. Es gab echtes Heldentum unter den Truppen.
Natürlich ist das alles wahr, aber das gilt für jeden Krieg, so dass es keinen Krieg wieder gutmacht. Der Vietnamkrieg ist jenseits alle Erlösung und muss wegen der Katastrophe, die er war, in Erinnerung gerufen und verurteilt werden. Der Vietnamkrieg war "eine der größten amerikanischen außenpolitischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts". Das sind nicht die Worte eines linken Gelehrten oder einer schreibenden Antiamerikanerin. Das sind die Worte von H.R. McMaster, dem amtierenden Nationalen Sicherheitsberater des US-Präsidenten.
Warum muss man sich an Vietnam erinnern und es als die Katastrophe verurteilen, die es wirklich war? "Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass weder Vietnam, noch Laos, noch Kambodscha die Vereinigten Staaten von Amerika angegriffen haben. Sie wollten sie nie angreifen. Sie haben nie versucht, sie anzugreifen. Sie hatten nie die Kapazität, sie anzugreifen. Sie wollten einfach ihr eigenes Leben selbst gestalten."
Erstens haben die USA ihre eigenen Ideale im Krieg verraten. 1946 bat der vietnamesische Präsident Ho Chi Minh den US-Präsidenten Harry S. Truman um Hilfe bei der Vertreibung der Franzosen, die Vietnam seit den 1860er Jahren als Kolonie besetzt hatten. Hatten die USA nicht selbst einmal einen Unabhängigkeitskrieg geführt, um sich von der europäischen Kolonialherrschaft zu befreien?
Tatsächlich wurden die einleitenden Worte zur vietnamesischen Unabhängigkeitserklärung in sakramentaler Ehrfurcht von der amerikanischen Erklärung entlehnt. Sie hallen an jeden patriotischen Amerikaner zurück: "Alle Menschen sind gleich geschaffen. Sie sind von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräußerlichen Rechten ausgestattet, darunter das Leben, die Freiheit und das Streben nach Glück."
Aber Ho war Kommunist. Truman lehnte ihn ab und half stattdessen den Franzosen. Das war die "Erbsünde", die es den USA unmöglich machte, die Herzen und Köpfe der vietnamesischen Bevölkerung zu gewinnen. Es ist das, was den Krieg letztlich zum Scheitern verurteilt hat. Aber das war nicht die einzige Kardinalsünde, die die USA gegen ihre eigenen vermeintlichen Ideale begangen haben.
Dwight D. Eisenhower verletzte das Genfer Abkommen von 1954, das den Krieg mit den Franzosen geregelt hatte und errichtete im Süden ein Marionettenregime. Daher "Süd"-Vietnam, das, nicht überraschend, schnell verschwand, sobald die Amerikaner abgezogen waren. Er pfropfte einen wohlhabenden katholischen Mandarin aus New Jersey - Ngô Đình Diệm - auf das Volk, das überwiegend arm war und aus Buddhisten und Bauern bestand.
Diệm boykottierte dann mit Eisenhower's Segen die in dem Abkommen vereinbarten Wahlen zur nationalen Vereinigung. Eisenhower schrieb später, dass der Grund für den Boykott war, dass "unsere Jungs verloren hätten". Als Diệm die zunehmende Rebellion gegen seine spalterische, allzu drückende Herrschaft nicht mehr unterdrücken konnte, ließ John F. Kennedy ihn umbringen.
Zweitens gingen die Vereinigten Staaten von Amerika mit apokalyptischer Brutalität gegen Vietnam vor, weit über jeden erdenklichen moralischen Maßstab der Verhältnismäßigkeit hinaus. Sie warfen dreimal mehr Tonnen Bomben auf Vietnam, als von allen Beteiligten am Zweiten Weltkrieg zusammengenommen abgeworfen wurden. Vietnam ist etwa so groß wie New Mexico und hatte damals eine Bevölkerung, die größer war als die von New York und Kalifornien zusammen.
Die USA verloren im Krieg 58.000 Menschenleben. Aber mehr als vier Millionen Südostasiaten - Vietnamesen, Kambodschaner, Laoten - wurden getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Das sind 69 südostasiatische Menschen, die für jeden einzelnen Amerikaner getötet wurden. Das ist kein Krieg. Das ist ein Massaker in einem Ausmaß, das dem Holocaust nahe kommt.
Die USA sprühten 21 Millionen Gallonen krebserregende Entlaubungsmittel auf Vietnam, darunter das berüchtigte Agent Orange. Mehr als die Hälfte der Wälder des Landes wurden zerstört. Vietnam war die größte vorsätzlich von Menschen verursachte Umweltkatastrophe in der Geschichte der Welt. Kinder werden immer noch mit Geburtsdefekten aufgrund der Giftrückstände geboren.
Auf das benachbarte Laos, das 1965 2,4 Millionen Einwohner zählte, warfen die Vereinigten Staaten von Amerika 270 Millionen Streubomben ab. Das sind 113 Streubomben für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind im Land. Mehr als 80 Millionen dieser Bomben (bomblets - „Bömbchen“) sind bis heute noch nicht explodiert.
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass weder Vietnam noch Laos oder Kambodscha die USA jemals angegriffen haben. Sie wollten nie angreifen. Sie haben nie versucht anzugreifen. Sie hatten nie die Kapazität, anzugreifen. Sie wollten einfach nur ihre eigene Lebensweise haben.
Schließlich wurde der Krieg auf der Grundlage von Lügen begonnen und mit unerbittlichem Lügen fortgesetzt. Deine Mutter hat dir wie alle guten Mütter einst beigebracht, dass etwas falsch ist, wenn du deswegen lügen musst. Die Geheimdienste belogen uns unermüdlich über die Bedrohung durch eine Nation vorindustrieller Bauern am anderen Ende der Welt, die nach fast einem Jahrhundert kolonialer Herrschaft von den westlichen imperialen Mächten einfach in Ruhe gelassen werden wollte.
Fünf aufeinanderfolgende Präsidenten belogen das amerikanische Volk über die Notwendigkeit des Krieges und seine wahrscheinliche Gewinnbarkeit. Keiner von ihnen wollte den Eindruck erwecken,"sanft mit dem Kommunismus umzugehen". Keiner wollte "der erste amerikanische Präsident sein, der einen Krieg verliert".
Die Pentagon-Papiere deckten auf, daß das Militär mit Lügen durchtränkt war, von den Leichenzählungen auf dem Feld bis zu strategischen Berichten über den Fortschritt. Whistleblower wurden aus dem Dienst geworfen, um sicherzustellen, dass nur Lügen in der Befehlskette nach oben transportiert wurden. Die Lügen wurden erst entdeckt, wenn es zu spät war. [Anm. KN-ADMIN H.S.: Durch Veröffentlichung der geheimen Pentagon-Papiere durch Dr. Daniel Ellsberg wurde 1971 die jahrelange Täuschung der amerikanischen Öffentlichkeit über wesentliche Aspekte des Vietnamkriegs aufgedeckt.]
Tatsächlich ist es genau unsere Verlogenheit über den Vietnamkrieg, damals wie heute, und unser Wissen über diese Lügen, ohne sie jemals offen und eindeutig zurückgewiesen zu haben, die den Krieg weiterhin als unehrenhaft erscheinen lassen.
Die Ehrlosigkeit betrifft natürlich nicht die Millionen Soldaten, die dort gedient haben, sondern den Krieg selbst. Die Ehrlosigkeit betrifft die Institutionen - öffentliche wie private - die vom Krieg profitierten und gelogen haben, um ihn zu rechtfertigen, und sie betrifft die Menschen, deren Schweigen und Duldung sie zu Komplizen der Lügen machte.
Die Ehrlosigkeit betrifft diejenigen, die unsere Soldaten, unsere Kinder, in die perverse Situation gebracht haben, nicht ehrenvolle Dinge ehrenhaft zu tun, sondern zu versuchen, ehrlose Dinge ehrenhaft zu tun. Denn trotz der erhabensten Motive, die wir für seine Anfänge erfinden konnten, ist das zweifellos das, was aus dem Krieg schließlich wurde.
Im März 1965, vor dem Einsatz von amerikanischer Bodentruppen, der den Krieg unumkehrbar machen würde, noch bevor die überwiegende Mehrheit der Bombardierungen und Morde verübt wurde, erklärte ein Pentagon-Briefing für US-Präsident Lyndon B. Johnson die wahren Ziele des Krieges: "... 70%, um eine demütigende US-Niederlage zu vermeiden; 20%, um Südvietnam (und angrenzende Gebiete) vor chinesischen Händen zu bewahren; und 10%, um dem Volk Vietnams ein besseres, freieres Leben zu ermöglichen".
Genau darum ging es bei der pathologischen Brutalität in Vietnam. Es war nicht unbeholfenes Wohlwollen, das schief ging, wie die Apologeten uns glauben machen wollten. Es ging nicht darum, Demokratie zu bringen, nicht darum, den Kommunismus abzuwehren, nicht darum, dem vietnamesischen Volk zu helfen. Es ging darum, "eine demütigende US-Niederlage zu vermeiden". das sind die offiziellen, wenn auch damals geheimen Worte der US-Regierung.
Wir können eine noch größere Autorität herbeirufen als H.R. McMaster, um zu bestätigen, dass der Krieg falsch war. Robert McNamara war der US-Verteidigungsminister sowohl unter Kennedy als auch in der Johnson-Regierung. Er ist der unbestrittene Architekt und Chefstratege des Krieges. In seinen Memoiren schrieb McNamara: "Wir von den Regierungen Kennedy und Johnson, die an den Entscheidungen über Vietnam teilgenommen haben, handelten nach dem, was wir für die Prinzipien und Traditionen dieser Nation hielten. Wir trafen unsere Entscheidungen im Lichte dieser Werte. Doch wir lagen falsch, furchtbar falsch. Wir schulden es den kommenden Generationen zu erklären, warum."
Es gibt keine zwei unvereinbareren Autoritäten über den Krieg als diese beiden Männer. Sie repräsentieren das Alte und das Neue, Demokraten und Republikaner, Zivilisten und Soldaten, Schauspieler und Kritiker, introspektiv und retrospektiv. Doch sie kommen beide zu der selben verdammten Schlussfolgerung.
Es gibt einen enormen Druck und eine Menge Geld, um Vietnam zu rehabilitieren, um die Schuld daran und die Schande hinter uns zu bringen. Aber gerade die Schuld der Menschen, ihre Scham über das, was in ihrem Namen getan wurde, und ihr Mut, es anzuklagen, machten es ihrer Regierung unmöglich, diese Barbarei noch länger fortzusetzen. Hätten wir nur heute diese Art von Schuldbewusstsein, Scham und Mut unter uns.
Denken Sie daran: Wenn wir darüber lügen mussten, war es falsch. Das ist heute so wahr wie damals, nicht wahr? Und Unrecht wird nicht durch die lautere oder wiederholte Wiederholung von Originallügen richtig gestellt. Oder, durch die kunstvolle Erfindung von neuen, glatteren, sympathischeren.
Diese Lektion zu vergessen oder, schlimmer noch, sie aus unserem Gedächtnis zu waschen, damit wir mit gereinigtem Gewissen und verstärktem Eifer mit noch mehr Raubzügen weitermachen können, wäre ein Verrat an sich selbst, dem nur das amerikanische Volk widerstehen kann.
Robert Freeman
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Lesetipps:
"Vietnamkrieg: Jeden Monat ein My Lai" von Robert C. Koehler - weiter.
"Good Morning, Vietnam!" von Georg Rammer - weiter.
Webseitentipp: (Die Offenlegung / Enthüllung zu Vietnam)
"Vietnam Full Disclosure" >> vietnamfulldisclosure.org >> About Vietnam Full Disclosure.
Video-Doku-Tipps:
Der Korrespondent der kanadischen Zeitung Toronto Star, Michael Maclear, produzierte eine außergewöhnlich wertvolle Film-Dokumentation über das Schrecken des Vietnamkrieges. Nachfolgend ist der 1. Teil zu sehen, die Folgeteile schließen sich diesem automatisch an. SEHR SEHENSWERT!!
"Vietnam: The Ten Thousand Day War - America in Vietnam" [1/13] (Dauer 48:09 Min. - 12 weitere Teile folgen im Anschluss. Man kann auch im Menü zu den einzelnen Teilen vor- und zurückblättern, man sollte sie alle gesehen haben!
"Die Wahrheit über den Vietnamkrieg (Doku) Daniel Ellsberg und die Pentagon Papiere" (Dauer 1:31:15 Std.)
► Quelle: erschienen am 24. September 2017 auf >> CommonDreams >> Artikel. This work is licensed under a Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 License.
Die Weiterverbreitung des Textes ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen! Die deutsche Übersetzung wurde dort freundlicherweise von Klaus Madersbacher / A zur Verfügung gestellt.
► Bild- und Grafikquellen:
1. Vietnam War 1965 - Hovering U.S. Army helicopters pour machine-gun fire into the tree line to cover the advance of South Vietnamese ground troops as they attack a Viet Cong camp eighteen miles north of Tay Ninh, near the Cambodian border, March 1965. (AP Photo/Horst Faas). Quelle: Flickr-Account von manhhai. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).
2. Vietnam war 1972 - Flächenbombardement. Foto/ Photo by Raymond Depardon. Quelle: Flickr-Account von manhhai. Verbreitung mit Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).
3. Vietnam War - Women and children crouch in a muddy canal as they take cover from intense Viet Cong fire at Bao Trai in Jan. of 1966, about 20 miles west of Saigon, Vietnam. (AP Photo/Horst Faas, File) - source: blogs.denverpost.com. Quelle: Flickr-Account von manhhai. Verbreitung mit Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0)
4. "Krieg ohne Ende - Spätfolgen des Vietnamkrieges. Agent Orange und andere Verbrechen" von Peter Jaeggi; Lenos Verlag 2016, 298 Seiten, kartoniert; € 24.90, sFr. 32.-ISBN 978-3-85787-473-4
Im Vietnamkrieg versprühten die USA und ihre Verbündeten Millionen Liter von gefährlichen Herbiziden, darunter Agent Orange. Es enthielt TCDD, das giftigste aller Dioxine. Noch heute kommen deswegen Kinder mit Behinderungen zur Welt: Der Krieg, der 1975 endete, dauert noch immer an. Der Chemiewaffeneinsatz war damals nur eines der vielen Kriegsverbrechen. Dieses Buch erzählt die Geschichte des gefährlichen Herbizids und zieht Parallelen zu »Agents Orange von heute«, zu Umweltgiften wie Glyphosat und Dioxinen bei uns, und davon, wie die Giftopfer von damals noch immer um Gerechtigkeit kämpfen. Erzählt wird auch die Geschichte des Vietnamkrieges, der mit einer Lüge begann. Es gab Millionen von toten, verletzten und kranken Menschen.
Außerdem: Die Napalmopfer. Die Blindgänger. Ein Lexikon zeigt: Der amerikanische Krieg in Vietnam war fast ein Weltkrieg, in dem auch Deutschland, Österreich und die Schweiz unterschiedliche Rollen hatten.
Peter Jaeggi, geboren 1946, ist freischaffender Autor, Radiomitarbeiter (SRF, ORF, SWR) und Fotograf. Seit langem dokumentiert er in seinen Reportagen, Rundfunkfeatures und Büchern die Spätfolgen von Katastrophen (Vietnamkrieg, Tsunami, Tschernobyl). Fotos von Roland Schmid und erstmals im deutschsprachigen Raum publizierte Bilder damaliger nordvietnamesischer Kriegsfotografen.
5. Vietnam War - 01 Nov 1967, Saigon, South Vietnam. Homeless Mother and Child. Saigon: Homeless after the recent burning of their village, a mother and her child face an uncertain tomorrow in Vietnam. Image by © Bettmann/CORBIS. Quelle: Flickr-Account von manhhai. Verbreitung mit Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).
6. Napalmopfer während des Vitnamkrieges. Napalm ist eine Brandwaffe mit dem Hauptbestandteil Benzin, das mit Hilfe von Zusatzstoffen geliert wird. So wird erreicht, dass Napalm als zähflüssige, klebrige Masse am Ziel haftet und eine starke Brandwirkung entwickelt. Bereits kleine Spritzer brennenden Napalms verursachen schwere und schlecht heilende Verbrennungen auf der Haut.
Wegen seiner hydrophoben Eigenschaften kann Napalm zudem nur schlecht mit Wasser gelöscht oder von der Haut abgewaschen werden. Auch bei einem nicht direkten Treffer wirkt Napalm äußerst zerstörerisch gegen Lebewesen und hitzeempfindliches Material. Je nach Zusammensetzung erreicht es eine Verbrennungstemperatur von 800 bis 1200 °C. Napalmbomben, die häufigste Einsatzform des Brandstoffes, sind mit Napalm befüllte Metallkanister. Zünder an beiden Enden lösen beim Aufschlag kleine Explosivladungen aus, wodurch der Kanisterinhalt über eine große Fläche verteilt wird.
In ebenfalls großem Ausmaß kam Napalm im Vietnamkrieg zum Einsatz. Die US-Streitkräfte setzten während dieses Konfliktes nahezu 400.000 Tonnen Napalm ein. Der Einsatz erfolgte meist durch Jagdbomber im Tiefflug gegen Flächenziele. Wiederum wurde Napalm in Kanistern abgeworfen. Foto: Flickr-Account von Frank Boston. Quelle: Flickr. (Foto nicht mehr verfügbar). Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).
Auf der von mir sehr geschätzten Seite TELEPOLIS - ein Online-Magazin des Heise Zeitschriften Verlages mit News u. kritischen Beiträgen zur Netzkultur, Wissenschaft, Politik u. Energie/Klima etc. – habe ich einen gut recherchierten Artikel von Peter Mühlbauer gefunden, den ich hier im kurzen Anriss vorstelle und ein Weiterlesen auf TELEPOLIS empfehle. Dort wird die ausführliche Doku-Fernsehserie "THE VIETNAM WAR" des US-amerikanischen Dokumentarfilmers Ken Burns und Lynn Novick über den Vietnam-Krieg thematisiert. Leider ist diese hier wegen einer GEOSPERRE des Rechteinhabers nicht zugänglich.
Was Präsidenten wirklich glaubten - und was sie der Öffentlichkeit sagten
von TELEPOLIS / Peter Mühlbauer 13.10.2017
Ken Burns achtzehnstündige Vietnamkriegsdokumentation ist das Gegenteil von ARD und ZDF
Warum Ken-Burns-Dokumentation sehenswerter sind als andere, lässt sich wie folgt in einem Satz zusammenfassen: Sie sind das Gegenteil dessen, was ARD und ZDF aktuell in diesem Bereich liefern (vgl. Holokaust schreibt man jetzt mit "K"). Und wie die zehnstündige Dokumentationsreihe über den amerikanischen Bürgerkrieg, mit der Burns berühmt wurde, ist auch seine neue Dokumentation über den Vietnamkrieg voll mit Karten, Fotos und Informationen, die für die allermeisten Zuschauer neu sein dürften. Auch dann wenn sie vorher geglaubt hatten, sie wüssten schon alles über diesen Krieg.
Dafür arbeiteten sich Burns und seine Mitarbeiter in zehn Jahren durch über 24.000 Fotografien und mehr als 1.500 Stunden Filmmaterial, das sie nicht nur in amerikanischen, sondern auch in vietnamesischen Archiven fanden. Dass es so viel Material gab, lag auch daran, dass die Dokumentationstechnik zur Zeit der Geschehnisse weiter entwickelt war als die Kontrolle der Medien durch die US-Regierung. Diese Kontrolle verschärfte sich auch aufgrund der Erkenntnisse aus dem Vietnamkrieg, in dem Reporter freier berichten konnten als von heutigen Kriegsschauplätzen.
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Dipl.-Ing. Maschinenbau, Jhrg. 64
Die Folgen des Vietnamkrieges
„ ... die NATO hat in verschiedenen Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz befreundete Journalisten, welche immer im Sinne der NATO schreiben. Das nennt man Information Warfare. Das ist Teil des Krieges. Nur geht es hier um die „Heimatfront“: Die Bürger zu Hause vor dem Bildschirm oder vor der Zeitung. Das überlässt man natürlich nicht dem Zufall. Seit Vietnam haben die USA gelernt, dass die Heimatfront ganz wichtig ist.“ (– Dr. Daniele Ganser, Historiker - NDS)
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Ich will und muss auf einen besonderen Aspekt des Vietnamkriegs hinweisen, der im Artikel in nur einem Satz Erwähnung findet. Dank der Aufarbeitung durchs Kritische Netzwerk wird dieser Aspekt durch ein Buchcover und den Erklärungstext in den Bild- und Grafikquellen unterstrichen. Dennoch besteht die Gefahr, dass er entweder überlesen oder sich der Leser der abgründigen Konsequenz nicht voll bewußt wird. Nur zu leicht wird auf den Vietnamkrieg als ein Faktum der Vergangenheit zurück geblickt, welches vermeintlich abgeschlossen ist.
Das ist falsch. Es enthält zwei sehr bedeutsame Aspekte, die bis in Gegenwart und Zukunft hineinreichen:
1.) Unter den Folgen der Verseuchung der Landes mit Agent Orange leiden Land und Menschen bis heute: Agent Orange war herstellungsbedingt mit dem giftigsten Vertreter der Dioxine verseucht: Tetrachlordibenzodioxin (TCDD).
Das führt heute noch zu schweren Missbildungen bei mehr als hunderttausend Kindern. Siehe dazu die Doku
► AGENT ORANGE - REGEN DER VERNICHTUNG (Dauer 43:37 Min.)
Damit besitzt Agent Orange eine ähnlich „nachhaltig zerstörerische Wirkung“ wie die DU-Munition (depleted uranium, abgereichertes Uran) im Irakkrieg, die ebenfalls heute und in Zukunft Opfer fordert (sehr hohe Kindersterblichkeit, sehr hohe Missbildungsrate, Vererbbarkeit von Gendefekten). Siehe dazu die nachfolgende Doku von Frieder Wagner:
► Deadly Dust - Todesstaub: (1:32:12 Std.)
► Uranmunition - Die unterdrückte Wahrheit - Frieder Wagner im Gespräch mit Robert Stein: (Dauer 57:21 Min.)
Ergo: Sowohl der Einsatz von Agent Orange wie auch DU-Munition WAREN und SIND ein Verbrechen an der Menschheit. Beides kommt einem schleichenden Genozid nahe.
2.) Die Folgen für die ehemals freie und [regierungs-]kritische Presse: infolge der sehr kontrovers-kritischen Berichterstattung der US-Medien (selbst der Leitmedien!) zum Vietmankrieg hat sich der Einfluss der Regierung auf die Medien grundlegend gewandelt:
a) Heute bekommen für den Job als Kriegsberichterstatter nur noch sogenannten „embedded Journalisten“ eine Akkreditierung, bei denen die Regierung recht sicher sein kann, dass nicht mehr neutral, unabhängig und wahrheitsgemäß über die tatsächlichen Fakten und Geschehnisse berichtet wird, sondern in Sinne des Staates Propaganda bzw. ein "Whitewashing" betrieben wird. Wir im Kritischen Netzwerk bezeichnen diese "Kolleginnen" und "Kollegen" als MEDIENHUREN (für beide Geschlechter gleichermaßen zutreffend!)
b) Die heutigen Mainstreammedien betreiben überwiegend „embedded journalism“ - insbesondere bei Themen wie NATO, Bundeswehr, Russland, Kriege, Staatsräson, Terrorismus, Sicherheit, EU, Demokratie, und 9/11 (siehe zu letztem diese KN-Artikel hier und hier) mit Kommentar.
Der ihr von den Gründungsvätern zugewiesenen Aufgabe als "Vierte Macht", die eigene Regierung und das Weltgeschehen kritisch zu beobachten und über diese sachlich, neutral und fachlich kompetent zu berichten, werden die Mainstreammedien bestenfalls noch in rudimentären Ansätzen gerecht. Somit war der Vietnamkrieg DIE Zäsur im Verhältnisses zwischen Regierung und Mainstreammedien, an deren Folgen sich heutzutage Begriffe der überwiegend berechtigten Medienkritik wie „embedded Journalismus“, „Systemmedien“, „Lückenpresse“, „Lügenpresse“ und „Medienhuren“ entzünden.
Lesetipps:
"Krieg ohne Ende" Interview auf NDS mit Peter Jaggi, Autor des gleichnamigen Buches >> weiter
"Was "die Guten" bis heute verheimlichen: Sie haben ... abgereichtere[s] Uran eingesetzt - " NDS >> weiter
Buchcover "Die Macht um Acht. Der Faktor Tagesschau"; Autoren: Uli Gellermann, Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam; Verlag: PapyRossa Verlag, Köln; ISBN 978-3-89438-633-7. >> Buchvorstellung.
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