Wie kann die Flüchtlingsflut gestoppt werden?

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Wie kann die Flüchtlingsflut gestoppt werden?
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Wie kann die Flüchtlingsflut gestoppt werden?


von Eric S. Margolis


Erinnern Sie sich, wie Amerika 2003 außer sich geriet vor Wut darüber, dass Frankreich sich weigerte, den Einmarsch der Vereinigten Staaten von Amerika in den Irak zu unterstützen? Präsident Jacques Chirac und Premierminister Dominique de Villepin warnten, dass George Bushs grundlose Aggression gegen den Irak den Mittleren Osten destabilisieren und zu ungeahnten Gefahren für Europa führen wird.

Amerikas Antwort auf die weise Warnung war die Änderung der Bezeichnung „French fries“ ("Französische Fritten") in „Liberty fries“ ("Freiheitsfritten") und die Fortsetzung der Invasion des Irak. Präsident Saddam Hussein warnte, dass ein amerikanischer Einmarsch die „Mutter aller Schlachten“ in Gang setzen und „die Tore der Hölle öffnen“ wird.

Die französischen Anführer und Saddam Hussein hatten absolut recht, wie jetzt durch die Wellen von verzweifelten Flüchtlingen aus dem Mittleren Osten, die nach Europa strömen, und die tobenden Wilden des Islamischen Staates bestätigt wird.

2006 plante die Bush-Administration unter dem Applaus Israels, nach Syrien einzumarschieren und die Hezbollah im Libanon zu zerstören. Das geschah in der Periode, in der Bush dem britannischen Tony Blair gegenüber damit angab, dass die Vereinigten Staaten von Amerika auch vorhaben, in Pakistan einzumarschieren. Fand der Einmarsch in Syrien deswegen nicht statt, weil einige wenige intelligente Menschen in Washington die Frage stellten, wen Washington an die Macht bringen wolle, um Syrien zu regieren? Die einzige Alternative zur Regierung Assad bildete damals die Moslembruderschaft im Untergrund. Washington wollte mit politischen Moslems nichts zu tun haben, also vertagte es den Einmarsch.

Aber dann schufen die Saudis eine Alternative zu der Bruderschaft: einen Haufen blutrünstiger jihadistischer Fanatiker unter einem Dutzend verschiedener Namen, den sogenannten Islamischen Staat oder IS. Diese wurden gegen das vom Iran unterstützte Assad-Regime in Damaskus losgehetzt, einen ehemaligen US-Alliierten, und vorgesehen für Aktionen gegen die Taliban in Afghanistan.

Diese Jihadisten wurden in Jordanien und im Libanon von den USA, dem Vereinigten Königreich und Frankreich bewaffnet, geführt und ausgebildet. Sie wurden von Saudiarabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten bezahlt, unter der strikten Auflage, dass sich die Jihadisten vom saudischen Königreich fernhielten. Teams von US-Kriegspsychologen schürten Hass zwischen sunnitischen und schiitischen Moslems, eine Teile und Herrsche-Taktik, die sich im Irak bewährt hatte.
 

 

Vier Jahre später brach dann der Sturm los gegen Syrien, das nach mehr als vier Jahren innerstädtischer Kriegsführung mehr oder weniger aus Ruinen besteht. Über 9,5 Millionen von Syriens 22,8 Millionen Einwohnern wurden zu Flüchtlingen gemacht: 6,5 Millionen sind obdachlose Inlandsflüchtlinge, drei Millionen sind in die Türkei, in den Libanon und nach Jordanien geflüchtet.

Jetzt bricht Welle über Welle von größtenteils syrischen Flüchtlingen über Europa herein, wobei der Großteil das Gelobte Land Deutschland erreichen will, das sie mit beeindruckender Großzügigkeit und Freundlichkeit empfangen hat. Im Gegensatz zur deutschen Reaktion steht die von Ungarn, der Slowakischen Republik, Polens und der Tschechischen Republik, die hergingen und sagten, dass sie keine Moslems wollen (obwohl viele syrische Flüchtlinge Christen sind). Ungarns kaltschnäuzige Reaktion rief Erinnerungen an die 1940er Jahre wach. Frankreich war nicht viel besser.

Ebenfalls bemerkenswert in punkto harter Gangart und antimuslimischen Gefühlen war Kanada, einst ein Leuchtturm für Flüchtlinge. Sein islamophobischer, fanatisch proisraelischer Premierminister Stephen Harper wurde letztendlich durch einen öffentlichen Aufschrei gezwungen, eine kleine Anzahl von Flüchtlingen zuzulassen. Israel, das letztes Jahr 600.000 französische Juden eingeladen hatte, zu kommen und sich anzusiedeln, sagte, dass es keinen Platz hat für arabische Flüchtlinge.

In der Tat: es gibt noch immer fünf Millionen staatenlose palästinensische Flüchtlinge infolge der ethnischen Säuberung der palästinensischen arabischen Bevölkerung in den Jahren 1947-48, welche indirekt sowohl von den Vereinigten Staaten von Amerika als auch von der Sowjetunion unterstützt wurde.

Wie kann die heutige Flut von politischen Flüchtlingen gestoppt werden?

Beendet den vom Westen geführten Krieg gegen Syrien. Heute. Hört auf mit der Bewaffnung und Finanzierung der anti-Assad-Jihadisten. Die Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich, das Vereinigte Königreich und die Saudis können das Blutbad in Syrien rasch beenden, indem sie den Nachschub von Waffen und Geld einstellen.

Europa – besonders Deutschland – könnte die hauptsächlich der Mittelschicht zugehörigen Flüchtlinge gebrauchen, die jetzt hereinströmen.

Denken wir an die Warnungen von Chirak und De Villepin, wenn wir im Westen all das scheinheilige Moralisieren über die Flüchtlinge hören. Im Irak gibt es jetzt 3,1 Millionen vertriebene Menschen als Ergebnis des Einmarsches der USA. Rechnen Sie zwei Millionen Flüchtlinge in Afghanistan dazu, die durch die Einmärsche der Sowjetunion und danach der USA verursacht wurden. Rechnen Sie Somalia und Libyen dazu. Das alles ist das Ergebnis der fehlgeleiteten militärischen Abenteuer des Westens.

Eric S. Margolis


 


    
Quelle:  erstveröffentlicht am 13. September 2015 auf > www.ericmargolis.com > Artikel

Die Weiterverbreitung der Texte auf dieser Website ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen! Die deutsche Übersetzung wurde dort freundlicherweise von Klaus Madersbacher / A zur Verfügung gestellt.


► Informationen über den Autor Eric S. Margolis - weiterlesen (engl.)

 

Bild- und Grafikquellen:

 

1. NO WESTERN INTERVENTION - HANDS OFF SYRIA. Der Urheber dieser Grafik ist nicht eindeutig ermittelbar, sie findet sich auf vielen Seiten.

2. Rückkehr nach Homs / Return To Homs: A Syrian refugee walks among severely damaged buildings in downtown Homs, Syria, on June 3, 2014. Foto: Xinhua/Pan Chaoyue. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0).

3. Die Parole Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (französisch Liberté, Égalité, Fraternité) ist der Wahlspruch der heutigen Französischen Republik und der Republik Haiti. Unter Napoleon III. wurde Liberté, Égalité, Fraternité über 50 Jahre nach der Französischen Revolution zu deren Parole erklärt. Nachdem sie mehrmals in Frage gestellt worden war, setzte sie sich nach 1871 unter der Dritten Republik durch. Man verankerte sie in der Verfassung der Fünften Republik von 1958. Heute ist sie Teil des nationalen Erbes Frankreichs und praktisch an jedem Rathaus sowie anderen öffentlichen Gebäuden zu finden. Urheber: Jef-Infojef. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported lizenziert. Bildbearbeitung: Wika / QPress.de