Zbigniew Brzeziński: Auf dem Weg zu einer globalen Neuordnung

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Zbigniew Brzeziński: Auf dem Weg zu einer globalen Neuordnung
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Auf dem Weg zu einer globalen Neuordnung

von Zbigniew Brzeziński / Übersetzer: Michael Schiffmann via NachDenkSeiten

Während die Ära ihrer globalen Vorherrschaft endet, müssen die Vereinigten Staaten bei der Neuordnung der globalen Machtarchitektur die Führung übernehmen. Fünf grundlegende Wahrheiten hinsichtlich der sich herausbildenden Umverteilung der weltweiten politischen Macht und des gewaltsamen politischen Erwachens im Nahen Osten signalisieren das Heraufziehen einer neuen globalen Umorientierung.

Die erste dieser Wahrheiten ist, dass die Vereinigten Staaten immer noch die politisch, wirtschaftlich und militärisch stärkste Instanz der Welt darstellen, aber dass sie zugleich aufgrund komplexer geopolitischer Veränderung in den regionalen Gleichgewichten nicht mehr die globale imperiale Macht sind. Aber das sind auch alle anderen großen Mächte nicht.

Die zweite Wahrheit ist, dass Russland derzeit die jüngste konvulsive Phase seiner imperialen Auflösung erfährt. In diesem qualvollen Prozess ist es keineswegs endgültig ausgeschlossen, dass Russland – falls es klug agiert – schließlich ein führender europäischer Nationalstaat wird. Derzeit jedoch verprellt es auf sinnlose Art einige der früheren Bestandteile seines einstmals umfangreichen Imperiums nicht nur im islamischen Südwesten, sondern auch in der Ukraine, in Weißrussland und in Georgien, ganz zu schweigen von den baltischen Staaten.

Die dritte Wahrheit ist, dass China in einem ständigen, wenn auch in letzter Zeit verlangsamten Aufstieg als Amerikas letztlich ebenbürtiger Rivale begriffen ist, aber momentan noch sehr darauf achtet, Amerika nicht direkt herauszufordern. Militärisch scheint es mit einer neuen Generation von Waffen einen Durchbruch anzustreben, während es zugleich seine immer noch sehr begrenzte Seemacht auszudehnen sucht.

Die vierte Wahrheit ist, dass Europa heute keine globale Macht ist und es wahrscheinlich auch nicht werden wird. Aber es kann eine konstruktive Rolle spielen, indem es im Hinblick auf transnationale Bedrohungen des globalen Wohlergehens und sogar des Überlebens der Menschheit die Führung übernimmt. Ferner ist Europa politisch und kulturell den wichtigsten US-Interessen im Nahen Osten verbunden und unterstützt sie, und die Standhaftigkeit Europas innerhalb der NATO ist essentiell für eine dauerhafte konstruktive Lösung der russisch-ukrainische Krise.

Die fünfte Wahrheit ist, dass das gegenwärtige gewaltsame politische Erwachen der Muslime der Postkolonialzeit zum Teil eine verspätete Reaktion auf ihre mitunter brutale Unterdrückung vorwiegend durch europäische Mächte ist. In ihm verschmelzen ein mit Verzögerung aufgekommenes, aber tiefes Gefühl erlittenen Unrechts und eine religiöse Motivation, die eine große Zahl von Muslimen gegen die nicht-muslimische Welt vereint. Gleichzeitig jedoch spielt das jüngste Aufwallen historischen Grolls auch innerhalb des Islams eine entzweiende Rolle, wobei die historischen Sektenspaltungen im Islam nichts mit dem Westen zu tun haben.

Wenn man diese fünf Wahrheiten zum Ausgangspunkt einer einheitlichen Analyse macht, sagen sie uns, dass die Vereinigten Staaten bei der Neuordnung der globalen Machtarchitektur in einer Weise die Führung übernehmen müssen, dass die Gewalt, die derzeit innerhalb der muslimischen Welt ausbricht und gelegentlich über sie hinaus schwappt – und die in Zukunft möglicherweise auch von anderen Teilen der Welt in dem, was früher als Dritte Welt bezeichnet wurde, ausgehen wird – eingedämmt werden kann, ohne die globale Ordnung zu zerstören. Wir können diese neue Ordnung skizzieren, indem wir kurz etwas mehr zu jeder der oben erwähnten Wahrheiten sagen.

Erstens kann Amerika nur dann im Umgang mit der derzeitigen Gewalt im Nahen Osten effizient sein, wenn es eine Koalition schmiedet, die in unterschiedlichen Ausmaßen auch Russland und China einschließt. Damit eine solche Koalition Gestalt annehmen kann, muss Russland zunächst von seinem Rückgriff auf den einseitigen Einsatz von Gewalt gegen seine eigenen Nachbarn – besonders die Ukraine, Georgien, die baltischen Staaten – abgeschreckt werden, und China sollte von dem Gedanken abgebracht werden, dass selbstsüchtige Passivität angesichts der wachsenden regionalen Krise im Nahen Osten sich als politisch und wirtschaftlich vorteilhaft für seine Ambitionen in der globalen Arena erweisen wird. Diese kurzsichtigen politischen Impulse müssen in eine weitsichtigere Vision transformiert werden.

Zweitens ist Russland zum ersten Mal in seiner Geschichte dabei, ein wirklicher Nationalstaat zu werden, eine Entwicklung, die nicht nur enorm bedeutend ist, sondern auch allgemein übersehen wird. Das Zarenreich mit seiner multinationalen, aber weitgehend politisch passiven Bevölkerung endete mit dem Ersten Weltkrieg und eine durch die Bolschewiki geschaffene, angeblich freiwillige Union nationaler Republiken (die UdSSR), bei der sich die Macht in Wirklichkeit in russischen Händen befand, trat an ihre Stelle. Der Zusammenbruch der Sowjetunion Ende 1991 führte zu der plötzlichen Entstehung eines vorwiegend russischen Staates als ihrem Nachfolger und zur Transformation der nicht-russischen „Republiken“ der früheren Sowjetunion in formal unabhängige Staaten.

Nachfolgestaaten die aus dem Zerfall der Sowjetunion hervorgingen:

1. Armenien 2. Aserbaidschan 3. Weißrussland 4. Estland 5. Georgien 6. Kasachstan 7. Kirgisistan 8. Lettland 9. Litauen

10. Moldawien 11. Russland (allerdings „Fortsetzerstaat“) 12. Tadschikistan 13. Turkmenistan 14. Ukraine 15. Usbekistan

_________________________________________

Diese Staaten konsolidieren derzeit ihre Unabhängigkeit und sowohl der Westen als auch China nutzen – in unterschiedlichen Gebieten und auf unterschiedliche Weise – diese neue Realität zum Nachteil Russlands aus. Unterdessen hängt Russlands eigene Zukunft von seiner Fähigkeit ab, ein bedeutender und einflussreicher Nationalstaat zu werden, der Teil eines sich vereinigenden Europas ist. Wenn dies nicht geschähe, könnte das dramatische negative Konsequenzen für Russlands Fähigkeit haben, einem wachsenden territorial-demografischen Druck von Seiten Chinas zu widerstehen, das mit seiner wachsenden Macht immer mehr geneigt ist, die „ungleichen“ Verträge aufzukündigen, die Moskau Beijing in der Vergangenheit aufgenötigt hat.

Drittens erfordert der dramatische wirtschaftliche Erfolg Chinas von diesem Land beständige Geduld und das Bewusstsein, dass politische Hast zu gesellschaftlicher Last führt. Die beste politische Perspektive für China in der nahen Zukunft besteht darin, Amerikas wichtigster Partner bei der Eindämmung des globalen Chaos jener Art zu werden, wie es sich jetzt aus dem Nahen Osten heraus verbreitet (unter anderem auch in Richtung Nordosten). Wenn es nicht eingedämmt wird, wird es auf die südlichen und östlichen Territorien Russlands sowie auf die westlichen Regionen Chinas übergreifen. Engere Beziehungen zwischen China und den neuen Republiken in Mittelasien, den post-britischen muslimischen Staaten in Südwestasien (besonders Pakistan) und vor allem (angesichts seiner strategischen Aktivposten und seiner wirtschaftlichen Bedeutung) mit dem Iran stellen die natürlichen Ziele des chinesischen regional-geopolitischen Vorgehens dar. Aber sie sollten auch die Ziele einer globalen chinesisch-amerikanischen Annäherung sein.
 

Viertens wird es im Nahen Osten kein erträgliches Maß an Stabilität mehr geben, so lange örtliche bewaffnete Militärformationen von der Kalkulation ausgehen können, dass sie gleichzeitig die Nutznießer territorialer Neuordnungen sein und in bestimmten Kontexten eine Politik extremer Gewalt betreiben können. Ihre Fähigkeit zu brutalem Vorgehen kann nur durch immer effektiveren – aber auch selektiven – Druck eingedämmt werden, der sich auf eine Basis US-amerikanisch-russisch-chinesischer Kooperation stützt und der seinerseits die Aussichten auf einen verantwortlichen Einsatz von Gewalt durch die etablierteren Staaten der Region (nämlich den Iran, die Türkei, Israel und Ägypten) erhöht. Diese letzteren sollten auch auf selektivere Art durch Europa unterstützt werden. Unter normalen Umständen würde auch Saudi-Arabien ein bedeutender Mitspieler auf dieser Liste sein, aber die derzeitige Neigung der saudischen Regierung, ungeachtet ihres Engagements in ambitionierten einheimischen Modernisierungsprojekten auch weiterhin den wahhabitischen Fanatismus zu fördern, erweckt schwere Zweifel im Hinblick auf die Fähigkeit des Landes, eine bedeutsame konstruktive Rolle in der Region zu spielen.

Fünftens sollten wir den jüngst politisch in Aufruhr geratenen Massen der nicht-westli­chen Welt besondere Aufmerksamkeit widmen. Es sind zum großen Teil lang unterdrückte politische Erinnerungen, die das plötzliche und höchst explosive, von islamischen Extremisten befeuerte Erwachen speisen, aber was heute im Nahen Osten geschieht, könnte lediglich der Anfang eines breiteren Phänomens sein, das das wir in den kommenden Jahren vielleicht auch in Afrika, Asien und sogar unter den prä-kolonialen Völkern der westlichen Hemisphäre erleben werden.

Periodische Massaker an gar nicht so weit zurückgehenden Vorfahren durch Kolonisten und mit ihnen verbündete Schatzjäger, die beide weitgehend aus Westeuropa kamen (Ländern, die heute, zumindest der Absicht nach, vergleichsweise am offensten für multiethnisches Zusammenleben sind) haben im groben Zeitraum der letzten beiden Jahrhunderte zum Mord an kolonisierten Völkern in einem Ausmaß geführt, das mit den Naziverbrechen während des Zweiten Weltkriegs vergleichbar ist: Wir sprechen hier von Hunderttausenden und sogar Millionen von Opfern. Das Streben nach politischer Selbstbehauptung, verstärkt durch lange zurückgehaltene Wut und Frustration, ist eine mächtige Kraft, die jetzt zutage tritt und Vergeltung fordert – nicht nur im muslimischen Nahen Osten, sondern sehr wahrscheinlich auch darüber hinaus.

Viele der Daten können nicht genau verifiziert werden, aber insgesamt genommen sind sie schockierend. Einige Beispiele sollen hier genügen. Im 16. Jahrhundert sank die Bevölkerung des ehemaligen aztekischen Reichs auf dem Territorium des heutigen Mexiko von 25 Millionen auf eine Million. Ähnlich starben in Nordamerika schätzungsweise 90 Prozent der Ursprungsbevölkerung innerhalb der ersten fünf Jahre ihres Kontakts mit den europäischen Siedlern, vorwiegend aufgrund eingeschleppter Krankheiten.

Im 19. Jahrhundert wurden durch diverse Kriege und erzwungene Umsiedelungen nochmals Hunderttausend Menschen getötet. Die Briten haben in Indien 1857-1867 bei Vergeltungsaktionen für die indische Rebellion von 1857 vermutlich bis zu eine Million Zivilisten getötet. Außerdem resultierte damals der Einsatz der indischen Landwirtschaft für den Anbau von Opium durch die British East India Company, Opium, zu dessen Abnahme dann China gezwungen wurde, im vorzeitigen Tod von Millionen von Chinesen, wobei die direkten chinesischen Todesopfer während des Ersten und Zweiten Opiumkrieges noch gar nicht mit eingerechnet sind. Im Kongo, das damals der persönliche Besitz des belgischen Königs Leopold II. war, wurden zwischen 1890 und 1910 zehn bis fünfzehn Millionen Menschen getötet. In Bezug auf Vietnam besagen neuere Schätzungen, dass dort zwischen 1955 und 1975 zwischen einer und drei Millionen Zivilisten getötet wurden.

Wenn wir uns der muslimischen Welt im russischen Kaukasus zuwenden, finden wir, dass zwischen 1864 und 1867 neunzig Prozent der tscherkessischen Bevölkerung zwangsumgesiedelt wurde und dass dabei zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Menschen entweder verhungerten oder getötet wurden. Zwischen 1916 und 1918 wurden Zehntausende von Muslimen getötet, als 300.000 turkische Muslime von den russischen Behörden durch die Berge Mittelasiens nach China deportiert wurden. In Indonesien töteten die holländischen Besatzer zwischen 1835 und 1840 schätzungsweise 300.000 Zivilisten. In Algerien töteten die Brutalitäten der Franzosen sowie Hungersnöte und Krankheiten nach einem fünfzehn Jahre währenden Bürgerkrieg von 1830 bis1845 eineinhalb Millionen Algerier, fast die Hälfte der damaligen Bevölkerung. Im benachbarten Libyen sperrten die Italiener die Bewohner der Provinz Kyrenaika in Konzentrationslager, in denen unterschiedlichen Schätzungen zufolge zwischen 1927 und 1934 zwischen 80.000 und 500.000 der Insassen starben.

In jüngerer Zeit hat die Sowjetunion zwischen 1979 und 1989 Schätzungen zufolge etwa eine Million Zivilisten getötet; zwei Jahrzehnte später brachten die USA in ihrem fünfzehn Jahre währenden Krieg in Afghanistan 26.000 Zivilisten um. Im Irak wurden in den letzten dreizehn Jahren von den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten 165.000 Zivilisten getötet. (Der Unterschied in den berichteten Zahlen von Toten, der hier zwischen dem Werk der europäischen Kolonisatoren auf der einen und dem der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten in Afghanistan und im Irak auf der anderen Seite besteht, könnte zum einen Teil auf die zwischenzeitlichen technologischen Fortschritte, die eine effektivere Anwendung von Gewalt erlauben, und zum anderen Teil auf einen Wandel im normativen Klima der Welt zurückgehen.) Doch genauso schockierend wie das Ausmaß dieser Gräuel ist das Tempo, mit dem der Westen sie vergessen hat.
 

In der heutigen postkolonialen Welt entsteht allmählich eine neue historische Erzählung. Dabei wird eine tiefe Skepsis gegenüber dem Westen und seinem kolonialen Vermächtnis in den muslimischen Ländern, aber nicht nur dort, artikuliert, um das Gefühl dieser Welt zu rechtfertigen, dass sie betrogen und ihrer Würde beraubt wurde. Der senegalesische Dichter David Diop fasst in seinem Gedicht „Aasgeier“ die Erfahrungen und Einstellungen kolonisierter Völker eindrücklich zusammen:

In jenen Tagen
Als die Zivilisation uns ins Gesicht schlug
Bauten die Aasgeier im Schatten ihrer Klauen
Das blutbefleckte Monument der Vormundschaft…

Angesichts all dessen ist ein langer und schmerzlicher Weg zu einer zunächst begrenzten regionalen Annäherung für die Vereinigten Staaten, Russland, China und die hier angesprochenen Mitspieler im Nahen Osten die einzig lebensfähige Option. Für die USA wird das ein geduldiges Bemühen um die Schaffung kooperativer Beziehungen mit einigen neuen Partnern (besonders Russland und China) sowie gemeinsame Bemühungen mit etablierteren und historisch fester verankerten muslimischen Staaten (der Türkei, dem Iran, Ägypten und Saudi-Arabien, sofern es sich vom wahhabitischen Extremismus abgrenzen kann) erfordern, um einen größeren Rahmen regionaler Stabilität zu schaffen. Unsere europäischen Verbündeten, die früher in dieser Region die Vorherrschaft hatten, können in dieser Hinsicht immer noch hilfreich sein.

Ein umfassender Abzug der USA aus der muslimischen Welt, wie er von unseren heimischen Isolationisten befürwortet wird, würde zu neuen Kriegen führen (zum Beispiel Israel gegen den Iran, Saudi-Arabien gegen den Iran, eine große ägyptische Intervention in Libyen) und würde eine noch größeren Krise des Vertrauens in die global stabilisierende Rolle Amerikas hervorrufen. Auf verschiedene, aber jetzt noch völlig unvorhersehbare Arten könnten Russland und China dann zu den geopolitischen Nutznießern einer solchen Entwicklung werden, während die globale Ordnung selbst zum unmittelbareren geopolitischen Opfer würde. Und zu guter Letzt würde unter solchen Umständen ein gespaltenes und furchtsames Europa erleben, wie seine gegenwärtigen Mitgliedstaaten sich nach Schirmherren umsehen und miteinander um verschiedene, aber jeweils getrennte Arrangements mit den Akteuren des mächtigen Trios USA-Russland-China konkurrieren würden.

Eine konstruktive US-Politik muss von einer geduldigen, langfristigen Vision geleitet sein. Sie muss Ergebnisse anstreben, die die schrittweise Erkenntnis in Russland (möglicherweise erst nach Putin) befördern, dass sein einziger Platz als einflussreiche Weltmacht letztlich in Europa liegt. Die wachsende Rolle Chinas im Nahen Osten sollte die beiderseitige Erkenntnis bei den USA und China widerspiegeln, dass eine verstärkte Partnerschaft zwischen den USA und der Volksrepublik China bei der Handhabung der Krise im Nahen Osten einen historisch bedeutsamen Test für die gemeinsame Fähigkeit beider Länder darstellt, der globalen Stabilität insgesamt eine Form zu geben und sie zu stärken.

Die Alternative zu einer konstruktiven Vision und besonders das Streben nach einer einseitig militärisch und ideologisch erzwungenen Lösung können nur in einer langwierigen und selbstzerstörerischen Sackgasse enden. Für Amerika könnte das zu einer Situation dauerhaften Konflikts, zu Ermüdung und sogar zu einem demoralisierenden Rückzug auf seinen Isolationismus vor dem 20. Jahrhundert führen. Für Russland könnte dies eine gravierende Niederlage bedeuten, die die Wahrscheinlichkeit irgendeiner Art von Unterordnung unter chinesische Vorherrschaft erhöhen würde. Für China könnte es Krieg nicht nur mit den Vereinigten Staaten, sondern auch und vielleicht unabhängig hiervon mit Japan oder Indien oder mit beiden in Aussicht stellen. Und in jedem Fall würde eine langanhaltende Phase ständiger ethnischer, quasi-religiöser, überall im Nahen Osten mit selbstgerechtem Fanatismus ausgefochtener Kriege zu einem eskalierenden Blutzoll innerhalb und außerhalb der Region und zu wachsender Grausamkeit an anderen Orten der Welt führen.

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Beispiele für den Sturz oder versuchten Sturz einer Regierung in einem anderen Land durch die Vereinigten Staaten von Amerika seit dem Zweiten Weltkrieg (* zeigt den erfolgreichen Sturz einer Regierung)

China 1949 bis Anfang der 1960er Kongo 1960 * Zaire 1975 Irak 1991
Albanien 1949-53 Frankreich 1965 Portugal 1974-76 * Afghanistan 1980er *
Ostdeutschland 1950er Brasilien 1962-64 * Jamaica 1976-80 * Somalia 1993
Iran 1953 * Dominikanische Republik 1963 * Seychellen 1979-81 Jugoslawien 1999-2000 *
Guatemala 1954 * Kuba 1959 bis heute Tschad 1981-82 * Ecuador 2000 *
Costa Rica Mitte 1950er Bolivien 1964 * Grenada 1983 * Afghanistan 2001 *
Syrien 1956-57 Indonesien 1965 * Südjemen 1982-84 Venezuela 2002 *
Ägypten 1957 Ghana 1966 * Surinam 1982-84 Irak 2003 *
Indonesien 1957-58 Chile 1964-73 * Fidschi 1987 * Haiti 2004 *
Britisch Guyana 1953-64 * Griechenland 1967 * Libyen 1980er Somalia 2007 bis heute
Irak 1963 * Costa Rica 1970-71 Nicaragua 1981-90 * Libyen 2011*
Nordvietnam 1945-73 Bolivien 1971 * Panama 1989 * Syrien 2012 bis heute
Kambodscha 1955-70 * Australien 1973-75 * Bulgarien 1990 * Ukraine 2014*
Laos 1958 *, 1959 *, 1960 * Angola 1975, 1980er Albanien 1991 * Libyen 2015*
Ecuador 1960-63 *      

 

Es verhält sich schlicht so, dass es bis zum Auftritt Amerikas auf der Weltbühne noch nie eine wirklich „dominante“ Weltmacht gegeben hat. Das britische Weltreich kam nah an diesen Status heran, aber der Erste Weltkrieg und später der Zweite Weltkrieg führten nicht nur zum Bankrott Großbritanniens, sondern auch zur Entstehung rivalisierender Regionalmächte. Die entscheidende neue globale Realität war das Auftreten Amerikas auf der Bühne, das nun gleichzeitig der reichste und der militärisch mächtigste Mitspieler im globalen Wettbewerb war. Im letzten Teil des Zwanzigsten Jahrhunderts kam keine andere Macht dieser Position auch nur nahe.

 

            

Diese Ära geht jetzt zu Ende. Während in nächster Zeit wahrscheinlich kein Staat imstande sein wird, an Amerikas ökonomisch-finanzielle Überlegenheit zu rühren, könnten neue Waffensysteme einige Länder plötzlich mit der Fähigkeit versehen, in einem Schlagabtausch mit den USA Selbstmord zu begehen oder sogar die Oberhand zu behalten. Ohne uns hier allzu sehr in Spekulationen ergehen zu wollen, würde der plötzliche Erwerb der Fähigkeit seitens irgendeines Staates, Amerika militärisch unterlegen dastehen zu lassen, das Ende der globalen Rolle Amerikas bedeuten.

Das wahrscheinlichste Resultat einer solchen Entwicklung wäre weltweites Chaos. Und genau darum sollten die Vereinigten Staaten eine Politik ausarbeiten, durch die zumindest einer der beiden potentiell bedrohlichen Staaten zu einem Partner im Bestreben nach regionaler und darauf aufbauend globaler Stabilität und somit auch dabei sein wird, denjenigen Rivalen, der am unberechenbarsten ist und zugleich am wahrscheinlichsten übers Ziel hinausschießen wird, einzudämmen. Im Augenblick ist es wahrscheinlicher, dass dies Russland sein wird, aber auf lange Sicht könnte es auch China sein.
 


 

World nuclear forces, 2015 

Country

Year of first

nuclear test

Deployed warheads*

Other warheads

Total 2015

Total 2014

Total 2013 Total 2012 Total 2011 Total 2010

USA

1945

2080

5180

7260

7300

7700 8000 8500 9600

Russia

1949

1780

 5720

7500

8000

8500 10 000 11 000 12 000

UK

1952

150

 65

215

225

225 225 225 225

France

1960

290

10

300

300

300 300 300 300

China

1964

 

260

260

250

250 240 240 240

India

1974

 

 90–110

90–110

90–110

90–110 80-110 80-110 60-80

Pakistan

1998

 

100–120

100–120

100–120

100–120 90-110 90-110 70-90

Israel

. .

 

80

80

80

80 80 80 80

North Korea**

2006

 

6–8

6–8

 

       

Total

 

4300

11 545

15 850

16 300

17 270 19 000 20 530 22 600

 

Source: SIPRI Yearbook 2015 - Stockholm, 15 June 2015 

* ‘Deployed’ means warheads placed on missiles or located on bases with operational forces.

** Based on public information about North Korea’s past plutonium production activities, it is estimated here that North Korea has built 6–8 nuclear weapons.

http://www.sipri.org/

 


 

Da die nächsten zwanzig Jahre sehr gut die letzten sein könnten, in denen wir die traditionelleren und vertrauteren politischen Arrangements vorfinden, an die wir uns gewöhnt haben, müssen die Antworten jetzt gefunden werden. Im Lauf des Rests dieses Jahrhunderts wird die Menschheit sich außerdem aufgrund einer ganzen Reihe von Herausforderungen im Hinblick auf die natürliche Umwelt in wachsendem Maß mit ihrem bloßen Überleben beschäftigen müssen. Diese Herausforderungen können nur in einem Rahmen verstärkter internationaler Annäherung auf verantwortliche und effektive Art angegangen werden. Und diese Annäherung muss auf einer strategischen Vision basieren, die die dringende Notwendigkeit eines neuen geopolitischen Rahmens anerkennt.
 

Der Autor möchte sich für den hilfreichen Beitrag seines Rechercheassistenten Paul Wasserman und die wissenschaftlichen Forschungen Adam Hochschilds, Richard Pierces, William Polks, des Watson-Instituts an der Brown University und anderer zum Thema kolonialer Brutalität bedanken.

Zbigniew Brzeziński

Übersetzung aus dem Englischen: Michael Schiffmann

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
 



Quelle: Dieser Artikel erschien im englischen Original am 17.05.2016 zuerst auf „The AMERICAN INTEREST“ > „Strategic Vision: Toward a Global Realignment" > Artikel.


Quelle der dt.-sprachigen Übersetzung: NachDenkSeiten > Artikel.

Der Text ist für nichtkommerzielle Zwecke nutzbar, wenn die Quelle genannt wird. Er steht unter Creative Commons Lizenz 2.0 Non-Commercial.


Bild- und Grafikquellen:

1. Früchte des Imperialismus - fruits of imperialism. Karikatur von Carlos Latuff, einem "Politischen Karikaturist", geboren November 1968 in Rio de Janeiro, Brazil. Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk wurde von seinem Urheber Carlos Latuff als gemeinfrei veröffentlicht. Dies gilt weltweit. Carlos Latuff (eigentlich Carlos Henrique Latuff de Souza) gewährt jedem das bedingungslose Recht, dieses Werk für jedweden Zweck zu nutzen, es sei denn, Bedingungen sind gesetzlich erforderlich. Sein Blog > latuffcartoons.wordpress.com .

2. AIR STRIKES - LUFTANGRIFFE: Die NATO hat bereits drei Angriffskriege geführt (Jugoslawien, Afghanistan, Libyen). Angriffskriege sind nicht nur Verletzungen des allgemeinen Völkerrechts und der UN-Charta, (siehe auch Volltext der Charta) sondern auch eigenständige kriminelle Straftatbestände gemäß internationalem Strafrecht. Angriffskrieg ist neben Völkermord das schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In dieser Hinsicht soll NATO als eine "kriminelle Vereinigung" bezeichnet werden. Reale Friedenspolitik, gemeinsam handeln - Raus aus der NATO!

Völkerrechtlich haben sich die USA zu einem Schurkenstaat entwickelt, der den Weltfrieden nicht nur bedroht sondern abermals in gröbster Weise durch Angriffskriege, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verletzt hat. Europäische Mitglieder der NATO können weder den US-Imperialismus zähmen noch aufgrund des NATO-Vertrages die USA aus der NATO ausschließen. Sie können auch nicht die Organisation gegen den Willen der USA auflösen.

Grafik: Flickr-user susu / susuzeck, Österreich. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0).

3. Als Nachfolgestaaten der Sowjetunion werden diejenigen unabhängigen Staaten bezeichnet, die aus dem Zerfall der Sowjetunion hervorgingen. Sie haben überwiegend die alten Namen der Sowjetrepubliken behalten, deren Nationen nach der Auflösung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken im Jahr 1991 unabhängig wurden. Ehemalige Sowjetrepubliken oder postsowjetische Staaten sind synonyme Bezeichnungen, wenn man damit die ehemaligen Republiken benennt, die die Sowjetunion (UdSSR) bildeten.

Autor: Ersteller der erweiterten Karte ist Aris Katsaris. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.

4. Graffito: "THE NEW WORD ORDER IS THE ENEMY OF HUMANITY." Foto: Duncan Cumming. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0). 

5. "Kann eine große Nation, deren Geschichte womöglich mit einem Völkermord begann, uns heute noch mit aller Gewalt einen gerechten Weltfrieden bescheren? . . . . " Grafik: Wilfried Kahrs / QPress.de .

6. "Seht den da! Der will seine Interessen mit Gewalt durchsetzen! Pfui!" Der Kriegsrabauke der Welt, der Völkermörder und Superschlächter, Massen-Totmacher und Foltermeister, Spitzenspitzel und Drohnenmörder USA beschwert sich: “Seht den da!”, ruft er aus, als er auf Russland und die Krim deutet, “der will seine Interessen mit Gewalt durchsetzen! Pfui!” In seiner Hand eine Sense “Kein Jahr ohne Krieg seit 1776”, dem unseligen Gründungsjahr dieser grausamen Militär-Nation, die sich “E pluribus unum” als Motto gesetzt hat.

Aus vielem Lebendigen ein großes Totes. Der blauweißrote US-Bomben-Zombie und All-Obama watet in einem Meer von Blut aus unzähligen Schlächtereien im Dienste des Dollarzeichens, worin sein gehorsames Hündchen A. Merkel ihm Beifall kläfft: “Genau! Genau!” Wer, wenn nicht die Machtspitze der USA, wäre moralisch befugt, Rußland für seinen Militäreinsatz auf der Krim zu kritisieren?

Karikatur: © Götz Wiedenroth, Flensburg. Herzlichen Dank für die Freigabe zur Veröffentlichung im Kritischen Netzwerk. ⇒ zur Webseite von Herrn Wiedenroth: www.wiedenroth-karikatur.de/.

7. US-Imperialismus und geopolitischen Interessen kennen keine Grenzen. Die Vereinigten Staaten haben in mehr als 150 Staaten Soldaten stationiert. Karikatur gezeichnet von Carlos Latuff, einem "Politischen Karikaturist", geboren November 1968 in Rio de Janeiro, Brazil. Carlos Latuff (eigentlich Carlos Henrique Latuff de Souza) gewährt jedem das bedingungslose Recht, seine Werk für jedweden Zweck zu nutzen, es sei denn, Bedingungen sind gesetzlich erforderlich. Sein Blog > latuffcartoons.wordpress.com.

8. Länderliste erstellt von William Blum. Blum (* 1933) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Kritiker der Außenpolitik der USA. Er war früher beim State Department beschäftigt, das er 1967 wegen seiner Opposition zum Vietnamkrieg verließ. Blum wurde einer der Begründer der Untergrundzeitung Washington Free Press, die in den 1960er und 70er Jahren kritisch über den Vietnamkrieg berichtete. Er hat ausführlich zu Geheimoperationen und Morden der CIA geforscht und publiziert.

Sein Hauptwerk, Rogue State: A Guide to the World's Only Superpower, erschienen zunächst 2000, dann 2002 erneut, fand die Würdigung zahlreicher Kritiker der US-Außenpolitik. Blum war mit einer Deutschen verheiratet und hat einen Sohn. Er lebt in Washington D. C. Hier eine ältere, aber detaillierte Liste von US-Interventionen im Zeitraum von 1949 - 1999.

9. Buchcover: "Die einzige Weltmacht". Das seit vielen Jahren vergriffene und zu völlig absurden Preisen von gierigen Profithaien antiquarisch angebotene Buch "Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft" von Zbigniew Kazimierz Brzeziński (Autor) ist seit November 2015 in einer Neuauflage mit der ISBN: 978-3-86445-249-9 und einem Preis von 9,95 € erhältlich. KAUFTIPP!

Das Buch beschreibt wie kein anderes die hegemonialen Interessenskonflikte aus Sicht der US-Amerikaner als federführender Part der Terrororganisation NATO seit 1990. Es ist sehr lesenswert, bereitet es doch viele Einblicke, wie die Amerikaner die Vormachtstellung auf der "Weltinsel" Eurasien festigen und gleichzeitig andere Mächte klein halten können. Die Entwicklungen der letzten 15 Jahre sind in geradezu gespenstischer Weise abgebildet.

Im Wesentlichen geht es um die Vereinnahmung von Eurasien als zentralen Kontinent durch die USA. Hierfür muss Stück für Stück das Randgebiet (rimland = Küstengebiete Eurasiens) unter Kontrolle gebracht werden um lokale Mächte zu schwächen und einen geeinten Kontinent zu verhindern, denn nur dann ist die Seemacht USA (A.T.Mahan), der Kontinentalmacht Eurasien (J.H.Mackinder) überlegen. Syrien, die Ukraine, Zentralasien, sowie das südchinesische Meer sind Teil dieses Randgebietes und die gegenwärtigen Konflikte können damit eingeordnet werden.

Brzeziński argumentiert, dass die USA das erste globale Weltreich geschaffen haben und dabei als einziger im Besitz der vier Dimensionen der Macht (Militär, Ökonomie, Technologie und Kultur) sind. Anschließend wird in unglaublicher Dreistigkeit explizit eine Geostrategie propagandiert mit welcher die USA die Herrschaft über Eurasien erkämpfen soll, um ihre weltweite Vorherrschaft zu sichern. Grundsätzlich wird aus US-Perspektive geschrieben, ist aber genau deshalb für NATO- und Militarismus-Kritiker wichtig.

Natürlich kann man als friedliebender Mensch einen faschistoiden, russophoben Kriegstreiber wie Brzeziński nicht mögen, aber dieses Buch ist nunmal eines der wichtigsten der letzten Jahrzehnte und unerlässlich zum Verständnis der aktuellen Konflikte auf dieser Welt. Jeder sollte sich seine eigene Meinung dazu bilden!

10. Buchcover “Second Chance”, ebenfalls von Militärstratege Brzeziński verfasst - leider nur in Engl. erschienen. Es ist eine Kritik der drei Präsidenten Bush I, Clinton und Bush II, wie Brzeziński sie nennt. Die drei Präsidenten hätten mit dem Geschenk der ‚einzig verbliebenen Weltmacht‘, das sie mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion geerbt hätten, nicht ausreichend gewuchert, befindet Brzeziński. Speziell Bush II habe die amerikanischen Potenzen in krimineller Weise verspielt.

11. Buchcover “Strategic Vision, America and the Crisis of Global Power”, 2013. „Strategic Vision“, fast zwanzig Jahre nach dem ersten Buch zur „Die einzige Weltmacht“, ist eine Mahnung, die niedergehende amerikanische Vormacht durch Verbreiterung des atlantischen Bündnisses (NATO) um Ost-Europa und die Türkei zu erhalten.

12. Die Freiheitsstatue (englisch Statue of Liberty, offiziell Liberty Enlightening the World, auch Lady Liberty; französisch La Liberté éclairant le monde) ist eine von Frédéric-Auguste Bartholdi geschaffene neoklassizistische Kolossalstatue bei New York. Sie steht auf Liberty Island im New Yorker Hafen, wurde am 28. Oktober 1886 eingeweiht und ist ein Geschenk des französischen Volkes an die Vereinigten Staaten. Die Statue ist seit 1924 Teil des Statue of Liberty National Monument und seit 1984 als Weltkulturerbe der UNESCO klassifiziert. Bildautor: Phillip Maiwald. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter den Creative-Commons-Lizenzen „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“, „2.5 generisch“, „2.0 generisch“ und „1.0 generisch“ lizenziert.

13. Die Evolution vieler US-AmerikanerInnen vom Windelträger über den patriotischen Soldat (Mörder) ins ehrenvolle Grab. Karikatur von Carlos Latuff, einem "Politischen Karikaturist", geboren November 1968 in Rio de Janeiro, Brazil. Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk wurde von seinem Urheber Carlos Latuff als gemeinfrei veröffentlicht. Dies gilt weltweit. Carlos Latuff (eigentlich Carlos Henrique Latuff de Souza) gewährt jedem das bedingungslose Recht, dieses Werk für jedweden Zweck zu nutzen, inklusive uneingeschränkter Weiterveröffentlichung, kommerziellem Gebrauch und Modifizierung, zu nutzen, es sei denn, Bedingungen sind gesetzlich erforderlich. Sein Blog > latuffcartoons.wordpress.com .

14. Buchcover: Tyler S. Drumheller hat ein Buch mit dem Titel "On the Brink: How the White House Has Compromised American Intelligence", deutscher Titel "Wie das Weiße Haus die Welt belügt: Der Insider-Bericht des ehemaligen CIA-Chefs von Europa" veröffentlicht. - Diederichs Verlag, München 2007, 283 Seiten, 19,95 Euro, ISBN: 3-720-53013-2. Bei BOOKLOOKER.de günstig gebraucht zu bekommen.

Tyler Drumheller, langjähriger CIA-Chef Europa, enthüllt die Hintergründe des Irak-Krieges. In seinem Bericht, der in Amerika für großes Aufsehen sorgte, beschuldigt er den US-Präsidenten, Geheimdienstinformationen massiv manipuliert zu haben. Drumheller stellt klar: Die Bush-Administration wusste, dass Saddam Hussein über keinerlei Massenvernichtungswaffen verfügte. Doch die Bomben auf Bagdad waren längst beschlossene Sache.

Der frühere Top-Agent schildert, wie trickreich und perfide Washington die Weltöffentlichkeit hinters Licht geführt hat – und welche Rolle der deutsche Bundesnachrichtendienst dabei spielte. Sein Bericht zeigt, dass es eine Alternative zum Krieg gegeben hätte, „die das Leben vieler Amerikaner und Iraker gerettet und die Welt sicherer statt noch gefährlicher gemacht hätte.“ Ein politisches Lehrstück – brandaktuell angesichts der weltpolitischen Lage.

Buchbesprechung:

Dass das Weiße Haus die Welt ganz besonders in den vergangenen Jahren, aber auch schon lange davor, immer wieder getäuscht und belogen hat, dass wussten wir ja bereits. Wie die amerikanische Regierung uns aber immer wieder hinters Licht führt, das erfahren wir nun, zumindest in Teilen, aus den Memoiren des langjährigen Mitarbeiters und ehemaligen Europa-Chefs des amerikanischen Geheimdienstes CIA, Tyler Drumheller. Vor allem aber bietet der Band eine interessante Innenansicht von der Arbeit des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes und der Art und Weise, wie die amerikanische Regierung sich deren Arbeit zunutze macht und wenn nötig manipuliert.

Über drei Jahrzehnte lebte der in Wiesbaden aufgewachsene Geheimdienstmann als Agent der CIA unter falschem Namen. Während des Kalten Krieges arbeitete er in Afrika. Nach dem Fall der Berliner Mauer übernahm er die Leitung der Europa-Abteilung. Immer darauf bedacht, seine wahre Identität nicht zu offenbaren, war ihm seine Anonymität zur zweiten Natur geworden. Schon deshalb sei es ihm ausgesprochen schwer gefallen, schreibt er in seiner Einleitung, mit seinen Erinnerungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Doch seit den Anschlägen vom 11. September 2001 kursierten so viele irreführende Versionen über die Arbeit der CIA, dass er diese Darstellungen nach seinem Ausscheiden aus dem Amt im Februar 2005 meinte korrigieren zu müssen.

"Ein Auslöser für dieses Buch war die beispiellose Enttarnung der Identität Valerie Palmes, einer Undercoveragentin. Offensichtlich ein Versuch, ihrem Mann -- Botschafter Joseph Wilson -- zu schaden. Er war einer der prominentesten Kritiker des Irakkriegs." Diese Mutmaßung Drumhellers darf mittlerweile als gesicherte Tatsache gelten (der Stabschef des Vizepräsidenten, der dies unter Eid bestritten hatte, ist mittlerweile wegen Meineids verurteilt worden). Ebenso wie vieles andere, von dem der Autor berichtet, insbesondere die dilettantische Fälschung von geheimdienstlichen "Beweisen", mit denen die US-Regierung versucht hat, den Irak-Krieg zu legitimieren. Lesenswert ist Wie das Weiße Haus die Welt belügt aber auch weniger als "Enthüllungsbuch", sondern vielmehr als ein authentisches Dokument der Zeitgeschichte. -- Hasso Greb, Literaturanzeiger.de / Quelle: Eurasisches Magazin.

15. Buchcover "Exposing Lies of the Empire" von Andre Vltchek; Publisher: BADAK MERAH; ISBN: 978-6027005860; Number of pages: 822; Published Date: March 8, 2015; List Price: US$ 35.-

Product Description: ANDRE VLTCHEK is one of this world’s greatest contemporary thinkers. A true internationalist, he does not belong to any single culture; he belongs to the entire world, a world battered by Western imperialism and capitalist fundamentalism. That is why he works relentlessly and courageously at the front lines and battlefields, as well as in the most forgotten corners of the globe; wherever he is needed and wherever our humanity is suffering, struggling and is rising to its feet.

This book is 822 pages long, divided into 69 chapters. It is perhaps the most complete, and the most comprehensive account of the last several years, during which our planet has risen up and began its struggle against the Empire and its oppression.

Vltchek takes us to all the continents, to slums and palaces, to the villages bombed into the ground, and to the front lines of the revolution. It alerts and provokes, clarifies and leads forward. It is a book of philosophy, a collection of exceptional investigative journalist reports, and a manifesto. It will inspire millions. It will be quoted for centuries to come.