Zwischen Amok und Alzheimer. Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus

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Marie-Luise Volk
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Zwischen Amok und Alzheimer. Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus
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Zwischen Amok und Alzheimer


Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus


von Wolfgang Lieb (ehem. Mitherausgeber und Autor der NDS)


Vorspann von Joke Frerichs: Götz Eisenberg ist ein kritischer Beobachter des Alltagslebens im gegenwärtigen Kapitalismus. Seine Beobachtungen hat er in Form einer Collage zu essayistischen Fragmenten verdichtet. Mit großer Sensibilität nimmt er Alltagsphänomene wahr, an die zu gewöhnen er sich strikt weigert. So unterschiedliche Erscheinungen wie Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr; die Entwicklung des Gesundheitswesens zur Gesundheitsindustrie; der zeitgenössische Handywahn; Formen der Brutalisierung wie Messerattacken, Amokläufe oder Massaker; Praktiken des Social Sponsoring durch eine Fastfood-Kette oder die Rolle der Psychiatrie im System des Neoliberalismus sowie die Zerstörung sozialer Orte der Begegnung, wie der Wochenmarkt in seiner Heimatstadt, stellen für ihn Symptome einer Gefährdung demokratischer Errungenschaften dar. (Joke Frerichs)

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Der Titel des Buches ist für den Autor kein bloßes Wortspiel: "Er versucht ein Kontinuum von Möglichkeiten anzudeuten, mit denen Menschen auf die Verhaltenszumutungen der Gegenwart reagieren. Am einen Ende steht der Rückzug in den inneren Nebel der Demenz, am anderen der wütende Frontalangriff des Amoklaufs, der am liebsten die ganze Welt in den eigenen Untergang mitreißen möchte. Wer über das Begriffspaar stolpert und denkt, Amok und Alzheimer gehörten inkompatiblen Sphären – Amok der sozialen, Alzheimer der biologischen – an, dem sei gesagt: Auch Krankheiten sind soziale Phänomene, die uns etwas über die Gesellschaft verraten, in der sie zur Massenerscheinung werden. Die Demenz ist nicht einfach eine Krankheit in einer gesunden Umgebung: Sie verbreitet sich in einer Gesellschaft, die in ihrer Grundstruktur auf Vergessen gestimmt ist." (32f.)

Damit ist bereits angedeutet: Der Autor belässt es nicht bei der Beschreibung von Phänomenen; er versucht stets, seine Alltagswahrnehmungen zu reflektieren und deren gesellschaftliche Ursachen herauszuarbeiten. Das entspricht seinem Verständnis von Theoriebildung in der Tradition Peter Brückners. Demnach soll diese "nicht länger ausschließlich oder überwiegend am Schreibtisch stattfinden; erkannt werde auch auf der Straße und durch kritische Beobachtung des Alltagslebens der Menschen. Die intellektuelle Durchdringung gesellschaftlicher Phänomene erfordere nicht nur Lektüre und theoretische Begriffe, sondern die empirische Beobachtungsschärfe des Ethnologen."

An einigen Beispielen soll die phänomenologische Vorgehensweise des Autors dargestellt werden. So setzt er sich überaus kritisch mit dem Sachverhalt der Vernetzung auseinander. Gut vernetzt zu sein, wird mittlerweile als eine positive Eigenschaft einer Person angesehen; ja, es ist geradezu ein Gradmesser für deren soziale und politische Bedeutung geworden. Er wundert sich "über die Leidenschaft, mit der die Leute gegenwärtig ihre Vernetzung und Selbstenthüllung via soziale Netzwerke betreiben … Orwell hätte sich eine derartige freiwillige Datenabgabe und Offenlegung noch der intimsten Lebensbereiche in seinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen können, und alle großen Diktatoren haben von solchen Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten nur träumen können." (11)

Für den Autor ist "Vernetzung" zum Zentralbegriff einer geschmeidigen Herrschaft geworden, da die Etablierung der universalen Kontroll- und Überwachungssysteme sich als Technik und Sachzwang tarnt und damit der Kritik entzieht. Er fragt sich, welche Folgen dies für das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen hat; für ihre Art, miteinander zu kommunizieren und zu kooperieren. "Alles ist miteinander vernetzt, aber die Entfernungen zwischen den Menschen werden immer größer", zitiert er Moritz Rinke. Man könnte von einer "Entfremdung zweiten Grades" sprechen. "Die Menschen haben das Bewusstsein ihrer Entfremdung eingebüßt und fühlen sich in ihr heimisch. Damit ist die Entfremdung auf eine zynisch-perverse Art und Weise aufgehoben." (12) Damit einher geht eine Vereinheitlichung und Verarmung der Ausdrucksformen, wie sie in den gängigen Neusprech-Formeln zum Ausdruck kommen, wo Formulierungen wie "auf Augenhöhe; gut aufgestellt; zielführend; fokussiert; ins Boot geholt; auf den Prüfstand gestellt usw." dominieren und die mittlerweile zum geläufigen Repertoire von Politikern und Medien gehören. In dieser Hinsicht erweisen sich die sozialen Netzwerke als Gleichschaltungsmaschine, indem sie die Kommunikation standardisiert und homogenisiert.

Der Autor sieht sehr wohl, dass auch die sozialen Bewegungen der jüngsten Zeit sich dieser Medien bedienen und sie zu deren Erfolg beigetragen haben. Gleichwohl gibt er zu bedenken, dass es auch ohne diese gehen müsste. "Wir dürfen die Formen unserer Gesellschaftlichkeit nicht aus den Händen von Facebook und Twitter entgegennehmen. Die neuen Formen der Vergesellschaftung, die sich in den aktuellen sozialen Bewegungen herausbilden und in denen sich etwas qualitativ Neues ankündigt, können nicht die Gesellschaftlichkeit digitaler Netze sein, sondern müssen aus Fleisch und Blut sein und auf leiblicher Anwesenheit basieren. Brüderlichkeit und Solidarität entstehen von Angesicht zu Angesicht, indem ich mich im anderen erkenne, und alle gemeinsam die Erfahrung einer Kraft machen, von der sie gestern noch nicht wussten, dass sie darüber verfügen – nicht in der Einsamkeit vor der Tastatur oder dem Touchscreen. Aus dieser erwachsen lediglich neue Formen des Autismus, keine solidarischen Verkehrsformen." (13f.)

An vielen Erscheinungsformen weist Eisenberg nach, wie die im Namen des Neoliberalismus vorangetriebene Deregulierung von Sozialstaat, Wirtschaft und Gesellschaft mit einer psychischen und moralischen Deregulierung einhergeht. "Die Markt- und Kapitallogik räumt nicht nur alle ihren expansiven Drang behindernden äußeren Barrieren und Kontrollen beiseite, sondern auch die im Inneren der Menschen. Der flexible Mensch soll alle Bindungen und Hemmungen ablegen, damit er zu allem fähig werde. So ist es denn auch. Man kann offensichtlich nicht beides zugleich haben: den hochflexiblen, wendigen, allseits anschlussfähigen Menschen und einen Fundus von in der Person fest verankerten handlungsleitenden Normen und Werten. Wer unter der Ägide des losgelassenen Marktes aufwächst, lernt, Normforderungen auf jenes Minimum zu reduzieren, das gerade noch vor strafrechtlicher Verfolgung schützt. Wer im Kampf um Erfolg sittlichen und moralischen Normen gerecht werden möchte, muss private Standortnachteile und einen rapiden Verfall des Kurswerts seiner Ich-Aktien in Kauf nehmen." (49)

Es bildet sich ein Sozialcharakter heraus, der sich daran gewöhnt hat, die Verhaltensanforderungen des flexiblen Kapitalismus als unhinterfragte, naturwüchsige Vorgaben zu akzeptieren; der offen ist für ständige berufliche und örtliche Veränderungen und vor allem: der süchtig und gern konsumiert, was die Werbung ihm an Bedürfnissen suggeriert.

Zu den beeindruckendsten Abschnitten des Buches gehört für mich das Bemühen des Autors um die Wiederaneignung des Begriffs "Heimat". Natürlich sind ihm die Aufladungen und Konnotationen des Begriffs mit Assoziationen wie Blut und Boden, Vaterland, Rasse, Gemüt und Gemütlichkeit bekannt, die einen unreflektierten Gebrauch des Begriffs verbieten. Für ihn bezeichnet Heimat einen "Ort fragloser Zugehörigkeit und Geborgenheit; einen sozialen Nahraum, der Identität ermöglicht angesichts zunehmender Anonymität, Mobilität, Leere und Hektik, wie sie die Einkaufsstraßen unserer Innenstädte mittlerweile ausstrahlen. Nahraum als Kategorie der Emanzipation heißt: Aufsprengen der ghettoartigen Wohnverhältnisse vor allem für Alte und Kinder, Wiederbelebung der Nachbarschaftsbeziehungen, die Vermenschlichung der Architektur … und die Transformation der Städte, die unterm Diktat der Bodenspekulation … vollkommen durchkommerzialisiert sind, in einen Raum, in dem das Leben in seiner ganzen sinnlichen Fülle sich entfalten und seine öffentliche, gesellschaftliche Dimension zurückgewinnen und ausdrücken kann." (70)
 

 

Es geht um Orte, an denen Demokratie gelebt und erfahren werden kann, um Bindeglieder zwischen dem einzelnen und seinem Gemeinwesen. Verschwinden diese, werden Menschen sozial isoliert, und die Gefahr von Apathie und politischem Desinteresse wächst; beides sind Risikofaktoren einer sich ausbreitenden "marktkonformen Demokratie."

Beispielhaft führt der Autor sein Verständnis von Heimat an einem Wochenmarkt seiner Heimatstadt aus, der von der Schließung bedroht ist. Im Kontrast zur nüchternen, hektischen Gleichförmigkeit von Supermärkten schildert er die Vorzüge des Marktes: "Es ist, als beträte man eine andere Zeitzone, hier geht man hin, um Zeit zu verlieren, nicht um Zeit zu gewinnen oder einzusparen. Auf dem Markt sind die sinnliche Dichte der Welt und ihre saftige Fülle und Vielfalt noch erfahrbar. Er ist auch ein Ort der Balz und des Flirts. Man geht umher, schaut, wird angeschaut und durch Überkreuzungen entstehen Blickverhältnisse, deren Reiz darin liegt, dass die Beteiligten nie ganz sicher sein können, ob sie in der Realität oder nur in der Phantasie miteinander befasst sind. Und es wird viel gelacht auf dem Markt. Der Markt bringt einen spezifischen Humor hervor, der sich nur in dieser ökonomischen Nische und seiner spezifischen Zeitstruktur entfalten kann. Kurzum: Der Wochenmarkt ist eine Enklave der Ungleichzeitigkeit, ein bunter Fleck in einer verödeten und total kommerzialisierten städtischen Lebenswelt. Er ist Teil eines sozialen Immunsystems, eines Geflechts von sozialen Bindungen und Kontakten, das Menschen ebenso dringend benötigen wie das körperliche Immunsystem . . .

Ein demokratisches Gemeinwesen braucht Orte, an denen Demokratie und Öffentlichkeit sich materialisieren und entfalten können, Orte, die sich libidinös besetzen lassen. Dazu gehören Theater, Parks, Schwimmbäder, botanische Gärten, Bibliotheken und öffentliche Plätze.
"(60) All das, möchte man hinzufügen, was im Zuge vermeintlicher öffentlicher Sparzwänge von Kürzungen in seiner Existenz bedroht ist.
 

 

Stellen wie diese gehören für mich zu den schönsten und eindringlichsten des Buches. Sie zeugen von der Sprachmächtigkeit des Autors und zeigen, wie er methodisch vorgeht: Fast immer sind es Wahrnehmungen in seinem Nahbereich, die er reflektiert; dazu zieht er eine Fülle theoretischer und literarischer Quellen heran, von denen er sich inspirieren lässt und durch die seine Darstellungen an Lebendigkeit und Farbigkeit noch gewinnen.

Resümierend lässt sich feststellen: Götz Eisenberg hat ein wichtiges, anregendes Buch geschrieben, das dazu beiträgt, Orientierungspunkte und Perspektiven in einer zerrissenen, von Ambivalenzen und Konflikten gekennzeichneten Gegenwart aufzuzeigen. Es trägt zur Sensibilisierung für Alltagsvorgänge bei, die oft übersehen oder ignoriert werden. Mehr kann man von einem Buch kaum erwarten.

Wolfgang Lieb
 



Zwischen Amok und Alzheimer

Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus

Autor: Götz Eisenberg

Verlag: Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt am Main (2. Aufl. 2015)

ISBN 978-3-955-58108-4


Der im Namen des Neoliberalismus von der Leine gelassene Kapitalismus hat ein gesellschaftliches Klima der Kälte und Feindseligkeit entstehen lassen, das sich in den Menschen als psychische Frigidität, Rücksichtslosigkeit und Indifferenz reproduziert. Selbst auf die Kindheit fällt ein Kälteschatten: Die Gesellschaft des entfesselten Marktes bemächtigt sich der Kinder mittels elektronischer Medien. Eine derartige Form der Sozialisation fördert die Produktion von Psychopathen. So wächst ein Menschentyp heran, der in seiner Bindungs-, Skrupel- und Gefühllosigkeit der Funktionsweise der Gesellschaft des entfesselten Marktes entspricht und sie am Leben erhält. Doch Götz Eisenberg belässt es nicht bei dieser von ihm an vielen Beispielen konkretisierten Feststellung. Er sucht nach Auswegen.


zum Autor des Buches:

Götz Eisenberg, geboren 1951 in Arolsen, Hessen. Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und psychosomatischen Medizin an der Universität Gießen. Promotion. Ausbildung zum Familien­therapeuten. Seit 1993 Gefängnispsychologe an der JVA Butzbach. Organisiert dort Kulturprojekte, Theateraufführungen und Lesungen. Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen seit den frühen 1970er Jahren in der Tradition der Kritischen Theorie, u. a. zu Amok, Hass und Gewalt. Mehr Infos bei Wikipedia.


Inhalt:


I.

Ethnologie des Inlands: Homo telephonans  . . . . . . . . . . . . . . .  (9)

Vernetzung  . . . . . . . . . . . . . . . (10)

Ethnologie des Inland: Standing woman  . . . . . . . . . . . . . . . (15)

Die Vermessung der Innenwelt  . . . . . . . . . . . . . . . (16)

Warum schreibe ich?  . . . . . . . . . . . . . . . (21)

Ethnologie des Inlands: Pecunia olet oder: unappetitliche Allianzen  . . . . . . . . . . . . . . . (24)

Der Weltgeist ist partikular geworden: Ein nachträgliches Vorwort  . . . . . . . . . . . . . . . (27)

Ethnologie des Inlands: Veitstänze - Der Hype um den Harlem Shake  . . . . . . . . . . . . . . . (34)


II.

Lackierte Kampfhunde - Versuch über den Straßenverkehr im Zeitalter der Deregulierung  . . . . . . . . . . . . . . . (41)

Ethnologie des Inlands: Der Antirüpel  . . . . . . . . . . . . . . . (57)


III.

Die Zerstörung des sozialen Immunsystems - Am Beispiel der von der Stadt Gießen geplanten Privatisierung des Wochenmarkts  . . . . . . . . . . . . . . . (59)

Heimat und Entfremdung  . . . . . . . . . . . . . . . (67)

Ernst Blochs Kritik der linken Kopfgläubigkeit  . . . . . . . . . . . . . . . (70)

Revolution als Griff zur Notbremse  . . . . . . . . . . . . . . . (73)

Bedürfnisse nach NichtVeränderung  . . . . . . . . . . . . . . . (76)

Aufklärung als „Kopf der Leidenschaft"  . . . . . . . . . . . . . . . (78)

Ethnologie des Inlands: Alfreds Garagentreff  . . . . . . . . . . . . . . . (80)

Vom Gesundheitswesen zur Gesundheitswirtschaft  . . . . . . . . . . . . . . . (84)

Spekulative Skizze über den Zusammenhang von Krebs, Krieg und Kapital  . . . . . . . . . . . . . . . (88)

Ethnologie des Inlands: Im Antiquariat  . . . . . . . . . . . . . . . (93)

Eine große, frei flottierende Sehnsucht nach etwas Anderem - Erinnerungen an Politisierungsprozesse um 1968 herum  . . . . . . . . . . . . . . . (94)

Max Horkheimer zum Gedächtnis  . . . . . . . . . . . . . . . (99)

Ethnologie des Inlands: Die Vermenschlichung des Hundes  . . . . . . . . . . . . . . . (101)


IV.

Aus Verzweiflung erbrüteter Sprengstoff - Anmerkungen und Fragen zur Messerattacke im Jobcenter von Neuss  . . . . . . . . . . . . . . . (103)

Ethnologie des Inlands: Flaschensammler  . . . . . . . . . . . . . . . (109)


V.

Amok in Erfurt - Rückblick auf das Massaker am Gutenberg-Gymnasium  . . . . . . . . . . . . . . . (111)

,Ja, dann ist Schluss!"  . . . . . . . . . . . . . . . (111)

„Schrei nach Veränderung"  . . . . . . . . . . . . . . . (115)

Schulen: Verlässliche Orte oder Zulieferbetriebe für Markt und Industrie?  . . . . . . . . . . . . . . . (118)

„Onkel, schieß uns nicht!" - Rückblick auf das Amok-Jahr 1913  . . . . . . . . . . . . . . . (124)

Ein faschistischer Amokläufer - Ein Rückblick auf die Tat des Anders Behring Breivik  . . . . . . . . . . . . . . . (125)

Ethnologie des Inlands: Wandertag (130) / „Verrückt" oder „böse"? - Zum Prozess gegen Anders Behring Breivik  . . . . . . . . . . . . . . . (131)


VI.

„Dein Hirn ist unter dem Hut"  . . . . . . . . . . . . . . . (137)

Ethnologie des Inlands: Das Alter  . . . . . . . . . . . . . . . (140)

Von der Senilität zur Demenz  . . . . . . . . . . . . . . . (141)

Ethnologie des Inlands: Der Zivi  . . . . . . . . . . . . . . . (145)


VII.

Das Zeitalter des Narzissmus  . . . . . . . . . . . . . . . (147)

Ein zeitgenössischer Narziss  . . . . . . . . . . . . . . . (147)

Was ist das eigentlich: Narzissmus?  . . . . . . . . . . . . . . . (147)

Telefonierende Mütter - schreiende Babys  . . . . . . . . . . . . . . . (148)

Exkurs zu ,Joint attention" und der „Neunmonats-Revolution"  . . . . . . . . . . . . . . . (150)

„Unsichtbare Menschen"  . . . . . . . . . . . . . . . (153)

Bindungen im Zeitalter der Hexibilität  . . . . . . . . . . . . . . . (154)

Ethnologie des Inlands: Digitale Austisten  . . . . . . . . . . . . . . . (156)

Übung in Demut  . . . . . . . . . . . . . . . (158)

Narzissmus und Gewalt  . . . . . . . . . . . . . . . (158)

Narzissmus und Komik  . . . . . . . . . . . . . . . (163)

Eine Fabel  . . . . . . . . . . . . . . . (163)

Ein sogenannter Zellenkoller  . . . . . . . . . . . . . . . (163)

Namen als Schicksal  . . . . . . . . . . . . . . . (164)

Ethnologie des Inlands: Pirschelbär  . . . . . . . . . . . . . . . (165)

Größenphantasie einer Kuh  . . . . . . . . . . . . . . . (166)

Selbstwertgefühl  . . . . . . . . . . . . . . . (166)


VIII.

Der Konsumismus  . . . . . . . . . . . . . . . (169)

Der tobende Enkel  . . . . . . . . . . . . . . . (169)

Der Spiegel  . . . . . . . . . . . . . . . (169)

Konsum als Selbstwertprothese  . . . . . . . . . . . . . . . (171)

Ethnologie des Inlands: Die Tyrannei des Service-Lächelns  . . . . . . . . . . . . . . . (172)

Konsum und Kontrolle  . . . . . . . . . . . . . . . (173)

Ethnologie des Inlands: Wütende Kinder  . . . . . . . . . . . . . . . (174)

Konsum und Vergessen  . . . . . . . . . . . . . . . (175)

Ethnologie des Inlands: Bettler  . . . . . . . . . . . . . . . (179)

Das Neuro-Orakel  . . . . . . . . . . . . . . . (179)

Prägungen und Drift  . . . . . . . . . . . . . . . (180)

Ethnologie des Inlands: Kinder-Apps  . . . . . . . . . . . . . . . (182)

Der Virus der Leere  . . . . . . . . . . . . . . . (183)

Vergessens-Training  . . . . . . . . . . . . . . . (184)

Erwachsenen-Kinder  . . . . . . . . . . . . . . . (186)

Lustpferde und menschliche Arbeitstiere  . . . . . . . . . . . . . . . (188)

Wie viel Hexibilität verträgt der Mensch?  . . . . . . . . . . . . . . . (189)

Ethnologie des Inlands: Coffee to go  . . . . . . . . . . . . . . . (190)

Der Handy-Wahnsinn  . . . . . . . . . . . . . . . (191)

Ethnologie des Inlands: Neusprech  . . . . . . . . . . . . . . . (192)

Pasolinis Bäckerjunge  . . . . . . . . . . . . . . . (193)

Ethnologie des Inlands: Ein heutiger Diogenes  . . . . . . . . . . . . . . . (194)


IX.

Der Glanz im Kamera-Auge - Die U-Bahn-Attacke als neues ,,Modell des Fehlverhaltens"  . . . . . . . . . . . . . . . (195)

Maligner Narzissmus  . . . . . . . . . . . . . . . (199)

Die Welt meines Vaters  . . . . . . . . . . . . . . . (200)

„Schwarze Pädagogik"  . . . . . . . . . . . . . . . (201)

Der Tanz ums goldene Kind  . . . . . . . . . . . . . . . (202)

Identität und Ghetto-Lage  . . . . . . . . . . . . . . . (204)

Ethnologie des Inlands: Früh übt sich, wer ein guter Konsument werden will  . . . . . . . . . . . . . . . (206)

Kindheit eines Chefs - 2013  . . . . . . . . . . . . . . . (207)

Konsum serialisiert  . . . . . . . . . . . . . . . (209)

Die große Wut der,Überzähligen' - Notizen und Anmerkungen zu den „Konsumkrawallen" in England  . . . . . . . . . . . . . . . (210)

Reale Ohnmacht - virtuelle Allmacht  . . . . . . . . . . . . . . . (220)

Blasser Durchschnitt  . . . . . . . . . . . . . . . (222)


X.

Narziss geht, die „Psychopathen" kommen  . . . . . . . . . . . . . . . (223)

Abschied vom Narzissmus?  . . . . . . . . . . . . . . . (223)

Ethnologie des Inlands: Möchtest du einen Unfall im Tunnel sehen?  . . . . . . . . . . . . . . . (226)

Soziale Kälte  . . . . . . . . . . . . . . . (227)

Der Markt als Orakel  . . . . . . . . . . . . . . . (231)

Das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie - Notiz zum 80. Jahrestag der sogenannten Machtergreifung  . . . . . . . . . . . . . . . (232)

Das abgesprungene Rad wieder an den Wagen montieren - Über die Aufgabe der Psychologie im „flexiblen Kapitalismus"  . . . . . . . . . . . . . . . (234)

„Marktkonforme Demokratie"  . . . . . . . . . . . . . . . (236)

Digitale Psychopathie  . . . . . . . . . . . . . . . (239)

„Funktionale Psychopathen"  . . . . . . . . . . . . . . . (240)

Von Psychopathen lernen, heißt siegen lernen!  . . . . . . . . . . . . . . . (244)

Bindungslosigkeit als Signatur des Zeitalters   . . . . . . . . . . . . . . . (246)

„Sie hätte dich damals abtreiben sollen!" - Oskar Roehlers Roman „Herkunft"  . . . . . . . . . . . . . . . (249)

Der freie Wille oder: Haben Menschen wie Herr A. wirklich die Wahl?  . . . . . . . . . . . . . . . (252)

Ethnologie des Inlands: Warum werden aus liebenswerten Kindern später scheußliche Erwachsene?  . . . . . . . . . . . . . . . (256)

Psychopathen-Produktion  . . . . . . . . . . . . . . . (258)

Psychopathen in Nadelstreifen  . . . . . . . . . . . . . . . (260)

Psycho-Imperialismus - Der DSM-V als Meilenstein in der Psychiatrisierung der Welt  . . . . . . . . . . . . . . . (262)

Die Verräumung missliebiger Menschen: Exkurs zum Fall Mollath  . . . . . . . . . . . . . . . (272)

sychopathen ohne Hitlerbart - Die Finanzkrise in der Literatur  . . . . . . . . . . . . . . . (276)

Ethnologie des des Inlands: Harvester  . . . . . . . . . . . . . . . (287)

... entronnen den Schrecken der Ökonomie   . . . . . . . . . . . . . . . (288)
 



Quelle:  Buchbesprechung erstveröffentlicht am 13. Februar 2015 auf NachDenkSeiten.de > Artikel.

Der Text ist für nichtkommerzielle Zwecke nutzbar, wenn die Quelle genannt wird. Er steht unter Creative Commons Lizenz 2.0 Non-Commercial.

Wolfgang Lieb (* 1944 in Stuttgart) ist ein deutscher Jurist und Publizist. Er war Regierungssprecher und Staatssekretär in Nordrhein-Westfalen sowie von 2003 bis 2015 Mitherausgeber und Autor der politischen Webseite NachDenkSeiten. Im Oktober 2015 stellte Lieb seine Mitarbeit an den NachDenkSeiten ein, weil er die politische Ausrichtung des Projektes nicht mehr mittragen mochte - hier seine Begründung. Mehr Infos zum Autor bei Wikipedia.


Bild- und Grafikquellen:

1. Buchcover: "Zwischen Amok und Alzheimer. Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus." Autor: Götz Eisenberg. Verlag: Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt am Main (2. Aufl. 2015). ISBN 978-3-955-58108-4.

2. Gesellschaft heute: Alles ist miteinander vernetzt, aber die Entfernungen zwischen den Menschen werden immer größer. Man könnte von einer "Entfremdung zweiten Grades" sprechen. Die Menschen haben das Bewusstsein ihrer Entfremdung eingebüßt und fühlen sich in ihr heimisch. Damit ist die Entfremdung auf eine zynisch-perverse Art und Weise aufgehoben. Foto: Luc Legay, Paris. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).

3. Heimat: "Ort fragloser Zugehörigkeit und Geborgenheit; einen sozialen Nahraum, der Identität ermöglicht angesichts zunehmender Anonymität, Mobilität, Leere und Hektik, wie sie die Einkaufsstraßen unserer Innenstädte mittlerweile ausstrahlen. Nahraum als Kategorie der Emanzipation heißt: Aufsprengen der ghettoartigen Wohnverhältnisse vor allem für Alte und Kinder, Wiederbelebung der Nachbarschaftsbeziehungen, die Vermenschlichung der Architektur … und die Transformation der Städte, die unterm Diktat der Bodenspekulation … vollkommen durchkommerzialisiert sind, in einen Raum, in dem das Leben in seiner ganzen sinnlichen Fülle sich entfalten und seine öffentliche, gesellschaftliche Dimension zurückgewinnen und ausdrücken kann." (Zitat Götz Eisenberg aus seinem Buch "Zwischen Amok und Alzheimer.")

Foto: Kevin Dooley, Chandler, AZ, USA. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).

4. München - Viktualienmarkt: "Der Markt bringt einen spezifischen Humor hervor, der sich nur in dieser ökonomischen Nische und seiner spezifischen Zeitstruktur entfalten kann. Kurzum: Der Wochenmarkt ist eine Enklave der Ungleichzeitigkeit, ein bunter Fleck in einer verödeten und total kommerzialisierten städtischen Lebenswelt. Er ist Teil eines sozialen Immunsystems, eines Geflechts von sozialen Bindungen und Kontakten, das Menschen ebenso dringend benötigen wie das körperliche Immunsystem . . .

Ein demokratisches Gemeinwesen braucht Orte, an denen Demokratie und Öffentlichkeit sich materialisieren und entfalten können, Orte, sie sich libidinös besetzen lassen. Dazu gehören Theater, Parks, Schwimmbäder, botanische Gärten, Bibliotheken und öffentliche Plätze." (Zitat Götz Eisenberg aus seinem Buch "Zwischen Amok und Alzheimer."). Foto: Flickr-User Pixelteufel. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).