Arbeitsverweigerung: Hillary Clinton und das Versagen der Medien

1 Beitrag / 0 neu
Bild des Benutzers Helmut S. - ADMIN
Helmut S. - ADMIN
Offline
Verbunden: 21.09.2010 - 20:20
Arbeitsverweigerung: Hillary Clinton und das Versagen der Medien
DruckversionPDF version

Arbeitsverweigerung: Hillary Clinton und das Versagen der Medien

von Jens Berger / NachDenkSeiten

Konzernmedien_Medienhuren_Systemkonformismus_Systemhuren_Pressehuren_presstitutes_Verlautbarungsjournalismus_Kritisches_Netzwerk_Tendenzjournalismus_Hillary_Clinton Echter Qualitätsjournalismus sollte Distanz halten und sich nicht gemein machen mit einer Sache; auch nicht mit einer guten. So formulierte es einst der Tagesthemen-Moderator Hanns Joachim Friedrichs. Gemessen an diesem Standard sind die Stars des US-Journalismus die schwarzen Schafe in einer Branche, in der man offenbar die weißen Schafe mit der Lupe suchen muss. Die Medienkonzerne finanzieren Hillary Clinton, Clinton bedient ausgesuchte Journalisten mit „Informationen“ aus erster Hand und gemeinsam arbeitet man an einer Strategie, das Weiße Haus zu erobern. So nah waren sich Politik und Medien in einem als demokratisch geltenden Staat noch nie.

Die New York Times (NYT) macht heute mit einer Geschichte auf, in der man lustvoll darüber berichtet, dass es bei den Republikanern immer mehr Spitzenpolitiker gibt, die Trump den Rücken kehren. Gleich daneben berichtet das „Editorial Board“ von der „verschrobenen“ Welt des Donald Trump. Bei der Washington Post (WaPo) heuchelt man in der Spitzenstory des Tages immer noch darüber, wie böse Donald Trumps „frauenfeindliche“ Sprüche sind und auch auf allen anderen großen Zeitungs- und Medienseiten findet man nahezu ausschließlich negative Berichte und Kommentare über den Kandidaten Trump. ??

► Ist in den USA sonst nichts passiert?

Gab es nicht erst vor wenigen Tagen einen echten Scoop, bei dem den Medien von Hackern Tausende interne Mails von Hillary Clintons Wahlkampfchef zugespielt wurden? Darüber berichten natürlich auch die Massenmedien. Die New York Times macht sich beispielsweise Gedanken darüber, ob die Leaks aus den Reihen der Trump-Kampagne stammen und echauffiert sich darüber, dass offenbar russische Hacker hinter dem Datenraub stehen. Während man bei MSNBC nichts besseres zu tun hat, als schnell einen „Experten“ aus dem Hut zu zaubern, der bar jeder Indizien behauptet, die Mails von Wikileaks seien Fälschungen. Nun gut, so lange man „den Russenals universellen Bösewicht heranziehen kann, muss man sich ja nicht mehr mit Inhalten beschäftigen.

donald_don_trump_hillary_clinton_email_controversy_clintonemail_republican_party_presidential_election_democratic_party_democrats_kritisches_netzwerk_goldman_sachs_2016.jpg Und diese Inhalte haben es durchaus in sich. Wie Glenn Greenwald und Lee Fang auf „The Intercept“ – einem der wenigen weißen Schafe – berichten, geht es bei den Podesta-Emails beispielsweise auch darum, wie das Wahlkampfteam von Hillary Clinton mit den großen Medien im Lande zusammenarbeitet. So pflegt man beispielsweise eine inoffizielle Liste mit „Helfern“ und wohlgesonnenen „Kolumnisten“ und „Experten“, die dann, bezahlt von der Clinton-Kampagne, in den Zeitungen und Fernsehsendern ihre Statements und Kommentare abliefern dürfen. Auf speziellen Veranstaltungen in exklusiven Cocktailbars wurde dann das Who is Who der Branche auf die Kampagne eingeschworen. Ziel der Zusammenarbeit ist freilich nicht nur eine Hofberichterstattung für Hillary Clinton, sondern auch die Lieferung von Materialien durch die Kampagne, mit denen die Medien den politischen Gegner ins Kreuzfeuer nehmen können.

Wer die US-Medien auch nur sporadisch verfolgt, wundert sich über diese Enthüllungen sicherlich nicht. Die Vehemenz der Pro-Clinton-Berichterstattung ist beeindruckend. Selbstverständlich geht der – im wahrsten Sinne des Wortes – Kampagnenjournalismus über die bloße einseitige Berichterstattung hinaus.

Die Medienkonzerne, die sich besonders für eine Pro-Clinton-Hofberichterstattung auszeichnen, sind auch die Konzerne, die zu den größten Spendern der Clinton-Kampagne und(!) der Clinton-Stiftung gehören – darunter Comcast (NBC, MSNBC), James Murdoch (News Corporation, Fox News), Time Warner (CNN), Bloomberg, Reuters, Viacom, CBS, AOL (Huffington Post), Public Broadcasting Service / PBS, PRI, die Hearst Corporation und viele viele andere.

So schließt sich der Kreis. Die Medienkonzerne finanzieren und unterstützen die Kandidatin publizistisch. Die kritische Berichterstattung zu Hillary Clinton grenzt dabei bereits an Arbeitsverweigerung – angefangen bei den DNC-Leaks, über das Mail-Archiv von Hillary Clinton bis zu den Podesta-Mailsjedes einzelne dieser Leaks hat das Zeug zu einem riesigen Skandal. Über jedes einzelne Leaks werden Sie jedoch in den oben genannten Großmedien kaum etwas finden – außer Mutmaßungen, dass die Russen dahinterstecken könnten.

Das ist kein Journalismus! Das ist Arbeitsverweigerung! Stattdessen setzt man seine Leute daran, alte Audio-Rohaufnahmen nach Zitaten Donald Trumps zu durchwühlen, in denen er sich „unanständig“ äußert. Und nun klopft sich die gesamte Branche gegenseitig auf die Schultern: Man hat doch tatsächlich einen Beleg dafür gefunden, dass Trump das P-Wort benutzt! Ei der Daus! Dafür muss es den Pulitzer-Preis geben!

Die Erklärung für diese kollektive Arbeitsniederlegung mag simpel sein. Donald Trump ist nun mal ein Widerling, gegen den sogar eine Hillary Clinton attraktiv erscheinen mag. Und so machen sie sich einer – siehe Einleitung – guten Sache gemein, indem sie aus ihrer Perspektive heraus Trump verhindern. Stellt sich jedoch die Frage, wo der Kandidat Trump überhaupt herkommt. Und da müssen wir uns leider in den Bereich der Spekulation begeben.

Ein weiteres Fundstück aus den Podesta-Mails, die von den Qualitätsmedien geflissentlich ignoriert werden, weißt nämlich darauf hin, dass die Clinton-Kampagne schon im Juli 2015 herausgearbeitet hat, dass die Kandidatin eigentlich nur dann eine Chance hat, wenn auf Seiten der Republikaner entweder ein „Extremist“ antritt oder zumindest auftrumpft, um die anderen Kandidaten in die rechte Ecke zu schieben. Namentlich werden im Papier Ted Cruz und Donald Trump genannt. Auch wenn es dafür natürlich keinen Beweis gibt: es ist schon sehr seltsam, dass „Freaks“ wie Trump und Cruz in der frühen Phase der Vorwahlen in den Medien omnipräsent waren, während die gemäßigten Kandidaten des Establishments, z.B. Chris Christie oder Jeb Bush, fast komplett ignoriert wurden. Haben die Medien also mit Trump genau den Strohmann aufgebaut, den sie nun mit Genuss niederprügeln? Ich würde meine Hand jedenfalls nicht dafür ins Feuer legen, dass es nicht so ist.

► Doch was ist der Preis für dieses abgekartete Spiel?

Die Medien verlieren den letzten Rest von Glaubwürdigkeit und die Wähler werden nach vier Jahren Clinton wahrscheinlich vollends unkontrollierbar sein und einem Rattenfänger hinterherlaufen, gegen den Donald Trump ein netter Kerl ist. Ted Cruz wäre ein denkbarer Kandidat. Und wenn in vier Jahren tatsächlich ein evangelikaler Spinner á la Cruz an den roten Knopf kommt, dann ist jüngste Gericht wohl wirklich nicht mehr fern.

Jens Berger / NachDenkSeiten


Quelle: Dieser Text erschien zuerst am 12. Oktober 2016 auf den „NachDenkSeiten – die kritische Website“ > Artikel.

Der Text ist für nichtkommerzielle Zwecke nutzbar, wenn die Quelle genannt wird. Er steht unter Creative Commons Lizenz 2.0 Non-Commercial.

Bild- und Grafikquellen:

1. Propaganda-Poster "YOU WRITE WHAT YOU`RE TOLD! Thanks, corporate news! We couldn’t control the people without you”. Zu Beginn des Vietnamkrieges berichteten damals US-amerikanische Mainstreammedien in Wort und Bild offen und detailliert über das blutige Gemetzel ihrer Kameraden, bis die Stimmung im Lande und weltweit in Empörung und Ablehnung kippte. Heldentum und Patriotismus waren angekratzt. Die US-Regierung reagierte und beschloß, fortan den Informationsfluss hinsichtlich dessen, was veröffentlicht werden sollte, zu kontrollieren.

Man produzierte verharmlosende Propaganda-Informationen und schränkte u.a. auch die Zugangsberechtigung einiger ausgewählter Medienvertreter ein. Irgendwann kreierte jemand dieses Poster als "DANK" für die Manipulation und Einschränkung der Pressefreiheit. Es ist natürlich im sarkastischen Ton gehalten um sich über die Regierung mit diesem Versuch einer Gegen-Propaganda lustig zu machen, sie öffentlich zu blamieren und um beim Betrachter negative Gefühle auszulösen.   

Seit dem "hässlichen" Vietnamkrieg verloren noch mehr US-Amerikaner ihr Vertrauen, sowohl in ihre Regierung als auch in die Massenmedien. Viele Verlage wurden geschlossen oder "übernommen" und embedded. Es ist mehr als auffällig, daß sie während und nach einem weiteren Krieg oder militärischer Intervention - so grausam, opferbringend und teuer es auch sein mag - am Ende immer positiver an der Seite der Präsidenten stehen, als noch zuvor.

Nach 9/11 ist es besonders schlimm. Busch und Obama durften sich fast alle Schweinereien nahezu kritiklos erlauben, weil sie - wie auch die Medien - zu Marionetten (presstitutes) verkommen sind. Der amtierende US-Präsident Donald Trump hingegen pfeift auf Leitmedien auf seine sehr spezielle verachtende Weise und bekommt natürlich heftigsten Gegenwind. US-Leitmedien, unterwandert und angetrieben von Neocons, christlichen und jüdischen Zionisten, den 17 US-Geheimdiensten, den zahlreichen Waffenlobbyverbänden, unzähliger neoliberal-durchseuchter Thinktanks und nicht zuletzt des mächtigen industriell-militärischen Komplexes kritisieren Trump und fordern noch schärferes, völkerrechtswidriges Vorgehen gegen souveräne Staaten wie z.B. Syrien, Afghanistan, Irak, den Jemen und die Republik Iran. Das rechts dargestellte Original-Plakat war überall in den USA öffentlich zu sehen und dürfte sein Ziel, die Öffentlichkeit - zumindest in Teilen - weiter zu sensibilisieren, nicht verfehlt haben.

2. Hillary Clinton Email Archive: On March 16, 2016 WikiLeaks launched a searchable archive for 30,322 emails & email attachments sent to and from Hillary Clinton's private email server while she was Secretary of State. The 50,547 pages of documents span from 30 June 2010 to 12 August 2014. 7,570 of the documents were sent by Hillary Clinton. The emails were made available in the form of thousands of PDFs by the US State Department as a result of a Freedom of Information Act request. The final PDFs were made available on February 29, 2016. - siehe WikiLeaks. Grafik-Urheber: David Dees, commercial artist, Oregon/USA. > Webseite http://ddees.com/.

3. Hillary for Prison. Grafik-Urheber: David Dees, commercial artist, Oregon/USA. > Webseite http://ddees.com/.