Gott will den Krieg gegen den Terror

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Ulrich Gellermann
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Verbunden: 22.03.2013 - 15:43
Gott will den Krieg gegen den Terror
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Gott will den Krieg gegen den Terror

Zweifel an der Bundesregierung sind blasphemisch

Es war Ostern, man dachte an nichts Böses, da meldete sich hinterrücks Norbert Röttgen im West-Berliner TAGESSPIEGEL: "Wir müssen uns noch stärker als bisher in internationale Konflikte einschalten und die Ursachen von Gewalt bekämpfen.“ Wer jetzt an die Gewalt der diversen westlichen „Engagements“ von Afghanistan bis Syrien dachte, dem wurde ganz anders: Sollte sich Deutschland wirklich mit den USA anlegen? Aus der NATO austreten, die Bundeswehr aus ihren zur Zeit 14 Auslandseinsätzen nach Hause holen und von der korrupten Regierung in der Ukraine ultimativ verlangen, das Minsker Friedensabkommen einzuhalten und endlich direkt mit den Separatisten zu reden? Ach, nein, der kleine Norbert wollte sich nur zurückmelden. Da kommt ihm der aktuelle Terror als Verstärker der eigenen Lautsprecherei gerade Recht.

Zwar ist der Mann Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, aber Röttgen hatte einst ganz andere Ambitionen. Er wurde als Merkels Darling und möglicher Nachfolger gehandelt. Aber dann hatte er eine Landtagswahl verloren. Und schwups verlor er sein Ministeramt, Merkels Wohlwollen und das Gleichgewicht. In welcher Reihenfolge auch immer.

Doch Röttgen, der schon mal gemeinsam mit seiner Frau als `Die Kennedys vom Rhein´ präsentiert wurde, robbt sich langsam wieder ran und darf, offenkundig mit Merkels Zustimmung, gefährliches Zeug in die Welt setzen: „Wir müssen unsere diplomatischen Initiativen verstärken und um eine militärische Komponente erweitern“.

In der einen Hand den Palmzweig, in der anderen das Maschinengewehr, kurz wedeln, zeitgleich schießen, das ist die hohe Schule der US-Diplomatie, wie man sie weltweit kennt. Röttgen darf natürlich nur das sagen, was die Kanzlerin will. Auch mit dieser Äußerung zum anhaltenden Irak-Krieg bei Günter Jauch: „Sie können alle Waffenlieferungen aus Deutschland wegdenken, wir hätten trotzdem diesen Konflikt“ referiert er nur his Mistress´s voice.

So wie der Röttgen die deutschen Waffen-Exporte gut heißt, so begreift er auch den neuen deutschen Hilfs-Imperialismus in Syrien und begrüßt „positiv“ die Bereitschaft Saudi-Arabiens mit eigenen Truppen in den Syrienkrieg zu marschieren. Dass Saudi-Arabien – durch Geld, Söldner und Waffenlieferungen – längst in Syrien Kriegspartei ist, mag dem CDU-Politiker öffentlich nicht einfallen. Einen guten Waffen-Kunden wird man schließlich nicht bloßstellen. Auch, dass der lang andauernde „Krieg gegen den Terror“ bisher nur den Terror hat wachsen lassen, dass mit jedem Auslandseinsatz, mit jeder Drohne, mit jedem gelieferten Panzer die Zahl terroristischer Anschläge gestiegen ist, macht die Propheten der „militärischen Komponente“ nicht irre in ihrem Glauben daran, dass sie ein Gottesgeschenk für die Welt sind.
 

Offene Frage an Norbert Röttgen (CDU): Stell Dir vor dies wären zwei Deiner Kinder ?

Anders lässt sich das Facebook-Posting des Vorsitzenden der „Evangelischen Kirche in Deutschland“ (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nicht erklären: "Terror ist Gotteslästerung“, schreibt der Mann und sieht sich auf der richtigen Seite, hatte doch auch die Kanzlerin amtlich festgestellt: "Terrorismus ist für mich Gotteslästerung“. Der oberste Pfarrer Deutschlands und die Pfarrerstochter, sie halten sich für schlau: Mit dem Verdacht der „Gotteslästerung“ wird der Terror schnell der islamischen Glaubensrichtung angeklebt. Obwohl man wissen kann, dass zum Beispiel die Terrorgruppe IS/Daesch nur ein Geschäftsmodell einer Gruppe ehemaliger Geheimdienstoffizieren der irakischen Streitkräfte ist, die unter der falschen Flagge des Islam an die Macht wollen. Aber das Etikett der Gotteslästerung weist dem Feind deutlich die Rolle des Bösen zu und gibt den Bundeswehreinsätzen den heiligen Schein der Verteidigung des echten Glaubens.

Und wo der liebe Gott wohnt, da ist der Zweifel nicht angebracht. So muss denn Norbert Röttgen als Zeuge auftreten, wenn es um einen Terrorismus-Unterstützer, den türkischen Präsidenten Erdoğan, geht. Der schnell und leicht beleidigte Herr ist wegen einer deutschen Satire-Sendung über ihn böse und mischt sich in die inneren Angelegenheiten der Bundesrepublik Deutschland ein.


Song: Erdowie, Erdowo, Erdogan | extra 3 | NDR. Songtext siehe weiter unten!



Und weil das Schweigen der Bundesregierung langsam peinlich wird, meldet sich Röttgen mit einer doppelten Zurückweisung: Er habe „keinen Zweifel“, dass die Bundesregierung „die zweifelsfreie Geltung“ von Grundrechten in Deutschland „auf ihren Wegen und ihren Kanälen“ zum Ausdruck gebracht habe. Dieser servile Ton ist zweifellos der gebückten Haltung zu verdanken, mit der Röttgen eine Nicht-Kritik am NATO-Partner und Terror-Paten zu erklären versucht. Und Zweifel an der Bundesregierung – die den Terror in Brüssel oder Paris als „Gotteslästerung“ verkauft, den der Türkei in Syrien oder in Kurdistan aber einfach nicht wahrnehmen will – der ist natürlich blasphemisch.

Ulrich Gellermann, Berlin

Lesetipp:

Nordatlantikvertrag: Acht Gründe für den Austritt Deutschlands aus der NATO - weiter.


► Quelle:  RATIONALGALERIE > Artikel vom 31.03.2016.



Songtext Erdowie, Erdowo, Erdogan


[Part 1]
Er lebt auf großem Fuß
Der Boss vom Bosporus
"Ein protziger Bau mit tausend Zimmern, errichtet ohne Baugenehmigung in einem Naturschutzgebiet"
Bei Pressefreiheit kriegt er ’nen Hals
D’rum braucht er viele Schals

[?]
Ein Journalist, der was verfasst
Das Erdogan nicht passt
Ist morgen schon im Knast
Redaktion wird dichtgemacht
Er denkt nicht lange nach
Und fährt mit Tränengas und Wasserwerfern durch die Nacht

[Hook]
Sei schön charmant
Denn er hat dich in der Hand
Erdowie, Erdowo, Erdogan
Die Zeit ist reif für sein Großosmanisches Reich
Erdowie, Erdowo, Erdogan

[Part 2]
Gleiche Rechte für die Frauen
Die werden auch verhau’n
"Die Polizei in Istanbul hat eine Demonstration zum Weltfrauentag gewaltsam aufgelöst"
Ist das Wahlergebnis schlecht
Das ruckelt er zurecht
"I like to move it, move it"
Kurden hasst er wie die Pest
Die bombardiert er auch viel lieber als die Glaubensbrüder drüben beim IS

[Hook]
Gib ihm dein Geld
Er baut dir ein Flüchtlingszelt
Erdowie, Erdowo, Erdogan
Sein Land ist reif für’n EU-Beitritt
Er pfeift auf Demokratie
Tschü mit ü sagt Erdogan
Und er reitet in den Sonnenuntergang



Bild- und Grafikquellen:

1. BRAINFUCK! - Bundeskanzlerin Angela Merkel schlug am 16. Mai 2012, wenige Tage nach Röttgens verlorener Landtagswahl in NRW, dem Bundespräsidenten gemäß Art. 64 GG Röttgens Entlassung vor. Es war – nach der Entlassung von Rudolf Scharping durch Gerhard Schröder – in der Geschichte der Bundesrepublik erst die zweite Entlassung eines Bundesministers.

Seit 2014 ist Röttgen Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Im Mai/Juni 2014 nahm er an der privaten Bilderberg-Konferenz in Kopenhagen in seiner Funktion als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses teil. Bei den Bilderberg-Konferenzen treffen sich einflussreiche Personen aus Wirtschaft, Militär, Politik, Medien, Hochschulen und Adel zu sogenannten "informellen Gesprächen".

Foto: Sebastian Riehm. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).

2. Syrian girls, carrying school bags provided by UNICEF, walk past the rubble of destroyed buildings on their way home from school on March 7 2015 in al-Shaar neighborhood, in the rebel-held side of the northern Syrian city of Aleppo. Röttgens Tochter Judith und die Söhne Johannes u. Clemens haben sicher eine bomben- und trümmerfreie Umgebung, in der sie sicher aufwachsen und das Recht auf eine gute Kindheit erleben dürfen. Quelle: Flickr. Foto: (IZEIN ALRIFAI/AFP/GImages) - Flickr-User Jordi Bernabeu Farrús > seine Webseite. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).

3. Adolf Hitler - Ölgemälde auf Baumwoll-Leinwand. Maler: Award winner artist Mr. Gopal has made this marvelous German painting "Adolf Hitler" of German Political Leader painting Style. Quelle: http://www.artoflegendindia.com/. Bildbearbeitung (Erdogan und Armbinde): Wilfried Kahrs / QPress.

4. Kurdenschlächter Recep Tayyip Erdoğan. Bis 2014 war er Vorsitzender der muslimisch-konservativen Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP).  Seit dem 28. August 2014 ist er Präsident der Türkei. Urheber der Erdoğan-Karikatur: DonkeyHotey. The source image for this caricature of Turkey's President Recep Tayyip Erdogan is a Creative Commons photo from the World Economic Forum's Flickr Photostream. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0) Grafikbearbeitung (Textinlet): Wilfried Kahrs / QPress.de. Lizenz bleibt!