Joachim Gauck geht, Jürgen Bartsch kommt. Linkspartei in der Koalitions-Warteschleife

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Ulrich Gellermann
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Verbunden: 22.03.2013 - 15:43
Joachim Gauck geht, Jürgen Bartsch kommt. Linkspartei in der Koalitions-Warteschleife
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Joachim Gauck geht, Jürgen Bartsch kommt

Linkspartei in der Koalitions-Warteschleife

Man sitzt in der Nähe des Berliner Info-Radios, denkt an nichts Böses und hört die Abschiedskränze rauschen, die dem abdankenden Bundespräsidenten Gauck hinterhergeworfen werden. Und dann, plötzlich, die Stimme von Dietmar Bartsch, dem Vorsitzenden der LINKEN-Fraktion im Bundestag zum scheidenden Gauck: „Er hat dem Amt Würde zurückgegeben, das muß man sagen.

Häh? Der Mann, von dem die Formel der neuen deutschen Verantwortung stammt? Der Mann, der Auslandseinsätze keinesfalls ausschließen wollte, sondern mahnte, “[. . ]den Einsatz militärischer Mittel als letztes Mittel nicht von vornherein zu verwerfen". Der vor der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg den zynischen Satz abließ: "Dass es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen." Dieser Front-Pastor soll dem Amt die „Würde zurückgegeben“ haben?

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War es nicht der falsche Pastor, der, als er noch der Behörde vorstand, die seinen Namen trug, pünktlich für Stasi-Denunziationen sorgte, wenn Wahlen anstanden? Der vom Rassisten Thilo Sarrazin behauptete, der habe „Mut bewiesen“ und ein „bestehendes Problem offen angesprochen“. Der nach der Bankenkrise den Deutschen mitteilte, die „Antikapitalismusdebatte ist unsäglich albern".

Der sich in einem Interview mit dem Deutschlandfunk selbst die Krone aufsetzte: „Vielleicht machen sich nicht alle Menschen bewusst, dass die höchste Repräsentanz einer Republik, einer Demokratie doch mindestens so viel Ehrerbietung verdient, wie es ein gekröntes Haupt verdient." Und der dem schmutzigen Afghanistankrieg seinen Segen erteilte: "Ich finde den Einsatz nicht gut, aber erträglich und gerechtfertigt."

Dieser unerträgliche Schwätzer und dumm-stolze Vertreter einer übergroßen Koalition der Selbstzufriedenen, wird von einem Funktionär der Linkspartei mit dem Begriff „Würde“ vergoldet. Von Dietmar Bartsch ist bekannt, dass er gern ernste, getragene Sätze formuliert, die der eigenen Würde entsprechen sollen. Weniger bekannt, nahezu in Vergessenheit geraten, ist ein Satz von ihm über die Hartz-Vierer aus dem Jahr 2011. Bartsch hatte sich gerade auf den Weg gemacht für den Parteivorsitz zu kandidieren, als er in der Berliner Insel-Galerie auf die Frage, wie er sich denn die vielen widerstreitenden Meinungen und Fraktionskämpfe in der Linkspartei erkläre, einen interessanten Blick in seine Psyche ermöglichte: Da in Zeiten schlechter Wahlergebnisse die Mandate knapper seien, würden sich die Abgeordneten der Linkspartei um die Posten streiten wie "die Hartz-Vierer um den Alkohol". Die Wahl zum Parteivorsitz verlor er dann.

Das ist der ganze Bartsch: Verächtlich gegenüber denen ganz unten, und schleimig gegenüber denen weit oben. Der Mann steht dem rechten Flügel der Linkspartei vor. Da sammeln sich jene Truppen, die unbedingt in eine Regierungskoalition auf Bundesebene wollen. Koste es, was es wolle. Da soll es doch auf so ein bißchen Gauck-Pinselei nicht ankommen.

Ulrich Gellermann, Berlin


Quelle: erstveröffentlicht bei RATIONALGALERIE > Artikel vom 20.03.2017

Bild- und Grafikquellen:

1. Deutschland muß endlich wieder mehr Krieg wagen. Bildbearbeitung:  Jan Müller / Borgdrone.de. Dieses Werk von borgdrone ist lizenziert unter Namensnennung - Keine Bearbeitungen 4.0 International (CC BY-ND 4.0).

2. Joachim Gauck legte eine bemerkenswerte Karriere hin: evangelisch-lutherischer Pastor und Kirchenfunktionär, Volkskammerabgeordneter für Bündnis 90, Bürgerrechtler (jedenfalls sieht er sich so gerne, sic!), Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen und vom 18. März 2012 bis zum 18. März 2017 der elfte und älteste amtierende Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. 

Ende April 2014, während einer Türkei-Reise, kritisierte Gauck zwar völlig zurecht in einer medial viel beachteten Rede vor türkischen Studenten die gegenwärtigen Entwicklungen unter der korrupten Regierung Erdogan, doch die seit Jahrzehnten begangenen und von der UNO und Menschenrechtsorganisationen kritisierten Verbrechen der zionistischen rassistischen Regierung(en) Israels hingegen billigte er demütig und wahrte die Staatsräson. Foto: James Rea. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0).

3. Dr. Dietmar Gerhard Bartsch (* 31. März 1958 in Stralsund) ist ein deutscher Politiker (Die Linke). Er ist Mitglied des Deutschen Bundestages und seit dem 13. Oktober 2015 zusammen mit Sahra Wagenknecht Vorsitzender der Linksfraktion und damit Oppositionsführer des 18. Bundestags. Er war zuvor Bundesschatzmeister der PDS, Bundesgeschäftsführer der Linkspartei sowie Zweiter Stellvertretender Fraktionschef. Er wird, im Gegensatz zu Wagenknecht, zum rechten Parteiflügel gezählt. Bartsch wohnt in Prerow (Mecklenburg-Vorpommern). Foto: © Fraktion DIE LINKE. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).