Russland – eine regionale oder eine imperiale Macht?

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Kai Ehlers
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Russland – eine regionale oder eine imperiale Macht?
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Russland – eine regionale oder eine imperiale Macht?

Schriftliche Fassung eines Vortrags auf der „Friedenskonferenz“ vom 08.11.2015 in Hamburg


Die Frage ist zweifellos aktuell. Allein schon deshalb, weil sie auch von Barack Obama gestellt wird. Aber was ist regional, was imperial? Wo nach wird gefragt? Regional gleich begrenzt oder schwach, imperial dagegen aggressiv, expansiv oder global?

Nehmen wir Deutschland – ist Deutschland eine regionale Macht oder eine imperiale? Oder China. Ist China regional oder imperial? Die Kriterien sind unscharf. Was einmal klar definiert schien – Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus – verschwimmt heute in hybriden Formen der Globalisierung.

Erst recht geben die alten Kriterien keine Klärung für Russland. Wie kann man ein Land, das gut ein Sechstel der Erde umfasst, das sich über elf Zeitzonen erstreckt, das das Zentrum Eurasiens bildet, eine Region nennen? Und was das Imperiale betrifft: Russland ist auch nicht expansiv. Es schrumpft immer noch, genauer, es ist immer noch dabei den Prozess der Schrumpfung aufzuhalten, der mit Auflösung der Sowjetunion 1990/91 eingesetzt hat.  


Die Geschichte befragen

Eine Antwort auf die oben gestellte Frage, ob Russland eine regionale oder eine imperiale Macht sei, ist nicht aus einer Momentaufnahme heraus möglich. Sie ist nur mit Blick auf  historische Entwicklungsschritte und unter Wahrnehmung der Besonderheiten dieses Landes zu finden. Nehmen wir also drei Phasen: Zarismus, Sowjetunion, heute.

Das Reich der Zaren war zweifellos ein Imperium, allerdings nicht im Sinne des höchsten Stadiums von Kapitalismus, sondern im Sinne von Herrschaft über andere Völker, die von Moskau kolonisiert und ins russische Reich integriert wurden. Das gilt  seit Peter I. (1682–1725), genannt "der Große" und besonders seit Katharina II. (1729-1796), ebenfalls "die Große" genannt. Für die Zeit davor und auch für die Zeit nach der Oktoberrevolution müssen andere Begriffe gefunden werden.
 

Russian Expansion 1533-1894

Ein Imperium war zweifellos auch die Sowjetunion – sogar mehr noch als der Zarismus. Ihr Herrschaftsgebiet erstreckte sich von Zentralasien bis Mitteleuropa – dies alles eine Union der sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR). Gigantisch. Man könnte sagen, die UdSSR bildete das größte Imperium der Geschichte. Sie schickte sich sogar an über Afghanistan noch bis zum indischen Ozean vorzudringen. Im Anspruch des sozialistischen Internationalismus griff sie über den ganzen Globus hinaus. Allerdings ist auch der sowjetische Imperialismus nicht umstandslos unter die Definition vom höchsten Stadium von Kapitalismus zu stellen.

 

Nachfolgestaaten die aus dem Zerfall der Sowjetunion hervorgingen:

1. Armenien 2. Aserbaidschan 3. Weißrussland 4. Estland 5. Georgien 6. Kasachstan 7. Kirgisistan

 8. Lettland 9. Litauen 10. Moldawien 11. Russland (allerdings „Fortsetzerstaat“)

12. Tadschikistan 13. Turkmenistan 14. Ukraine 15. Usbekistan

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Zwei Typen der Kolonisierung

Vielmehr gilt es hier zu differenzieren: Zwar kann man sagen, dass auch Russland und später die Sowjetunion Kolonien hatten. Aber diese dienten nicht der ursprünglichen Akkumulation von Kapital, nicht der Ressourcenbeschaffung, auf deren Basis sich die kapitalistische Produktion entwickeln konnte, wie im europäischen Kolonialismus. Solche Raubzüge hatte Russland mit seinen gewaltigen eigenen Naturreichtümern nicht nötig.

Für Russland stand, paradox aber wahr, eher die Frage, wie nutzen – wie effektiv oder ob überhaupt nutzen, wenn doch alles im Überfluss da ist. Noch heute kann man von Russen, wenn es um das Problem begrenzter Ressourcen geht, die erstaunte Frage hören: ‚„Kakaja problema? U nas wsjo jest.!‘ - ‚Wo ist das Problem? Wir haben doch alles!‘ Der natürliche Reichtum in der großen Weite des Landes dürfte sogar eine Ursache für die russische Variante des Laissez-faire oder Mañana será otro día sein.
 

Russischer Kolonialismus diente einem anderen Zweck als dem der ursprünglichen Akkumulation von Kapital. Er diente vornehmlich der Sicherung der Außengrenzen eines durch keine natürlichen Grenzen geschützten Raumes. Russische Kolonien wurden nicht geplündert, sie wurden vom Zentrum aus entwickelt, alphabetisiert, industrialisiert, in die Moderne geschickt – mit einem Wort subventioniert und integriert. Sie wurden als Bollwerk gegen Bedrohungen von außen, gewissermaßen als "cordon sanitaire" (Pufferzone) ausgebaut. Im Kampf um Einfluss in der systemgeteilten Welt weitete die Sowjetunion diese Politik auf Unterstützung und generelle Subventionierung der Länder der Befreiungsbewegungen aus.

Nicht zuletzt diese Politik der Subventionierung der Außenbezirke, der Republiken und der Befreiungsbewegungen, einschließlich des aus dem sozialistischen Anspruch resultierenden hochgefahrenen Sozial-Apparats, das sei hier kurz angemerkt, dürfte ein Grund dafür sein, warum die Sowjetunion kollabiert ist und die Nachfolgestaaten ins Nichts stürzten.

Nehmen wir als ein kleines Beispiel den Absturz der Mongolei: Als sozialistischer Satellitenstaat der Sowjetunion vom großen Bruder mit großzügigen Subventionen gefördert, konnte die Mongolei sich innerhalb von zwei Generationen aus einem unterentwickelten Katastrophengebiet in eine sozial gesicherte Gesellschaft verwandeln, konnte ein Netz von Brunnen in der Steppe anlegen, Bezirkszentren mit allseitigen Dienstleistungen für die nomadisch darum herum tätige Bevölkerung entwickeln usw. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, also mit dem Ausbleiben der Subventionen, brach die gesamte Infrastruktur buchstäblich von einem Tag auf den anderen zusammen.



Heute

Russland ist heute immer noch der größte Flächenstaat der Erde. Aber Russland ist mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf Selbsterhaltung geschrumpft. Das gilt übrigens, allen westlichen Behauptungen zum Trotz, bis hin zu den Vorgängen um die Ukraine heute.

Man erinnere sich: Die Ablösung der Ukraine aus dem russischen Einflussbereich war erklärtes Ziel der USA/EU seit 1990/91, von Zbigniew Brzeziński und anderen immer wieder formuliert – um Russland daran zu hindern, wieder ein Imperium zu werden und auf den Stand eines Ressourcenlieferanten zu reduzieren. Durch Michail Gorbatschows Öffnung, ohne Widerstand dann unter Boris Jelzin schien eine solche Politik möglich.

Im Gegensatz zu solchen Erwartungen hat sich Russland unter Wladimir Putin Schritt für Schritt auf den Weg der Selbsterhaltung, der Wiedererlangung seiner Souveränität bewegt. Die wichtigsten Schritte waren und sind:

  • Die Reorganisation des Staates, der mit der Privatisierung unter Jelzin im Chaos des Kampfes um die besten Anteile am Volksvermögen versunken war. Putin trat mit der Ansage an, er wolle eine Diktatur des Gesetzes schaffen. Er veranlasste die Oligarchen, ihren Krieg um die Filetstücke des Volksvermögens einzustellen, wieder Steuern, wieder Löhne zu zahlen, sich ihrer sozialen Verantwortung zu stellen. Er kündigte die Politik der Kreditnahme gegenüber Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF), er sorgte für die Rückzahlung der aus der Sowjetzeit überständigen Altschulden, er legte die Hand des Staates wieder auf die Ressourcen des Landes.
  • Die Zurückweisung der Ost-Kolonisation durch die NATO- und EU-Erweiterungen. Die wichtigsten Stationen dieser Zurückweisung waren 2008 der sog. Georgische Krieg, in dem Russland deutlich machte, dass es eine Ausweitung der NATO auf Georgien und die Ukraine nicht hinzunehmen bereit sei. Aktuell eskaliert diese Konfrontation mit NATO und EU in dem Krieg um die Ukraine. Der Ausgang dieser Konfrontation ist offen und soll hier nicht weiter kommentiert werden. Nur so viel: Entgegen allen anderen Darstellungen ist Russland nicht der Angreifer, sondern ringt um seinen Bestand.
  • Die Wiedereinbindung ins Netz der eurasischen Staaten im Rahmen der Projektierung der Eurasischen Union seit 2008, die Entwicklung neuer Bündnisbeziehungen im Rahmen der zentralasiatischen "Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit" (SCO) und der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) – dieses Mal jedoch ohne Subventionen, sondern auf Augenhöhe gleichberechtigter Staaten.
  • Und schließlich jetzt Russlands Eingreifen in Syrien, wo es von russischer Seite nicht um Eroberung, nicht um „Regime change“ geht, um Herstellung von Stabilität und in deren Rahmen um den Schutz vitaler russischer Interessen.  

Kurz, seit der Antrittsrede Putins im Deutschen Bundestag 2001, bei der er die Schaffung einer gemeinsamen europäischen Sicherheitsarchitektur in den Mittelpunkt stellte, orientiert Russland auf Selbstentwicklung und Wiederherstellung seiner Souveränität im Rahmen einer globalen Friedensordnung. Putin, auch Medwedew, hat das Angebot zur Schaffung eines globalen Sicherheitssystems seit 1990/91 beständig wiederholt. Aggressive Eroberungs- oder Interventionspolitik, wie sie die USA betreiben, widerspricht Russlands Selbsterhaltungsinteresse und wurde – speziell von Putin – zu wiederholten Malen in öffentlichen Foren (u.a. auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007, bei UN-Vollversammlungen, auf dem russischen Waldai-Klub Forum 2014) scharf kritisiert – ohne dass dies die US-Politik und auch die der Europäischen Union zu ändern vermocht hätte, die nach wie vor versuchen, Russland unter Kontrolle zu nehmen.

Warum die Angst vor Russland?

Das Unverständnis des Westens gegenüber dem Sicherheitsbedürfnis Russlands gibt Anlass zu einer zusammenfassenden Schlussbetrachtung, welche die Ursachen für die westliche Grundhaltung gegenüber Russland beleuchten kann: Russlands Geschichte und Gegenwart ruht auf einer dreifach gestaffelten Möglichkeit zur Autarkie; deren drei Elemente sind:

  • Die materiellen Ressourcen des Raumes (Öl, Gas, Kohle, die Weite des Territoriums usw.)
  • Eine sozio-ökonomisch, mental und sogar topographisch ins Land eingeschriebene Tradition gemeinschaftlicher Selbstversorgung. Als „familiäre Zusatzwirtschaft“, wie es im Russischen heißt, ist die Fähigkeit der russländischen Bevölkerung zur Selbstversorgung, konkret als Bewirtschaftung von Hofgarten oder Datscha, oder auch einer Dorfeinheit wichtiger Bestandteil des Bruttosozialproduktes des Landes. In Krisenzeiten ist sie ein Puffer, der geeignet ist die größte Not abzufedern.  
  • Die Völkervielfalt. Sie verbindet staatlichen Zentralismus mit hohen Graden politischer und kultureller Autonomie zu einem flexiblen Organismus.

Diese Struktur, auch wenn sie heute kapitalisiert und privatisiert wird, gibt dem Land ein hohes Maß an Unabhängigkeit,  das resistent gegen Eroberungsversuche des Westens war und ist. Die daraus resultierende Unkontrollierbarkeit macht Russland immer wieder zum Angstgegner des Westens – die materiellen und menschlichen Ressourcen zugleich zum Objekt der Begierde. Hier liegen die Ursachen für eine widersprüchliche und gefährliche Politik des Westens gegenüber Russland, die immer wieder neue Ansätze macht Russland zu erobern, zu kolonisieren – und immer wieder scheitert.

Demgegenüber steht heute ein Russland, das im Interesse der Stärkung der eigenen Souveränität  die Kooperation mit Nachbarn und weiter entfernten Ländern sucht, nicht deren Einverleibung und Unterwerfung. Russland  ist unter diesen Bedingungen heute der stabilisierende Faktor, die impulsierende Kraft einer im Entstehen begriffenen pluralen Welt. Die ist nicht mit einer sozialistischen Utopie zu verwechseln, aber es zielt auf eine globale Kooperation von Regionalmächten, statt einer hegemonialen Ordnung oder gar Diktatur. Wenn Russland sich nicht provozieren lässt, könnte ein solches Ziel Realität werden.

Kai Ehlers, www.kai-ehlers.de
 

          



Quelle: veröffentlicht am 12.11.2015 bei russland.RU > und meinem Blog.

russland.RU berichtet in Wort und Bild aus Russland und über Russland. Ungebunden, unabhängig und überparteilich. Ohne Vorurteile und Stereotypen versucht russland.RU Hintergründe und Informationen zu liefern um Russland, die Russen und das Leben in Russland verständlicher zu machen. Da wo die großen Verlage und Medienanstalten aufhören, fängt russland.RU an.

► Buchtipp: "Kartoffeln haben wir immer. Überleben in Russland zwischen Supermarkt und Datscha", von Kai Ehlers, Verlag Horlemann, Bad Honnef, 2010, ISBN: 978-3-89502-293-7

Was haben Kartoffeln mit der globalen Krise zu tun? Und was hat diese Frage damit zu tun, ob etwas von Russland zu lernen ist? Sind die Russen dem allgemeinen Wachstumswahn nicht noch mehr verfallen als die übrige Welt?

Russlands Politiker versuchen ihr Land mit Macht in einen Supermarkt und den genügsamen Selbstversorger der Sowjetzeit in einen Konsumenten zu verwandeln, der Russland zum Eldorado internationaler Investoren machen soll. Aber was ist mit der Bevölkerung? Ist sie bereit, sich auf eine Masse von Konsumenten ausrichten zu lassen? Teils ja, scheint es, dann aber auch wieder nein. Unter dem Druck der Krise erlebt die traditionelle Kultur der familiären Zusatzversorgung, kurz Datscha, als Überlebensmodell landesweit ihre Erneuerung. Nur ein Strohfeuer? Das sich legen wird, wenn die Krise vorbei ist?

Das Buch von Kai Ehlers zeigt, dass es hier um längerfristige Perspektiven geht, dass die Zukunft Russlands nicht im Entweder-Oder, nicht in Supermarkt oder Datscha, sondern in Supermarkt und Datscha liegen könnte und dass solche Perspektiven nicht nur für Russland Bedeutung haben. In Russland treten sie im Zusammenprall von einer Jahrhunderte langen Tradition der Selbstversorgung und der militanten Modernisierung der letzten Jahrzehnte nur besonders krass hervor.

Das Buch von Kai Ehlers arbeitet sich nicht an der nochmaligen Vorführung des russischen Tandems Medwedew/Putin ab. Nicht die Große Politik, sondern die Bewältigung der sozialen Folgen der Krise durch die Bevölkerung steht im Zentrum. Das Buch führt den Leser mitten ins soziale Geschehen Russlands. Ehlers verdeutlicht die sich hieraus ergebenden Möglichkeiten für eine Bewältigung der globalen Krisen sowie mögliche generelle Alternativen. Das Buch enthält Analysen, zahlreiche Gespräche und Untersuchungen vor Ort zur Entwicklung des Sozialen in Russland und Ausblicke auf eine Ökonomie des Bedarfs. Eine vergleichbare Arbeit ist auf dem deutschen Buchmarkt zurzeit nicht erhältlich.

Das Buch kann auch direkt über den Autor Kai Ehlers bestellt werden.



Bild- und Grafikquellen:

1. Russland ist mit 17,075 Millionen Quadratkilometern das mit Abstand flächengrößte Land der Erde. Es umfasst elf Prozent der Weltlandfläche, das entspricht in etwa der Fläche Australiens und Europas zusammen. Bis auf die Tropen sind alle Klimazonen vertreten.

Von Westen nach Osten erstreckt sich Russland auf einer Gesamtlänge von 9000 Kilometern, von 19° östlicher bis 169° westlicher Länge über zwei Kontinente. Auf Europa entfallen 25 Prozent der Landfläche, auf Asien 75 Prozent. Von Süden nach Norden beträgt die Ausdehnung bis zu 4000 Kilometer, vom 41. bis zum 81. Grad nördlicher Breite.

Auf dem Gebiet Russlands befinden sich einige der längsten Flüsse sowie der älteste und tiefste Binnensee der Welt (Baikalsee). Wenn man die Reliefstruktur und die Flusssysteme Russlands miteinander vergleicht, so entsteht ein Gitternetz aus breitenparallel verlaufenden Wasserscheiden bzw. dem Steppengürtel im Süden und den meridional ausgerichteten Stromwegen.

Urheber der Grafik: TUBS. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.

2. Karte "RUSSIAN EXPANSION IN EURASIA BETWEEN 1533-1894". Urheber: Marxist Internet Archive. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 generisch“ (US-amerikanisch) lizenziert.

3. Als Nachfolgestaaten der Sowjetunion werden diejenigen unabhängigen Staaten bezeichnet, die aus dem Zerfall der Sowjetunion hervorgingen. Sie haben überwiegend die alten Namen der Sowjetrepubliken behalten, deren Nationen nach der Auflösung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken im Jahr 1991 unabhängig wurden. Ehemalige Sowjetrepubliken oder postsowjetische Staaten sind synonyme Bezeichnungen, wenn man damit die ehemaligen Republiken benennt, die die Sowjetunion (UdSSR) bildeten.

Autor: Ersteller der erweiterten Karte ist Aris Katsaris. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.

4. Blick auf Ulaanbaatar (verbreitete Schreibweise nach russisch Улан-Батор: Ulan-Bator oder Ulan Bator) ist die Hauptstadt der Mongolei. Knapp die Hälfte der mongolischen Gesamtbevölkerung, rund 1.372.000 Menschen (Stand 2013), lebt in der mongolischen Hauptstadt. Die Gesamtbevölkerung der Monolei beträgt ca. 2.953.190 (Schätzung Juli 2014). Urheber: Hons084. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“.

5. Die Jurte ist das traditionelle Zelt der Nomaden in West- und Zentralasien, besonders verbreitet in der Mongolei, Kirgisistan und in Kasachstan. Von der Jurte und dem daraus gebildeten Heerlager leitet sich die deutsche Bezeichnung Horde für umherziehende (kriegerische) Völkerschaften ab, wie beispielsweise die Goldene Horde. Die asiatische Jurte besteht aus einem runden Holzgerüst, das mit Baumwoll- und Filztextilien eingedeckt wird. Sie kann meist in weniger als einer Stunde demontiert und wiedererrichtet werden und lässt sich verhältnismäßig klein verpacken, so dass für den Transport einer einfacheren Jurte zwei Kamele oder ein kleiner Geländewagen ausreichen. Infos zur mongolischen Jurte - bitte weiterlesen.

Urheber: Dr. Bernd Gross / Brücke-Osteuropa. Quelle: Wikimedia Commons. Der Urheberrechtsinhaber dieses Werkes, veröffentliche es als gemeinfrei. Dies gilt weltweit.

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6. Buchcover: "Russland – Herzschlag einer Weltmacht. Russlands Rolle in der Kulturkrise".

Mit neuem Selbstbewusstsein kehrt Russland auf die Bühne der Weltpolitik zurück. Ein Land, das noch vor wenigen Jahren in Armut und Chaos versank, hat sich auf seine eigenen Kräfte besonnen. Muss der Westen das wieder erstarkte Russland fürchten? Wird er Russlands soziale und kulturelle Entwicklungskräfte erkennen und von ihnen profitieren, statt sie einzudämmen? Kann Russlands Fähigkeit, gestärkt aus Krisen hervorzugehen, Impulse für einen globalen Wandel geben?

Eine bescheidene Etagenwohnung in einem Moskauer Vorort ist Schauplatz eines Dialoges zwischen dem deutschen Russlandforscher Kai Ehlers und dem russischen Schriftsteller und Journalisten Jefim Berschin. Im Gedankenaustausch treffen Skepsis und Sympathie, Innen- und Außenperspektive aufeinander. Authentische Einblicke in Umwälzungen der nachsowjetischen Ära öffnen sich und Grundmotive russischer Mentalität, Geschichte und Kultur, geografischer und geopolitischer Besonderheiten werden sichtbar, die Russlands Entwicklung geprägt haben und sich nur auf seinem Boden entfalten konnten.

ISBN: 978-3-85636-213-3. Bei Interesse können Sie dieses und alle weiteren Bücher des Autors beim ihm selbst bestellen - weiter.

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7. Buchcover "25 Jahre Perestroika, Bd.1. Gespräche mit Boris Kagarlitzki". Von Kai Ehlers. Gorbatschow and Jelzin. 83 – 96/97: Perestroika, Putsch, Revolte, Übergang in die Restauration. Laika Verlag, ISBN: 978-3-944233-28-4

Welche Lehren zieht die russische Linke aus dem Kollaps des realen Sozialismus? Welchen Einfluss hat sie auf die Entwicklung nehmen können? Welche Alternativen entwickelt sie heute? Für Russland? Über Russland hinaus? "Zehn Monate nach dem tatsächlichen Einsetzen des 500-Tage- Programms wird das ideologische Klima das vollkommene Gegenteil zu dem sein, was es jetzt ist. Liberalismus und Kapitalismus werden verhasster sein als jetzt der Kommunismus."

Das erklärte Boris Kagarlitzki, profiliertester Reform-Marxist des heutigen Russland im September 1990 angesichts des Übergangs von Gorbatschows Reform des Sozialismus zu Jelzins Kurs der Zwangsprivatisierung. In welchem Auf und Ab sich die Verhältnisse tatsächlich entwickelten, zeigen die Gespräche, die Boris Kagarlitzki und der deutsche Russlandforscher Kai Ehlers über einen Zeitraum von 25 Jahren miteinander geführt haben. Sie vermitteln, begleitet von einer vergleichenden Chronologie, einen authentischen Einblick in die inneren Abläufe und die Grundfragen der nachsowjetischen Transformation.

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8. Buchcover "25 Jahre Perestroika, Bd.2.: Gespräche mit Boris Kagarlitzki. Jelzins Abgang, Putin und Medwedew - ISBN: 978-3-944233-29-1, erschienen August 2015.

Der zweite Band führt mitten in die Krise der Jelzinschen Modernisierung – Separationstendenzen in der russischen Föderation, Tschetschenienkrieg, Aufkommen sozialer Verwüstungen, angesichts derer die Mehrheit der Bevölkerung um ihr Überleben kämpfen muss. Dann Wladimir Putins Ansage, eine »Diktatur des Gesetzes« einführen zu wollen. Das Dilemma einer Opposition, die zwischen Zustimmung zu Putins Ordnungspolitik und Kritik an dem von ihm praktizierten autoritären und zugleich neoliberalen Führungsstil einen Weg zu finden sucht.

Als roter Faden schließlich zieht sich durch die Gespräche die Frage, welche Lehren aus dem Zusammenbruch des realsozialistischen Gesellschaftsaufbaus für die Zukunft einer sozialistischen, zumindest aber gemeinwohlorientierten, solidarischen Gesellschaft zu gewinnen sind.

97 – heute: Stabilisierung, restaurative Normalisierung, Eintritt in die globale Krise

Wohin brachte uns Perestroika? Was waren ihre Ziele? Wer waren ihre Aktivisten? Wer waren ihre Gegner? Wer war Gorbatschow? Wer Jelzin? Wer ist Putin? Wie liest sich linke Kritik dieser Jahre? Welche Lehren zieht die russische Linke aus dem Kollaps des realen Sozialismus? Welchen Einfluss hat sie auf die Entwicklung nehmen können? Welche Alternativen entwickelt sie heute? Für Russland? Über Russland hinaus?

„In zehn Monaten nach dem tatsächlichen Einsetzen des ‚500-Tage-Programms’ wird das ideologische Klima das vollkommene Gegenteil zu dem sein, was es jetzt ist. Liberalismus und Kapitalismus werden verhasster sein als jetzt der Kommunismus.“ Das erklärte Boris Kagarlitzki, profiliertester Reform-Marxist des heutigen Russland im September 1990 angesichts des Übergangs von Gorbatschows Reform des Sozialismus auf Jelzins Kurs der Zwangsprivatisierung.

In welchem Auf und Ab sich die Verhältnisse tatsächlich entwickelten, ist den Gesprächen zu entnehmen, die über einen Zeitraum von 25 Jahren zwischen Boris Kagarlitzki und dem deutschen Russlandforscher Kai Ehlers geführt wurden. Sie vermitteln, begleitet von einer vergleichenden Chronologie, einen authentischen Einblick in die inneren Abläufe und die Grundfragen der nachsowjetischen Transformation.

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9. Buchcover: "Die Kraft der »Überflüssigen«. Der Mensch in der globalen Perestroika". Pahl-Rugenstein, 2013, ISBN 978-3-89144-463-4

Wir leben in einer paradoxen Zeit: In einer Welt des Überflusses und der globalen Entgrenzung werden immer mehr Menschen als überflüssig bezeichnet oder fühlen sich sogar selbst so. Ein globaler Verwertungsprozess reißt uns aus unseren lokalen familiären, wirtschaftlichen und geistigen Verankerungen und spuckt uns am Ende als menschlichen Müll wieder aus.

Nur wenige Profiteure sind die Nutznießer dieses Vorganges, eine wachsende Mehrheit sieht sich als »überflüssig« ins Abseits gedrängt. Millionen der heute sieben Milliarden Menschen schaffen nicht einmal den Sprung in die Verwertung. Sie bleiben gleich auf den Müllhalden der Zivilisation stecken. Kein Ausweg? Keine Perspektive? Nur noch der große Crash? Nur noch lang angelegte strategische Selektion zwischen nützlichen und nicht nützlichen Menschen? Oder eine Revolte der »Überflüssigen«? Aber wie könnte diese Revolte aussehen?

Schauen wir genau hin: Die »Überflüssigen« sind nicht das Problem, das entsorgt werden müsste – sie sind die Lösung. Sie sind Ausdruck des über Jahrtausende angesammelten Reichtums der Menschheit – wirtschaftlich, sozial und kulturell. Sie sind Ausdruck der Kräfte, welche die Menschheit heute zur Verfügung hat, um vom physischen Überlebenskampf aller gegen alle in eine ethische Kulturgemeinschaft überzugehen, die am Aufstieg des Menschen zum Menschen orientiert ist und keinen Menschen mehr ausschließt.

Das vorliegende Buch zeigt: Wer die »Überflüssigen« sind, welche Kräfte in ihrem »Überflüssigsein« liegen. Welchen Widerständen bis hin zu eugenischen Selektionsphantasien der heute Mächtigen ihr Aufbruch ausgesetzt ist. Welche Kraft die »Überflüssigen« bilden, wenn sie sich entschließen, ihr Leben selbst zu organisieren – und schließlich, wie der Weg der Selbstorganisation in einer neuen, sozial orientierten Gesellschaft aussehen könnte.

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10. Buchcover "Kartoffeln haben wir immer. Überleben in Russland zwischen Supermarkt und Datscha", von Kai Ehlers, Verlag Horlemann, Bad Honnef, 2010, ISBN: 978-3-89502-293-7