Sarkozy´s Hand in der französischen Keksdose?

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Sarkozy´s Hand in der französischen Keksdose?
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Sarkozy´s Hand in der französischen Keksdose?

von Eric S. Margolis

Es war erfrischend zu sehen, wie der ehemalige französische Präsident Nicholas Sarkozy in einem französischen Gefängnis verhört wurde. Zumal er bald der Verschwörung zur Ermordung meines alten Freundes, Oberst Muammar al-Gaddafi von Libyen, beschuldigt werden könnte.

Gegen Sarkozy und seinen ehemaligen Stabschef Claude Guéant wird wegen der geheimen Annahme von mindestens fünfzig Millionen Euro von Gaddafi für seinen Wahlkampf 2007 ermittelt. Eine solche Zahlung verstieß gegen die in Frankreich zulässige Höchstgrenze für politische Spenden, ganz zu schweigen von einem Verbot der ausländischen Finanzierung von Kandidaten und der Nichtmeldung der Zahlungen. Gegen Sarko wird auch wegen geheimer Zahlungen aus den Golfstaaten ermittelt.

Französische politische Kandidaten müssen oft durch die Kanalisation waten, um ihre Kampagnen zu finanzieren, weil die Ausgabengrenzen relativ niedrig angesetzt wurden, um zu verhindern, dass großes Geld die Wahlen kauft, wie in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Diese Vorwürfe gegen Gaddafi und Guéant haben sich seit Jahren nur mit verhaltener Resonanz durchgesetzt. Sarkozy geriet auch in Teufels Küche, nachdem ihm vorgeworfen wurde, große Geldsummen von einer senilen Erbin der französischen Kosmetikfirma L'Oréal abgezogen zu haben. [Liliane Bettencourt; H.S.]

Doch vor drei Jahren sagte ein französisch-libanesischer Geschäftsmann [Ziad Takieddine; H.S.] der französischen Internet-Zeitung MEDIAPART [siehe Webseite], er habe Guéant mehrere Koffer mit 5 Millionen Euro (6,2 Millionen US-Dollar) übergeben. Der ehemalige Stabschef behauptete später, daß Geld sei die Bezahlung eines Gemäldes, das er an die zwielichtigen Libanesen verkauft hatte. Natürlich war es das!:-)

Im Jahr 2007 wurde Sarkozy Präsident von Frankreich. Damals schienen er und Gaddafi die besten Freunde zu sein. Der libysche Führer stattete Paris einen Galabesuch ab, stellte sein Beduinenzelt auf dem Gelände des Präsidentenpalastes auf und erhielt den großzügigen offiziellen Empfang, in dem die Franzosen so gut sind.

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Frankreich interessierte sich für Libyens hochwertiges Öl und nutzte Libyen als Brückenkopf, um den früheren Einfluss von Paris in Nordafrika auszubauen. Frankreich und Libyen haben sich heimlich zusammengetan, um islamistische Rebellen in der Region zu bekämpfen, die gegen französischstämmige Marionettenherrscher in West- und Zentralafrika kämpften.

Doch dann wandte sich Sarkozy scharf gegen die Regierung Gaddafis und schloss sich den Bemühungen der USA und des Vereinigten Königreichs an, sie zu stürzen. Das war nicht das erste Mal. Der ehemalige französische Präsident François Mitterrand befahl seinem Geheimdienstchef, Graf Alexandre de Marenches, Gaddafis Privatjet mit einer Bombe zu zerstören, die über einer bestimmten Flughöhe ausgelöst wird. Marenches sagte mir, dass die Bombe an Bord des Flugzeugs abgehängt und dann entfernt wurde, als sich die Beziehungen zu Tripolis verbesserten.

nato_is_killing_libyan_civilians_everyday_libyen_kritisches_netzwerk_angriffskriege_imperialismus_destabilisierung_voelkerrecht_menschenrechte_hegemonie_muammar_al-gaddafi.jpg Der britische Geheimdienst MI6 versuchte ebenfalls, Gaddafi mittels einer Autobombe in Benghazi, Libyen, zu ermorden, scheiterte aber, obwohl viele Zivilisten getötet wurden.

Nicholas Sarkozy folgte schließlich den Forderungen von Hillary Clinton, der damaligen US-Außenministerin, einen Krieg gegen den angeblichen Verbündeten Gaddafi zu führen und seinen Ölreichtum zu beschlagnahmen. Kampfflugzeuge und Spezialeinheiten aus den USA, Frankreich und Großbritannien schlossen sich zu einem anhaltenden Angriff auf Libyen zusammen, der zynisch falsch als humanitäre Rettungsmission dargestellt wurde. Französische Flugzeuge haben den Konvoi von Gaddafi beschossen. Französische Spezialeinheiten und libysche Söldner fingen Gaddafi, folterten ihn mit einem Messer und erschossen ihn dann.

Gaddafi hatte den fatalen Fehler gemacht, seinem ältesten Sohn, Saif al-Islam, und hohen Beamten von seiner geheimen Zahlung an Sarkozy zu erzählen. Als die Nachricht von Saif durchsickerte, befahl Sarkozy schnell den Angriff auf Libyen. Tote Männer erzählen keine Geschichten. Der französische Geheimdienst ist sehr geschickt darin, Feinde und Ärgernisse auszulöschen.

Meine Vermutung ist, dass die französische Justiz eine schwache Verbindung zwischen Sarkozy und dem Mord an Gaddafi finden wird, aber keinen harten Beweis dafür, dass Sarko direkt beteiligt war. Wenn George W. Bush und Dick Cheney nach dem Töten von über einer Million irakischer Zivilisten in einem erfundenen Krieg entkommen konnten, warum sollte man Sarko für dieses kleine "Missgeschick" belangen?

Eric S. Margolis

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Eric Skënderbeg Margolis wurde am 4. Februar 1943 in New York City geboren. Infos bei Wikipedia und einem Artikel (PDF) im Anglisticum Journal.



► Quelle: erschienen am 29. März 2018 auf > www.ericmargolis.com >> Artikel.

Die Weiterverbreitung des Textes ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen! Die deutsche Übersetzung wurde dort am 30. März 2018 freundlicherweise von Klaus Madersbacher / A zur Verfügung gestellt. Die Bilder im Artikel sind nicht Bestandteil des Originalartikels und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. andere Lizenzen, s.u..

► Bild- und Grafikquellen:

1. Nicolas Sarkozy (Nicolas Paul Stéphane Sárközy de Nagy-Bocsa, * 28. Januar 1955 in Paris) ist ein französischer Politiker. Von 2007 bis 2012 war er Staatspräsident der Französischen Republik. Im zweiten Halbjahr 2008 bekleidete Sarkozy das Amt des Vorsitzenden des Europäischen Rates. Von 2004 bis 2007 war Sarkozy Vorsitzender der konservativen gaullistischen Republikaner (damals «UMP»), seit November 2014 ist er es wieder.

2012 verlor er die Präsidentschaftswahl (22. April und 6. Mai) gegen François Hollande, den Kandidaten der Parti socialiste (PS). Sarkozy wird sich voraussichtlich um eine erneute Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2017 bewerben. Urheber: © F. Look / Yeti-vert. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.

2. Muammar al-Gaddafi, damaliges libysches Staatsoberhaupt, nimmt teil am 12. Gipfeltreffen der Afrikanischen Union in Addis Abeba, Äthiopien, am 2. Februar 2009. Gaddafi wurde zum Präsidenten der Afrikanischen Union gewählt. Ab dem 27. Juni 2011 wurde Gaddafi als mutmaßlicher Kriegsverbrecher und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit per Haftbefehl weltweit gesucht. Er galt ab dem 22. August 2011 als abgesetzt und wurde von der neuen Regierung polizeilich gesucht, am 20. Oktober 2011 wurde er getötet. Die genauen Todesumstände wurden nicht aufgedeckt und bleiben ungeklärt.

Foto: U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 2nd Class Jesse B. Awalt/Released. Quelle: Wikimedia CommonsDieses Bild ist das Werk eines Seemanns oder Angestellten der U.S. Navy, das im Verlauf seiner offiziellen Arbeit erstellt wurde. Als ein Werk der Regierung der Vereinigten Staaten ist diese Datei gemeinfrei.

3. Schild: "NATO is Killing Libyan Civilians Everyday". Foto: FaceMePLS. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).