Unverzeihlich! Rodung gestoppt! Rückgängig machen!
Sind Elon Musk und Tesla etwa „Deutschland“ ?
von Egon W. Kreutzer
Die Überschrift klingt sehr nach Merkel in Südafrika. Doch wenn wir ehrlich sind, müssen wir erkennen, dass sich mit Merkel nur die Spitze des Eisbergs über die Wogenkämme der stürmischen See eines neuen Demokratieverständnisses erhoben hat.
► Was ist das Roden eines Waldes?
Das Roden eines Waldes ist das Roden eines Waldes. Nicht mehr und nicht weniger.
Im Ergebnis sind Bäume weg und anders nutzbare Flächen da.
In Deutschland, der Urheimat der Waldromantik, ist der Wald selbst bereits ein „Frame“ innerhalb dessen alles Denken und Handeln automatisch einem Werturteil unterworfen wird.
Im Walde leben Rotkäppchens Großmutter, der böse Wolf und der wackere Jäger. Bambi, wiewohl in den USA sozialisiert, tritt aus dem dichten Tann auf die lichte Lichtung und erobert die Herzen im Sturm. Eichendorff hat den deutschen Wald in Grund und Boden gedichtet und mit seiner Wahrnehmung der Loreley zu einem verhexten Gebiet gemacht:
Waldgespräch
„Es ist schon spät, es wird schon kalt,
Was reitst du einsam durch den Wald?
Der Wald ist lang, du bist allein,
Du schöne Braut! Ich führ dich heim!“
„Groß ist der Männer Trug und List,
Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,
Wohl irrt das Waldhorn her und hin,
O flieh! Du weißt nicht, wer ich bin.“
So reich geschmückt ist Roß und Weib,
So wunderschön der junge Leib,
„Jetzt kenn ich dich – Gott steh mir bei!
Du bist die Hexe Lorelei.“
„Du kennst mich wohl – von hohem Stein
Schaut still mein Schloß tief in den Rhein.
Es ist schon spät, es wird schon kalt,
Kommst nimmermehr aus diesem Wald!“
Joseph von Eichendorff
Und es ist auch wie verhext!
Da, wo die Rodung eines Waldes längst planmäßig vorgesehen und zweifellos genehmigt und gerichtlich bestätigt ist, wachsen den Bäumen im Wald Baumhäuser, mit Aktivist_Innen dr_Innen, die von hoch droben Fäkalien auf Polizisten werfen, weil man die an diesem Ort für Schweine, Bullenschweine, hält und sie vertreiben will.
Politisch ist der Hambacher Forst ein Minenfeld, in dem sich LINKE und Grüne, auch die SPD so frei bewegen, als hätten sie eine Minenausweich-App auf dem Smartphone, während die Unionisten, aus Angst, auf eine Mine zu treten, flehentlich darum bitten, doch bloß nicht allzu ernst genommen zu werden. Man werde das schon irgendwie regeln, mit der Rodung: „Ich behalt den Erhalt von Baum und Wald im Interesse meiner Wiederwahl schon im Auge, wohlgesonnener Umwelt- und Naturschützer nebst w und d!“
Da, wo die Rodung eines Waldes ebenfalls vorgesehen und genehmigt ist, wo aber nicht die Aktivisten den Wald vom Baum herab besch_ützen, sondern ein Gericht, einer Klage folgend, ein vorläufiges Rodungsverbot erlassen hat, da erhebt sich unter den Unionisten und ihnen nahestehenden Kreisen das, was man nur mit „diametral entgegengesetzt“ treffend bezeichnen kann, nämlich eine nachgerade rodungswütige Stimmung, mit der die Volksseele zum Kochen gebracht werden soll. Peter Altmaier (CDU) warnt vor dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands (Das ist hirnverbrannt! Seit wann sind Musk und Tesla „Deutschland“?) und meint, diese Fabrik in den Wald zu setzen, sei von großer Bedeutung für den Klimaschutz.
Carsten Linnemann (CDU), das als Mittelstandsvertreter getarnte Sprachrohr der Rendite-Interessen des Kapitals, fordert die rigorose Einschränkung der Bürgerbeteiligung, vor allem das Verbauen des Klageweges, um sich nicht länger vor den Brüdern im Geiste auf der international-globalistischen Bühne blamieren zu müssen. Die Nachricht ist hier zu finden.
Lassen Sie uns gemeinsam der Frage nachgehen, was Elon Musk bewogen haben könnte, eine Automobilfabrik gigamäßigen Ausmaßes in den brandenburgischen Sand zu setzen?
Da gibt es insgesamt drei Argumente, die aus seiner Sicht dafür sprechen:
1. Nirgends sonst auf der Welt ist unter den Arbeitskräften soviel automobiler Sachverstand zu finden, wie in Deutschland. Wenn also aus den Showroom-Teslas irgendwann wirklich zuverlässige, langlebige, TÜV-sichere und straßentaugliche Autos werden sollen, dann wird das am besten mit Hilfe derjenigen gelingen, die bei Daimler, Volkswagen, Audi, BMW und OPEL mit täglich wachsender Angst vor dem Jobverlust nach einem sicheren Hafen suchen.
2. Die so geschaffene Qualität erhält mit der Produktion in Deutschland automatisch den immer noch glänzenden Stempel „Made in Germany“, was einen wirklich unbezahlbaren Wettbewerbsvorteil gegenüber allen Asiaten darstellt.
3. Und, last but not least, wenn die deutsche Politik aus lauter Angst vor den Kommissaren und Räten in Brüssel schon so blöde ist, die eigene Automobilindustrie standhaft nicht zu fördern, ja noch nicht einmal wenigstens zu schützen, und stattdessen ausgerechnet ausländischen Investoren mindestens drei-, wenn nicht gar vierstellige Millionensummen als Subventionen in den Hintern schiebt und alle denkbaren juristisch-bürokratischen Hintern Hindernisse für deren freie Entfaltung in vorauseilendem Gehorsam aus dem Wege räumt, dann können einem als Mensch zwar bei Betrachtung des Leidens der so regierten Deutschen die Tränen kommen, als Unternehmer darf man sich davon aber nicht hinreißen lassen, sondern muss eiskalt seine Chance ergreifen.
Um das „soziale“ Walten des ausländischen Investors, (Sozial ist, was Arbeit schafft!) der Arbeitsplätze schafft, ins rechts Licht zu rücken, erinnere ich hier noch einmal daran, was der Sinn und Zweck einer Investition ist.
Die Investition muss es erlauben, so viele Gewinne zu entnehmen, dass das ursprünglich eingetzte Kapital möglichst bald wieder herausgezogen ist (das nennt man Amortisation) und danach ohne weiteren Kapitaleinsatz so lange wie sinnvoll möglich hohe Gewinne abwirft (das nennt man Rendite).
Das heißt ganz konkret: Wenn in der nach der Rodung entstandenen brandenburger Wüste Automobile für den europäischen Markt gebaut werden, dann wird ein Teil der Kaufkraft der europäischen Kunden als Elon Musks Gewinn aus dem Wirtschaftsraum der EU verschwinden und sich in Banken auf verschwiegenen Eilanden wiederfinden.
► Auslandsinvestitionen sind die zeitgemäße Form des Kolonialismus.
Auslandsinvestitionen bluten die Wirtschaft des Landes aus, in dem sie getätigt werden. Die Belebung des Arbeitsmarktes und die Zunahme der Beschäftigung ist nur ein in Kauf zu nehmender Nebeneffekt, der jedoch niemals ausreicht, den Liquiditätsabfluss in die Kasse des Investors, also in einen fremden, in der Regel konkurrierenden Wirtschaftsraum zu kompensieren.
Man muss Globalist sein und die Welt als eine Ansammlung von Standorten betrachten, in der Begriffe wie Nation oder Volk schlicht nicht vorkommen, um den Schluss zu ziehen: Ausländische Investoren tragen dazu bei, dass der Wohlstand weltweit steigt.
Das Gegenteil ist der Fall: Ausländische Investoren bremsen die Entwicklung des Wohlstandes der Volkswirtschaften, weil sie ihnen Liqudität entziehen und damit die Notwendigkeit von wachsender Neuverschuldung oder weiterer ausländischer Investitionen erzeugen, was unter dem Strich auf dasselbe hinausläuft.
Eine zeitlang konnte man davon ausgehen, dass sich dieses Wissen aus den Anfängen wirtschaftspolitischer Aktivitäten der Union, aus der Verehrung für den Vater der Sozialen Marktwirtschaft, Ludwig Erhard, wenigstens in den Reihen der Werte-Union erhalten hat und eventuell irgendwann gegen die in der Regierung dominierende globalistische Verschwörung (vielleicht ist es nicht einmal eine Verschwörung, sondern nur eine kollektive geistige Verirrung) noch einmal einen Sieg davontragen könne.
Unglücklicherweise ist es den „Verschwörern gegen Volk und Nation“ nun gelungen, die Köpfe der Werteunion in einer konzertierten Aktion auch ohne die unbemannt am Himmelszelt operierenden Guillotinen der Neuzeit, mit nichts als Worten und leeren Drohgebärden abzuschlagen, was ein bezeichnendes Licht darauf wirft, wie verwelkt die Union insgesamt sein muss, wenn schon ihre konservativsten Vertreter vom leisesten Windhauch flachgelegt werden können.
Ein erläuternder Kommentar ist hier zu finden.
Egon W. Kreutzer, Elsendorf
► Quelle: Der Artikel wurde am 18. Februar 2020 erstveröffentlicht auf Egon W. Kreutzers Webseite egon-w-kreutzer.de >> Artikel. Autor Egon W. Kreutzer, Jahrgang 1949, ist ein kritischer, zuweil bissiger aber stets argumentationsstarker Unruheständler aus dem niederbayrischen Elsendorf.
ACHTUNG: Die Bilder, Grafiken und Illustratonen sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. folgende Kriterien oder Lizenzen, s.u.. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt.
► Bild- und Grafikquellen:
1. Das war mal Wald. Das Roden eines Waldes ist das Roden eines Waldes. Nicht mehr und nicht weniger. Im Ergebnis sind Bäume weg und anders nutzbare Flächen da. Foto: Brigitte Mackscheidt. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).
2. Baumhaus mit Regenbogenfahne und Transparent "Utopie braucht Freiheit". Foto: Tim Wagner / caruso.pinguin. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).
3. Einzelne Baumhäuser im Hambucher Forst gruppieren sich zu Baumhaussiedlungen. Die im Bild gezeigte wird von den Aktivisten als "Beach-Town" bezeichnet. Foto: Tim Wagner / caruso.pinguin. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).
4. Karikatur: TESLA VERURSACHT ALSO DOCH EMISSIONEN. Tesla-Automobile brennen bekanntermaßen gerne, die Firma hat das mit den "Verbrennungmotoren" irgendwie falsch verstanden.
Karikatur von Kostas Koufogiorgos. Koufogiorgos wurde 1972 in Arta, Griechenland geboren, studierte nach dem Abitur 1989 Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Athen und begann zeitgleich als Karikaturist für verschiedene griechische Zeitungen und Magazine zu arbeiten.
Seit dem Umzug 2008 nach Deutschland veröffentlicht er seine Karikaturen in verschiedenen Tages-, Wochen- und Online-Zeitungen, z.B. im Handelsblatt, in den Ruhrnachrichten, im Hamburger Abendblatt, im Weser Kurier, der Fuldaer Zeitung, der Neuen Osnabrücker Zeitung, im Flensburger Tageblatt, den Lübecker Nachrichten, der Passauer Neuen Presse, der Ostsee-Zeitung, der Magdeburger Volksstimme, der Freien Presse, der Mainpost, dem Westfälischen Anzeiger, dem Tageblatt (Luxemburg), der Neuen Rheinischen Zeitung u.a. Des Weiteren findet man seine Arbeiten in Magazinen (z.B. „Nebelspalter“, „Der Spiegel“), Fachzeitungen (z. B. „vida“), Onlineportalen (z.B. „web.de“, „gmx.de“, "msn.com"), und zahlreichen Bildungsmedien.
2008 wurde sein Buch „Minima Politika“ (mit Wolfgang Bittner) veröffentlicht, 2011 folgte „Frau Schächtele will oben bleiben“ (mit Monika Spang) sowie 2016 "S(tuttgart) 21 - Karikaturen" und das "Jahr 2017 in bunten Bildern". 2012 erhielt er eine Auszeichnung beim Deutschen Preis für die politische Karikatur „Mit spitzer Feder“. 2016 folgten eine Auszeichnung beim Deutschen Preis für die politische Karikatur und ein 3. Preis des BJV zum Tag der Pressefreiheit. In Griechenland ist er der Karikaturist der Athener Tageszeitung „Eleftherotypia“.
Kostas Koufogiorgos lebt mit seiner Frau, einer Kunst-Restauratorin, in Stuttgart und hat in Haigerloch-Stetten ein Gemäldeatelier als Rückzugsort. >> www.koufogiorgos.de >> Direktlink zur Karikatur. Die Genehmigung zur Veröffentlichung einer Karikatur/Woche im Kritischen Netzwerk wurde von Herr Koufogiorgos via Mail am 15. September 2011 erteilt - vielen Dank dafür. Die Rechte bleiben beim Urheber Kostas Koufogiorgos.
5. Waldrodung auf Teufel komm raus. In Deutschland, der Urheimat der Waldromantik, ist der Wald selbst bereits ein „Frame“ innerhalb dessen alles Denken und Handeln automatisch einem Werturteil unterworfen wird. Foto: pixel2013 / S. Hermann & F. Richter. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.