Weltwährungskrieg: ein Fiasko für den Welthandel
Die Unsicherheit von Dollar- und Euro-Guthaben
von Egon W. Kreutzer, Elsendorf (N.-Bay.)
Was ist Geld wert?
Diese Frage, auf die es noch nie eine wirklich zutreffende Antwort gegeben hat, erlebt in diesen Tagen einen neuen Boom.
Bisher waren es nur die unvorhersehbaren Entwicklungen der Preise, die es unmöglich machten, den Wert des Geldes über den Tag hinaus – und oft auch über regionale Grenzen hinweg festzustellen. Heizöl kann am gleichen Tag in Hannover deutlich mehr als in Nürnberg kosten und was es am nächsten Tag in beiden Regionen kosten wird, ist kaum vorhersehbar. Was ist das nun, was sich da verändert? Der Ölpreis – oder der Geldwert? Diesen Gedankengang sind wir gewohnt. Der Saldo der Preisveränderungen – bestmöglich gewichtet – wird uns von den Statistikern als Inflationsrate präsentiert.
Nun kommt etwas Neues hinzu. Etwas ungeheuerlich Neues. Sie nennen es: Guthaben und Vermögenswerte „einfrieren“.
Wir sind es gewohnt, über das Guthaben auf unseren Girokonten stets verfügen zu können, zum Teil sogar noch über einen zusätzlich eingeräumten Kreditspielraum. Wir betrachten „Guthaben“ als Geld. Doch Guthaben sind nicht Geld. Guthaben sind – das klingt jetzt kleinstkariert – lediglich Ansprüche auf die Herausgabe von Geld. Stellt sich die Bank quer, weigert sich, Überweisungen auszuführen und Bargeld herauszugeben, ist das ganze schöne Guthaben nichts mehr wert.
Im nationalen Bezugsrahmen dürfte es relativ einfach sein, die Bank mit juristischen Mitteln zur Freigabe des Guthabens zu bewegen, und sollte sie bankrott sein, so werden zumindest die Einlagensicherungssysteme einspringen und Guthaben von bis zu 100.000 Euro pro Konto vor dem Verlust schützen.
Was aber, wenn eine Regierung beschließt, dass die Konten bestimmter ausländischer Staatsangehöriger „eingefroren“ werden müssen?
Dann stellt sich heraus, dass der Anspruch auf die Herausgabe von Geld nicht durchgesetzt werden kann. Wir sehen das im Augenblick hautnah bei den Sanktionen des Westens gegen Russland, wobei rund 300 Milliarden Dollar „enteignet“ worden sind. Ob am Ende die Ukraine, die jetzt schon Anspruch darauf erhebt, diese Guthaben zugesprochen bekommen wird, ist noch nicht absehbar, aber eben auch nicht auszuschließen.
Dass „Bargeld“ und „Edelmetalle“ in gewissem Rahmen davor schützen, auf solche Weise kalt enteignet zu werden, sei hier nur am Rande erwähnt. Es geht mir heute um etwas anderes.
Aus unterschiedlichen Quellen habe ich Hinweise darauf erhalten, dass Russland beabsichtigt, die bei russischen Banken gehaltenen Guthaben von Firmen und Personen aus dem „unfreundlichen“ Ausland ebenfalls einzufrieren, wobei Transfers von Guthaben ins Ausland bereits weitgehend eingeschränkt sein sollen. Angeblich geht es um Werte in der Größenordnung von 500 Milliarden Dollar.
Diese Entwicklung ist ein Fiasko für den Welthandel. Das wird nur so lange nicht sichtbar, wie die Unmöglichkeit des Handels mangels einer geeigneten und vor fremden Zugriff sicheren Währung durch Sanktionen und Embargos überdeckt wird. Wo der Handel selbst verboten ist, ist die Bereitstellung von Zahlungsmöglichkeiten ein nachrangiges Problem.
Allerdings ist es unbestreitbar so, dass die vom Westen gegen Russland verhängten Sanktionen nicht dauerhaft aufrecht erhalten werden können. Die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen ist einfach zu groß, und zwar beileibe nicht nur auf dem Gebiet von Öl, Gas und Kohle. Wenn Russland aber wieder im großen Maßstab exportieren sollte, was für die gesamte Welt wichtig und nützlich wäre, dann muss es Russland auch wieder möglich sein, sich seinerseits den Gegenwert über Importe zu verschaffen.
Die Anhäufung von „Devisenreserven“, die dann ggfs. wieder beschlagnahmt werden, kann nicht der Sinn der Exporte sein. Erst die ausgeglichene Handels- und Zahlungsbilanz sorgt dafür, dass sich die Handelsbeziehungen zum beiderseitigen Vorteil entwickeln. Bei der derzeitigen hohen Unsicherheit in Bezug auf die Nutzbarkeit von Auslandsguthaben, ließe sich das nur durch Bartergeschäfte realisieren.
Wie bei jeder Form von Tauschhandel liegt das Problem dabei darin, dass es schwierig ist, die richtigen Tauschobjekte zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge zu einem Tauschgeschäft zusammenzubringen. Natürlich ließen sich Agenturen einrichten, die Angebote und Nachfragen von allen Seiten entgegennehmen und daraus sinnvolle Tauschkombinationen bilden, doch von einer hundertprozentigen Zusammenführung von Angebot und Nachfrage kann auch damit absolut nicht ausgegangen werden.
Noch berührt das Problem nur den Handel zwischen dem Westen, also USA, GB und EU und Russland, doch die Unsicherheit von Dollar- und Euro-Guthaben ist nun einmal in der Welt und wird früher oder später auch China und Indien dazu bewegen, ihre Exporte nur noch in Yuan bzw. Rupien zu fakturieren, um dem westlichen Erpressungspotential auszuweichen.
Die alte, in Vergessenheit geratene Wahrheit, dass „Geld“ seinen Wert ausschließlich aus dem Vertrauen in seine Werthaltigkeit schöpft, wird mit dem um sich greifenden Vertrauensverlust plötzlich wieder hochaktuell.
Damit entwickeln sich auf der Erde zwei Zonen, in denen es intern Vertrauen in die Währungen gibt, während gegenüber der anderen Zone Misstrauen herrscht. Der „Währungskrieg“ ersetzt den „Eisernen Vorhang“ des Kalten Krieges. Damit zerfallen die Lieferketten der Globalisierung und organisieren sich in zwei nahezu vollständig getrennten Kreisläufen neu.
Anders formuliert, es entstehen zwei unabhängige „Märkte“, deren Prosperität nicht mehr länger durch die globalisierungstypische Ausnutzung von Einkommensunterschieden zwischen Niedriglohn- und Hochpreisländern angetrieben wird, sondern sich primär wieder aus den verfügbaren Ressourcen und insbesondere aus der Größe der Bevölkerungen und deren Bedarf ergibt, wobei die größere Bevölkerung das steilere Wohlstandswachstum verzeichnen können wird.
Dass im westlichen Bündnis (USA, GB, EU, Kanada, Türkei) nur knapp eine Milliarde Menschen, bzw. 12.5 Prozent der Weltbevölkerung leben, zeigt deutlich wie diesbezüglich die Potentiale verteilt sind.
Der Trend zu einer neu konstituierten, bipolaren Welt könnte aus heutiger Sicht nur durch die militärische Niederschlagung und „Kolonialisierung“ Russlands noch abgewendet werden. Es darf angenommen werden, dass beide Seiten sich darauf eingerichtet haben.
Die forcierte Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine muss auch unter diesem Aspekt betrachtet werden!
Egon W. Kreutzer, Elsendorf
► Zum Abschluss ein paar Worte zu meinem persönlichen Engagement:
Seit rund 20 Jahren schreibe ich im Internet und in meinen Büchern gegen jene Entwicklung an, die auf die Vernichtung der Demokratie, die Auflösung der Nationalstaaten und den Verlust der Freiheit und der Grundrechte der Menschen hinausläuft. Ich kann die Zahl der Aufsätze, die in dieser Zeit entstanden sind nur abschätzen. Zwischen viertausend und fünftausend dürften es inzwischen geworden sein. Daneben sind auch einige umfangreichere Werke in Buchform erschienen - bitte besuchen Sie den BoD-Buchshop worüber Sie schnell, unkompliziert und portofrei sieben meiner lieferbaren Werke bestellen können. >> KLICK. (EWK)
Frieden gibt es nur MIT Russland und NICHT GEGEN Russland!
Aufklärung gegen Propaganda ist schwierig, aber nötig (wenn Ihr den Podcast nicht sehen könnt, bitte darunter die technische Hilfestellung lesen; Helmut Schnug)
Wollen die Europäer wirklich kalt duschen, nur um ”Putin eins auszuwischen”?
Von den EU-Bürgern werden große Opfer gefordert, um damit ein Sanktionsregime gegen Moskau wegen seiner Militäroffensive in der Ukraine zu unterstützen. Aber wie lange werden westliche Verbraucher bereit sein, auf den gewohnten Komfort zu verzichten? Dazu auch ein Artikel.
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Einige Schritte lassen sich auch abkürzen, wenn Sie in der Suchfunktion Ihrer Browsereinstellungen nach 'DNS' suchen und den Anbieter wie oben beschrieben ändern.
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► Quelle: Der Artikel wurde am 02. Mai 2022 erstveröffentlicht auf Egon W. Kreutzers Webseite egon-w-kreutzer.de >> Artikel. Autor Egon Wolfgang Kreutzer, Jahrgang 1949, ist ein selbstdenkender, kritischer und zuweil bissiger Unruheständler aus dem niederbayrischen Elsendorf.
Kreutzer greift bewusst regierungs- und systemkonformes Denken und Verhalten an und durchbricht auch mal Tabus. Dabei bedient er sich der Stilmittel der Ironie (harmlos), des beißenden Sarkasmuses (härter) und des verhöhnenden Spotts, welche auch mal in Polemik münden.
Kreutzer wird gelegentlich als zynisch empfunden, allerdings sollte zwischen der 'Äußerung' und der 'Absicht' unterschieden werden. Tatsächlich prangert er - ohne sich hinter einem Pseudo zu verstecken - empfundene Missstände offen und in seiner ureigenen Weise an, was bei Lesern zu unterschiedlichen Reaktionen führt - von Lob, Übereinstimmung, Begeisterung bis hin zu Irritation, Aufregung und Ablehnung.
ACHTUNG: Die Bilder, Grafiken und Illustrationen sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. folgende Kriterien oder Lizenzen, s.u.. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung ergänzt.
► Bild- und Grafikquellen:
1. Preisexplosion bei Rohstoffen und Lebens- bzw. Nahrungsmitteln: Im April 2022 klettert die Teuerungsrate durch die teilweise idiotischen weil nutzlosen Coronamaßnahmen der Vorjahre, der vermeidbare Ukrainekrieg und die Lieferengpässe (Erzeugerpreise verteuern massiv die Verbraucherpreise) laut Statistischem Bundesamt weiter auf 7,4 Prozent – der höchste Wert seit 41 Jahren. Im März hatte die Teuerungsrate noch bei 7,3 Prozent gelegen. Foto: master1305 (detaillierter Urhebername nicht benannt!). Quelle: freepik >> https://de.freepik.com/ . Freepik-Lizenz: Die Lizenz erlaubt es Ihnen, die als kostenlos markierten Inhalte für persönliche Projekte und auch den kommerziellen Gebrauch in digitalen oder gedruckten Medien zu nutzen. Erlaubt ist eine unbegrenzte Zahl von Nutzungen, unbefristet von überall auf der Welt. Modifizierungen und abgeleitete Werke sind erlaubt. Eine Namensnennung des Urhebers (master1305) und der Quelle (Freepik.com) ist erforderlich. >> Foto.
2. Goldbarren mit Bestandsnummer in einem Lager der Deutschen Bundesbank, fotografiert am 21.06.2017. Foto: Nils Thies. Quelle: Flickr-Account Deutsche Bundesbank. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0).
3. Noch berührt das Problem nur den Handel zwischen dem Westen, also USA, GB und EU und Russland, doch die Unsicherheit von Dollar- und Euro-Guthaben ist nun einmal in der Welt und wird früher oder später auch China und Indien dazu bewegen, ihre Exporte nur noch in Yuan bzw. Rupien zu fakturieren, um dem westlichen Erpressungspotential auszuweichen. Die USA verlieren somit eine der Stützen ihrer Weltherrschaft – die Macht, die ihnen die globale Reservewährung US-Dollar verleiht. Damit verbleibt ihnen neben der schwindenden wirtschaftlichen Bedeutung nur noch ihr Militär, das zurzeit allerdings noch das mit Abstand größte und mächtigste der Erde ist. Grafik: Wilfried Kahrs (WiKa).