Wer mit dem Teufel ins Bett geht
Ein Preis, der zu hoch ist!
Von Gerhard Mersmann | Forum-M7.com
Wie oft habe ich sie vernommen! Die Stimmen aus dem eigenen Ich wie aus meinem sozialen Umfeld. Die mir rieten, mich doch mit anderen Kräften und Mächten zu vereinigen. Um meinen Wirkungsgrad zu vergrößern. Um meinen Einfluss in einem ganz anderem Ausmaß zu steigern. Um meine eigene Position zu festigen und auszubauen. Ich habe es nie gemacht.
Ich weiß nicht, welches Erlebnis es war. Ich weiß nicht, wer mir den Rat gegeben hat. Und ich weiß nicht, wann ich selbst zu dieser Erkenntnis gekommen bin. Aber irgend etwas in mir, das stark war und jeder Versuchung widerstand, hat mir gesagt, dass es besser sei, den steinigen Weg zu gehen, zu verharren, wo ich bin und das Brot zu essen, das auf dem Tisch lag, als mich auf Allianzen einzulassen, die mich dazu gezwungen hätten, meine Unabhängigkeit als Währung in die Zahlschale zu werfen.
Nicht, dass ich Allianzen per se für etwas Falsches halte! Ganz im Gegenteil. Wenn sich Interessen treffen und alle, die diese Vertreten nach eigenem Ermessen für einen bestimmten Zweck bereit sind, einen Tribut zu entrichten, dann bin ich dabei. Aber es gibt auch falsche Allianzen. Sie zwingen dich, irgendwann Dinge zu machen und zu vertreten, die deiner Überzeugung widersprechen. So etwas läßt sich schnell identifizieren. Und wer sich auf so etwas einlässt, ohne lange zu überlegen, um eines Vorteils Willen, der hat diese Gunst mit einer sehr hohen Rendite irgendwann zu bezahlen.
Ich habe mir diese Menschen zur Genüge ansehen können. Sie reüssierten schnell und viele, die das sahen, raunten mir zu, ich sei ein Dummkopf, weil ich es nicht genauso machte. Aber irgendwann kam der Zahltag. Dann mussten sie Dinge tun oder vertreten, die ihnen peinlich waren. Dann konnten sie dir nicht mehr in die Augen schauen und gingen dir aus dem Weg. Und zum Schluss, wenn die große Kurve der Entwicklung ihrem Ende zuging, dann sah ich zumeist unglückliche Menschen. In einem unglücklichen Umfeld. Und alles Geld und aller Status verhalf zu keinem Trost mehr.
Deshalb bin ich heute dankbar. Sehr dankbar, dass ich ein Sturkopf war und meiner Unabhängigkeit mehr Wert beimaß alles allem Tand der Welt.
Wie heißt es so schön im Gedicht Invictus? . . Mein Kopf ist blutig, aber ungebeugt. Und wenn ich heute sehe, was viele Menschen, die ich über lange Jahre habe beobachten können und die sehr viel konnten und wollten, wenn ich sehe, was sie heute alles erzählen müssen, um im Geschäft des Lebens zu bleiben, dann erfüllt mich große Trauer. Aber Mitleid, Mitleid habe ich nicht. Oder wie pflegte mein Freund vom Indischen Ozean, der die Welt ohne einen Cent in der Tasche bereist hatte und alle Höhen und Tiefen des Lebens als direkter Zeuge gesehen hatte? Wer mit dem Teufel ins Bett geht, pflegte er zu sagen, darf sich nicht wundern, wenn er die Hölle auf Erden erlebt!
Gerhard Mersmann
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Gerhard Mersmann, Dr. phil., (Jahrgang 1956), gebürtiger Westfale, ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen.
Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Publizistische Aktivitäten durchziehen seine gesamte Biographie. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse sind auf seinem persönlichen Blog M7 regelmäßig nachzulesen. >> https://form-7.com/ .
Videotipp:
"Der Mann im Licht (2017) - Über die Suche an falschen Plätzen." (Dauer 3:41 Min., >Infos)
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1. NO - NEIN SAGEN - Boykott - Verweigerung - Widerstand - ziviler Ungehorsam. Ein einziges unbeugsames NEIN kann den Lauf der Dinge bereits ändern; nicht auszudenken, was jedes weitere an Kraft hinzufügt. Wir brauchen bei weitem nicht so viele NEINS wie wir glauben. Es ist die Qualität, die entscheidet, nicht die Quantität. Für das NEIN müssen wir weder auf die Straße, noch in sonst einer Weise „Widerstand“ leisten oder gar laut werden. Im Gegenteil. Illustration: jeftymatricio1 / Jefty Matricio, Philippines (user_id:90273). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Illustration.
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3. Mann mit dem Rücken am Baum lehnend mit Blick in die Landschaft / Ferne, den Moment genießend. Das Licht der Sonne braucht 8 Minuten, um die Erde zu erreichen. Wenn ich die Sonne ansehe, blicke ich also zurück in die Vergangenheit. Merkwürdig, alles braucht seine Zeit und doch ist es immer JETZT. Machen Sie etwas mit Herz & Verstand. Werden Sie wieder Mensch ohne Monitor. Haben Sie den Mut, sich Ihres eigenen Verstandes zu bedienen!
»Stimmen aus dem eigenen sozialen Umfeld rieten mir, mich doch mit anderen Kräften und Mächten zu vereinigen. Um meinen Wirkungsgrad zu vergrößern. Um meinen Einfluss in einem ganz anderem Ausmaß zu steigern. Um meine eigene Position zu festigen und auszubauen. Ich habe es nie gemacht.« (Gerhard Mersmann >> https://form-7.com/).
»Arbeite! Aber nicht wie ein Unglücklicher oder wie einer, der bewundert oder bemitleidet werden will. Arbeite oder ruhe, wie es das Beste für die Gemeinschaft ist.« (-Mark Aurel, * 26. April 121 in Rom als Marcus Annius Catilius Severus; † 17. März 180 in Vindobona oder Sirmium), auch Marc Aurel oder Marcus Aurelius,)
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