Der Teufel kocht auch nur mit Wasser

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Der Teufel kocht auch nur mit Wasser
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Der Teufel kocht auch nur mit Wasser

Survival-Paket für die Zukunft

Von Gerhard Mersmann | Forum-M7.com

Die Verzweiflung wächst. Nun, bei nahezu täglich verbreiteten Nachrichten, drohen Weltbilder allenthalben einzubrechen. Da stürzen nicht nur einzelne Gebäude ein. Da brechen ganze Städte und Länder weg. Als erhöbe sich ein maritim-terrestrischer Tsunami aus den Tiefen des Daseins und pflügte alles unter, was zumindest aus Sicht der meisten Biographien Bestand hatte.

Halt? Was böte noch Halt? Das größte Problem scheint zu sein, den Blick ununterbrochen auf das zu richten, was gerade weggespült und eingerissen wird.

Kulturzerstoerung_Menschheitsgeschichte_Weltuntergang_Hochkulturen_Weltreiche_Weltkulturen_Imperien_Zerstoerung_Zivilisationen_Niedergang_Untergang_Kritisches-Netzwerk

Es ist leicht gesagt. Aber es ist falsch. In einer existenziell empfundenen Krise ist es nicht ratsam, auf das zu schauen, was verloren geht. Vielmehr ist der einzige Griff in die Zukunft die Besinnung auf das, was den Menschen ausmacht.

Wie habe ich mein Leben gelebt?

Was war daran erfüllend und erfolgreich?

Was hatte das an sich, was man so gerne die Qualität nennt?

Und was hat tief die Seele gerührt?

Welches Handeln brachte mich weiter und wurde von meinen Mitmenschen geschätzt?

Welche Musik hat mich inspiriert?

Welche Literatur hat mir Horizonte eröffnet?

Welche Aktivitäten haben mich gestärkt?

Es sind tausend Dinge, die zumeist nur in den unteren Schubladen des Bewussten liegen, die aber plötzlich eine hohe Aktualität genießen sollten.

Ei_Yin_Yang_duale_Kraefte_Prinzipien_Gleichgewicht_seelische_Ausgeglichenheit_Bewusstsein_Bewusstwerdung_Gegensaetze_Selbstwertgefuehl_Kritisches-Netzwerk

Es sind die Schätze, die herüber zu retten wichtig ist, wenn es ein 'Danach' geben soll. Nicht, dass wir hier von einem finalen Ende der Zivilisation redeten. Aber eine schwere Havarie ist kaum noch zu leugnen. Und wie bei einer bevorstehenden oder herannahenden Katastrophe sollte man die Sachen zusammensuchen, die überlebenswichtig sind und die man aus eigener Kraft mitnehmen kann. Und diese Güter sind nicht materiell.

Das einzig Fassbare ist der Pass. Alles andere sind Verhaltensweisen, Werte, Kunstgenüsse und sensuelle Phantasien. Sie sind nicht nur Habseligkeiten aus einer früheren Existenz, sondern das Survival-Paket für die Zukunft. Egal, wohin das Schicksal dich auch führt. Es ist die durch eigene Lebensleistung generierte Kultur, auf die es jetzt ankommt. Und sie ist für jeden transportabel.

Nachdenken-Ausblick-Sonne-Besinnung-Bewusstwerdung-Innehalten-Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft-Rueckblick-Voraussicht-Perzeption-Wahrnehmung-Kritisches-Netzwerk

Der Blick auf das Desaster ist notwendig, um herauszufinden, wohin die Korridore führen, die noch offen sind. Sie ohne Proviant für die Zukunft zu beschreiten, erscheint wie ein früher Tod. Daher der gute Rat, nehmt mit, was euch teuer ist. Und alles passt in den eigenen Kopf!

Zum Trost vielleicht die Feststellung eines Klugen der Vergangenheit, dem Florentiner Dante Alighieri (* 29. Mai 1265 in Florenz; † 14. September 1321 in Ravenna): der Weg ins Paradies beginnt in der Hölle. Das ist kein Grund, sich durch Trauer lähmen zu lassen. Der Teufel kocht auch nur mit Wasser!  

Gerhard Mersmann

Gestutze_Eiche_Hermann_Hesse_1919_gequaeltes_Leben_Seelenschmerz_Selbstsicherheit_Selbstbewusstsein_Kritisches-Netzwerk


Gerhard Mersmann, Dr. phil., (Jahrgang 1956), gebürtiger Westfale, ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen.

Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Publizistische Aktivitäten durchziehen seine gesamte Biographie. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse sind auf seinem persönlichen Blog M7 regelmäßig nachzulesen. >> https://form-7.com/ .


► Quelle: Dieser Beitrag wurde am 10. Januar 2025 erstveröffentlicht auf https://form-7.com/ >> Artikel. Eigentümer, Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich ist Gerhard Mersmann.

ACHTUNG: Die Bilder, Grafiken, Illustrationen und Karikaturen sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten folgende Kriterien oder Lizenzen, siehe weiter unten. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt, ebenso die Komposition der Haupt- und Unterüberschrift(en) geändert.

► Bild- und Grafikquellen:

1. Zerstörung von Hochkulturen, Imperien und Reiche in der Weltgeschichte: Den Kampf um Macht und Einfluss hat es in der Menschheitsgeschichte immer gegeben; Imperien bekriegten sich, Zivilisationen wurden ruiniert, neue entstanden und das Spiel begann von vorne. Auch unsere Gesellschaft befindet sich in der Phase des Niedergangs.

»Der Untergang einer jeden Zivilisation ist vorherbestimmt, da es unmöglich ist, diesen destruktiven Stadien zu entkommen. Schauen wir uns die heutige Zivilisation an, egal ob man sie kapitalistisch oder westlich nennt, so muss man feststellen, dass sie den Höhepunkt lange überschritten hat. Größe und Stärke haben längst einem weit verbreiteten Verfall der Moral Platz gemacht, der Mythos und die Religion sind der kalten Rationalität gewichen und viele Menschen leben in existenziellem Nihilismus, indem sie sich auf das rein Materielle konzentrieren, Geld zum absoluten Lebensinhalt erheben.

Orientierungslosigkeit, Verwirrung und psychische Krankheiten nehmen im sogenannten „Wertewesten“ immer weiter zu. Dazu gesellen sich heutzutage der ökonomische Untergang, eine steigende Inflation, ökologische Katastrophen und eine große Zuwanderung in westliche Gesellschaften, ausgehend von den Ländern, die der Westen zuvor geplündert, mit Krieg überzogen und in die Armut geschickt hat. (-Felix Feistel: »Der Untergang der Zivilisation. Jede menschliche Gesellschaft geht unweigerlich zugrunde. Unsere befindet sich bereits auf dem besten Weg.

Unsere Zivilisation wird auf die ein oder andere Art und Weise unausweichlich untergehen. Dieser Gedanke bereitet vielen Menschen Angst, da die Angst vor dem eigenen Tod mit dem Gedanken des Untergangs der Zivilisation, in der man lebt, verbunden ist. So versuchen die Menschen, mit diesem konstanten Gefühl der Bedrohung und des jederzeit möglichen Todes umzugehen.

[..] So versuchen viele, sich gegen diesen Untergang zu stemmen, indem sie radikalen Vorstellungen verfallen und versuchen, sich durch besonderen Moralismus, Gesundheitsfanatismus oder Spiritualität reinzuwaschen. Andere rufen zum Kollektivismus auf, in dem der Einzelne zugunsten des Kollektivs Opfer erbringen muss. Doch Historiker haben auch die Phase des Verfalls als eine Zeit beschrieben, in der Menschen ihre persönliche Individuation zugunsten einer Massenkonformität aufgeben.

[..] Alle Zivilisationen sind früher oder später untergegangen. Doch keine war so weltumspannend wie unsere heutige. Daher ist der Untergang dieser Zivilisation vermutlich auch verheerender als jeder zuvor. Gerade in der westlichen Welt sind den Menschen viele Fähigkeiten des Überlebens abhanden gekommen. Kaum einer kennt sich noch in der Natur aus, kann auf natürliche Weise Feldfrüchte anbauen, jagen, sammeln und fischen, Häuser und Hütten bauen oder Werkzeuge herstellen. Wir sind abhängig geworden von einer Industrie, die uns alles abnimmt, und haben eine Scheinwirklichkeit bestehend aus Glasfassaden, Beton und digitalen Oberflächen errichtet.

Diese wird uns jedoch nicht das Überleben sichern, wenn ihre Grundlagen einmal wegfallen. Dann sind wir wieder auf uns gestellt, ohne all diese Hilfsmittel. Dieser Mangel an Fähigkeiten wird für die allermeisten Menschen im Westen verheerende Folgen haben. Es könnte sein, dass ein Untergang der heutigen Zivilisation einen ähnlichen Rückschritt bedeutet wie der Untergang der Mittelmeerkulturen in der Bronzezeit. Ein dunkles Zeitalter könnte folgen, in dem vieles an Wissen, Techniken und Fertigkeiten einfach unwiederbringlich verloren geht, schon allein deshalb, weil vieles davon auf digitalen Datenträgern gespeichert ist, die ohne Strom ihre Geheimnisse nicht preisgeben.

Umso mehr scheint es geboten, neben dem rauschhaften Erleben des Untergangs und der eigenen Lebendigkeit, die Grundlagen für den Beginn einer neuen Zivilisation zu legen, anstatt sich nur in fatalistischen Symbolhandlungen wie dem Kauf wertvoller Gemälde oder den Protest gegen den Zuzug von Fremden zu ergehen. Denn nichts davon wird den Untergang aufhalten, doch wir können die Zeit danach gestalten.« >> Artikel)

Foto: KELLEPICS / Stefan Keller ANIMATED COMPOSING ART >> https://www.kellerwelten.com/ . Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.

2. Yin and Yang - Ei auf 2 Gabeln balancierend. Foto: Copyright ©️ Judith Jackson / judithjackson957. Quelle: Flickr. Die Datei ist mit der CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0) lizenziert.

»Yin und Yang sind zwei Begriffe der chinesischen Philosophie, insbesondere des Daoismus. Sie stehen für polar einander entgegengesetzte und dennoch aufeinander bezogene duale Kräfte oder Prinzipien, die sich nicht bekämpfen, sondern ergänzen. Ein weit verbreitetes Symbol des kosmischen Prinzips ist das Taijitu, in dem das weiße Yang (hell, hoch, hart, heiß, positiv, aktiv, bewegt, männlich) und das schwarze Yin (dunkel, weich, feucht, kalt, negativ, passiv, ruhig, weiblich) gegenüberstehend dargestellt werden.

Yin und Yang bezeichnen „Gegensätze“ in ihrer wechselseitigen Bezogenheit als eine Gesamtheit, einen ewigen Kreislauf. Daher können sie zur Erklärung von Wandlungsvorgängen und Prozessen und zur Darstellung der gegenseitigen Begrenzung und Wiederkehr von Dingen benutzt werden. Yin und Yang steigen und sinken immer abwechselnd. Nach einer Hochphase des Yang folgt zwingend ein Absinken von Yang und ein Ansteigen von Yin und umgekehrt. Yin und Yang können nicht gleichzeitig ansteigen oder absinken. Wenn Yang sich vergrößert, verringert sich Yin und umgekehrt.« (Text: Wikipedia-Artikel).

3. Mann an einem Baum lehnend mit entspanntem Blick in die Landschaft, den Moment genießend. Es lohnt sich hin und wieder etwas zurückzunehmen, und sich in einem abgedunkelten Zimmer oder unter einem Schatten spendenden Baum grundsätzlicheren Überlegungen hinzugeben. Das Licht der Sonne braucht 8 Minuten, um die Erde zu erreichen. Wenn ich die Sonne ansehe, blicke ich also zurück in die Vergangenheit. Merkwürdig, alles braucht seine Zeit und doch ist es immer JETZT.

Foto (OHNE Textinlet): josealbafotos - Jose Antonio Alba, Lleida/España (user_id:1624766). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto. Der Text wurde von Helmut Schnug in das Bild eingearbeitet.

4. Gedicht von Hermann Hesse (1919). Bild-Text-Komposition erstellt von Helmut Schnug.

Gestutzte Eiche

Wie haben sie dich, Baum, verschnitten,
Wie stehst du fremd und sonderbar!
Wie hast du hundertmal gelitten,
Bis nichts in dir als Trotz und Wille war!

Ich bin wie du, mit dem verschnittnen,
Gequälten Leben brach ich nicht
Und tauche täglich aus durchlittnen
Roheiten neu die Stirn ins Licht.

Was in mir weich und zart gewesen,
Hat mir die Welt zu Tod gehöhnt,
Doch unzerstörbar ist mein Wesen,
Ich bin zufrieden, bin versöhnt,

Geduldig neue Blätter treib ich
Aus Ästen hundertmal zerspellt,
Und allem Weh zu Trotze bleib ich
Verliebt in die verrückte Welt.