Die Möglichkeiten der neuen Freiheit

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Die Möglichkeiten der neuen Freiheit
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Die Möglichkeiten der neuen Freiheit

Freiheit durch Verlust

Von Gerhard Mersmann | Forum-M7.com

Wir neigen dazu, bei Verlusten traurig zu sein. Vor allem, wenn es um Menschen geht, die uns etwas bedeuten. Die Gründe sind vielfältig. Mal trennen sich Wege, auf denen man lange zusammen geschritten ist. Es kann sein, dass sich etwas ereignet hat, dass zu einem unerwarteten Bruch führte. Mal ist es ein längerer Prozess, der die Entfernung vergrößert, bei dem sich beide Seiten darüber grämen und sich immer wieder fragen, wie es dazu kommen konnte. Und selbstverständlich können es die immer wieder bemühten höheren Mächte sein, die eine soziale, menschliche, emotionale Bindung zu anderen Menschen beenden, wozu irgendwann und immer auch der Tod gehört.

Egal, wie es sich vollzieht, selten führt ein Verlust menschlicher Konnektivität zu spontaner Freude. Oft ist es Trauer, manchmal Wut, und es kann auch zu  Verzweiflung führen.

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Bei diesen Ausführungen kommen mir diejenigen in den Sinn, denen das Schicksal ihre Jugend geraubt hat und die, als sie noch von einem Leben vor sich träumten, in Uniformen gesteckt und in einen Krieg geschickt wurden, den sie weder wollten noch mochten. Sie lernten auf brachiale Weise, wie mit Verlusten umzugehen ist. Täglich, stündlich, verloren sie Freunde, mit denen sie am Tag zuvor noch gescherzt und über eine vor ihnen liegende Zukunft gesprochen hatten.

Und diese Erfahrung machten sie über Jahre, bis das Gemetzel ein Ende hatte. Und später, als das alles hinter ihnen lag, kompensierten sie diese Erfahrung mit einer Härte, die ihre Nachkommen nicht verstanden. Da wurden Verluste vermeintlich bagatellisiert und man bekam den Rat, kühlen Blickes mit so etwas umzugehen. Du kannst fallen, hieß es da, aber du darfst nie liegenbleiben, du musst immer wieder aufstehen. Oder man bekam die Weisung, sich den Mund abzuwischen und sich weiter um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern.

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Neben der Sozialisierung im Umgang mit permanenten Verlusten im Krieg existiert allerdings auch noch eine Form der Betrachtung, die einem tiefen humanistischen Denken entspricht. Spräche man mit einer zeitgemäßen Terminologie, so praktiziert sie ein Reframing. Sie erachtet den Verlust nicht exklusiv als ein verletzendes Ereignis, sondern auch als einen unerwarteten Zuwachs an Freiheit. Wenn Bindungen sich lösen, ist man freier.  –   So einfach wie überzeugend ist auch dieser Gedankengang.

Jiddu-Krishnamurti-kranke-gestoerte-Gesellschaft-seelische-Gesundheit-Systemkonformismus-Systemkonformitaet-Gruppendruck-Unterwerfung-Kritisches-NetzwerkWas in Bezug auf Menschen vielleicht bei der ersten Überlegung etwas zynisch klingen mag, was es allerdings nicht ist, stellt sich als eine großartige Inspiration heraus, wenn es um Gewissheiten geht. Und in dieser Situation befinden wir uns seit einiger Zeit. 

Die Welt, unser Zusammenleben und unsere Gesellschaft bieten nicht mehr die Gewissheiten, die wir seit langer Zeit gewohnt waren. Und, ganz wie bei menschlichen Beziehungen, es ist mehr als folgerichtig, dass wir zunächst in Trauer und schmerzhafte Reaktionen verfallen, wenn wir uns von diesen Gewissheiten verabschieden müssen. 

Die Zeitläufe sind allerdings so, dass wir gut beraten wären, diesen Modus so schnell wie möglich zu verlassen und uns dem zuwenden, was die Möglichkeiten der neuen Freiheit mit sich bringen mag.

Jetzt ist die Zeit, um sich an diejenigen zu erinnern, die ihre Jugend im Krieg verbracht haben und danach in Zeiten des Verlusts strikt dazu rieten, aufzustehen, sich den Mund abzuwischen und sich neuen, wichtigen Aufgaben zuzuwenden. Das Leben und die Geschichte sind immer gute Ratgeber.  

Gerhard Mersmann

♦ ♦ ♦

Über die Notwendigkeit, die Freiheit zu verteidigen

-Aussagen von Egon W. Kreutzer, Elsendorf/Niederbayern

»Die Forderung nach Freiheiten, die im geschriebenen und ungeschriebenen
Recht einer Gesellschaft nicht vorgesehen sind, trägt also grundsätzlich
und immer den Charakter eines Angriffs auf die bestehende Ordnung
und wird in aller Regel – und Beispiele dafür finden sich wahrlich zu Hauf –
von den Hütern der bestehenden Ordnung als unzulässig abgewiesen werden.«

»Das Gefährliche am Begriff der Freiheit ist seine Subjektivität.
Freiheit kann man nicht messen, Freiheit kann man nicht besitzen,
man kann sie daher auch weder rauben, noch gewähren,
denn Freiheit ist eine Empfindung, ein Gefühl, kein Ding, sondern
nur ein Name für einen höchst molluskenhaften Cluster emotionaler Wallungen.«

»Freiheit ist zwar ein Empfinden, ebenso wie Unfreiheit,
doch das Maß der Freiheit oder der Unfreiheit, das der Einzelne empfindet,
entspricht dem Maß seines Einverständnisses mit den Regeln,
denen die Gesellschaft, in der er lebt, sich unterworfen hat.«

»Der Wertekanon einer Gesellschaft, der als Matrize dient,
um darin individuelle Freiheit empfinden zu können, überspannt die Generationen.
Das stürmische Aufbegehren der Jungen hat darin ebenso einen Platz und einen Stellenwert,
wie die besonnene Reife der Alten und das geschäftig-umtriebige Wesen der Produktiven.«

»Sind Sie bereit, für unser aller Freiheit einzutreten?
Sind Sie bereit, dafür auch Opfer zu bringen?
Dann starten Sie Ihren Anteil an der Verteidigung jetzt.
Es ist nicht mehr viel Zeit.« 

♦ ♦ ♦

Grundgesetz_Grundrechte_Volksherrschaft_Widerstand_Widerstandspflicht_Widerstandsrecht_Staatsgewalt_Meinungsfreiheit_Gewaltmonopol_Parteienoligarchie_Kritisches-Netzwerk


Gerhard Mersmann, Dr. phil., (Jahrgang 1956), gebürtiger Westfale, ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen.

Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Publizistische Aktivitäten durchziehen seine gesamte Biographie. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse sind auf seinem persönlichen Blog M7 regelmäßig nachzulesen. >> https://form-7.com/ .


► Quelle: Dieser Beitrag wurde am 09. Februar 2025 erstveröffentlicht auf https://form-7.com/ >> Artikel. Eigentümer, Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich ist Gerhard Mersmann.

ACHTUNG: Die Bilder, Grafiken, Illustrationen und Karikaturen sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten folgende Kriterien oder Lizenzen, siehe weiter unten. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt, ebenso die Komposition der Haupt- und Unterüberschrift(en) geändert.

► Bild- und Grafikquellen:

1. Fußgänger auf dem Zebrastreifen: "A city is a large community where people are lonesome together" (- Herbert V. Prochnow). "Wir sind eine Gesellschaft notorisch unglücklicher Menschen: einsam, von Ängsten gequält, deprimiert, destruktiv, abhängig - Menschen, die froh sind, wenn es ihnen gelingt, die Zeit totzuschlagen, die sie ständig zu sparen versuchen". (- Erich Fromm, Psychoanalytiker aus seinem Buch „Haben oder Sein“,1976). Foto: B_Me / Brian Merrill, Sydney/Australia. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >>  Bild.

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2. Die Atomisierung der Gesellschaft. Gemeinsamkeiten? Fehlanzeige! Andersdenke werden ausgegrenzt, diskreditiert und kriminalisiert.

»Im heutigen Parteiensystem ist an die Stelle inhaltlicher Auseinandersetzungen um die Wahrheit und die rechten Wege gesellschaftlicher Gestaltung der politische Kampf um Teilinteressen getreten und um die Macht, sie gegen die Anderen durchzusetzen. Wer widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern im parteipolitischen Links-Rechts-Schema polar als extremistischer Demokratie-Feind verortet, um ihn auf diese Weise in der medial verseuchten öffentlichen Meinung persönlich zu diskreditieren, zu isolieren und auszuschalten. – Doch wer die Erkenntnis-Ebene verlässt und zur Diffamierung parteipolitische Einordnung betreibt, dem geht es nicht um die Wahrheit, sondern mit den Mitteln seelischen Terrors um die Macht.« (-Herbert Ludwig, Fassadenkratzer)

Foto: Susanne Jutzeler, Wohlen / Schweiz. Quelle: Pexels.com/de. Pexels-Lizenz: Du kannst alle Fotos und Videos auf Pexels kostenlos verwenden. Eine Namensnennung ist nicht erforderlich. Dem Fotografen oder Pexels zu erwähnen ist also nicht notwendig, aber wir freuen uns immer. Du kannst die Fotos und Videos auf Pexels ganz nach Wunsch ändern. Lass deiner Kreativität freien Lauf und ändere sie ganz nach Belieben. >> Foto.

3. Jiddu Krishnamurti (* 12. Mai 1895 in Madanapalle, Indien; † 17. Februar 1986 in Ojai, Kalifornien), indischer Philosoph: "Es ist kein Anzeichen seelischer Gesundheit sich an eine zutiefst gestörte Gesellschaft anpassen zu können." Grafik: Wilfried Kahrs (WiKa), Tirschenreuth, (* 5. November 1960; † 3. Sept. 2024).

4. Grundgesetz in der Hand: Es geht um das Recht, Freiheit und Recht zu verteidigen. Wir alle wissen, dass etwas nicht stimmt! Wir wissen alle, dass es verboten ist, dies laut zu sagen. Aber wer hat dies, und mit welchem Recht, verbieten können? Foto (OHNE INLET): jmtosses. Quelle: Flickr. Die Datei ist mit der CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0) lizenziert. Text eingearbeitet von Helmut Schnug.