DRESDEN: 1902 wurde das Kaufhaus Günther eröffnet

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DRESDEN: 1902 wurde das Kaufhaus Günther eröffnet
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DRESDEN: 1902 wurde das Kaufhaus Günther eröffnet

Am 22.12.2007 war der letzte Verkaufstag, 2016 abgerissen.

Dresdner Nostalgie

Deutschland wird auch gerade abgerissen.

von Rocco Burggraf | ANSAGE.org

Wenn Dresdner in der Vorweihnachtszeit dem Wort “Kaufhaus” begegnen, werden nicht wenige eine spezielle Assoziation haben; eine, die weder mit den einschlägigen Konsumtempeln der bundesrepublikanischen Wirklichkeit noch dem ehemaligen “Centrum Warenhaus” des real existierenden Sozialismus zu tun hat. Das heimliche Karstadt der sächsischen Hauptstadt der Sechziger, Siebziger und frühen Achtziger hieß “Günther” und lag am östlichen Stadtrand an einer lebhaften Ausfallstraße. Da wo die Waschbetonerzeugnisse der Serie WBS70 endeten, die Behausungen besonders niedrig und besonders ärmlich ausfielen.

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Drumherum fanden sich noch ein paar kleine Läden, ein Eisstand, die einsame “Hutecke Rehak” mit den schmalen Öffnungszeiten. Nichts allenthalben, was dem Platzhirsch in die Quere kommen konnte.

Hinter dem zwar großen, aber auf den ersten Blick doch unscheinbaren Gebäude mit den seitlichen Anbauten begannen Plantagen, Kleingärten, eine Kiesgrube. Dinge, die erst im Frühsommer interessant wurden. Im Winter verließ man den röhrenden Ikarus, mit dem vom Diesel geschwärzten Heck jedenfalls an der unmittelbar vor dem Haupteingang gelegenen Bushaltestelle – des Stöberns und Erwerbs wegen, oder einfach nur um sich sattzusehen.

► Offene Wunden, auch nach der Wende nicht geheilt

Das bereits 1902 eröffnete Handelshaus wurde bis zu seiner Schließung 2007 von der Familie Günther/Metzig als private offene Handelsgesellschaft (OHG) betrieben, was nach außen hin mit einem riesigen Schriftzug dokumentiert wurde. Der Name prangte in goldenen Lettern über dem Mittelteil mit den neun riesigen Fenstern in drei Hauptgeschossen. Die herrschende Einheitspartei kompensierte das allzu selbstbewusste Erscheinungsbild des privaten Relikts, indem sie die Schauseite schon zeitig dem ortsüblichen Verfall preisgab.

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Ob dem Gebäude überhaupt je ein Farbanstrich zuteil wurde, ist unklar. Ich kenne nur den graubräunlichen Glattputz, der zeitlebens vor sich hin alterte, bis er schließlich in deutlich sichtbaren Teilen auf den Gehweg fiel und häßliche Altersflecken im Antlitz hinterließ. Die offenen Wunden wurden auch nach der “Wende” nicht geheilt und zeigten den Beginn vom Ende einer Ära an. Das alles konnte man beiläufig registrieren, um es irgendwann später zu verstehen. Zumeist wurde es übersehen. Wichtiger war der Moment.

► Mehr geduldet als gestützt

Der Gemischtwarenladen war nach dem Krieg Institution geblieben. Das “Kaufhaus Günther” führte Haushalt-, Schreib- und Eisenwaren, Spielzeug, Kleidung, Elektrogeräte und Einrichtungsgegenstände. Die Besonderheit bestand darin, dass das Sortiment inmitten der kollektivistischen Ödnis nicht vom mühsam durch Masse kaschierten Mangel geprägt war, sondern hier aus unerfindlichen Gründen Überfluss zu herrschen schien. In bis an die Decke reichenden, teils nur über Leitern erreichbaren Regalfächern hinter den Verkaufstheken mit den ungewohnt engagierten Fachberatern, beidseits schmaler Gänge, ja in jeder Nische stapelten sich Dinge, die man sonst nirgendwo sah: Spezielle Werkzeuge, Baumaterial, Faserstifte, Papiere, Badewannen, Pfannen, Kleidung ohne Anmutung von Uniform, Fahrräder.

Jeder irgendwie verfügbare Platz im Inneren wurde genutzt. In den Fenstern wurden Plüschtiere drapiert, in der Mitte türmten sich Reisekoffer, neben Thermoskannen baumelten Regenschirme und reduzierte Klobürsten mit durchgestrichenem Endverbraucherpreisschild (EVP). Nur gelegentlich bekam man hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass das Haus staatlicherseits mehr geduldet als gestützt wurde.

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► Kindheitsträume in geputzten Vitrinen

Für Kinder war das alles wenig interessant. Sie steuerten zielgerichtet auf eine schmale knarzige Holztreppe im zweiten Obergeschoss zu, die noch weiter nach oben ins ultimative Paradies führte: die Spielwarenabteilung. Hier gab es Brettspiele, Malfarben, Puppen, Kostüme, und vor allem… Modelleisenbahnen! In sorgsam geputzten Glasvitrinen standen, geordnet nach Spurweiten N, TT und H0, Loks und Wagen, von denen man wusste, dass sie beim Drehen am Trafo zu leuchten beginnen und damit die Illusion perfekt machen würden.

In den Fächern hinter den Vitrinen fand sich alles, was ein Weltenschöpfer brauchte: Bahnhöfe, Fachwerkhäuser und Fachwerkbrücken, Tunnel, Signale, Schranken, Rasenmatten. Maßstabgerechtes Zubehör in unerschöpflich erscheinender Vielfalt. Plastikklebstoff in kleinen Tuben, dessen Geruch schon verriet, dass man beim Montieren nur einen Versuch haben würde.

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Nicht selten tauchten ganz oben entnervte Mütter auf. Mit prall gefüllten Einkaufsbeuteln, von ganz unten aus der Haushaltsabteilung kommend. Sie hatten den wirklich kleinen Zugang übersehen, von der Vermisstenanzeige erst im letzten Moment Abstand und den verzückten Bub wieder in die schweissnasse Hand genommen. Auf dem Heimweg hatte die Insel der Möglichkeiten aber dann zumeist tiefe Spuren im Belohnungssystem des Besuchers hinterlassen. Im Portemonnaie natürlich auch.

► Jährliches Ritual

Den ultimativen Kindheitszauber aber entfachte das “Kaufhaus Günther” zur Vorweihnachtszeit. Es begann damit, dass die zu ebener Erde liegenden, insgesamt sechs großen Schaufenster, für eine Woche von innen mit Vorhängen abgedeckt wurden. Dies war der sichtbare Auftakt für ein sich jährlich wiederholendes Ritual: Der kleinen, aus den umliegenden Wohnvierteln gespeisten Völkerwanderung nämlich, die dem Ziel diente, durch winzige offen gebliebene Spalte einen vorzeitigen Blick auf das zu erhaschen, was sich hinter den Scheiben vollzog. Die begehrlichen Blicke der Kleineren galten noch ausschließlich den dort entstehenden Kulissen und Staffagen.

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Die der Heranwachsenden mehr und mehr den attraktiven Dekorateurinnen, die in Söckchen und Kitteln eine Körpersprache an den Tag legten, die wesentlich geheimnisvoller schien als die Ergebnisse ihrer weltvergessenen Tätigkeit. Die wiederum galt wunderbaren Bühnenbildern. Jeweils ein Märchen pro Fenster wurde in ein reich ausgestattetes Standbild übersetzt. Die Ohrfeige. Die Schwäne. Die Tauben. Die Wackersteine. Der Ofen neben dem Pfefferkuchenhaus. Die Hexe, immer kurz davor, entschlossen zuzupacken.

► Reichtum, den wir für unendlich hielten

Ende November, die Vorhänge waren noch nicht gefallen, wurden bereits Wetten abgeschlossen, ob in Fenster Zwei Schneewittchen oder Dornröschen gemeint sei, in welche Geschichte der Mohr mit dem Tablett gehören, und ob der Wolf in Fenster Fünf, wie bereits im Jahr zuvor, unmerklich den Kopf bewegen würde. Es war zweifellos der Höhepunkt des Jahres, wenn es am zweiten oder dritten Adventssonntag nach Einbruch der Dunkelheit durch den Schnee zwei Kilometer zu laufen galt, um das phantasievolle, nun gekonnt beleuchtete Spektakel in den Schaufenstern des “Kaufhauses Günther” endgültig zu inhalieren. Zu Beginn einmal schnell, von Fenster zu Fenster. Des Überblicks wegen. Und dann nochmal zurück. Ganz langsam. Szene für Szene. Figur für Figur. Detail für Detail. Reichtum, den wir für unendlich hielten.

Das “Kaufhaus Günther” gibt es nicht mehr. Es wurde 2016 abgerissen.

Rocco Burggraf

VERLASSENES KAUFHAUS GÜNTHER - "GÜNNI" (Dauer 16:04 Min.)


Lesetipps ergänzt von Helmut Schnug:

Leipziger Elitendatenbank: Kaum Ostdeutsche in den oberen Führungsetagen, ein gesamtdeutsches Problem. Die Leipziger Elitendatenbank sammelt öffentlich frei zugängliche Informationen über die Inhaberinnen und Inhaber von Elitepositionen in Deutschland. In dem Vorgängerprojekt „Soziale Integration ohne Eliten“ wurden in den Jahren 2018/2019 bereits über 3000 Elitepositionen erhoben. Die aktuelle Erhebung nimmt das aktualisierte Sample aus dieser Erhebung als Grundlage.

Der Elitenmonitor der Uni Leipzig zeigt, dass bei etwa 20% Bevölkerungsanteil schaffen es beispielsweise nur . .

8,2% im Bereich Wissenschaft,
8,1 % in Topjobs bei den Medien,
8,0 im Bereich Kultur,
4,3% an die Spitze von großen Unternehmen (Wirtschaft und Arbeitgeberverbände),
2,1% in Top-Positionen der Justiz
und 0,0 % beim Militär.

Quelle: Universität Leipzig, Universität Jena und Hochschule Zittau/Görlitz >> Elitenmonitor >> Leipziger Elitendatenbank.

»DRESDEN: 1902 wurde das Kaufhaus Günther eröffnet. Am 22.12.2007 war der letzte Verkaufstag, 2016 abgerissen. Dresdner Nostalgie. Deutschland wird auch gerade abgerissen.« Von Rocco Burggraf, Ansage.org, im KN am 22. Dezember 2023 >> weiter.

»Eine Nachbetrachtung zur sogenannten Deutschen Einheit. Wahn und Wirklichkeit. Wiedervereinigt? Was gibt es zu feiern am Tag der deutschen Einheit? Nicht viel, wie es aussieht. Das Brandenburger Tor war beispielsweise nicht sonderlich geschmückt. Dafür gab es jede Menge Demonstranten, die den Rücktritt der Regierung forderten. In München und etlichen anderen Städten sah es nicht anders aus. Welche deutsche Einheit überhaupt?« Von Max Erdinger, Ansage.org, im KN am 10. Oktober 2023 >> weiter.

»Wiedervereinigt mit diesen „undemokratischen“ Ostdeutschen? Die Annexion wurde als Vereinigung verkauft. Die zweite deutsche Teilung. Wiedervereinigt? Sieht nicht danach aus; dafür muss man nur einen Blick in die Zeitung werfen. Im Gegenteil. Die Bewohner des 1990 erworbenen Teils sind entweder der „Feind im Inneren“ oder „irgendwie zurückgeblieben“. Wie kam es dazu?« Von Dagmar Henn, RT DE, im KN am 1. August 2023 >> weiter.

»Inquisition statt Einfallsreichtum. Befragt die Brüder und Schwestern im Osten!« by Gerhard Mersmann | NEUE DEBATTE, im KN am 2. August 2022 >> weiter.

»Treuhand-Forschung: Chaos hinter den Kulissen. Massenarbeitslosigkeit, leer stehende Fabriken und soziale Armut.« von Mandy Tröger | Gastautorin für isw München e.V., im KN am 13. Juni 2022 >> weiter.

»Die DDR und ihre Opfer. Eine Infragestellung der Opferrolle gelernter DDR-Bürger.« von Peter Frey, im KN am 11. November 2019 >> weiter.

»30. Jahrestag Mauerfall: Mein ganz persönlicher Mauerfall.« von Bernd Volkmer, im KN am 9. November 2019 >> weiter.

Marcus Klöckner (NDS) im Interview mit der Buchautorin Mandy Tröger: »Das Ende des DDR-Pressefrühlings. Wie dem Osten die Stimmen genommen wurden«, im KN am 2. Oktober 2019 >> weiter.

»Zur wirtschaftlichen Entwicklung Ostdeutschlands seit dem Herbst 1989«, von Axel Troost und Klaus Steinitz / RLS Analyse Nr. 48, im KN am 30. März 2019 >> weiter.

»Anti-Jubel zum Fall der Mauer vor 25 Jahren: Die große Toröffnung«, von Harry Popow, im KN am 12. November 2014 >> weiter.


Quelle: Der Artikel von Rocco Burggraf wurde am 30. November 2023 unter dem Titel »Dresdner Nostalgie: “Das Kaufhaus”« erstveröffentlicht auf ANSAGE.org >> Artikel. HINWEIS: Der Gründer dieser Seite, Daniel Matissek, gewährte auf Anfrage in einem Email vom 22. Juni 2022 sein Einverständnis und die Freigabe, gelegentlich auf ANSAGE.org veröffentlichte Artikel in Kritisches-Netzwerk.de übernehmen zu dürfen. Dafür herzlichen Dank. Das Urheberrecht (©) an diesem und aller weiteren Artikel verbleibt selbstverständlich bei den jeweiligen Autoren und ANSAGE.org.

ACHTUNG: Die Bilder, Grafiken, Illustrationen und Karikaturen sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten folgende Kriterien oder Lizenzen, siehe weiter unten. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt, ebenso die Komposition der Haupt- und Unterüberschrift(en) geändert.

► Bild- und Grafikquellen:

1. Kaufhaus Günther in Dresden-Großzschachwitz: Pirnaer Landstraße 228/230 (GMP: 51.003099,13.841306). Kaufhaus Günther vor dem Abriß. Sicht von Nordosten. Nach 105 Jahren schließt das Kaufhaus Günther. Aus 'Altersgründen' gibt Inhaber Wilfried Metzig (63) auf. 1902 eröffnete Otto Günther in Zschachwitz sein Haushaltwarengeschäft, das gegenüber dem späteren Kaufhaus lag. Das heutige Kaufhaus wurde 1930 gebaut und die Tochter des Gründers, Frieda Metzig, wurde Inhaberin.

Von 1970 bis 1990 führte die Schwester Wilfried Metzigs, Irmgard Günther, das Haus. 1990 übernahm Wilfried Metzig mit seiner Frau Monika den Kaufhausbetrieb und starten einen Neuanfang. 1992 wurde in allen Etagen erneuert. Am 22.12.2007 war der letzte Verkaufstag vor der Schließung. 2016 abgerissen. Deutschland wird auch gerade abgerissen. Foto: Jörg Blobelt, deutscher Architekt und Architektur- und Landschaftsfotograf. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“ (CC BY-SA 4.0 Deed).

2. Blick auf das Kaufhaus Günther in Dresden-Großzschachwitz. Das Haus wurde 1902 als Haushaltswarengeschäft errichtet und war zu DDR-Zeiten eines der wenigen privaten Kaufhäuser. Am 2.12.2007 wurde das Haus wegen rückläufiger Kundenzahlen geschlossen. Es wurde 2016 abgerissen und machte einem neuen Einkaufszentrum Platz. Deutschland wird auch gerade abgerissen. Aufgenommen am 09. Februar 2016. Foto: HBabock, Dresden. Quelle: Flickr. Die Datei ist mit der CC-Lizenz Namensnennung-Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-ND 2.0 Deed) lizenziert.

3. Kaufhaus Günther, Dresden, kurz bevor die Abrissbirne es für immer vernichtete. Schöne Erinnerungen bleiben. Aufgenommen am 21. Februar 2016. Foto: HBabock, Dresden. Quelle: Flickr. Die Datei ist mit der CC-Lizenz Namensnennung-Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-ND 2.0 Deed) lizenziert.

4. Ein letzter Blick aus dem Kaufhausfenster Günther, bevor die Abrissbirne es für immer vernichtete. Schöne Erinnerungen bleiben. Aufgenommen am 21. Februar 2016. Foto: HBabock, Dresden. Quelle: Flickr. Die Datei ist mit der CC-Lizenz Namensnennung-Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-ND 2.0 Deed) lizenziert.

5. Straßenszene und Passanten vor dem Kaufhaus Günther in Dresden-Großzschachwitz. Das Kaufhaus Otto Günther eröffnete 1902 als Haushaltswarengeschäft im damals noch eigenständigen Stadtteil Großzschachwitz. Im Jahr 1930 wurde dabei am Standort Pirnaer Landstraße 230 ein seinerzeit modernes und großes Verkaufsgebäude errichtet, in dem Haushalt-, Schreib- und Eisenwaren, Spielzeug, Kleidung, Elektrogeräte und Einrichtungsgegenstände erhältlich waren. Im Hinterhof erfolgte bis zu DDR-Zeiten der Verkauf von Holz.

Nach der Wende in der DDR erfolgte die Umwandlung in eine Offene Handelsgesellschaft. Die "Kaufhaus Günther OHG" gehörte zu den ersten OHG in Dresden. Sie wurde im Handelsregister am 11. Juni 1990 unter der Nummer HRA 4 am Amtsgericht Dresden registriert (Quelle: www.handelsregister.de).

Zum 22. Dezember 2007 erfolgte die endgültige Schließung des Kaufhauses, das von 1902 bis 2007 durchgehend als privater Familienbetrieb von der Familie Günther/Metzig betrieben wurde (zuletzt Wilfried und Monika Metzig). Inzwischen gehört das Gebäude einer Immobilienfirma, die den Abriss und die Neuerrichtung eines für die Gegend völlig überflüssigen Provinzialeinkaufszentrums plant. Der geplante Abriss des Altgebäudes im Frühjahr 2010 kam nicht zustande; er soll nun 2016 erfolgen. Anschließend soll der Neubau entstehen. Vor dem Abriss lud der Eigentümer am 9. Februar zu einem "Tag der offenen Tür", bei dem Besucher die Räume besichtigen und Souvenirs mitnehmen konnten. Der Eintrag der OHG im Handelsregister wurde am 18. November 2008 gelöscht.

Das für rund 13 Millionen Euro neu erbaute Einkaufszentrum erhielt den Namen „Zschach-Center“ (im Volksmund schnell „Zschachwitzer Ei“) und wurde am 17. Mai 2018 eröffnet. Die 3500 Quadratmetern Verkaufsfläche teilen sich elf Geschäfte: Rossmann, Rewe, KIK, Ernsting's family, Mäc Geiz, Cigo, Apotheke, Bäcker, Friseur, Kiosk. (Text: Stadtwiki Dresden).

Foto: HBabock, Dresden. Quelle: Flickr. Die Datei ist mit der CC-Lizenz Namensnennung-Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-ND 2.0 Deed) lizenziert.