Eine Rede an die deutsche Jugend
STILLGESTANDEN, Bros!
Redetext: EU-Abgeordneter Martin Sonneborn
Guten Tag, draußen an den Geräten. Eine Rede an die deutsche Jugend, oder die Hälfte davon.
Liebe Jünglinge,
wenn ich meinen Altersgenossen glauben darf, dann seid ihr alle frech, faul und vollkommen verblödet – das finde ich sympathisch. Deshalb möchte ich euch nicht anlügen und es euch als Vertreter des Europäischen Parlaments einmal ganz offen sagen: Junge Leute sind der Politik egal.
Über den Ausgang von Wahlen entscheidet nicht ihr, sondern halbtote Zombies wie Friedrich „Fotzenfritz“ Merz, Ursula von der ähm Leyen und ich. Während derartige Horrorgrufties in der Vergangenheit alle paar Jahre darüber diskutiert haben, ob man euch Baller-Spiele zumuten kann, haben sie jetzt kein Problem damit, euch in Zukunft direkt zum Ballern zu schicken.

Um euch für die Bundeswehr zu begeistern, wenden Typen wie Boris Pistolius derzeit einen rhetorischen Trick an, indem sie den Wehrdienst fortwährend als „sinnstiftende Tätigkeit“ bezeichnen. Ich war bei der Bundeswehr und kann euch sagen: Tätigkeiten wie Spintsaufen, Latrinenputzen und im Kreis auf einen Keks wichsen, stiften gar nicht so viel Sinn, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Ich erkenne hier in Straßburg derzeit nur eine einzige friedensfördernde Aktivität: Kommission und Parlament arbeiten daran, Deutschland und die EU in einen Zustand zu versetzen, in dem nur ein Volltrottel auf die Idee käme, solch einen Trümmerhaufen erobern und übernehmen zu wollen. Außerdem heißt es hier immer, ihr solltet der Gesellschaft „etwas zurückgeben“. Wenn ihr mich fragt, solltet ihr der alten Generation genauso viel zurückgeben, wie sie euch gibt, zum Beispiel bei Rente oder Klimaschutz: nämlich nichts.

Neuerdings erklärt die EU-Kommission sogar, dass hohe Umweltauflagen für Rüstungskonzerne die Verteidigungsbereitschaft bremsen. Eure Lebensgrundlagen stehen dem Töten leider im Weg. Wenn Regierungen das Recht auf NICHTSTUN haben, dann solltet auch ihr ein Recht auf NICHTSTUN haben.
Anstelle einer fairen Sozial- und Klimapolitik versucht man, die Ärmsten unter euch mit schnödem Geld- und Führerscheinzuschüssen zu ködern. Auch die Aussicht, in Bundeswehruniform kostenlos Bahn fahren zu können, dürfte niemanden begeistern, der schon mal Bahn gefahren ist.

Abstürzende Zustimmungsraten? Unübersichtliche Querfronten?
Verheerende Kassenlage und Neuverschuldungsorgien?
Wie gelegen käme da der „Spannungsfall“ mit Moskau!

Deshalb: Lasst euch nicht kaufen! Ihr seid schließlich keine Politiker. Anstatt die Armen in den Krieg zu schicken, sollten wir lieber eine Wehrpflicht für Bonzenkinder anstreben: Wer von den Ausschüttungen auf die Rheinmetall-Aktien seiner Eltern lebt, der kann auch zur Bundeswehr – und im Ernstfall mit der Waffe seinen Aktienkurs hochtreiben…
Rich man's war, poor man's fight!
Sterben für ein Land das mich hasst? Wo unterschreib ich?

Also: ab auf die Straße zum „Schulstreik gegen Wehrpflicht“ – auf meiner Homepage könnt Ihr Euch für den Tag eine Entschuldigung für Eure Schule herunterladen. Aber nur für deeeeen Tag! Smiley. >> Entschuldigungsschreiben (PDF)
Tschüss, draußen an den Geräten.
Martin Sonneborn, fraktionsloser EU-Abgeordneter >> https://martinsonneborn.de/
Transkript: Helmut Schnug
♦ ♦ ♦
»Pervers ist, wenn einer Waffen liefert und zugleich
um Spenden für die Opfer bettelt, während im eigenen Land
immer mehr Kinder, Rentner und Erwerbstätige verarmen.
Wenn man Armut mit Panzern bekämpfen könnte.«
(Helmut Schnug)
Bertolt Brecht (Rede für den Frieden 1952)
»Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer. Die Beschreibungen, die der New Yorker von den Gräueln der Atombombe erhielt, schreckten ihn anscheinend nur wenig.
Der Hamburger ist noch umringt von den Ruinen, und doch zögert er, die Hand gegen einen neuen Krieg zu erheben. Die weltweiten Schrecken der vierziger Jahre scheinen vergessen. Der Regen von gestern macht uns nicht nass sagen viele. Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu bekämpfen haben, ihr äußerster Grad ist der Tod. Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote, wie Leute, die schon hinter sich haben, was sie vor sich haben, so wenig tun sie dagegen.
Und doch wird nichts mich davon überzeugen, dass es aussichtslos ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen. Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.«

Die richtige Seite? . . . Gegen den Krieg!
Egal von welcher Seite!
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1. MEP Martin Hans Sonneborn (* 15. Mai 1965 in Göttingen) ist ein deutscher Satiriker, Journalist und Politiker. Er war Chefredakteur des Satiremagazins Titanic. Seit der Gründung der Partei Die PARTEI ist er Parteivorsitzender und seit 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments.
Urheber: European Union 2024 / Photographer: Alexis HAULOT - Source: EP. NewsReference: EP-174134A. Quelle: EP - Multimedia Centre. Der Urheberrechtsinhaber dieser Datei, European Commission / Alexis HAULOT, erlaubt es jedem, diese für jeden Zweck zu benutzen, vorausgesetzt, dass der Urheberrechtsinhaber ordnungsgemäß genannt wird. Weiterverbreitung, Abänderungen, kommerzielle Nutzung sowie jede andere Verwendung sind gestattet. Namensnennung: Copyright ©️ European Union / Alexis HAULOT, 1998 – 2024. Hier ein weiteres Foto von Martin Sonneborn.
2. Kriegszerstörungen. Für den totalen Frieden den totalen Krieg!? Mit Waffen werden Menschenleben gerettet, Freiheit wird zur Seifenblase, Krieg ist Frieden und im Gleichschritt marschieren wir für unsere Werte. Wir müssen kriegstüchtig werden, damit wir friedlich bleiben.
Foto OHNE Textinlet: Dieterich01 / Lothar Dieterich, Germering (user_id:2819333). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto. Der Text wurde von Helmut Schnug in das Bild eingearbeitet.
3. KARIKATUR: Merz-Mathematik: Eine deutsche Sozialleistungsmenge, die nicht ganzzahlig durch ihre Asyl-, Klima- und Ukrainenützlichkeit geteilt werden kann, ist leer. Bildunterschrift: Aschenmerzel. »Den überbordenden Sozialstaat will ich schon in den Griff kriegen. - Brauchbar für den Krieg - Kann weg«.
Karikatur: Copyright ©️ Götz Wiedenroth. Zur Person: Götz Wiedenroth wird 1965 in Bremen geboren, beginnt seine berufliche Laufbahn als Industrie- und Diplomkaufmann. Kaufmännische Ausbildung bei der Daimler-Benz AG, Niederlassung Hamburg. Es folgten ein Studium der Wirtschaftswissenschaften / Betriebswirtschaftslehre an der Nordischen Universität Flensburg und der Universität Kiel, Abschluß dortselbst 1995.
Beschäftigt sich während des Studiums als Kleinunternehmer mit der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Kunst, organisiert Seminare, Ausstellungen und Kongresse zum Thema Kulturmanagement auf Schloß Glücksburg in Glücksburg. Arbeitet in Flensburg seit 1995 als freier Karikaturist, Cartoonist, Illustrator und Zeichner.
Seine ersten Karikaturveröffentlichungen erscheinen 1989 in der Flensburger Tagespresse. Von 1995 bis 2001 zeichnet er täglich für den Karikaturendienst von news aktuell, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Hamburg. Von 1996 bis 2016 erscheinen landes- und lokalpolitische Karikaturen aus seiner Feder in den Tageszeitungen des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags, Flensburg.
Der von Kindheit an passionierte Zeichner erhält 1997, 2001 und 2008 Auszeichnungsurkunden des "Deutschen Preises für die politische Karikatur", verliehen durch die Akademie für Kommunikation in Baden-Württemberg, Stuttgart. >> weiterlesen.
Herzlichen Dank für die Freigabe zur Veröffentlichung Ihrer Arbeiten im Kritischen Netzwerk. Quelle: Flickr und HIER.
⇒ Götz Wiedenroth (Karikaturist, Cartoonist, Illustrator und Zeichner): wiedenroth-karikatur.de/.
4. KARIKATUR: Abstürzende Zustimmungsraten? Verheerende Kassenlage? Unübersichtliche Querfronten? Wie, wie gelegen käme da der „Spannungsfall“ mit Moskau! Bildunterschrift: Der Ohrenbläser und sein leicht verführbares Opfer.
Karikatur: Copyright ©️ Götz Wiedenroth. Zur Person: Götz Wiedenroth wird 1965 in Bremen geboren, beginnt seine berufliche Laufbahn als Industrie- und Diplomkaufmann. Kaufmännische Ausbildung bei der Daimler-Benz AG, Niederlassung Hamburg. Es folgten ein Studium der Wirtschaftswissenschaften / Betriebswirtschaftslehre an der Nordischen Universität Flensburg und der Universität Kiel, Abschluß dortselbst 1995.
Beschäftigt sich während des Studiums als Kleinunternehmer mit der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Kunst, organisiert Seminare, Ausstellungen und Kongresse zum Thema Kulturmanagement auf Schloß Glücksburg in Glücksburg. Arbeitet in Flensburg seit 1995 als freier Karikaturist, Cartoonist, Illustrator und Zeichner.
Seine ersten Karikaturveröffentlichungen erscheinen 1989 in der Flensburger Tagespresse. Von 1995 bis 2001 zeichnet er täglich für den Karikaturendienst von news aktuell, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Hamburg. Von 1996 bis 2016 erscheinen landes- und lokalpolitische Karikaturen aus seiner Feder in den Tageszeitungen des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags, Flensburg.
Der von Kindheit an passionierte Zeichner erhält 1997, 2001 und 2008 Auszeichnungsurkunden des "Deutschen Preises für die politische Karikatur", verliehen durch die Akademie für Kommunikation in Baden-Württemberg, Stuttgart. >> weiterlesen.
Herzlichen Dank für die Freigabe zur Veröffentlichung Ihrer Arbeiten im Kritischen Netzwerk. Quelle: Flickr und HIER.
⇒ Götz Wiedenroth (Karikaturist, Cartoonist, Illustrator und Zeichner): wiedenroth-karikatur.de/.
5. RHEINMETALL GROUP - Totenschädel. Foto: ermadz x, Indonesia. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0). Das Foto wurde bearbeitet. Die Bildgrafik ist Teil des lesenswerten Artikels "Abrüsten für den Frieden – auch an der Hochschule", 23. Juni 2019 - 12:32 | Chris Ott | Die Freiheitsliebe >> Artikel. Die Freiheitsliebe ist ein journalistisches Medium und tritt konsequent für Antimilitarismus und Antirassismus ein.
6. NO WAR. Die richtige Seite? Gegen den Krieg! Illustration: JuliusH / Julius H., Niedersachsen (user_id:3921568). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Illustration.
