Gold verlässt US-Tresorräume
Anzeichen eines bevorstehenden Währungskrieges und bewaffneter Konflikte
von Peter Korzun
Die türkische Regierung hat beschlossen, alle ihre Goldreserven, die derzeit im US Federal Reserve System (FRS) untergebracht sind, zurückzuholen. Insgesamt lagerte die Türkei 220 Tonnen im Wert von 25,3 Milliarden Dollar in den USA, die sie am 19. April 2018 wieder in Besitz nahm.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat seine Haltung gegenüber dem US-Dollar (USD) verschärft und erklärt, dass internationale Kredite in Gold anstelle der amerikanischen Währung vergeben werden sollten. Ankara will die Abhängigkeit vom US-Finanzsystem verringern. Die Heimkehr des Goldes wurde teilweise durch die Drohungen der USA ausgelöst, Sanktionen zu verhängen, wenn die Türkei den unterzeichneten Vertrag über den Kauf russischer S-400-Raketenabwehrsysteme weiterverfolgt.
Dies ist ein dramatischer Schritt, der einen internationalen Trend widerspiegelt. Venezuela repatriierte 2012 sein Gold aus den USA. Im Jahr 2014 holten auch die Niederlande ihre 122,5 Tonnen Gold zurück, die in US-Tresoren gelagert waren. Deutschland brachte im Jahr 2017 300 Tonnen Gold nach Hause. Es dauerte vier Jahre, bis die Transfers abgeschlossen waren. Österreich und Belgien haben die Möglichkeit geprüft, ähnliche Vorkehrungen zu treffen.
Nur wenige glauben an die Zusicherung des US-Finanzministeriums, dass die 261 Millionen Unzen (ca. 8.100 Tonnen) an offiziellen Goldreserven, die in Fort Knox und anderen Orten gelagert werden, vollständig geprüft und verbucht werden. Die Federal Reserve wurde nie vollständig und unabhängig geprüft. Der Druck für eine vollständige, unabhängige Prüfung aller US-Goldreserven wurde von der Regierung und im Kongress stets abgelehnt. Niemand weiß, ob das Gold wirklich da ist. Was ist, wenn die Tresore leer sind? Es ist klüger, Ihr Gold mit nach Hause zu nehmen, solange Sie noch können, als sich einfach weiter zu fragen.
Die Goldbarren, die die USA zu besitzen behaupten, sind von geringer Reinheit und entsprechen nicht den internationalen Industriestandards. Selbst wenn die USA über die Menge an Gold verfügen, die sie angeblich haben, wäre das meiste davon für den Handel auf dem internationalen Markt nicht akzeptabel. Während andere Länder ihr Gold aus den FRS-Banken abziehen, erhöhen Russland und China ihre Reserven, schaffen sich goldgesicherte Währungen und rücken damit die Welt von der Dominanz des US-Dollars ab.
Der Status des US-Dollars als globale Reservewährung wurde in Frage gestellt. Er steht vor einem harten Wettbewerb. Die von der US-Regierung als Zwangsmittel gegen andere Länder eingeführten Zölle stützen den Dollar nicht, der bald Gegenwind bekommen könnte. Ein internationaler Währungskrieg droht. Das lässt Investoren nach anderen Möglichkeiten suchen. In der Tat, warum sollten sich andere Länder auf einen US-Dollar verlassen, der nicht durch Gold oder irgendetwas anderes als "den guten Glauben und die Anerkennung des amerikanischen Arbeiters" gestützt wird, wenn Amerika selbst international nicht als vertrauenswürdig gilt?
Zum Beispiel ist der chinesische Yuan stark. Russland, die Türkei und der Iran prüfen die Aussichten für Zahlungen in ihrer Landeswährung. Der Iran hat kürzlich angekündigt, vom Dollar auf den Euro als offizielle Berichtswährung umzustellen. Russland und China haben eine Währungsumtauschvereinbarung, die eine Abrechnung im USD vermeidet.
Das Bestreben, die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern, wurde durch den anhaltenden Einsatz von Sanktionen als politische Waffe, eine Art außenpolitisches Instrument der Wahl, provoziert. Selbst die engsten Verbündeten Amerikas sind von diesen restriktiven Maßnahmen bedroht. Der jüngste Angriff auf das Gasprojekt Nord Stream 2 ist ein gutes Beispiel. Es ist nur natürlich, dass andere Länder nach Wegen suchen, sich der US-Politik der Armverdrehungen zu widersetzen. Alternative Währungen zu verwenden und Gold nach Hause zu bringen sind Wege, das zu tun.
Amerika hat sich immer gegen solche Bemühungen ausgesprochen. Jede Methode ist recht. Muammar al-Gaddafi, der libysche Führer, wurde gestürzt und getötet, nachdem er die Idee hatte, einen Dinar auf Goldbasis als internationale Währung im Nahen Osten und in Afrika einzuführen. Der Iran hat kürzlich die Verwendung des USD im Handel verboten. Er weigert sich, sein Öl für die US-Währung zu verkaufen. Präsident Trump wird wahrscheinlich das Atomabkommen mit dem Iran im Mai beenden und damit Teheran provozieren, sein Atomprogramm wiederzubeleben.
Ein bewaffneter Konflikt mit dem Iran könnte viel näher sein als allgemein angenommen. Das Nuklearabkommen wurde zu aller Zufriedenheit, aber zu Washingtons Leidwesen, eingehalten. Der Iran hat zweifellos keine militärischen Fähigkeiten, die eine Bedrohung für die USA darstellen würden. Er war nie für terroristische Handlungen im Ausland oder dergleichen verantwortlich.
Aber er hat etwas Unverzeihliches in den Augen der USA getan. Er hat den US-Dollar bedroht. Das kann Washington nicht akzeptieren, denn wenn es den Dollar nicht unterstützt, wird es Probleme bei der Finanzierung der riesigen Staatsverschuldung der US-Regierung geben. Ein Krieg mit dem Iran würde den größten Nicht-US-Dollar-Ölexporteur beseitigen. Eins führt zum anderen. Die Goldrückführungen sind ein Vorbote eines Währungskrieges und eines bewaffneten Konflikts. Das ist es, was die US-Außenpolitik antreibt.
Peter Korzun
Lesetipps:
"Bundesbank: 3374 Tonnen Gold für 117 Milliarden Euro" >> SÜDWEST PRESSE / SWP.de, 6.04.2018 >> weiter.
"Barrenliste - Goldbestand der Deutschen Bundesbank: Überblick über die Lagerstellenverteilung" >> Bundesbank, Stand 31.12.2017 (PDF)
"Bundesbank hat sich mit der Rückholung von Goldreserven beeilt" >> TELEPOLIS, 14.02.2017 >> weiter.
"Verlagerung der Goldreserven beschleunigt" >> manager magazin, 09.02.2017 >> weiter.
__________________
Top 20 according to World Gold Council's latest rankings (as of March 2018)
Rank | Country/Organization | Gold holdings (in tonnes) |
Gold's share of forex reserves |
---|---|---|---|
1 | United States | 8,133.5 | 75.3% |
2 | Germany | 3,373.6 | 71.0% |
3 | International Monetary Fund | 2,814.0 | N/A |
4 | Italy | 2,451.8 | 68.3% |
5 | France | 2,436.0 | 64.6% |
6 | Russia | 1,857.7 | 17.9% |
7 | China | 1,842.6 | 2.4% |
8 | Switzerland | 1,040.0 | 5.5% |
9 | Japan | 765.2 | 2.6% |
10 | Netherlands | 612.5 | 67.5% |
11 | Turkey | 582.2 | 21.9% |
12 | India | 558.1 | 5.8% |
13 | European Central Bank | 504.8 | 28.7% |
14 | Taiwan | 423.6 | 3.9% |
15 | Portugal | 382.5 | 63.6% |
16 | Saudi Arabia | 322.9 | 2.8% |
17 | United Kingdom | 310.3 | 8.6% |
18 | Kazakhstan | 303.0 | 41.3% |
19 | Lebanon | 286.8 | 22.2% |
20 | Spain | 281.6 | 17.3% |
► Quelle: erschienen am 25. April 2018 auf >> Strategic Culture Foundation .
Die Weiterverbreitung des Textes ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen! Die deutschsprachige Übersetzung des Artikels wurde dort freundlicherweise von Klaus Madersbacher / A zur Verfügung gestellt.
► Bild- und Grafikquellen:
1. Goldlager der Federal Reserve Bank von New York. Urheber: Federal Reserve. Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist in den Vereinigten Staaten gemeinfrei, da es von Mitarbeitern der US-amerikanischen Bundesregierung oder einem ihrer Organe in Ausübung ihrer dienstlichen Pflichten erstellt wurde und deshalb nach Titel 17, Kapitel 1, Sektion 105 des US Code ein Werk der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ist.
2. Goldbarren liegen am 21.06.2017 in einem Lager der Deutschen Bundesbank. Foto: Nils Thies. Quelle: Flickr-Account Deutsche Bundesbank. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0).
3. Goldbarren mit Bestandsnummer liegen am 21.06.2017 in einem Lager der Deutschen Bundesbank. Foto: Nils Thies. Quelle: Flickr-Account Deutsche Bundesbank. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0).
4. Tabelle: Top 20 according to World Gold Council's latest rankings (as of March 2018), Quelle: engl.sprachige Wikipedia-Seite Gold reserve.