Schweinestau: Deutschland hat zu viel Schwein

1 Beitrag / 0 neu
Bild des Benutzers Helmut S. - ADMIN
Helmut S. - ADMIN
Online
Verbunden: 21.09.2010 - 20:20
Schweinestau: Deutschland hat zu viel Schwein
DruckversionPDF version

Deutschland hat zu viel Schwein

von Daniela Gschweng, Lörrach, für die Online-Zeitung INFOsperber

schlachtraum_abhaengen_kuehlraum_keule_schinken_fleischhygiene_fleischhygienepruefung_trichinen_anomalien_abszesse_parasiten_kritisches_netzwerk_bakteriologische_untersuchung.jpg Gerade noch waren sich alle einig: Billigfleisch gehört abgeschafft. Jetzt muss der «Schweinestau» unter die Leute.

Deutschlands Schweinemarkt steckt in der Krise. In den Lagerhäusern liegen 260‘000 Tonnen Schweinefleisch, die an den Mann oder die Frau gebracht werden müssen. Wenn es sein muss, möglichst günstig. Dabei wollte Deutschland mit Billigfleisch gerade aufhören.

Der Stau hat mehrere Gründe: Die 'Afrikanische Schweinepest' (ASP), die sich seit 2020 im Land ausbreitet, der wiedererstarkende Markt in Asien, die abnehmende Nachfrage in Deutschland. Dazu kamen Corona-Wellen in Schlachthöfen und die Lockdowns in der Gastronomie. Viele Kantinen blieben ganz oder teilweise geschlossen, das nasse Sommerwetter lud wenig zum Grillieren ein, viele Großveranstaltungen fanden nicht statt.

► Krisengipfel ergibt: mehr Billigfleisch

Der Einbruch ist stärker, als es normale Schwankungen, die bezeichnenderweise «Schweinezyklus» heißen, hergeben würden. Am 15. September hielt die deutsche Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner deshalb einen Krisengipfel mit Vertretern des Handels, der Fleischwirtschaft und einigen Landwirtschaftsministerinnen der Länder ab.  

schweineschlachtung_ausbluten_entbluten_entbluteschnitt_entblutung_schweine_schweinebetaeubung_mastschweine_kritisches_netzwerk_schlachthof_metzger_herzstich_industrieschlachtung.jpgBesprochen wurden mögliche Gegenmaßnahmen wie Steuerstundungen und Steuererleichterungen. Die Überbrückungshilfen für Schweinehalter wurden bereits bis Ende Jahr verlängert. Klöckner hat die EU dazu gebeten, die Deckelung der Hilfen von 20’000 Euro pro Betrieb vorübergehend aufzuheben.

Das wichtigste Ergebnis des Gesprächs: An einer «Entlastung durch Absatzförderung» führt kein Weg vorbel. Im Klartext: Das Überangebot an Schweinefleisch muss zum Konsumenten, möglichst schnell und deshalb günstig.

► Ende 2020 demonstrierten Bauern noch gegen niedrige Preise

Noch kein Jahr ist es her, da demonstrierten Bauern in ganz Deutschland vor Discounter-Filialen gegen deren Billigfleisch-Strategie, die Politik nahm es wohlwollend zur Kenntnis. Im Februar hatte Klöckner gegenüber der «Deutschen Welle» noch über Billigangebote im Fleischregal geklagt und versprochen, «Dumping-Angebote» per Übernahme von EU-Recht zu verbieten.

Im März forderte das deutsche Umweltbundesamt Konsumentinnen und Konsumenten auf, ihren Fleischkonsum zu halbieren. Nur so sei es möglich, die Massentierhaltung einzuschränken, die Klimagasemissionen zu drosseln, den Nitrateintrag in Wasser und Boden zu reduzieren.

► Im Juni 2020 warnte Klöckner Aldi vor «PR-Gag»

Fleischatlas-2021-Heinrich-Boell-Stiftung-BUND-Fleischproduktion-Schweinefleischproduktion-Schweinefleischueberangebot-Schweinefleischverbrauch-Kritisches-NetzwerkIm Juni kündigte die Handelskette Aldi an, auf Billigfleisch in den Regalen künftig zu verzichten – zugunsten des Tierwohls. Eine weitreichende Entscheidung, die günstigste Fleischklasse wird in Deutschland bei weitem am häufigsten verkauft. Klöckner warnte umgehend davor, diese Ankündigung «als reinen PR-Gag» zu benutzen.

Die Kehrtwende macht die Umweltministerin jetzt gleich selbst. Nicht nur die Discounter wunderten sich. Zwar steigt die Nachfrage nach Fleisch im Herbst normalerweise an, aber anders als über den Preis ist eine Absatzerhöhung kaum möglich.

► 60 Prozent der Schweinehalter würden mit einer Prämie aussteigen

In den Worten von Torsten Staack, Geschäftsführer der 'Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands' (ISN) ginge es darum, «dass der Lebensmittelhandel nicht durch politische Aussagen dafür gerügt oder gar daran gehindert werden darf, wenn er in der jetzigen Krise durch Werbeaktionen den Absatz von deutschem Schweinefleisch ankurbeln will». Also wieder Billigfleisch, dem man gerade abgeschworen hatte.

Das bemerkte die Ministerin wohl auch. «Die Preise sollten nicht dermaßen in den Keller gehen, dass man da psychologisch nicht mehr rauskommt», warnte sie und empfahl, stattdessen auf regional erzeugtes Fleisch hinzuweisen. Die Ironie daran: Deutschland ist das weltweit drittgrößte Schweinefleisch-Exportland.

Ebenfalls bezeichnend: eine Ausstiegsprämie, wie es sie beispielsweise in den Niederlanden gibt, lehnt Klöckner ab. Nach einer Umfrage von «Agrarheute» würden 60 Prozent der Schweinehalter diese annehmen.

Die weltweit größten Exportländer von Schweinefleisch

 

Daniela Gschweng, Lörrach >> Kontakt: dgschweng@web.de

_______________

Lesetipps:

  «Österreich: Schweine-Quälerei auf Vollspaltenböden. Elisabeth Köstinger (ÖVP) erlaubt Schweine-Quälerei mind. 10 Jahre länger.

2,7 Millionen Schweine leben in Österreichs Ställen. Davon müssen 60% auf Vollspaltenböden vegetieren. Für die Tiere ist diese Haltung extrem ungesund, die Schweine leiden an Krankheiten, Langeweile und Aggressivität. 2.000 Schweine sterben an Krankheiten – täglich. Die österr. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger hat nun angekündigt, dass diese Form von Tierqual bei der Schweinezucht bis ins Jahr 2032 und noch länger erlaubt sein soll.

80 Prozent aller Menschen in Österreich sind dagegen, Tierschutz-Organisationen kämpfen seit Jahren dagegen. Die Niederlande, Dänemark, Finnland, Schweden und die Schweiz haben die grausame Praxis verboten: Vollspaltenböden in der Schweinehaltung. Trotzdem fristen 60% aller österreichischen Schweine ihr Leben auf hartem Beton. Vollspaltenböden bestehen aus Betonplatten mit 1-2 Zentimeter breiten Spalten, durch welche die Fäkalien der Tiere in die darunter liegende Jauchegrube fallen. Das erspart den Schweinebauern das Ausmisten des Stalls.» von Gerld Demmel | Magazin kontrast.at, im KN am 6. August 2021 >> weiter.

Fleischatlas-2021-Heinrich-Boell-Stiftung-BUND-Fleischproduktion-Schweinefleischproduktion-Schweinefleischueberangebot-Schweinefleischverbrauch-Kritisches-Netzwerk«Fleischatlas 2021: Die Heinrich-Böll-Stiftung und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordern von der deutschen und europäischen Politik einen grundlegenden Umbau der Fleischproduktion und gezielte Strategien für einen Verbrauchsrückgang um mindestens die Hälfte.

Der Anfang Januar 2021 veröffentlichte "Fleischatlas 2021" - nach 2013, 2014, 2016 und 2018 der fünfte Atlas der Fleischatlas-Serie - zeige, dass die weltweite Fleischproduktion ohne Kurswechsel bis 2028 um 40 Millionen auf rund 360 Millionen Tonnen im Jahr steigen könnte. Eine derartige Zunahme bei einem weiterhin zu hohen Pro-Kopf-Konsum in den Industrieländern verschärfe die Auswirkungen der Klimakrise für viele Menschen und weltweit, denn schon jetzt verursache die Tierhaltung 14,5 Prozent der globalen Emissionen. Zudem befördere die Fleischproduktion den globalen Artenschwund massiv.

Die Bürgerinnen und Bürger insbesondere der jüngeren Generationen verlangten zudem deutliche Veränderungen: Eine repräsentative Umfrage im "Fleischatlas 2021" zeigt, dass mehr als 70 Prozent der 15 bis 29-Jährigen die Fleischproduktion in Deutschland in ihrer jetzigen Form ablehnten. Vierzig Prozent der Befragten geben an, wenig Fleisch zu essen und 13 Prozent ernähren sich ausschließlich vegetarisch oder vegan – doppelt so viele wie im Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung. Begründet ist die kritische Haltung nicht zuletzt durch die deutliche Ablehnung der Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie, die mehr als 70 Prozent der Befragten als abstoßend empfinden.

Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, sagte:

"Die industrielle Fleischproduktion ist nicht nur für prekäre Arbeitsbedingungen verantwortlich, sondern vertreibt Menschen von ihrem Land, befeuert Waldrodungen, Pestizideinsätze und Biodiversitätsverluste – und ist einer der wesentlichen Treiber der Klimakrise. Alleine die fünf größten Fleisch- und Milchkonzerne emittieren mit 578 Millionen Tonnen so viel klimaschädliche Gase wie der größte Ölmulti (Exxon) der Welt und erheblich mehr als Frankreich oder Großbritannien."

Der Wachstumstrend in der globalen Fleischproduktion sei trotz Schweinepest im Kern ungebrochen. Immerhin ende in Deutschland als westeuropäischem Schlusslicht wenigstens dank der Gewerkschaften nun die Zeit der Leiharbeit und Werkverträge.

"Trotz Covid-Krise in den deutschen Schlachthöfen und dem von Frau Klöckner einberufenen Fleischgipfel im Sommer: Eine echte Fleischwende ist nicht eingeleitet. Keine Werkverträge mehr sind zwar ein gutes Zeichen, ein Ende der Ausbeutung markieren sie aber nicht. Die wirtschaftlichen Interessen der milliardenschweren Fleischindustrie und die Reformverweigerung der Politik halten uns auf einem dramatischen Irrweg, der die ökologischen Grenzen des Planeten sprengt. Das sehen inzwischen auch die jüngeren Generationen so: Sie akzeptieren das Geschäftsmodell der Fleischindustrie nicht mehr. Über 70 Prozent sind bereit, mehr für Fleisch zu zahlen, wenn die Produktionsbedingungen sich grundlegend ändern", so Unmüßig weiter. "Doch viel entscheidender ist: Eine Mehrheit von über 80 Prozent sieht vor allem die Politik in der Pflicht, endlich für eine bessere Tierhaltung und eine klimafreundliche Ernährung einzutreten."

Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND, sagte:

"Die Politik muss dem gesellschaftlichen Wunsch nach dem Umbau der Tierhaltung Rechnung tragen. Dies erfordert eine weitreichende politische Neuausrichtung der Agrarpolitik, aber die Agrarwende wird ohne eine Ernährungswende nicht zu schaffen sein. Niedrige Preise machen es den Bäuerinnen und Bauern schwer, auf die gestiegenen Anforderungen nach mehr Umweltschutz und mehr Tierwohl zu reagieren. Daher sind die derzeitigen Proteste der Bäuerinnen und Bauern gegen die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels vollkommen richtig. Auch deshalb muss Frau Klöckner ihre Verantwortung wahrnehmen und die Ergebnisse des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung umsetzen. Denn damit würde eine tierschutzgerechte Tierhaltung endlich verlässliche finanzielle Grundlagen bekommen."

Deutschland hat die Spitzenposition bei der Erzeugung von Schweinefleisch und Milch in der EU und erreicht Marktanteile von über 20 Prozent. Bandt: "Riesige Mengen werden exportiert. Diese Abhängigkeit vom Weltmarkt schadet der Umwelt, den Tieren und den bäuerlichen Betrieben. Auf immer weniger Höfen leben immer mehr Tiere. Wir dürfen hier keine weiteren bäuerlichen Betriebe verlieren, wenn wir den Umbau schaffen wollen." Seit 2010 ist die Tierzahl pro Betrieb bei Mastschweinen von 398 auf 653 gestiegen. Bedenklich sei, dass die Zahlen bei Schweinen besonders in Nordrhein-Westfalen und Niedersachen gestiegen sind – dort, wo bereits überdurchschnittlich viele Tiere gehalten werden. Damit wird die Verschmutzung des Grundwassers in diesen Regionen weiter verschärft.

Der Atlas bietet auf über 50 Seiten und in über 80 Grafiken zahlreiche Daten und Fakten über Fleischproduktion und -konsum in Deutschland und weltweit. Der Atlas kann für Unterrichtszwecke auch klassensatzweise bei der Heinrich-Böll-Stiftung bestellt werden.

Quelle: gemeinsame Pressemitteilung von BUND und Heinrich-Böll-Stiftung: Kontakt: BUND-Pressestelle (Sigrid Wolff / Daniel Jahn / Judith Freund / Heye Jensen), Tel. (030) 2 75 86-425 / -531 / -497 / -464, presse(at)bund.net

«Unser täglich Fleisch: eine Augenzeugin berichtet: Das Maß an Achtung vor dem Leben spiegelt sich auch in unserer Art und Weise der Ernährung.

Die neue Steak-Saison, in der sich – wie jedes Jahr – beim Feiern im Freien Fleisch eingeworfen wird, bis man kaum noch atmen kann, hat bereits wieder Fahrt aufgenommen. Auch ich aß und esse Fleisch, doch seit einigen Jahren mit einem anderen inneren Blick und folgerichtig in einer stark verminderten Dosierung. Der authentische Blick in den Betrieb eines Schlachthofes macht uns vielleicht deutlicher, auf welche niedrige Schwelle unsere Achtung vor dem Leben gefallen ist.

Einfach, weil wir uns damit abfinden, die industrielle Fleischverarbeitung aus unserer Wahrnehmung auszublenden. Dieses Ausblenden und andererseits Hinwenden zu virtuellen Realitäten, die uns als Konsumenten in jeder Hinsicht angeboten werden, lässt uns abstumpfen. Möglicherweise regt der folgende Augenzeugenbericht Zeitgenossen zum Nachdenken an, was wir wie essen.» von Peter Frey / Peds Ansichten, im KN am 23. Mai 2018 >> weiter.

Fleischfresser-Fleischesser-Fleischkonsum-Fleischverbrauch-Fleischatlas-Massentierhaltung-Vegetarier-Veganer-Tierethik-Tierrechte-Grillsaison-Grillzeit-Steakzeit-Tiereiweiss-Tierisches-Eiweiss


► Quelle: Der Artikel von Daniela Gschweng wurde am 27. September 2021 erstveröffentlicht auf INFOsperber >> Artikel.

Hinter der Plattform Infosperber.ch (siehe Impressum) steht die gemeinnützige «Schweizerische Stiftung zur Förderung unabhängiger Information» SSUI. Die Stiftung will einen unabhängigen Journalismus in der ganzen Schweiz fördern, insbesondere journalistische Recherchen von gesellschaftlicher und politischer Relevanz. Die Online-Zeitung Infosperber ergänzt große Medien, die z.T. ein ähnliches Zielpublikum haben, mit relevanten Informationen und Analysen. «Infosperber sieht, was andere übersehen.»

Die Stiftung ist auf Spenden der Leserschaft angewiesen. Infosperber finanziert sich mit Spenden, die zu 90 Prozent der redaktionellen Arbeit zugute kommen. Journalistinnen und Journalisten im erwerbsfähigen Alter, welche ihre Beiträge selber im Administrationsbereich produzieren, können Honorare und Spesen erhalten.

ZUR STIFTUNG SSUI

© Das Weiterverbreiten sämtlicher auf dem gemeinnützigen Portal www.infosperber.ch enthaltenen Texte ist ohne Kostenfolge erlaubt, sofern die Texte integral ohne Kürzung und mit Quellenangaben (Autor und «Infosperber») verbreitet werden. Bei einer Online-Nutzung ist die Quellenangabe möglichst schon am Anfang des Artikels mit einem Link auf infosperber.ch zu versehen.

ACHTUNG: Die Bilder und Grafiken sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. folgende Kriterien oder Lizenzen, s.u.. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt. An einigen Textstellen wurde die in der Schweiz übliche Schweibweise des doppelten s [ss] gegen die in Deutschland übliche Variante [ß] getauscht.


► Bild- und Grafikquellen:

1. Schweinehälften im Kühlraum eines industriellen Schlachtbetriebes. Foto: BlackRiv / Joe. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.

2. Blutentzug: Schlachttiere werden nach dem Abladen in die Schlachthalle gebracht, dort betäubt, an Rohrbahnhaken aufgehängt,  und nach erster Beschauung im nächsten Arbeitsgang „gestochen“. Dazu sticht der Schlächter das Tier entweder mit einem herkömmlichen oder mit einem Hohlstechmesser im Bereich des Brusteingangs und eröffnet die großen Blutgefäße in Herznähe. Gelingt dieser Stich nicht, oder wird die ganze Ader durchtrennt, die sich dann nach innen hin aufrollt, handelt es sich um ein „Verstechen“ und das Tier blutet nach innen aus. Durch den Blutentzug wird das Gehirn der Tiere nicht mehr mit Sauerstoff versorgt, sodass der Tod innerhalb kurzer Zeit eintritt.

Man unterscheidet verschiedene Stecharten:

Halsbruststich (Einstich vor dem Brustbein): bei Schweinen, Großvieh, Pferden

Aderschnitt (Durchtrennen der Halsschlagader): bei Großvieh, Pferden

Halsstich (Durchstechen des Kehlkopfes): bei Schafen, Ziegen, Kälbern

Gestochen wird im Liegen oder im Hängen. Beim Stechen im Liegen liegt das Tier auf der Seite. Wird im Hängen gestochen, so wird das Tier mit einer Schlachtkette am Hinterbein mit dem Kopf nach unten aufgehängt. In Schlachthöfen hängen die Tiere zum Stechen über der Blutauffangrinne oder Blutauffangwanne. Zum Stechen wird ein scharfes, etwa 14 cm langes Stechmesser benutzt. Bei Großvieh und Pferden kommt ein längeres, gut 20 cm langes Stechmesser zum Einsatz. Bei Rindern wird am besten die Haut am Hals von der Brust abwärts vorgeschlachtet (aufgeschnitten) und anschließend gestochen.

Halsbruststich: Hierbei wird bei einem Schwein der Hals gespannt, indem das Vorderbein nach oben gedrückt wird. Das Stechmesser wird etwa 3 Finger breit vor dem Brustbein angesetzt, und schräg nach hinten Richtung Herz und Schwanzende gestochen, um die dahinterliegenden Blutgefäße zu treffen. Die Klinge dringt dabei bis zum Anschlag in den Hals des Tieres ein. Bei Schweinen wird oftmals auch mit dem Hohlstechmesser gestochen, wobei das Blut durch Unterdruck abgesaugt und zur weiteren Verarbeitung in das Blutrührgerät geleitet wird. Um ein Verklumpen das Blutes zu verhindern, wird es durch das Rührwerk fortwährend gerührt.

Aderschnitt: Dem Tier wird mit einem frisch geschärften Schlachtmesser mit einem kräftigen Schnitt der Hals bis fast auf die Halswirbelsäule durchgeschnitten. Dabei werden Luft- und Speiseröhre sowie die Blutgefäße durchtrennt.

Halsstich: Der Kopf des Tieres wird mit einer Hand nach hinten fixiert, mit der anderen sticht man dicht hinter dem Ohr quer in den Hals. Der Hals wird dabei vollkommen durchgestochen. Mit einem kräftigen Schnitt wird der Hals nach vorne durchgeschnitten, und somit die Halsschlagader des Tieres durchtrennt.

Nach einem sachgerechten Entblutungsschnitt schießt das Blut im Rhythmus des Herzschlages sofort mit hohem Druck und in dickem Strahl aus der Stichwunde. (Textauszug: Wikipedia). Foto: lietz.photo / Johannes Lietz Fotografie, Wuppertal >> http://lietz.photo/ . Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0).

3. + 4. «Fleischatlas 2021: Die Heinrich-Böll-Stiftung und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Der Atlas bietet auf über 50 Seiten und in über 80 Grafiken zahlreiche Daten und Fakten über Fleischproduktion und -konsum in Deutschland und weltweit. Der Atlas kann für Unterrichtszwecke auch klassensatzweise bei der Heinrich-Böll-Stiftung bestellt werden.

5. There is nothing like a nice piece of meat - Es geht nichts über ein schönes Stück Fleisch. Wirklich? Wir haben nicht die Absicht zu missionieren und die Leser zu Vegetariern oder gar Veganern umzuerziehen. Denn schließlich ist jeder Mensch in der Lage, verantwortliche Entscheidungen zu treffen – in Verantwortung, die er nur für sich selbst wahrnehmen kann. Um das tun zu können, benötigen wir gelebte Empathie und einen erweiterten Horizont auch für das, was quasi nebenan geschieht. Weniger Fleischkonsum wäre doch schon mal ein Anfang und wenn, dann nach Möglichkeit bei Metzgern kaufen, die wissen woher das Fleisch auch kommt und wie die Tiere dort gehalten werden und welches Futter sie bekommen (wichtig!). Foto: David Blackwell. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-ND 2.0).