Ungeschütztes Aufeinandertreffen von Subjekten

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Ungeschütztes Aufeinandertreffen von Subjekten
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Ungeschütztes Aufeinandertreffen von Subjekten

Die Schule der Koexistenz

Von Gerhard Mersmann | Forum-M7.com

Die wahre Schule einer Koexistenz von unterschiedlichen Menschen, Gruppen oder Staaten ist hart. Sehr hart. Es ist das ungeschützte Aufeinandertreffen von Subjekten, die wenig mitbringen, womit sie sich kollektiv identifizieren könnten. Das Wenige jedoch ist essenziell für eine gemeinsame Zukunft.

Der Unterschied ist es nicht. Er wird bleiben. Und er wird vielleicht irgendwann erkannt als ein willkommenes Element von dem, was die Gemeinsamkeit ausmacht. Dass nämlich ein Ensemble mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Betrachtungsweisen, Temperamenten und Tempi mehr bewirken kann als eine weitgehend uniforme Formation.

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Bis dahin ist es ein langer Weg. Das Aufeinandertreffen des jeweils Fremden bedeutet zunächst Bruch, Irritation, Erregung und Reibung. Es endet womöglich im Desaster, solange es nicht gelingt, das Gemeinsame in den Blick zu bekommen. Vulgär gesprochen ist das Gemeinsame eine Strategie, unter der sich die Diversität als Entwicklungspotenzial subsumieren lässt. In der Organisationsentwicklung läuft so etwas unter dem Terminus der Teamentwicklung. In kleinen Organisationen sind die angestrebten Ziele häufig eindeutig. Ein oft gelingendes Beispiel ist der Mannschaftssport, ein erfolgreiches Kollektiv ist das Ziel und Quelle des Erfolgs.

Ein häufig auftretendes Hindernis bei einer Strategie, zu der ein erfolgreiches Ziel gehört, ist die Dominanz von Partikeln, die die Synergie als Störung empfinden und die Konkordanz als Demontage ihrer vermeintlichen Machtposition verstehen. Ein anderes ist die Überbetonung der Bedeutung einzelner Teile, die als das jeweilige Juwel des Ensembles verstanden werden sollen.

konsens_kompromiss_uebereinstimmung_gemeinsamkeiten_kleinster_gemeinsamer_nenner_konsensfindung_konsenskultur_loesung_konflikt_mittelweg_mehrheitsdemokratie_kritisches_netzwerk_0.jpgDer Erfolg besteht in einer Strategie, ohne die nichts geht und einem Gemeinsinn, der die Basis des Gelingens ausmacht. Die Philosophie ist, dass unterschiedliche Fähigkeiten in einer gewissen Harmonie zu einem Ziel führen können. Um die Strategie zu entwickeln und zu formulieren, dazu bedarf es eines Blickes und Interesses über einen längeren Zeitraum, vielleicht sogar der eigenen Existenz hinaus, der nicht bricht, wenn es vereinzelte Rückschläge gibt. Und es sind Menschen und Organisationen erforderlich, die den Bildungs- und Formungsprozess gestalten und moderieren.

Ist beides nicht vorhanden, befindet sich das soziale Gefüge in einem Kleinkrieg für jedermann. Da treffen die verschiedenstenen Charaktere und Potenziale als miteinander konkurrierende Systeme aufeinander, und sie begreifen die Möglichkeit ihres eigenen Fortbestands ausschließlich in der Vernichtung der vermeintlichen Konkurrenz.

Daher ist es von existenzieller Bedeutung, eine Strategie zu entwickeln und an einer Professionalität zu arbeiten, die mächtig genug ist, die einzelnen Entwicklungsschritte zu begleiten. Scharfer Verstand, ein unbändiger Wille und ein überaus langer Atem sind dazu genauso erforderlich wie die Fähigkeit, schmerzhafte Schläge einzustecken und dennoch nicht ins Ressentiment zu fallen.

Das ist nicht einmal leicht gesagt, und noch schwerer zu machen. Aber es ist der Weg, der gegangen werden muss. Und wer in der operativen wie methodologisch profanen Ebene weiter wursteln will, der möge dies tun. Erlösung wird er nicht finden. Und Abhilfe schafft das nicht. Nur Scherben. Und es sind nicht die des Glücks.     

Gerhard Mersmann

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Gerhard Mersmann, Dr. phil., (Jahrgang 1956), gebürtiger Westfale, ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen.

Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Publizistische Aktivitäten durchziehen seine gesamte Biographie. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse sind auf seinem persönlichen Blog M7 regelmäßig nachzulesen. >> https://form-7.com/ .


► Quelle: Dieser Beitrag wurde am 17. Januar 2025 erstveröffentlicht auf https://form-7.com/ >> Artikel. Eigentümer, Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich ist Gerhard Mersmann.

ACHTUNG: Die Bilder, Grafiken, Illustrationen und Karikaturen sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten folgende Kriterien oder Lizenzen, siehe weiter unten. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt, ebenso die Komposition der Haupt- und Unterüberschrift(en) geändert.

► Bild- und Grafikquellen:

1. KOMPROMISS: Die vermeintliche Lösung ist ein Flickwerk mit dem niemand wirklich zufrieden sein kann. KONSENS: Gemeinsam eine Lösung entwickeln mit der alle Beteiligten gleichermaßen zufrieden sind. Am Ende sollte mehr herauskommen als nur ein Kollateralnutzen. Grafik: Wilfried Kahrs (WiKa), Tirschenreuth (* 5. November 1960; † 3. Sept. 2024).

2. Ein Kompromiss heißt, dass alle Beteiligten Abstriche machen, um sich zu einigen. Dabei wird meist von niemandem die bevorzugte Variante oder Lösung erreicht, sondern es wird ein "Mittelweg" angestrebt, bei dem die verschiedenen Wünsche / Bedürfnisse als Pole gesehen werden, die den Raum, in dem die Mitte gefunden werden soll, begrenzen. Alle Beteiligten sind mit der letztendlichen Lösung nur mäßig zufrieden, können aber damit leben.

Die wahre Schule einer Koexistenz von unterschiedlichen Menschen, Gruppen oder Staaten ist hart. Sehr hart. Es ist das ungeschützte Aufeinandertreffen von Subjekten, die wenig mitbringen, womit sie sich kollektiv identifizieren könnten. Das Wenige jedoch ist essenziell für eine gemeinsame Zukunft.

Der Erfolg besteht in einer Strategie, ohne die nichts geht und einem Gemeinsinn, der die Basis des Gelingens ausmacht. Die Philosophie ist, dass unterschiedliche Fähigkeiten in einer gewissen Harmonie zu einem Ziel führen können. Um die Strategie zu entwickeln und zu formulieren, dazu bedarf es eines Blickes und Interesses über einen längeren Zeitraum, vielleicht sogar der eigenen Existenz hinaus, der nicht bricht, wenn es vereinzelte Rückschläge gibt. Und es sind Menschen und Organisationen erforderlich, die den Bildungs- und Formungsprozess gestalten und moderieren.

Illustration: geralt / Gerd Altmann, Freiburg. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden.. Pixabay Lizenz. >> Illustration.

3. Zitat: »Nichts ist besser geeignet, die Verschmelzung der widerstrebenden Elemente zu fördern, als gemeinsame Arbeit an gemeinsamen Aufgaben.« (-Otto von Bismarck (1815 - 1898) in einer Rede im Herrenhause des Preußischen Landtags, 15. Januar 1867). Foto OHNE Inlet: Edyttka1388 / Edyta Stawiarska, Polska (user_id:11539575). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto. Der Text wurde von Helmut Schnug in das Foto eingearbeitet.