Amerikas Drohnenkrieger National Bird. 121.000 Ziele in zwei Jahren

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Amerikas Drohnenkrieger National Bird. 121.000 Ziele in zwei Jahren
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Amerikas Drohnenkrieger National Bird.

121.000 Ziele in zwei Jahren

"National Bird" ist ein Dokumentarfilm von der Regisseurin Sonia Kennebeck über den zunehmenden militärischen Einsatz von Drohnen durch die Vereinigten Staaten. Er wurde 2016 veröffentlicht und unter anderem von Ines Hofmann Kanna und Sonia Kennebeck produziert.

National-Bird-Sonia-Kennebeck-Ines-Hofmann-Kanna-Drohnenkrieg-Drohnenkrieger-Kriegsverbrechen-Kritisches-Netzwerk-Posttraumatische-Belastungsstoerung-PTBS"National Bird" begleitet drei Veteranen des US-Militärs, die in unterschiedlichen Funktionen beteiligt an Präventivschlägen, also gezielten Tötungen im Zuge des Krieges gegen den Terror durch Drohnen waren, welche später eine Gewissenskrise durchleben.

Die drei Protagonisten Lisa, Daniel und Heather werden zu Whistleblowern, die ausführlich von ihrem Erlebten berichten und sowohl ihre individuelle Haltung und Wandlung darstellen sowie auch Stellung zur politischen und militärischen Entwicklung beziehen.

Daniel arbeitete für die National Security Agency (NSA) und nimmt inzwischen an Antikriegs-Demonstrationen teil. Noch während der Dreharbeiten wurde sein Haus vom FBI durchsucht, das Ermittlungsverfahren läuft, er soll auf Grund von Spionage angeklagt werden. Eine Verhandlung hat noch nicht begonnen, sein aktueller Aufenthaltsort ist unbekannt.

Lisa präsentiert im Film ein Anerkennungsschreiben des US-Militärs, in dem ihr für die Hilfe bei der Identifizierung von 121.000 „Zielen“ im Verlaufe einer Zwei-Jahres-Periode gedankt wird. Sie legt dann dem Zuschauer nahe, selbst hochzurechnen, wie viele Tote es durch solche Identifizierungen seit dem Beginn des Krieges in Afghanistan ab 2001 gegeben habe. Es sei, „als gäbe es keine Grenzen mehr.

Heather war eine US-Air-Force-Datenanalystin, die aufgrund ihrer indirekten Beteiligung an Kampfeinsätzen an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leidet und Probleme hat, einen Psychotherapeuten – mit der notwendigen Freigabe für ihre Geheimhaltungsstufe – zu finden. Sie erhielt als eine der ersten Drohnen-Programm-Veteranen eine Invalidenrente auf Grund von PTBS.

Der Film wechselt später den Schauplatz nach Afghanistan und zeigt Lisa bei Treffen mit Überlebenden eines Angriffs einer Predator-Drohne mit Hellfire-Raketen aus dem Jahr 2010. Bei diesem Angriff, wurden 23 Zivilisten getötet – das Geschehen wurde Gegenstand eines Untersuchungsausschusses.

Dem Bildmaterial aus den Kameras der Angriffsdrohnen und Aussagen der Betroffenen werden Auszüge aus Barack Obamas Rede über die Präzision und Zuverlässigkeit der modernen Kriegsführung gegenübergestellt. Zu Wort kommen auch der US-General a. D. Stanley A. McChrystal und die Anwältin der Protagonisten Jesselyn Radack, die selbst als Whistleblowerin und Rechtsbeistand von Edward Snowden bekannt wurde.

Ich habe diesen Film gedreht, um die Rückwirkungen solcher Macht für zukünftige Regierungen aufzuzeigen – aber ich glaube, viele Leute erkennen gar nicht, wie schlimm die Dinge schon unter Obama stehen. Die Whistleblower im Film haben große Risiken auf sich genommen, weil sie glaubten, die Menschen müssten erfahren, was innerhalb des Drohnen-Programms vor sich geht, aber im Verlaufe der Dreharbeiten entwickelte sich der Film dahingehend, zu gleichen Teilen die Konsequenzen von Whistleblowing darzustellen, wie das Drohnen-Programm selbst.“ (– Sonia Kennebeck)

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Die Protagonisten des Films waren in ihrer ehemaligen Tätigkeit Geheimnisträger und hatten Umgang mit Informationen, die einer Geheimhaltungsstufe unterlagen. Die vor der Kamera getätigten Aussagen wurden daher durch Anwälte auf ihre Unbedenklichkeit geprüft, um eine Anklage etwa unter dem Espionage Act von 1917 zu verhindern.

Filmpreise: "National Bird" wurde bis Januar 2017 für drei Filmpreise nominiert, gewann aber keine der Auszeichnungen. Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat besonders wertvoll.

Die Doku wurde bei Youtube am 09.07.2018 hochgeladen, bisher gibt es nur 982 Aufrufe. Eine Schande! (Dauer 1:24:38 Std.)

► Lesetipps:

pin_green.gifIPPNW: "Grundlegende Bedenken zum Einsatz von Kampfdrohnen. Studie zu den humanitären Folgen von Drohnen", Februar 2019 >> weiter.

pin_green.gifDrohnenreport des IPPNW: "Humanitäre Folgen von Drohnen. Eine völkerrechtliche, psychologische und ethische Betrachtung" - Feb 2019 - 104 Seiten >> weiter.

pin_green.gifAmnesty International USA: "Deadly Assistance: The role of European states in US Drone Strikes" - April 2018 - 88 Seiten >> weiter.

pin_green.gifStudie der Stanford Law School: "Living Under Drones. Death, Injury, and Trauma to Civilians". Sep 2012 - 182 Seiten >> weiter.

pin_green.gifTUDresden: "Traumatische Ereignisse, PTBS und psychische Störungen bei Soldaten mit und ohne Auslandseinsatz" - 32 Seiten >> weiter.

__________________

Murtaza Hussain: "A New Documentary Explores the Devastating Effects of Drone Warfare on Victims and Whistleblowers", THE INTERCEPT, Nov. 2016 >> weiter.

Pratap Chatterjee: "When Drone Operators Become Collateral Damage. In a new documentary, drone operators tell the truth about the job that’s destroying not just their targets but themselves", THE Nation, April 2016 >> weiter.

CNN Wire Staff: "Drone crew criticized in Afghan strike", May 2010 >> weiter.

Filmseite in deutsch >> http://nationalbird-derfilm.de/.


IPPNW_Die_humanitaeren_Folgen_Drohnen_Atomkrieg_Drohnenpolitik_Drohnenterror_gezielte_Toetung_Kritisches_Netzwerk_Posttraumatische_Belastungsreaktion_Belastungsstoerung ► Quelle: Dieser Text wurde auf Wikipedia veröffentlicht und dort in dieser Form zuletzt am 24. August 2019 um 13:48 Uhr bearbeitet. Er unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ (CC-by-sa-3.0) verfügbar (Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland).

► Bild- und Grafiquellen:

1. Cover der Kauf-DVD. >> http://nationalbird-derfilm.de/.

2. OBAMA 2012 Kampagnen-Slogan: FORWARD. Das Londoner "Bureau of Investigative Journalism" (TBIJ) führt allein für Pakistan und den Zeitraum 2004 bis 2014 mindestens 400 US-amerikanische Drohnenbombardements auf. Veranlasser von 349 dieser hinterhältigen, mörderischen Attacken war der Friedensnobelpreisträger Barack Hussein Obama. Dabei wurden – je nach Schätzung – zwischen 2379 und 3851 Menschen umgebracht. [Zeitschrift Luxemburg "Drohnenkriege"]

Unter den Opfern waren erweislich viele unbeteiligte Zivilisten, Frauen und sogar Kinder. Gerade einmal vier Prozent der Toten konnten aufgrund verfügbarer Quellen als Mitglieder von Al-Qaida identifiziert werden. Die Behauptung, es würden mit nahezu absoluter Sicherheit identifizierte, hochrangige Mitglieder des Al-Qaida-Netzwerkes getroffen, war und ist eine Propagandalüge.

Foto: Image by Twitter buddy JK Anaracho. Von Jayel Aheram auf Flickr. gesetzt. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).

3. Cover des ReportsDie humanitären Folgen von Drohnen. Eine völkerrechtliche, psychologische und ethische Betrachtung“. Quelle: https://www.ippnw.de/ .