Blick in die Wegwerfindustrie:
Über das Unbehagen bei der Kehrichtverbrennung
Gedanken über das «Entsorgen» von Sorgen, die wir uns heute selber schaffen.
Helmut Scheben, Zürich für INFOsperber
An einem Samstagmorgen um halb zehn ist in der Zürcher Kehricht-Verbrennungsanlage Hagenholz ziemlich Betriebslärm. Das kracht und splittert, wenn die Leute ihre alten Pfannen, WC-Deckel und Bürosessel in die Mulden werfen. Man muss schon ein wenig laut werden, um sich mit den Einweisern zu verständigen, die einem sagen, wo denn die Spanplatten hinkommen. Und wo die kaputten Lautsprecherboxen, die Kabel und zerbrochenen Kaffeetassen. Die Autos fahren vollbeladen rein in die Halle und erleichtert wieder hinaus. Erleichtert wäre vielleicht auch das Adjektiv, um die Gesichter der Wegfahrenden zu beschreiben, schliesslich befindet man sich an einem Ort, der als «Entsorgung» bezeichnet ist: Recycling und Entsorgung Zürich.
Ich weiss nicht, wann die moderne Industriegesellschaft das Wort «Entsorgung» erfunden hat, um einen Vorgang zu beschreiben, bei dem Müll von einem Ort an einen anderen geschafft wird. Es muss gegen Ende des 20. Jahrhunderts gewesen sein. Die Sorge, deren man sich dabei entledigt, ist vermutlich die Sorge, dass der Mensch im grossen Haufen der Gegenstände ersticken könnte, die er sich zugelegt hat.
Die Verbrennungsanlage ist ein faszinierender Ort. Eine merkwürdige Stimmung kennzeichnet die Geschäftigkeit des Wegwerfens. Die meisten Leute sind ruhig und entschlossen. Sie sind auch nicht unhöflich miteinander, aber alle machen schnell vorwärts, man merkt ihre Hast, hier wegzukommen von diesem Friedhof der überflüssigen Dinge. Da ist in manchen Blicken eine Mischung aus Nonchalance und mildem Erschrecken, denn wenn es ein Symbol gibt für die kapitalistische Wegwerfindustrie, dann ist es hier.
Unser Wirtschaften ist ein System, das die Leute zwingen muss, Gegenstände zu kaufen, die sie bald wegwerfen müssen, damit sie neue Gegenstände kaufen können. Es ist im Grunde eine unaufhörliche Produktion von Sorgen für die Entsorgung. Nirgendwo wird dies so ohrenbetäubend und augenbetäubend sichtbar wie in der Müllverbrennungsanlage samstagsmorgens um halb zehn. Doch das Entsetzen der meisten Leute hält sich in Grenzen.
► Die Vergänglichkeit der Waren
Der Ökonom Marc Chesney von der Uni Zürich machte 2017 in einem Interview auf den fatalen Zirkelschluss unserer Wirtschaft aufmerksam: Schulden seien nötig, um Wachstum zu fördern, andererseits sei Wachstum nötig, um die Schulden zurückzuzahlen. Wachstum erfordere aber nicht nur einen Anstieg der Schulden, sondern stütze sich auf einen zweiten Faktor, nämlich die Vergänglichkeit der Waren:
«Viele sind so konzipiert, dass sie nur eine gewisse Zeit halten, was den Konsum anheizen soll (…). Statt Konsumenten, die von aggressivem Marketing infantilisiert sind, weshalb sie Ramschware konsumieren, braucht die Gesellschaft aktive Bürgerinnen und Bürger, die fähig sind, Antworten auf die aktuellen Herausforderungen zu finden (…). Dieses 'immer mehr', welches das gegenwärtige Krebsgeschwür nährt, sollte ersetzt werden durch das 'Genügende' und 'Notwendige', das man braucht, um ein anständiges und menschenwürdiges Leben zu führen.»
Der Tiroler Fotograf Lois Hechenblaikner zeigte im Alpinen Museum in Bern einmal eine Ausstellung über die Auswirkungen von Massentourismus und Unterhaltungsindustrie in den Alpen. Die Bilder waren nicht lustig. Am Eingang zu der Ausstellung lag ein enormer Haufen Abfall: geschredderte Skier, zwei Meter hoch aufgetürmt. Ein Symbol für Hunderttausende von Skiern, die Jahr für Jahr verschrottet werden, damit neue gekauft werden können. Auf einem der Fotos sah man die leeren Alu-Bierfässer hinter dem Berggasthaus, so hoch wie das Hausdach türmten sich diese Restbestände von Alkoholgemütlichkeit. In seinem Vortrag in Bern sprach Hechenblaikner davon, dass man hier und da hinter den Kulissen von Heidiland die «hässliche Fratze der Ökonomie» zu Gesicht bekäme.
Ende der siebziger Jahre lebte und arbeitete ich in Peru. Wenn man in Lima am Ufer dem Río Rímac entlangfuhr, sah man in etwa zwei Kilometern vom Zentrum den berüchtigten «Montón». Das ist ein spanisches Wort für Haufen oder Berg, aber es war eher eine ganze Hügellandschaft aus Abfall. Man sah von Ferne, dass sich da oben etwas bewegte. Die Leute sagten mir, es seien Kinder und Schweine. Die Kinder suchten nach Verwertbarem im Abfall, und es gab eine florierende Schweinezucht auf jenem «botadero».[Müllabladeplatz; H.S.]
Solche Bilder sind bekannt aus vielen Millionenstädten der Dritten Welt. Filmteams aus aller Welt sind nach Lima, nach Kairo und an andere Schaufenster des Entsetzens gekommen, um die Verelendung zu filmen. Den Geruch können sie zwar nicht filmen, aber manche Dok-Filmer behaupteten, sie zeigten «nichts anderes als die Realität». Wo die Realität zu filmen doch bedeuten würde, das Räderwerk der ökonomischen Ursachen zu erklären, nicht aber die Symptome.
Das Publikum ist von derartigen Dokumentationen so abgestossen wie fasziniert. Den Europäern dienen die Bilder von den Ressorts der Rückständigkeit als Abwechslung und Zerstreuung in ihrem Alltagsleben. Die Bilder der im Dreck wühlenden Kinder, Geier und Schweine sind schrecklich und stimulierend zugleich. Sie lassen sich in Europa als Sensation verkaufen. Eine ähnliche Funktion hat die Darstellung von Mord, Totschlag und extremer Gewalttätigkeit in Ländern der sogenannten Dritten Welt. Man kann sich auf den Standpunkt stellen, es sei Psychohygiene im Spiel, das heisst Probehandlungen der Bewältigung unserer eigenen verleugneten Grausamkeit. Es handele sich darum, unsere eigenen Verdrängungen sichtbar zu machen. Ich würde es eher Voyeurismus nennen.
Die Müllhalde unter freiem Himmel war früher auch bei uns das Normale. Eine Untersuchung von 1937 ergab, dass von 380 Schweizer Gemeinden nur gerade zwei (Zürich und Davos) eine Verbrennungsanlage für Müll betrieben. Alle anderen haben ihren Abfall zum Teil kompostiert, zum grossen Teil aber in Gruben, hinter Flussdämmen oder an Seeufern aufgeschüttet. Fast die Hälfte dieser Ablagerungen gefährdete oberirdisches Gewässer oder Grundwasser. Das änderte sich erst 1957 mit Inkraftsetzung des Gewässerschutzgesetzes.
► Mit Sockenstopfen die Weltwirtschaft sanieren?
Die meisten der Leute, die am Samstagvormittag in der Kehrricht-Verbrennungsanlage in Zürich ihre alten Kaffeemaschinen auf den Müll werfen, wollen in diesem Moment lieber nicht wissen, was sie nur allzu gut wissen: dass man dieses Gerät reparieren und nochmals verwenden könnte. «In Afrika», wie man metaphorisch sagt.
Es gibt eine Menge Initiativen, die das Ziel verfolgen, den Wahnsinn der Wegwerfproduktion zu stoppen. In Bern-Liebefeld hat der Verein 'Velafrica' seinen Sitz. Ausrangierte Velos werden repariert und nach Süden verfrachtet. Da wären ein paar tausend Organisationen weltweit aufzuführen, die ähnlich operieren. Vom WWF bis hin zu kleinsten Initiativen auf Gemeindeebene.
Der ehemalige Weltbank-Ökonom Herman Daly erhielt 1996 den 'Right Livelihood Award', auch Alternativer Nobelpreis genannt. Daly vertritt die Auffassung, dass die herrschende Form der Wachstumsökonomie nicht funktionieren könne. Er forderte, menschliches Wirtschaften müsse auf ein Mass begrenzt werden, das innerhalb der Tragfähigkeit der Erde liege und somit nachhaltig sei.
Ein anderer Preisträger der Institution ist der chilenische Ökonom Manfred Max-Neef (Berkeley University, ex-Mitglied des 'Club of Rome'), der in den neunziger Jahren die Kipppunkt-These formulierte, dass ab einem bestimmten Punkt der wirtschaftlichen Entwicklung die Lebensqualität der Menschen abnehme.
In einem Dokumentarfilm über Extrem-Snowboarder sieht man den jungen Reto Kestenholz daheim in Boltigen im Simmental an seiner Nähmaschine hocken und einen Handschuh reparieren: „Obwohl ich von meinen Sponsoren die Ausrüstung bekomme, flicke ich gern mal meine Sachen selbst oder bringe ein Brett mal wieder in die Ordnung, statt einfach etwas in die Ecke zu stellen und etwas Neues zu nehmen.“
Sicher wird die Welt nicht vor der Vermüllung gerettet, wenn einer Hemdenknöpfe annäht oder seine Socken selber flickt. Es ist eine Haltung, ein Prinzip des Respektes und der Verantwortlichkeit. Jens Ole von Uexküll, Geschäftsführer der Right-Livelihood-Stiftung, sagte 2015 in einem Interview mit dem Zürcher TagesAnzeiger, über Jahrtausende hinweg hätte der Mensch die Natur als feindliche Macht gesehen, der es zu entrinnen galt.
Dass es nun umgekehrt sein könnte, dass also wir die Erde bewahren müssten, das müssten wir erst lernen: «Deswegen klingt es nach einer fast unmöglichen Aufgabe: Die Beschränkung wünschenswert zu machen. Darin ist auch die Umweltbewegung bisher gescheitert. Bis heute ist alles, was mit Beschränkung zu tun hat, negativ belegt.»
Letzten Winter suchte ich eine kleine Werkstatt in Samstagern auf, von der ich gehört hatte, sie repariere Skischuhe. Der Schuhmacher betrachtete meinen Skischuh und sagte: «Raichle, achtziger Jahre, den Schuh bringt niemand so schnell entzwei. Die haben damals noch nicht soviel Weichmacher in das Plastik getan, deshalb wird der Schuh nicht so schnell rissig.» Er erneuerte mir eine Schnalle, die abgerissen war. In seinem Ersatzteillager hatte er etwas Passendes gefunden. Es dauerte zehn Minuten und kostete neun Franken.
Helmut Scheben, Zürich
Lesetipps von H.S.:
»Postwachstumsökonomie (Degrowth). Wie eigentliche Probleme ausgeblendet werden.« von Christian Jakob, 20. Mai 2019 >> weiter.
»Repair Cafés gegen die Kultur des Wegwerfens. Kulturen des Reparierens: Dinge – Wissen – Praktiken.« von Sigrid Kannengießer. >> weiter.
»Werbung und Konsum: Zwei Seiten einer Medaille. Sind wir uns bewusst, dass wir mit Konsum künstlich erzeugte Begehrlichkeiten stillen?« von Peter Frey >> weiter.
»Kulturen des Reparierens. Dinge, Wissen, Praktiken«, ein Buch von Stefan Krebs, Gabriele Schabacher, Heike Weber - 410 Seiten >> weiter. (PDF)
Kaufen für die Müllhalde: Geplante Obsoleszenz - arte Thema auf arte vom 15.02.2011 (Dauer 1:14:52 Std.)
Heute gekauft und morgen schon Schrott? Die Haltbarkeit technischer Produkte ist oft kurz. Teilweise ist dies von den Herstellern gewollt, doch auch die Haltung vieler Verbraucher hat sich verändert. ARTE schaut auf die Wegwerfgesellschaft. Glühbirnen, Nylonstrümpfe, Drucker, Mobiltelefone - bei den meisten dieser Produkte ist das Abnutzungsdatum bereits geplant. Die Verbraucher sollen veranlasst werden, lieber einen neuen Artikel zu kaufen, als den defekten reparieren zu lassen.
Die bewusste Verkürzung der Lebensdauer eines Industrieerzeugnisses, um die Wirtschaft in Schwung zu halten, nennt man "geplante Obsoleszenz". Bereits 1928 schrieb eine Werbezeitschrift unumwunden: "Ein Artikel, der sich nicht abnutzt, ist eine Tragödie fürs Geschäft".
Gestützt auf mehr als drei Jahre dauernde Recherchen, erzählt die Dokumentation die Geschichte der geplanten Obsoleszenz. Sie beginnt in den 20er Jahren mit der Schaffung eines Kartells, das die Lebensdauer von Glühbirnen begrenzt, und gewinnt in den 50er Jahren mit der Entstehung der Konsumgesellschaft weiter an Boden. Heute wollen sich viele Verbraucher nicht mehr mit diesem System abfinden.
Als Beispiel für dessen verheerende Umweltfolgen zeigt die Dokumentation die riesigen Elektroschrottdeponien im Umkreis der ghanaischen Hauptstadt Accra. Neben diesem schonungslosen Blick auf die Wegwerfgesellschaft stellt Filmemacherin Cosima Dannoritzer auch die Lösungsansätze von Unternehmern vor, die alternative Produktionsweisen entwickeln. Und Intellektuelle mahnen an, die Technik möge sich auf ihre ursprüngliche Aufgabe zurückbesinnen, auf die dauerhafte Erleichterung des Alltags ohne gleichzeitige Verwüstung des Planeten.
Netzwerk Reparatur-Initiativen (Dauer 4:12 Min).
Reparatur-Initiativen (Reparatur-Treffs, Repair Cafés etc.) organisieren Veranstaltungen, bei denen defekte Alltagsgegenstände in angenehmer Atmosphäre gemeinschaftlich repariert werden. Elektrische und mechanische Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik, aber auch Textilien, Fahrräder, Spielzeuge und andere Dinge. Diese Treffen sind nicht-kommerzielle Veranstaltungen, deren Ziel es ist, die Nutzungsdauer von Gebrauchsgütern zu verlängern und dadurch Müll zu vermeiden, Ressourcen zu sparen und nachhaltige Lebensweisen in der Praxis zu erproben. Interessierte und Tüftelerinnen können dort Erfahrungen austauschen und eine gute Zeit miteinander verbringen. Daher sind Kaffee und Kuchen ebenso wichtiger Bestandteil wie Schraubenzieher und Lötkolben.
► Quelle: Der Artikel wurde von Helmut Scheben am 18. September 2020 erstveröffentlicht auf INFOsperber >> Artikel.
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1. Symbolbild: Müllcontainer in einem Abfallwirtschaftshof zur gierigen Aufnahme des Wohlstandsmülls. Foto: Antranias / Manfred Antranias Zimmer, Chiemgau. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
2. Wandgraffito: "Wir machen Jobs die wir hassen und kaufen dann Scheisse, die wir nicht brauchen." Foto: Flickr-user redhope. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).
3. Symbolbild Computerschrott. Foto: dokumol. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
4. Mit dem Ausdruck Müllsucher (gelegentlich auch Müllmenschen) werden Menschen vor allem in der dritten Welt bezeichnet, die von, in und mit Müll leben, den sie sammeln, recyceln oder verkaufen. Hiervon abzugrenzen ist das Ankämpfen gegen die Vermüllung. Das Problem, dass Menschen auf Müllhalden leben müssen, betrifft nicht einzelne Länder, sondern bezieht sich auf alle Kontinente. Die Müllmenschen stammen hauptsächlich aus dem ländlichen Raum, die in den Großstädten die Hoffnung auf ein besseres Leben haben, doch dort ist es für sie kaum möglich, Fuß zu fassen. Foto: MariaGullestrup / Maria Gullestrup, Herfølge/Danmark. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
5. Müllkinder in Manila, Kalkutta, Kairo, Kenia, Brasilien, Peru und vielen anderen Orten/Ländern der Welt leben und arbeiten im Müll. Sie versuchen im Wohlstandmüll der Reichen zu überleben. Foto: karlhans. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0).
6. Velafrica fördert seit 1993 die Fahrradmobilität in Afrika. Ausrangierte Velos werden in der Schweiz gesammelt und repariert, bevor sie in sieben Länder transportiert werden und vor Ort den Zugang zu Schulen, zur Arbeit und zu Gesundheitseinrichtungen erleichtern. Velafrica transportiert nicht nur Velos nach Afrika, sondern auch Wissen. Gemeinsam mit lokalen Partnern bauen sie Velowerkstätten auf, führen Schulungen durch und bilden Mechanikerinnen und Mechaniker aus. Es entstehen Arbeitsplätze und Einkommensmöglichkeiten in der Velomontage, Reparatur und im Vertrieb. >> https://velafrica.ch/de/. (Symbol-)Foto: Rod Waddington, Kergunyah / Australia >> http://rodwaddington.com/ . Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).
7. Velafrica: Vor 25 Jahren verliessen die ersten 300 Recycling-Velos die Schweiz Richtung Ghana. Bis heute folgten mehr als 200 000 weitere. Alleine 2019 exportierte Velafrica 47 Container mit über 20 000 Velos in den Süden – Tendenz steigend. Die Instandstellung der Recycling-Velos übernehmen heute 34 Partnerwerkstätten aus dem sozialen Bereich. In der ganzen Schweiz nehmen rund 400 Sammelstellen Velos entgegen. Dazu kommen über 100 Sammelanlässe pro Jahr. (Symbol-)Foto: Rod Waddington, Kergunyah / Australia >> http://rodwaddington.com/ . Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).
8. Buchcover: »Kulturen des Reparierens. Dinge – Wissen – Praktiken«, von Stefan Krebs / Gabriele Schabacher / Heike Weber (Hg.). transcript-verlag 2018, 410 Seiten, Print-ISBN: 978-3-8376-3860-8. Printausgabe 39,99 €.
PDF-ISBN 978-3-8394-3860-2. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 4.0 Lizenz (CC BY-NC-ND 4.0). Diese Lizenz erlaubt die private Nutzung, gestattet aber keine Bearbeitung und keine kommerzielle Nutzung.
Reparieren und Instandhalten sind ökonomisch wie kulturell zentrale Praktiken im »Leben« technischer Dinge und Infrastrukturen.
Der Band rückt diese bislang wenig untersuchten Tätigkeiten in den Vordergrund und fragt nach den Wissensformen der unterschiedlichen Kulturen des Reparierens. Die Expertisen und politischen Ambitionen menschlicher Akteure finden dabei ebenso Berücksichtigung wie die Eigendynamik der Dinge. Die Beiträge untersuchen Praktiken wie die Uhr- oder Computerreparatur sowie Räume wie die Wohnung und das Krankenhaus, das Repair Café und die Stadt des Globalen Südens. Nicht zuletzt geht es um die Frage, inwiefern Reparieren und reparaturfreundliches Design zu mehr Nachhaltigkeit beitragen können. (Klappentext)
Inhalt
Kulturen des Reparierens und die Lebensdauer der Dinge
Stefan Krebs, Gabriele Schabacher und Heike Weber . . . . . . . . . 9
Dringlichkeit des Reparieres
Made to Break?
Lebensdauer, Reparierbarkeit und Obsoleszenz in der Geschichte des Massenkonsums von Technik
Heike Weber . . . . . . . . . 49
Elektroschrott und die Abwertung von Reparaturpraktiken
Eine soziologische Erkundung des Recyclings von Elektronikgeräten in Indien und Deutschland
Stefan Laser . . . . . . . . . 85
Das ›zweite Leben‹ von Mobiltelefonen und Fahrrädern
Temporalität und Nutzungsweisen technischer Objekte in Westafrika
Hans Peter Hahn . . . . . . . . . 105
Zwischen Überfluss und Mangel
Infrastrukturen am Beispiel der Wasserversorgung in Daressalam
Pia Piroschka Otte . . . . . . . . . 121
Technische Kulturen des Uhrenreparierens
Wissen, Produktion und Materialität (1700-1850)
Gianenrico Bernasconi . . . . . . . . . 141
Reparaturwissen und Akteure
Von Mühlenärzten, Turbinenwärtern und Eiswachen
Instandhaltungen am Technikensemble Wasserkraftanlage um 1900
Christian Zumbrägel . . . . . . . . . 165
Zwischen Kunst, Low-Budget und Nachhaltigkeit
Kleidungsreparatur in Zeiten von Fast Fashion
Heike Derwanz . . . . . . . . . 197
Reparaturwissen und Paratextualität
Jens Schröter . . . . . . . . . 225
Wissens-Appa/Repa/raturen
Ein epistemologisch-archäologischer Werkstattbericht von der Reparatur eines frühen Mikrocomputers
Stefan Höltgen und Marius Groth . . . . . . . . . 239
Bühnen der Alternativ-Industrie
Reparaturkollektive und das Vermächtnis der amerikanischen Gegenkultur der 1960er Jahre
Daniela K. Rosner und Fred Turner . . . . . . . . . 265
Praktiken des Reparierens
Repair Cafés
Orte gemeinschaftlich-konsumkritischen Handelns
Sigrid Kannengießer . . . . . . . . . 283
»Tansanier mögen keine unversehrten Sachen«
Reparaturen und ihre Spuren an alten Schuhen in Daressalam, Tansania
Alexis Malefakis . . . . . . . . . 303
Medizinische Reparaturkulturen
Zum Umgang mit (nicht) funktionierender Technik im laufenden Betrieb
Cornelius Schubert . . . . . . . . . 327
»Dann müssen wir es so lassen«
Reparatur ist (immer) mehr als die Wiederherstellung des Normalzustandes
Ignaz Strebel und Alain Bovet . . . . . . . . . 347
Reparieren nach der Revolution
Kulturtechniken der Un/Ordnung auf den Pariser Straßen des 19. Jahrhunderts
Tom Ullrich . . . . . . . . . 373
Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . 401