Bürokratie entwickelt sich analog wie ein Pilzbefall

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Bürokratie entwickelt sich analog wie ein Pilzbefall
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Bürokratie entwickelt sich analog wie ein Pilzbefall

Systemisch exponentielle Ausbreitung!

Wie gelingt Bürokratieabbau?

Von Gerhard Mersmann | Forum-M7.com

Die Gründe des Scheiterns bei den nicht wenigen Projekten, die man entweder als Bürokratieabbau oder als deren Modernisierung bezeichnet, je nach Brisanz der jeweiligen Lage, sind bekannt. Es existieren verschiedene Faktoren, die dafür sorgen, die Bürokratie gegen eine Reform oder Modernisierung zu immunisieren. Man fragt am besten diejenigen, die sich an einem solchen Projekt bereits versucht haben. Unabhängig von ihrer eigenen Parteizugehörigkeit bekommt man immer dasselbe zu hören. So, wie es seit eh und je läuft, geht es nicht weiter. Und so, wie man es seit Bestehen der Republik versucht hat, den Laden auf Trab zu bringen, läuft es auch nicht. Bleibt es dabei, dann ändert sich nichts.

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Eine Ikone der deutschen Verwaltung ist das Beamtenrecht. Es garantiert lebenslange Versorgung und fordert unbedingte Loyalität und Gesetzestreue. Dass beides nur in diesem Konstrukt gesichert werden kann, negieren viele andere Beispiele aus Gesellschaften mit einer „verfassungsmäßigen Demokratie“. Trotz aller Veränderungen in den Lehrplänen bei der Beamtenausbildung stößt man in der Praxis immer wieder auf die Ultima Ratio, wenn alles gesetzmäßig läuft, ist es richtig so. Um weitere Zusammenhänge kümmert man sich nicht. Übrigens eine Denkweise, die zunehmend die politische Klasse ergriffen hat.

Dass ein Beschäftigungsverhältnis aus Kaisers Zeiten in einer Welt der Globalisierung und Digitalisierung hierzulande noch Bestand hat und gegen jede Form der Veränderung imprägniert war, lag an der parteiübergreifenden Existenzsicherung vieler im Bundestag Vertretener, die aufgrund ihres Status vom aktiven Dienst befreit werden konnten, um Mandate anzunehmen. Ohne Risiko und ohne Verlust.

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Ein weiterer Grund für das Ausgreifen der Bürokratie ist deren Infiltration durch Politiker, die zur Absicherung zunehmend in Verwaltungen untergebracht wurden, unabhängig von ihrer fachlichen Befähigung. Dementsprechend ist die Qualität vieler Entscheidungen, die dann eben doch aus einer politischen und nicht aus einer den Verfahren entsprechenden Abwägung erfolgen.

Dass eine Gesellschaft, die dem Prozess der Alterung unterliegt, in jeder neuen Erscheinung zunächst eine Gefahr und keine Chance sieht, ist zwar eine natürliche Reaktion, hat allerdings auch zur Folge, dass in Zeiten flächendeckender Innovationen ein Konvolut von Gesetzen verabschiedet wird, die Fehlentwicklungen und Missbrauch verhindern sollen. Gegen diese Tendenz in einem Land anzukämpfen, das, wie gesagt, altert und nicht sonderlich veränderungsaffin ist, kann exklusiv aus dem System heraus kaum bewerkstelligt werden.

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Bei allen Betrachtungen, die sich mit der Veränderung organisatorischer Zusammenhänge befassen, ist es dringend erforderlich, einen Blick auf die Systemtheorie zu werfen. Das Naheliegende und bereits wieder im Raumstehende, nämlich die Idee von der Bildung einer Behörde, die sich mit dem Bürokratieabbau zu beschäftigen hat, kommt einem Vollrausch von Abstinenzwilligen gleich.

Systeme neigen nicht nur dazu, sich selbst zu erhalten. Sie reduzieren zudem wachsende Komplexität mit der Schaffung neuer Zellen, die ihrerseits dem gleichen Prozess unterliegen. Bürokratie, wenn man sie nicht steuert, entwickelt sich analog wie ein Pilzbefall. Wenn nicht eingegriffen wird, ist die Ausbreitung exponentiell. Da die deutsche Bürokratie neben ihren Kernaufgabe auch noch zu einem politischen Versorgungsbecken degeneriert ist, kann man sich vorstellen, was das bedeutet. Von der Gesetzesmaschine, die 24/7 in Brüssel läuft, einmal ganz abgesehen.

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Momentan wird teils mit Häme und teils mit Entsetzen darüber berichtet, dass der neu gewählte amerikanische Präsident Donald Trump den Unternehmer und Erfinder Elon Musk einer außerhalb der Verwaltung stehenden Organisation mit dem Ziel der Entbürokratisierung vorangestellt hat. Unabhängig von den Personen und ihrer Charaktere ist das ein kluger Gedanke. Wer hierzulande von Bürokratieabbau spricht, sollte sich mit dem Gedanken anfreunden, dass es aus der Verwaltung selbst heraus nicht gelingen wird.

Nur von außen, auch die Erfahrung liegt vor, ist die Festung Bürokratie auch nicht nicht zu nehmen. Aber erfolgreiche Reformer und Unternehmer mit ins Boot zu holen, die etwas zu sagen und zu bestimmen haben, das sollte schon sein. Um zumindest eine Chance zu haben. Achten Sie genau darauf, was die verschiedenen Bewerber in den nächsten Monaten zum Thema Bürokratieabbau an Vorstellungen unterbreiten!

Gerhard Mersmann
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Gerhard Mersmann, Dr. phil., (Jahrgang 1956), gebürtiger Westfale, ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen.

Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Publizistische Aktivitäten durchziehen seine gesamte Biographie. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse sind auf seinem persönlichen Blog M7 regelmäßig nachzulesen. >> https://form-7.com/ .


► Quelle: Dieser Beitrag wurde am 14. November 2024 erstveröffentlicht auf https://form-7.com/ >> Artikel. Eigentümer, Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich ist Gerhard Mersmann.

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► Bild- und Grafikquellen:

1. Psychische Überforderung zahlreicher Bürohengste und Bürostuten durch eine überbordende Bürokratie, einem Überregulierungswahn und damit einhergehend auch zunehmende Unzufriedenheit wegen überflüssiger Bullshit-Jobs. Systeme neigen nicht nur dazu, sich selbst zu erhalten. Sie reduzieren zudem wachsende Komplexität mit der Schaffung neuer Zellen, die ihrerseits dem gleichen Prozess unterliegen. Bürokratie, wenn man sie nicht steuert, entwickelt sich analog wie ein Pilzbefall. Wenn nicht eingegriffen wird, ist die Ausbreitung exponentiell.

Illustration: QuinnBrak, Čeština / Tschechien (user_id:39950869). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Illustration.

2. Politische Mandatsträger verkommen zusehends zu Mandatsmaden. Alle Politclowns haben dasselbe Ziel. Machterhalt und durchhalten, bis die Zeit für eine satte Pension abgesessen ist. Manchmal gibt es sogar ehrliche Ansagen, wie die von Annalena Baerbock oder Robert Habeck, dass ihnen der Wählerwille schnurzegal ist. Dass man Russland ruinieren will und nicht zugibt, dass man das eigene Land so ruiniert. Immer weiter so, bis die Ministerpension gesichert ist.

Was tun Christian Lindner (FDP) mit seinem Flasche-Leer-Haushalt?! Er holt noch ordentlich Kohlen für seine FDP-Parteibuchleute ab, bevor der stinkende Karren an die morsche Wand kracht. Während er als Finanzminister noch immer „Sparkurs“ brabbelt, läßt er abgezockt gleichzeitig 28 Mitarbeiter seines Ministeriums befördern. Weil dies „planmäßig“ sei, sagt er, so planmäßig wie das Schutzgeld bei der Camorra.

Man gönnt sich also noch schnell mal einen tiefen Schluck aus der Steuerzahlerpulle, bevor der insolvente Laden an wen auch immer durchgereicht wird. Foto OHNE Textinlet: Copyright ©️ Paul Venter. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ (CC BY-SA 3.0) lizenziert. Der Text wurde von Helmut Schnug nachträglich in das Foto eingearbeitet, die Lizenz bleibt bestehen.

3. Der Verwaltungssumpf der Bürokratie ist das Geschäft der Bürokraten. Sechs Millionen Bundesbürger (!) arbeiten inzwischen im öffentlichen Dienst. Noch viel mehr sind mehr oder weniger direkt abhängig vom Papiertiger Staat. Nirgendwo auf der Welt schleppen so wenige Wertschöpfende nicht nur einen gigantisch aufgeblähten Sozialstaat voller Leistungsempfänger, sondern auch noch einen schmarotzenden, in weiten Teilen völlig unnützen, weil unfähigen Wasserkopf mit sich herum.

Illustration: Franz26 / Franz Bachinger, Schildorn/Austria (user_id:1553839). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Illustration.

4. Aktenberge: Bürokratie und Überregulierungswahn nehmen uns die letzten Reste an Freiheit. Der Staat ist ein unkontrollierbar gewordenes Geschäft des institutionalisierten Dilletantismus. Natürlich wird ein solches Bürokratiemonster niemals etwas gegen Bürokratie unternehmen. Wozu auch? Der deutsche Staat ist weit und breit die einzig verbliebene Branche mit automatisiert wachsenden Einkünften. Wenn im Deutschland dieser Tage etwas gebaut wird, dann sind es klimatisierte Verwaltungstempel. Wenn für nichts mehr Geld da ist, für Leib-Stylisten, denunziatorische Meldeportale, den Wassergraben um den Reichstag und den stetigen behördlichen Aufwuchs auf der ohnehin weltgrößten Staatsapparatur reicht’s allemal.

Foto OHNE Inlet: Christian Schnettelker, Webdesigner aus Essen >> www.manoftaste.de/. Quelle: Flickr. Die Datei ist mit der CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0 Deed) lizenziert. Der Text wurde von Helmut Schnug nachträglich in das Foto eingearbeitet.