DGB-Ausbildungsreport 2016: erschreckendes Untersuchungsergebnis

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DGB-Ausbildungsreport 2016: erschreckendes Untersuchungsergebnis
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DGB-Ausbildungsreport 2016

erschreckendes Untersuchungsergebnis über die Situation junger Menschen in den Ausbildungsbetrieben

von Laurenz Nurk, Dortmund

dgb_studie_ausbildungsreport_2016_ausbildung_berufsausbildung_ausbildungsplaetze_kritisches_netzwerk_ausbildungsplatz_ausbildungsplaetze_leistungsdruck_arbeit_bildung.pngEnde September war es wieder soweit: Dann wurde für das Berufsausbildungsjahr 2016 Bilanz gezogen und mitgeteilt, wie viele junge Menschen eine Berufsausbildung begonnen haben und wie viele auf der Strecke geblieben sind.

Es schließt sich ein seit Jahrzehnten bekanntes Schauspiel an. Die Gewerkschaften drohen mit der Ausbildungsplatzabgabe und die Unternehmen machen Versprechungen, um das duale Ausbildungssystem, das seine Ineffektivität hinreichend unter Beweis gestellt hat, zu retten. Dieses System hat ihnen bisher immer billige Arbeitskräfte beschert, obwohl sich die Ausbildung in ihren eigenen Betrieben ständig verringert hat und der Staat mit Steuermitteln ihnen die Facharbeiter zunehmend ausgebildet hat.

Zum Beginn des Berufsausbildungsjahres 2016 hatte die DGB-Jugend den Ausbildungsreport 2016 herausgebracht. Die Untersuchung ergab ein erschreckendes Ergebnis über die derzeitige Situation hinter den Türen der Ausbildungsbetriebe.

Wie früher schon häufiger geschehen, trafen die Beteiligten mal wieder eine Vereinbarung. Gemeinsam hatten sich Gewerkschaften, Politik und Wirtschaft in der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ zum Ziel gesetzt, der Schieflage auf dem Ausbildungsmarkt entgegenzuwirken. Mit solchen unverbindlichen Zusagen sollte auch für eine verbesserte Ausbildungsqualität gesorgt, die duale Ausbildung attraktiver werden und im besseren Licht stehen.

Außerdem wurden von der Wirtschaft für 2015 zusätzlich 20.000 Ausbildungsplätze zugesagt, wie so häufig wurde dieses Versprechen nicht eingehalten, es wurden gerade mal 7.300 Plätze zusätzlich geschaffen.

An der repräsentativen Befragung für den Ausbildungsreport 2016 haben sich 13.603 Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen beteiligt.

► Einige Ergebnisse:

Fast 60 Prozent der Auszubildenden kommt krank zur Arbeit.

Ein Drittel leistet Überstunden.

Jeder Zehnte übt regelmäßig ausbildungsfremde Tätigkeiten aus.

Eine fachliche Anleitung durch den Ausbilder findet oft nicht mehr statt.

Einem Drittel der Auszubildenden (33,6 Prozent) liegt kein betrieblicher Ausbildungsplan vor, eine Überprüfung der Ausbildungsinhalte ist Azubis daher nicht möglich.

Über die Hälfte sind durch schlechte Ausbildungsbedingungen und -anforderungen am Ausbildungsplatz stark belastet.

Es gibt erhebliche Branchenunterschiede: Mechatroniker, Industriekaufleute und Zerspanungsmechaniker sind über Durchschnitt zufrieden. Fachverkäufer des Lebensmittelhandwerks, Zahnmedizinische Fachangestellte, Malerinnen sowie Auszubildende in Teilen des Hotel- und Gaststättenbereichs bewerten ihre Betriebe hingegen mit mangelhaft.

Etwa die Hälfte der Auszubildenden klagt über psychische Belastungen aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen.

Regelmäßige Überstunden, fachfremde Arbeiten und abwesende Ausbilder scheinen in vielen Betrieben zu Problemen zu führen.

dgb_studie_ausbildungsreport_2016_ausbildung_berufsausbildung_ausbildungsplaetze_kritisches_netzwerk_ausbildungsplatz_ausbildungsplaetze_leistungsdruck_arbeit_bildung.pngJeder Zehnte Auszubildende (10,6 Prozent) übt regelmäßig ausbildungsfremde Tätigkeiten aus.

Bei 13,4 Prozent der Auszubildenden findet eine fachliche Anleitung durch den Ausbilder überhaupt nicht oder nur selten statt.

Probleme mit anderen Beschäftigten oder Vorgesetzten bemängelt jeder achte Auszubildende.

Insgesamt ein Fünftel der Auszubildenden klagt über einen hohen Leistungs- und Zeitdruck.

Es ist offensichtlich, dass die bestehenden gesetzlichen Regelungen für die Gestaltung der beruflichen Ausbildung nicht ausreichen. Für eine Erhöhung der Ausbildungsqualität ist eine Reform des Berufsbildungsgesetzes unabdingbar.

Die Bundesregierung hat dieses im Koalitionsvertrag enthaltene Vorhaben bisher nicht angepackt. Es muss Druck aufgebaut werden, dass in den verbleibenden Monaten dieser Regierung dies endlich auf den Weg gebracht wird.

Wir brauchen eine qualitativ hochwertige Ausbildung in allen Branchen, die Lernen ermöglicht und psychische Belastungen und Stress bei den jungen Menschen vermeidet.

Den vollständigen DGB-Ausbildungsreport 2016 finden Sie als PDF_Symbol.gif am Ende dieser Seite - bitte weiter runterscrollen.

Laurenz Nurk, Dortmund (Quelle: dgb)


 

► Quelle: Erstveröffentlicht am 09.10.2016 auf gewerkschaftsforum-do.de > Artikel. Die Texte (nicht aber Grafiken und Bilder) auf gewerkschaftsforum-do.de unterliegen der Creative Commons-Lizenz (CC BY-NC-ND 3.0 DE), soweit nicht anders vermerkt.

► Bild- und Grafikquellen:

1+2. Cover des DGB-Ausbildungsreports 2016.