Gesellschaftlich genehme Haltungen statt Bildung

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Gesellschaftlich genehme Haltungen statt Bildung
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Gesellschaftlich genehme Haltungen statt Bildung

Junge Menschen werden an unseren Schulen ideologisch indoktriniert.

von Willy Meyer | RUBIKON

Im Windschatten der massiven Einschränkungen an Deutschlands Schulen durch die bildungsbehördlich angeordneten sogenannten Coronamaßnahmen setzt sich ein Trend fort, der dabei ist, die gesamte Bildungslandschaft auf den Kopf zu stellen. Schule vermittelt zunehmend weniger Bildung; stattdessen fördert sie gesellschaftlich genehme Haltungen in der Schülerschaft. Heranwachsende lernen nicht mehr eigenständig zu denken, vielmehr das „Richtige“ zu denken — und das bedeutet immer: was die Eliten und Zeitgeist-Designer vorgeben.

Nun darf sich auch die Schule meines Sohnes stolz „Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage“ nennen. Sie liegt damit voll im Trend, denn deutschlandweit gibt es mittlerweile gut 3.800 solcher mit diesem Prädikat versehenen Schulen und damit besuchen etwa zwei Millionen Schüler eine solche Einrichtung.

Schule_Fruehkonditionierung_Kindermanipulation_Kindermanipulation_Bildungsdefizit_Bildungspolitik_Schuelermanipulation_Kritisches-Netzwerk

Seit 1992 koordiniert der Trägerverein 'Aktion Courage e.V.' bundesweit das Netzwerk „Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage“ mit der Intention, junge Menschen gegen eine Vielzahl von Diskriminierungen aktiv werden zu lassen. Das Netzwerk entstand infolge der Ereignisse in Hoyerswerder, Mölln und Solingen, und zielt „auf eine diskriminierungssensible Schulkultur und Dauerhaftigkeit im Engagement.

Eine Mitgliedschaft setzt die aktive Zustimmung von wenigstens 70 Prozent der Schüler voraus, wobei oft schon der Schülerrat die Bewerbung und die zur Aufnahme nötigen Schritte vornimmt. An weiterführenden Schulen müssen sich dabei die Schüler aller Stufen fragen, ob sie couragiert und aktiv gegen Ableismus [Beurteilung von Menschen anhand ihrer Fähigkeiten, was als behindertenfeindlich angesehen wird. H.S.], Antisemitismus, Antiziganismus, für eine demokratische Schulkultur, in welcher „jede Meinung zählt“, für Flucht und Asyl, gegen Homo- und Transfeindlichkeit, gegen Islamismus, Klassismus, Mobbing, Menschenfeindlichkeit, Rassismus, mit explizitem Verweis auf Artikel 1 GG, sowie gegen Rechtsextremismus und Sexismus Partei ergreifen wollen [1].

► Unwissenheit schützt nicht vor Zustimmung

In aller Regel sind die Schüler, egal welcher Altersstufe, gern und begeistert dabei. Fragt man sie allerdings, wofür und wogegen sie sich denn damit konkret engagieren werden, schauen die allermeisten eher ratlos in die Runde, da sie mit den Begrifflichkeiten mehrheitlich nichts anfangen können. Aber sie sind bereit, mit Ja zu stimmen, damit auch ihre Schule eine „Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage“ wird. Wogegen auch niemand ernsthaft Einwände erheben würde.

Allerdings mag sich der eine oder die andere an dieser Stelle schon einmal fragen, wie das vom Netzwerk geforderte aktive Engagement vor dem Hintergrund von solch vagen Ahnungen und flüchtigem Halbwissen aussehen kann. Noch überraschter zeigen sich die Schüler, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden, wogegen eine sich derart positionierende Schule eben nicht ist.

Aufmerksame Leser werden bereits festgestellt haben, dass Schüler gegen so manches „diskriminierungssensibel“ werden sollen, nicht jedoch gegen Linksextremismus. Der fehlt nämlich auf der langen Liste des Netzwerks. Man kann nun trefflich spekulieren warum, spricht sich doch mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des 'Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend' (BMFSFJ) ein wichtiger Sponsor sehr wohl dafür aus, beide politischen Extreme kritisch und distanziert zu betrachten.

► Social and emotional learning (SEL)

Die Ziele und Methoden des Netzwerks „Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage“ fügen sich nahtlos ein in die Ziele des 'social and emotional learning' (SEL), welches in den Lehrplänen der USA und anderswo sehr weitgehend implementiert ist und auch von der UNESCO weltweit propagiert wird. Danach werden insbesondere solche Fähigkeiten in den Blick genommen, deren Beherrschung nicht durch Tests abgefragt werden können, die aber weitreichende Auswirkungen auf das soziale Miteinander und die Persönlichkeitsentwicklung des einzelnen haben, so etwa kritisches Denken, Umgang mit den eigenen Gefühlen, Konfliktlösung, Entscheidungsfindung und Teamwork.

Um dabei erfolgreich bestehen zu können, müssen die Schüler geschult werden in Selbst- und Fremdwahrnehmung, im Treffen von Entscheidungen und in ihren sozialen Kompetenzen [2]. Dieser Prozess ist umso erfolgversprechender, je weniger er von den Lehrenden den Schülern übergestülpt, sondern je mehr er von Mitschülern und Schülergremien an sie herangetragen wird.

Wie an der Schule meines Sohnes, wo sich der Schülerrat für die Mitgliedschaft im Netzwerk „Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage“ eingesetzt hat. Erfolgreich.

► Bunte Agenden-Vielfalt

Klimawandel-Fridays-for-Future-FFF-Pseudoklimaretter-Klimaministerium-Klimaschutzministerium-Klimaparanoia-Kritisches-Netzwerk-Oekodiktatur-Oekofaschismus-Klimasekte Dabei ist „Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage“ nur ein Beispiel aus einem bunten Strauß ähnlich aktueller, „aufgeweckter“ Themen. So gibt es eine Vielzahl von Umweltschulen, an welchen die Schüler Solarpanele auf Dächern anbringen, die korrekte Mülltrennung üben und gemeinsam mit vielen Lehrern zu den Fridays-for-future-Demos gehen.

Andere Schulen eröffnen unisex oder diverse Toiletten, schmücken sich den ganzen Juni über mit Regenbogenflaggen und stellen der Schülerschaft die Möglichkeit vor, sich schon ab Klasse 5 als non-binär zu definieren.

Unvergessen das geradezu appellative Schreiben des Hamburger Schulsenators, an einem Donnerstagvormittag zur Demo für die Ukraine zu gehen, für welche die Schüler an vielen Schulen im Unterricht blau-gelbe Flaggen und deutlich Partei ergreifende Plakate gegen die andere Seite anfertigten [3]. Und selbst wenn, wie jüngst im Bayrischen Rundfunk, sich die überwiegende Mehrheit der Schülerschaft gegen das Gendern ausspricht [4], so fordern die Schülergremien und die Lehrerschaft genau diese Fertigkeit mit allem gebotenen Nachdruck ein.

Dass bei so viel gut gemeintem Aktivismus die eine oder andere Kenntnis aus anderen Bereichen auf der Strecke bleiben muss, liegt auf der Hand und wird gern in Kauf genommen, wenn sich am Ende nur alle gut verstehen und stets genau wissen, was das „Richtige“ ist und das dann auch tun.

Mülltrennen zum Beispiel und E-Autos fahren, Genderfluidität als soziale Realität leben und erleben, mit der Antifa gegen rechts vorgehen und überhaupt immer dann Solidarität zeigen, wenn diese besonders gefragt ist.

► Was zählt

Jede Meinung zählt“ — so heißt ein zentraler Punkt einer jeden „Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage“. Darauf hätten sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren gerne jene Schüler berufen, deren Meinung vom Mainstream abwich und die sich nicht so verhielten wie die überwiegende Mehrheit ihrer Kameraden und ihrer Gesellschaft. Sicher hätten sie sich über Solidaritätsbekundungen von Mitschülern oder gar Lehrern gefreut und wie dringend haben sie sich einen respektvollen Umgang mit ihnen gewünscht.

Der Zeitgeist indes war ihnen nicht gewogen.

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt, mach´s wie deine Brüder!“, sang 1965 der Liedermacher Franz Josef Degenhardt. Schon seit jeher hatten es jene, die gegen den Zeitgeist schwammen, schwer. Für einen kurzen Augenblick, etwa seit 1970, öffnete sich Schule in Deutschland, brachte sich kritisch in den gesellschaftlichen Diskurs ein, bot Schülern Raum zur freien Selbstentwicklung und gab ihnen sogar das fachliche und intellektuelle Rüstzeug dazu — im günstigsten Fall, jedenfalls.

Konditionierung-Manipulation-Beeinflussung-Gehirnwaesche-Nutzmenschhaltung Doch das war vor dieser Zeit, in welcher die guten, wohlgemeinten und auch nötigen Veränderungsansätze vom global operierenden militärisch-finanziellen-digitalen Komplex in deren eigenes Narrativ übernommen und so verdreht wurden, dass ihre eigenen Interessen geschützt sind. Diese Usurpation [Anmaßung einer Befugnis; H.S.] hat einen hohen Preis, den der Freiheit und Lebensqualität der vielen, die medial oder edukativ instruiert glauben, das „Richtige“ zu tun, aber gerade damit die Wölfe nähren, die die Schafherde frisst.

Die jungen Menschen wissen wirklich nicht, was sie da tun, wenn sie sich all diese angesagten [dem System dienlichen und genehmen; H.S.] Haltungen zu eigen machen, die ihnen ihre eigenen Mitbestimmungsgremien, die Lehrer und die den Lehrplänen zugrunde liegende, verborgene Intention vermitteln. Sie sind voller Idealismus — und streitbar. Mit ihnen wird sich unsere Gesellschaft nachhaltig verändern.

Willy Meyer
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Willy Meyer, Jahrgang 1963, ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern und Lehrer. Er lebt in Hamburg und engagiert sich seit zwei Jahren lokal für Aufklärung und gesellschaftliche Veränderung.

[1] »So werdet ihr eine Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« >> weiter.

[2] »What Is Social and Emotional Learning?«

Soziales und emotionales Lernen (SEL) bezieht sich auf ein breites Spektrum von Fähigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen, die den Erfolg der Schüler in der Schule und im Leben beeinflussen können. Denken Sie an die Fähigkeiten, die nicht unbedingt in Tests gemessen werden: kritisches Denken, Umgang mit Emotionen, Konfliktlösung, Entscheidungsfindung, Teamarbeit. Auch wenn diese Fähigkeiten nicht traditionell quantifiziert werden können, so können sie doch die Bildung der Schüler abrunden und sich auf den akademischen Erfolg, die Beschäftigungsfähigkeit, das Selbstwertgefühl, die Beziehungen und das bürgerliche und gesellschaftliche Engagement auswirken. >> weiter.

[3] »Schülerprotest gegen Ukraine-Krieg: Vormittags-Demo auf einmal erlaubt«, von Kaija Kutter / taz-Kommentar >> weiter.

[4] »BR: Wie man sich öffentlich-rechtlich beim Thema Gendern blamiert«, von Josef Kraus / Tichys Einblick >> weiter.


► Quelle: Der Artikel erschien am 31. August 2022 als Erstveröffentlichung bei RUBIKON >> rubikon.news/ >> Artikel. RUBIKON versteht sich als Initiative zur Demokratisierung der Meinungsbildung, vertreten durch die Geschäftsführerin Jana Pfligersdorffer. RUBIKON unterstützen >> HIER.

Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz 'Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International' lizenziert. >> CC BY-NC-ND 4.0. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.

ACHTUNG: Die Bilder und Grafiken sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. folgende Kriterien oder Lizenzen, s.u.. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt, ebenso die Komposition der Haupt- und Unterüberschriften verändert.

Bild- und Grafikquellen:

1. Lehrerin mit Schülergruppe im Schulkorridor: Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage. Foto: pch.vector. Quelle: freepik >> https://de.freepik.com/ . Freepik-Lizenz: Die Lizenz erlaubt es Ihnen, die als kostenlos markierten Inhalte für persönliche Projekte und auch den kommerziellen Gebrauch in digitalen oder gedruckten Medien zu nutzen. Erlaubt ist eine unbegrenzte Zahl von Nutzungen, unbefristet von überall auf der Welt. Modifizierungen und abgeleitete Werke sind erlaubt. Eine Namensnennung des Urhebers (pch.vector) und der Quelle (Freepik.com) ist erforderlich. >> Foto.

2. KLIMAWANDEL BEENDEN! Durch verminderte Bildung und Absenkung des IQ. Aktion "More Frei-Days for no Future!" JA zu Schulboykott, Schülerproteste, Schülerstreik, Schulschwänzen und Schulschwänzer.  Es sind die gleichen Kinder, die bald in E-Mobilen durch die Gegend fahren, deren Batterieherstellung eine der größten Umweltsünden überhaupt ist. Lithium kommt aus der Atacama Wüste in Chile und Kobalt aus dem Kongo. Ihr zerstört die intakte Umwelt der Ärmsten dieser Welt für Euren Lifestyle.  Ja, Ihr habt Recht! Wir Alten sind schuld, dass wir zugelassen haben, dass Ihr Rotzgören Euch jetzt zum Retter der Welt aufspielt, obwohl Ihr tagtäglich Eure Umwelt mit Füßen tretet.

Die missbrauchten Schüler diskreditieren sich ganz von allein. Sie von anderem zu überzeugen als von dem Eingeimpften ist wie einem Affen das Lesen beibringen. Kinder und Jugendliche wurde von je her zweckdienlich eingesetzt, schon bei den Faschisten und auch den Kommunisten, genau wie heute von den Klimaisten. Dabei sollte alles was mit -ist, -muss und -isten aufhört verboten oder zumindest hinterfragt werden – das wäre mal ein echter Beitrag für die Umwelt. Grafik: Wilfried Kahrs (QPress).

3. Konditionierung: Schon immer hat politische Propaganda versucht, das weltanschauliche Paradigma einer Epoche in ihrem Sinne zu beeinflussen. Ist auf diese Weise der Boden bereitet, lassen sich dem „Souverän“ auch harte politische Maßnahmen leichter verkaufen, werden Menschen dazu verführt, ihrer eigenen Entrechtung widerstandslos zuzustimmen.

Schule vermittelt zunehmend weniger Bildung; stattdessen fördert sie gesellschaftlich und vor allem dem System dienliche und genehme Haltungen in der Schülerschaft. Heranwachsende lernen nicht mehr eigenständig zu denken, vielmehr das „Richtige“ zu denken — und das bedeutet immer: was die Eliten und Zeitgeist-Designer (Zeitgeistmacher) vorgeben.

Grafikquelle: Bildschirmfoto eines inzwischen gelöschten Musikvideos mit dem Songtitel Medien-Huren. Band: 'Uncore United' aus Weimar). Inzwischen neuer Bandname: Weimar. Album: Eure Wahrheit ist gelogen (2015). Diese Grafik findet sich auch in animierter Version im YT-Video Dark Piano - OCD.