Institutionenvertrauen in Deutschland
von Dr. Carsten Frerk / Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid)
Um die Glaubwürdigkeit der Medien in der Bevölkerung abzuklären hat der Westdeutsche Rundfunk das Institut infratest dimap u. a. fragen lassen, ob der Bezeichnung „Lügenpresse“ zugestimmt wird. Die Studie (siehe zum Download im Anhang) beginnt jedoch mit einer allgemeinen Abklärung zum Institutionenvertrauen in der Bevölkerung. Den Kirchen wird von 34 Prozent der Bevölkerung „sehr großes“ bzw. „großes Vertrauen“ bezeugt.
Die Frage lautete: „Ich nenne Ihnen jetzt eine Reihe von Einrichtungen und Organisationen. Bitte sagen Sie mir für jede, wie viel Vertrauen Sie in sie haben: sehr großes Vertrauen, großes Vertrauen, wenig Vertrauen oder gar kein Vertrauen?“
Zu den vorgegebenen zwölf Institutionen / Organisationen zählten auch die Kirchen. Sie werden von 34 Prozent der Befragten als vertrauenswürdig eingestuft, das ist der vorletzte Rang, vor den privaten Rundfunksendern. Die Tageszeitungen werden (von 47 Prozent) als vertrauenswürdiger bewertet, ebenso wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk (mit 61 Prozent) Vertrauenswürdigkeit.
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Die Verbesserung der Kirchen in der Glaubwürdigkeitseinstufung gegenüber der Befragung im November 2015 von drei Prozentpunkten liegt noch im Bereich der Umfrage-Schwankungsbreiten einer Fehlertoleranz.
Etwas salopp oder medientechnisch formuliert, finden die Kirchen seit Jahren keinen Ausweg aus dem „Quotentief“. Bereits 2005 wurden die beiden Kirchen hinsichtlich ihrer Vertrauenswürdigkeit auf einer 7-er-Skala (mit einer durchschnittlichen Bewertung von 4,0) unterdurchschnittlich mit 3,76 (katholische Kirche) und 3,17 (evangelische Kirche) bewertet.
Das Gleiche gilt für eine Umfrage aus dem Jahr 2013 in der 25 Prozent der Befragten „viel Vertrauen“ in die evangelische Kirche haben und 9 Prozent „viel Vertrauen“ in die katholische Kirche bekunden. Ein „Quotentief“, das noch im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal stand.
Diese Bewertung ist nicht nur für Deutschland typisch, sondern zeigt sich generell ebenso in Großbritannien bei der Einstufung der Church of England.
Dr. Carsten Frerk / Projektleitung fowid (siehe komplette infratest dimap-Studie zum Download im Anhang)
► Quelle: Erstveröffentlicht bei https://fowid.de/ > Artikel vom 19.01.2017.
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► Bild- und Grafikquellen:
1. Japanisches Sprichwort: "MAN KANN AUCH ZUM KOPF EINER SARDELLE BETEN, ES KOMMT NUR AUF DEN GLAUBEN AN." Die Sardellen (Engraulidae) sind eine Familie der Heringsartigen. Die kleinen Fische leben als planktonfressende Schwarmfische in den Ozeanen gemäßigter und tropischer Breiten. Die meisten Arten kommen vor allem in der Nähe der Küsten vor, einige auch im Süßwasser, die meisten davon in Südamerika. Urheber: Massimiliano Marcelli / Alessandro Duci. Quelle: Wikimedia Commons. Der Urheberrechtsinhaber dieses Werkes, veröffentliche es als gemeinfrei. Dies gilt weltweit. Bildbearbeitung (Inschrift): Wilfried Kahrs / QPress - Grafik ebenfalls gemeinfrei.
2. Grafik #1: Umfrage infratest dimap für den WDR, Dez. 2016.
3. Grafik #2 aufbereitet durch fowid / Dr. Carsten Frerk.
4. Volker Pispers: "Die katholische Kirche ist das Opfer der größten Einzeltäterzusammenrottung aller Zeiten." Originalfoto: Niko Bellgardt, Düren via Wikimedia Commons. Bildidee: Helmut Schnug, Technische Umsetzung: Wilfried Kahrs / QPress.de.