Katalonien: Signal für ein neues Staatsverständnis?
Es ist offensichtlich: Das Credo des nationalen Einheitsstaates ist in der Krise. Der Kampf um Kataloniens Unabhängigkeit ist nur der aktuellste Ausdruck dieser Tatsache. Ähnliche Konflikte gingen dem voran, weitere werden folgen.
Der Wunsch von gut 50% der Bevölkerung Kataloniens nach Autonomie und Unabhängigkeit steht gegen den Monopolanspruch des spanischen Staates und gegen die ‚schweigende Mehrheit‘, die sich aus unterschiedlichen Gründen an der Abstimmung zum Referendum vom 1. Oktober 2017 nicht beteiligt hat. Dieser Konflikt kann weder zugunsten des spanischen Staates noch einer regionalen Abspaltung Kataloniens lebensförderlich gelöst werden, solange beide Seiten auf dem Boden des heutigen Verständnisses vom einheitlichen Nationalstaat stehen bleiben, das heißt, eines Staates, der, dominiert von der Ökonomie, sämtliche Lebensbereiche überformt und beherrscht. Grundsätzliche Veränderungen des Staatsverständnisses stehen an, die von der Wirklichkeit des Zusammenlebens in unserer heutigen Welt gefordert werden.
Diese Wirklichkeit liegt zum Ersten in der Tatsache, dass das globale Wirtschaftsleben schon längst alle nationalen Grenzen gesprengt und sich die Nationalstaaten als bloße Instrumente unterworfen hat. Sie liegt des Weiteren in der historischen Erfahrung, dass alle Revolutionen, bürgerliche wie sozialistische, bisher nur dazu geführt haben, die Diktatur der Ökonomie mit anderem Namen, aber unverändertem Staatsverständnis auf immer neuem Niveau wiederherzustellen. Sie liegt schließlich in der wachsenden emotionalen und spirituellen Verlorenheit vieler Menschen angesichts einer Welt, die, von ökonomischen Kriterien beherrscht, beängstigenden Katastrophen entgegentaumelt.
Dies alles bedeutet nichts anderes, als dass viele Menschen heute nach neuem Sinn, nach neuen Formen des Zusammenlebens und – nennen wir es mit einem aus berechtigten Gründen in Deutschland vorsichtig zu benutzenden Begriff – nach neuer Heimat suchen, wo sie als Einzelne in überschaubaren, pluralen Zusammenhängen ihren Wert und ihre Würde finden können.
► Autonomie – eine Forderung der Zeit
Vor einem solchen Hintergrund gewinnen die Bestrebungen nach Selbstbestimmung, Autonomie und Unabhängigkeit wie jetzt in Katalonien, wie zuvor in Schottland, wie in Norditalien, wie in vielen anderen Regionen Europas, die den Verlust ihrer lokalen oder regionalen Autonomie beklagen, ihre Erklärung und ihre Berechtigung als Ausdruck der Zeit – wenn sie ihre eigene historische Dynamik begreifen, die faktisch aus der überfälligen Übermacht des Staatsmonopols erwächst, die zugleich dessen Ohnmacht offenbart.
Bei wachem Blick wird zudem erkennbar, dass dies nicht nur eine europäische, sondern ein globale Dynamik ist, die den Osten ebenso wie den Westen, den Süden und den Norden betrifft. Die sich vermehrenden ‚eingefrorenen‘ oder auch nur mühsam eingehegten Konflikte am Rande der ehemaligen Sowjetunion, auf dem Balkan, in Mesopotamien, in Afrika, Südamerika, ebenso wie im asiatischen Teil der Welt sprechen eine unmissverständliche Sprache.
Zum tieferen Verständnis, welche Bedeutung diese Vorgänge für das heutige Leben haben, ist ein kurzer Blick in die neuere Geschichte des einheitlichen Nationalstaates unerlässlich.
► Nationalstaat als Credo
Schon nach dem ersten Weltkrieg war klar, dasses die Konfrontation der europäischen Nationalstaaten mit ihren imperialen Ansprüchen war, die in die Weltkriegskatastrophe geführt hatte. Das Entsetzen war allgemein. Eine Wiederholung sollte unbedingt vermieden werden. ‚Nationale Selbstbestimmung‘ hieß das Zauberwort, unter dem das geschehen sollte. Unter dieser Parole wurde der auf europ. Boden gewachsene nationale Einheitsstaat in den Friedensverhandlungen nach dem Ende des Krieges zum Credo der zukünftigen Völkerordnung erhoben. Ein Völkerbund wurde gegründet, der diese neue Ordnung pflegen sollte.
Mitglieder + Nichtmitglieder des Völkerbundes Mitglieder Kolonien der Mitglieder Mandate Nichtmitglied Kolonien v. Nichtmitgliedern
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Es war der amerikanische Präsident Woodrow Wilson, führender Vertreter der Siegermächte, der diese Intentionen als ‚demokratische Vision‘ in die Nachkriegsverhandlungen einbrachte. Die bis dahin bestehenden von Europa ausgehenden Imperien, Vielvölkerstaaten und Kolonien wurden in diese neue Ordnung überführt. Ob sie es wollten oder nicht, ob es in die kulturellen und ethnischen Gewordenheiten passte oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Grenzen wurden willkürlich gezogen. Dies führte die Kolonien, anders als verkündet und mit Folgen bis heute, nicht etwa in die Unabhängigkeit, sondern in neue Formen der Abhängigkeit, provozierte darüber hinaus massenhaft ethnische ‚Säuberungs’konflikte und daraus folgende Abgrenzungskriege. Entsprechend anfällig war die neue Völkerordnung für Revirements (Kehrtwendung, Trendwende), wie sie dann in den Jahren zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg von allen Seiten im Kleinen und im Großen versucht wurden. Nicht zuletzt Hitler verstand diese ungelösten Probleme für seine Welteroberungspläne auszunutzen.
► Sonderwege
Einen Sonderweg ging Russland, das, anders als Österreich und das Osmanische Reich, trotz Revolution und trotz massiver Interventionen des Westens auf Seiten der Konterrevolution als Vielvölkerzusammenhang erhalten blieb. Allerdings diente die Parole der nationalen Selbstbestimmung auch Lenin als Grundlage für die von ihm initiierte Grundorganisation der Sowjetunion. So entstand die Sowjetunion als Zwitter, das heißt, als Vielvölkerstaat mit sowjetnationaler Ideologie. Josef Stalin zerlegte das Land dann in ebensolche schematischen Schnittmuster, mit ebensolchen desaströsen, bis heute wirkenden Folgen, wie die, die aus dem imperialen Erbe des ‚Westens‘ hervorgingen.
Eine andere Konsequenz aus dem Desaster des ersten Weltkrieges zog der aus Österreich, also aus einer Vielvölkertradition stammende, Rudolf Steiner mit der von ihm als allgemeinem Kulturimpuls vorgetragenen Idee einer „Dreigliederung des sozialen Organismus“. Notwendig sei eine Entflechtung von Geistesleben, Wirtschaftsleben und Rechtsleben, trug er vor, die sich zukünftig unabhängig voneinander, aber in gegenseitiger Förderung und Kontrolle entwickeln müssten, um die Dominanz des Ökonomischen zugunsten einer lebendigen Beziehung und freien Entwicklung aller Lebensbereiche zu überwinden.
Darunter verstand er: Eine Wirtschaft in staatlich nicht gebundenen Assoziationen von Produzenten, Distribuenten und Konsumenten, ein Geistesleben in unabhängiger Selbstverwaltung sowie eine Reduzierung des Staates auf die Regelung des Rechtslebens, in dem die Menschen sich als „mündige Bürger“ gleichwertig und gleichberechtigt in ihren örtlichen oder regionalen Gemeinschaften miteinander verbinden.
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► Vom Nationalstaat zum Totalstaat
Rudolf Steiners Vorstellungen fanden seinerzeit ein Echo bis in die höchsten Regierungskreise in Deutschland und Österreich. Im Aufkommen der Restauration (Wiederherstellung eines politischen Zustandes) und im Verlauf der einsetzenden Faschisierung der deutschen und europäischen Verhältnisse fielen sie, ebenso wie jene Elemente der Neuordnung Wilsons, die demokratisch genannt werden konnten, sowie auch die revolutionären Hoffnungen im Gefolge der russischen Revolution den wieder wachsenden nationalstaatlichen Konfrontationen zum Opfer.
Der zweite Weltkrieg steigerte den nationalen Einheitsstaat zum nationalen Totalstaat – im Westen nicht anders als im Osten. In dessen Hitlerscher wie auch Stalinscher Prägung wurde der Mensch auf ein Schräubchen im Getriebe der Zwangsindustrialisierungen jener Zeit erniedrigt – unter unterschiedlichen ideologischem Zeichen, aber mit dem gleichen Ergebnis seiner Entwürdigung als Mensch.
Ein entscheidender Fakt ist dabei zu beachten: Während die Wilsonsche wie auch die revolutionäre Variante des Nationalstaates bruchlos in den Totalstaat übergingen, gingen die Ansätze zur Differenzierung, wie sie die Dreigliederung ansatzweise entwickelte, zusammen mit den demokratischen und pluralen Elementen der Nationalstaaten in eben dieser Entwicklung unter.
► Nie wieder Nationalismus?
Nach dem zweiten Weltkrieg war die Einsicht in die krisentreibende Wirkung der Nationalstaatsideologie groß: Nie wieder Nationalismus, lautete diese Einsicht, nie wieder Krieg. Das deutsche Grundgesetz ist von diesen Einsichten geprägt. Nur beispielhaft sei genannt: die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, die Sozialverpflichtung des Eigentums, die Freiheit von Forschung und Lehre. Die Idee des Völkerbundes, die zwischen den Weltkriegen gescheitert war, wurde in der Form der "Vereinten Nationen" (engl. UN) wieder aufgenommen. Mit der "Europäischen Gemeinschaft" (EG), später der Europäischen Union (EU) wurde der Versuch gemacht, den gewachsenen übernationalen Verflechtungen und Entnationalisierung der Wirtschaft Rechnung zu tragen. Die Verfassung der Europäischen Union garantiert jedem individuellen und kollektiven Mitglied unveräußerliche Bürgerrechte – nicht zuletzt die freie Wahl seiner staatlichen Vertretung und Mitgliedschaft in der Europäischen Union. [Anm. ADMIN H.S.: sic! Bestenfalls in der Theorie - aber tatsächlich nicht einmal das: Die EU war bereits von den Vordenkern und der selbsternannten Politikerelite als Vereinigung des Geldes im Rahmen einer großangelegten `Massennutzmenschhaltung´ konzipiert und wird bis dato so betrieben. Ohne erkennbare Anzeichen einer signifikanten Verbesserung!]
Wenn jetzt das Credo des einheitliche Nationalstaats wieder benutzt werden soll, um Volkseinheiten, die nach einer eigenen autonomen Regierung streben, unter Androhung von Repression zu verpflichten, in dem nationalstaatlichen Zusammenhang zu verbleiben, in den sie im Lauf der Geschichte mehr oder weniger zufällig geraten sind, wenn die Europäische Union sich, obwohl auf Pluralität begründet, als Block hinter dieses Vorgehen des spanischen Nationalstaates stellt, so entspricht das weder der Verfassung der Europäischen Union, noch den Erfordernissen und Bedingungen der heutigen Zeit. Ein Aufbegehren dagegen ist nicht nur berechtigt, sondern notwendig und weist in die Zukunft – wenn es nicht bei einer bloßen Abspaltung bleibt, die ihrerseits das Credo des einheitlichen Nationalstaats beibehält. Eine bloße Regionalisierung würde auf nichts anderes hinauslaufen als auf eine Multiplizierung des nationalstaatlichen Credos ins Kleine und tendenziell Unendliche. Das wäre eine sinnlose, sogar bedrängende Variante, deren Konsequenz nur die Wiederkehr krassester Spielarten des Nationalismus mit entsprechenden Vereinheitlichungs- und Säuberungstendenzen sein könnte. Beispiele für solche Irrwege hat die neuere Geschichte leider auch zahlreich geliefert. Man denke nur an die Ukraine.
Was heute auf der Tagesordnung steht, ist die überfällige Befreiung des Lebens aus dem Monopol des einheitlichen Nationalstaats. Angesichts der historischen Erfahrungen, die zeigen, wie sich diese Staatsform immer wieder etabliert hat, wenn nur die Machtfrage, aber nicht die grundsätzliche Frage nach einem anderen Verständnis des Staates gestellt wird, kann das jedoch nicht zum widerholten Male als Eroberung der Machtgeschehen, in die das herrschende Staatsverständnis mit hinübergenommen wird. Unumgänglich ist der bewusste Abschied vom Verständnis des Staates als einem alles regelnden Monopol und die schrittweise, aktive, kollektive Stärkung der heute bereits entwickelten Tendenzen, welche die Pluralität, die Dezentralisierung, die Kommunalisierung, die vielfältigen Ansätze neuer Gemeinschaftsbildung usw., ebenso wie die übernationalen wirtschaftlichen und geistigen Strukturen als einen aus dem Leben hervorwachsenden Prozess schrittweise und beharrlich in die Realität bringt. Wenn dies als Impuls in den Wunsch nach Unabhängigkeit eingeht, hat sie ihren Namen verdient.
Kai Ehlers, www.kai-ehlers.de .
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Das Buch zum Thema:
"Dikoe Pole. Wildes Feld. Eine dokumentarische Erzählung zum transnistrischen Krieg" von Jefim Berschin. Sprachenkrieg in Moldawien Unabhängigkeitskrieg. Aus dem Russischen, Herausgeber und Einführung: Kai Ehlers.
1992 ein blutiger Sprachenkrieg unter den Schlachtrufen "Für ein einheitliches Moldawien" am südlichen Rand der zerfallenen Sowjetunion. Fünfundzwanzig Jahre später der ukrainische Krieg unter der Forderung "Ukraine für die Ukrainer". Das Muster ist gleich, das Gift des Nationalismus, der ethnischen und der kulturellen Säuberungen, das in den durch den Zerfall der Sowjetunion frei gewordenen Vielvölkerraum nördlich des Schwarzen Meeres eindringt.
Jefim Berschins Bericht lässt den transnistrisch-moldauischen Sprachenkrieg als Präzedenzfall einer Region erkennen, die sich nach dem Verfall der Sowjetunion heute wieder in das "Wilde Feld" zu verwandeln droht, das sie als ethnischer, kultureller und politischer Durchgangsraum über Jahrhunderte war. Was 1992 mit Transnistrien begann, sich mit Ossetien, Berg-Karabach und anderen Konflikten fortsetzte, steigert sich heute im ukrainischen Krieg.
Wer die Geschichte dieses Raumes, die Triebkräfte seiner Konflikte, die Dimension des Kulturbruchs verstehen will, in das Völker am Ende der systemgeteilten Welt geschleudert wurden und immer noch werden, findet in Berschins Bericht ein bewegendes, höchst aktuelles Zeugnis.
Paperback, 280 Seiten, ISBN-13: 978-3-7412-6386-6. Verlag: Books on Demand, 09.2016. Auch als eBook ISBN-13: 978-3-7431-6866-4.
Bestellung über info@kai-ehlers.de, 10 € plus Porto.
Vortragsangebote, für die Kai Ehlers gebucht werden kann: (Kontakt über: www.kai-ehlers-de)
Aktuell:
⇒ Was kommt nach Putin?
Stichwort: Putin als interner und externer Krisenmanager und seine Grenzen.
⇒ Angst vor Russland – warum?
Stichwort: Russlands Autarkie und Unberechenbarkeit.
⇒ Russland ohne Europa?
Stichwort: Ist Russland ohne Europa und Europa ohne Russland denkbar?
⇒ Bündniskarussell - Neugruppierung der Weltmächte?
Stichwort: Trump, Putin, Xi Jinping - neue Weltordnung oder neue Fronten?
⇒ Ukraine-Syrien-Korea
Stichwort: ‚Eingefrorene Konflikte‘ und ‚failed-states‘: Minen des Jahrhunderts
⇒ ‚Aus für die NATO‘?
Stichwort: NATO in der Krise – oder entstehen nur neue Formen des Krieges?
⇒ Nachdenken über Deutschland
Stichwort: Deutscher Geist – Segen oder Fluch?
⇒ Was ist am Islam so attraktiv?
Stichwort: Islam als ganzheitliches, sozio-politisches Angebot jenseits der Alternative von Kapitalismus oder Sozialismus
⇒ Regionalisierung – Signal wofür?
Stichwort: Neues Staatsverständnis oder neuer Nationalismus?
Russland:
⇒ Putin Aggressor oder Krisenmanager?
Stichwort: Blick auf Putins Konsenspolitik
⇒ Was ist das Russische an Russland?
Stichwort: Vielvölkerorganismus statt Nationalstaat
⇒ Russland – Entwicklungsland neuen Typs?
Stichwort: Nicht sozialistisch, nicht kapitalistisch – was dann?
⇒ Von Russland lernen?
Stichwort: Impulse aus der russischen Gemeinschaftstradition
⇒ Russlands religiöser Pluralismus
Stichwort: Russlands nach-atheistische spirituelle Dynamik
⇒ Gibt es eine ‚russische Idee‘?
Stichwort: Hat Russland eine Kulturaufgabe für das 21. Jahrhundert?
⇒ Russland in Eurasien – immer noch ‚Herzland‘?
Stichwort: Annäherung an eine nach wie vor verfolgte geopolitische Zielvorgabe
⇒ Modell Kasan – Beispiel eines säkularen Islam in Russland
Europa:
⇒ Gibt es eine europäische Idee/Mission?
Stichwort: Europa ist mehr als die EU – aber was?
⇒ EU – Puffer zwischen USA und Russland?
Stichwort: EU nur ein Instrument der US-Politik?
⇒ Nachdenken über Deutschland im globalen Koordinatenkreuz
Stichwort: Deutschland neue Führungsmacht oder Vermittler?
⇒ Deutsch-Russische Achse – Rettung oder Trauma?
Stichwort: Geschichte und mögliche Zukunft deutsch-russischer Zusammenarbeit
⇒ Deutscher Geist – Segen oder Fluch?
Stichwort: Gibt es einen spezifischen deutschen Charakter?
Generell:
⇒ Krise des Nationalstaats und Perspektiven der Dreigliederung heute
Stichwort: Ist die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus inzwischen zur historischen Notwendigkeit herangereift?
⇒ Krise des Nationalstaats?
Stichwort: Kommunalisierung, Regionalisierung, Föderalisierung, Dreigliederung von Wirtschaftsleben, Geistesleben, Rechtsleben – bilden sich heute neue Formen des sozialen Organismus heraus? Oder erlebt die Welt einen Rückfall in Nationalismus?
⇒ Hat Mitteleuropa heute noch eine Aufgabe zwischen westlichem Herrschaftsanspruch und östlichem Kulturkeim?
Stichwort: Rückblick auf das zurückliegende Jahrhundert 1917-2017. Ist eine Vermittlung von westl. Individualismus u. östl. Gemeinschaftstraditionen möglich?
⇒ Heimat in der Globalisierung – was kann das sein?
Stichwort: Gemeinschaftsbildung, Wahlfamilie und Beziehungsgesellschaft.
⇒ Migration, Revolte, Terror, Revolution – eine notwendige Reihe?
Stichwort: Kann es eine gewaltfreie Lösung der globalen Krise geben?
⇒ Kapitalismus, Sozialismus, Dreigliederung – ein Lernprozess?
Stichwort: Russische Revolution, realer Sozialismus – nur ein gescheitertes Experiment oder eine Lehre für die Zukunft?
⇒ Großbritannien / USA – Russland: eine historische Polarität.
Stichwort: Westen/Osten, Seemacht/Landmacht Neue Welt / alte Welt.
⇒ Präventionswahn – neue Formen der Eugenik.
Stichwort: Strategien gegen die ‚Überflüssigen‘ von heute und morgen.
► Bild- und Grafikquellen:
1. Politics - Society - Culture - Environement - Economy - Globalisation: Gesellschaftsspaltende, zuweil auch gewalttätige Konflikte wegen der Durchsetzung von mehr Selbstbestimmung und Eigenverwaltung können weder zugunsten einzelner Staaten noch einer regionale Abspaltung (wie im Falle Kataloniens) lebensförderlich gelöst werden, solange beide Seiten auf dem Boden des heutigen Verständnisses vom einheitlichen Nationalstaat stehen bleiben, das heißt, eines Staates, der, dominiert von der Ökonomie, sämtliche Lebensbereiche überformt und beherrscht. Grundsätzliche Veränderungen des Staatsverständnisses stehen an, die von der Wirklichkeit des Zusammenlebens in unserer heutigen Welt gefordert werden. Grafik: geralt / Gerd Altmann • Freiburg. Quelle: Pixabay. Alle bereitgestellten Bilder und Videos auf Pixabay sind gemeinfrei (Public Domain) entsprechend der Verzichtserklärung Creative Commons CC0. Das Bild unterliegt damit keinem Kopierrecht und kann - verändert oder unverändert - kostenlos für kommerzielle und nicht kommerzielle Anwendungen in digitaler oder gedruckter Form ohne Bildnachweis oder Quellenangabe verwendet werden. >> Grafik.
2. Krisenherd Katalonien: Der Kampf um Kataloniens Autonomie und Unabhängigkeit ist nur der aktuellste Ausdruck der Tatsache, daß sich das Credo des nationalen Einheitsstaates in der Krise befindet. Grafik: DasWortgewand / Reimund Bertrams, Bergkamen. Quelle: Pixabay. Alle bereitgestellten Bilder und Videos auf Pixabay sind gemeinfrei (Public Domain) entsprechend der Verzichtserklärung Creative Commons CC0. Das Bild unterliegt damit keinem Kopierrecht und kann - verändert oder unverändert - kostenlos für kommerzielle und nicht kommerzielle Anwendungen in digitaler oder gedruckter Form ohne Bildnachweis oder Quellenangabe verwendet werden. >> Bild.
3. Völkerbund-Karte: Mitglieder und Nichtmitglieder des Völkerbundes. (engl.: A motion map depicting the members of the League of Nations throughout its history.) Die Gründungsmitglieder des Völkerbundes waren 32 alliierte Staaten, nämlich die Siegermächte des Ersten Weltkrieges, die den Versailler Vertrag unterzeichneten. Hierzu zählte neben den britischen Dominions sowie Indien auch die eigentlich erst nach dem Krieg gebildete Tschechoslowakei. Wenn ein Land seinen Austritt erklärte, wurde dieser Austritt genau zwei Jahre später wirksam. Urheber: Maps & Lucy. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.
4. Gemälde: Wladimir Iljitsch Lenin - Revolutionär sowie marxistischer Theoretiker, Vorsitzender der Bolschewiki-Partei und der aus ihr hervorgegangenen Kommunistischen Partei Russlands (1912–1924), Regierungschef der Russischen SFSR (1917–1924) und danach der Sowjetunion (1922–1924), als deren Begründer - bei einer Kundgebung vor der Putilowski Sawod (Putilowwerk) in Sankt Petersburg, Mai 1917. Im Februar 1917 setzten Streiks in der Fabrik eine Reihe von Ereignissen in Gang, die letztlich zur Februarrevolution führten.
Urheber: Isaak Israilewitsch Brodski (1883–1939), sowjetischer Maler aus Leningrad. Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist nach Absatz 1 Artikel 6 des Gesetzes Nr. 231-FZ der Russischen Föderation vom 18. Dezember 2006; dem Umsetzungsgesetz für Buch IV des Zivilgesetzbuches der Russischen Föderation, in Russland gemeinfrei (in der Public Domain.)
5. Die Dreigliederung des sozialen Organismus – oder die Soziale Dreigliederung – ist eine Forderung für die konkrete Umgestaltung der gegenwärtigen einheitsstaatlichen Gesellschaftsform, welche auf Rudolf Steiner zurückgeführt wird.
Die soziale Dreigliederung beschreibt die Struktur einer Gesellschaft, in der die Koordination der gesamtgesellschaftlichen Prozesse nicht zentral durch einen einheitlichen Staat oder eine einzige Führungselite erfolgt, sondern in der drei grundsätzlich voneinander verschiedene Bereiche vorhanden sind:
Die drei Bereiche der Gesellschaft sind:
-
das Geistesleben, das Bildung, Wissenschaft, Religion und Kultur umfasst, sowie die Zusammenarbeit der Menschen (verstanden als Kreativitätsfaktor, etwa die Kultur der Entscheidungsprozesse oder das Betriebsklima betreffend). Als Produktionsfaktor wäre die Arbeit dem Wirtschaftsleben zuzuordnen.
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das Rechtsleben, das Gesetze, Regeln und Vereinbarungen der Gesellschaft umfasst.
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das Wirtschaftsleben, das die Produktion, den Handel und Konsum von Waren und Dienstleistungen umfasst.
Sie werden als autonom und gleichrangig, aber unterschiedlich in ihrem Wesen beschrieben. Das „soziale Hauptgesetz" einer zukünftigen Menschheit wird von Rudolf Steiner wie folgt formuliert: "Das Heil der Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist um so größer, je weniger der einzelne die Erträge seiner Leistungen für sich beansprucht, das heißt, je mehr er selbst von diesen Erträgen an seine Mitarbeiter abgibt und je mehr seine Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden". (- Rudolf Steiner, 1861-1925). >> http://culturechange.de/ >> Das Prinzip der Sozialen Dreigliederung. (Webseite voraussichtlich erst ab Sept. 2018 wieder anklickbar!!)
Rechtsleben: Recht, Ordnung, Sicherheit, Arbeitsrecht. Geistesleben: Universitäten, Hochschulen, Forschung, Wissenschaft, Schule, Lehre, Religion, Unternehmensführung, Innovative, Rechtsprechung, Investition. Wirtschaftsleben: Produktion, Handel, Konsumption, Geld/Währung, Wirtschaftliche Kooperationen.
Grafik: Bitte bei Verwendung der Grafik einen Hinweis auf Kritisches-Netzwerk.de setzen und die Seite verlinken. Danke Helmut Schnug.
6. Buchcover: "Dikoe Pole. Wildes Feld. Eine dokumentarische Erzählung zum transnistrischen Krieg" von Jefim Berschin. Sprachenkrieg in Moldawien Unabhängigkeitskrieg. Aus dem Russischen, Herausgeber und Einführung: Kai Ehlers. Paperback, 280 Seiten, ISBN-13: 978-3-7412-6386-6. Verlag: Books on Demand, 09.2016. Auch als eBook ISBN-13: 978-3-7431-6866-4. Bestellung über info@kai-ehlers.de, 10 € plus Porto.
Authentische Einblicke in Umwälzungen der nachsowjetischen Ära öffnen sich und Grundmotive russischer Mentalität, Geschichte und Kultur, geografischer und geopolitischer Besonderheiten werden sichtbar, die Russlands Entwicklung geprägt haben und sich nur auf seinem Boden entfalten konnten.
7. Buchcover: "Russland: Aufbruch oder Umbruch? Zwischen alter Macht und neuer Ordnung. Gespräche und Impressionen." von Kai Ehlers. Verlag: Futurum (Pforte Entwürfe 2005), ISBN: 978-3-85636-184-6 .
Aus dem Inhalt:
Putins ‹Politik der Stärke› – Rückfall in den totalitären Staat?
Parteien und außerparlamentarische Bewegungen: Gibt es politische Alternativen?
Anti-Globalisierungs-Einerlei zwischen Protest und Resignation
Die Entwicklung des Kooperativwesens: seelische und materielle Grundlagen des Überlebens
Aufhebung der Lohnarbeit: Abkehr von den Zwängen der Marktwirtschaft und das neue Verlangen nach kooperativen Strukturen
Neue Formen der Selbstorganisation
Die Kriegserklärung der Modernisierer gegen Selbstversorgungsstrukturen
Funktionswandel des Staats und Entwicklung eines neuen Staatsverständnisses