Arbeit und Einkommen, alles reine Glückssache
Ob wir wohl wirklich wieder Mensch werden wollen?
von Claus Meyer | PRESSENZA
Zunächst ist es schon interessant festzustellen, was als Arbeit bezeichnet wird. Arbeit ist demnach alles das, was man finanziell entgelten muss. Daher fällt jede Hausarbeit nicht unter diesen Begriff. Alles, was man privat leistet, gehört somit nicht zur Arbeit, obwohl Hausarbeit einen großen Anteil an der Gesamtarbeit einnimmt.
Wird Arbeit also gerecht entlohnt, da kann man nach kurzem Überlegen feststellen, dass es ein gerechtes Entlohnen nicht geben kann, da aus jeder Sicht die Bewertung verschieden ausfallen würde. Es hängt in der heutigen Zeit wesentlich vom Interesse des Kapitals ab, es bestimmt, was man dafür ausgeben möchte. Des Weiteren ist es abhängig von Angebot und Nachfrage, das grundsätzlich für alle finanziellen Bewertungen Gültigkeit hat.
Diese grundsätzlichen Bewertungen sind die Folge des Geldsystems, das alles nur unter der Vermehrung der eigenen Geldmenge und Besitzes betrachtet.
► Beginnen wir bei der Entlohnung der Menschen.
Ganz am Ende steht danach die Entlohnung von körperlicher Leistung. Es bedeutet, dass geistige Leistung viel mehr Beachtung findet. Das ist schon eine Folge des heutigen Verhaltens. Es fängt schon bei der schulischen Ausbildung an. In der Schule wird von Beginn an das Denken in Klassengesellschaften gefördert und geprägt.
Die heutige Art der Schulbenotung fördert geradezu das Streben, immer zu den Besten zu gehören. Das wird den Kindern schon so frühzeitig eingetrichtert. So ist es nicht erstaunlich, dass das weitere Leben nicht mehr unter einem Miteinander gelebt wird, sondern stets ein Streben nach mehr fordert. Besser zu sein als mein Nachbar. Hier macht wohl nur die Waldorfschule (auch: Rudolf-Steiner-Schule und in Deutschland Freie Waldorfschule) eine Ausnahme, dort wird die Ausbildung noch ganzheitlicher gesehen.
Man sollte gerade dieses Phänomen der Bildung und Ausbildung einmal mit einem größeren Abstand betrachten. Und damit aus der Sicht, dass Menschen eigentlich nur in Gemeinschaft mit Anderen und der Natur leben und überleben können.
► Glück im Leben
Glück spielt dabei eine große Rolle im gesamten Leben aller. Das Glück beginnt schon damit, von welchen Eltern man geboren wurde. Dieses Glück setzt sich in jedem sein Leben lang fort. Die folgende Ausbildung ist dann allein eine Frage des Glücks oder des Zufalls. Der Zufall der eigenen, bestehenden Menge an Intelligenz spielt eine große Rolle, weiterhin abhängig von den finanziellen Verhältnissen von Eltern und Großeltern und dann auch noch von den Lehrenden, sowie auch die Verhältnisse der Umgebung, in der man aufwächst, sowie die eigenen Anteile am Verlauf. Und von diesem Glück sind im Grunde wirklich alle abhängig.
Das zu begreifen und umzusetzen ist wohl die eigentlich Voraussetzung für ein besseres Leben in Gemeinschaften, das heute ziemlich zu kurz kommt.
Betrachtet man es von der Seite des Glücks, dann besteht keine Veranlassung, die Unterschiede beim Einkommen extrem auseinander driften zu lassen. Zu dieser Einsicht sollten dann eigentlich alle kommen. Man könnte doch mit einem allgemeinen unterschiedlichen Einkommensverhältnis von eins zu fünf auskommen. Wenn alle oder wenigstens ein Großteil begreifen, wie viel Glück oder Zufall sie in die eigene Position gebracht hat, sollten gerade Machtkämpfe um Geld ein Ende finden.
Die weniger Betuchten können insofern auch von Glück reden, da sie auf jeden Fall von der besser gestellten Unterstützung erfahren dürfen. Wenn weiter damit verbunden wäre, dass außerdem man mit Geld nie wieder Geld machen kann und darf, könnte gleichzeitig der größte Übeltäter der Welt, das heutige Geldsystem, ein Ende gefunden haben, es passt nicht mehr dazu.
► Bhutan: Bruttonationalglück vor Bruttoinlandsprodukt
„Wenn die Regierung die Menschen nicht glücklich macht, dann hat sie keine Existenz-Berechtigung“, sagt der König von Bhutan, Jigme Khesar Namgyel Wangchuck [Foto unten]. Als er in einem Interview mit der „Financial Times“ nach dem „Gross National Product“ (Bruttoinlandsprodukt) seines Landes gefragt wurde, antwortete er, dass in Bhutan „Gross National Happiness“ (Bruttonationalglück) wichtiger sei.
Das Glück der Bevölkerung ist in der Verfassung Bhutans festgeschrieben: Während der Begriff des Bruttonationalglücks sowohl an Wohlstand als auch an die Zufriedenheit (Glück) der Menschen gebunden ist, kommt dem „Glück“ aber noch mehr Bedeutung zu. Der 5. König des Landes, Jigme Khesar, stellte dar, dass das Bruttonationalglück für Bhutan eine höhere Bedeutung hat als das Bruttoinlandsprodukt. So kam es, dass dieses Bruttonationalglück inzwischen von einer großen Anzahl an Wirtschaftswissenschaftlern, Studenten und sogar von Agenturen überall auf der Welt als wichtige Ergänzung zu den rein wirtschaftlichen Indikatoren wahrgenommen wird.
Mit solchem Glücksempfinden sollte man auch auf alle Leitungspositionen ausdehnen können.
• Wenn Leitende Angestellte oder Geschäftsführer von dem Gedanken beseelt sind, das Glück gehabt zu haben, die Verantwortung übernehmen zu dürfen, wäre im Umgang viel gewonnen.
• Welch anderer Umgang mit allen Menschen würde sich wohl einstellen, wenn Regierungsvertreter sich solche Art zu denken angewöhnen würden.
• Wenn deren Gefühl ihnen sagen würde, ich bin gewählt und damit auserwählt, dem eigenen Land zu dienen und hilfreich zur Seite stehen zu dürfen.
Eine ganz neue Art von Demokratie würde sich daraus entwickeln. [reine Illusion! H.S.]
► Ob wir wohl wirklich wieder Mensch werden wollen?
Glück ließe sich auch nur durch Wohlergehen oder auch als reinen Zufall interpretieren. Aber welch eine so abweichende Grundeinstellung wäre von Allen zu erwarten, wenn diese begreifen, dass ihre Existenz nur in Gemeinschaft gesichert ist. Und diese Gemeinschaft bezieht sich nicht nur auf das Miteinander, sondern muss dann auch die Natur mit einschließen. Wir würden bestimmt auch viel mehr Achtung vor denen haben, die vom Glück nicht so sehr betroffen sind. Diese Art des Denkens und Handelns würde nicht einmal finanzielle Kosten verursachen, im Gegenteil.
Claus Meyer
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Claus Meyer, geboren 1930, hat Nachrichtentechnik studiert und befasst sich aus Leidenschaft mit Geldsystem und Ökonomie. Er ist Verfasser des Buches „Mensch bleiben. Warum machen Menschen sich ihr Leben so schwer.“, welches 2017 im Tredition Verlag erschienen ist. 216 Seiten, ISBN: 978-3-7439-0339-5.
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2. Eine Waldorfschule (auch: Rudolf-Steiner-Schule und in Deutschland Freie Waldorfschule ist eine Schule, an der nach der von Rudolf Steiner (1861–1925) begründeten Waldorfpädagogik unterrichtet wird, welche auf der anthroposophischen Menschenkunde beruht.
Waldorfschulen sehen sich der ganzheitlichen Erziehung verpflichtet und vermeiden daher weitgehend eine Leistungsdifferenzierung, wie sie an Regelschulen durch die klassische Notengebung praktiziert wird. Unterschiedlich intellektuell, sozial, emotional und/oder motorisch begabte Schüler werden in einer Klasse unterrichtet.
Die individuelle Förderung wird durch einen ganzheitlichen Ansatz angestrebt, eine äußere Differenzierung in verschiedene Leistungsklassen findet frühestens in der Oberstufe statt. Ein „Sitzenbleiben“ gibt es daher nicht. Foto: gpointstudio. Quelle: freepik >> https://de.freepik.com/ . Freepik-Lizenz: Die Lizenz erlaubt es Ihnen, die als kostenlos markierten Inhalte für persönliche Projekte und auch den kommerziellen Gebrauch in digitalen oder gedruckten Medien zu nutzen. Erlaubt ist eine unbegrenzte Zahl von Nutzungen, unbefristet von überall auf der Welt. Modifizierungen und abgeleitete Werke sind erlaubt. Eine Namensnennung des Urhebers (gpointstudio) und der Quelle (Freepik.com) ist erforderlich. >> Foto.
3. Kinderarmut für oft zu Kinderdiskriminierung und Mobbing. »WAS kann ich für die soziale Herkunft und Armut meiner Eltern?« In Deutschland leben immer weniger Kinder. Ihre derzeitige und zukünftige Lebenssituation wird immer noch entscheidend durch ihre soziale Herkunft geprägt. So steigen die Chancen von Kindern auf hohe Bildungsabschlüsse, wenn die Eltern selbst einen hohen Bildungsstand haben. Kinder aus Elternhäusern mit niedrigerem sozioökonomischem Status haben zudem schlechtere Chancen, gesund aufzuwachsen.
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4. Jigme Khesar Namgyel Wangchuck (* 21. Februar 1980) ist seit dem 9. Dezember 2006 König von Bhutan und Nachfolger seines Vaters Jigme Singye Wangchuck. Sein Titel auf Dzongkha lautet Mang-pos Bhur-ba'i rgyalpo, Druk Gyalpo. Der Monarch ist der fünfte Druk Gyalpo (dt. Drachenkönig) der seit 1907 herrschenden Wangchuck-Dynastie. Im Mai 2011 gab Jigme Khesar Wangchuck (alternativ auch Jigme Gesar Namgyel Wangchug) während einer Parlamentssitzung seine Verlobung mit der Bhutanerin Jetsun Pema bekannt. Die Hochzeit mit der zehn Jahre jüngeren Bürgerlichen fand am 13. Oktober 2011 statt, die beiden haben 2 Söhne.
Der junge König begann seine Regentschaft mit der Überwachung der Demokratisierung Bhutans, indem er die letzten Sitzungen des Parlaments leitete, in denen Wahlgesetze, Landreform und andere wichtige Themen debattiert wurden. Er sagte, dass es die Verantwortung dieser Generation von Bhutanern sei, den Erfolg der Demokratie sicherzustellen. Er reiste ausgiebig, um den Verfassungsentwurf Bhutans zu erklären und mit dem Volk zu diskutieren und um zur Teilnahme an den bevorstehenden demokratischen Übungen zu ermutigen.
Er setzt solche Besuche fort und spricht vor allem zu jungen Menschen über die Notwendigkeit, dass die Bhutaner nach höheren Standards in der Bildung, in der Wirtschaft und im öffentlichen Dienst streben müssen, und dass die Menschen eines kleinen Landes härter arbeiten müssen als die anderer Länder. Foto: Gelay Jamtsho. Quelle: Flickr. Die Datei ist lizenziert mit CC-Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).
5. Much Happiness in Bhutan! Foto: Allan Grey. Quelle: Flickr. Die Datei ist lizenziert mit CC-Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).
6. Der Phallus ist das berühmteste Symbol Bhutans. Häuser sind mit Bildern von drei Meter hohen Penissen bemalt, die Sperma ausstoßen, Klostereingänge sind mit geschnitzten hölzernen Erektionen geschmückt, riesige Betonbrunnen haben phallische Formen. Buddhistischen Gelehrten zufolge ist der Phallus ein warnendes Symbol für die Gefahren des männlichen Egos. Für die einfachen Bhutanesen ist der Penis als Talisman ein fester Bestandteil von Zeremonien, die von den jeweiligen Dorfgemeinschaften abgehalten werden, um böse Geister abzuwehren und das Böse zu bekämpfen.
Das Symbol geht zurück auf den buddhistischen Heiligen Drukpa Kunley, den "göttlichen Verrückten", der im späten 15. Jahrhundert nach Bhutan kam. Er ist ein widersprüchlicher Held - ein heiliger Mann, degenerierter Frauenheld und blasphemischer Trinker, dessen Verhalten sowohl Geistliche als auch Laien schockieren sollte, weil er sich zu sehr auf alte Rituale verließ.
Die Legende besagt, dass er einen Pfeil von Tibet aus in den Himmel schoss, seinem Weg nach Bhutan folgte und begann, sich seinen Weg durch das Land zu bahnen und Jungfrauen und Dämoninnen gleichermaßen zu unterwerfen. »Wie Drukpa Kunley Bhutan davon überzeugte, den Phallus zu verehren.« >> Artikel von Mar Pages.
Das Foto zeigt ein Dorfhaus neben dem Fruchtbarkeitstempel Chimi Lhakhang, wo Phallusse auf Wände gemalt sind. Das Kloster ist der Aufbewahrungsort des ursprünglichen hölzernen Phallussymbols, das der Heilige Drukpa Kunley Kunley aus Tibet mitbrachte. Dieser hölzerne Phallus ist mit einem silbernen Griff verziert und wird verwendet, um Menschen zu segnen, die das Kloster auf einer Pilgerreise besuchen, insbesondere Frauen, die den Segen suchen, Kinder zu zeugen.
Foto: C980040 / Mar Pages, eine Reisebloggerin. >> Once in a Lifetime Journey >> Bhutan-Reiseartikel. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“ (CC BY-SA 4.0).