31 Stunden sind genug: Denn Arbeitszeit ist Lebenszeit

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31 Stunden sind genug: Denn Arbeitszeit ist Lebenszeit
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31 Stunden sind genug: Denn Arbeitszeit ist Lebenszeit

von Bettina Csoka / A&W blog

Durchschnittlich 31 Stunden pro Woche beträgt die bevorzugte Arbeitszeit in der EU laut einer aktuellen Eurofound-Studie. Damit trifft das aktuelle österreichische Frauenvolksbegehren mit seiner Forderung nach einer 30-Stunden-Woche den Puls der Zeit. Im Gegensatz zur österreichischen Bundesregierung mit ihrem Vorhaben einer generell zulässigen 60-Stunden-Woche. Ausgeblendet wird dabei bewusst, dass in Österreich bereits sehr vielfältige Arbeitszeitformen (auch was die Dauer betrifft, möglich sind). ( Tabelle HÖCHST-ARBEITSZEIT, PDF)

Kommen dann noch verlängerte zumutbare Wegzeiten zwischen Wohn- und Arbeitsort dazu, können faktisch daraus schon über 70 Stunden werden, an die Erwerbstätige arbeitsbedingt gebunden sind. Für Familien- und Privatleben bleibt da nur mehr wenig Zeit und Energie. Das Wirtschaftsministerium – das neuerdings mit Wirtschaftsstandort und Digitalisierung betitelt ist – weiß Rat: Wer trotz realer überlanger Arbeitszeiten mit FreundInnen in Kontakt bleiben will, kann das ja digital machen. (⇒ Artikel auf WIENER ZEITUNG.at)

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Am längsten wollen die BulgarInnen mit 38 Stunden, am kürzesten die NiederländerInnen mit 26 Stunden arbeiten. Genau im EU-Schnitt rangiert Österreich, etwas darunter z. B. Deutschland und Schweden. Die Unterschiede in den Zeitwünschen zwischen Frauen und Männern sind in Österreich besonders hoch: Während Männer in Österreich im Schnitt eine 35-Stunden-Woche wollen, ist die bevorzugte Arbeitszeit der Frauen Österreichs mit 27 Stunden um acht Stünden kürzer. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Deutschland. Deutlich weniger weichen die Wunscharbeitszeiten etwa in Schweden voneinander ab. Die Ursachen für diese Unterschiedlichkeit hängen mit vielen Faktoren, insbesondere am Arbeitsmarkt, und von der zwischen Männern und Frauen unterschiedlich organisierten und verteilten Haus- und Versorgungsarbeit zusammen.

► Hausarbeit und Kinder – wo bleiben die Männer?

Hausarbeit, Kochen und Kinderbetreuung daheim – außerhalb der Berufstätigkeit – gehört für fast jede erwerbstätige Frau zum Alltag. Rund neun von zehn Frauen in der EU sind damit mehrmals pro Woche beschäftigt. Ganz anders bei den Männern in den meisten Ländern der EU: Nur etwas mehr als die Hälfte ist an mehreren Tagen der Woche in Hausarbeitstätigkeiten eingebunden. Mit der Betreuung von Kindern sind etwa drei Viertel beschäftigt. Auch hier bewegen sich Österreich und Deutschland etwa im EU-Schnitt. Im positiven Sinne Ausreißer sind Schwedens erwerbstätige Männer, von denen auch fast jeder (95 Prozent) mehrmals pro Woche daheim seine Kinder betreut bzw. erzieht und immerhin deutlich mehr als 80 Prozent Hausarbeit erledigen bzw. kochen.

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Auch beim für Haus- und Versorgungsarbeit verwendeten Stundenausmaß sind die Unterschiede groß. Das gilt besonders bei der Kinderbetreuung, mit der sich EU-weit die Männer außerhalb ihres Berufs 21 Stunden beschäftigen. Mit durchschnittlich 39 Stunden ist das Stundenausmaß bei den EU-Frauen etwa doppelt so hoch. Deutschland ähnelt hier dem EU-Schnitt und Schweden ist wiederum „besser“ – im Sinne der Ausgewogenheit zwischen den Geschlechtern. In Österreich aber ist das Stundenausmaß der Frauen für die Betreuung ihrer Kinder daheim mit über 50 Stunden (zusätzlich zum Job) besonders hoch! Für die Haus- und Kocharbeit werden deutlich weniger Stunden eingesetzt, aber wiederum mehr bei den Frauen:

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► Von halbe-halbe weit entfernt

In Schweden ist halbe-halbe bei der Kinderbetreuung am weitesten verbreitet: Rund die Hälfte der (erwerbstätigen und nicht erwerbstätigen) schwedischen Männer wie auch Frauen sagen (jeweils 47 Prozent), dass sie genausoviel Zeit wie ihr/e PartnerIn damit verbringen, sich um ihre Kinder zu kümmern. EU-weit trifft dies nur auf etwa ein Viertel der BürgerInnen zu. Und sieben von zehn Frauen in der EU verwenden mehr Zeit für die Kinderbetreuung als ihre Partner. In Schweden sind es mit etwas mehr als einem Drittel der Frauen anteilsmäßig etwa halb so viel. In Österreich verbringen acht von zehn Frauen mehr Zeit mit den Kindern als ihre Partner, in Deutschland sind es etwa sieben von zehn. Die Angaben, wonach jeweils gleich viel Zeit mit den Kindern verbracht wird, gehen in beiden Ländern auseinander.

► Kinderbetreuung für viele zu teuer

Besorgniserregend ist, dass die Inanspruchnahme von Kinderbetreuungsdiensten EU-weit für 39 Prozent der Eltern wegen der damit entstehenden Kosten mit Schwierigkeiten verbunden ist („sehr bzw. ein wenig erschwert“). Das ist in Summe gleich viel wie in Österreich, in Deutschland sind es sogar 44 Prozent. Die Kosten für die Kinderbetreuung sind kaum ein Problem in Schweden, wo gerade einmal drei Prozent leichte Schwierigkeiten damit haben. Das hängt wohl damit zusammen, dass in diesem Land mit 17 Prozent nur relativ wenige Eltern die Kosten allein zu tragen haben, etwa doppelt soviel sind es EU-weit bzw. in Österreich, wo etwa ein Drittel alles selbst finanzieren muss, noch mehr in Deutschland, wo dies auf mehr als 40 Prozent zutrifft. Die Einführung von Kindergartengebühren, wie zuletzt in Oberösterreich, ist ein familienfeindlicher Schritt rückwärts.

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► Mehr Zeit für eigene Interessen

EU-weit möchte fast die Hälfte der Menschen (44 Prozent) mehr Zeit mit Hobbys und eigenen Interessen verbringen. In den meisten Ländern bewegt sich dieser Anteil über 40 Prozent. In Verbindung mit der gewünschten rund 30-Stunden-Woche sollten die GestalterInnen der Politik ihre Maßnahmen, insbesondere bei der Regulierung der Arbeitszeiten und dem Anbieten von Betreuungsdiensten, danach ausrichten. Wie also soll Arbeit(-szeit) gestaltet werden? Orientierung können dabei auch die aktuellen und künftigten Umfrageergebnisse der AK bieten. Denn Arbeitszeit ist Lebenszeit.

Bettina Csoka

Csoka ist Referentin für den Bereich Verteilungspolitik (Einkommen, Vermögen und Arbeitszeit) in der Abteilung Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik der AK Oberösterreich.

A&W Blog leuchtet Hintergründe aus und hält mit Fakten dem Mainstream kritisch gegen. Dabei beziehen die Herausgeber klar Position: Auf Seiten der arbeitenden Menschen.

Lesetipp: Wenn Arbeit psychisch krank macht: Sozialpsychologische Aspekte des Burnout >> weiter.


► Quelle: A&W blog / Redaktion »Arbeit&Wirtschaft«: 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1 >> www.arbeit-wirtschaft.at >> A&W blog >> Artikel vom 20. März 2018. Der Artikel ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0. Die Lizenz bezieht sich immer nur auf den Textbeitrag, die Wirksamkeit auf alle Bilder ist davon ausgeschlossen. Diese Lizenz ermöglicht den NutzerInnen eine freie Bearbeitung, Weiterverwendung, Vervielfältigung und Verbreitung der textlichen Inhalte unter Namensnennung der Urheberin/des Urhebers sowie unter gleichen Bedingungen. Der durch die Bearbeitung des Beitrages entstandene neue Beitrag muss ebenfalls unter SA lizensiert werden.

Die drei Grafiken im obigen Artikel sind Bestandteil des Originalartikels! Das Kindergartenfoto wurde von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt.

► Bild- und Grafikquellen:

1. WUNSCHARBEITSZEIT - bevorzugte Stundenzahl pro Woche. Eurofound 2017 (Europäische Erhebung zur Lebensqualität 2016) – Frage: „Angenommen, Sie könnten über Ihre Arbeitsstunden frei bestimmen, wie viele Stunden würden Sie derzeit am liebsten pro Woche arbeiten, unter Berücksichtigung der Notwendigkeit, Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten?

2. Außerhalb des bezahlten Berufs mit Hausarbeit/Kochen bzw. Kinderbetreuung beschäftigt. Eurofound 2017 (Europäische Erhebung zur Lebensqualität 2016) – Frage: „Wie häufig sind Sie außerhalb Ihrer bezahlten Berufstätigkeit in die folgenden Aktivitäten eingebunden? (Kochen und/oder Hausarbeit; Betreuung und/oder Erziehung Ihrer Kinder)“ – ein- oder mehrmals pro Woche.

3. Stunden pro Woche für Hausarbeit/Kochen bzw. Kinderbetreuung außerhalb des bezahlten Berufs. Eurofound 2017 (Europ. Erhebung zur Lebensqualität 2016).

4. Kinderbetreuung für viele zu teuer: Die Einführung von Kindergartengebühren, wie zuletzt in Oberösterreich, ist ein familienfeindlicher Schritt rückwärts. Foto: tolmacho. Quelle: Pixabay. Alle bereitgestellten Bilder und Videos auf Pixabay sind gemeinfrei (Public Domain) entsprechend der Verzichtserklärung Creative Commons CC0. Das Bild unterliegt damit keinem Kopierrecht und kann - verändert oder unverändert - kostenlos für kommerzielle und nicht kommerzielle Anwendungen in digitaler oder gedruckter Form ohne Bildnachweis oder Quellenangabe verwendet werden. >> Foto.