Die SPD vertreibt mit ihrer Außenpolitik die Wähler

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Verbunden: 21.09.2010 - 20:20
Die SPD vertreibt mit ihrer Außenpolitik die Wähler
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Die SPD vertreibt mit ihrer Außenpolitik die Wähler

von Tobias Riegel / NachDenkSeiten

SPD-Tschuess-Glaubwuerdigkeitsverlust-Waehlerverachtung-Vertrauensverlust-Waehlergunst-Waehlerverarschung-Kritisches-Netzwerk-Waehlerwille-Russophobie-Sozialverrat-WahlschlappeAktuelle Umfragen sehen die SPD bei bundesweit 15 Prozent. Eines der wenigen verbliebenen Themen, mit dem die Partei noch Wähler gewinnen könnte, wäre eine neue Entspannungspolitik gegenüber Russland – nachdem man sich bei der Sozialpolitik weitgehend unglaubwürdig gemacht hat. Doch die Sozialdemokraten schlagen in selbstzerstörerischer Weise den entgegengesetzten Kurs in der Außenpolitik ein.

Die Außenpolitik wäre das Feld, auf dem die SPD jetzt viel Wählergunst zurückerobern könnte. Aktuelle Umfragen sehen die Partei bundesweit bei nur noch 15 Prozent: Die Sozialdemokraten brauchen solche Felder also dringend, seit sie auf dem Gebiet der Sozialpolitik selbstverschuldet fast jede Glaubwürdigkeit eingebüßt haben.

Ein öffentlicher Vorstoß der SPD gegen die Regierungslinie in Sachen Verständigung mit Russland oder eine realistische (öffentliche) Beurteilung der gescheiterten deutsch-amerikanischen „Freundschaft“ würde mehrere positive Aspekte für die SPD verbinden: Es wäre zum einen aufsehenerregend und dadurch ein einfacher und wirkungsvoller Wählermagnet – gerade angesichts der immer wieder festgestellten, großen Sympathien der Deutschen gegenüber Russland. Zum anderen verdeutlichen die jüngsten und empörenden Äußerungen des US-Botschafters Richard Grenell, wie es um das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA momentan bestellt ist.

Zudem müsste sich die Partei für eine russlandfreundliche Linie nicht „verbiegen“, sondern im Gegenteil: Sie könnte dadurch zu ihren von Willy Brandt gelegten Wurzeln zurückkehren. Durch eine öffentliche Akzeptanz der neuen multipolaren Weltordnung würde also ein sozialdemokratischer Geist nicht „verraten“, sondern wiederbelebt. Der sozialdemokratische Abschied von der Entspannungspolitik hat nicht erst mit Maas begonnen, doch der aktuelle Außenminister betreibt diesen Abschied mit einer neuen Radikalität.

► Sozialdemokratische Arroganz gegenüber Russland

heiko_maas_aussenminister_kriegstreiber_kriegsrethorik_internetzensur_netzwerkdurchsetzungsgesetz_netzdg_kritisches_netzwerk_meinungsfreiheit_ueberwachung_sozialdemokrat_spd.png Das außenpolitische Konzept der aktuellen SPD-Verantwortlichen zielt darum aktuell in eine besonders selbstzerstörerische Richtung, wie etwa die „Tagesschau“ berichtet: „Außenminister Heiko Maas verfolgt seit seinem Amtsantritt eine Außenpolitik, die sich von seinen SPD-Vorgängern absetzt.“ Das erinnert schmerzlich an die rätselhafte Entscheidung der SPD, den Russland im Vergleich zu Maas stärker zugewandten und unter anderem darum beliebten Sigmar Gabriel durch einen mutmaßlichen Transatlantiker wie Maas zu ersetzen. Der im letzten Jahr aufkeimende Unmut an der SPD-Basis über den Konfrontationskurs gegenüber Russland wurde bisher leider nicht in personelle und konzeptuelle Änderungen umgesetzt.

Die Haltung von Maas gegenüber Moskau sei “nicht antirussisch”, versuchte dagegen kürzlich der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Nils Schmid das Offensichtliche zu bestreiten. In einer großen, aber in der SPD nun scheinbar akzeptierten Arroganz legte Schmid sodann die bekannte Liste von Forderungen des Westens an Russland vor: eine „regelbasierte Ordnung“, die „Wahrung von Menschenrechten“, „faire Wahlen“ und „Demokratie“. Möchten Maas und Schmid Russland all das in einem solch pauschalen und ungenügenden Urteil absprechen? Scheinbar ja: Denn “all das“ – also in Russland laut Schmid fehlende Menschenrechte, Wahlen und Demokratie – verbiete „einen verklärenden Blick auf Russland”, sagte Schmid laut Medien.

Die Diffamierung Russlands durch führende SPD-Politiker erschöpft sich nicht in solchen allgemeinen Moralpredigten. Die Sozialdemokraten fühlen sich aktuell auch aufgefordert, in konkreten Fragen gegen die Russen zu argumentieren. So verortet Heiko Maas laut Medien die alleinige Verantwortung für das Ende des INF-Vertrags in Moskau und stützt damit die unhaltbare NATO-Position zum Thema: „Russland habe noch eine ‚letzte Chance‘, um den INF-Vertrag einzuhalten, den nur Russland, aber nicht die USA verletzt habe“, zitiert TELEPOLIS Verantwortliche des „Verteidigungsbündnisses“.

Das Medium und zahlreiche Beobachter sehen diese einseitige Verantwortung Russlands jedoch nicht: „Russland hatte bereits 2007, auch unter Präsident Putin, schon einmal gedroht, aus ihm auszusteigen, weil die USA nach dem einseitigen Rückzug aus dem ABM-Abkommen 2002 mit der darauf folgenden Planung von Stützpunkten des Raketenabwehrschirms an der russischen Grenze den INF-Vertrag verletzen würden“, so „TELEPOLIS“.

► SPD verspielt ihr historisches Erbe

SPD_Absturz_freier_Fall_Wahlschlappe_Vertrauensverlust_Kritisches_Netzwerk_Waehlerverachtung_Waehlerverarschung_Wahlbetrug_Sozialabbau_Stimmverluste_GlaubwuerdigkeitsverlustIm Zuge ihrer fragwürdigen antirussischen Taktik verrät die SPD nicht nur die Entspannungspolitik Willy Brandts – auch einige von dessen Nachfolgern trifft das giftige SPD-interne Verdikt des Russland-Verstehers: „Diese auf persönlichen Beziehungen basierende Politik gegenüber Moskau, wie sie vom früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder und den ehemaligen Außenministern Frank-Walter Steinmeier und Sigmar Gabriel vertreten worden sei, soll endgültig der Vergangenheit angehören“, verkündete Schmid. Diese Aussage ist unter anderem deshalb irritierend, weil auch Gabriel und Steinmeier von einer konsequenten Entspannungspolitik gegenüber Russland weit entfernt waren. Die Ankündigung, Steinmeiers und Gabriels Engagement noch zu unterbieten, macht wenig Hoffnung.

Wer so leichtfertig das eigene historische Potenzial verspielt und so offensichtlich die Zeichen der Zeit ignoriert wie im Moment die SPD – der braucht keine Gegner mehr, der macht sich sehenden Auges selber kaputt.

Tobias Riegel

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Tobias Riegel ist Journalist, er lebt und arbeitet in Berlin. Er hat für verschiedene Berliner Medien gearbeitet, die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen bei Feuilleton, Medienkritik und Politik.


► Quelle: Dieser Text erschien als Erstveröffentlichung am 14. Januar 2019 auf den „NachDenkSeiten – die kritische Website“ >> Artikel. Die Formulierungen der Übernahmebedingung für Artikel der NachDenkSeiten änderte sich 2017 und 2018 mehrfach. Aktuell ist zu lesen: "Sie können die NachDenkSeiten auch unterstützen, indem Sie unsere Inhalte weiterverbreiten – über ihren E-Mail Verteiler oder ausgedruckt und weitergereicht. Wenn Sie selbst eine Internetseite betreiben, können Sie auch gerne unsere Texte unter Nennung der Quelle übernehmen. Schreiben Sie uns einfach kurz an redaktion(at)nachdenkseiten.de und wir geben Ihnen gemäß unserer Copyrightbestimmungen eine Erlaubnis."

SPD-Niedergang-Untergang-Volkspartei-Wahldebakel-Absturz-Vertrauensverlust-Kritisches-Netzwerk-Waehlerverachtung-Waehlerverarschung-Sozialabbau-Stimmverluste-GlaubwuerdigkeitsdefizitKN-ADMIN Helmut Schnug suchte zur Rechtssicherheit ein Gespräch mit Albrecht Müller, Herausgeber von www.Nachdenkseiten.de und Vorsitzender der Initiative zur Verbesserung der Qualität politischer Meinungsbildung (IQM) e. V. Herr Müller erteilte in einem Telefonat und nochmal via Mail am 06. November 2017 die ausdrückliche Genehmigung. NDS-Artikel sind im KN für nichtkommerzielle Zwecke übernehmbar, wenn die Quelle genannt wird. Herzlichen Dank dafür.

ACHTUNG: Die Bilder und Grafiken sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. folgende Kriterien oder Lizenzen, s.u.. Einfärbung von Textpassagen im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt.

Bild- und Grafikquellen:

1. Das neue LOGO der SPD: TSCHÜSS SPD! SPD im freien Fall dank massivem Glaubwürdigskeitsverlust in der Sozial- und Außenpolitik. Grafik: Elias Schwerdtfeger. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Öffentliche Domäne - Public Domain Dedication - CC0 1.0 Universell (CC0 1.0). Kein Urheberrechtsschutz!

2. Heiko Josef Maas (* 19. September 1966 in Saarlouis) ist seit dem 14. März 2018 Bundesminister des Auswärtigen im Kabinett Merkel IV. In dieser Position setzt sich Maas für Deutschlands Wahl als nicht-ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat ab 2019 ein. Maas zeigt sich nicht nur als Helfer des Despoten Recep Tayyip Erdoğan und dessen menschenverachtender Politik im Umgang mit Kurden, sondern Maas gibt auch noch der AfD frisches Futter für ihre alternativlos dumme Agitation. Das wird die SPD-Umfrage-Prozente weiter zu Gunsten der rechtspopulistischen AfD drücken. Bildbearbeitung: Wilfried Kahrs (WiKa).

3. EINEN GUTEN RUTSCH WÜNSCHEN WIR DER SPD: 10-9-8-7-6-5-4-3- Quelle: FB-Seite von Andreas Schlegel. Verbreitung mit CC-Lizenz Öffentliche Domäne - Public Domain Dedication - CC0 1.0 Universell (CC0 1.0). Kein Urheberrechtsschutz!

4. Ausgeglüht wird sie schwarz sein, die SPD. Das sagt uns dann auch schon alles über die Zukunft der SPD. Derzeit sind die falschen Schmiede, die Funktionäre, noch wie die Irren am Hämmern, um ihr eigenes Wohl zu retten. Noch glüht die SPD unten drunter. Wenn die Glut erst einmal erkaltet ist,  sieht sie schwarz aus wie die Nacht. Das entspricht dem Wesen von CDU/CSU. Bildbearbeitung: Wilfried Kahrs (WiKa).