Freiheit und Unfreiheit? Die Freiheit, die wir zu haben glauben

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Verbunden: 21.09.2010 - 20:20
Freiheit und Unfreiheit? Die Freiheit, die wir zu haben glauben
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Die Freiheit, die wir zu haben glauben

Eine US-amerikanische Journalistin hat ein paar Vergleiche angestellt.

von Dr. Christian Müller | Redakteur der Online-Zeitung INFOsperber

embedded media Im Anschluß an das Gipfeltreffen der Präsidenten der USA und Russlands, Biden und Putin, in Genf gab es zwei Pressekonferenzen, zuerst eine von Wladimir Putin, danach eine von Joe Biden. Dabei wenig überraschend: Zur Pressekonferenz von Putin hatten alle Journalisten und Journalistinnen Zutritt, zur Pressekonferenz von Biden aber nur US-amerikanische Journalisten und nur solche, die Biden schon bekannt und genehm waren. Andreas Zumach hat auf Infosperber darüber informiert.

Doch warum war das nur wenig überraschend?

Die US-amerikanische Journalistin Caitlin Johnstone hat schon kurz vor dem Genfer Gipfel einen Vergleich zwischen «totalitären Regimen» und «freien Demokratien» angestellt. Einige der von ihr registrierten und formulierten Unterschiede zwischen den USA und totalitären Regimen seien hier übersetzt und zitiert:

In totalitären Regimen kommt es zu «Massakern und Kriegen». In freien Demokratien gibt es «humanitäre Interventionen».

In totalitären Regimen wird «gefoltert». In freien Demokratien kommen «erweiterte Verhörmethoden» zum Einsatz.

In totalitären Regimen bestimmen die Mächtigen, was geschieht, ohne Rücksicht auf Wünsche des Volkes. In freien Demokratien bestimmen die Mächtigen, was auf Wunsch des Volkes geschehen soll.

In totalitären Regimen hält eine einzige Partei den Status quo aufrecht und setzt ihn durch. In freien Demokratien halten zwei Parteien den Status quo aufrecht und setzen ihn durch.

In totalitären Regimen werden Sie gezwungen, zu gehorchen. In freien Demokratien werden Sie dazu erzogen, zu denken, Ihr Gehorsam sei Ihre eigene Freiheit.

In totalitären Regimen werden politische Reden von der Regierung stark reguliert. Auch in freien Demokratien werden politische Reden von der Regierung stark reguliert  – aber auf dem Weg über das Silicon Valley.

… und etliche weitere Vergleiche, die sich auf die «freie Demokratie» der USA beziehen. Caitlin Johnstones Schlussfolgerung: «In totalitarian regimes you are not free, and you know it. In free democracies you are not free, and you don’t know it.» Oder in Deutsch: «In totalitären Regimen sind Sie nicht frei – und Sie wissen es. In freien Demokratien sind Sie nicht frei, aber Sie wissen es nicht.»

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In totalitären Systemen haben die das Geld, die auch regieren.
 
In demokratischen Systemen regieren die, die das Geld haben.

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Zum Nachlesen oder auch zum Anhören (in englischer Sprache) hier anklicken.

Christian Müller, Mitglied der Redaktionsleitung von INFOsperber seit Anfang 2011. Detaillierte Infos zum Autor deutsch und englisch.

Molinazzo di Monteggio TI, Kontakt: christian.muellerATinfosperber.ch

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► Quelle: Der Artikel wurde von Dr. Christian Müller am 21. Juni 2021 erstveröffentlicht auf INFOsperber >> Artikel.

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ACHTUNG: Die Bilder und Grafiken sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. folgende Kriterien oder Lizenzen, s.u.. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt.


► Bild- und Grafikquellen:

1. Propaganda-Poster "YOU WRITE WHAT YOU`RE TOLD! Thanks, corporate news! We couldn’t control the people without you” Zu Beginn des Vietnamkrieges berichteten damals US-amerikanische Mainstream-Medien in Wort und Bild offen und detailliert über das blutige Gemetzel ihrer Kameraden, bis die Stimmung im Lande und weltweit in Empörung und Ablehnung kippte. Heldentum und Patriotismus waren angekratzt.

Die US-Regierung reagierte und beschloss, fortan den Informationsfluss hinsichtlich dessen, was veröffentlicht werden sollte, zu kontrollieren. Man produzierte verharmlosende Propaganda-Informationen und schränkte u.a. auch die Zugangsberechtigung einiger ausgewählter Medienvertreter ein. Irgendwann kreierte jemand dieses Poster als "DANK" für die Manipulation und Einschränkung der Pressefreiheit. Es ist natürlich im sarkastischen Ton gehalten um sich über die Regierung mit diesem Versuch einer Gegen-Propaganda lustig zu machen, sie öffentlich zu blamieren und um beim Betrachter negative Gefühle auszulösen.   

Seit dem "hässlichen" Vietnamkrieg verloren noch mehr US-Amerikaner ihr Vertrauen, sowohl in ihre Regierung als auch in die Massenmedien. Viele Verlage wurden geschlossen oder "übernommen" und embedded. Es ist mehr als auffällig, daß sie während und nach einem weiteren Krieg oder militärischer Intervention - so grausam, opferbringend und teuer es auch sein mag - am Ende immer positiver an der Seite der Präsidenten stehen, als noch zuvor.

Nach 9/11 ist es besonders schlimm. Bush und Obama durften sich fast alle Schweinereien nahezu kritiklos erlauben, weil sie - wie auch die Medien - zu Marionetten verkommen sind. Das oben dargestellte Plakat war überall in den USA öffentlich zu sehen und dürfte sein Ziel, die Öffentlichkeit weiter zu sensibilisieren, nicht verfehlt haben.

2. Manipulationsabbsicht (Brainwashing, Konditionierung): Massenmedien spielen eine erhebliche Rolle bei der Gestaltung und Kontrolle dessen, worüber wir an einem x-beliebigen Tag sprechen, im Guten wie im Schlechten. Sie kontrollieren auch - die ganze Zeit - was wir zu denken vermögen und was nicht. Das ist wahre Macht. Und diese Rolle wird niemals von den öffentlich-rechtlichen Medien oder sog. Qualitätsmedien - oder einem ihrer angeblichen Rivalen in den Unternehmensmedien - erwähnt werden. Sie ist aus ganz offensichtlichen Gründen den Blogs wie diesem vorbehalten.

Das macht die Medienkonzerne zu einer wichtigen Säule der Machtmatrix. Ihre Journalisten sind Diener der Unternehmensmacht, ob sie es wissen oder nicht. Meistens wissen sie es natürlich nicht - wollen es auch gar nicht. Grafikquelle: Bildschirmfoto eines inzwischen gelöschten Musikvideos mit dem Songtitel Medien-Huren. Band: Uncore United. Album: Eure Wahrheit ist gelogen (2015). Diese Grafik findet sich auch in animierter Version im YT-Video Dark Piano - OCD.

3. Textgrafik:

»Macht heißt, dass jemand die Möglichkeit hat, seine Interessen gegen andere durchsetzen zu können und Entscheidungen zu treffen, die ihm zu Gute kommen. Wer Macht hat, kann durchsetzen, was zu seinem Vorteil ist. Macht über andere zu haben bedeutet, andere dem eigenen Willen unterwerfen zu können. Macht ist die Kernkategorie des Politischen. Und deswegen ist es eigenartig und bemerkenswert, wenn Medien nicht mehr über Macht und Herrschaft reden. Das wäre so, als würde man in einer Akademie für Fische nicht über Wasser reden. Auf jeden Fall zeigt die Geschichte, dass das Streben nach Macht dazu neigt, unersättlich zu sein. Diese Gier führt uns zu den dunklen Seiten des Menschen, und sie hat im Laufe der Zivilisationsgeschichte gigantische Blutspuren hervorgebracht.« (Zitat Prof. Dr. Rainer Mausfeld).

Foto: Screenshot aus einem Video, indem KenFm ein Gespräch mit Mausfeld führt. Inletidee: KN-Admin Helmut Schnug, Bildbearbeitung Wilfried Kahrs (WiKa).