KN-Kauftipp: Alexa, ich mach Schluss mit dir!

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Alexa, ich mach Schluss mit dir!

Nichts wie raus aus der Amazon-Beziehungsfalle

von Johannes Bröckers / Autor auf westendverlag

Johannes-Broeckers-Alexa-ich-mache-Schluss-mit-DirKritisches-Netzwerk-Beziehungsfalle-Amazon-Jeff-Bezos-Steuervermeidung-Amazonvirus-Quersubventionierung-Marktmacht Könnten wir uns in einem Digitalen Grundgesetz auf einen Satz verständigen, „Die Daten des Menschen sind unantastbar“, würden wir die digitale Welt aus den Angeln heben. Amazon, Google & Co. würden die für sie bisher kostenfreien Schürfrechte für ihren wichtigsten Rohstoff verlieren: unsere Daten. Denn darauf basiert die Macht, der Reichtum und die immer stärkere Überwachung der Tech-Giganten, die auch noch den letzten Winkel unseres privaten Lebens gewinnbringend kapitalisieren wollen.

Höchste Zeit, unsere Beziehung zu Amazon gnadenlos zu überprüfen – oder wollen wir die Gestaltung unserer Zukunft tatsächlich in die Hände solcher Typen wie Jeff Bezos legen?

Inhalt

Digital Distancing . . . . . . 9

Rückblick auf die Zukunft . . . . . . 37

Tempolimit für das Netz . . . . . . 65

Raus aus der Scheinrealität . . . . . . 73

Alexa, ich mach Schluss mit dir! . . . . . . 83

Anmerkungen . . . . . . 91

»Alexa, ich mache Schluss mit Dir! – Nichts wie raus aus der Beziehungsfalle.« von Johannes Bröckers. Westend Verlag, Frankfurt - Bücher für die Wirklichkeit! Erschienen am 5. Oktober 2020. ISBN: 978-3-86-489297-4. Seiten: 96, Preis: 8,50 Euro. Hosentaschenformat. Sehr informativ.

Auch als eBook (EPUB) erhältlich. ISBN 978-3-86-489794-8. Preis 6,99 EUR.

Schon gewusst? Niemand hat den Datenschutz-Negativpreis BigBrotherAward so oft erhalten wie Amazon.


Leseprobe aus dem Buch

Kapitel: »Digital Distancing«

jeff_bezos_jeffrey_preston_amazon_kindle_ausbeutung_hire_and_fire_the_washington_post_kritisches_netzwerk_versandhandel_logistikbranche_streiks_arbeitsbedingungen_logistikzentrum.jpg Ich bin in den letzten Wochen tatsächlich ein paar Mal gefragt worden, ob es für mich persönlich – von wegen »Schnauze, Alexa!« – denn nicht besonders ärgerlich sei, dass nun ausgerechnet Amazon und mein Spezialfreund Jeff Bezos zu den großen Corona-Krisengewinnern zählen. Ärgern ist dafür kein Ausdruck und ein eher schwacher Begriff.

Was, bitte schön soll man von einem Menschen halten, der sein Unternehmen, das gerade seinen 25. Geburtstag gefeiert hat, ursprünglich mal 'Relentless' nennen wollte: also erbarmungs- oder gnadenlos. Das sagt so einiges über Bezos und beschreibt im Kern die Unternehmensphilosophie von Amazon: Gnadenlos gegenüber dem Wettbewerb, gnadenlos zu den eigenen Mitarbeitern und letztlich auch erbarmungslos in Bezug auf uns Konsumenten, selbst wenn für Amazon laut Selbstaussage die Kundenzufriedenheit an erster Stelle steht – was ja außerdem viel besser klingt.

Warum es nicht ausreicht, sich bloß zu ärgern, können die folgenden Zahlen verdeutlichen: Eine kürzlich von 'Americans for Tax Fairness' (ATF) und dem 'Institute for Policy Studies' (IPS) vorgelegte Studie hat die Vermögenszuwächse von Amerikas Milliardären während des Corona-Lockdowns untersucht. Danach konnte sich Amerikas Geldelite von Mitte März bis Mitte Mai 2020 über einen Vermögenszuwachs von 434 Milliarden Dollar freuen.

Alleine die Top Five machten ein Plus von 75,5 Milliarden Dollar und natürlich steht auch in diesem Ranking Jeff Bezos auf Platz eins (vor Bill Gates und Marc Zuckerberg) – mit einem Vermögenszuwachs von 35 Milliarden. Von Mitte März bis Anfang Juli verzeichnete das Unternehmen Amazon einen Wertzuwachs von 702 Milliarden Dollar. Und stimmen die Berechnungen von Comparisun, dann könnte Jeff Bezos schon 2026 der erste Billionär der Menschheitsgeschichte werden: 1 000 000 000 000 Dollar – so viel haben 2013 ungefähr alle Arbeitnehmer in Deutschland zusammen verdient.

Ärgerlich? Nein, obszön! Denn während Bezos & Co. sich ihre Taschen mit für Normalsterbliche absurden Summen vollstopften, starben in den USA zur gleichen Zeit Zehntausende am Virus [wer's glaubt. H.S.], mehr als 30 Millionen Amerikaner verloren ihren Job und den meisten von ihnen wird in den kommenden Wochen eine Räumungsklage wegen nicht bezahlter Mieten oder Kredite ins Haus flattern.

Anfang März veröffentlichte Bezos einen rührenden Brief an seine Amazonier. phrase_phrasendrescher_hohle_leere_phrasen_dummes_leeres_gerede_geschwaetz_martin_schulz_geschwafel_geschwurbel_kritisches_netzwerk_alternativlos_kritisches_netzwerk_inkompetenz.pngDarin schreibt er:

»Wir erbringen Menschen auf der ganzen Welt einen wesentlichen Dienst, besonders denen, die am verwundbarsten sind, wie etwa Senioren. Menschen, die sich auf uns verlassen. Ich stehe nicht allein mit meiner Dankbarkeit für die Arbeit, die Sie leisten. Ich habe Hunderte Nachrichten von Kunden erhalten und in den sozialen Medien gelesen, in denen sie Ihnen allen danken.« Und weiter heißt es:

»Es gibt kein Benutzerhandbuch dafür, wie man sich zu Krisenzeiten wie diesen fühlen soll, und ich weiß, dass es für Sie alle viel Stress bedeutet. Meine Liste an Sorgen ist – sicherlich wie Ihre auch – sehr lang: Von meinen eigenen Kindern und Eltern, Familie und Freunden reicht sie bis zu Ihrer Sicherheit, meinen Kollegen und Kolleginnen und zu denen, die sehr krank sind, und letztlich auch bis hin zu den wirtschaftlichen Folgen. Bitte kümmern Sie sich um sich selbst und Ihre Lieben. Ich weiß sicher, dass wir diese Zeit überstehen werden, gemeinsam.«

Bei diesen warmen Worten könnte einem ja glatt das Herz aufgehen. Nur leider sprechen Jeffs Taten dann doch eine deutlich andere Sprache. Während Bezos sein Vermögen von März bis Juli 2020 um über 70 Milliarden steigern konnte, gestand er seinen Mitarbeitern in den Logistikzentren einen Corona-Bonus von zwei Dollar pro Stunde zu, der aber auch Ende Mai schon wieder auslief. Kritische Mitarbeiterinnen wie Emily Cunningham oder Maren Costa, die schon häufiger Amazons mangelndes Engagement für den Klimaschutz kritisiert hatten und bessere Corona-Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen forderten, wurden gefeuert, obwohl sich an 74 US-Logistikstandorten Mitarbeiter infiziert hatten.

Wegen mangelnder Schutzmaßnahmen mussten per Gerichtsbeschluss die Amazon Logistikzentren in Frankreich für vier Wochen schließen und auch in Deutschland kam es an den Standorten in Winsen, Bad Hersfeld und Pforzheim zu zahlreichen Infektionen. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, die seit Jahren mit Amazon einen bisher vergeblichen Kampf um Tarifverträge führt, kritisierte die mangelnden Hygienemaßnahmen in den Logistikzentren. Außerdem mussten die Betriebsräte mehrfach juristisch einschreiten, damit die dann auf wachsenden Druck eingeführten Schutzmaßnahmen nicht zur verschärften Überwachung der Beschäftigten führten.

In Deutschland kontrolliert das Unternehmen seine Beschäftigten mithilfe sogenannter Inaktivitätsprotokolle. Überwachungstechnologien wie Gesichtserkennung zeichnen selbst ein- bis zweiminütige Unterhaltungen mit Kolleginnen und Kollegen oder längeres Verschwinden in den Toiletten auf. Zwei solcher Minuten-Verstöße reichen für eine Kündigung aus. Relentless! Ach ja, auch an den deutschen Amazon-Standorten gab es bis Ende Mai zwei Euro mehr die Stunde, aber nur für die, die sich nicht krank gemeldet haben. So sieht es aus, wenn Jeff Bezos seine lange Sorgenliste abarbeitet.

Für Amazon war Corona ein Geschenk.

Jeff-Bezos-RELENTLESS-ERBARMUNGSLOS-UNERSAETTLICH-Amazon-Alexa-Amazonisierung-Amazovirus-Steuervermeider-Steuervermeidung-Kritisches-Netzwerk-Corona-Covid

Während wir uns auf Kontaktsperren, Abstandregeln und Maskenpflicht einließen und die Beschneidung unserer Grundrechte akzeptierten, um uns vor einem bislang unbekannten Virus in der Außenwelt zu schützen, wurden wir in unseren Wohnungen und unserem Homeoffice zur idealen Angriffsfläche für das Amazon-Virus, das während des Lockdowns, und weil der stationäre Handel weltweit seine Läden dichtmachen musste, ungehindert Tausende neuer Kunden infizierte.

Im ersten Quartal 2020 verzeichnete Amazon Einnahmen in Höhe von 75,5 Milliarden Dollar, 15,8 Milliarden Dollar mehr als im gleichen Quartal des Vorjahres. Die Umsätze stiegen in Nordamerika um 29 Prozent und international um 18 Prozent. Für Abo-Dienste wie Amazon Prime steigerten sich die Umsätze im gleichen Zeitraum um 28 Prozent. Im zweiten Quartal 2020 explodierte der Umsatz, verglichen mit dem Vorjahreswert, dann um 40 Prozent auf 88,9 Milliarden Dollar.

Anhand dieser Zahlen muss man das Amazon-Virus also als äußerst aggressiv klassifizieren und kann von einer entsprechend hohen Zahl an Amazon-Neuinfizierten ausgehen. Das Problem: Auch gegen das Amazon-Virus gibt es bisher keinen Impfstoff und es sind noch nicht mal ansatzweise Schutzmaßnahmen in Sicht, die uns vor einer weiteren Amazonisierung unseres Lebens schützen könnten. Das heißt, es wird sich völlig ungehindert weiter ausbreiten und bei sehr vielen Menschen hartnäckig festsetzen, die nie wieder den Weg in den klassischen stationären Handel zurückfinden werden.

Na und, werden Sie vielleicht jetzt denken, ohne Amazon hätten wir doch die Ladenschließungen gar nicht überstanden. Mag sein, obwohl ich persönlich den Lockdown auch ohne Jeff und ohne einen einzigen Online-Einkauf überlebt habe. Der Lockdown hat jedenfalls auch erstmals deutlich sichtbar werden lassen, wie gefährlich es werden kann, wenn ein einzelnes Unternehmen über eine monopolartige Marktmacht verfügt.

Amazon-ethical-consumerism-consumption-purchasing-shopping-slave-drivers-exploitation-Sklavenarbeit-Ausbeutung-Kritisches-Netzwerk-Jeff-Bezos-Boykott-boycott-tax-avoidance Nach Gutsherrenart entschied nämlich plötzlich Amazon, welche Artikel in der Krise relevant sind und welche nicht. Klopapier, Hygieneartikel und Headsets fürs Homeoffice waren krisenrelvant, Bücher aber zum Beispiel nicht. Und wenn Jeff den Daumen senkt, kann man da leider nichts machen. Also wurden die Lieferzeiten für gedruckten Lesestoff einfach auf bis zu vier Wochen nach hinten verschoben, was einem Verkaufsverbot gleichkommt. Deshalb vermutete der Literaturagent Thomas Montasser, dass Amazon die Krise nutze, um die eigenen eBooks im Kindle-Shop beim Kunden populärer zu machen.
 
Quelle: »Alexa, ich mache Schluss mit Dir! – Nichts wie raus aus der Beziehungsfalle.« von Johannes Bröckers. Westend Verlag, Frankfurt - Bücher für die Wirklichkeit! Erschienen am 5. Oktober 2020. ISBN: 978-3-86-489297-4. Seiten: 96, Preis: 8,50 Euro. Hosentaschenformat.

Auch als eBook (EPUB) erhältlich. ISBN 978-3-86-489794-8. Preis 6,99 EUR.


Artikel-Lesetipps zu Amazon / Alexa:

»Dringender Appell: Raus aus der Amazon-Beziehungsfalle. Die Daten der Menschen sind unantastbar« (-Johannes Bröckers), von Marcus Klöckner | Verantwortlicher: Redaktion NachDenkSeiten >> weiter.

»Alexa, ich mach Schluss mit dir! Nichts wie raus aus der Amazon-Beziehungsfalle.« von Johannes Bröckers / Autor auf westendverlag >> weiter.

»Schnauze, Alexa! Ich kaufe nicht bei Amazon. Vorsicht! Dieses Buch liefert überzeugende Argumente.« von Johannes Bröckers / Autor auf westendverlag >> weiter.

»Niemand hat den Datenschutz-Negativpreis BigBrotherAward so oft erhalten wie Amazon.«


► ACHTUNG: Die Bilder (außer dem Buchcover!), Grafiken und Illustrationen sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. folgende Kriterien oder Lizenzen, s.u.. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt.

► Bild- und Grafikquellen:

1. »Alexa, ich mache Schluss mit Dir! – Nichts wie raus aus der Beziehungsfalle.« von Johannes Bröckers. Westend Verlag, Frankfurt. ISBN: 978-3-86489-297-4 Seiten: 96, Preis: 8,50 Euro. Hosentaschenformat. Auch als eBook (EPUB) erhältlich. ISBN 978-3-86-489794-8. Preis 6,99 EUR. Sehr informativ!!

2. Jeffrey „Jeff“ Preston Bezos (* 12. Januar 1964 in Albuquerque, New Mexico als Jeffrey Preston Jorgensen) ist Präsident des US-amerikanischen Unternehmens Amazon.com, daß er 1994 selbst gegründet hat. Seit August 2013 ist Jeff Bezos Eigentümer der Tageszeitung The Washington Post, die er für 250 Millionen US-Dollar erworben hat. Berechnungen von Comparisun zufolge könnte Jeff Bezos schon 2026 der erste Billionär der Menschheitsgeschichte werden: 1 000 000 000 000 Dollar.

Bezos ist 56 Jahre alt, geschieden, Vater von 4 Kindern und lebt in Seattle, im Bundesstaat Washington. Karikatur: DonkeyHotey. This caricature of Eliot Jeff Bezos is based on a Creative Commons licensed photo from Steve Jurvetson via Wikimedia. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).

3. Phrasen - nicht als leeres Geschwätz das mit der Realität sehr wenig zu tun hat! Grafik: geralt / Gerd Altmann, Freiburg. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Grafik.

4. Krisengewinner Jeff Bezos: ERBARMUNGSLOS & UNERSÄTTLICH. Danke Corona! Foto (nur Bezos): National Museum of American History. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0). In das Foto wurden die beiden Buchcover und der Text eingearbeitet von KN-ADMIN Helmut Schnug.

5. OHNE Amazon. Niemand hat den Datenschutz-Negativpreis BigBrotherAward so oft erhalten wie Amazon. Grafik: freie Verwendung. Herzlichen Dank an AG Küste - c/o Elisa Rodé > weiter.