Das Gemeinschaftsgefühl zur leitenden Idee erheben

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Das Gemeinschaftsgefühl zur leitenden Idee erheben
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Das Gemeinschaftsgefühl zur leitenden Idee erheben

Mut aufbringen: Aufeinander zu!

By Dr. Rudolf Hänsel | NRhZ | GlobalResearch

Unterdrueckung-Untertan-Unterwerfung-Macht-Gehorsam-Knechtschaft-Autoritaet-Fremdbestimmung-Obrigkeitsgehorsam-Obrigkeitshoerigkeit-Kritisches-Netzwerk-DominanzWir beginnen als ungeschriebenes Blatt, bis wir von unseren Eltern und anderen Erwachsenen mit deren Narrativen, Vorstellungen und Projektionen beschrieben werden. Schon als Kinder erfahren wir Misstrauen, erleben uns selbst als Wesen, deren Wildheit und spontaner Lebensausdruck als gefährlich gilt und in Zaum gehalten werden muss.

Wir erlernen das Leben in Hierarchien, bei denen unser Platz zunächst ganz unten ist. Wir werden gemaßregelt und geformt, oft deformiert. Wie wir in der prägenden Phase behandelt werden, behandeln wir schließlich auch andere. Eine Kultur des gegenseitigen Misstrauens und der Angst greift Raum. Die Schrumpfform des Menschen nimmt Gestalt an: der Untertan.

Wollen wir diesen höchst destruktiven Prozess umkehren, müssen wir uns zunächst wieder auf unsere innerste Kraftquelle besinnen. Wir müssen es aushalten, notfalls allein und abseits dazustehen und doch bei unserer Wahrheit zu bleiben. Als authentische Einzelne können wir dann den Weg aufeinander zu gehen – hin zu Gemeinschaften freier, vor allem angstfreier Menschen.

Eines Tages klopfte die Angst an die Tür. Der Mut stand auf und öffnete, aber da war niemand draußen.” Dieses ursprünglich englische Sprichwort wurde zu Beginn des Jahres 2020 Johann Wolfgang von Goethe zugeschrieben. Ausgestattet mit der Autorität des deutschen Dichterfürsten wurde es in kurzer Zeit ein beliebter Motivationsspruch gegen die Angst vor dem Coronavirus. Das Zitat gibt eine Lebensweisheit wieder, die im Folgenden psychologisch bekräftigt und vertieft wird. Wenn wir Menschen den Mut aufbringen, die in der Erziehung erworbene Angst vor dem Mitmenschen zu überwinden, wenn wir uns mit ihm in Freiheit assoziieren und den Gemeinsinn zur leitenden Idee erheben, dann hat die Spezies Mensch die Chance zu überleben.

► Selber vor die Haustüre treten und nachsehen, was es gibt!

Jeder Mensch ist dazu aufgerufen, seinen Beitrag zur Lösung der drängenden Probleme unserer Zeit zu leisten. Und selbstverständlich sind wir dazu in der Lage, wenn wir uns bewusst sind, dass es auf jeden Einzelnen von uns ankommt. Warum nicht den Mut aufbringen, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, die gegenwärtigen Menschheitsprobleme nicht zu verdrängen, sondern gegen Unrecht aufzustehen – intellektuell, emotional, politisch. Die Trägheit des Herzens überwinden und handeln! Allen Widrigkeiten zum Trotz die Entschlossenheit aufbringen, die Wahrheit zu suchen und dadurch die Würde als Mensch zu bewahren und eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Kinder zu schaffen.

Der Schweizer Dichter und Romanautor Gottfried Keller  (* 19. Juli 1819 in Zürich; † 15. Juli 1890 ebenda) war der Auffassung: “Keine Regierung und keine Bataillone (…) vermögen Recht und Freiheit zu schützen, wo der Bürger nicht imstande ist, selber vor die Haustüre zu treten und nachzusehen, was es gibt.” — Züricher Novellen.

Romain-Rolland-Pazifist-Clerambault-Geschichte-eines-freien-Gewissens-im-Krieg-Kritisches-Netzwerk-Einzelseele-Abgrund-Massenseele-Selbstdenken-UnangepasstheitRomain Rolland (* 29. Januar 1866 in Clamecy, Département Nièvre; † 30. Dezember 1944 in Vézelay, Burgund), französischer Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger, meinte sogar, dass jeder Mensch notfalls allein innerhalb aller stehen und für alle denken und handeln muss. In der Einleitung seines Antikriegsromans von 1920 “Clérambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg” schrieb er:

Gegenstand des Buches ist nicht der Krieg, obzwar er es überschattet. Sein wirkliches Thema ist das Versinken der Einzelseele im Abgrund der Massenseele. Ein für die Zukunft der Menschheit viel entscheidenderes Phänomen als die vorübergehende Oberherrschaft einer oder der anderen Nation.

Freie Seelen, stark Charaktere — das tut heute der Welt am meisten not! Auf den verschiedensten Wegen — […] — kehren wir zur Form des Herdenlebens zurück. Nur langsam hat sich der Mensch dem heißen Lehm der Erde entrungen. Nun scheint es, als ob seine tausendjährige Anstrengung erschöpft sei, und er lässt sich wieder in das Weiche zurücksinken. Die Massenseele schluckt ihn auf, der entnervende Atem der Tiefe reißt ihn mit sich […]

Auf darum! Rafft euch zusammen, ihr, die ihr glaubt, dass der Kreislauf noch nicht erfüllt sei! Wagt es, euch von der Herde abzusondern, die euch fortzieht.

Jeder Mensch muss, so er ein wahrer Mensch ist, lernen, allein innerhalb aller zu stehen, allein für alle zu denken — wenn es not tut, sogar auch gegen alle! Aufrichtig denken heißt für alle denken, selbst wenn man gegen alle denkt. Die Menschheit bedarf derer, die ihr aus Liebe Schach bieten und sich gegen sie auflehnen, wenn es not tut! Nicht indem ihr der Menschheit zuliebe euer Gewissen und eure Gedanken fälscht, dient ihr der Menschheit, sondern indem ihr ihre Unantastbarkeit gegen gesellschaftlichen Missbrauch verteidigt; […][1].

Auch “Die Internationale”, das weltbekannte Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung, empfiehlt den Menschen, nicht auf die Rettung durch höhere Wesen zu hoffen, sondern selbst tätig zu werden:

Wacht auf, Verdammte dieser Erde, die stets man noch zum Hungern zwingt! […] Heer der Sklaven, wache auf! […] Völker, höret die Signale! Auf zum letzten Gefecht! […] Es rettet uns kein höhres Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun! Uns aus dem Elend zu erlösen, das können wir nur selber tun!”.

Freie Bürger, die gegen Unrecht und Tyrannei aufstehen, haben nichts gegen die Machthaber. Sie tun ihnen nichts. Sie wollen aber auch nicht in einem Herrschaftssystem leben, in der sie schweigen müssen.

Sie kämpfen für eine gerechtere Ordnung, für ihr Recht auf das Leben, auf Freiheit, Frieden und Sicherheit. Sie haben überdies einen gesunden Menschenverstand und sind autonom. Autonomie ist der Zustand und das Lebensgefühl der Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Selbstverwaltung. Philosophisch gesehen ist sie die Fähigkeit, sich als Wesen der Freiheit zu sehen und aus dieser Freiheit heraus zu handeln.

Proteste-Wutentfaltung-Unmut-Unzufriedenheit-Widerstand-Massenprotest-Aufbegehren-Unterdrueckung-Kritisches-Netzwerk-Abgehaengte-ziviler-Ungehorsam

Ausgestattet mit diesen Fähigkeiten übergibt kein Mensch aus freien Stücken einem anderen die Macht, über sein Leben und seine Zukunft zu entscheiden. Keinem anderen Menschen beziehungsweise Politiker, aber auch keinem übernatürlichen Wesen, das ihn als “Gottheit” von frühester Kindheit bis ans Ende der Tage führen und beschützen soll. Sind wir Menschen doch eingebettet in die Gemeinschaft von Artgenossen, vor denen wir keine Angst haben müssen, sondern auf deren Unterstützung und Solidarität wir bauen können.

► Den Mut aufbringen, sich mit dem Mitmenschen zu assoziieren

Wir müssen nur den Mut aufbringen, uns dieser Aufgabe zu stellen und uns mit den Mitmenschen zu assoziieren. Das bedeutet, einen oft mühsamen, langwierigen und nicht leicht begehbaren Weg auf uns zu nehmen, an das Gute im anderen Menschen zu glauben, uns in ihn einzufühlen, uns mit ihm zusammenzuschließen und ohne Zwang an ihn zu appellieren. Einen kurzen, leicht begehbaren und einfachen Weg zum Ziel – einen sogenannten Königsweg – gibt es nicht.

Der andere Mensch, unser Gegenüber, unser Mitbürger und Artgenosse ist gerne bereit, unser Angebot anzunehmen, wenn er die Möglichkeit bekommt, sich frei und ohne jeglichen Zwang dafür zu entscheiden. Auch er will gut leben mit seinen Kindern. Auch er hilft dem anderen gerne.

Peter-Pjotr-Alexejewitsch-Kropotkin-Russland-Anarchist-Anarchismus-Wohlstand-Kritisches-Netzwerk-RevolutionBereits vor über 100 Jahren schrieb der russische Anarchist, Geograph und Schriftsteller Fürst Pjotr Kropotkin (1842 bis 1921) in seinem BuchGegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt”, dass in Natur und Gesellschaft keineswegs nur ein Kampf aller gegen alle (Sozialdarwinismus) stattfindet, sondern dass ebenso das Prinzip der “gegenseitigen Hilfe” vorherrscht. Diejenigen Lebewesen, die dieses Prinzip umsetzen, würden erfolgreicher überleben. Kropotkin [Foto re.] beobachtete sowohl die Natur als auch die Naturwesen und bezog seine Erkenntnisse auf den Menschen.

► Das Gemeinschaftsgefühl zur leitenden Idee erheben

Dieses Prinzip der gegenseitigen Hilfe muss auf jede erdenkliche Art und Weise in den Gedanken und sittlichen Handlungsprinzipien der Menschen und in der Solidarität, im Zusammengehörigkeitsgefühl, in der Brüderlichkeit und im Gemeinschaftsgefühl der Menschen verankert werden. Aus der Einsicht um die Zusammengehörigkeit aller, die Menschenantlitz tragen, erwuchsen die Lehren der sittlichen Führer der Menschheit, die Weisheit des Laotse, das Gebot der Nächstenliebe und die unzähligen Formen des gesellschaftlichen Lebens und Verhaltens, in denen der Gemeinsinn zum Ausdruck kommt.

Für Alfred Adler (* 7. Februar 1870 in Rudolfsheim; † 28. Mai 1937 in Aberdeen), den Begründer der Individualpsychologie, besteht die “tiefste Idee aller Kultur […] in der endgültigen Verwerfung des Strebens nach Macht und in der endgültigen Erhebung des Gemeinsinns zur leitenden Idee.” Das sagte er bereits vor 100 Jahren. Alle unsere Bestrebungen in der Welt und der Wissenschaft sollten das Leitmotiv haben, in Zukunft einen Menschentypus hervorzubringen, für den – wie es Alfred Adler formulierte – Gemeinschaftsgefühl und mitmenschliche Verbundenheit ebenso selbstverständlich sind wie das Atmen [2].

Man kann die Mahnrufe des menschlichen Gemeinschaftsgefühls wohl unterdrücken; gänzlich ausmerzen kann man sie nie, denn das Geschenk der Evolution besteht im sittlichen Bewusstsein des Einzelnen, in der Einsicht in die Verantwortung aller gegenüber allen.

Unsere Aufgabe für die Zukunft scheint deshalb vor allem die Pflege und Verstärkung der Gemeinschaftsgefühle zu sein. Kein Mittel darf uns zu gering sein, keine Anstrengung zu mühsam, um den Menschen besser in das soziale Gefüge einzuordnen.

► Die in der Erziehung erworbene Angst vor dem Mitmenschen überwinden

Diesem hehren Ziel steht jedoch bei den meisten Menschen eine in der Kindheit erworbene und nur schwer zu überwindende Gefühlsreaktion entgegen: die Angst vor dem Mitmenschen. Diese Angst ist nicht angeboren. Der Mensch kommt ohne Angst zur Welt und erwirbt sie erst im Laufe seiner Entwicklung als Folge der traditionellen autoritären und religiösen Erziehung. Deshalb haben fast alle erwachsenen Menschen Angst – bewusst oder noch viel häufiger unbewusst. Sie ist Ausdruck einer Irritation und hat wenig mit der realen Situation zu tun.

Kirchenkriminalitaet-Angst-Schwarze-Paedagogik-Missbrauch-Sadismus-Katholische-Kirche-Kritisches-Netzwerk Die Angst durchzieht das ganze Um und Auf des Menschen, sein Tun und Handeln, wie er sich im Leben und in der Gemeinschaft gibt und bewegt. Sie verhindert ihm das Denken und macht ihn unfähig, nur irgendeine Situation real und vernünftig einzuschätzen. Er ist nicht mehr der Macher seines Lebens, sondern die Angst treibt ihn.

Das Menschenbild der christlich-abendländischen Kultur besagt, dass der Mensch – auch schon das kleine Kind – schlechte Eigenschaften in sich trägt. Mit dieser Information – sei sie bewusst oder unbewusst – tritt der Erzieher der heutigen Zeit an das Kind heran. Immer vermutet er einen bösen Willen beim Kind. Er weiß nicht, dass das Kind ganz auf die Beziehungspersonen ausgerichtet ist, dass sein ganzes Sehnen und Trachten dahin geht, von den Eltern geliebt und geschätzt zu werden, dass es noch so gerne kooperiert. Das Kind ist von Natur aus gut.

In Wirklichkeit jagen Eltern und Erzieher dem Kind mit jeder Anwendung von Gewalt, sei es in Form von Strenge oder auch Verwöhnung, große Ängste ein. Das Kind lernt, Angst zu haben; es lernt, sich vom Mitmenschen bedroht zu fühlen; es erlebt, dass mit dem Menschen nicht gut Kirschen essen ist. Die Gefühlsreaktion der Angst wird ein Bestandteil seines Charakters. Das Menschenbild, welches es in den frühesten Kindheitsjahren bei seinen Eltern erworben hat, trägt es in jede Beziehung unbewusst hinein.

Auch heute noch wird das Kind mit Gewalt und Missachtung seiner Persönlichkeit erzogen. Dadurch beginnt das Kind sich vom Menschen abzuwenden. Es ergibt sich eine verneinende Tendenz, die sein späteres Leben beeinflusst.

Es verspricht sich nicht mehr viel vom Menschen. Die gewalttätige Behandlung erschüttert seine Persönlichkeit zutiefst und erweckt in ihm Aversionen gegen den Mitmenschen. Das Vertrauen zum Menschen, das eigentlich das Fundament der Persönlichkeit und die natürliche Auffassung vom Leben wäre, kann nicht entstehen.

Kindliches-Seelenleben-Traurigkeit-emotionale-Vernachlaessigung-Missachtung-Kindheitserlebnisse-Angst-Elterngewalt-Gewalterfahrung-Kritisches-Netzwerk-Seelendeformation

Das Kind erlebt auch, dass die elterliche Autorität über allem steht. Es erlebt, dass es nur eine richtige Meinung gibt, und das ist die des Vaters, der Autorität. Es erlebt, dass man gewisse Meinungen nicht haben soll. Es lernt die Gewalt und die Sanktionen, die von den Eltern ausgehen, derart zu fürchten, dass es keinen Widerspruch mehr wagt, weder im Denken noch im Handeln. Als Erwachsener ist der Mensch nicht mehr in der Lage, einen eigenen Gedanken zu fassen, weil seine Angst vor den Folgen – irdischen oder überirdischen – ihn lähmt. Er wird nervös und ungehalten, wenn er nur schon eine andere Meinung hört.

Auf diesem Boden ist es dem Menschen nicht möglich, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen. Er kann vom anderen Menschen nur noch schwer etwas annehmen. Seine Angst wird zum dominierenden Beziehungsproblem. Er kennt die freie Auseinandersetzung nicht, er kennt nur Befehl und Gehorsam. Er ist gewohnt, die Meinung der Autorität ungeprüft zu übernehmen. Er hat zudem als Kind erlebt, dass er mit vielen Meinungen belastet wurde, die er in keiner Weise überprüfen konnte. So findet er sich damit ab, dass vieles nicht verstehbar ist und dass das Unverständliche nicht angezweifelt werden darf.

Kirchenkritik-anti-religion-Religionskritik-Religionskritiker-Kritisches-Netzwerk-Konfessionslose-Atheisten-Katholische-Kirche-Christentum-Kirchenkriminalitaet-christliche-Werte-Religionswahn Diese Einschüchterung von Verstand und Vernunft geht in unserer Kultur einher mit der religiösen Erziehung, mit irrealen Informationen über Geister, Teufel und Engel.

Der Mensch wird zwar weder religiös noch gottesgläubig geboren, doch das geistig gesunde und unverkrüppelte Kind gerät in eine Gesellschaft, in der wahnhafte Ideen und Illusionen vorherrschen. Kaum zeigen sich beim kleinen Kind die ersten seelischen Regungen und es lernt zu sprechen, wird es von der Gesellschaft, das heißt von den Eltern und der Kirche “in Obhut genommen”. Es wird ihm klar gemacht, dass sich sein Wesen bezüglich des Naturgefühls und der Weltanschauung nicht frei entwickeln darf. Will es verhindern, mit allgemeiner Verachtung und höllischen Peinigungen bestraft zu werden, muss es sein Wesen in eine bestimmte kirchliche Form pressen.

► Ausblick

Dank der Erkenntnisse der wissenschaftlichen Psychologie weiß man heute, wie die Angst vor dem Mitmenschen entsteht. Man kennt die Ursachen genau. Man weiß auch, wie der Mensch die Angst hinter sich bringen kann. Der heutige Mensch müsste deshalb nicht mehr von Ängsten geplagt sein. Diese Ängste lassen sich in einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung zu einem Fachmann verändern respektive überwinden. Indem der Mensch Mitgefühl und Verständnis erlebt, kann er diese Ängste verlieren.

Und die Pädagogik in Elternhaus und Schule hat auf das autoritäre Prinzip – das jahrhundertelang als fraglos gültige Grundlage des erzieherischen Verhaltens angesehen wurde – und auf Gewaltanwendung zu verzichten. Erzieher haben sich mit wahrem Verständnis dem kindlichen Seelenleben anzupassen, haben die Persönlichkeit des Kindes zu achten und haben sich ihm freundschaftlich zuzuwenden. Eine solche Erziehung wird einen Menschentypus hervorbringen, der keine “Untertanen-Mentalität” besitzt und darum für die Machthaber in unserer Welt kein gefügiges Werkzeug mehr sein wird.

Dr. Rudolf Hänsel
_________

Dr. Rudolf Lothar Hänsel, Jahrgang 1944, ist Lehrer (Rektor a. D.), Doktor der Pädagogik (Dr. paed.) und Diplom-Psychologe (Dipl.-Psych. mit Schwerpunkt: Klinische-, Pädagogische-, Medien- sowie Individual-Psychologie). Viele Jahrzehnte unterrichtete er, bildete bei der BAYER-AG in Leverkusen Hochschulabsolventen fort, gründete in Köln zusammen mit Kollegen eine Modellschule für ehemalige Schulversager und leitete sie. An der Bayerischen Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung war er als Instituts-Rektor für die Ausbildung von Beratungslehrkräften für alle Schularten zuständig. Am Ende seiner Berufslaufbahn war er Staatlicher Schulberater für die Landeshauptstadt München. Als Pensionär arbeitete er viele Jahre als Psychotherapeut in eigener Praxis. In seinen Büchern und pädagogisch-psychologischen Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung und eine Erziehung zum Gemeinsinn und Frieden. Er schreibt regelmäßig Beiträge für Global Research.

[1] Rolland, Romain (1988). Clerambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg. Reinbek bei Hamburg, S. 12

[2] Heinz L. / Ansbacher, Rowena R. (Hrsg.). (1982). Alfred Adlers Individualpsychologie. Eine systematische Darstellung seiner Lehre in Auszügen aus seinen Schriften. München, Basel.

       

»Unter "Religiotie" verstehe ich eine spezielle Form der geistigen Behinderung,
die durch intensive Glaubens-Indoktrination vornehmlich im Kindesalter ausgelöst wird
und die zu deutlich unterdurchschnittlichen kognitiven Leistungen
sowie spezifischen Einschränkungen des affektiven Verhaltens führt,
sobald es um glaubens­relevante Sachverhalte geht -
etwa um das Anerkennen der empirischen Belege der Evolutionsbiologie.«

(- Dr. phil. Michael Schmidt-Salomon)

    

»Im Unterschied zu anderen Formen der Intelligenzminderung
muss sich Religiotie keineswegs in einem generell reduzierten Intelligenzquotienten niederschlagen.
So wie wir - beispielsweise beim autistischen Syndrom - "Inselbegabungen" feststellen können,
gibt es allem Anschein nach auch "Inselverarmungen".
Religiotie sollte deshalb vornehmlich als "partielle Entwicklungsstörung" verstanden werden
- ein Begriff, den der Entwicklungspsychologe
Franz Buggle schon vor einigen Jahren vorgeschlagen hat,
um die spezifischen Denkhemmungen religiöser Fundamentalisten zu fassen.«

(- Dr. phil. Michael Schmidt-Salomon)


► Quelle: Dieser Artikel wurde am 09. Juni auf der Blog-Site des Autors, NRhZ-Online, in deutsch und englisch veröffentlicht. >> Artikel. Dieser Artikel wurde am 10 Juni 2021 auch auf der Webseite von Global Research veröffentlicht. >> Artikel. Copyright © Dr. Rudolf Hänsel.

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Untertanen-beschraenkte-Einsicht-Obrigkeit-Kritisches-Netzwek-Scheindemokratie-Untertaenigkeit-Entdemokratisierung-Maulkorb-Zensur-Unterdrueckung-Obrigkeitsstaat1. DER UNTERTAN: Wir erlernen das Leben in Hierarchien, bei denen unser Platz zunächst ganz unten ist. Wir werden gemaßregelt und geformt, oft deformiert. Wie wir in der prägenden Phase behandelt werden, behandeln wir schließlich auch andere. Eine Kultur des gegenseitigen Misstrauens und der Angst greift Raum.

Die Schrumpfform des Menschen nimmt Gestalt an: der Untertan.

Illustration: Cdd20, Shanghai/China. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Illustration.

2. Romain Rolland (* 29. Januar 1866 in Clamecy, Département Nièvre; † 30. Dezember 1944 in Vézelay, Burgund) war ein französischer Schriftsteller, Musikkritiker und Pazifist. Wegen seiner Kritik an der Kriegspolitik beider Lager, denen er mit zunehmender Dauer des Krieges vorwarf, sich selbst im Falle eines Sieges zu zerstören, wurde Rolland zu einer Symbolfigur der transnationalen Antikriegs- und der internationalen Arbeiterbewegung während des Ersten Weltkrieges.

In seinem Antikriegsroman „Clérambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg“, den er bereits im August 1915 in der Schweiz konzipierte, richtete er zunächst einige Worte an den Leser. Wache Zeitgenossen werden sie sicher nachempfinden können. Er bringt darin seine Gefühlslage in der schwierigen Zeit des bereits wütenden Krieges zum Ausdruck. Die Einleitung zu seinem Buch schrieb Rolland im März 1917:

»Gegenstand des Buches ist nicht der Krieg, obzwar er es überschattet. Sein wirkliches Thema ist das Versinken der Einzelseele im Abgrund der Massenseele. Ein für die Zukunft der Menschheit viel entscheidenderes Phänomen als die vorübergehende Oberherrschaft einer oder der anderen Nation.

Freie Seelen, stark Charaktere — das tut heute der Welt am meisten not! Auf den verschiedensten Wegen — […] — kehren wir zur Form des Herdenlebens zurück. Nur langsam hat sich der Mensch dem heißen Lehm der Erde entrungen. Nun scheint es, als ob seine tausendjährige Anstrengung erschöpft sei, und er lässt sich wieder in das Weiche zurücksinken. Die Massenseele schluckt ihn auf, der entnervende Atem der Tiefe reißt ihn mit sich … Auf darum! Rafft euch zusammen, ihr, die ihr glaubt, dass der Kreislauf noch nicht erfüllt sei! Wagt es, euch von der Herde abzusondern, die euch fortzieht.

Jeder Mensch muss, so er ein wahrer Mensch ist, lernen, allein innerhalb aller zu stehen, allein für alle zu denken — wenn es not tut, sogar auch gegen alle! Aufrichtig denken heißt für alle denken, selbst wenn man gegen alle denkt. Die Menschheit bedarf derer, die ihr aus Liebe Schach bieten und sich gegen sie auflehnen, wenn es not tut! Nicht indem ihr der Menschheit zuliebe euer Gewissen und eure Gedanken fälscht, dient ihr der Menschheit, sondern indem ihr ihre Unantastbarkeit gegen gesellschaftlichen Missbrauch verteidigt.«

Romain Rolland war auch ein bekennender Tierschützer. So nannte er Rohheit gegen Tiere und Ungerührtheit durch ihre Qualen „eine der schwersten Sünden des Menschengeschlechts“ und sah sie als „die Grundlage menschlicher Verderbtheit“ an.

Das Originalfoto entstand 1914. FotoUrheber: Agence de presse Meurisse. Die Agentur Meurisse war bis 1937 eine französische Presseagentur, die 1909 von dem Fotografen Louis Meurisse gegründet wurde und über eine Sammlung von 205.000 Fotos verfügt. Quelle: Wikimedia Commons. Bei diesem Bild der Französischen Nationalbibliothek (BNF) handelt es sich um einen Scan (Reproduktion) eines gemeinfreien Werkes ({{PD-scan}}). Deshalb ist auch dieses Werk gemeinfrei. 

3. Widerstand durch Massenprotest: Was machen diejenigen, die keine Stimme mehr haben? Die sehen, dass vieles in eine Richtung läuft, die sie nicht als eine sehen, die ihren Interessen entspräche? Wir müssen uns engagieren und wehren. Und wir tun es nicht ausschließlich aus Eigeninteresse, sondern weil uns dieses Land am Herzen liegt, auch wenn wir zu ihm ein ambivalentes Verhältnis haben - nicht erst seit Corona, aber erst recht seit Corona. Ziviler Ungehorsam und Widerstand werden Pflicht.

Foto: Sarah_Loetscher / Sarah Lötscher, Zürich/Schweiz. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.

4. Fürst Pjotr Alexejewitsch Kropotkin (* 27. Novemberjul. / 9. Dezember 1842greg. in Moskau; † 8. Februar 1921 in Dmitrow) war ein russischer Anarchist, Geograph und Schriftsteller. Er hinterließ viele Schriften, darunter die revolutionäre Schrift »Die Eroberung des Brotes« und sein wissenschaftliches Werk »Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt«. Kropotkin kämpfte für eine gewalt- und herrschaftsfreie Gesellschaft und gilt als einer der einflussreichsten Theoretiker des kommunistischen Anarchismus.

Foto: unbekannter Fotograf, erstellt ca. 1890. Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.

5. Kirchenkriminalität in der katholischen Kirche erwiesenermaßen seit Jahrhunderten angewandte Methode durch zahllose verhaltenssgestörte, perverse, notgeile und machtbesessene Priester und Würdenträger - bis heute! Das Menschenbild der christlich-abendländischen Kultur besagt, dass der Mensch – auch schon das kleine Kind – schlechte Eigenschaften in sich trägt. Mit dieser Information – sei sie bewusst oder unbewusst – tritt der Erzieher der heutigen Zeit an das Kind heran. Immer vermutet er einen bösen Willen beim Kind. Er weiß nicht, dass das Kind ganz auf die Beziehungspersonen ausgerichtet ist, dass sein ganzes Sehnen und Trachten dahin geht, von den Eltern geliebt und geschätzt zu werden, dass es noch so gerne kooperiert. Das Kind ist von Natur aus gut. Bildidee: Helmut Schnug. Bildbearbeitung: Wilfried Kahrs (WiKa). Bei Verwendung bitte einen Hinweis auf www.Kritisches-Netzwerk.de. Originalfoto: Piers Nye, Oxford/UK. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0). Diese Lizenz gilt auch für das digital veränderte Bild.

6. Kinder sind von Natur aus gut. Respektiert ihre Persönlichkeit und Grundrechte. Foto (OHNE TEXT): Mempa-Peq 7 Olga Suarez, Boston/United States. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto. Text von Helmut Schnug eingearbeitet.

7. Beschränkter Untertanenverstand: »Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht in dünkelhaftem Übermute an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen«. Zitat abgewandelt und eingekürzt! H.S.. Die Textgrafik besteht nur aus einfachen geometrischen Formen und Text. Sie erreichen keine Schöpfungshöhe, die für urheberrechtlichen Schutz nötig ist, und sind daher gemeinfrei.

Originalwortlaut: „Es ziemt dem Untertanen, seinem Könige und Landesherrn schuldigen Gehorsam zu leisten und sich bei Befolgung der an ihn ergehenden Befehle mit der Verantwortlichkeit zu beruhigen, welche die von Gott eingesetzte Obrigkeit dafür übernimmt; aber es ziemt ihm nicht, die Handlungen des Staatsoberhauptes an den Maßstab seiner beschränkten Einsicht anzulegen und sich in dünkelhaftem Übermute ein öffentliches Urteil über die Rechtmäßigkeit derselben anzumaßen.“ (Gustav von Rochow, 1792-1847, preußischer Innenminister und Staatsminister.).

Christian-Pfeiffer-Gegen-die-Gewalt-Warum-Liebe-und-Gerechtigkeit-unsere-besten-Waffen-sind-Kritisches-Netzwerk-Kindesmissbrauch-Kindestoetungen-Vergewaltigunge8. Was war der religiöse oder ökonomische Treiber in Kirchen und Religionen im Mittelalter? Diese Frage stellte sich der Mensch nicht, weil er stets an das glaubte, was einem die Welterklärer vorgaben. Heutzutage sind insb. jüngere Menschen kritischer, vor allem die römisch-katholische Kirche verliert insgesamt an Einfluss.

Einschüchterung von Verstand und Vernunft geht in unserer Kultur einher mit der religiösen Erziehung, mit irrealen Informationen über Geister, Teufel und Engel. Der Mensch wird zwar weder religiös noch gottesgläubig geboren, doch das geistig gesunde und unverkrüppelte Kind gerät in eine Gesellschaft, in der wahnhafte Ideen und Illusionen vorherrschen.

Kaum zeigen sich beim kleinen Kind die ersten seelischen Regungen und es lernt zu sprechen, wird es von der Gesellschaft, das heißt von den Eltern und der Kirche “in Obhut genommen”. Es wird ihm klar gemacht, dass sich sein Wesen bezüglich des Naturgefühls und der Weltanschauung nicht frei entwickeln darf. Will es verhindern, mit allgemeiner Verachtung und höllischen Peinigungen bestraft zu werden, muss es sein Wesen in eine bestimmte kirchliche Form pressen. Grafik/Quelle: pngguru.com (free Clipart).

9. Buchcover: "Gegen die Gewalt - Warum Liebe und Gerechtigkeit unsere besten Waffen sind" von Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Kösel Verlag (randomhouse.de), 2. Aufl. 2019, ISBN: 978-3-466-37237-9, Hardcover € 22,00 [D]

Deutschlands bekanntester Kriminologe zieht Bilanz

Statistiken zeigen: Deutschland war selten so sicher wie heute. Mit der gefühlten Kriminalitätstemperatur stimmt das aber nicht überein. Seit über vierzig Jahren beschäftigt sich der bekannte Kriminologe Christian Pfeiffer mit der Gewalt in Deutschland. Egal, ob es um Jugendkriminalität, häusliche Gewalt oder den vermeintlichen Anstieg der Straftaten durch Auslänger geht, Pfeiffer ist ein gefragter Experte. Sein Buch klärt auf: Pfeiffer zeigt, wo wir im Kampf gegen die Gewalt schon Siege gewonnen haben, aber auch, wo wir uns neuen Herausforderungen stellen müssen. Anhand aktueller Forschungsergebnisse und persönlicher Erfahrungen erklärt Pfeiffer, wie wir diesen begegnen sollten: Mit einem neuen Gemeinsinn, mehr Liebe und Gerechtigkeit – zum Wohle aller. (Klappentext)

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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Regeln des Zusammenlebens

 

Regeln des Zusammenlebens

Gesetze werden oft verteufelt, weil sie als unangemessene Einschränkungen der persönlichen Freiheit definiert werden. Wenn Gesetze als autoritäre Willkür aufgebaut sind oder als religiöse Dogmen das Leben der Menschen strangulieren, dann sind sie des Teufels. Genau so, wenn sie uns in Gestalt von überkommenen Normen oder Ideologien als 'Normalität' verkauft werden.

Es gibt diverse Namen für Gesetze und Vorschriften oder ungeschriebene Erwartungen: Regeln, Normative, Gewohnheiten, Moral oder gesellschaftlicher bzw. nationaler Anpassungsdruck. Insgesamt haben wir es mit dem Spiel zwischen dem Drang der Menschen nach Unabhängigkeit, Gerechtigkeit und dem Streben nach Sicherheit zu tun. Dabei spielt die Sucht der Egomanie und der Autophilie eine wesentliche Rolle.

Auch sollte nicht vergessen werden, daß die Macht der Gesetze denen der aktuellen Logik folgen. Es existieren zwei gegensätzliche Ordnungen der Logik, die der aristotelischen / mehrwertige Logik und die der paradoxen Logik. Bei Anwendung der paradoxen Logik ist das Vorhandensein von nur einer Wahrheit ausgeschlossen. Es ist die Regel, daß mehrere Wahrheiten möglich und nebeneinander existieren können. Dabei wird auch akzeptiert, daß die eine „Wahrheit" das genaue Gegenteil der anderen aussagt.

Wer sich auf Alternativlosigkeiten festlegt und polarisiert, der läßt die Komplexität des Lebens außer acht.

Dadurch wird deutlich, daß die Festlegung von Gesetzen von der Interpretation der jeweiligen Logik abhängig ist. Die bestimmende Logik wird tatsächlich immer von der herrschenden Klasse und den eingebläuten Normen festgelegt. Heutzutage ist dies die Konglomeration von Politik, Wirtschaft, Medien und angepasster Wissenschaft, die die Denkweise vorgibt. Diese wird von den gleichgeschalteten Medien verbreitet und in Form einer Gehirnwäsche verabreicht, die sich noch gravierender als eine Virenpandemie auswirkt.    

Radikale Kritiker der Gesetzgebung gehen davon aus, daß Gesetze grundsätzlich dazu angelegt sind, das Volk zu unterjochen und die Macht der Privilegierten, des Adels, der Kirche, der Feudalisten oder der Kapitalisten durchzusetzen. Diesen Interpretatoren ist nicht bewußt, die im Wesen des Menschen angelegten negativen und destruktiven Potenziale und Seiten wahrzunehmen. Dabei wohnen bei jedem Menschen zwei Seelen in seiner Brust, die ja nach Ausprägung der Sozialisation in die eine oder andere Richtung wandern und sich verfestigen können.

Die Ausformung der jeweiligen Gesellschaft ist dabei mitbestimmend, wohin die Reise geht. Das Gute und das Böse, Gott und der Teufel stellen nur eine Seite der Medaille dar, die jederzeit kippen kann. Menschen sind unberechenbar und können berechtigt als die Geißel der Schöpfung bezeichnet werden, weil sie sich oft schizophrenerweise gegen ihre eigene Existenz versündigen.

Die Behauptung von Dr. Rudolf Hänsel „Kinder sind von Natur aus gut“, ist m. E. nicht haltbar. Wer kleine Kinder beim Spielen beobachtet, dem dürfte nicht entgangen sein, daß zwischen ihnen bereits eine ziemliche Aggressivität entstehen kann. Sie hauen sich die Spielzeuge an den Kopf, bewerfen sich mit Sand oder zerstören die Konstrukte der anderen.

»Schon einige Einjährige, aber fast alle Zweijährigen haben das dominierende Entwicklungsthema »Alleine!«. Sie wollen die Welt erobern, und zwar mit so wenig Hilfe wie möglich. Typische Autonomiekonflikte entbrennen dadurch, dass das Kind eine eigene Handlungsabsicht und ein eigenes Handlungsziel hat. Jetzt stößt das Kind immer wieder an seine Grenzen, und zwar an von außen gesetzte genauso wie an die eigenen, da seine fein- und grobmotorischen wie auch vor allem seine sprachlichen Möglichkeiten noch begrenzt sind.« (Gabriele Haug-Schnabel / Joachim Bensel, 'Grundlagen der Entwicklungspsychologie - Die ersten 10 Lebensjahre', 2017, S. 91). Von den selben Autoren: 'Vom Säugling zum Schulkind - Entwicklungspsychologische Grundlagen', 2019)

Ab dem zweiten Lebensjahr passieren dann zunehmend wahrnehmbare und weitreichende Fortschritte in der Grob- und Feinmotorik, aber auch in der sprachlichen Entwicklung des Kindes. Ansätze von Eifersucht, Neid und Missgunst entwickeln Kinder bereits mit zwei oder drei Jahren.

Selbst die ganz Kleinen haben durchaus schon verstanden, wie sie Erwachsene (Mutter vs. Vater - Oma vs. Opa) gegeneinander ausspielen können, um sich Vorteile zu verschaffen. Besonders wenn Geschwister fast im gleichen Alter sind, sehen sie sich häufig als Rivalen, die um die Gunst der geliebten Eltern buhlen (müssen). Dies wird bei gleichgeschlechtlichen Geschwistern nochmals verstärkt.

Alle Kinder tragen die Veranlagungen in sich, sich in Richtung „biophil“ oder „nekrophil“ weiter zu entwickeln (siehe Erich Fromm in „Anatomie der menschlichen Destruktivität“. Im frühen Kindesalter ist noch völlig offen, welchen Weg das Kind als Jugendlicher bis hin zum Erwachsenenalter durchläuft. Hänsels Erkenntnis hinsichtlich der Einflüsse der Sozialisation durch Eltern, Kindergarten, Schule oder Religion treffen allerdings den Nagel auf den Kopf. Denn die 'schlechten' Vorbilder aus dem Umfeld prägen es teilweise so stark, daß es im späteren Leben kaum noch eine Umkehr geben kann. Sowohl zu stark ausgeprägte autoritäre Erziehung wie auch das antiautoritäre Gegenteil führen meist zu Verhaltensdeformationen und Fehlentwicklungen.

Deshalb wurden mit der fortschreitenden kulturellen Entwicklung des Menschen bereits in sehr früher Zeit von den Anführern der alten Gesellschaften und Stammesgruppierungen Regeln des Zusammenlebens festgelegt, die zumindest eine Vorstufe der heutigen Gesetze darstellten. Menschen neigen dazu, sich auf dem Rücken anderer Vorteile zu verschaffen. Deshalb gehörten natürlicherweise auch Sanktionen als Konsequenz der Regelwerke dazu, die im Falle von Verstößen angewandt wurden. Ohne den Druck von Strafandrohungen sind die meisten Menschen nicht dazu zu bewegen, sich solidarisch zu verhalten. Egoismus, Narzissmus, Neid, Gier und Neigung zur Gewaltanwendung sind nicht leicht zu unterdrücken - ganz im Gegenteil zu den meisten Primaten, die als unsere primitiven Vorfahren gelten, bei denen allerdings das soziale Verhalten im Vordergrund steht.

Durch die Ansammlung von immer mehr Menschen auf engerem Raum (Städtebildung), Arbeitsteilung und Ausbildung von persönlichem Eigentum waren diese Codexe nötig, um Richtlinien für ein auskömmliches und gerechtes Zusammenleben aufzustellen. Gesetze sind notwendige Korrekturmechanismen, um den Rahmen für eine Ordnung vorzugeben, die die Grenzen der Toleranz und Freiheit regelt. Ohne diese Richtlinien würden in einer komplexen Gesellschaft die Anhaltspunkte für persönliches, politisches und wirtschaftliches Handeln fehlen, weshalb sie sehr schnell dem Untergang geweiht würde.

Selbst Menschen, die in kleinen Kommunen und Wohngemeinschaften nach anarchistischer Ideenleere und Philosophie leben und jede Art von Hierarchie als Form der Unter­drückung von Freiheit ablehnen, kommen nicht ohne Regeln aus, denn auch sie ist keine Chaosveranstaltung, sondern basiert auf einer nicht-autoritären Ordnung, die eingehalten werden muß, damit ein Miteinander der Individuen funktionieren kann.

Natürlich gilt diese Aussage nur dann, wenn die erlassenen Gesetze und Direktiven auf demokratischen Prinzipien beruhen und dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

Peter A. Weber

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