Was, wenn Moral nur eine Fiktion ist?

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Was, wenn Moral nur eine Fiktion ist?
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Was, wenn Moral nur eine Fiktion ist?

Friedrich Wilhelm Nietzsche: Herren und Sklaven

von Jonas Koblin | Sproutsschools - Sprouts Deutschland [1] [2]

Friedrich_Wilhelm_Nietzsche_Moral_Herrenmoral_Sklaven_Moralitaet_Moralkodex_Gehorsam_Sklavenmoral_Herrentypen_Stephen_Hicks_Selbsthass_Unterdrueckung_Versklavung_Kritisches-NetzwerkVorbemerkung von Helmut Schnug: Friedrich Wilhelm Nietzsche (* 15. Oktober 1844 in Röcken; † 25. August 1900 in Weimar) war ein deutscher klassischer Philologe und Philosoph. Nietzsche sprengte sowohl mit seinem Denken als auch mit seinem Stil bis dahin gängige Muster und ließ sich zunächst keiner klassischen Disziplin zuordnen. Heute gilt er manchen als Begründer einer neuen philosophischen Schule, der Lebensphilosophie.

Über Nietzsches gut dokumentiertes Leben und nachhaltiges Wirken bitte bei Wikipedia weiterlesen.

► Textskript aus dem Video: (durch Helmut Schnug geringfügig angereichert)

Was, wenn Moral nur eine Fiktion ist, die von der Herde unterlegener Menschen benutzt wird, um die wenigen besseren Menschen zurückzuhalten?

In diesem Sprouts-Special mit dem amerikanisch-kanadischen Philosoph Stephen Hicks untersuchen wir Nietzsches Erklärung dafür, wie sich Ethik entwickelt. Und die Folgen für Herrentypen, die in einer Welt leben, die von der Moral eines Sklaven beherrscht wird.

"HERREN-SKLAVEN-MORALITÄT" und der Ursprung des schlechten Gewissens

Nietzsche vertrat die Auffassung, dass es zwei Erklärungen für die Entwicklung der Moral gibt. Ein Teil dieser Erklärung ist bio-psychologischer Natur, d.h. die Frage, welche Moral mit dem psychologischen Typus des Menschen übereinstimmt. Der andere Teil der Geschichte ist kulturell, weil sich verschiedene Moralvorstellungen unter verschiedenen Überlebensbedingungen entwickeln, und so sucht Nietzsche in der Menschheitsgeschichte nach den Überlebensbedingungen, die die Entwicklung der Sklavenmoral notwendig gemacht haben.

Im Westen findet Nietzsche die Wurzeln der Sklavenmoral in der jüdisch-christlichen Tradition - in einem entscheidenden Ereignis, das früh in der jüdischen Geschichte stattfand: der Versklavung der Juden in Ägypten. Das wesentliche Ergebnis der langen Versklavung war die Entwicklung und Verinnerlichung eines Moralkodex, der es ihnen ermöglichte, die Sklaverei zu überleben.

Angenommen, du bist ein Sklave: Wie überlebst du? Und wenn Du Kinder hast, die in die Sklaverei hineingeboren werden, welche Überlebensstrategien wirst Du ihnen beibringen? Um zu überleben, muss ein Sklave seinem Herrn gehorchen. Das ist nicht selbstverständlich. Die erste Lektion lautet also: Du musst deine Natur unterdrücken.

Nehmen wir an, der Herr schlägt dich - das Verlangen nach Rache ist natürlich, aber du musst es unterdrücken.

Angenommen, der Herr sagt dir, du sollst warten - Untätigkeit ist nicht natürlich - aber du musst deinen Wunsch nach Aktivität unterdrücken.

Angenommen, der Herr sagt dir, du sollst etwas tun, was du nicht tun willst - du musst deinen Wunsch, das zu tun, was du willst, unterdrücken und gehorchen.

Verallgemeinernd gesagt, musst du dich darin üben, deine natürlichen Impulse zu zügeln und ein demütiges, geduldiges, gehorsames Selbst zu verinnerlichen. Du weißt, dass du das tun musst, denn Sklaven, die das nicht tun, enden tot.

Folglich, so Nietzsche, haben Sklaventugenden einen Überlebenswert: Gehorsam, Demut, Vergebung und Geduld sind gut für Sklaven. Und das sind die Eigenschaften, die Sklaven ihren Kindern eintrichtern, wenn sie wollen, dass sie überleben. Mit der Zeit werden die Sklaventugenden zu kulturellen Werten.

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In jeder Generation gibt es viele Menschen, die wie Schafe sind und denen es nichts ausmacht, Sklaven zu sein. Aber andere nehmen es übel, und hier wird die Geschichte, die Nietzsche erzählt, noch düsterer.

Um zu überleben, müssen sie ihre natürliche Stärke und ihr Durchsetzungsvermögen gegen den Ausdruck ihrer eigenen Stärke und ihres Durchsetzungsvermögens richten. Das führt natürlich dazu, dass sie den Herren stark hassen. Aber sie fangen auch an, sich selbst dafür zu hassen. Sie hassen sich dafür, dass sie tun, was der Herr sagt. Und dafür, was sie selbst tun, um sich zu unterdrücken.

Psychologisch gesehen verursacht der Selbsthass einen unerträglichen Druck im Inneren: denn die äußere Entladung des Triebes wird gehemmt und wendet sich gegen den Menschen selbst. Feindseligkeit, Grausamkeit, Freude an Zerstörung - all das wendet sich gegen die Besitzer solcher Instinkte: das ist der Ursprung des "schlechten Gewissens".

Friedrich_Wilhelm_Nietzsche_Moralvorstellungen_Moralphilosophie_Jenseits_von_Gut_Boese_Hass_Lebensphilosophie_Immoralitaet_Nietzsche_Herren_Sklaven_Kritisches-NetzwerkHass auf den Stärkeren, Selbsthass und Rachephantasien zur Linderung des Schmerzes werden zur gelebten psychologischen Realität solcher Sklaven. Wenn man diese psychologische Realität über Monate und Jahre aufrechterhält, werden die Ergebnisse hässlich und giftig sein.

Noch provokanter argumentiert Nietzsche, dass solche Sklavenindividuen, die den inneren Krieg am stärksten spüren, zu den sozialen Führern der Sklaven werden - das heißt, sie werden zu ihren Priestern. "Wegen ihrer Ohnmacht wächst in ihnen der Haß zu ungeheuren Ausmaßen".

In ihrer Führungsrolle sind es die Priester, die am stärksten für Sanftmut, Demut und Gehorsam eintreten - und die aggressive Stärke und den Stolz der Herren verurteilen. Die Priester sind nicht in der Lage, physische Macht gegen die Herren einzusetzen. Stattdessen entwickeln und nutzen die Priester die Moral als ihre Waffe in der Auseinandersetzung.

In der jüdisch-christlichen Tradition wird die Sklavenmoral Teil einer Rachestrategie. Sie soll es den Schwächeren ermöglichen, in einer rauen Welt zu überleben. Aber auch das Selbstvertrauen der Herren zu untergraben. Und schließlich die Herren zu stürzen, um geistige Rache zu üben.

Also: Stärke, Aggression, Schwäche, Missgunst. Geht es bei der Moral wirklich darum, dass wir in der Welt miteinander auskommen? Oder ist sie in Wirklichkeit ein Werkzeug der Macht, eine Überlebensstrategie und eine Möglichkeit für die Unterlegenen, gegen die Erfolgreichen zurückzuschlagen? Das sind die unbequemen Fragen, die Nietzsche uns stellt.
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Was denkst du über Moral? Bist du mit Nietzsche einer Meinung? Für mehr Informationen und um Stephen Hicks' vollständigen Bericht über den deutschen Philosophen zu sehen, schau in Quellen und Beschreibungen hier unter dem Video.

Fühlst du dich als Herr oder als Sklave? Und glaubst du, man wird als solcher geboren oder kann man seine Natur ändern? Sind Nietzsches Argumente im 21. Jahrhundert noch gültig oder zumindest einigermaßen zutreffend? Teile Deine Gedanken in den Kommentaren unter dem Video auf YouTube mit.

Sprouts Deutschland: Herren und Sklaven (6:27 Min.)

»Die Sklaven- und Herrenmoral ist "Gut und Böse": Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft.« Von Friedrich Nietzsche. >> Wikipedia-Artikel und/oder das im Jahr 1886 erschienene Werk komplett online lesen.

»Die Sklaven- und Herrenmoral: Was Nietzsche wirklich meinte« - »The master and slave moralities: what Nietzsche really meant.« >> weiter. (engl.).

»Auswirkungen von Nietzsches Meister-Sklaven-Moral auf zwischenmenschliche Beziehungen« - »Implications of Friedrich Nietzsche’s Master-Slave Morality in Inter-Personal Relationship« >> weiter. (engl. / PDF).

»Egoism in Nietzsche and Rand« by Stephen R. C. Hicks - Seite 20 >> weiter. (engl. / PDF).
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[1] Dieses und alle anderen Sprouts-Videos stehen unter der Creative-Commons-Lizenz. Das bedeutet, dass Lehrerinnen und Lehrer auf der ganzen Welt sie im Unterricht, in Online-Kursen oder als Ausgangspunkt für Projekte verwenden können - und Tausende tun dies bereits! Um zu erfahren, wie es funktioniert, und um dieses Video ohne Werbung oder Hintergrundmusik herunterzuladen, besuchen Sie unsere Website sproutsschools.com .

Über Sprouts: Wir erstellen Cartoons für Schüler und Studenten auf der ganzen Welt. Wir wollen eine Welt schaffen, in der Lehrer und Schüler freien Zugang zu Materialien haben. Materialien, die Ansprechende und leicht verständliche Materialien, die nach hohem akademischen Standard entwickelt wurden. Die Sprouts-Videos werden von einem Team aus Freiberuflern und Freiwilligen produziert, die eine große Leidenschaft für die Verbesserung der Bildung teilen. Derzeit kann noch keiner von uns dies hauptberuflich tun, aber wir sind zuversichtlich, dass sich dies bald ändert. Wenn Sie unsere Mission unterstützen und helfen wollen, die Bildung zu verändern, besuchen Sie unser Patreon - das ist www.patreon.com/sprouts. >> KANAL TEASER. >> Webseite (engl.) >> https://sproutsschools.com/ .

[2] Jonas Koblin ist Gründer von Sprouts Schools. Er ist CEO, Leiter der Strategie und schreibt das Drehbuch (Script).

Jonas Koblin wurde 1978 in Deutschland geboren. Im Alter von 11 Jahren spielte er Fußball beim FC Bayern, gefolgt von einem Monat bei John Kluge, dem damals reichsten Mann der USA. Als Schulabbrecher ging Koblin 1998 auf Entdeckungsreise nach Asien, was zur Gründung von WE DO, einem gemeinnützigen Inkubator, und OSTASINN, einer Reihe von Wohltätigkeitsveranstaltungen, führte. Später absolvierte er ein Praktikum bei Leni Stern Recordings in New York und begann 2002 in Bangkok, Thailand, zu studieren und sein erstes Unternehmen zu gründen. Bis 2007 jonglierte Koblin zwischen dem College und drei Unternehmen in den Bereichen Brillen, Design und Einzelhandel.

Als seine Unternehmen einen Umsatz von 5 Millionen Dollar erreichten und prominente Kunden wie Madonna gewannen, stellte Koblin sein persönliches Wachstum über den Wohlstand und zog sich zurück. Im Jahr 2016 schloss er den Hoffman-Prozess ab und gründete eine Familie.

2017 startete Koblin Sprouts Schools Lernvideos und 2018 Mali, einen virtuellen Begleiter für frischgebackene Mütter und den Sprouts Kindergarten. Ab 2023 bietet Sprouts Schools jeden Monat Millionen von Schülern in 10 verschiedenen Sprachen Unterricht in den Sozialwissenschaften. Die Mali-Apps dienen täglich Tausenden von Müttern, und der Kindergarten betreut 40 Familien. Koblin lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Bangkok.

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1. Es ist einfacher zu verstehen, was in der Welt vor sich geht, wenn man die Erzählungen der Menschen über das, was vor sich geht, gedanklich "stumm" schaltet und nur die materiellen Bewegungen von Reichtum, Ressourcen, Waffen und Menschen betrachtet. Auf diese Weise kann man die Realität von den Manipulationen und leeren Erzählungen trennen. Man kann erkennen, wer die Dinge an sich reißt und hortet, und man kann herausfinden, wer die wahren Aggressoren in internationalen Konflikten sind.

2. Die drei am meisten übersehenen und unterschätzten Aspekte der menschlichen Erfahrung sind das Bewusstsein, das Ausmaß, in dem konditionierte Denkmuster unser Leben diktieren, und der Einfluss der Propaganda. Von Caitlin Johnstone (Übersetzt von Helmut Schnug) >> weiter.


ACHTUNG: Die Bilder, Grafiken, Illustrationen und Karikaturen im Artikel (Transkripttext des Video) sind nicht Bestandteil des Originalartikels und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. andere Lizenzen, s.u.. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt, ebenso die Komposition der Haupt- und Unterüberschriften verändert.

► Bild- und Grafikquellen:

1. Porträt von Nietzsche, datiert 1882, gemalt von Gustav Adolf Schultze. Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“ (CC BY-SA 4.0).

Friedrich Wilhelm Nietzsche (* 15. Oktober 1844 in Röcken; † 25. August 1900 in Weimar) war ein deutscher klassischer Philologe und Philosoph. Nietzsche sprengte sowohl mit seinem Denken als auch mit seinem Stil bis dahin gängige Muster und ließ sich zunächst keiner klassischen Disziplin zuordnen. Heute gilt er manchen als Begründer einer neuen philosophischen Schule, der Lebensphilosophie.

2. Unterwerfung und Kollaboration = selbstverschuldete Unmündigkeit und Knechtschaft. Nietzsche schrieb: Sklaventugenden haben einen Überlebenswert: Gehorsam, Demut, Vergebung und Geduld sind gut für Sklaven. Und das sind die Eigenschaften, die Sklaven ihren Kindern eintrichtern, wenn sie wollen, dass sie überleben. Mit der Zeit werden die Sklaventugenden zu kulturellen Werten. In jeder Generation gibt es viele Menschen, die wie Schafe sind und denen es nichts ausmacht, Sklaven zu sein. Foto: wal_172619. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.

3. Baumwollpflücker: SLAVES, EX-SLAVES, and CHILDREN OF SLAVES IN THE AMERICAN SOUTH, 1860 -1900 - a group of in Florida. Foto: Okinawa Soba (Rob). Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0).

4. Kinder von versklavten Plantagenarbeitern (Baumwollpflücker). Ausbeutung, Kindersklaven, Kinderversklavung, Seelenmord, Sklavenhandel, Sklavenkinder, Zwangsarbeit, Zwangsverheiratung. Foto: Okinawa Soba (Rob). Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0).

5. Friedrich Wilhelm Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft ist ein Werk Friedrich Nietzsches, das im Jahr 1886 erschien und auf eine Kritik überkommener Moralvorstellungen zielt.

Das Werk bildet den Übergang von Nietzsches mittlerer, eher dichterisch, positiv geprägten Schaffensperiode zu seinem von philosophischem Denken dominierten späteren Werk. Dies kommt auch im Untertitel des Werks „Vorspiel einer Philosophie der Zukunft“ zum Ausdruck.

Jenseits von Gut und Böse war das Denken in der prähistorischen Zeit, in der Handlungen nach ihrer Wirkung beurteilt wurden. Die Moral kam erst, als man Handlungen nach ihrer Absicht beurteilte. Nietzsches Forderung war, wieder zu der Perspektive der vormoralischen Zeit zurückzukehren. Er suchte eine Moral jenseits bestehender Normen und Werte, die nicht an die historische, von der Religion beeinflusste Tradition gebunden ist.

Sein Gegenentwurf ist eine neuartige Philosophie der „Immoralität“, die an die jeweiligen Perspektiven des Menschen gebunden ist. (JGB 32) Diese verband er mit dem Konzept des Willens zur Macht, der für den Menschen und die ganze Natur das bestimmende Prinzip sei. Zugleich übte Nietzsche eine grundlegende Kritik an der Gesellschaft seiner Zeit, aus der heraus er eine Umwertung aller Werte forderte, die sich am Willen zur Macht und einem vornehmen Leben orientiert. [..]

Friedrich Nietzsche zweifelt an der Existenz einer Moralbegründung und schlägt stattdessen eine Rangordnung vor: „Die einmal angenommene Rangordnung der Güter, je nachdem ein niedriger, höherer, höchster Egoismus das eine oder das andere will, entscheidet jetzt über das Moralisch-sein oder Unmoralisch-sein“. >> weiter.

Foto von Friedrich Nietzsche mit transparentem Hintergrund, freigestellt von User:S. Perquin. >> Originalfoto >> Quelle: Wikimedia Commons. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“ (CC BY-SA 4.0).