Soziale Polarisierung in Deutschland durch Hartz-Reformen

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Soziale Polarisierung in Deutschland durch Hartz-Reformen
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Soziale Polarisierung in Deutschland durch Hartz-Reformen

von Irene Dingeldey / A&W blog

geldboerse_armutsrente_portmonee_bargeld_pleite_portemonnaie_kritisches_netzwerk_armut_altersarmut_altersvorsorge_verarmung_mindestrente_sozialabbau_kapitalismus_konsumverzicht.jpg Die Hartz-Reformen folgten dem sogenannten Aktivierungsparadigma, das tradierte sozialstaatliche Ziele und Prinzipien neu interpretiert. Darüber hinaus war die Flexibilisierung des deutschen Arbeitsmarktes ein weiteres zentrales Element dieser Reformpolitik. Die Konsequenzen waren eine Polarisierung sowohl der Arbeitsmarktteilhabe wie auch der Einkommen bzw. die Verfestigung von Armut. Notwendig ist daher, dass die unteren Einkommenssegmente sozialpolitisch stärker unterstützt und der Arbeitsmarkt sowie die Löhne re-reguliert werden.

Im Mittelpunkt stand dabei die Reorganisation der Arbeitsvermittlung, die Reform der Transfersysteme für Arbeitslose sowie die Umgestaltung der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Insb. die Streichung der Arbeitslosenhilfe und die Einführung einer steuerfinanzierten Grundsicherungsleistung, die zumeist nach einem Jahr Arbeitslosigkeit eintritt, hat viel Aufmerksamkeit hervorgerufen. Um einen niederschwelligen Arbeitsmarktzugang zu eröffnen, wurden Leiharbeit, Befristungen sowie Teilzeitarbeit, einschließlich der Expansion der sogenannten Mini-Jobs (ohne individuelle Sozialversicherungspflicht), dereguliert und deren Inanspruchnahme ausgeweitet. Ferner bewirkten die verschiedenen Instrumente der Arbeitsförderung zur Unterstützung von Existenzgründungen eine bedeutende Zunahme an Solo-Selbstständigen.

selbstaendigkeit_scheinselbstaendigkeit_festanstellung_selbstaendig_scheinselbstaendig_angestellt_presselandschaft_kritisches_netzwerk_ausbeutung_feste_freie_sozialbetrug_knebelvertraege.png Um die Investitionsbedingungen zu verbessern und die Nachfrage nach Arbeit zu steigern, wurde auch die Flexibilisierung der Tarifpolitik vorangetrieben, u.a. in Form der Öffnungsklauseln in Tarifverträgen. Der Rückgang der Tarifdeckung in Verbindung mit der Zunahme flexibler Beschäftigungsformen, aber auch die Verpflichtung von (Langzeit-)Arbeitslosen, Tätigkeiten anzunehmen, deren Entgelt unterhalb des Tariflohns liegt, begünstigten die Ausbreitung des Niedriglohnsektors.

Die Einführung von Branchenmindestlöhnen oder Landesmindestlöhnen bei der Vergabe öffentlicher Aufträge bildete ein vergleichsweise schwaches Gegengewicht, um das Absinken vor allem der unteren Löhne zu verhindern. Entsprechend kam es 2015 schließlich zur Einführung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns, der allerdings deutlich unter der Niedriglohnschwelle liegt. Die zu beobachtende Abnahme der Arbeitslosigkeit sowie die Zunahme der Beschäftigung gingen mit einer Polarisierung sowohl der Arbeitsmarktteilhabe wie auch der Einkommen bzw. der Verfestigung von Armut einher.

► Sinken der Arbeitslosigkeit – Beschäftigungsexpansion durch atypische Beschäftigungsformen

leiharbeit_niedriglohn_tarifvertrag_leiharbeiter_niedriglohnsektor_arbeitsarmut_erwerbsarmut_kritisches_netzwerk_neoliberalismus_armuts_ausbeutung_prekarisierung_prekaritaet_working_poor.png Nachdem in 2005 ein absoluter Höhepunkt der Arbeitslosenquote erreichte wurde, gehen die entsprechenden Zahlen seitdem massiv zurück. Dieser Trend wurde allein durch die Finanzkrise im Jahr 2009 kurz unterbrochen. 2015 lag die Arbeitslosenquote bereits bei 7,1 Prozent. Im April 2018 lag sie mit 5,3 Prozent noch deutlich unter diesem Niveau. Dies ging mit einem Anstieg der Beschäftigten seit 2005 einher. Aktuell werden in Deutschland 44,46 Millionen Erwerbstätige gezählt, davon sind 2018 knapp 34 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Das bis vor kurzem eher mäßige Wirtschaftswachstum erklärt die aufgezeigte Beschäftigungsentwicklung nur bedingt. Entscheidend scheint vielmehr die demografische Entwicklung, die einen Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zur Folge hatte. Dies wird begleitet vom Trend der steigenden Frauen- bzw. Müttererwerbstätigkeit, der im Zuge der Aktivierungspolitik vor allem durch den Ausbau der Kinderbetreuung massiv verstärkt wurde. Gleichwohl arbeitet die Mehrheit der Mütter in Teilzeit.

Der Anteil der im Normalarbeitsverhältnis (unbefristet, Vollzeit) beschäftigten Frauen (im erwerbsfähigen Alter) liegt mittlerweile bei nur noch knapp 30 Prozent, während dieser bei Männern trotz Flexibilisierungswelle weitgehend konstant bei über 60 Prozent liegt. Entsprechend haben insbesondere die verschiedenen Teilzeitformen, also sowohl sozialversicherungspflichtige Teilzeitarbeit als auch Mini-Jobs (ausschließlich geringfügige Teilzeit sowie Nebenjobs), massiv an Bedeutung gewonnen. Weitere atypische Beschäftigungsformen wie Leiharbeit und Solo-Selbstständigkeit haben ebenfalls stark zugenommen, sind jedoch insgesamt weniger relevant. Der Befristungsanteil stagniert weitgehend.

abhaengig_beschaeftigte_vollzeitarbeit_atypische_erwerbsformen_teilzeitarbeit_geringfuegig_befristet_leiharbeit_kritisches_netzwerk_arbeitsmarktflexibilisierung_neoliberalismus_armutsrisiko.png

► Steigende Niedriglohnbeschäftigung – Polarisierung der Löhne

Die Flexibilisierung der Lohnsetzungsmechanismen ging mit einer starken Polarisierung der Löhne einher. In den Jahren 2007 bis 2011 mussten die untersten sechs Dezile (Zehntel) Rückgänge bei den Bruttolöhnen hinnehmen. Im untersten Einkommensdezil waren diese Rückgänge mit 6,1 Prozent am stärksten. In den beiden obersten Dezilen waren dagegen sogar leichte Zuwächse von 0,9 bzw. 0,7 Prozent zu notieren.

Dabei zeichnen sich nicht nur Differenzen zwischen tariflich und nicht tariflich festgelegten Löhnen ab, sondern auch zwischen verschiedenen Branchen mit Tarifbindung. So konnte die IG-Metall im verarbeitenden Gewerbe für ihre FacharbeiterInnen in den vergangenen 15 Jahren einen Lohnzuwachs für BerufsanfängerInnen von über 60 Prozent durchsetzen, während entsprechende Zuwächse in den sozialen Dienstleistungsberufen, z. B. bei ErzieherInnen, insbesondere aber in der Kranken- und Altenpflege nur bei rund 20 Prozent lagen.

Das Auseinanderdriften der Löhne nach Sektoren scheint nicht unerheblich durch die staatliche Austeritätspolitik beziehungsweise die spürbar schwindende Verhandlungsmacht der Gewerkschaften in öffentlich finanzierten Beschäftigungssegmenten bedingt. Aufgrund der Segregation der Beschäftigung in verschiedenen Branchen nach Geschlecht erklärt dies auch partiell die geschlechtsspezifische Lohnlücke, die für Deutschland im Jahr 2013 mit 22 Prozent bei Vollzeitbeschäftigten vergleichsweise hoch ausfällt. Ob die seit 2010 insgesamt wieder deutlich ansteigende Reallohnentwicklung den Polarisierungstrend unterbricht, ist eher fraglich. Die Einführung des Mindestlohns hat lediglich im untersten Dezil zu einem leichten Lohnanstieg geführt.

Die skizzierte Entwicklung trägt insgesamt dazu bei, dass sich die Niedriglohnquote innerhalb von zwei Jahren von 20 auf 22 Prozent 2014 erhöhte und seitdem stagniert. Da Niedriglöhne (auch für Vollzeitbeschäftigte) vor allem in den personen- und konsumbezogenen Dienstleistungsbranchen deutlich höher sind als in den Industriebranchen oder in den tradierten Dienstleistungsbranchen wie beispielsweise bei Banken und Versicherungen, weisen vor allem HaupteinkommensbezieherInnen in Wirtschaftszweigen wie dem Gastgewerbe mit 35,8 Prozent, bei „Heimen und Sozialwesen“ sowie bei „sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ mit rund 20 Prozent in 2012 hohe Armutsrisikoquoten auf.

► Soziale Polarisierung

Famile_Eltern_Kinder_Erziehung_Kindererziehung_Sorgerecht_Vaterliebe_Mutterliebe_Kinderseele_Kinderrechte_Kapitalismus_Zwischenmenschlichkeit_Empathie_Geborgenheit_by_Cameron_Cobalt123.jpgBetrachtet man die Haushaltsebene, geht die aufgezeigte Entwicklung der Beschäftigungsformen mit einer Polarisierung der Erwerbsteilhabe einher: Zwischen 1996 und 2013 ging in Paarhaushalten mit Kindern unter 18 Jahren der Anteil derjenigen, die dem traditionellen Ernährermodell folgten – also eine Vollzeiterwerbstätig mit Nicht-Erwerbstätigkeit verbanden – von 44 auf 35 Prozent zurück. Der Anteil der Zweiverdienerhaushalte in dieser Gruppe hat von 50 auf 55 Prozent zugenommen. Gleichzeitig nahm jedoch auch der Anteil der Familienhaushalte ohne Erwerbstätige von sechs Prozent in 1996 auf zehn Prozent in 2012 zu.

Eine Besonderheit der deutschen Entwicklung besteht allerdings darin, dass im genannten Zeitraum innerhalb der Zweiverdienerhaushalte die Erwerbsintensität abnahm, indem der Anteil mit zwei Vollzeitbeschäftigungen von 45 auf 25 Prozent zurückging und nunmehr das modernisierte Ernährermodell mit 72 Prozent überwiegt. Dies ist primär im Rückgang der Vollzeiterwerbstätigkeit ostdeutscher Mütter im Zuge der allmählichen Anpassung an das „westdeutsche“ Leitbild begründet. Die positive Beschäftigungsbilanz ist damit zu einem erheblichen Anteil auf eine Art „Arbeitsumverteilung“ innerhalb der Gruppe der Frauen zurückzuführen.

In Haushalten ohne Erwerbstätige sinkt das Haushaltseinkommen auf etwas mehr als ein Drittel der durchschnittlichen Einkommen von zwei vollzeitbeschäftigten Eltern.

Entsprechend ist die effektive Armutsgefährdungsquote mit knapp 70 Prozent auch in Haushalten von Arbeitslosen am höchsten. Dies wiederum ist aufs engste mit der Einführung des ALG II bzw. der Ausdehnung des Personenkreises, der primär auf das System der bedürftigkeitsgeprüften Mindestsicherung verwiesen ist, verknüpft. Im September 2014 erhielten knapp über sechs Millionen Personen in Bedarfsgemeinschaften Hartz-IV-Leistungen. Dies schließt etwa 1,7 Millionen nicht erwerbsfähige LeistungsempfängerInnen ein, z. B. Kinder von ALG-II-EmpfängerInnen, für die „Sozialgeld“ gewährt wird. Darunter sind aber auch ca. 1,3 Millionen erwerbstätige LeistungsbezieherInnen, die mit ihrem Erwerbseinkommen kein für den Haushalt bedarfsdeckendes Einkommen erwirtschaften. Ferner gibt es erwerbsfähige LeistungsempfängerInnen, die nicht der Arbeitspflicht unterliegen, z. B. Elternteile, die Kinder unter drei Jahren betreuen.

durchschnittliches_monatseinkommen_von_paaren_paarhaushalte_soziale_polarisierung_splatung_lohndifferenzen_einkommensunterschiede_kritisches_netzwerk_teilzeit_vollzeit_einelternfamilien.png

► Schlussfolgerungen

Die Ursachen für die zunehmende soziale Polarisierung in Deutschland sind trotz der genannten Entwicklungen nicht ausschließlich in den Reformen der aktivierenden Arbeitsmarktreformen zu sehen. Wichtig sind darüber hinaus säkulare Trends in Form des demografischen und familialen Wandels und der Tertiarisierung von Wirtschaft und Beschäftigung sowie deren Gestaltung im Kontext des spezifisch deutschen Sozialmodells.

Die für die Flexibilisierung der Löhne relevanten Entwicklungen liegen zum Teil in der Spezifik der deutschen Wiedervereinigung begründet. Wesentlich scheint beispielsweise, dass die vergleichsweise hohe Tarifbindung in Westdeutschland nicht dauerhaft auf Ostdeutschland übertragbar war. Zudem ist das veränderte Organisationsverhalten der Arbeitgeber zu nennen, die ihre Mitgliedschaft in Unternehmerverbänden mit Tarifbindung zunehmend aufgeben.

ulrich_schneider_kein_wohlstand_fuer_alle_wie_sich_deutschland_selber_zerlegt_kritisches_netzwerk_armut_neoliberalismus_paritaetischer_wohlfahrtsverband_soziale_gerechtigkeit.jpgEingeschränkt durch die sowohl positiven als auch die negativen Entwicklungen, die für Deutschland spezifisch sind, bestätigt sich jedoch die in der internationalen Forschung aufgedeckte Paradoxie der Aktivierungspolitik auf den ersten Blick auch für Deutschland: Die Ausweitung sozialer Dienstleistungen in Form der Kinderbetreuung zeigen durchaus positive Effekte in Bezug auf die Zunahme der Erwerbsteilhabe. Gleichwohl scheinen sich diese positiven Effekte primär in der sogenannten sozialen Mitte zu manifestieren, ohne „unten“ anzukommen. Im Gegensatz dazu schlagen offenbar die Kürzung von Sozialleistungen bzw. der steigende Anteil der Personen, die auf die Leistungen der Mindestsicherung angewiesen sind, voll durch und tragen zur Steigerung von Armut bei den sozial Schwachen und insbesondere den Nicht-Erwerbstätigen bei.

In Bezug auf die zunehmende Prekarisierung scheint u. a. die Polarisierung der Löhne relevant, die dazu beiträgt, dass in immer mehr Branchen selbst bei Vollzeiterwerbstätigkeit vielfach kein für den Haushalt bedarfsdeckendes Einkommen erwirtschaftet werden kann. Der 2015 eingeführte Mindestlohn ist dabei als wichtiger Schritt zu sehen, der aber einer Flankierung über die erneute Stärkung der Tarifpolitik bedarf. Ein wichtiges Ziel dabei wäre, die Lohnentwicklung in den personenbezogenen und sozialen Dienstleistungen erneut an das Lohnniveau des produzierenden Gewerbes beziehungsweise der unternehmensbezogenen Dienstleistungen anzugleichen.

Da sowohl die Lohndifferenzen als auch der Erwerbsumfang in Deutschland stark geschlechtsspezifisch strukturiert sind, ist die Haushaltsebene besonders relevant, um die Prekarisierung von Erwerbsarbeit zu kompensieren. Soziale Gruppen, wie Alleinerziehende, denen diese Kompensationsmechanismen auf der Haushaltsebene fehlen, sind daher in Deutschland stärker von Armut betroffen als in anderen Ländern. Dies scheint auch darauf zurückzuführen zu sein, dass die sozialpolitischen Transfers für Risikofamilien nicht ausreichend sind.

Um dies zu korrigieren, scheint eine zielgruppenorientierte Gestaltung von Transferleistungen notwendig. Insbesondere das verminderte Erwerbspotenzial von Einelternfamilien bzw. das Haushaltseinkommen von Familien in den unteren Einkommenssegmenten müsste sozialpolitisch stärker kompensiert werden. Darüber hinaus erscheint jedoch auch eine Re-Regulierung des Arbeitsmarktes bzw. der Löhne notwendig.

Irene Dingeldey
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Irene Dingeldey ist habilitierte Politikwissenschafterin und Leiterin der Abteilung I „Wandel der Arbeitsgesellschaft“ sowie stellvertretende Direktorin am Institut Arbeit und Wirtschaft an der Universität Bremen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die vergleichende Wohlfahrtsstaats- und Arbeitsmarkforschung und kollektiven Arbeitsbeziehungen.

A&W Blog leuchtet Hintergründe aus und hält mit Fakten dem Mainstream kritisch gegen. Dabei beziehen die Herausgeber klar Position: Auf Seiten der arbeitenden Menschen.

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► Quelle: A&W blog / Redaktion »Arbeit&Wirtschaft«: 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1 >> www.arbeit-wirtschaft.at >> A&W blog >> Artikel vom 07. Juni 2018. Der Artikel ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0. Die Lizenz bezieht sich immer nur auf den Textbeitrag, die Wirksamkeit auf alle Bilder ist davon ausgeschlossen. Diese Lizenz ermöglicht den NutzerInnen eine freie Bearbeitung, Weiterverwendung, Vervielfältigung und Verbreitung der textlichen Inhalte unter Namensnennung der Urheberin/des Urhebers sowie unter gleichen Bedingungen. Der durch die Bearbeitung des Beitrages entstandene neue Beitrag muss ebenfalls unter SA lizensiert werden.

christoph_butterwegge_armut_in_einem_reichen_land_reichtum_problem_verharmlost_verdraengt_verarmung_hartz_iv_kritisches_netzwerk_grundsicherung_armutsbekaempfung.jpgDie beiden grauen A&W-Grafiken im obigen Artikel sind Bestandteil des Originalartikels! Die Fotos wurde von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten ggf. andere Lizenzen, s.u..

► Bild- und Grafikquellen:

1. Stetig wachsendes Armutsrisiko dank neoliberaler Niedriglohn- und Sparpolitik: Die soziale Polarisierung in Deutschland wird durch Hartz-Reformen immer weiter verstärkt. Foto: Franz Ferdinand Photography, Mainz. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).

2. selbständig - scheinselbständig - angestellt. Grafik: Wilfried Kahrs (WiKa), QPress.de .

3. LEIHARBEIT: NIEDRIGLOHN PER TARIFVERTAG? SCHLUSS DAMIT! Quelle: Stuttgarter Bündnis "Wir zahlen nicht für eure Krise" - Informationen zur politischen Bewertung der Leiharbeit in Deutschland sowie zur juristischen Einschätzung der aktuellen Situation >> http://schluss-mit-leiharbeit.blogspot.de/  >> Logo als pdf zum Download.

4. Grafik1: Abhängig Beschäftigte in Vollzeitarbeit und in atypischen Erwerbsformen in Mio., 2000 - 2016. Quelle: Sozialpolitik aktuell, 2018 - A&W blog.

5. FUCK AUSTERITY. Wandgraffito. Foto: Steven Depolo. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).

6. Eine glückliche Familie - wirklich? Knapp 46.000 Hartz-IV-Empfängern mit Kindern haben die Jobcenter im Jahr 2017 die Leistungen gekürzt, darunter über 14.000 Alleinerziehenden. 2.800 Betroffene mit Kindern wurden voll sanktioniert. Im Durchschnitt des Jahres 2017 gab es 45.800 sanktionierte Hartz-IV-Empfänger, die mit Kindern in einem Haushalt lebten, 14.300 von ihnen waren Alleinerziehende. 2.800 aller Betroffenen mit Kindern und 218 der betroffenen Alleinerziehenden wurden vollsanktioniert. Sie erhielten gar keine Zahlungen des Jobcenters mehr. Foto: cobalt123. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz. Attribution-NonCommercial-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0).

7. Grafik2: Durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen von Paaren mit Kind unter 18 Jahren im Haushalt. Quelle: Bundesministerium für Familie, 2017 - A&W blog.

8. Buchcover "Kein Wohlstand für alle!? Wie sich Deutschland selber zerlegt und was wir dagegen tun können" von Ulrich Schneider. ISBN 978-3-86489-161-8. Westend Verlag. VK 18,00 €. Erscheinungstermin: 01.02.2017. Auch als eBook erhältlich.

Deutschland fällt auseinander

„Wohlstand für alle“ lautet seit Ludwig Erhard das zentrale Versprechen aller Regierungen. Tatsächlich jedoch werden seit Jahrzehnten die Reichen immer reicher, während immer größere Teile der Mittelschicht abgehängt werden und von der Hand in den Mund leben müssen. Deutschland fällt auseinander – sozial, regional und politisch. Von gleichwertigen Lebensverhältnissen für alle kann längst keine Rede mehr sein. Das ist weder Zufall noch Schicksal, sondern das Ergebnis einer Politik, die sich immer stärker einem modernen Neoliberalismus verpflichtet sieht.

Als Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes weiß Ulrich Schneider genau wovon er spricht. Schonungslos dokumentiert er, wie es um die soziale Gerechtigkeit und den gesellschaftlichen Konsens in Deutschland wirklich bestellt ist. Und er stellt die wesentlichen Fragen: Wie es möglich ist, dass in einer Demokratie eine Politik Mehrheiten finden konnte, die wenige Reiche privilegiert, aber breite Bevölkerungsschichten benachteiligt, und die damit für immer größere Ungleichheit und Ungerechtigkeit sorgt? Schneider ist überzeugt: Es geht auch anders. Er zeigt, wo Sozial- und Steuerreformen ansetzen müssen, um den Wohlstand gerecht zu verteilen und die soziale Einheit dieses Land wieder herzustellen. (Klappentext)

Einleitung: Worum es geht  . . . . . . . . . . . .  9

Teil 1:

Wie sich Deutschland zerlegt . . . . . . . . . . . . 17

Ein kalter Wind – von der Vereinigung zum Neoliberalismus  . . . . . . . . . . . . 17

Einmal arm, immer arm – das Neue an der Armut  . . . . . . . . . . . .  21

Soziale Zerrissenheit – die Opfer des Neoliberalismus  . . . . . . . . . . . .  29

Die tief zerklüftete Republik – regionale Zerrissenheit  . . . . . . . . . . . .  36

Wer hat, dem wird gegeben – neoliberale Armutsbekämpfung  . . . . . . . . . . . .  40

1980 bis 2017 – vom Rückzug des Staates aus der »Gleichheitspolitik«  . . . . . . . . . . . .  45

Widersprüche – von den Mühen der Ebenen und dem Schweiß der Edlen  . . . . . . . . . . . .  54

Abgehängt und abgehoben – die Superreichen und der Rest  . . . . . . . . . . . .  63

Unsicherheiten – von Staatsreligionen, Häretikern und schlichtem Unglauben  . . . . . . . . . . . .  70

Teil 2:

Warum wir es zulassen  . . . . . . . . . . . .  81

Homo oeconomicus – von der Universalität des Neoliberalismus  . . . . . . . . . . . .  83

Die Gunst der Stunde – von neoliberalen Frontmännern und einer rührigen Initiative  . . . . . . . . . . . .  89

Alle einer Meinung – vom Turnaround der Sozialdemokratie und dem Verschwinden der Opposition  . . . . . . . . . . . .  95

Totalitäre Argumente – von neuer Sachlichkeit und alternativloser Politik  . . . . . . . . . . . .  99

Die Natur der Dinge – von Gepflogenheiten und Selbstverständlichkeiten  . . . . . . . . . . . .  106

Wörter sind wichtig – von Ideologen, Gutmenschen und Sozialneidern  . . . . . . . . . . . .  109

Gleichwürdigkeit – von Leistungslügen und dem Recht auf Rechtfertigung  . . . . . . . . . . . .  117

Teil 3:

Was wir dagegen tun können  . . . . . . . . . . . .  127

Das Schuldendogma – von schuldigen Gläubigern und schuldlosen Schuldnern  . . . . . . . . . . . .  127

Das Wettbewerbsdogma – von Gewinnern, Verlierern und Analneurotikern  . . . . . . . . . . . .  134

Schröder lag falsch – von linker und von rechter Politik  . . . . . . . . . . . .  143

Versuchen wir das Unmögliche, aber bleiben wir realistisch – von Mentalitäten und der Restauration unseres Sicherungssystems  . . . . . . . . . . . .  149

Eine Kasse für alle – für eine starke gesetzliche Rentenversicherung  . . . . . . . . . . . .  157

»Alles aus einer Hand« – für eine würdige Grundsicherung im Alter  . . . . . . . . . . . .  165

Damit Beiträge Sinn ergeben – für eine armutsfeste Arbeitslosenversicherung  . . . . . . . . . . . .  168

Wie viel braucht der Mensch? – für eine neues, transparentes Verfahren zur Bestimmung der Regelsätze  . . . . . . . . . . . .  172

Weil es ein Recht auf Arbeit gibt – Hilfe statt Sanktionen  . . . . . . . . . . . .  178

Weil jedes Kind gleich viel wert ist – für einen solidarischen Familienlastenausgleich  . . . . . . . . . . . .  184

Lebensstandort statt Wirtschaftsstandort – für eine gute kommunale Infrastruktur  . . . . . . . . . . . .  188

Umverteilen geht – für eine solidarische und gerechte Steuerpolitik  . . . . . . . . . . . .  192

Dann lasst uns mal drehen – die Steuerschrauben  . . . . . . . . . . . .  199

Gier hat keinerlei Nutzen – für nichts und niemanden  . . . . . . . . . . . .  213

Anmerkungen  . . . . . . . . . . . .  215

9. "Als Hartz IV am 1. Januar 2005 in Kraft trat, da schossen die Tafeln wie Pilze aus dem Boden. Die Lebensmitteltafeln sind ursprünglich entstanden in den 90er-Jahren, um Obdachlose zu verpflegen. Nun haben wir inzwischen 860.000 Wohnungslose und 52.000 Obdachlose in Deutschland. Wir haben aber eben auch immer noch sechs Millionen Hartz-IV-Betroffene." (Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Politikwissenschaftler und Armutsforscher). Foto ohne Textinlet: © Christoph Butterwegge. Quelle: www.christophbutterwegge.de/ . >> Originalfoto. Bildbearbeitung: Wilfried Kahrs nach einer Idee von KN-ADMIN Helmut Schnug. 

10. Buchcover: "Armut in einem reichen Land. Wie das Problem verharmlost und verdrängt wird." Autor: Prof. Dr. Christoph Butterwegge. Verlag: Campus Verlag - vierte und erweiterte Ausgabe ISBN-13:  978-3-593506425; 400 Seiten; EUR 24,90;

Inhaltsverzeichnis: 4. und erw. Ausg.!

Einleitung . . . . . . . . . . . . . 7

1. Armut in der Bundesrepublik - Begriffsdefinition und Bestandsaufnahme . . . . . . . . . . . . . 11

Armut und Reichtum: Begriffe, Geschichte und Kontroversen . . . . . . . . . . . . . 11

Empirische und theoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . 38

Globalisierung als neoliberales Projekt zur Vergrößerung der sozialen Ungleichheit . . . . . . . . . . . . . 69

Von der Alters- zur Kinderarmut und wieder zurück? . . . . . . . . . . . . . 89

2. (Zerr-)Bilder der Armut: Wie man das Problem leugnet, verharmlost und verdrängt . . . . . . . . . . . . . 101

Legenden und Illusionen im Wirtschaftswunderland: Wohlstand für alle . . . . . . . . . . . . . 102

Mit der Rezession und der Massenarbeitslosigkeit kehrt das Armutsrisiko ins Bewusstsein zurück . . . . . . . . . . . . . 125

Die rot-grüne Koalition, Gerhard Schröders "Agenda 2010" und die sog. Hartz-Gesetze . . . . . . . . . . . . . 173

Gerechtigkeit im Wandel: Folgen der neoliberalen Hegemonie . . . . . . . . . . . . . 200

Missbrauchsdebatten auf Stammtischniveau: Stimmungsmache gegen Arme und Sozialstaat . . . . . . . . . . . . . 219

Debatten über die "neue Unterschicht" und das "abgehängte Prekariat" . . . . . . . . . . . . . 228

Wenn die Armut deutsche Durchschnittsbürger/innen trifft: Absturz der Mittelschicht? . . . . . . . . . . . . . 237

Regierungspolitik nach dem Matthäus-Prinzip . . . . . . . . . . . . . 242

Finanzmarktkrise und Armutsentwicklung: Droht ein autoritäres Sicherheitsregime? . . . . . . . . . . . . . 247

Hartz IV auf dem Prüfstand: "menschenwürdiges Existenzminimum" oder "anstrengungsloser Wohlstand"? . . . . . . . . . . . . . 251

Gerechtigkeit gibt es nicht auf Raten: Deutschland im Übergang zu Hartz V . . . . . . . . . . . . . 259

3. Wege und Irrwege der Armutsbekämpfung . . . . . . . . . . . . . 269

Der "aktivierende (Sozial-)Staat" - Garant einer Verringerung der Arbeitslosigkeit und der Armut? . . . . . . . . . . . . . 270

Bildung für alle statt Umverteilung des Reichtums zugunsten der Armen? . . . . . . . . . . . . . 275

Das bedingungslose Grundeinkommen . . . . . . . . . . . . . 283

Bürgerversicherung und bedarfsorientierte Grundsicherung . . . . . . . . . . . . . 295

Andere Schritte zur Verringerung und Verhinderung von Armut . . . . . . . . . . . . . 302

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . 333

Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . 377

Literaturauswahl . . . . . . . . . . . . . 381

Personenregister . . . . . . . . . . . . . 396