Erst kommt das Fressen, dann die Moral
Wie "pflegt" man eine koloniale Ideologie?
von Dagmar Henn
Es ist schon eigenartig – ob es um Bekämpfung der Sklaverei geht, um die Verbreitung des wahren Glaubens, um Entwicklungshilfe oder Menschenrechte, das Ergebnis ist immer wieder Kolonialismus. Wie ist es möglich, denselben bösartigen Inhalt immer wieder neu zu verpacken?
Kaum jemand wird mehr ernsthaft bezweifeln, dass die Länder des Westens sich in den vergangenen Jahrhunderten beim Rest des Planeten eifrig bedient haben und jetzt gerade alles daran setzen, dass dieser Zustand nicht beendet wird. Die Frage, warum die Bevölkerungen der westlichen Länder diese Plünderung mitgetragen haben und bis heute mittragen, ist allerdings gar nicht so einfach zu beantworten.
Es gibt die Behauptung, dass nennenswerte Teile der Bevölkerung schlicht von diesen Machtverhältnissen profitieren. Man erinnere sich an die Bananenfrage zwischen BRD und DDR – in der BRD gab es immer Bananen, aber sie kamen (und kommen) aus Plantagen mit elenden Arbeitsverhältnissen; in der DDR gab es sie höchst selten, aber sie waren kein Produkt einer Raubökonomie. Natürlich, wenn man sich die Liste all der Produkte betrachtet, die früher einmal das Etikett "Kolonialwaren" trugen, von Obst über Gewürze über Kaffee bis zur Schokolade, ist das schon eine beeindruckende Menge.
Aber im großen Maßstab ist das nicht wirklich relevant, selbst wenn der eine oder andere Putsch für die Bilanz der 'United Fruit Company' (UFC, auch UFCO) inszeniert wurde. Wenn man die langfristige Entwicklung von Rohstoffpreisen betrachtet, gibt es ungefähr von Mitte der 1950er bis Anfang der 1970er Jahre eine Beule nach oben. In dieser Zeit waren viele Rohstoffe deutlich teurer als später wieder, nachdem durch IWF und Weltbank als Reaktion auf eine Welle von Unabhängigkeitskämpfen nach dem Zweiten Weltkrieg das koloniale Regime in anderer Gestalt wieder festgezurrt wurde.
► Die Beute wurde und wird also nicht mit dem Pöbel geteilt.
Die Bevölkerung der westlichen Länder hatte davon allerdings herzlich wenig – seit Mitte der 1970er Jahre ist der Lebensstandard der einfachen Bevölkerung gefallen – was jedoch erst dann deutlich wird, wenn man mitbetrachtet, ob die Menschen es sich leisten können, ein Haus zu bauen und Kinder großzuziehen. Dass heute die Regierungen aller westlichen Länder jammern, sie bräuchten "Fachkräfte", ist die langfristige Konsequenz einer Absenkung des Lebensstandards unter die Schwelle, die eine gesicherte Familienbildung ermöglicht.
Die Beute wurde und wird also nicht mit dem Pöbel geteilt. Aber es ist trotzdem unverzichtbar, dass weite Teile der Bevölkerung die zur Durchsetzung einer solchen Politik erforderlichen kriegerischen Aktionen mittragen; das geht nur, indem eine entsprechende Ideologie geschaffen wird, die derartige Handlungen scheinbar rechtfertigt. Die neueste Version dieser Ideologie trägt Regenbogenfahnen und glorifiziert Männer in Frauenkleidern. Aber die wenigsten Anhänger solcher Ideologie sind imstande, deren Funktion zu durchschauen.
► Ältere Versionen kolonialer Ideologie
Dabei gehen sie in eine historizistische Falle. Wenn man aus der Gegenwart in die Vergangenheit blickt – gerade in die reichlich blutbesudelte Kolonialgeschichte –, so sind die älteren Versionen kolonialer Ideologie dermaßen desavouiert, dass niemand mehr auf den Gedanken käme, sie mit einer Idee von angeblichem Fortschritt zu verbinden; ganz gleich, ob es dabei um den Drang zur Christianisierung, um die Erfindung menschlicher Rassen samt einer Einteilung in Unter- und Überlegene geht oder um das Klischeebild des armen, ewig hungernden Afrikaners geht.
Was bei Betrachtung dieser früheren Ideologien oft verdrängt wird, ist, dass sie alle jeweils in den Ländern des Westens als Verkörperung von Fortschritt und Humanität galten. Das galt sogar für die Betrachtung der menschlichen Art selbst durch die Brille eines Viehzüchters.
Schlimmer noch: einzelne Motivationen sind immer wieder aus real fortschrittlichen Bewegungen übernommen und integriert worden. So kann man definitiv sagen, dass jene, die in Großbritannien für die Abschaffung der Sklaverei eintraten, als Großbritannien noch einer der großen Sklavenhändler war, etwas Gutes für die Opfer wollten und es sogar zum Teil erreichten. In der Folge aber wurde die "Bekämpfung des Sklavenhandels" erst zur Begründung für Einsätze der britischen Flotte gegen die wirtschaftliche Konkurrenz und schließlich zur Besetzung afrikanischer Länder.
► Eindruck von Fortschrittlichkeit wird erweckt
Ähnlich verlief das mit dem Begriff der Entwicklung, der ursprünglich als Gegenmodell zur kolonialen Herrschaft, zum kontinuierlichen Absaugen gesellschaftlichen Wohlstands gedacht war, aber dann übernommen wurde und als Begründung für IWF, Weltbank und das Netz aus Knebelkrediten und Auflagen diente, die gerade die Entwicklungsmöglichkeiten der "Begünstigten" strangulierten.
Seitdem wurden Menschenrechte und Demokratie mit Feuer und Schwert verbreitet, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Bomben zum Erzwingen einer Christopher Street Day-Parade abgeworfen werden; immer demselben Muster folgend. Eine Idee, die in der Gesellschaft, aus der sie stammt, ursprünglich durchaus ein gewisses Potential für Verbesserungen in sich trug, wird so gründlich entkernt und überdreht, dass sie problemlos als Waffe nach außen eingesetzt werden kann.
Es ist sogar so, dass diese Ideologie den Eindruck von Fortschrittlichkeit unbedingt erwecken muss. Denn der Trick, mit dem selbst aus einer ursprünglich fortschrittlichen Idee eine praktisch zutiefst reaktionäre Ideologie wird, besteht darin, eine Vorstellung von Überlegenheit zu verankern; weil man ja nicht (mehr) mit Sklaven handelt, weil man die bessere Moral besitzt, demokratischer ist, klimafreundlicher etc. pp.
Dabei gibt es natürlich noch weitere Rahmenbedingungen.
Die Entwicklungserzählung der 1970er Jahre wäre heute gleich aus zwei Gründen nicht mehr nutzbar – zum einen, weil sich konkret überprüfen lässt, ob es tatsächlich einen Fortschritt gegeben hat, die Erzählung also auffliegen könnte, und zum anderen, weil längst jeder Gedanke an konkrete, materielle Verbesserungen auch den Bevölkerungen des Westens ausgetrieben werden musste, denen seit der ökonomischen Wende Anfang der 1970er eben nur noch Verschlechterungen zu bieten sind. Sprich, je weniger die aktuelle koloniale Ideologie mit der Wirklichkeit zu tun hat, mit Zahlen, mit Ökonomie, desto nebulöser bleibt sie und desto besser ist das. Man will schließlich keine schlafenden Hunde wecken (und die Klimaerzählung funktioniert schließlich – das zeigt sich immer deutlicher – nach innen ebenso gut wie nach außen, um Lebensstandard abzusenken).
Nun hätte man im Verlauf der langen Kolonialgeschichte durchaus darauf kommen können, dass in dem Moment, in dem was auch immer zu einer Begründung für die westliche Überlegenheit wird, diese Ideologie "toxisch" wird. Und es gab auch tatsächlich immer wieder Phasen, in denen es in den westlichen Ländern gar nicht so einfach war, von der Frage der realen, ökonomischen Machtverhältnisse abzulenken.
Aber man gab sich gewaltige Mühe, mit einer "neoliberalen" Politik jeden Blick auf die Verhältnisse zwischen Arm und Reich – selbst innerhalb der westlichen Länder – zu unterbinden; man denke nur an das hübsche Wort "Sozialneid", mit dessen Hilfe es gelang, das Aussprechen einer Forderung nach sozialer Gerechtigkeit zu etwas ethisch Niedrigem zu machen. Es war schon einiger Aufwand erforderlich, um die Gesellschaften so weit zuzurichten, dass sie kein Problem mehr mit angeblichen "Philanthropen" auf der einen und den Zeltstädten von Obdachlosen auf der anderen Seite haben.
Aber wer immer es schafft, solche Gesellschaften für fortschrittlich und nicht für zutiefst verkommen zu halten, wird auch nicht mit der Wimper zucken, wenn wieder einmal das eine oder andere "nichtweiße" Volk ins Elend gestürzt wird.
► Der ökonomische Blick geht verloren.
Innerhalb der Linken fing das einmal ganz harmlos an, mit der Debatte über den Haupt- und Nebenwiderspruch. Für jene, denen diese einmal verbreiteten Begriffe fremd sind: der Hauptwiderspruch ist der zwischen Kapital und Arbeit, und alles andere fällt unter die Nebenwidersprüche. Als es mit dieser Debatte losging, hätte niemand ahnen können, dass es mit dem völligen Vergessen besagten Hauptwiderspruchs enden würde. Aber es war nicht allzu schwer zu ahnen, dass bei Behandlung der Nebenwidersprüche nichts herauskommen wird, was man essen, womit man sich kleiden, worin man wohnen oder womit man seine Kinder aufziehen kann.
Und natürlich ist es schwer, die koloniale Ordnung überhaupt als solche zu erkennen, wenn der ökonomische Blick erst einmal verloren gegangen ist. Denn es waren immer diese harten, materiellen Fakten: die Geldflüsse von Süd nach Nord, die erkennen ließen, wer mit wem was anstellt auf diesem Planeten. Das begleitende Geschwätz handelte immer vom Wahrhaftigen, vom Guten und Schönen, auch wenn man die alten Versionen mit dem gleichen Schaudern betrachtet, den die ausgestopften Menschenexemplare in manchen westlichen Museen oder die Bilder der Menschenzoos des vergangenen Jahrhunderts auslösen.
Immerhin: die besitzlosen Klassen erweisen sich als schwer zu umgarnen, weil sie es kennen, wenn ihnen die Butter zum Brot fehlt; aber die ganze mehr oder weniger intellektuelle Meute giert nach allem, was ihr das Gefühl verleiht, etwas besser zu sein als die da unten, und stürzt sich mit Eifer auf jedes Bröckchen, das hingeworfen wird. Was bei der "Genderei" deutlich zu sehen ist: die Frage nach dem Pronomen ist die dreisteste Diskriminierung von Nichtabiturienten seit wilhelminischen Tagen.
Die Komplizenschaft mit dem kolonialen Regime ergibt sich dann von allein.
► Wokes Theater und Sprechverbot
Nun, im Weltmuseum des Kolonialismus, das wohl demnächst irgendwann, vermutlich in Peking, gebaut werden wird, wenn das Thema durch ist, wird das ganze "woke" Theater seinen Platz neben dem Rohrstock des britischen Kolonialbeamten finden. Es wäre übrigens einen Gedanken wert, ob die viktorianische Zensur des britischen Englisch nicht eigentlich ein ähnliches Ziel verfolgte und nicht nur darauf ausgerichtet war, die Sprache tiefer nach Klassen zu teilen, sondern außerdem die durchaus des Englischen fähigen Inder der "akzeptablen" Sprache berauben sollte. Ein subtiles, aber wirkungsvolles Mittel, um die Idee eigener Überlegenheit zu stärken und das Gegenüber in einer möglichst sprachlosen Stellung zu halten.
Die Gesellschaften des Westens jedenfalls werden dann damit beschäftigt sein, all die wirklichen Probleme, die derzeitig einem Sprechverbot unterliegen, wieder auszugraben, und werden sich längere Zeit mit dem guten alten Hauptwiderspruch befassen müssen. Denn wenn der Zufluss von außen abbricht, verschwinden weder die "Philanthropen" noch ihr Anspruch auf stetig wachsende Macht und noch mehr Reichtum.
Und sie werden es zumindest versuchen, sich an den Bevölkerungen des Westens schadlos zu halten, die dann endgültig begreifen müssen, dass der Satz "erst kommt das Fressen, dann die Moral" [engl. "Let's have the grub first, then the morality." H.S.] nicht nur hilfreich ist, um das eigene Interesse zu erkennen, sondern sogar noch einen besseren Pfad zum gesellschaftlich Guten weist als die Menschenrechte, das Gendern und der ganze woke Rest zusammengenommen.
Dagmar Henn [Bitte weiterscrollen, es folgen 3 Videos + 7 Lesetipps! Nehmt Euch bitte Zeit. H.S.]
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Die Dreigroschenoper: Akt II, Ballade über die Frage: Wovon lebt der Mensch? >> Text.
»Warum der Westen einen Faustschlag ins Gesicht verdient. In welchem Zeitalter leben wir? Die Antwort auf diese Frage bestimmt unser Handeln. Die Entdeckungen der Philologen des zwanzigsten Jahrhunderts haben endgültig die alte Vermutung bestätigt, dass die Gesellschaft nicht durch eine Ideologie, sondern durch einen Mythos geeint wird.« Von Dmitri Orechow, RT Deutsch, 08. April 2023 >> weiter.
»Undemokratisch – Ghanas Sprecher weist US-Vize Kamala Harris in die Schranken. Ein Gesetzentwurf in Ghana sieht die Strafverfolgung von LGBTQ+-Anhängern vor. Am Montag wurde US-Vizepräsidentin Kamala Harris während einer Pressekonferenz im ghanaischen Präsidentenpalast dazu befragt.« Von RT Deutsch, 30. März 2023 >> weiter.
»Afrika unter Belagerung – Wie der Westen versucht, sein "koloniales Erbe" zu retten. Der Westen, die USA und Europa, betrachten den afrikanischen Kontinent als ihre "Futterbasis" und wollen ihn auch weiterhin wirtschaftlich ausbeuten. Die Konkurrenz Russlands und Chinas ist da ein Dorn im Auge. Um sie abzuwehren, übt der Westen diplomatischen, politischen und wirtschaftlichen Druck aus. Kann das gelingen?« Von Andrei Rudaljow, RT Deutsch, 22. März 2023 >> weiter.
»Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Indianer – Robert Habeck macht den Lübke. Robert Habeck bezeichnet sich im Amazonas als Häuptling. Mit diesem Statement entlarvt Habeck das Selbstverständnis der Grünen als neokolonial und arrogant. Das Welt- und Menschenbild der Grünen ist ewig gestrig. Das trifft auch auf ihr Bild von Russland und den Russen zu.« Von Gert Ewen Ungar, RT Deutsch, 16. März 2023 >> weiter.
»Wofür will Deutschland in Ghana Arbeitskräfte stehlen? Es ist noch nicht klar, wie viele Steine in der deutschen Wirtschaft aufeinander stehen bleiben, da fliegen Wirtschaftsminister Heil und Entwicklungsministerin Schulze nach Afrika, um Arbeitskräfte zu werben. Der wirkliche Grund liegt diesmal nicht in Deutschland.« Von Dagmar Henn, RT Deutsch, 14. März 2023 >> weiter.
»Sklaverei – der größte Völkermord der Menschheit. Nichts stehe über dem Menschen und kein Mensch unter einem anderen. Die 'Internationale Humanistische Partei' zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer von Sklaverei und des transatlantischen Sklavenhandels: „Der größte Völkermord der Menschheit“. Im Dezember 2007 erklärte die UN-Generalversammlung den 25. März zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer von Sklaverei und des transatlantischen Sklavenhandels.« Von Partido Humanista Internacional | PRESSENZA, im KN am 3. April 2021 >> weiter.
»Der tragische Beginn des US-Imperialismus. Wir leben noch im Schatten von 1898. Imperium. Das ist ein Wort, das die meisten Amerikaner verabscheuen. Schließlich sind die Vereinigten Staaten durch ihre Rebellion gegen das große (britische) Reich von damals entstanden. Amerikanische Politiker, Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit ziehen es seit langem vor, sich die USA als ein Leuchtfeuer der Freiheit in der Welt vorzustellen, das Licht für diejenigen bringt, die in der Finsternis des Despotismus leben. Europäer, nicht Amerikaner, so glaubt man, hatten Imperien. Eine Version dieses Mythos hat die Republik von ihren frühesten kolonialen Ursprüngen an durchdrungen, und nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.« Von Danny Sjursen, im KN am 12. Dezember 2018 >> weiter.
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"Die Weißen sprechen gerne von der „Gelben Gefahr“, oder […] von der „roten“.
Für die gegenwärtige Mehrheit der Menschen hat es in den letzten Jahrhunderten
nur eine wirkliche Gefahr gegeben: die weiße."
Gert von Paczensky (* 21. August 1925; † 1. August 2014)
„Weiße Herrschaft. Eine Geschichte des Kolonialismus. 1979“
"Missionsschulen erzogen die „Heiden“ zu Menschen zweiter Klasse,
anstatt sie auf Selbstverantwortung, Unabhängigkeit und die moderne Welt vorzubereiten."
Gert von Paczensky (* 21. August 1925; † 1. August 2014)
„Verbrechen im Namen Christi. Mission und Kolonialisierung. 2000“
► Unsichtbare Hände - Sklaverei heute im 21. Jahrhundert - Billige Arbeitskräfte im Verborgenen - 3sat (Doku 43:55 Min.)
► Slavery: A 21st Century Evil - Bonded Slaves (Doku in Englisch, 25:03 Min.)
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»Heute gilt es für uns alle mehr denn je mit- und füreinander da zu sein, indem wir mittels unserer Erkenntnisse, unserer kreativen Begabungen und entsprechend aller unserer Kulturen ein besseres Morgen heute zu beginnen. Das auf Sand gebaute Kartenhaus der neoliberalen Global Player fällt zusammen und wir alle müssen uns darauf einstellen, dass aggressives Gegeneinander um geostrategische Einflusssphären, um Rohstoffe, Energiequellen, Absatzmärkte und billige Arbeitskräfte fast immer mit Zerstörung und Krieg endet.« (Frank Nöthlich, August 2023)
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Bertolt Brecht (Rede für den Frieden 1952)
»Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer. Die Beschreibungen, die der New Yorker von den Gräueln der Atombombe erhielt, schreckten ihn anscheinend nur wenig.
Der Hamburger ist noch umringt von den Ruinen, und doch zögert er, die Hand gegen einen neuen Krieg zu erheben. Die weltweiten Schrecken der vierziger Jahre scheinen vergessen. Der Regen von gestern macht uns nicht nass sagen viele. Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu bekämpfen haben, ihr äußerster Grad ist der Tod. Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote, wie Leute, die schon hinter sich haben, was sie vor sich haben, so wenig tun sie dagegen.
Und doch wird nichts mich davon überzeugen, dass es aussichtslos ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen. Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.«
► Quelle: Der Artikel von Dagmar Henn wurde am 11. April 2023 mit dem Titel "Wie pflegt man eine koloniale Ideologie?" erstveröffentlicht auf deutsch.rt.com >> Artikel. Bestimmungen zur Verwendung: Die Autonome Non-Profit-Organisation (ANO) „TV-Nowosti“, oder deutsch.rt.com, besitzt alle Rechte auf die geistige, technische und bildliche Verwendung der auf der Webseite veröffentlichten Inhalte.
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► Bild- und Grafikquellen:
1. Zeitgenössische Darstellung des Segelschiffs La Amistad nahe der Halbinsel Culloden Point im Osten von Long Island im US-Bundesstaat New York am 26. August 1839; links die USS Washington der US-Marine (Ölgemälde). Urheber: unbekannt. Quelle1: New Haven Colony Historical Society and Adams National Historic Site. Quelle2: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
2. Vera Hill, 5 years old, cotton picker, Comanche County, Oklahoma, 1916. Vera Hill picks 25 pounds a day. Photograph by Lewis Wickes Hine, 11 October 1916. From the National Child Labor Committee Collection at the Library of Congress. Reproduction Number: LC-DIG-nclc-00616. This picture is in the public domain. >> https://loc.gov/pictures/resource/nclc.00616/
3. George Barbee, 13 years old topping, Nicholas County, Kentucky, 1916. Lives near Bell School. Location: Nicholas County, Kentucky. Photograph by Lewis Wickes Hine, 8 August 1916. From the National Child Labor Committee Collection at the Library of Congress. Reproduction Number: LC-DIG-nclc-00554. This picture is in the public domain. >> https://loc.gov/pictures/resource/nclc.00554/
4. La Amistad (spanisch für Freundschaft; zunächst Friendship, später Ion) war ein Handelsschoner nordamerikanischer Herkunft. Sie wurde durch einen erfolgreichen Aufstand afrikanischer Sklaven bekannt, der sich 1839 an Bord ereignete. Das Schiff wurde vor der Küste der Vereinigten Staaten von Amerika von der US-Marine aufgebracht, die die Afrikaner arrestierte. Die nachfolgenden Gerichtsverhandlungen – die sogenannten Amistad-Prozesse – fanden unter großem Interesse der zeitgenössischen US-amerikanischen und zum Teil der internationalen Medien statt und spielten eine Rolle für die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei in den USA. >> weiter bei Wikipedia. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Text unter dem Bild (freie Übersetzung):
"Nachdem Don Jose Ruiz und Don Pedro Montez von der Insel Kuba 53 kürzlich aus Afrika importierte Sklaven in Havanna gekauft hatten, brachten sie sie an Bord der Amistad unter Kapt. Ferrer, um sie nach Principe, einem anderen Hafen der Insel Kuba, zu transportieren. Um ihre Freiheit zu erlangen und nach Afrika zurückzukehren, bewaffneten sich die afrikanischen Gefangenen etwa vier Tage nach Verlassen von Havanna mit Macheten und überwältigten den Kapitän und die Besatzung des Schiffs. Kapt. Ferrer und der Koch des Schiffs wurden getötet; zwei Besatzungsmitglieder entkamen; Ruiz und Montez wurden gefangen genommen."
5. Als Haitianische Revolution werden der Sklavenaufstand in der französischen Kolonie Saint-Domingue von 1791 und die nachfolgenden Ereignisse bezeichnet. Sie führte am 1. Januar 1804 zur Umwandlung der Kolonie in den Staat Haiti – den ersten unabhängigen Staat in Lateinamerika und den ersten, der durch ehemalige Sklaven geformt wurde. >> weiter.
Die Verachtung der Ureinwohner gehörte zum Wertekanon europäischer Kolonisten. Ging man doch davon aus, die ganze Welt müsse dem christlichen Europa als vermeintlicher Erbin eines phantasierten griechisch-römischen Herrschaftsanspruches untertan sein.[3] Gemäß den Überlieferungen war man schon in der Antike bei Beanspruchung fremden Terrains nicht zimperlich und immer auf Expansionskurs. Eroberung macht die Menschen erbarmungslos, Kolonisation macht sie unversöhnlich. Alle vorhandenen Geschöpfe des Landes, die Menschen, die Landtiere, Fische bleiben nicht Gegenstände der Wissbegier oder des Entzückens, sondern werden zu Objekten der Ausbeutung.
Bild: Angriff und Einnahme der Crête-à-Pierrot (4. - 24. März 1802). Original-Illustration von Auguste Raffet (1804–1860), Kupferstich von Hébert. Quelle1: Histoire de Napoleon, M. de Norvins, 1839, page 239. Quelle2: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.
6. Kolonialisten in Schwarzafrika brachten eingeschleppte europäische Krankheiten, Entrechtung und Ausbeutung durch gnadenlose Unterdrückung und Völkermord.
„Plötzlich sahen die Ureinwohner ein großes Schiff aus dem Ozean emporsteigen. Dieses Schiff hatte vollständig weiße Flügel, die wie Klingen funkelten. Weiße Männer kamen aus dem Wasser und sprachen Worte, die niemand verstand. Unsere Vorfahren ergriff die Furcht; das seien Geister, die von den Toten zurückkehrten. Sie trieben sie mit Pfeilhagel zurück ins Meer. Die Geister aber spien mit Donnergeräusch Feuer. Viele Menschen wurden getötet. Unsere Vorfahren flohen.“
So schildert eine der wenigen erhaltenen indigenen Stimmen das Auftauchen der Europäer an der afrikanischen Küste. Dennoch kollaborierten immer wieder Einheimische mit den Eindringlingen und ermöglichten dadurch erst ihren eigenen Untergang: „Die Häuptlinge und weisen Männer sagten, diese Geister seien die früheren Besitzer des Landes...“
Augenhöhe gehörte auf beiden Seiten nicht zum Verhaltenskodex. Missverständnisse waren vorprogrammiert. Die Ankömmlinge ersuchten nie um Erlaubnis, das ihnen unbekannte Land betreten zu dürfen. Sie kamen, sahen und nahmen in Besitz. Feindseligkeiten Einheimischer waren selten unbegründet und meist nicht auf ungehobelte Umgangsformen zurückzuführen. Tote und Verletzte waren keine Ausnahme sondern die Rewgel, bevor man sich vielleicht austauschte.
Urheber der Illustration: Henry M. Stanley. Contributing Library: Gumberg Library, Duquesne University. Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.
7. Baumwollpflücker: SLAVES, EX-SLAVES, and CHILDREN OF SLAVES IN THE AMERICAN SOUTH, 1860 -1900 - a group of in Florida. Foto: Okinawa Soba (Rob). Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0).
8. Kinder von versklavten Plantagenarbeitern (Baumwollpflücker). Ausbeutung, Kindersklaven, Kinderversklavung, Seelenmord, Sklavenhandel, Sklavenkinder, Zwangsarbeit, Zwangsverheiratung. Foto: Okinawa Soba (Rob). Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-NC-SA 2.0).
9. Die Foulah-Tänzerinnen aus Siguiri, auf der Kolonialausstellung in Paris 1931. (frz. Les danseuses Foulahs de Siguiri, à l'Exposition Coloniale de Paris en 1931). Foto: Editions Braun. Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Völkerschau (auch Kolonialausstellung oder Kolonialschau und verschiedentlich Menschenzoo genannt) bezeichnet eine Zurschaustellung von Angehörigen als fremd empfundener Ethnien gegen Eintrittsgebühren. Blütezeit der Völkerschauen in Europa war zwischen 1870 und 1940. Allein in Deutschland wurden in dieser Zeit über 300 außereuropäische Menschengruppen vorgeführt. Teilweise wurden in diesen Völkerschauen und Kolonialschauen gleichzeitig über 100 Menschen zur Schau gestellt.
10. Bertolt Brecht (auch Bert Brecht; * 10. Februar 1898 als Eugen Berthold Friedrich Brecht in Augsburg; † 14. August 1956 in Ost-Berlin) war ein einflussreicher deutscher Dramatiker, Librettist und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Seine Werke werden weltweit aufgeführt. "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ (Bertold Brecht). Diese Aussage schrieb Brecht im August 1928 in der Ballade „Wovon lebt der Mensch“ für das Dreigroschen-Finale des II. Aktes. Die Dreigroschenoper sollte später das erfolgreichste deutsche Stück des 20. Jahrhunderts werden.
Das Grundbedürfnis Ernährung zu erfüllen ist wichtiger sein, als die Notwendigkeit für moralische Ordnung und Lehre. Sobald das Überleben vom Organismus her gesichert ist, kann der Mensch damit beginnen, sich in moralischen Systemen einbinden zu lassen und eine Grundstruktur des Lebens zu schaffen, welche ein friedliches und ausgeglichenes Leben miteinander zur Verfügung stellt, für jeden Menschen, innerhalb dieser Ordnung.
Was einst Bertolt Brecht in seiner Dreigroschenoper der Bourgeoisie entgegnete, die gutsituiert den niedrigeren Schichten der Gesellschaft Moral predigen wollte, hat auch heutzutage weder an Bedeutung noch an Aktualität verloren. Gesellschaftskritiker attestieren Menschen der modernen Gesellschaft immer wieder eine ausgeprägte Selbstsucht ohne Rücksicht auf die Umwelt oder Mitmenschen. Und das, obwohl „Bio“, „Öko“ und ein nachhaltiger Lebensstil gerade in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erfahren.
Brechts Äußerung verdeutlicht im Kern jedoch vor allem, dass die Opportunität moralisch zu agieren bestimmten Restriktionen unterliegt. Doch Restriktionen und Einflussfaktoren sind nicht immer nur finanzieller Herkunft. Das Bewusstsein der Gesellschaft für Verantwortung und Nachhaltigkeit scheint stetig zu wachsen. Das Kaufverhalten der Menschen ist nicht mehr ausschließlich von monetären Überlegungen bestimmt und das Marktverhalten der modernen Gesellschaft nicht mehr nur durch Eigeninteresse der Konsumenten dominiert. Zunehmend kann am Markt Verhalten beobachtet werden, welches kooperativ, altruistisch und von Werten und Normen geleitet ist.
Grafik: Foto von Bert Brecht aus Wikimedia Commons. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland“ lizenziert. Namensnennung: Bundesarchiv, Bild 183-W0409-300 / Kolbe, Jörg / CC-BY-SA 3.0. Das Foto wurde in eine Textgrafik mit Brechts Zitat eingearbeitet und der Hintergrund von Helmut Schnug eingefärbt.
KOLONIALISMUS GESTERN UND HEUTE
Der Kolonialismus ist genau so wie die Sklaverei trotz Menschenrechts-Erklärungen und demokratischer Verfassungen, die zum Schein installiert wurden, nicht ausgestorben. Diese üble Tradition der westlichen Staaten hat Dagmar Henn in gewohnt exzellenter Weise thematisiert.
• ERST KOMMT DAS FRESSEN – DANN DIE MORAL. WIE „PFLEGT“ MAN EINE KOLONIALE IDEOLOGIE?
Das Zitat vom "Fressen - dann Moral" stammt ja bekanntlich von Bertolt Brecht, der für seine gradlinigen Aussagen bekannt ist. Die aktuelle Weltpolitik ist immer noch geprägt von den verheerenden Auswirkungen des westlichen Kolonialismus seit über 500 Jahren. Von den Plünderungen, Genoziden und der Sklaverei profitieren heute immer noch die alten Kolonialmächte, die in ihrer Arroganz ihre ehemaligen Kolonien mit neoliberalen Freihandelspraktiken, Wirtschaftssanktionen und Kriegen am Boden halten.
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Kennt ihr die „FIVE EYES“ oder auch UKUSA genannt:
UKUSA bezeichnet die zwischen dem Vereinigten Königreich (UK) und den Vereinigten Staaten (USA) ab 1946 geschlossenen Verträge zur besonders engen Zusammenarbeit der Geheimdienste beider Länder: der US-amerikanischen 'National Security Agency' (NSA) und des britischen GCHQ. Als weitere, sekundäre UKUSA-Partner schlossen sich daraufhin auch das 'Australian Signals Directorate', das 'Communications Security Establishment Canada' und das neuseeländische 'Government Communications Security Bureau' dem Abkommen an. Die Allianz dieser fünf Länder wird daher informell auch als 'Five Eyes' bezeichnet.
Die fünf angelsächsischen Länder USA, UK, Kanada, Australien und Neuseeland sind nicht umsonst dadurch gekennzeichnet, daß ihre Entstehung auf brutaler Eroberung, Landraub und Genozid an den indigenen Völkern basiert. Die Täter waren ohne Ausnahme Europäer. Allerdings gibt es doch eine Ausnahme: Japan, das sich in den 30er Jahren in China und Südostasien als faschistische Furie gebärdet hat. Daher ist es auch kein Wunder, daß Japan sich in Reih und Glied in die westliche Anti-Russland-Allianz eingeordnet hat.
Die Brutalität, mit der die Spanier, Portugiesen, Engländer, Franzosen, Belgier, Niederländer, Italiener, Deutschen und US-Amerikaner in aller Welt gehaust und sie ausgeplündert haben, ist beispiellos. Die Mittäterschaft der christlichen Kirchen sollte dabei in den Vordergrund gestellt werden. Denn sie lieferten die unmenschlichen Ideologie zur Unterdrückung, Versklavung und Ermordung der Völker in den eroberten Regionen. Und das alles im Namen des Christentums und ihres Gottes, die Andersgläubige und Nicht-Weiße als Untermenschen abgestempelt haben, die man wie Vieh behandeln, unterdrücken, versklaven und ausbeuten konnte.
Und alles ohne Skrupel und Gewissensbisse!
Insofern ist es nicht verwunderlich, daß die westliche Hybris und Überheblichkeit immer noch in den Köpfen verhaftet ist und weiter ihr destruktives Unwesen treibt. Um von alldem abzulenken, wurden schon immer Feindbilder geschaffen – aktuell ist mal wieder Russland, das man selbstvergessen die Alleinschuld zuschreibt nach dem altbewährten Rezept: Wir sind die Guten. Wir haben recht und vertreten die allgemein verbindlichen „Werte“. Jeder, der anderer Meinung ist, wird als Feind angesehen und muß mit Stumpf und Stiel diskreditiert, medial bekämpft, wirtschaftlich geschwächt und am liebsten auch gleich noch ausgerottet werden.
Die Last des weißen Mannes: Rasse und Reich
Nimm die Last des Weißen Mannes auf dich,
Die wilden Kriege des Friedens -
Fülle voll den Mund der Hungersnot
Und schwöre, die Krankheit zu beenden. …
Nimm die Last des Weißen Mannes auf dich,
Wage nicht, dich mit weniger zu begnügen. …
Bei allem, was du weinst oder flüsterst,
Bei allem, was du lässt oder tust,
Sollen die stillen, mürrischen Völker
Ihre Götter gegen dich abwägen.
Nimm die Last des Weißen Mannes auf dich,
Was du in kindlichen Tagen getan hast. …
Kommt jetzt, um deine Männlichkeit zu ergründen. …
Auszug aus dem Gedicht "White Man's Burden. The United States and the Philippine Islands" des Engländers Rudyard Kipling, ein Anstoß für die Vereinigten Staaten, die Philippinischen Inseln zu besetzen und sich den anderen imperialistischen Nationen Europas anzuschließen.
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"Die Weißen sprechen gerne von der „Gelben Gefahr“, oder […] von der „roten“.
Für die gegenwärtige Mehrheit der Menschen hat es in den letzten Jahrhunderten
nur eine wirkliche Gefahr gegeben: die weiße."
Gert von Paczensky (* 21. August 1925; † 1. August 2014)
„Weiße Herrschaft. Eine Geschichte des Kolonialismus. 1979“
"Missionsschulen erzogen die „Heiden“ zu Menschen zweiter Klasse,
anstatt sie auf Selbstverantwortung, Unabhängigkeit und die moderne Welt vorzubereiten."
Gert von Paczensky (* 21. August 1925; † 1. August 2014)
„Verbrechen im Namen Christi. Mission und Kolonialisierung. 2000“
Peter A. Weber, Klotten (VG Cochem-Zell, RLP).
► Bild- und Grafikquellen:
1. Phippinische Opfer am ersten Tag des Philippinisch-Amerikanischen Krieges (1899-1902), ein Kampf der philippinischen Unabhängigkeitsbewegung gegen die neue Kolonialmacht der Vereinigten Staaten. Unter Emilio Aguinaldo proklamierte die Unabhängigkeitsbewegung Katipunan eine nationale Republik, die mit dem Ende des Widerstands ihre Grundlage verlor. Quelle: US Archiv ARCWEB ARC Identifier: 524389. Quelle2: Wikimedia Commons. Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während der Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der Bundesregierung der Vereinigten Staaten ist dieses Bild in public domain.
2. Einheimische Kinder vor den Bambushäusern des Tagal-Stammes, Manila, Philippinen, Anfang 1900er Jahre. Photographer: Charles D. Agnew. US Library of Congress Philippine Image Collection, Alfred W McCoy submitter to the University of Wisconsin, Madison. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0).
3. Zwangchristianisierung, Missionierung, Zivilisierung, Verstümmelungen und blutige Kriege im Namen Gottes. Wie gehirngewaschen und konditioniert müssen Menschen nur sein um sich nicht von diesen und anderen Religionen abzuwenden? Grafik: freelance graphic artist Billy Frank Alexander (ba1969), Charlotte, NC, USA Quelle: Rgbstock free stock photos / RGBStock.com .