Die psychologische Wirkung totalitärer Systeme
Wie wir uns davor schützen können
Der notwendige Kampf des persönlichen Gewissens gegen die Masse
Von Rudolf Hänsel | NRhZ | RUBIKON
In den letzten 17 Monaten konnte jeder wache Bürger die leuchtende „Flammenschrift an der Wand“ sehen und erkennen, dass sich der Westen auf dem Weg in den Totalitarismus befindet. Unter dem Slogan der „Neuen Normalität“ und dem fadenscheinigen Vorwand, mit rigorosen Coronamaßnahmen die Volksgesundheit schützen zu wollen, wird eine totalitäre Gesellschaft geschaffen.
Die Initiatoren und Vollstrecker dieses Prozesses scheinen bereits Überlegungen anzustellen, Hochrisikopersonen in Internierungslager — sogenannte „Green Zone“ Concentration Camps — zu transportieren, wo sie für lange Zeiträume abgesondert werden sollen [1].
Bisherige Formen von Totalitarismus, wie wir sie aus der Geschichte kennen, entstanden auf ähnliche Weise: Bestimmte Freiheiten werden beschnitten oder beseitigt, die Liebe zur Freiheit wird aus den menschlichen Herzen ausgerottet und mit zunehmendem Terror verschwindet der Raum für freiheitliches Handeln. So lauten die Untersuchungsergebnisse der deutsch-amerikanischen Totalitarismusforscherin Hannah Arendt [2].
Damit diesem totalitären Prozess Einhalt geboten werden kann und die Individualität der Bürger sowie deren zwischenmenschliche Beziehungen nicht zerstört werden, braucht es den „Kampf des persönlichen Gewissens gegen die Masse“. Wie dieser persönliche Kampf aussehen kann, das beschrieb der französische Literaturnobelpreisträger und Kriegsgegner Romain Rolland ein Jahr nach Beginn des Großen Krieges in seinem Roman „Clérambault. Geschichte eines freien Gewissens im Kriege“ [3].
► Auf der Straße in den Totalitarismus
Der US-amerikanische Schriftsteller C. J. Hopkins prangert in einem neueren Artikel die totalitären Coronamaßnahmen scharf an und sieht den Westen auf der Straße in den Totalitarismus. In der englischen Originalfassung „The Road to Totalitarianism“ wählte Hopkins zur Bekräftigung seiner These und als mögliche „Endstation“ dieses Weges das allgemein bekannte Foto der aufteilenden Bahngleise aus, die in das Konzentrationslager von Auschwitz-Birkenau führten [4].
Der Himmel bewahre! Der Artikel beginnt mit einer Klarstellung:
„Die Menschen können sich einreden, dass sie nicht gesehen haben, wohin sich die Dinge in den letzten 17 Monaten entwickelt haben, aber sie haben es gesehen. Sie haben alle Zeichen auf dem Weg gesehen. Die Schilder waren alle in großen, fetten Buchstaben geschrieben, einige davon in beängstigend aussehender germanischer Schrift. Sie lasen […] Das ist die Straße in den Totalitarismus‘“ [5].
Er schließt mit der Aufforderung: „Entscheiden Sie sich für eine Seite … jetzt … oder es wird eine Seite für Sie gewählt.“
► Die Entstehung eines totalitären Prozesses par excellence
Auch der französische Psychotherapeut und Professor für klinische Psychologie an der Universität Gent, Mattias Desmet, fürchtet das Entstehen einer totalitären Gesellschaft. In einem Interview mit dem Titel „Die entstehende totalitäre Dystopie“ sagt er:
„Es gibt eine unheilvolle Verbindung zwischen der Entstehung dieser Art von absolutistischer Wissenschaft und dem Prozess der Manipulation und Totalisierung der Gesellschaft. In ihrem Buch ‚Die Ursprünge des Totalitarismus‘ beschreibt die deutsch-amerikanische politische Denkerin Hannah Arendt auf brillante Weise, wie dieser Prozess unter anderem in Nazi-Deutschland ablief.
So greifen aufstrebende totalitäre Regime typischerweise auf einen ‚wissenschaftlichen‘ Diskurs zurück. Sie zeigen eine große Vorliebe für Zahlen und Statistiken, die schnell zu reiner Propaganda verkommen, gekennzeichnet durch eine radikale ‚Missachtung der Fakten‘. […] Hannah Arendt beschreibt, wie diese Wissenschaftler fragwürdige wissenschaftliche Referenzen verkündeten, und sie verwendet das Wort ‚Scharlatane‘, um dies zu unterstreichen“ [6].
Im weiteren Verlauf des Interviews [Lesetipp!!] ergänzt er:
„Der Totalitarismus ist so sehr auf totale Kontrolle ausgerichtet, dass er automatisch Misstrauen in der Bevölkerung erzeugt und die Menschen dazu bringt, sich gegenseitig zu bespitzeln und zu denunzieren. Die Menschen trauen sich nicht mehr, ihre Stimme gegen die Mehrheit zu erheben und können sich aufgrund der Beschränkungen nicht mehr so gut organisieren. Es ist nicht schwer, solche Phänomene in der heutigen Situation zu erkennen, zusätzlich zu den vielen anderen Merkmalen des entstehenden Totalitarismus“ [7].
Auf die Frage des Interviewers, ob die Entdeckung eines Impfstoffs und die anschließende Impfkampagne die Angst der Bevölkerung lindern und das totalitäre Aufflackern beenden wird, antwortet Professor Dr. Desmet:
„Ein Impfstoff wird keinen Ausweg aus der derzeitigen Sackgasse bieten. Denn in Wahrheit ist diese Krise keine Gesundheitskrise, sondern eine tiefgreifende soziale und sogar kulturelle Krise. […] Und die Blindheit, die die gesellschaftliche Konditionierung und Totalisierung mit sich bringt, wird denen die Schuld geben, die nicht mitmachen und/oder sich weigern, sich impfen zu lassen. Sie werden als Sündenböcke herhalten müssen.
Es wird versucht werden, sie zum Schweigen zu bringen. Und wenn das gelingt, kommt der gefürchtete Wendepunkt im Prozess der Totalisierung: Erst wenn er die Opposition vollständig ausgeschaltet hat, zeigt der totalitäre Staat seine aggressivste Form. Er wird dann — um es mit Hannah Arendt zu sagen — zu einem Monster, das seine eigenen Kinder frisst. Mit anderen Worten: Das Schlimmste steht uns vielleicht noch bevor“ [8].
► Zunehmender Terror lässt den Raum für freiheitliches Handeln verschwinden.
Wenn in Deutschland friedliche Demonstranten niedergeknüppelt werden wie am 1. August in Berlin, wenn in Australien das Militär für die strikte Einhaltung illegaler Coronamaßnahmen eingesetzt wird, wenn in Frankreich Impfkritiker inhaftiert werden und in England, Italien und Griechenland die Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte gespalten wird und wenn bereits Überlegungen angestellt werden, Hochrisikopersonen in Internierungslager, sogenannte „Green Zone“ Concentration Camps, zu transportieren, wo sie für lange Zeiträume abgesondert werden sollen, dann grenzt das an staatlichen Terror. [Ich nenne das Faschismus! H.S.]
Die Rolle des Terrors ist für die deutsch-amerikanische Totalitarismusforscherin Hannah Arendt (1906 bis 1975) das entscheidende Merkmal eines totalitären Systems. Ihre Untersuchung „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ erschien 1951 in englischer Sprache unter dem Titel „The Origins of Totalitarianism“. Das folgende Zitat ist eine Warnung:
„Das Wesentliche der totalitären Herrschaft liegt also nicht darin, dass sie bestimmte Freiheiten beschneidet oder beseitigt, noch darin, dass sie die Liebe zur Freiheit aus den menschlichen Herzen ausrottet; sondern einzig darin, dass sie die Menschen, so wie sie sind, mit solcher Gewalt in das eiserne Band des Terrors schließt, dass der Raum des Handelns, und das allein ist die Wirklichkeit der Freiheit, verschwindet“ [9].
Die Parallele zur heutigen gesellschaftlichen Entwicklung ist höchst alarmierend; doch viele Mitbürger wollen das Menetekel an der Wand [noch] nicht wahrhaben.
Bereits damals äußerte Hannah Arendt die Sorge, dass in Zukunft wiederum mit totalitären Gesellschaftsformen zu rechnen sei.
► Der notwendige Kampf des persönlichen Gewissens gegen die Masse
Der Mensch besitzt nicht nur einen gesunden Verstand, er ist auch autonom.
Autonomie ist der Zustand und das Lebensgefühl der Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Selbstverwaltung. Philosophisch gesehen ist sie die Fähigkeit, sich als Wesen der Freiheit zu sehen und aus dieser Freiheit heraus zu handeln.
Damit ist sie auch die Kraft zum Nicht-Mitmachen (Adorno). Ausgestattet mit diesen besonderen Fähigkeiten übergibt der Mensch keinem anderen die Macht, über sein Leben und seine Zukunft zu entscheiden.
Der Aufklärer Immanuel Kant (1724 bis 1804)] stufte den gesunden Menschenverstand im Alltag als nützlicher ein als wissenschaftliche Erkenntnisse. Für den erfolgreichen Gebrauch des gesunden Menschenverstands stellt er drei Maximen auf:
• „Selbstdenken“,
• „An der Stelle jedes andern denken“,
• „Jederzeit mit sich selbst einstimmig denken“ [10].
Ähnlich sieht es der französische Schriftsteller, Literaturnobelpreisträger und Pazifist Romain Rolland (* 29. Januar 1866 in Clamecy, Département Nièvre; † 30. Dezember 1944 in Vézelay, Burgund).
In seinem Antikriegsroman „Clérambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg“, den er bereits im August 1915 in der Schweiz konzipierte, richtete er zunächst einige Worte an den Leser. Wache Zeitgenossen werden sie sicher nachempfinden können. Er bringt darin seine Gefühlslage in der schwierigen Zeit des bereits wütenden Krieges zum Ausdruck.
„Dieses Werk ist kein Roman, sondern das Bekenntnis einer freien Seele inmitten der Qual, die Geschichte ihrer Irrungen, Ängste und Kämpfe. […] Ich wollte in diesem Werke das innere Labyrinth schildern, das eine schwache, unentschiedene, erregbare und verführbare, aber doch aufrichtige und in ihrem Wahrheitswillen leidenschaftliche Natur langsam vorwärtstastend durchirrt“ [11].
Die Einleitung zu seinem Buch schrieb Rolland im März 1917:
„Gegenstand des Buches ist nicht der Krieg, obzwar er es überschattet. Sein wirkliches Thema ist das Versinken der Einzelseele im Abgrund der Massenseele. Ein für die Zukunft der Menschheit viel entscheidenderes Phänomen als die vorübergehende Oberherrschaft einer oder der anderen Nation.
Freie Seelen, stark Charaktere — das tut heute der Welt am meisten not! Auf den verschiedensten Wegen — […] — kehren wir zur Form des Herdenlebens zurück. Nur langsam hat sich der Mensch dem heißen Lehm der Erde entrungen. Nun scheint es, als ob seine tausendjährige Anstrengung erschöpft sei, und er lässt sich wieder in das Weiche zurücksinken. Die Massenseele schluckt ihn auf, der entnervende Atem der Tiefe reißt ihn mit sich … Auf darum! Rafft euch zusammen, ihr, die ihr glaubt, dass der Kreislauf noch nicht erfüllt sei! Wagt es, euch von der Herde abzusondern, die euch fortzieht.
Jeder Mensch muss, so er ein wahrer Mensch ist, lernen, allein innerhalb aller zu stehen, allein für alle zu denken — wenn es not tut, sogar auch gegen alle! Aufrichtig denken heißt für alle denken, selbst wenn man gegen alle denkt. Die Menschheit bedarf derer, die ihr aus Liebe Schach bieten und sich gegen sie auflehnen, wenn es not tut! Nicht indem ihr der Menschheit zuliebe euer Gewissen und eure Gedanken fälscht, dient ihr der Menschheit, sondern indem ihr ihre Unantastbarkeit gegen gesellschaftlichen Missbrauch verteidigt; […]“ [12].
Dr. Rudolf Hänsel Bitte weiter runterscrollen und den Videoausschnitt anhören!!
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Dr. Rudolf Lothar Hänsel, Jahrgang 1944, ist Lehrer (Rektor a. D.), Doktor der Pädagogik (Dr. paed.) und Diplom-Psychologe (Dipl.-Psych. mit Schwerpunkt: Klinische-, Pädagogische-, Medien- sowie Individual-Psychologie). Viele Jahrzehnte unterrichtete er, bildete bei der BAYER-AG in Leverkusen Hochschulabsolventen fort, gründete in Köln zusammen mit Kollegen eine Modellschule für ehemalige Schulversager und leitete sie. An der Bayerischen Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung war er als Instituts-Rektor für die Ausbildung von Beratungslehrkräften für alle Schularten zuständig. Am Ende seiner Berufslaufbahn war er Staatlicher Schulberater für die Landeshauptstadt München. Als Pensionär arbeitete er viele Jahre als Psychotherapeut in eigener Praxis. In seinen Büchern und pädagogisch-psychologischen Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung und eine Erziehung zum Gemeinsinn und Frieden. Er schreibt regelmäßig Beiträge für Global Research.
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[1] Centers for Disease Control & Prevention (CDC): Interim Operational Considerations for Implementing the Shielding Approach to Prevent COVID-19 Infections in Humanitarian Settings, updated July 26, 2020 >> weiter.
[2] Arendt, Hannah. Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus. München 1995, 4. Auflage.
[3] Rolland, Romain. Clérambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg. Reinbek bei Hamburg 1988.
[4] C. J. Hopkins: The Road to Totalitarianism >> weiter.
[5] Die Straße in den Totalitarismus, Artikel bei Fassadenkratzer >> weiter.
[6] Die entstehende totalitäre Dystopie: Interview mit Professor Dr. Mattias Desmet >> weiter.
[7] aaO. [8] aaO. [9] Totalitarismus bei de.wikipedia.org >> weiter.
[10] Gesunder Menschenverstand“ bei de.wikipedia.org
[11] Rolland, Romain. Clérambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg. Reinbek bei Hamburg 1988, Seite 9.
[12] aaO., Seite 11 und folgende.
Dr. Reiner Fuellmich - Prof. Dr. Mattias Desmet (, Auszug von 1:09:25 Std. aus dem Interview von Prof. Dr. Mattias Desmet mit Dr. Reiner Füllmich und dem Corona-Ausschuss. Dieser hörenswerte Auszug ist Teil der 63. Sitzung des Ausschusses, welche insgesamt 4:39 Std. dauerte. Der Corona-Ausschuss wurde von vier RechtsanwältInnen gegründet: Antonia Fischer, Viviane Fischer, Dr. Reiner Füllmich und Dr. Justus Hoffmann. >> https://corona-ausschuss.de .
Massenpsychologie und die Corona-Krise.
»Von allen Tyranneien kann eine Tyrannei, die aufrichtig zum Wohle ihrer Opfer ausgeübt wird, die bedrückendste sein. Es wäre besser, unter Raubrittern zu leben als unter allmächtigen moralischen Wichtigtuern. Die Grausamkeit des Raubritters mag manchmal schlafen, seine Gier mag irgendwann gestillt sein; aber wer uns zu unserem eigenen Wohl quält, wird uns ohne Ende quälen, denn er tut es mit der Zustimmung seines eigenen Gewissens.« (-Mattias Desmet)
Alternative Quellen falls der Video-Mitschnitt bei YouTube gelöscht werden sollte:
https://odysee.com/@VeryOpinionatedShow:5/lbry-Mattias-Desmet:7
https://peertube.jensdiemer.de/w/f56c5b10-9e6e-4ccd-9278-40db0e244f57
https://www.bitchute.com/video/uj2bgmOanZjq/
► Quelle: Dieser Artikel wurde am 25. August 2021 auf der Blog-Site des Autors, NRhZ-Online, in deutsch und englisch veröffentlicht. >> Artikel. In ihrer unabhängigen, engagierten und kritischen Berichterstattung orientiert sich die NRhZ an der traditionsreichen Neuen Rheinischen Zeitung, die am 1. Juni 1848 in Köln gegründet wurde und sich der Aufklärung verpflichtet hatte.
Die JournalistInnen der NRhZ zeigen Zusammenhänge auf und geben den Leserinnen und Lesern so die Möglichkeit, eigene Schlüsse zu ziehen. Vor allem Nachrichten, die keinen Eingang in die großen Medien finden, weil sie nicht in den konzernabhängigen Mainstream passen, sind bei uns Programm.
Die NRhZ versteht sich als Plattform für politischen Einspruch und Einflussnahme sowie kontroverse Auseinandersetzungen über aktuelle Themen. Die enge Anbindung an Initiativen und Basisgruppen ermöglicht die Zusammenarbeit mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern, denen der Zugang zum monopolisierten Medienmarkt in der Regel verschlossen ist.
Dieser Artikel wurde am 26. August 2021 auch auf der Webseite von RUBIKON veröffentlicht. >> Artikel. RUBIKON versteht sich als Initiative zur Demokratisierung der Meinungsbildung, vertreten durch den Geschäftsführer Jens Wernicke. RUBIKON unterstützen >> HIER.
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1. DYSTOPIE - UNFREIHEIT: Die Initiatoren und Vollstrecker eines Prozesses der permanent zunehmenden Unterdrückung und Entrechtung (Totalitarismus, Faschismus) scheinen bereits Überlegungen anzustellen, Hochrisikopersonen (Ungeimpfte, ungespritzte Impfverweigerer) in Internierungslager — sogenannte „Green Zone“ Concentration Camps(Link ist extern) — zu transportieren, wo sie für lange Zeiträume abgesondert werden sollen. Foto: vicart26 / Viktar Masalovich, Babruysk/Belarus. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
2. Mattias Desmet ist Professor für psychoanalytische Psychotherapie an der Abteilung für Psychoanalyse und klinische Beratung der Universität Gent. Er interessiert sich leidenschaftlich für Subjektivität und psychisches Funktionieren im Allgemeinen und für die psychotherapeutische und psychoanalytische Praxis im Besonderen. Mit seiner Forschung möchte er greifbarer machen, wie sich die psychologische Ebene auf die anderen Ebenen der menschlichen Realität (z. B. die biologisch-physische Ebene) auswirkt.
Die psychologische Dimension der heutigen Coronarkrise wird stark unterschätzt. Eine Krise wirkt wie ein Trauma, das den Menschen das historische Bewusstsein nimmt. Trauma wird als ein Ereignis an sich gesehen, während es Teil eines fortlaufenden Prozesses ist.
Coronamaßnahmen wie Lockdowns, Sperrungen und Schließungen etc. sind für Jugendliche völlig anders sind als für Erwachsene. Anders als bei einem Erwachsenen, bei dem ein Jahr blitzschnell vorbei ist, bedeutet ein Jahr für einen jungen Menschen einen Zeitraum, in dem er eine enorme psychologische Entwicklung durchläuft. Dies geschieht stark im Dialog mit Gleichgesinnten. Die jungen Menschen von heute gehen isoliert durch diese Zeit, und es kann gut sein, dass dies für die Mehrheit von ihnen katastrophale Folgen haben wird.
Bei Erwachsenen gibt es auch Angst, aber das Objekt der Angst, das, was gefürchtet wird, unterscheidet sich. Manche Menschen haben vor allem Angst vor dem Virus selbst. In meiner Straße gibt es Leute, die sich kaum noch aus dem Haus trauen. Andere haben Angst vor den wirtschaftlichen Folgen. Andere haben Angst vor den gesellschaftlichen Veränderungen, die die Maßnahmen mit sich bringen. Sie fürchten den Aufstieg einer totalitären Gesellschaft, wie auch Prof. Dr. Desmet selbst! >> Interview.
Besonders fasziniert ihn, wie Sprache (z.B. während psychotherapeutischer Sitzungen) das subjektive Erleben umstrukturiert und wie sich gleichzeitig auch die körperlichen Funktionen der Patienten verändern (was sich sowohl aus der Sprache der Patienten als auch aus biologischen Daten ergibt).
Prof. Dr. Desmet glaubt, dass das subjektive Erleben der zentralste Aspekt des menschlichen Wesens ist. Es wird immer deutlicher, dass sich das psychische Leben auf alle verschiedenen Aspekte unserer Existenz auswirkt (insbesondere auf die soziale und die körperliche Dimension). Im Laufe des 20. Jahrhunderts haben klinische Beobachtungen und Forschungsergebnisse dies auf verblüffende Weise gezeigt. Denken Sie zum Beispiel an die Auswirkungen von Placebos auf Symptome und Beschwerden. Und selbst wenn wir vollkommen gesund und wohlhabend sind, bedeutet es nichts, wenn wir auf der psychischen Ebene Probleme haben.
Foto: Privatfoto © Mattias Desmet. Quelle: Desmets Facebook-Account. Die Veröffentlichung des Fotos dient nur der journalistischen / redaktionellen Berichterstattung. Die Bildrechte verbleiben beim Rechteinhaber! Kontakt: mattias.desmet@ugent.be
3. „Nach oben buckeln und nach unten treten“. Carl Zuckmayer machte 1930 in seinem Theaterstück "Der Hauptmann von Köpenick" über einen Bürokraten die Metaphorik des Zweiradfahrens literaturfähig: "Das ist ein Radfahrer. Nach unten tritt er, nach oben buckelt er". Das Stück kritisiert die Obrigkeitshörigkeit, den Militarismus und den Respekt vor Uniformen – Haltungen, die es ermöglicht haben, dass man im Rathaus die Anweisungen des modernen "Eulenspiegel" befolgt hat.
»Der Totalitarismus ist so sehr auf totale Kontrolle ausgerichtet, dass er automatisch Misstrauen in der Bevölkerung erzeugt und die Menschen dazu bringt, sich gegenseitig zu bespitzeln und zu denunzieren. Die Menschen trauen sich nicht mehr, ihre Stimme gegen die Mehrheit zu erheben und können sich aufgrund der Beschränkungen nicht mehr so gut organisieren.« (-Professor Mattias Desmet)
Foto / Strichzeichnung: Netzfund. (weltweit zu finden)
4. Obrigkeitsglaube, Obrigkeitshörigkeit und der Untertanengeist der meisten Deutschen ziehen sich durch die neuere Geschichte. Der typische Deutsche ist absolut obrigkeitshörig, ein typischer Befehlsempfänger und des eigenen Denkens entwöhnt; er sei zwar ein Held vor dem Feind, aber im bürgerlichen Leben kennzeichne ihn ein totaler Mangel an Zivilcourage. Foto: Lode Van de Velde, Autor und Fotograf > http://lode.weebly.com/. Quelle: Lode Van de Velde hat dieses "Trampled Underfoot" Bild unter Public Domain Lizenz veröffentlicht (CC0 1.0). Das bedeutet, dass Sie es für Ihre persönlichen und gewerblichen Projekte nutzen und modifizieren können. >> Foto.
5. Hannah Arendt (geboren am 14. Oktober 1906 als Johanna Arendt in Linden, heutiger Stadtteil von Hannover; gestorben am 4. Dezember 1975 in New York City) war eine jüdische deutsch-US-amerikanische politische Theoretikerin und Publizistin. Ihre öffentlichen Stellungnahmen zu politischen Ereignissen waren unter Gegnern und Freunden häufig umstritten; ihre Zivilcourage wurde oft als Unnachgiebigkeit wahrgenommen und bekämpft, insbesondere ihre Arbeit zum Eichmann-Prozess. Durch ihr politisches Hauptwerk Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft Anfang der 1950er Jahre wurde sie öffentlich bekannt. Vita activa oder Vom tätigen Leben gilt als Arendts philosophisches Hauptwerk.
Als Quellen für ihre Überlegungen nutzte Arendt neben philosophischen, politischen und historischen Dokumenten unter anderem Biografien und literarische Werke. Diese Texte wertete sie wortgetreu aus und konfrontierte sie mit ihren eigenen Denkansätzen. Foto/Quelle: Flickr-Account von Ryohei Noda. Dort ist die Bilddatei unter CC-Commons Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0) lizenziert.
6. Romain Rolland (* 29. Januar 1866 in Clamecy, Département Nièvre; † 30. Dezember 1944 in Vézelay, Burgund) war ein französischer Schriftsteller, Musikkritiker und Pazifist. Wegen seiner Kritik an der Kriegspolitik beider Lager, denen er mit zunehmender Dauer des Krieges vorwarf, sich selbst im Falle eines Sieges zu zerstören, wurde Rolland zu einer Symbolfigur der transnationalen Antikriegs- und der internationalen Arbeiterbewegung während des Ersten Weltkrieges.
In seinem Antikriegsroman „Clérambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg“, den er bereits im August 1915 in der Schweiz konzipierte, richtete er zunächst einige Worte an den Leser. Wache Zeitgenossen werden sie sicher nachempfinden können. Er bringt darin seine Gefühlslage in der schwierigen Zeit des bereits wütenden Krieges zum Ausdruck. Die Einleitung zu seinem Buch schrieb Rolland im März 1917:
»Gegenstand des Buches ist nicht der Krieg, obzwar er es überschattet. Sein wirkliches Thema ist das Versinken der Einzelseele im Abgrund der Massenseele. Ein für die Zukunft der Menschheit viel entscheidenderes Phänomen als die vorübergehende Oberherrschaft einer oder der anderen Nation.
Freie Seelen, stark Charaktere — das tut heute der Welt am meisten not! Auf den verschiedensten Wegen — […] — kehren wir zur Form des Herdenlebens zurück. Nur langsam hat sich der Mensch dem heißen Lehm der Erde entrungen. Nun scheint es, als ob seine tausendjährige Anstrengung erschöpft sei, und er lässt sich wieder in das Weiche zurücksinken. Die Massenseele schluckt ihn auf, der entnervende Atem der Tiefe reißt ihn mit sich … Auf darum! Rafft euch zusammen, ihr, die ihr glaubt, dass der Kreislauf noch nicht erfüllt sei! Wagt es, euch von der Herde abzusondern, die euch fortzieht.
Jeder Mensch muss, so er ein wahrer Mensch ist, lernen, allein innerhalb aller zu stehen, allein für alle zu denken — wenn es not tut, sogar auch gegen alle! Aufrichtig denken heißt für alle denken, selbst wenn man gegen alle denkt. Die Menschheit bedarf derer, die ihr aus Liebe Schach bieten und sich gegen sie auflehnen, wenn es not tut! Nicht indem ihr der Menschheit zuliebe euer Gewissen und eure Gedanken fälscht, dient ihr der Menschheit, sondern indem ihr ihre Unantastbarkeit gegen gesellschaftlichen Missbrauch verteidigt.«
Romain Rolland war auch ein bekennender Tierschützer. So nannte er Rohheit gegen Tiere und Ungerührtheit durch ihre Qualen „eine der schwersten Sünden des Menschengeschlechts“ und sah sie als „die Grundlage menschlicher Verderbtheit“ an.
Das Originalfoto entstand 1914. FotoUrheber: Agence de presse Meurisse. Die Agentur Meurisse war bis 1937 eine französische Presseagentur, die 1909 von dem Fotografen Louis Meurisse gegründet wurde und über eine Sammlung von 205.000 Fotos verfügt. Quelle: Wikimedia Commons. Bei diesem Bild der Französischen Nationalbibliothek (BNF) handelt es sich um einen Scan (Reproduktion) eines gemeinfreien Werkes ({{PD-scan}}). Deshalb ist auch dieses Werk gemeinfrei.