Götz Eisenberg: Freiwillige digitale Knechtschaft.

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Götz Eisenberg: Freiwillige digitale Knechtschaft.
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Freiwillige digitale Knechtschaft.

von Götz Eisenberg via NachDenkSeiten

Es gibt gute Menschen, und es gibt schlechte Menschen. Nun stell dir eine Welt vor, in der die Guten belohnt und die Schlechten bestraft werden“, sagt der chinesische Computerwissenschaftler Zhang Zheng und umreißt damit die Utopie der chinesischen Staatsführung. Schon in Harald Welzers Buch "Die smarte Diktatur" war ich auf das „soziale Kreditsystem“, das man in China praktiziert, um die Massen zu gesellschaftskonformem Verhalten anzuhalten, gestoßen. Am Wochenende 21./22. Mai 2017 berichtete die Süddeutsche Zeitung unter der Überschrift "Schuld und Sühne" ausführlich über dieses Projekt.

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Es gibt zum Beispiel eine App namens „Ehrliches Shanghai“. Jeder Beteiligte erhält eine gewisse Anzahl von Punkten, die man durch „gutes Verhalten“ vermehren kann, und die sich durch „schlechtes Verhalten“ verringern. Die App sammelt Daten aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Stromrechnung bezahlt? Blut gespendet? Mit den Steuerzahlungen in Rückstand? Schwarz mit der U-Bahn gefahren? Mal für einen kranken Nachbarn eingekauft? Schnee geschippt? Die App speist das Handeln ein und rechnet den jeweiligen Kontostand aus. Wer im Plus ist, kann in der städtischen Bücherei Bücher ausleihen, ohne die sonst übliche Kaution zu hinterlegen. „System für soziale Vertrauenswürdigkeit“ heißt das Projekt, das bis zum Jahr 2020 Wirklichkeit werden und alle Chinesen erfassen soll.

In Shanghai betrifft es schon jetzt jeden Bürger. Algorithmen bewerten und trennen die Menschen in „gute“ und „schlechte“. Einer der Initiatoren erklärt: „Es geht um die Frage: ‚Bist du ein vertrauenswürdiger Mensch?‘ Es geht um die Ordnung des Marktes. Und letztlich geht es um nicht weniger als um die Ordnung der Gesellschaft.“ China experimentiert mit Formen einer digitalen Diktatur, die es so noch nicht gegeben hat und die sich selbst George Orwell nicht vorstellen konnte.

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Irgendwo in der Provinz existiert ein „Amt für Ehrlichkeit“, das wohl wegen der allzu deutlichen Analogie zu Orwells 1984 später in „Amt für Kreditwürdigkeit“ umbenannt wurde. Jeder startet mit 1000 Punkten und wird dann wie von einer Ratingagentur mit Bewertungen von AAA bis D versehen. Mit D gilt man als unehrlich, der Name kommt auf eine schwarze Liste, die Öffentlichkeit wird informiert. Mit D wird man Objekt signifikanter Überwachung. Die Vertrauenswürdigen sollen sich frei bewegen können, die Vertrauensbrecher sollen keinen einzigen Schritt mehr tun können.

Jetzt ist die Moral zurückgekehrt“, sagte einer der Verantwortlichen in Rongcheng. Die Namen der Vertrauensbrecher werden öffentlich bekanntgemacht. Man arbeitet nach wie vor mit Beschämung als Strafe und Mittel der Unterwerfung. „Unser Ziel ist, das Verhalten der Leute zu normieren“, sagt der zuständige Parteisekretär. Die Herabgestuften dürfen nicht mehr fliegen, bekommen keine Tickets für Hochgeschwindigkeitszüge, dürfen nicht in die komfortable Klasse der Nachtzüge, ihr Internetzugang wird eingeschränkt. Nicht nur der Umgang mit Geld fließt in die Bewertung durch den Algorithmus ein, sondern auch das moralische und gesellschaftliche Verhalten und natürlich auch die Spuren, die ein Mensch im Internet hinterlässt. Neu ist die Vernetzung von allem mit allem, also das, was man Big Data nennt. 731 Millionen Chinesen waren 2016 online, da fallen eine Menge Daten an, die man nun sammelt und in Beziehung zueinander setzt und zu Profilen verdichtet. Auch der Punktestand der Freunde geht in die eigene Bewertung mit ein. Also: Halte dich fern von Freunden mit einer schlechten Bewertung!

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Solche Big-Data-Träume werden überall auf der Welt geträumt. In den wenigen sich liberal nennenden Demokratien ziert man sich noch ein wenig und es gibt noch Restbestände von Datenschutz. In China denkt man bereits an eine Zukunft, in der man über das System und seine Regeln nicht mehr wird sprechen müssen. „Vielleicht gelangen wir an einen Punkt“, sagt Zhao Ruiying aus Shanghai, „an dem keiner es mehr wagt, an einen Vertrauensbruch zu denken. Ein Punkt, an dem keiner mehr überhaupt auf die Idee kommt, unserer Gemeinschaft zu schaden. An dem Punkt wäre unsere Arbeit getan.“ Der heute noch angewendete Zwang und die Strafdrohungen werden dann überflüssig, wenn die Menschen den anfangs noch nötigen Fremdzwang verinnerlicht und in Selbstzwang verwandelt haben.

Eines Tages erleben sie die Funktionsimperative des Systems als ihre eigene Leidenschaft. Das Leben Aller wird zwanglos zwangsgeregelt. Die Gewalt kann sich in die Kulissen zurückziehen, wo sie in Reserve liegt für den Fall, dass jemand aus dem System auszubrechen versucht und sich Widerstand regt. Die Kavallerie muss nicht ausrücken, es reicht, dass die Indianer wissen, dass es sie gibt. Die Gewaltfreiheit dieser Prozesse ist insofern Schein, als die Gewalt als verinnerlichte fortexistiert. Manifeste Gewalt wird nur noch ausnahmsweise angewandt; sie wird strukturell und funktioniert lautlos, stumm. Schon Marx hat diesen Vorgang beschrieben: Aus der anfangs zum Einsatz kommenden „Peitsche des Aufsehers“ wird der „stumme Zwang der ökonomischen Verhältnisse“.

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Die Menschen haben die Gewalt in sich hineingenommen. Sie wollen, was sie wollen sollen, und führen ihr ungelebtes Leben in stiller Verzweiflung. Eines Tages werden auch die letzten Spuren des unglücklichen Bewusstseins getilgt sein. Diesen Zustand hat Henri Lefebvre als „Entfremdung zweiten Grades“ bezeichnet. Das Leben unter Bedingungen der Entfremdung wird den Menschen zur zweiten Natur. Sie kennen nichts anderes mehr, wissen nicht mehr, wie das Leben gewesen ist, bevor es von den kapitalistischen Abstraktionssschüben erfasst und in die Warenform gepresst wurde. Damit sind wir „in die Entfremdung zweiten Grades eingetreten, in die Entfremdung über Entfremdung, die ihre Grenzen verwischt: Die verallgemeinerte Mimesis überlagert – ohne sie abzuschaffen – die Ware und das Geld. Die Entfremdung konditioniert nicht nur Individuen; sie lastet nicht nur auf Klassen: Sie erfasst die verschiedensten Gruppen und die ganze Gesellschaft.

Wer abweicht, dessen Score fällt sofort, und man kann auf einer Internetseite auch den Score seiner Freunde einsehen, oder den seiner Feinde. Der digitale Pranger ist das Perfideste an diesem System. Auf diese Weise, merkt Harald Welzer an, „wird jeder zum Blockwart des anderen“. Die digitalen Kontrolleure und geheimdienstlichen Datensammler beömmeln sich über die Leute, die vor den Handy-Geschäften Schlange stehen, wenn das neueste Smartphone-Modell auf den Markt kommt. Sie geben ihr eigenes, meist sauer verdientes Geld aus, „um ihre eigene Stasi-Leitstelle“ mit sich herumtragen zu können. Niemand wird – jedenfalls hierzulande – mit vorgehaltener Waffe gezwungen, sich in die Kontrollnetze zu begeben.

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Von einem solchen Ausmaß „freiwilliger Knechtschaft“ (Étienne de La Boétie) haben frühere Diktatoren mit ihren vergleichsweise kruden Methoden nur träumen können. Was mich befremdet, ist der Umstand, dass sich ausgerechnet das sich ja immer noch kommunistisch nennende China zur Speerspitze der neuen Überwachungspraktiken entwickelt hat. Andererseits: Darf es einen nach all den staatlichen Kontroll- und Straf-Exzessen, die im Namen des Sozialismus und Kommunismus betrieben wurden, noch wundern? Leider hängen auch die Gesellschaften, die sich auf Marx berufen, einem sozialen Reinheitsideal an und träumen von einer homogenen Gesellschaft, aus der alle Abweichungen getilgt sind. Dahinter steht die Idee von einer „guten Gemeinschaft“, die von ihren negativen Teilen gereinigt ist, von jenen Elementen, von denen man annimmt, dass sie die „gute Gemeinschaft“ korrumpieren.

indirekte_demokratie_demokratieversagen_staatsterror_meinungsfreiheit_pressefreiheit_kritisches_netzwerk_vasallenstaat_herrschaft_macht_souveraenitawt_democracy_ttip_ceta_volkeswille.png Die Vorstellung von einem homogenen sozialen Körper, von einer „guten Gemeinschaft“, ist eine Wahnvorstellung, wie sie antidemokratischer nicht sein kann und deren Realisierungsversuche die schlimmsten Barbareien hervorgebracht haben. Wahrhafte Demokratie ist hingegen eine Schule für Konsens und Dissens, eine Gesellschaftsform, die die Entfaltung von Verschiedenheit ermöglicht und fördert. Oder besser: Sie sollte oder könnte es sein!

Die real existierende repräsentative Demokratie ist eher eine Veranstaltung, die die Menschen anödet und frustriert. Hier gleicht sie der Schule. Wie diese den Schülern die Lust am Lernen austreibt, so führt die herrschende Form der Demokratie zur Verbreitung von Apathie und antidemokratischen Ressentiments.

Max Horkheimer schrieb bereits im Jahr 1968, Orwell sei „noch zu optimistisch“ gewesen. Die im Staat von 1984 von der herrschenden Clique angewandten Praktiken der Überwachung und Kontrolle seien überholt. „Das wird in absehbarer Zukunft alles nicht mehr notwendig sein. Denn die Einzelnen werden von frühester Jugend an so erzogen, dass sie sich automatisch, ohne Zwang, ohne irgendwelche Bedürfnisse zum Aufruhr oder gar zum Nachdenken, in die Gesellschaft des Ameisenhaufens einpassen.“ Haben wir angesichts des zeitgenössischen Handywahnsinns und der damit einhergehenden freiwilligen Selbstüberwachung Anlass, der düsteren Prognose Horkheimers zu widersprechen?

Der amerikanische Autor Dave Eggers hat einen Roman "The Circle" über ein fiktives, weltweit operierendes IT-Unternehmen namens Circle geschrieben, das wie eine Verschmelzung von Facebook, Apple, Google, Amazon und Twitter anmutet. Der Circle ist in gewisser Weise die Wiederaufnahme des Orwellschen Themas unter den Bedingungen des digitalen Zeitalters. Eggers lässt Kalden, einen der Gründer von The Circle, als ihm klar wird, dass das ganze Projekt auf einen totalitären Albtraum hinausläuft, den Satz sagen: „Ich meine, es war, als würde man auf dem Marktplatz eine Guillotine aufstellen. Du rechnest doch nicht damit, dass zig Leute Schlange stehen, um den Kopf reinzulegen.

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Hören wir zum Schluss noch einmal Harald Welzer: „Das hat es historisch noch nicht gegeben: Denn zu früheren Zeiten waren Geheimdienste und Geheimpolizeien noch darauf angewiesen, die Daten, die sie zur Ausforschung der Bürgerinnen und Bürger benötigten, selbst über Einbrüche, Lauschangriffe, Anheuern von Spitzeln, Belohnung von Denunzianten, verdeckte Ermittler usw. zu erheben. Heute liefern sie den Diensten alles frei Haus, die Bürgerinnen und Bürger. Organisationen wie die NSA und der BND und alle anderen müssen diese Datenflut nur noch in ihre Kanalisationssysteme leiten. Das macht alle zu Komplizinnen und Komplizen ihrer eigenen Überwachung.

Götz Eisenberg (goetz_eisenberg @ web.de)

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Götz Eisenberg ist Sozialwissenschaftler und Publizist. Er arbeitete mehr als drei Jahrzehnte lang als Gefängnispsychologe im Erwachsenenstrafvollzug.

»Zwischen Amok und Alzheimer: Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus« Band 1 (2015) > Rezenzion bei NDS > weiter.

»Zwischen Arbeitswut und Überfremdungsangst: Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus«. Band 2 (2016) > Rezenzion bei NDS > weiter.

»Es ist besser, stehend zu sterben als kniend zu leben! No pasarán!« - ein Bändchen zum Spanischen Bürgerkrieg. > Rezension bei NDS > weiter.

► Quelle: Dieser Text erschien zuerst am 22. Mai 2017 auf den NachDenkSeiten - Die kritische Webseite >> Artikel.

Der Text ist für nichtkommerzielle Zwecke nutzbar, wenn die Quelle genannt wird. Er steht unter Creative Commons Lizenz 2.0 Non-Commercial.

► Lesetipps zum Thema:

»Genosse Big Brother. China bastelt mithilfe von Big Data an einem besseren Menschen«. >> Von Kai Strittmatter, Das Magazin N°21– 27. Mai 2017 >> Artikel.

»Das chinesische Sozialkreditsystem und das Datenschutzrecht«. >> Von Philipp Quiel, datenschutz-notizen.de 26. Juni 2017 >> Artikel.

»Creating the honest man. "This country will surpass anything George Orwell dreamed up". How China plans to monitor and rate its citizens with the help of big data, rewarding those who obey the rules and punishing those who cheat or don’t conform to the norm«. By Kai Strittmatter >> SZ International >> Artikel (engl.)

»New App Rates Shanghai Citizens’ Honesty. Pilot ideas for nationwide social credit system are rolled out in China’s biggest city«. By Sarah O'Meara / SIXTH TONE, Nov. 16 - 2016 >> Artikel (engl.).

► Bild- und Grafikquellen:

1. "Wer mit der Herde geht, kann nur den Ärschen folgen!" - "Following the herd means following asses!" Foto ohne Text: Vladimer Shioshvili from Tbilisi, Georgia. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0). Digitale Einbindung des Textes: Wilfried Kahrs (WiKa), QPRESS.

2. Junge Chinesin: Algorithmen bewerten und trennen die Menschen in „gute“ und „schlechte“. Grafik: geralt / Gerd Altmann, Freiburg. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Grafik.

3. Folgen der Digitalisierung: In die Bewertung durch den Algorithmus fließt nicht nur der Umgang mit Geld ein, sondern auch das moralische und gesellschaftliche Verhalten und natürlich auch die Spuren, die ein Mensch im Internet hinterlässt. Neu ist die Vernetzung von allem mit allem, also das, was man Big Data nennt. Grafik: geralt / Gerd Altmann, Freiburg. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Grafik.

4. FUTURE - Zukunftsvision: Eines Tages erleben die gläsernen Menschen die Funktionsimperative des Systems als ihre eigene Leidenschaft. Das Leben Aller wird zwanglos zwangsgeregelt. Grafik: geralt / Gerd Altmann, Freiburg. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Grafik.

5. SMARTPHONE-WAHNSINN: Die digitalen Kontrolleure und geheimdienstlichen Datensammler beömmeln sich über die Leute, die vor den Handy-Geschäften Schlange stehen, wenn das neueste Smartphone-Modell auf den Markt kommt. Sie geben ihr eigenes, meist sauer verdientes Geld aus, „um ihre eigene Stasi-Leitstelle“ mit sich herumtragen zu können. Niemand wird – jedenfalls hierzulande – mit vorgehaltener Waffe gezwungen, sich in die Kontrollnetze zu begeben. Grafik: geralt / Gerd Altmann, Freiburg. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Grafik.

6. Die indirekte Demokratie. Grafik: Wilfried Kahrs (WiKa). 

"Die Demokratie ist eine politische Ordnung, die nicht die Herrschaft des Volkes garantiert, sondern seine Ausbeutung." und an anderer Stelle: "Massenwahlen begünstigt eine institutionalisierte Kleptokratie, die kaum oder keine Hemmungen habe, das Eigentum anderer Menschen zu entwenden. Der demokratische Staat operiert als ultimativer Rechtsmonopolist in einem vertragslosen rechtlichen Vakuum, denn eine vertragliche Unterwerfung aller unter den Staat, wie ihn Thomas Hobbes proklamierte, hat es nie gegeben. Infolge übergroßer Schuldenmacherei auf Kosten anderer sei die Zeit der großen Demokratien in naher Zukunft abgelaufen. Sie könne in einem neuen Totalitarismus oder in einer Privatrechtsgesellschaft enden." (Hans-Hermann Hoppe).

"Demokratie ist die Kunst, dem Volk im Namen des Volkes feierlich das Fell über die Ohren zu ziehn." (Karlheinz Deschner).

"Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit dem durchschnittlichen Wähler." (Winston Churchill).

"Der Neoliberalismus ist eine Eroberungswaffe. Er predigt einen wirtschaftlichen Fatalismus, gegen den jeder Widerstand zwecklos erscheint. Der Neoliberalismus ist wie Aids: Er zerstört das Immunsystem seiner Opfer." (Pierre Bourdieu, zitiert nach Jean Ziegler: "Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Widersacher", München 2002).

"Der Neoliberalismus ist eine Bewegung der Enteignung des Volkes und der Reduktion von Demokratie auf die Wahl zwischen verschiedenen Statthaltern der Kapitalinteressen." (Michael Brie >> So viel Demokratie war noch nie. Beitrag für ein Seminar auf dem europäischen Sozialforum, November 2003).

"Es ist wirklich schwer einzusehen, wie Menschen, die der Gewohnheit, sich selbst zu regieren, vollständig entsagt haben, imstande sein könnten, diejenigen gut auszuwählen, die sie regieren sollen. So genügt es dem Staat nicht, alle Geschäfte an sich zu ziehen, er gelangt auch mehr und mehr dazu, sie alle unkontrolliert und ohne Rechtsmittel selbst zu entscheiden." Alexis de Tocqueville, frz. Publizist und Historiker  (* 1805; † 1859).

7. "Wo alle dasselbe denken, wird nicht viel gedacht". - "Where all think alike, no one thinks very much". Foto ohne Text: Francisco Laso. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0). Digitale Einbindung des Textes: Wilfried Kahrs (WiKa), QPRESS.

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Verbunden: 10.09.2016 - 11:31
Computer beurteilen "Vertrauenswürdigkeit" - Selbstversklavung


Computer beurteilen "Vertrauenswürdigkeit" - Selbstversklavung

Die Bezüge zu George Orwell sind überdeutlich: Vertrauensverbrecher sind den Orwellschen Gedankenverbrechen nicht mehr fern. Das Ziel: eine Gesinnungsjustiz.

Orwell hat in seiner Dystopie die Sprache so geändert, dass sich gewisse Sacherhalte kaum oder gar nicht denken lassen, weil es an entsprechenden Begriffen mangelt. Hier nun: „Ein Punkt, an dem keiner mehr überhaupt auf die Idee kommt, unserer Gemeinschaft zu schaden.

Vertrauen ist eigentlich eine zutiefst intermenschliche Angelegenheit. Hier nun aber soll angeblich „Vertrauenswürdigkeit“ maschinell determiniert werden, was schon die erste Entmenschlichung darstellt. Dabei geht es tatsächlich, wie schon bei Orwell, gar nicht um die bemühten Begriffe wie "Vertrauen" oder "Ordnung", sondern um Angepasstheit an Vorgaben, welche eine faschistoide Diktatur festlegt. Gleiches gilt für „Moral“, die nun angeblich zurückgekehrt ist. Es werden in „bestem“ Orwellschem Neusprech positive Begriffe missbraucht und sinnentstellend umdefiniert, um dahinter zutiefst negative, faschistoide Ansinnen kaschieren zu können. Schon die maschinell erfasste Kritik an diesem System dürfte als „Vertrauensverbrechen“, eine abartige Begriffsvermengung, eingeordnet werden.

Es geht also letztlich um eine perverse Mischung aus zuerst fremdbestimmter Entfremdung, die dann in Selbst-Entfremdung und schließlich die Selbstverklavung münden soll, um so das umzusetzen, was bisher praktische jede „kommunistische“ Regierung angestrebt hat [1]: totale Massenkontrolle und eine normierte Gesellschaft. Letzteres wurde sogar explizit eingestanden. Die „Normierung“ bedeutet dabei eine gleichgerichtete, eingeordete und uniforme Menschenmasse, die willfährig den Vorgaben ihrer faschistoiden Diktatoren folgt.

Wenn das System einmal durchgängig installiert ist und das gesetzte Ziel der Entmenschlichung und Angepasstheit erreicht wurde, muss die Regierung nur ein paar neue Ziele für „Vertrauensbeweise“ und „Moral“ definieren. Max Horkheimer sollte Recht behalten: Orwell war noch zu positiv. Es weiteres Mal scheint sich die bittere Erfahrung zu bestätigen, dass es nicht die Utopien, sondern die Dystopien sind, welche Wirklichkeit werden.

Es fällt schwer, diesen Initiatoren nicht die Pest an den Hals zu wünschen.
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[1] Wobei das nicht nur der feuchte Traum von ein paar durchgeknallten chinesischen Machthabern sei, sondern sicher auch unter den wahrhaft Mächtigen der sog. „freien westlichen Welt“ eine große Anhängerschaft finden dürfte (siehe die letzten Minuten dieses Videobeitrages). „Sicher“, gemäß unserer schon gleichgerichteten Mainstreammedien und deren willfährigen nützlichen Idioten (wie z.B. die transatlantikhörigen „Skeptiker“ oder „The Brights“ - siehe auch Bemerkungen in der Video-Doku von Markus Fiedler "Zensur- die organisierte Manipulation der Wikipedia und anderer Medien") ist Letztgenanntes „selbstredend“ eine „Verschwörungstheorie“.

Eine kleine Kritik: Deplatziert ist das Wortpaar “kapitalistischen Abstraktionssschüben“. Der Kapitalismus als Prozess kann das beschriebene System gar nicht setzen, sondern ausnahmslos Politiker (Menschen), die entsprechende Gesetze verabschieden und Regelzwänge einführen. Der Kapitalismus hat weder die Zielvorgaben der Algorithmen festgelegt, die Apps programmiert, noch den Auftrag dazu gegeben oder dieses faschistoide Diktatursystem ersonnen - es waren stets Menschen. Die Schlechtigkeit und grenzenlose Gier von Menschen. Die Herrsch-, Macht- und Kontrollsucht einer verhältnismäßig kleinen Schar Mächtiger.

Von diesem nachrangigen Schnitzer abgesehen ein exzellenter Artikel, der hoffentlich viel Verbreitung findet.

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Dipl.-Ing. Maschinenbau, Jhrg. 64

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