«Der Staat ist eine Institution, die von Banden geführt wird, die aus Mördern, Plünderern und Dieben besteht, umgeben von willfährigen Handlangern, Propagandisten, Speichelleckern, Gaunern, Lügnern, Clowns, Scharlatanen, Blendern und nützlichen Idioten - eine Institution, die alles verdreckt und verdunkelt, was sie berührt.» (– Prof. Hans-Hermann Hoppe).
Externe Ticker
Syrian Defense Minister Thanks Turkish Counterpart for enhancing Military Cooperation
Syrian Minister of Defense, Major General Murhaf Abu Qasra expressed his sincere gratitude to Turkish Defense Minister Yaşar Güler for the substantial efforts in supporting the development of the Syrian Arab Army.
In a statement on X following talks in Ankara, Abu Qasra also extended thanks to Turkish Intelligence Chief İbrahim Kalın and Foreign Minister Hakan Fidan for their active participation and dedication to fostering cooperation and mutual understanding between the two countries.
The defense minister described the meeting as a significant milestone in enhancing coordination and collaboration between the Syrian and Turkish armed forces. He emphasized that the strengthened ties serve the interests of both nations and peoples and contribute to regional security and stability.
Interior Minister Discusses Security Cooperation with Turkish Officials
Interior Minister Anas Khattab held talks with a delegation from the Turkish Embassy in Damascus to discuss cooperation in security and police affairs.
According to a statement published on the Interior Ministry’s Telegram channel, Minister Khattab met with Chargé d’Affaires Burhan Koroglu and Colonel Alaa Seydou, Director of the Planning and Organization Department.
The discussions focused on enhancing bilateral cooperation police and security domains, experience exchange, and joint training initiatives aimed at strengthening security and stability.
Kältereport Nr. 40 / 2025
Meldungen vom 6. Oktober 2025:
Kanada: Erster großer Wintereinbruch in den kanadischen BergenDer erste großflächige Frost der Saison suchte am Wochenende Alberta heim.
Mountain Park verzeichnete-12,5 °C, während Duck Lake auf -11,5 °C, Abee auf -10,8 °C und Job Creek auf -10,2 °C abkühlte. Sogar Pika Run, Willow Creek und Scalp Creek erreichten -10 °C.
Weiter südlich und östlich breitete sich die Kälte bis in die Städte aus. Edmonton International verzeichnete Tiefstwerte von -7,7 °C, Edmonton-Blatchford -2,9 °C und Calgary International -3,3 °C.
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Russland: Historische KältewelleAm Sonntag sank die Temperatur in Werchojansk, Jakutien, auf -27,2 °C und markierte damit den vierten Morgen in Folge mit Temperaturen unter -25 °C. Eine solche Kälte zu Beginn der Saison wurde seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1885 noch nie im Oktober gemessen.
Und nun hat sich diese Serie am Montagmorgen mit einer Temperatur von -25,6 °C auf sechs Tage verlängert.
Das nahe gelegene Oymyakon verzeichnete ebenfalls seine ersten -20 °C der Saison (am Sonntag), da sich arktische Luft über Sibirien festgesetzt hat.
Dies sind historische Werte für Anfang Oktober, die einen ganzen Monat früher als erwartet eintreten und die Schneedecke in Sibirien begünstigen:
Schneedecke Nordhemisphäre am 9. Oktober 2025. Links: Schneebedeckung, rechts: Abweichung
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Kälte auch in EuropaDie Alpen verzeichnen bereits frühen Schneefall, sogar am Monte Lussari in Friaul-Julisch Venetien, Italien, wo über Nacht am Samstag 40 cm gefallen sind. Tatsächlich hat sich in den Ostalpen bereits auf einer Höhe bis 1.000 Meter hinab Schnee angesammelt.
Auch in der Schweiz gab es laut einem Bericht von Meteo Schweiz den ersten flächendeckenden Schneefall der Saison in den Alpen.
Auf dem Balkan wurden die westlichen Teile unter einem halben Meter Schnee begraben, wodurch Strom-, Wasser- und Telefonleitungen in Serbien und Bosnien unterbrochen wurden. Der schwere, nasse Schnee am Freitag und Samstag ließ ganze Gemeinden im Dunkeln zurück. In mehreren Regionen wurde der Notstand ausgerufen, während Bosnien die Bergstraßen sperrte und die Autofahrer aufforderte, Winterreifen aufzuziehen – Wochen früher als üblich. In Jahorina bei Sarajevo waren die Touristen fassungslos: „Wir sind in Flip-Flops gekommen und brauchen jetzt Stiefel und Jacken“, sagte einer.
Dazu gibt es auch dieses YouTube-Video.
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Himalaya: 1000 Touristen in einem seltenen Oktober-Blizzard stecken gebliebenAuf den tibetischen Hängen des Mount Everest sind Rettungsmaßnahmen im Gange, nachdem ein heftiger Schneesturm im Oktober fast 1.000 Wanderer und Bergsteiger eingeschlossen hat.
Chinesische Staatsmedien berichten, dass Hunderte von Dorfbewohnern und Rettungskräften eingesetzt wurden, um verschüttete Lager auszugraben und blockierte Zufahrtsstraßen wieder zu öffnen. Bislang wurden rund 350 Menschen gerettet und in die Gemeinde Qudang in Sicherheit gebracht.
Auch hierzu gibt es ein YouTube-Video.
Der Schneesturm setzte am späten Freitag ein und verstärkte sich über das Wochenende, wodurch es im östlichen Teil des Everest – einer bei einheimischen Trekkinggruppen beliebten Region – zu außergewöhnlich starken Schneefällen kam. Berichten zufolge sind viele Zelte unter der Last des Schnees zusammengebrochen, und Rettungskräfte geben an, dass mehrere Menschen unter Unterkühlung leiden.
„Das Wetter ist dieses Jahr nicht normal“, sagte ein Überlebender gegenüber Reuters. „Unser Guide sagte, er habe noch nie solche Bedingungen im Oktober gesehen. Es kam alles viel zu plötzlich.“
Die Behörden haben nun den Verkauf von Eintrittskarten und den Zugang zum Everest-Naturgebiet ausgesetzt.
Auch in Indien sind die Hügel von Kaschmir am Montag von frühem Schneefall betroffen, und für die nächsten 36 Stunden wird weiterer Schneefall erwartet.
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Eine Meldung vom 7. Oktober 2025:
Seltener Oktober-Schneesturm in Tibet und NordindienEin Tiefdruckgebiet, das über Nepal, Ostindien und Bhutan hinwegzog, hat im Himalaya und auf dem tibetischen Plateau zu frühen Schneefällen geführt.
Im Bezirk Kamba nördlich des Gurudongmar-Sees fielen mehrere Zentimeter Schnee, als die Temperaturen unter -5 °C fielen.
Weiter westlich wurde Shigatse in Tibet von einem seltenen Schneesturm im Oktober heimgesucht, während starke Schneefälle im Bezirk Dingri die Evakuierung einer großen Anzahl von Touristen erzwangen.
Wie gestern berichtet wurde, saßen außerdem rund 1.000 Menschen am Osthang des Mount Everest fest.
Satellitenbilder bestätigen eine weitläufige Schneedecke über dem Plateau, die sich bis nach Nordindien erstreckt, wo auch in Himachal Pradesh winterliche Bedingungen herrschen:
Neuschnee hat den Rohtang-Pass und die Dhauladhar-Bergkette in Himachal Pradesh bedeckt. Auch die höheren Lagen von Jammu und Kashmir, darunter Sinthan Top, Gulmarg, Zojila und das Gurez-Tal, sind weiß bedeckt.
Es wird erwartet, dass es in den kommenden Tagen weiter schneit.
Die Kälte ist beißend, und in Indien wurden bereits ungewöhnlich niedrige Temperaturen unter null Grad gemessen. In Zoji La beispielsweise wurde es -8 °C kalt, während die HIMANSH-Forschungsstation in Batal, Lahaul, auf -7,5 °C fiel. In Padum sank die Temperatur auf -3,7 °C, gefolgt von Nyoma mit -3,4 °C und Drass mit -2,6 °C – Werte, die eher für Dezember als für Anfang Oktober typisch sind.
Nicht nur in den Bergen, auch in Delhi wurde am Montag eine Höchsttemperatur von nur 26,5 °C gemessen – 8 °C unter dem Normalwert und der kälteste Oktobertag in der Hauptstadt seit zwei Jahren.
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Meldungen vom 8. Oktober 2025:
Südasien: Früher Oktober-Schnee weitet sich ausDer frühe Wintereinbruch in Südasien hat sich in Kaschmir und Ladakh verstärkt und zu starken Schneefällen und dem ersten großflächigen Frost der Saison geführt.
In Gulmarg, Pahalgam, Sonamarg, Aru Valley, Chandanwari und Kokernag fiel über Nacht Neuschnee. Am Zojila-Pass wurden 15 cm Neuschnee gemessen bei Temperaturen bis -8 °C – etwa 10 bis 12 °C unter dem Durchschnitt für Anfang Oktober.
Die Behörden meldeten die vollständige Sperrung der Autobahn Srinagar–Leh, der Mughal Road und des Sinthan Top aufgrund von Schnee und Eis.
Meteorologen bestätigten, dass die Kälte beide Teile von Jammu und Kaschmir erreicht hat, was für Oktober ungewöhnlich früh ist. Der unabhängige Wetterprognostiker Faizan Arif beschrieb die Messwerte in Zojila als „den stärksten Frost zu Beginn der Saison seit Jahren”.
Da ab Donnerstag klarer Himmel erwartet wird, dürften die Temperaturen über Nacht weiter sinken.
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Karpaten: Hohe Oktober-SchneedeckeSchneestürme fegen über die Karpaten hinweg, wobei die Sichtverhältnisse aufgrund von Schneegestöber im Hochland nahezu null sind.
Die Temperaturen sind weit unter den Gefrierpunkt gefallen, und die Behörden warnen Wanderer davor, sich in den Bergen aufzuhalten.
Meteorologen haben auf dem rumänischen Omu-Gipfel im Bucegi-Gebirge 41 cm frischen „nassen und instabilen“ Schnee gemessen, was für Oktober außergewöhnlich viel ist, und für die kommenden Tage wird weiterer Schneefall von etwa 30 cm erwartet.
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Für die Fagaras- und Bucegi-Massive gelten Lawinenwarnungen, insbesondere für steile Hänge, an denen sich über Nacht Eiskrusten gebildet haben.
Dies ist einer der frühesten und stärksten Schneefälle im Oktober, die jemals in dieser Region verzeichnet worden sind – ein weiteres Zeichen für die zunehmende Kälte in Osteuropa, wo der Winter Wochen früher als üblich Einzug hält, begünstigt durch die ungewöhnliche Schneedecke in Russland.
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Meldungen vom 9. Oktober 2025:
Sibirien: Ungewöhnliche Oktober-KälteDie Kältewelle, die Sibirien zu Beginn der Saison erfasst hat, zeigt keine Anzeichen einer Abschwächung.
Der Sommer ging dieses Jahr schnell zu Ende und wurde von einem starken Kälteeinbruch im September abgelöst. In weiten Teilen Russlands, darunter Kemerowo, Tomsk und Altai, lagen die Temperaturen in den ersten acht Tagen des Oktobers weiterhin 4 bis 7 °C unter dem Normalwert.
Ein stationärer Kaltluftkörper dominiert erneut die Region, gespeist von arktischer Luft. Diese Konstellation hat Sibirien in eine anhaltende Kältephase versetzt, ohne dass eine nennenswerte Abschwächung derselben in Sicht ist.
Weitere Schneefälle werden für Gebiete wie das Altai- und das Kusbass-Hochland vorhergesagt, wo die Tiefsttemperaturen in der Nacht auf -8 °C sinken werden. Mit anderen Worten: mehr Schnee, mehr Kälte – auch Kasachstan, die Mongolei, Nordchina und Indien sind davon betroffen.
Starker Schneefall im Oktober bedeckt bereits den Norden Indiens, wobei Himachal Pradesh und Uttarakhand besonders stark betroffen sind.
Zwischen dem 6. und 8. Oktober fielen in Hemkund Sahib in Uttarakhand mehr als 75 cm Schnee, während in Lahaul-Spiti, Keylong und Koksar in Himachal 30 bis 45 cm Schnee gemessen wurden.
Straßen sind blockiert, Stromleitungen ausgefallen, und Apfelplantagen melden umfangreiche Schäden, da die Temperaturen unter den Gefrierpunkt gefallen sind – in den höheren Tälern sogar bis -5 °C
Hierzu gibt es ein YouTube-Video.
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Das indische Wetteramt hat Warnungen für Kullu, Lahaul–Spiti, Chamba und Kangra herausgegeben, in denen vor weiteren Schneefällen und starkem Wind gewarnt wird.
Das Amt hat die Kälte und die weit verbreiteten Schneefälle im Norden Indiens bereits als ungewöhnlich früh und als eine der frühesten seit Beginn der Aufzeichnungen bezeichnet.
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Starke Schneefälle in BulgarienMehr als ein halber Meter Schnee hat den Vitosha-Berg in der Nähe von Sofia bedeckt – für Bulgarien eine außergewöhnlich hohe Schneemenge für diese Jahreszeit.
Rettungskräfte warnen vor hohem Schnee, schlechter Sicht und instabilem Gelände und weisen darauf hin, dass der Zugang mit Schneemobilen oder Geländefahrzeugen schwierig ist und sogar Hubschrauberrettungen behindert werden können.
Besucher werden dringend gebeten, den Berg zu meiden, sich für Temperaturen unter Null zu kleiden und jemanden über ihre Route zu informieren.
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Meldung vom 10. Oktober 2025:
Früh-saisonale Kälte in Thailand, China, Indien – und darüber hinausEine ungewöhnlich frühe Kältewelle hat Nordthailand erfasst, wobei die Temperaturen auf dem Doi Inthanon am Donnerstag, dem 10. Oktober, auf 11 °C gefallen sind – einer der frühesten saisonalen Wechsel der letzten Jahre.
Die kalte Luft fegt über das Hochland des Landes hinweg, wobei die thailändische Wetterbehörde bestätigt, dass die winterlichen Bedingungen früher als erwartet eintreffen, auch wenn die anhaltende Monsunfeuchtigkeit eine geringe Wahrscheinlichkeit für vereinzelte Stürme mit sich bringt.
Die Ursache für die Kälte liegt weit im Norden. Eine ausgedehnte Kaltluftglocke über Sibirien, der Mongolei und Nordchina dringt derzeit tief nach Südostasien vor.
Während am Doi Inthanon 11 °C gemessen werden, nähert sich das tiefe Landesinnere Asiens bereits dem Gefrierpunkt.
Das Global Hazards Dashboard der NOAA zeigt, dass Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Tadschikistan weit unter den für Anfang Oktober üblichen Werten liegen, mit wöchentlichen Durchschnittstemperaturen bis -5 °C. Die Prognostiker haben außerdem für die kommenden Tage eine Zone mit „ungewöhnlicher Kälte” über Ostkasachstan hervorgehoben.
Die Kälte breitet sich auch weiter nach Osten aus. In Peking lag die Höchsttemperatur am Donnerstag bei nur 10,6 °C – der kälteste Tag Anfang Oktober seit 1951 –, wobei die Temperaturen durch anhaltenden Regen und die vorrückende sibirische Luftmasse gedrückt wurden. Im Westen friert Indien weiterhin, wobei die Forschungsstation HIMANSH in Lahaul, Himachal Pradesh, am Freitagmorgen -13,8 °C gemessen hat – ein außergewöhnlicher Tiefstwert für Anfang Oktober.
Im Hintergrund deuten die Signale auf noch kältere Bedingungen hin.
Die NOAA und das CPC haben am 9. Oktober eine La Niña-Warnung herausgegeben, die erste offizielle Bestätigung für eine sich entwickelnde ENSO-Kältephase, die typischerweise zu häufigeren Kälteeinbrüchen im Winter auf der Nordhalbkugel führt. Gleichzeitig könnte eine zunehmende Anomalie im Nordpazifik dazu beitragen, atmosphärische Blockademuster zu verankern, die arktische Luft nach Süden leiten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Kälteantrieb früher als üblich anspringt, von der kasachischen Steppe bis zum Südchinesischen Meer, und dass die atmosphärischen Bedingungen für den Winter 2025-26 darauf hindeuten, dass er noch zusätzlich an Fahrt gewinnen könnte.
Wird fortgesetzt mit Kältereport Nr. 41 / 2025
Redaktionsschluss für diesen Report: 10. Oktober 2025
Zusammengestellt und übersetzt von Christian Freuer für das EIKE
Der Beitrag Kältereport Nr. 40 / 2025 erschien zuerst auf EIKE - Europäisches Institut für Klima & Energie.
Fall Rojin Kabaiş: Juristin fordert Verfahren wegen sexualisierter Gewalt
Im Fall des verdächtigen Todes der 21-jährigen Studentin Rojin Kabaiş mehren sich die Vorwürfe gegen die zuständigen Ermittlungsbehörden. Die Anwaltskammern von Amed (tr. Diyarbakır) und Wan (Van) hatten am Samstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz schwere Versäumnisse kritisiert und ein separates Ermittlungsverfahren wegen möglicher sexualisierter Gewalt gefordert.
Die Kammern stellten dabei Einzelheiten eines forensischen Gutachtens vor, das der Akte seit Kurzem offiziell beigelegt ist. Die Analyse des Instituts für Rechtsmedizin, die laut Angaben der Anwält:innen erst nach neunmonatigen Verzögerungen übermittelt wurde, enthält Hinweise auf zwei unterschiedliche männliche DNA-Spuren – eine davon im inneren Vaginalbereich der Verstorbenen.
„Erste greifbare Hinweise auf sexualisierte Gewalt“
Die Juristin Cansel Talay, die zum Verteidigungsteam der Familie Kabaiş gehört und Mitglied des Frauenrechtszentrums der Anwaltskammer Amed ist, erklärte, der Befund sei der erste konkrete Anhaltspunkt für eine mögliche sexualisierte Gewalttat. Dennoch sei das Gutachten selbst unzureichend und lasse wesentliche Fragen offen – etwa zur Art der DNA-Spuren.
„Es handelt sich um einen einseitigen Bericht mit gerade einmal zwei Zeilen relevanter Information. Das ist angesichts der Tragweite des Falls völlig inakzeptabel“, sagte Talay. Ihre Kammer habe bereits eine Detaillierung des Berichts sowie eine Ausweitung der DNA-Analyse beantragt. Nach Angaben der Juristin wurden bislang DNA-Proben von nur rund 200 Personen zum Vergleich genommen. Talay hält diese Zahl angesichts des öffentlichen Umfelds für unzureichend und fordert eine Erweiterung der Entnahmen von Genmaterial. Zudem hatte es zuvor von Behördenseite geheißen, fremde DNA-Spuren seien lediglich am Mobiltelefon der Studentin gefunden worden.
Massive Kritik am Institut für Rechtsmedizin
Dass das dem Justizministerium unterstellte Institut für Rechtsmedizin, ansässig in Istanbul, den Bericht überhaupt übermittelte, erfolgte erst nach einer formellen Strafanzeige der Familie von Rojin Kabaiş. Talay wirft der Behörde eine systematische Verzögerungstaktik vor und stellte ihren bisherigen Umgang mit dem Fall grundsätzlich infrage.
Versäumnisse bei Ermittlungen und Beweissicherung
Die Anwaltskammern sprachen außerdem von einem „Kette institutioneller Versäumnisse“, die schon kurz nach dem Verschwinden der Studentin im Oktober 2024 begonnen habe. So seien etwa Kameraaufnahmen des Wohnheims unvollständig, Aufzeichnungen zu früh gelöscht, Sicherheitsvorkehrungen auf dem Campus mangelhaft gewesen.
Zudem habe es weder Warnhinweise zu saisonalen Wasserständen am Wan-See, an dessen Ufer Rojins Leiche gefunden wurde, noch eine physische Abgrenzung zwischen Universitätsgelände und umliegenden Dörfern gegeben. Die Kammern kündigten an, strafrechtliche Schritte gegen alle Verantwortlichen einzuleiten, die durch Unterlassung zur möglichen Verschleierung des Falls beigetragen hätten.
Staatsanwaltschaft soll neuen Tatverdacht prüfen
Die Anwält:innen fordern nun, dass die Staatsanwaltschaft den Fall nicht länger unter dem Verdacht eines Suizids führt, sondern als mutmaßliche sexualisierte Gewalttat mit Todesfolge neu bewertet. „Die vorliegenden Beweise reichen aus, um ein gesondertes Verfahren einzuleiten“, sagte Talay. Man erwarte, dass die Ermittlungen entsprechend ausgeweitet und transparent geführt würden.
Hintergrund: Ein Jahr ohne Aufklärung
Rojin Kabaiş war Erstsemesterstudentin im Fachbereich Kindheitspädagogik an der Universität Yüzüncü Yıl in Wan. Sie wurde im Oktober 2024 – 18 Tage nach ihrem Verschwinden aus einem Wohnheim – tot am Ufer des Wan-Sees aufgefunden. Die Todesursache blieb ungeklärt. Die Ermittlungsbehörden hatten frühzeitig von Suizid gesprochen – eine Einschätzung, die Familie und Unterstützer:innen von Anfang an bezweifelten.
https://deutsch.anf-news.com/frauen/rojin-kabais-dna-funde-erharten-verdacht-auf-sexualisierte-gewalt-48336 https://deutsch.anf-news.com/frauen/elf-monate-nach-tod-von-studentin-rojin-kabais-familie-klagt-uber-vertuschung-47628 https://deutsch.anf-news.com/menschenrechte/vater-von-rojin-kabais-stellt-antrag-bei-justizministerium-48032 https://deutsch.anf-news.com/menschenrechte/anwaltskammer-gerichtsmedizin-blockiert-aufklarung-im-fall-rojin-kabais-48142 https://deutsch.anf-news.com/frauen/gedenkmarsch-in-wan-fordert-gerechtigkeit-fur-rojin-kabais-48140
„Şeva Hunerê“ in Marburg: Ein Abend voller Kunst, Erinnerung und Gemeinschaft
Mit „Şeva Hunerê“ – dem „Abend der Kunst“ – haben der Freundschaftsverein Marburg–Kurdistan, die Studierendengruppe Xwendekarên Marburg und die Jugendinitiative Ciwanên Marburg-Gießen einen eindrucksvollen Kulturabend gestaltet. Die Veranstaltung verband Musik, politische Reden und gemeinschaftliche Rituale und wurde zu einem bewegenden Ausdruck kurdischer Identität und Erinnerung im Exil.
Der Abend begann mit einer Schweigeminute für die gefallenen Kämpferinnen und Kämpfer Kurdistans. Ein stiller, würdevoller Moment, der Trauer, Stolz und Verbundenheit zum Ausdruck brachte. In anschließenden Begrüßungsreden erinnerten die Veranstaltenden an die Bedeutung von Sprache, Kultur und Zugehörigkeit – auch fernab der Heimat. Sie riefen dazu auf, die eigenen Wurzeln nicht zu vergessen und kulturelles Erbe lebendig zu halten.
Ein besonderes Zeichen setzte Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (SPD), der die Schirmherrschaft übernahm. In seiner Rede würdigte er die kurdische Community als wichtigen Teil des kulturellen Lebens der Stadt und betonte die Bedeutung von Respekt, Vielfalt und solidarischem Zusammenleben. Auch Dominik Osman, Vertreter der Partei Die Linke, sprach zu den Gästen und stellte die Veranstaltung in einen größeren Kontext: als Zeichen des gemeinsamen Engagements für Gerechtigkeit, Frieden und kulturelle Selbstbestimmung.
Musikalisch wurde „Şeva Hunerê“ von bekannten kurdischen Kunstschaffenden getragen. Fatoş Erekli, Hozan Comert und Koma Hezex sorgten mit ihren Liedern für emotionale Höhepunkte – mit Texten über Liebe, Heimat, Verlust und Widerstand. Ihre Stimmen füllten den Saal, ließen Erinnerungen aufleben und stifteten Gemeinschaft im Hier und Jetzt.
Der Abend fand seinen Abschluss im gemeinsamen Gesang des Liedes „Cerxa Sorê“ – ein Moment, der viele im Publikum tief berührte. Die vereinten Stimmen wurden zu einem Klang der Hoffnung, der über den Raum hinausreichte: ein Symbol für ein lebendiges Miteinander, für Erinnerung und Zukunft. So endete „Şeva Hunerê“ als ein Zeichen: dafür, dass kulturelle Identität auch im Exil Ausdruck findet, dass Erinnerung verbindet und dass Kunst eine Brücke bauen kann – zwischen Generationen, Sprachen und Lebensrealitäten.
[album=21542]
https://deutsch.anf-news.com/kultur/kurdisch-internationalistisches-kulturzentrum-in-marburg-eroffnet-34219
Journalist Hakan Tosun schwer verletzt am Straßenrand gefunden
Der seit Tagen vermisste Journalist und Dokumentarfilmer Hakan Tosun ist in Istanbul schwer verletzt am Straßenrand gefunden worden. Nach ersten Erkenntnissen wurde er brutal zusammengeschlagen. Tosun erlitt eine Gehirnblutung und wird auf der Intensivstation einer Klinik im Bezirk Başakşehir behandelt. Sein Zustand gilt als kritisch.
Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Wer hinter dem Angriff steckt, ist derzeit unklar.
Tosun war zuletzt am späten Abend des 10. Oktober gesehen worden. Seitdem fehlte von ihm jede Spur. Angehörige hatten daraufhin eine Vermisstenanzeige erstattet.
Dokumentarfilmer mit Fokus auf soziale Bewegungen
Hakan Tosun wurde 1975 in Istanbul geboren. In den frühen 1990er-Jahren stieg er mit dem Aufkommen privater Radiosender als technischer Berater ins Mediengeschäft ein. Ab 1998 arbeitete er in Izmir für verschiedene Fernsehsender als Schnitttechniker. Seit 2009 widmet er sich vor allem der Produktion unabhängiger Dokumentarfilme über Umwelt, Stadtentwicklung und soziale Proteste.
Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen Çatılara Doğru („Hinauf zu den Dächern“), Tekel İşçileri („Tekel-Arbeiter“), Büyük Anadolu Yürüyüşü („Der Große Anatolien-Marsch“), Dönüşüm („Gentrifizierung“) und Validebağ Direnişi („Der Widerstand von Validebağ“). Tosun ist Mitgründer der Firma „Dokumentarfilmproduktion Natur und Stadtaktivismus“ und dort als Regisseur tätig.
Syrian-Saudi talks in Doha Focus on Local Administration cooperation
On the sidelines of the Third Qatar Real Estate Forum, Syrian Minister of Local Administration and Environment Mohammad Anjarani held talks on Sunday with Saudi Minister of Municipal and Rural Affairs and Housing Majid Al-Hogail to discuss ways to strengthen cooperation in local governance and municipal services.
The two ministers explored opportunities for Syria to benefit from Saudi Arabia’s experience in modernizing local administration, particularly in areas such as legislative development, capacity building, and digital transformation.
The meeting underscored Syria’s interest in fostering regional collaboration and benefiting from best practices in public sector modernization.
Syria and Qatar Discuss Local Governance Cooperation at Qatar Real Estate Forum
Syrian Minister of Local Administration and Environment Mohammad Anjarani met on Sunday with Qatari Minister of Municipality Abdullah bin Hamad Al-Attiyah to discuss strengthening cooperation in the field of local governance.
The meeting took place on the sidelines of the Third Qatar Real Estate Forum in Doha and focused on sharing expertise and best practices in municipal management.
Both ministers emphasized the importance of enhancing bilateral collaboration in local administration, urban planning, and municipal services.
President al-Sharaa Holds Meeting on Political and Security Developments
President Ahmad al-Sharaa held a meeting on Saturday evening with cabinet ministers, heads of public authorities, and governors to discuss the latest political, security, and military developments, according to a statement from the presidency.
The meeting also reviewed progress and achievements across various sectors, the statement added in a post published on the presidency’s Telegram channel.
Nord Stream: Polen schützt den Terror gegen unsere Energieversorgung
Als im Jahr 2022 die Nord Stream-Pipelines gesprengt wurden war eigentlich schnell klar, dass eine Viererbande hinter dem Anschlag auf das deutsch-russische Milliarden-Projekt stecken musste. Die USA, die das Russen-Gas als unliebsame Konkurrenz zu ihrem ertragreichen LNG-Gas ansieht; Polen, das mit den Überland-Pipelines am russischen Gas eine goldene Nase verdiente und die Ostsee-Pipeline von Anfang […]
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Schwerbehinderung: So hoch sind die Pauschbeträge 2025 – und was sich ab 2026 digital ändert
Menschen mit Behinderung haben Anspruch auf spürbare steuerliche Entlastungen. Herzstück ist der Behinderten-Pauschbetrag: ein fixer Jahresbetrag, der direkt das zu versteuernde Einkommen mindert – ohne Einzelnachweise für jeden Beleg.
2025 gilt die bekannte Staffel unverändert, 2026 kommt eine wichtige Neuerung: Der Nachweis läuft dann in neuen Fällen vorrangig elektronisch zwischen Versorgungsverwaltung und Finanzamt. Was bedeutet das konkret, wer profitiert – und welche Kombinationen sind wirklich erlaubt?
Was der Behinderten-Pauschbetrag leistetDer Pauschbetrag pauschaliert behinderungsbedingte Mehraufwendungen. Anspruch besteht bereits ab GdB 20. Für blinde, taubblinde und hilflose Menschen (i. S. v. § 33b Abs. 3 EStG) greift ein erhöhter Betrag. Rechtsgrundlage ist § 33b EStG sowie die Lohnsteuer-Hinweise 2025.
Pauschbeträge 2025 (Jahresbeträge) GdB / Merkzeichen Betrag pro Jahr 20 384€ 30 620€ 40 860€ 50 1.140€ 60 1.440€ 70 1.780€ 80 2.120€ 90 2.460€ 100 2.840€ Merkzeichen H/Bl/TBl 7.400€Die Staffel gilt seit 2021 und bleibt 2025 unverändert. Der 7.400-€-Betrag ersetzt in diesen Fällen die GdB-Staffel.
Wichtig zur Praxis: Der Pauschbetrag ist ein Jahresbetrag. Ändert sich der GdB im Laufe des Jahres, berücksichtigt das Finanzamt den höchsten im Kalenderjahr festgestellten Grad – die Entlastung wird also nicht zeitanteilig gekürzt.
Zusätzlich möglich: FahrtkostenpauschaleSeit 2021 können behinderungsbedingte Privatfahrten pauschal angesetzt werden – ohne Einzelnachweis. Es gibt zwei Stufen, die nicht kombinierbar sind:
Voraussetzung Pauschale/Jahr GdB ≥ 80 oder GdB ≥ 70 + Merkzeichen G 900€ Merkzeichen aG, Bl, TBl oder H 4.500 € (anstelle der 900 €)Die Pauschale wirkt zusätzlich zum Behinderten-Pauschbetrag – aber anstelle weiterer behinderungsbedingter Fahrtkosten als außergewöhnliche Belastung.
Für Pflegende: Pflege-PauschbetragWer unentgeltlich eine Person mit mindestens Pflegegrad 2 persönlich pflegt, kann den Pflege-Pauschbetrag geltend machen (gilt für die pflegende Person):
– 600 € (PG 2), 1.100 € (PG 3), 1.800 € (PG 4/5 oder hilflos i. S. d. § 33b EStG).
Achtung Verwechslung: Dieser Pauschbetrag steht den Pflegenden, nicht der gepflegten Person, zu. Eine Kombination „7.400 € (H) + 4.500 € Fahrtkosten + 1.800 € Pflege-Pauschbetrag“ ist nur in Konstellationen möglich, in denen verschiedene Personen anspruchsberechtigt sind (z. B. Zusammenveranlagung).
Nachweis & Eintragung – so geht’s 2025Der Nachweis des GdB bzw. der Merkzeichen erfolgt über Feststellungsbescheid oder Schwerbehindertenausweis. Eintragungen laufen in der Steuererklärung in der Anlage „Außergewöhnliche Belastungen“ (inkl. Zeilen für die Fahrtkostenpauschale). Für Kinder mit Behinderung ist eine Übertragung des Pauschbetrags auf die Eltern möglich.
2026: Der digitale Nachweis kommtAb 1. Januar 2026 wird der Nachweis vorrangig elektronisch geführt: Bei Erstfeststellungen und geänderten Feststellungen übermittelt die Versorgungsverwaltung die Daten direkt an das Finanzamt. Papiernachweise bleiben für Bestandsfälle anerkannt, solange sich nichts ändert.
Grundlage ist das Jahressteuergesetz 2024 (Ergänzung in § 33b Abs. 7 EStG sowie EStDV). In der Praxis wichtig: Steuer-ID angeben; die elektronische Datenübermittlung erfordert die entsprechende Zustimmung/Verfahrensfreigabe.
Rückwirkend geltend machen – was gilt?Wird der GdB spät festgestellt oder angehoben, kann der (höhere) Pauschbetrag für noch nicht verjährte Jahre nachträglich berücksichtigt werden. Maßgeblich ist die vierjährige Festsetzungsfrist der AO; nötig sind Einspruch bzw. Änderungsantrag, solange der Bescheid offen ist.
Pluspunkt abseits des Steuerrechts: Eingliederungshilfe 2025Für Leistungsbeziehende der Eingliederungshilfe gilt 2025 ein höheres Vermögensschonvermögen von 67.410 € (150 % der jährlichen Bezugsgröße). Das ist kein Steuer-, sondern ein Sozialrechtsvorteil – aber für die Lebensplanung oft entscheidend.
Häufige Stolperfallen – kurz erklärt7.400 € vs. GdB-Staffel: Der 7.400-€-Betrag (H/Bl/TBl) ersetzt die Staffel – beides gleichzeitig geht nicht.
Fahrtkosten: 4.500 € und 900 € sind alternativ, nicht additiv.
Jahresprinzip: Erhöht sich der GdB im Jahr, zählt der höchste.
Pflege-Pauschbetrag: Nur für pflegende Angehörige – nicht für die gepflegte Person.
Der Beitrag Schwerbehinderung: So hoch sind die Pauschbeträge 2025 – und was sich ab 2026 digital ändert erschien zuerst auf Gegen Hartz IV - Bürgergeld Ratgeber und Hartz 4 Tipps.
Gaza Hospitals are still receiving dozens of Palestinians killed in Israeli Attacks
The Palestinian Ministry of Health in Gaza said on Sunday that the bodies of 124 Palestinians including 117 retrieved from under the rubble and 33 injured have been received in Gaza hospitals over the past 24 hours.
According to the ministry daily report “a number of victims remain under the rubble and on the roads”, where ambulance and civil defense crews are unable to reach them so far.
Since the start of the war on October 2023, more than 67,806 Palestinians have been killed, and approximately 170.066 others have been injured, according to the Ministry.
Bürgergeld: Millionen Haushalte können Gas- und Stromkosten nicht zahlen – Jobcenter muss einspringen
Rund 4,2 Millionen Haushalte in Deutschland waren 2024 bei Energieversorgern in Zahlungsverzug. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervor. Demnach konnten etwa fünf Prozent der Bevölkerung ihre Gas- und Stromrechnungen nicht oder nicht pünktlich begleichen.
Besonders heikel wird es zum Jahresende: Viele Betriebskostenabrechnungen treffen im Dezember ein, Vermieter müssen Abrechnungen spätestens bis Jahresende vorlegen. Viele Nachforderungen werden diesmal hoch ausfallen.
Einmalige KdU: Auch Wohngeld- und Kinderzuschlag-Haushalte können Ansprüche geltend machenNicht nur Beziehende von Bürgergeld oder Sozialhilfe können unterstützt werden. Auch Haushalte mit Wohngeld oder Kinderzuschlag dürfen einmalige Leistungen für Unterkunft und Heizung wegen Nebenkosten- beziehungsweise Heizkostennachforderungen beim Jobcenter (SGB II) oder Sozialamt (SGB XII) im Monat der Fälligkeit beantragen.
Wichtig: Einmalige Leistungen wie Betriebskostennachzahlungen oder Brennstoffkosten führen nicht zum Ausschluss und machen Wohngeld- oder Kinderzuschlagsbescheide nicht unwirksam.
Rechtsgrundlage: „Kosten der Unterkunft und Heizung“ in tatsächlicher HöheFür Leistungsbeziehende nach SGB II/SGB XII besteht regelmäßig ein Übernahmeanspruch, da die Kosten der Unterkunft und Heizung (KdU) in tatsächlicher Höhe zu tragen sind (§ 22 Abs. 1 S. 1 SGB II; § 35 Abs. 1 S. 1 SGB XII).
Grundsatz: Betriebs- und Heizkostennachforderungen sind sozialrechtlicher Bedarf im Monat ihrer Fälligkeit beziehungsweise der Rechnungsstellung (BSG, 10. 04. 2024 – B 7 AS 21/22 R; BSG, 22. 03. 2010 – B 4 AS 62/09 R). Bei fehlender Fälligstellung greift § 286 Abs. 3 BGB (Fälligkeit nach 30 Tagen).
Diese Kosten sind in voller tatsächlicher Höhe als Unterkunfts- und Heizkosten zu berücksichtigen – unabhängig davon, ob der Rückstand während eines Zeitraums ohne Leistungsbezug entstanden ist (BSG, 24. 11. 2011 – B 14 AS 121/10 R).
Das gilt für SGB II/SGB XII-Beziehende und für Nichtleistungsbeziehende, die temporär hilfebedürftig werden.
Besonderheit: Betriebskostennachzahlungen sind auch dann zu übernehmen, wenn im SGB II die KdU wegen fehlender Umzugserfordernis nach § 22 Abs. 1 S. 6 SGB II begrenzt wurden (BSG, 23. 08. 2012 – B 4 AS 32/12 R).
Einmaliger Bedarf auch bei Kinderzuschlag oder WohngeldPersonen, die Kinderzuschlag (KiZ) oder Wohngeld erhalten, können zusätzlich einmalige SGB II-Leistungen beanspruchen (§ 6a Abs. 7 S. 3 BKGG; Durchführungserlass BMI vom 04. 08. 2020 – Az. SW II 4-72307/229). Einmalige Leistungen wie Betriebskostennachzahlungen oder Brennstoffkosten schließen den Wohngeld- oder KiZ-Bezug nicht aus.
Anspruchsberechtigt können auch Menschen sein, die nicht im laufenden SGB II-/SGB XII-Bezug stehen, aber für einen Monat durch die Abrechnung hilfebedürftig werden. Bei temporärer Hilfebedürftigkeit gilt keine Vermögenskarenz (§ 12 Abs. 6 SGB II).
Praxisbeispiel: Nachforderung trotz Kinderzuschlag – Jobcenter muss zahlenBeispiel: Alleinerziehende Mutter mit zwei minderjährigen Kindern. Trotz Kinderzuschlag muss das Jobcenter eine fällige Heiz- und Betriebskostennachforderung von rund 700 Euro als einmaligen Bedarf der Kosten für Unterkunft und Heizung übernehmen (LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 15. 11. 2018 – L 6 AS 764/16).
Ausführlich:
Bürgergeld: Jobcenter muss trotz Kinderzuschlag Miete und Heizung zahlen
Die Durchführungsanweisung der Familienkasse zum Kinderzuschlag (Stand Juli 2015, DA106a.142 „Hilfebedürftigkeit“) stellt klar: „Die Gewährung einmaliger Leistungen nach § 22 SGB II ist möglich, auch wenn die vorrangigen Leistungen Kinderzuschlag und Wohngeld bezogen werden.“
Auch die Bundesagentur für Arbeit führt in ihrem WDB-Beitrag Nr. 121006 zur Bevorratung mit Heizmaterial aus: Stellt jemand einen Antrag nach dem SGB II und kommt der kommunale Träger zu dem Ergebnis, dass die Heizkosten als einmalige KdU gemäß § 22 SGB II im Monat der Bevorratung zu berücksichtigen sind, ist für diesen Monat zu prüfen, ob Hilfebedürftigkeit im Sinne des § 9 SGB II vorliegt.
Kinderzuschlag und Wohngeld sind dabei als Einkommen nach § 11 SGB II anzurechnen. Liegt Hilfebedürftigkeit vor, sind Leistungen zu bewilligen.
Kompaktüberblick: Wer kann was beantragen? Konstellation Anspruch/Grundlage SGB II- oder SGB XII-Bezug Übernahme der tatsächlichen KdU im Monat der Fälligkeit (§ 22 Abs. 1 S. 1 SGB II; § 35 Abs. 1 S. 1 SGB XII) Wohngeld/Kinderzuschlag Zusätzlich einmalige SGB II-Leistungen möglich (§ 6a Abs. 7 S. 3 BKGG; BMI-Erlass 04.08.2020) Kein laufender Leistungsbezug Temporäre Hilfebedürftigkeit für einen Monat ausreichend; keine Vermögenskarenz (§ 12 Abs. 6 SGB II) Nachforderung trotz KdU-Begrenzung Übernahme trotz Begrenzung nach § 22 Abs. 1 S. 6 SGB II (BSG 23.08.2012 – B 4 AS 32/12 R) Entstehung in Nichtleistungszeit Unerheblich für die Übernahme (BSG 24.11.2011 – B 14 AS 121/10 R) Wichtiger Hinweis zur FälligkeitEntscheidend ist der Monat, in dem die Forderung fällig wird bzw. die Rechnung zugeht. Ohne ausdrückliche Fälligkeitsangabe gilt die Forderung nach 30 Tagen als fällig (§ 286 Abs. 3 BGB). Nur dann kann die Nachforderung als einmaliger Bedarf berücksichtigt werden.
Verwaltungslogik darf nicht zu Lasten der Familien gehenEin zusätzlicher, singulärer Bedarf außerhalb eines laufenden Leistungsbezugs kann die Hilfebedürftigkeit nach § 7 SGB II auslösen. Die häufige Behördenpraxis, einmalige Bedarfe nur anzuerkennen, wenn eine mehrmonatige Hilfebedürftigkeit vorliegt, ist zirkelschlüssig und würde die Anerkennung des Bedarfs faktisch vereiteln.
Kurzfristige Wechsel zwischen den Sozialleistungssystemen mögen aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung unerwünscht sein – sie dürfen aber keine Schlechterstellung von Familien bewirken. Ändern könnte dies nur der Gesetzgeber durch Verteilregelungen.
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World Protests in Solidarity with Gaza
Thousands of protesters gathered in several European countries and Australia Sunday in solidarity with the Palestinian people, demanding that the Israeli government be punished for its crimes in Gaza Strip.
London, Seoul, Indonesia, Berlin, Italy, Paris, Norway, Netherlands and Stockholm witnessed large gathering of protestors who raised Palestinian flags.
Palestine Action Group in Australia said that, demonstrations took place in 27 cities and towns across Australia in support of the Palestinian people, which were concentrated in Sydney, Melbourne, and Brisbane, calling for sanctions against the Israel for the massacres it committed in Gaza.
The demonstrators also called on the Australian government to halt all forms of cooperation with Israel and to stop arms exports.
In Indonesia, thousands of people gathered in central Jakarta to express their solidarity with Palestinians in Gaza and the West Bank, while demonstrators marched in Seoul, to demand rapid delivery of humanitarian aid to Gaza Strip.
These demonstrations come a day after marches and sit-ins in several countries. A massive demonstration took place in London in support of Gaza and to demand an end to arms sales to Israel and an end to the occupation of Palestinian territories.
In German capital, Berlin, thousands demonstrated in solidarity with the Palestinian people and demanded practical steps to ensure a just and lasting peace. They called on the German government to halt arms shipments to Israel.
A demonstration also took place in the French capital, Paris, in support of the ceasefire in Gaza, demanding the lifting of the blockade and the entry of relief and medical aid into the Strip.
In Milan, Italy, and Oslo, Norway, Demonstrations took place in solidarity with Gaza. Participants called on the international community and Western governments to make every effort to achieve peace in Gaza and rebuild the territory.
In the Netherlands, a memorial service was held in Maastricht for the victims of the Israeli aggression on Gaza.
The Swedish capital, Stockholm, also witnessed a demonstration to condemn the Israeli forces’ attack on the Global Steadfastness Flotilla and the Freedom Flotilla Coalition. Protesters called for a comprehensive embargo on Israel due to its attacks on the two flotillas.
A ceasefire agreement in Gaza Strip took effect in Gaza Strip on Friday, after more than two years of Israeli aggression and genocide that resulted in the deaths of more than 67,000 Palestinians and about 170,000 wounded, most of them children and women.
Zwei Jahre später in Rente: Lohnt sich das wirklich?
Viele fragen sich: Lohnt es sich, die Regelaltersrente nicht mit 67 zu starten, sondern bis 69 zu warten und weiterzuarbeiten? Entscheidend sind Zuschläge für den Aufschub und neue Entgeltpunkte aus Arbeit.
Was der Rentenaufschub rechtlich bringtWer die Rente nach Erreichen der Regelaltersgrenze nicht sofort in Anspruch nimmt, erhält dauerhaft einen Zuschlag von 0,5 Prozent pro Monat Aufschub. Das entspricht 6 Prozent pro Jahr. Zusätzlich zählen Beiträge aus weiterem Arbeitsverdienst als neue Entgeltpunkte.
Beides erhöht die spätere Monatsrente dauerhaft. Das regelt § 77 SGB VI und wird von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) so bestätigt.
Seit 1. Juli 2025 beträgt der aktuelle Rentenwert 40,79 Euro. Jeder volle Entgeltpunkt bringt damit 40,79 Euro brutto pro Monat. Dieser Wert ist für unsere Beispielrechnung entscheidend.
Rechenbeispiel mit aktuellen WertenNehmen wir eine versicherte Person mit 45 Entgeltpunkten zum 67. Geburtstag. Startet die Rente sofort (Zugangsfaktor 1,0), ergibt das etwa 1.835,55 Euro brutto im Monat (45 × 40,79 €). Wartet die Person zwei Jahre, arbeitet weiter und erwirbt dabei insgesamt zwei zusätzliche Entgeltpunkte, steigt die spätere Rente wie folgt:
Entgeltpunkte gesamt nach zwei Jahren: 47
Zuschlag für 24 Aufschub-Monate: +12 % (Zugangsfaktor 1,12)
Effektive Entgeltpunkte: 47 × 1,12 = 52,64
52,64 Entgeltpunkte × 40,79 Euro = rund 2.147,19 Euro brutto monatlich. Die spätere Rente liegt damit etwa 311,64 Euro über der Sofortrente mit 67. (Rundungen möglich.)
Der Preis des Wartens: entgangene RentenzahlungenWer zwei Jahre auf den Rentenbeginn verzichtet, lässt die Monatsrenten für 24 Monate ungenutzt. In unserem Beispiel sind das rund 44.053 Euro brutto (1.835,55 € × 24). Diese Summe muss die spätere Rentenerhöhung erst wieder einspielen.
Break-even: 44.053 Euro geteilt durch die monatliche Mehrrente von 311,64 Euro ergibt rund 141 Monate. Das sind etwa 11 Jahre und 9 Monate. Der finanzielle Ausgleich wäre also ungefähr kurz vor dem 81. Geburtstag (Rentenstart 69 + 11 Jahre 9 Monate) erreicht.
Erst danach „lohnt“ sich der Aufschub rein rechnerisch. (Steuern, Kranken-/Pflegebeiträge und individuelle Verdienste bleiben in diesem Modell außen vor.)
Wichtige Praxisfrage: Weiterarbeiten und trotzdem Rente beziehen?Viele übersehen eine zweite Option: Sie können mit 67 die Rente beziehen und weiterarbeiten. Seit 2023 gibt es bei Altersrenten keine Hinzuverdienstgrenzen mehr – auch nicht vor der Regelaltersgrenze, und erst recht nicht danach. Der Job gefährdet die Rente also nicht.
Ab Erreichen der Regelaltersgrenze gilt: Wer neben der Rente weiterarbeitet, ist grundsätzlich rentenversicherungsfrei, kann aber durch eine verbindliche Erklärung gegenüber dem Arbeitgeber die Versicherungspflicht wählen.
Dann fließen wieder Beiträge – und die DRV erhöht die laufende Rente jährlich um die daraus neu entstandenen Entgeltpunkte. Zusätzlich gibt es auch auf diese neuen Punkte einen Zuschlag von 0,5 Prozent pro Aufschub-Monat bis zur nächsten Erhöhung. Das macht den gleichzeitigen Rentenbezug plus Arbeit oft attraktiver als den vollständigen Verzicht auf die Rente.
Zahlenvergleich: Aufschub bis 69 vs. Rente ab 67 + Job Variante Finanzielle Wirkung (vereinfacht, brutto) Rente ab 67, nicht aufschieben Sofortrente ca. 1.835,55 €/Monat; parallel arbeiten ist unbegrenzt möglich. Neue Entgeltpunkte erhöhen jährlich die laufende Rente. Rente aufschieben bis 69 Zwei Jahre keine Rentenzahlung (entgangene ca. 44.053 €). Danach ca. 2.147,19 €/Monat – rund 311,64 € mehr als bei Start mit 67. Break-even nach ca. 11 Jahren 9 Monaten.(Modellrechnung mit Rentenwert 40,79 €, ohne Steuern/Beiträge und ohne individuelle Lohnentwicklung.)
Was bedeutet das für Ihre Entscheidung?Der Aufschub kann sich finanziell lohnen – wenn Sie nach dem späten Rentenstart noch lange genug leben und die höhere Monatsrente lange beziehen. Statistisch steigt die fernere Lebenserwartung in höheren Altern, bleibt aber individuell sehr unterschiedlich.
Orientierungswert: Laut aktueller Sterbetafel liegt die Lebenserwartung bei Geburt für Männer bei rund 78,5–78,9 Jahren und für Frauen bei 83,2–83,5 Jahren. Entscheidend ist jedoch Ihre persönliche Gesundheits- und Erwerbssituation.
Viele Leserinnen und Leser fahren besser, wenn sie mit 67 die Rente starten und weiterarbeiten. Sie sichern sich laufende Renteneinnahmen, verdienen unbegrenzt hinzu und erhöhen die Rente durch neue Entgeltpunkte und Zuschläge – ohne zwei Jahre auf Geld zu verzichten. Diese Gestaltung ist flexibel und lässt sich anpassen, wenn sich Arbeit oder Gesundheit ändern.
Steuer- und Beitragsaspekte kurz erklärtAltersrenten sind einkommensteuerpflichtig. Hinzuverdienst unterliegt der Lohnsteuer. Wie viel Netto bleibt, hängt von Gesamteinkommen, Kranken-/Pflegeversicherungsbeiträgen und individuellen Freibeträgen ab.
Konkrete Auswirkungen klären Sie am besten mit einer Lohn-/Steuerberatung. Die Rentenhöhe selbst ändert der Steuerabzug nicht – maßgeblich bleiben Entgeltpunkte, Zugangsfaktor und Rentenwert. Die zugrunde liegenden gesetzlichen Mechanismen sind davon unabhängig.
Aufschub ist möglich – aber kein SelbstläuferZwei Jahre weiterarbeiten ohne Rentenbezug erhöht die spätere Rente spürbar. Doch der finanzielle Vorteil zeigt sich erst nach vielen Jahren Rentenbezug. Wer Sicherheit und Flexibilität will, fährt oft besser mit Rente ab 67 und Job: Sie erhalten sofort Geld, bauen weiter Punkte auf und profitieren zusätzlich von den Zuschlägen auf neue Beiträge.
Prüfen Sie Ihre Entgeltpunkte, Ihren Gesundheitszustand, Ihre Steuerlast und die familiäre Planung – und lassen Sie sich im Zweifel beraten. Die DRV bietet dafür kostenlose Auskünfte.
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Epoch Times: Vor Gaza-Gipfel: Drei Diplomaten aus Katar sterben bei Autounfall
Al-Shaibani and a High- Level Delegation Hold Talks in Ankara on Regional Stability
Minister of Foreign Affairs and Expatriates Assaad Hassan al-Shaibani, leading a high-level delegation met in Ankara on Sunday with Turkish Foreign Minister Hakan Fidan, Defense Minister Yaşar Güler, and General Intelligence Chief İbrahim Kalın.
The delegation included Defense Minister Major General Murhaf Abu Qasra and General Intelligence Chief Hussein al-Salama.
The talks focused on common issues in counterterrorism, border control, enhancing regional stability, bilateral cooperation, and joint training as part of broader efforts to strengthen coordination and mutual understanding between the two countries.
Energy Minister Holds Talks with Algerian and Emirati Ambassadors on Energy
Energy Minister Mohammed al-Bashir discussed with the UAE Ambassador to Syria, Hassan Ahmed Al Shehhi, on Sunday ways to enhance cooperation relations between Syria and the UAE in various energy fields.
During the meeting, Ambassador Al Shehhi conveyed an official invitation to Minister Al Bashir to visit the UAE, with the aim of continuing coordination and expanding the horizons of bilateral cooperation.
Also on Sunday, minster al-Bashir discussed with the Algerian Ambassador Abdelkader Kasmi al-Hassan cooperation in the fields of renewable energy, gas supply, and exchanging technical and expertise. During the two meetings, Minister Al-Bashir stressed Syria’s keenness to develop its relations with Arab countries and expand areas of cooperation in the energy sector in a way that contributes to achieving integration and enhancing Arab energy security
Konferenz in Mêrdîn ruft zu demokratischem Aufbruch in Mesopotamien auf
Die Initiative für Demokratische Einheit hat in der kurdischen Stadt Mêrdîn (tr. Mardin) die Abschlusserklärung ihrer Konferenz unter dem Titel „Völker, Glaubensgemeinschaften und das demokratische Zusammenleben in Mesopotamien“ vorgestellt. Die Veranstaltung, die unter reger Beteiligung in der historisch geprägten Region stattfand, stand im Zeichen von Erinnerung, politischer Analyse und dem Ruf nach einem demokratischen, pluralistischen Zusammenleben.
Das Abschlusspapier wurde auf dem zentralen Cumhuriyet-Platz in Mêrdîn auf Kurdisch und Türkisch vorgestellt. Die Konferenz sei, so heißt es in der Erklärung, ein Ort der kollektiven Erinnerung, aber auch der kritischen Auseinandersetzung mit gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen gewesen. Sie habe historische Brüche, kollektive Traumata und die bis heute anhaltenden Folgen von Verfolgung und Assimilation thematisiert – vor allem im Hinblick auf die kurdische Bevölkerung und andere Gemeinschaften in Mesopotamien.
„Kultureller Genozid“ an Völkern Mesopotamiens
In der Abschlusserklärung wird von einem „über ein Jahrhundert andauernden kulturellen Genozid“ an den Völkern und Glaubensgemeinschaften Kurdistans gesprochen. Die Region sei systematisch entvölkert und ihre kulturelle Vielfalt durch Vertreibung, Zwangsassimilation und Unterdrückung zerstört worden.
Die Ko-Sprecher:innen der Initiative, Gülcan Kaçmaz Sayyiğit und Mehmet Kamaç, sprachen allen Teilnehmenden ihren Dank aus
Die Konferenz betont, dass diese historischen Traumata tiefgreifende soziale Wunden hinterlassen haben – doch zugleich könnten sie auch Ausgangspunkt für eine neue demokratische Zukunft sein. „Die Antwort auf unsere heutigen gesellschaftlichen Krisen liegt in der Geschichte Mesopotamiens selbst“, heißt es in der Erklärung.
Ein zentrales Motiv der Konferenz war die Möglichkeit, auf Grundlage der kulturellen und religiösen Vielfalt ein gleichberechtigtes, solidarisches und partizipatives Gemeinwesen jenseits nationalistischer Einheitsideologien aufzubauen.
Plädoyer für ein neues Gesellschaftsmodell
Die Organisator:innen übten scharfe Kritik am bestehenden Nationalstaatsmodell in der Türkei, das als Erbe der Ideologie des jungtürkischen „Komitees für Einheit und Fortschritt“ beschrieben wird. Dieses Modell, das auf eine ethnisch und religiös homogene Gesellschaft zielte, habe weder Frieden noch Stabilität gebracht. Vielmehr seien Sprachen, Religionen und Kulturen, die nicht in die „Türkisch-Islamische Synthese“ passen, systematisch marginalisiert worden. Auch religiöse Einrichtungen wie Moscheen und alevitische Cemhäuser seien politisch instrumentalisiert und ihrer gesellschaftlichen Rolle beraubt worden, heißt es in der Erklärung.
Die Konferenz stellte dem ein alternatives Gesellschaftsmodell entgegen: Die „Demokratische Nation“, ein Konzept, das auf Pluralismus, Frauenemanzipation, Ökologie und Basisdemokratie setzt. Sie wurde als Gegenentwurf zur kapitalistischen Moderne bezeichnet – mit dem Potenzial, nicht nur Kurdistan, sondern die gesamte Region zu transformieren.
Rojava als Beispiel
In diesem Kontext wurde die Demokratische Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien (DAANES) als Beispiel für ein funktionierendes, multiethnisches Gesellschaftsmodell hervorgehoben. Gleichzeitig verurteilte die Konferenz die jüngsten militärischen Angriffe der aus der Islamistenallianz „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS) hervorgegangenen syrischen Übergangsregierung in den kurdischen Stadtteilen Şêxmeqsûd und Eşrefiyê in Aleppo sowie die Massaker an den alawitischen und drusischen Minderheiten im Westen und Süden des Landes. Die Teilnehmenden warfen zudem der Übergangsregierung vor, durch vermeintliche Wahlen ohne repräsentative Beteiligung legitime politische Entwicklungen zu blockieren.
Die kurdische Fassung der Erklärung trug Menice Rümeysa Gülmez, stellvertretende Vorsitzende der Menschen- und Freiheitspartei (PÎA), vor
Öcalans Friedensappell als zentraler Bezugspunkt
Ein zentrales Element der Erklärung war der Bezug auf die am 27. Februar dieses Jahres veröffentlichte Botschaft des auf der Gefängnisinsel Imrali inhaftierten PKK-Begründers Abdullah Öcalan, in der er zu Frieden und einer demokratischen Gesellschaft aufruft. Die Konferenz bezeichnete diesen Appell als „wegweisend“ – sowohl für den innerstaatlichen Frieden als auch für die gesamte Region. Sein Paradigma des „Demokratischen Konföderalismus“ wurde als moralisch-politisches Gesellschaftsmodell beschrieben, das auf Frauenbefreiung, ökologischer Verantwortung und gemeinschaftlichem Leben basiert. Besonders hervorgehoben wurde dabei die Rolle der kurdischen Frauenbewegung als treibende Kraft sozialer Veränderung.
Politik der Ausgrenzung am Ende
In der Abschlusserklärung wurde außerdem festgestellt, dass die über Jahrzehnte verfolgte Politik des „Verlierens auf allen Seiten“ – eine Anspielung auf den repressiven Kurs gegenüber Minderheiten – ihr Ende finden müsse. Notwendig sei nun eine „Win-win-Politik“, die auf gleichberechtigter Teilhabe aller Gesellschaftsgruppen beruhe. Die demokratische Nation, so das Fazit, könne in Kurdistan konkrete Form annehmen – mit überregionaler Strahlkraft. Dies gelte auch im Kontext aktueller Konflikte im Nahen Osten, etwa in Israel, Palästina und Syrien. Der Weg zu Frieden führe über ein pluralistisches Gesellschaftsmodell, so der Konsens.
Ruf nach Einheit – Hoffnung auf Wandel
Zum Abschluss rief die Konferenz alle politischen, zivilgesellschaftlichen und traditionellen Akteure Kurdistans – darunter Parteien, NGOs, religiöse Autoritäten und Stammesstrukturen – zu nationaler Einheit auf. Der Friedensappell Abdullah Öcalans sei eine historische Chance, die nicht verspielt werden dürfe. Kritisiert wurde in dem Zusammenhang auch das Ausbleiben konkreter Schritte im türkischen Parlament zur Umsetzung des Friedensprozesses. Der Konferenz zufolge besteht die Gefahr, dass das Recht auf Hoffnung – die Möglichkeit auf eine Haftüberprüfung lebenslänglich Inhaftierter – durch politische Verzögerungspolitik ausgehöhlt werde. Die Konferenz fordert das Parlament auf, politische, rechtliche und gesetzliche Rahmenbedingungen für Frieden und eine nachhaltige Lösung der kurdischen Frage zu erarbeiten.
https://deutsch.anf-news.com/kurdistan/konferenz-uber-wege-zum-demokratischen-zusammenleben-in-mesopotamien-48335 https://deutsch.anf-news.com/aktuelles/videobotschaft-von-abdullah-Ocalan-47007 https://deutsch.anf-news.com/aktuelles/buldan-Ocalan-erwartet-besuch-der-parlamentskommission-48326
PKAN hält Kongress ab und wählt neue Spitze
Die Plattform der Kurdinnen und Kurden aus Zentralanatolien (PKAN) hat am Samstag ihren 6. ordentlichen Kongress im nordrhein-westfälischen Grevenbroich abgehalten. An der Veranstaltung nahmen Delegierte aus Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, den Niederlanden, der Schweiz und Kanada teil.
Eröffnet wurde die Versammlung mit einer Schweigeminute für die Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes. Anschließend wählte die Versammlung ihr Präsidium. Zur Vorsitzenden wurde die in Norwegen lebende Kardiologin Zeynep Binici gewählt, unterstützt von Abdullah Kaya und Muzaffer Küçükyıldız.
In seiner Begrüßung verwies Kaya auf das zehnjährige Bestehen der Plattform. „Wir verdanken unsere heutige Zusammenkunft jenen, die Sprache, Kultur und Identität trotz aller Widrigkeiten bewahrt haben“, sagte er.
Erhalt kultureller Vielfalt und demokratische Zukunft als Leitmotiv
Zentrale Themen des Kongresses waren der Schutz der kurdischen Sprache und Kultur, die Rolle der zentralanatolischen Diaspora sowie politische Selbstbestimmung. Die frühere HDP-Abgeordnete Fatma Kurtulan, die als Gastrednerin eingeladen war, betonte in ihrer Ansprache die Bedeutung demokratischer Teilhabe und erinnerte an prominente Persönlichkeiten wie die Jineolojî-Forscherin Nagihan Akarsel, den früheren HADEP-Vorsitzenden Murat Bozlak und die inhaftierte Politikerin Leyla Güven. „In Rojava wurde ein Modell des friedlichen Zusammenlebens geschaffen“, sagte Kurtulan. „Dieses Beispiel für Demokratie, Toleranz und Vielfalt müssen wir auch in der Türkei ermöglichen – gemeinsam, im Geiste des gegenseitigen Respekts.“
Der Ko-Vorsitzende des Nationalkongress Kurdistan (KNK), Ahmet Karamus, lobte den Widerstandswillen der zentralanatolischen Kurd:innen: „Trotz Zwangsansiedlungen, Entfremdung und Assimilationsdruck habt ihr eure Sprache, Kunst und Identität bewahrt. Das ist keine Selbstverständlichkeit – sondern ein kultureller Akt der Selbstbehauptung.“ Karamus sprach von einer neuen politischen Phase, in der es um das Recht auf Selbstbestimmung gehe. Das demokratische Gesellschaftsmodell Rojavas, so Karamus, sei inzwischen international anerkannt und weise über die Region hinaus.
Größte kurdische Diaspora Europas
Für Aufmerksamkeit sorgte auch der kurdische Diplomat Selahattin Soro. Er bezeichnete die Exil-Gemeinschaft der zentralanatolischen Kurd:innen mit rund 700.000 Menschen als „die größte kurdische Diaspora Europas“. Diese verfüge über eine erhebliche gesellschaftliche Präsenz – mit Akademiker:innen, Autor:innen, politischen Mandatsträger:innen sowie engagierten Menschen in Wirtschaft und Kultur. „PKAN muss dieses Potenzial besser bündeln“, sagte Soro. „Wenn diese Menschen gemeinsam agieren, kann daraus eine ernstzunehmende gesellschaftliche Kraft entstehen.“
Wahlen und Rechenschaftsberichte
Im weiteren Verlauf des Kongresses wurden der Rechenschaftsbericht über die vergangene Amtszeit sowie Finanzberichte und die Berichte der Landesvertretungen vorgestellt. Neben dem zentralen Gremium unterhält PKAN lokale Strukturen in mehreren europäischen Ländern, darunter Dänemark, Schweden, Norwegen, Deutschland, die Niederlande und die Schweiz. Weitere Vertretungen bestehen in Kanada, Frankreich und Belgien.
Zum Abschluss wählten die Delegierten eine neue Doppelspitze. Hasan Bozlak (Schweden) und Çiğdem Akbina (Deutschland) wurden als neue Ko-Vorsitzende bestimmt. Zudem wurde ein 27-köpfiges zentrales Leitungsgremium gewählt.
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https://deutsch.anf-news.com/kultur/anatolische-kurd-innen-bewahren-ihre-sprache-47801