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Aktualisiert: vor 53 Minuten 27 Sekunden

Panikmache wegen Hausgeburten schlicht deplatziert

vor 10 Stunden 22 Minuten

Angst- und Panikmache sind das Mittel der Wahl, wenn es für Interessengruppen darum geht, die Menschen in die Hochtechnologie-Medizin mit ihren Medikamenten, Impfstoffen, Tests oder auch CTs zu drängen. Die gilt leider auch für den für uns Menschen vielleicht sensibelsten Moment im Leben: die Geburt.

So berichtet die Bild aktuell von einem «tragischen Fall in England», bei dem «Mutter und Baby nach einer Hausgeburt verstarben». Darin heißt es:

«Jennifer Cahill (†34) hatte nach der Geburt ihres ersten Kindes, eines Jungen, der jetzt drei Jahre jung ist, solche Angst vor dem Krankenhaus, dass sie dachte, eine Hausgeburt wäre sicherer. Jetzt ist Cahill aus Prestwich in England tot. Ihr neugeborenes Baby starb wenige Tage nach ihr.

Bei der Hausgeburt kam es zu Komplikationen: Als Mutter und Kind ins Krankenhaus eingeliefert wurden, konnten die Ärzte bereits nichts mehr für sie tun. Der Fall ereignete sich schon im Juni 2024 und wurde erst jetzt durch einen Gerichtsprozess öffentlich.»

Doch so tragisch das Ereignis ist, so unverantwortlich ist die Botschaft. Lautet diese doch: Hausgeburten bergen das Risiko des Todes.

Genau genommen ist dies nicht einmal falsch. Doch genau so hätte die Bild einen Beitrag mit der Schlagzeile bringen können: «Mutter und Baby sterben nach Krankenhausgeburt.» Hat sie aber nicht.

So wird in Deutschland die Müttersterblichkeit mit etwa 4 bis 4,5 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten angegeben. Das bedeutet, dass jährlich rund 35 bis 40 Frauen während oder bis zu 42 Tage nach der Geburt versterben. Eine Studie aus Berlin ergab derweil, dass die tatsächliche Zahl höher liegen könnte. Darin wurden 9,1 Todesfälle pro 100.000 Geburten ausgemacht, was auf eine Dunkelziffer hindeutet, wie etwa die Ärztezeitung im April berichtete.

Doch nicht nur das. So brachte das Ärzteblatt 2009 den Artikel «Geplante Hausgeburt so sicher wie Entbindung». Dabei berief man sich auf eine prospektive Kohortenstudie, die im Canadian Medical Association Journal veröffentlicht worden war.

Dabei ist diese Schlagzeile nicht einmal korrekt. Tatsächlich nämlich ergab die Arbeit, dass Hausgeburten mit einer niedrigeren perinatalen Mortalität verbunden waren im Vergleich zu Klinikgeburten, und die Rate geburtshilflicher Interventionen lag bei ihnen sogar deutlich niedriger. Die Autoren der Arbeit formulieren es wie folgt:

«Die perinatale Sterberate pro 1000 Geburten betrug in der Gruppe der geplanten Hausgeburten 0,35, in der Gruppe der geplanten Krankenhausgeburten lag sie bei 0,57 unter der Betreuung einer Hebamme und bei 0,64 unter der Betreuung eines Arztes.

Bei Frauen in der Gruppe mit geplanter Hausgeburt war die Wahrscheinlichkeit geburtshilflicher Eingriffe (zum Beispiel elektronische fetale Überwachung; assistierte vaginale Entbindung) oder negativer mütterlicher Folgen (zum Beispiel Dammriss dritten oder vierten Grades; postpartale Blutung) signifikant geringer als bei Frauen mit geplanter hebammenbegleiteter Krankenhausgeburt. Die Ergebnisse waren im Vergleich mit ärztlich assistierten Krankenhausgeburten ähnlich.»

Auch würden Neugeborene in der Gruppe mit Hausgeburten seltener Wiederbelebungsmaßnahmen oder eine Sauerstofftherapie über 24 Stunden hinaus benötigen als diejenigen in der Gruppe mit hebammenbegleiteter Krankenhausgeburt. Die Ergebnisse seien beim Vergleich mit Neugeborenen aus der Gruppe mit ärztlich assistierter Krankenhausgeburt ähnlich.

Außerdem komme es bei Neugeborenen in der Gruppe mit Hausgeburten seltener zu einer Mekoniumaspiration; und wenn sie im Krankenhaus geboren wurden, hätten sie häufiger ins Krankenhaus eingewiesen oder erneut eingewiesen werden müssen.

Fazit der Autoren:

«Geplante Hausgeburten unter Aufsicht einer registrierten Hebamme waren mit sehr niedrigen und vergleichbaren perinatalen Sterberaten verbunden sowie mit einer geringeren Rate geburtshilflicher Eingriffe und anderer negativer perinataler Folgen als geplante Krankenhausgeburten unter Aufsicht einer Hebamme oder eines Arztes.»

Cochrane schlussfolgerte dazu 2023:

«Bessere Beobachtungsstudien deuten zunehmend darauf hin, dass eine geplante Krankenhausgeburt für Frauen mit geringem Komplikationsrisiko nicht sicherer ist als eine geplante Hausgeburt, die von einer erfahrenen Hebamme mit ärztlichem Backup durchgeführt wird, sondern zu mehr Interventionen und Komplikationen führen kann.»

Die Bild selbst schrieb im Lauftext ihres besagten Artikels:

«Bei der Geburt ihres ersten Kindes im Jahr 2021 lief [für Cahill] im Krankenhaus nicht alles nach Plan. Sie verlor zu viel Blut, ihr neugeborenes Baby – ein kleiner Junge – erkrankte an einer Sepsis. Eine Woche lang mussten sie in der Klinik bleiben. Sie beschrieb die Erfahrung später als ‹traumatisch› und als eine der ‹härtesten Wochen meines Lebens›, wie englische Medien berichten.»

In der Headline kommt das aber nicht zum Ausdruck ...

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Die energetische Kapitulation Europas: Warum das Verbot von russischem Gas einem Energieselbstmord gleichkommt

vor 10 Stunden 26 Minuten

Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von l'AntiDiplomatico übersetzt und übernommen.

********

Europa hat beschlossen, sich selbst eine tiefe Wunde zuzufügen, indem es für den Energieselbstmord stimmte. Die Kosten dafür sind bereits jetzt dramatisch sichtbar und werden weiter steigen. Die Zustimmung des EU-Rates zu einer Verordnung, die ein vollständiges Verbot russischer Gasimporte – sowohl über Pipelines als auch über Flüssigerdgas – bis zum 1. Januar 2028 verhängt, stellt den letzten Schritt einer selbstzerstörerischen Strategie dar, die eher vom atlantischen Druck als von einer rationalen Abwägung der eigenen nationalen Interessen getrieben wird.

Der Weg ist klar: ein Stopp neuer Verträge ab 2026, ein Ende kurzfristiger Verträge bis Juni desselben Jahres und ein endgültiges Ende aller Verträge, einschließlich der langfristigen, ab 2028. Diese Entscheidung, die als Mittel zur Ressourcenentziehung für den Kreml präsentiert wurde, ist in Wirklichkeit ein Bumerang, der die industrielle Wettbewerbsfähigkeit des Kontinents lähmt.

Deutschland – ein paradigmatisches Beispiel –, einst die treibende Kraft Europas, erlebt eine langsame und unaufhaltsame Deindustrialisierung, während explodierende Energiekosten Unternehmen und Bürger erdrücken.

Das Paradox ist eklatant. Bis vor Kurzem deckte Russland rund 40 Prozent des europäischen Gasbedarfs. Diese zuverlässige und kostengünstige Versorgung wurde durch Infrastrukturen wie die Nord-Stream-Pipelines gewährleistet, die Deutschland im Interesse des europäischen Wohlstands stark unterstützte. Diese Pipelines, die später unter nie vollständig geklärten Umständen sabotiert wurden, deren Täter jedoch mehr als nur vorstellbar sind, symbolisieren die bewusste Trennung einer lebenswichtigen Verbindung.

Heute ist Russlands Anteil auf 12 Prozent gesunken und wurde hastig durch Gas aus den USA und Katar ersetzt, das per Schiff als Flüssigerdgas transportiert und zu deutlich höheren Preisen bezahlt wird.

Hier zeigt sich die Torheit dieser Entscheidung. Europa, inmitten weit verbreiteter wirtschaftlicher und sozialer Instabilität, entscheidet sich bewusst für teurere Lieferanten und nimmt die Nachteile für seine eigene Wirtschaft und die Menschen in Europa in Kauf, um einen in Washington ausgearbeiteten Plan zu erfüllen. Die Vereinigten Staaten haben einen sprunghaft ansteigenden Energieexport in den Alten Kontinent erlebt und sind damit zum Hauptnutznießer einer Krise geworden, die sie zunächst mit verursacht und dann verschärft haben.

Für «Energiesicherheitsnotfälle» werden Aussetzungsklauseln in Anspruch genommen – ein Mechanismus, der sich bald nicht mehr als Ausnahme, sondern als traurige Regel erweisen könnte. Denn die physische und wirtschaftliche Realität ist unerbittlich: Pipelinegas bleibt die effizienteste und kostengünstigste Quelle. Flüssige Alternativen sind nicht nur teurer, sondern machen Europa auch anfällig für die Volatilität der Weltmärkte.

Einige Länder wie Ungarn und die Slowakei haben im Bewusstsein der strukturellen Abhängigkeit ihrer Volkswirtschaften versucht, Widerstand zu leisten, wurden jedoch von Doppelmoral und mangelnder Flexibilität überrollt. Anstatt eine schwierige, aber notwendige strategische Autonomie anzustreben, hat sich Europa den US-amerikanischen Interessen unterworfen und auf den nächstgelegenen und bequemsten Lieferanten verzichtet.

Die Analyse der türkischen Zeitung dikGAZETE bietet eine noch drastischere Perspektive auf diese selbstzerstörerische Dynamik. Wie die Zeitung hervorhebt, hätten die europäischen Sanktionen in erster Linie der Wirtschaft des Kontinents selbst geschadet.

Die Anfälligkeit Europas in Bezug auf Energie ist nichts Neues: Zwischen 2006 und 2009 schürten Streitigkeiten zwischen Russland und der Ukraine über den Gastransit, die mit Zahlungsproblemen zusammenhingen, in Europa die Angst vor einem kalten Winter und verdeutlichten die Risiken instabiler Routen.

Genau um diese riskante Abhängigkeit zu vermeiden, plante Russland die Nord-Stream-Gaspipelines unter der Ostsee und umging dabei Transitländer. Ein Projekt, das, wie das türkische Medienportal betont, die damalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel trotz heftigen Widerstands der USA, der Ukraine und Polens unterstützte, weil es als konkreter Vorteil für die deutsche Bevölkerung und für Europa anerkannt wurde. Auf dem Höhepunkt dieser Zusammenarbeit war Russland das Rückgrat der Energieversorgung des Kontinents.

Heute, mit den Sanktionen und der Sabotage von Nord Stream, ist diese Verbindung zum Vorteil der USA gekappt, wie in der Analyse betont wird. «Vor den massiven Sanktionen», schreibt dikGAZETE, «waren die US-Öl- und Gasexporte nach Europa nur geringfügig gestiegen. Nach den strengen Sanktionen haben die Lieferungen nach Europa jedoch deutlich zugenommen.» Schätzungen zufolge könnten die US- und katarischen Exporte nach Europa 60 Prozent erreichen.

Europa sieht sich daher mit einer angeschlagenen Wirtschaft konfrontiert und ist gezwungen, einen Plan zu akzeptieren, der laut der Analyse der türkischen Zeitung «nicht auf den europäischen Bedürfnissen, sondern direkt auf den Interessen der USA basiert». dikGAZETE kommt zu dem Schluss, dass Russland der einzige ideale Lieferant für Europa in Bezug auf Komfort und Lieferkettenstabilität bleibe.

Die derzeitige Alternative ist, dass man zu wiederkehrenden Krisen verdammt ist, die durch ein Umfeld politischer und sozialer Instabilität noch verschärft werden. Der Ausweg wäre daher eine transparente Untersuchung der Sabotage der Nord Stream-Pipeline und die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Moskau, um diese sichere Versorgungsquelle wiederherzustellen. Bis dahin wird Europa weiterhin einen sehr hohen Preis für eine Entscheidung zahlen, die bestenfalls als unklug bezeichnet werden kann.

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Die energetische Kapitulation Europas: Warum das Verbot von russischem Gas einem Energieselbstmord gleichkommt

vor 10 Stunden 26 Minuten

Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von l'AntiDiplomatico übersetzt und übernommen.

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Europa hat beschlossen, sich selbst eine tiefe Wunde zuzufügen, indem es für den Energieselbstmord stimmte. Die Kosten dafür sind bereits jetzt dramatisch sichtbar und werden weiter steigen. Die Zustimmung des EU-Rates zu einer Verordnung, die ein vollständiges Verbot russischer Gasimporte – sowohl über Pipelines als auch über Flüssigerdgas – bis zum 1. Januar 2028 verhängt, stellt den letzten Schritt einer selbstzerstörerischen Strategie dar, die eher vom atlantischen Druck als von einer rationalen Abwägung der eigenen nationalen Interessen getrieben wird.

Der Weg ist klar: ein Stopp neuer Verträge ab 2026, ein Ende kurzfristiger Verträge bis Juni desselben Jahres und ein endgültiges Ende aller Verträge, einschließlich der langfristigen, ab 2028. Diese Entscheidung, die als Mittel zur Ressourcenentziehung für den Kreml präsentiert wurde, ist in Wirklichkeit ein Bumerang, der die industrielle Wettbewerbsfähigkeit des Kontinents lähmt.

Deutschland – ein paradigmatisches Beispiel –, einst die treibende Kraft Europas, erlebt eine langsame und unaufhaltsame Deindustrialisierung, während explodierende Energiekosten Unternehmen und Bürger erdrücken.

Das Paradox ist eklatant. Bis vor Kurzem deckte Russland rund 40 Prozent des europäischen Gasbedarfs. Diese zuverlässige und kostengünstige Versorgung wurde durch Infrastrukturen wie die Nord-Stream-Pipelines gewährleistet, die Deutschland im Interesse des europäischen Wohlstands stark unterstützte. Diese Pipelines, die später unter nie vollständig geklärten Umständen sabotiert wurden, deren Täter jedoch mehr als nur vorstellbar sind, symbolisieren die bewusste Trennung einer lebenswichtigen Verbindung.

Heute ist Russlands Anteil auf 12 Prozent gesunken und wurde hastig durch Gas aus den USA und Katar ersetzt, das per Schiff als Flüssigerdgas transportiert und zu deutlich höheren Preisen bezahlt wird.

Hier zeigt sich die Torheit dieser Entscheidung. Europa, inmitten weit verbreiteter wirtschaftlicher und sozialer Instabilität, entscheidet sich bewusst für teurere Lieferanten und nimmt die Nachteile für seine eigene Wirtschaft und die Menschen in Europa in Kauf, um einen in Washington ausgearbeiteten Plan zu erfüllen. Die Vereinigten Staaten haben einen sprunghaft ansteigenden Energieexport in den Alten Kontinent erlebt und sind damit zum Hauptnutznießer einer Krise geworden, die sie zunächst mit verursacht und dann verschärft haben.

Für «Energiesicherheitsnotfälle» werden Aussetzungsklauseln in Anspruch genommen – ein Mechanismus, der sich bald nicht mehr als Ausnahme, sondern als traurige Regel erweisen könnte. Denn die physische und wirtschaftliche Realität ist unerbittlich: Pipelinegas bleibt die effizienteste und kostengünstigste Quelle. Flüssige Alternativen sind nicht nur teurer, sondern machen Europa auch anfällig für die Volatilität der Weltmärkte.

Einige Länder wie Ungarn und die Slowakei haben im Bewusstsein der strukturellen Abhängigkeit ihrer Volkswirtschaften versucht, Widerstand zu leisten, wurden jedoch von Doppelmoral und mangelnder Flexibilität überrollt. Anstatt eine schwierige, aber notwendige strategische Autonomie anzustreben, hat sich Europa den US-amerikanischen Interessen unterworfen und auf den nächstgelegenen und bequemsten Lieferanten verzichtet.

Die Analyse der türkischen Zeitung dikGAZETE bietet eine noch drastischere Perspektive auf diese selbstzerstörerische Dynamik. Wie die Zeitung hervorhebt, hätten die europäischen Sanktionen in erster Linie der Wirtschaft des Kontinents selbst geschadet.

Die Anfälligkeit Europas in Bezug auf Energie ist nichts Neues: Zwischen 2006 und 2009 schürten Streitigkeiten zwischen Russland und der Ukraine über den Gastransit, die mit Zahlungsproblemen zusammenhingen, in Europa die Angst vor einem kalten Winter und verdeutlichten die Risiken instabiler Routen.

Genau um diese riskante Abhängigkeit zu vermeiden, plante Russland die Nord-Stream-Gaspipelines unter der Ostsee und umging dabei Transitländer. Ein Projekt, das, wie das türkische Medienportal betont, die damalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel trotz heftigen Widerstands der USA, der Ukraine und Polens unterstützte, weil es als konkreter Vorteil für die deutsche Bevölkerung und für Europa anerkannt wurde. Auf dem Höhepunkt dieser Zusammenarbeit war Russland das Rückgrat der Energieversorgung des Kontinents.

Heute, mit den Sanktionen und der Sabotage von Nord Stream, ist diese Verbindung zum Vorteil der USA gekappt, wie in der Analyse betont wird. «Vor den massiven Sanktionen», schreibt dikGAZETE, «waren die US-Öl- und Gasexporte nach Europa nur geringfügig gestiegen. Nach den strengen Sanktionen haben die Lieferungen nach Europa jedoch deutlich zugenommen.» Schätzungen zufolge könnten die US- und katarischen Exporte nach Europa 60 Prozent erreichen.

Europa sieht sich daher mit einer angeschlagenen Wirtschaft konfrontiert und ist gezwungen, einen Plan zu akzeptieren, der laut der Analyse der türkischen Zeitung «nicht auf den europäischen Bedürfnissen, sondern direkt auf den Interessen der USA basiert». dikGAZETE kommt zu dem Schluss, dass Russland der einzige ideale Lieferant für Europa in Bezug auf Komfort und Lieferkettenstabilität bleibe.

Die derzeitige Alternative ist, dass man zu wiederkehrenden Krisen verdammt ist, die durch ein Umfeld politischer und sozialer Instabilität noch verschärft werden. Der Ausweg wäre daher eine transparente Untersuchung der Sabotage der Nord Stream-Pipeline und die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Moskau, um diese sichere Versorgungsquelle wiederherzustellen. Bis dahin wird Europa weiterhin einen sehr hohen Preis für eine Entscheidung zahlen, die bestenfalls als unklug bezeichnet werden kann.

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Alternative Buchmesse «SeitenWechsel» in Halle – Anstoß für mehr Vielfalt und Meinungsfreiheit

vor 10 Stunden 27 Minuten

Im Zuge des andauernden Krisenzustands haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Verlage gegründet, die Bücher im Bereich der Gegenöffentlichkeit auf den Markt bringen. Sie schauen auf die gesellschaftspolitische Situation aus einer anderen Perspektive, üben Kritik am Status quo und sprechen Phänomene an, die im medialen Mainstream entweder verzerrt dargestellt oder sogar ignoriert werden.

So groß das Engagement aber ist, es erweist sich dennoch als schwer, ein größeres Publikum zu erreichen – nicht zuletzt deswegen, weil die großen Büchermessen in Leipzig und Frankfurt am Main ihnen Steine in den Weg legen. Diese Erfahrung hat vor allem die Buchhändlerin und Verlegerin Susanne Dagen gemacht. Sie wurde drangsaliert, diffamiert und geframet. Bisweilen gab es sogar tätliche Angriffe.

In der Buchbranche sind die gleichen Mechanismen zu beobachten wie in den anderen Gesellschaftsbereichen: Der Debattenraum wird verengt, unerwünschte Teilnehmer werden verdrängt, bisweilen sogar rabiat. Wer bei brisanten Themen der Zeit nicht den offiziellen Narrativen folgt, hat es schwer. Die heutigen Wahrheitswächter unternehmen alles, um ihre vermeintliche Deutungshoheit zu schützen.

Das geht auf Kosten der kulturellen Vielfalt. Doch die ist in demokratischen Gesellschaften ein hohes Gut, weshalb Dagen sich aufgemacht hat, sie zu retten – mit einer eigenen Buchmesse. Unter dem vielsagenden Titel «SeitenWechsel» öffnet sie am 8. und 9. November in Halle an der Saale zum ersten Mal ihre Türen.

Bekanntes Framing in den Leitmedien

Nachdem die alternative Buchmesse angekündigt worden war, dauerte es nicht lange, bis die Leitmedien mit dem mittlerweile bekannten Framing begannen. Bis heute bemüht man die üblichen Kampfbegriffe und Etiketten, gerät bisweilen aber auch auf Glatteis, vor allem bei dem Versuch, anhand des Veranstaltungsdatums eine «rechtsradikale» Gesinnung zu konstruieren.

Dabei wird gerne unterschlagen, dass der 9. November nicht nur mit der sogenannten Reichsprogrammnacht im Jahr 1938 in Verbindung steht, sondern auch mit dem Fall der Berliner Mauer 1989. Dagen, eine Dresdnerin, die zum letzteren Ereignis einen persönlichen wie emotionalen Bezug hat, führt praktische Gründe für das Datum an.

Man habe «SeitenWechsel» fern von den großen etablierten Buchmessen veranstalten lassen, sagte sie in einem Interview mit dem Kontrafunk, der zusammen mit Tichys Einblick als Medienpartner fungiert. «Aber auch in einer verkaufsstarken Zeit, nämlich vor Weihnachten», so Dagen weiter. Außerdem habe sie sich nach dem Belegungsplan der Messe in Halle gerichtet.

Im nächsten Jahr fällt «SeitenWechsel» auf den 7. und 8. November und im übernächsten wohl wieder auf ein anderes Datum. Damit dürften die Vorwürfe aus dem Mainstream entkräftet sein. Doch das hält die selbsternannten Meinungswächter nicht davon ab, weiter Stimmung gegen die alternative Buchmesse zu machen und sogar zu Störaktionen aufzurufen.

Zäsur in der Buchbranche im Jahr 2017

Dabei sind diese der ursprüngliche Grund, warum Dagen eine eigene Buchmesse initiiert hat. Im Jahr 2017 machte sie in Frankfurt eine unschöne Erfahrung. Auf der Herbstmesse wurden mehrere Stände konservativer Verlage beschädigt, nachdem der Veranstalter gegen sie politisch Stimmung gemacht hatte. Dagen spricht von einer «Zäsur». Eine wesentliche Rolle spielte damals der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, indem er mit einem öffentlichen Aufruf die Aggressionen schürte.

In der Folge veröffentlichte Dagen den Protestruf «Charta 2017», unterzeichnet von namhaften Autoren wie Uwe Tellkamp, Hans-Joachim Maaz und Matthias Matussek. Der Börsenverein reagierte mit einem Gegenangriff und verbannte im kommenden Jahr die missliebigen Verlage in einen abgetrennten Bereich. Da sei ihr klar geworden, dass es keine freie Buchmesse mehr gebe, so Dagen.

«SeitenWechsel» soll diese Lücke nun schließen und die schwindende Meinungsfreiheit retten. Rund 60 Verlage nehmen an ihr teil, obwohl die Organisatorin fünf Mal so viele angeschrieben hatte, auch solche, die sich als «links» verstehen. Doch die lehnten ab oder reagierten gar nicht. Während sie aber zusammen mit staatlich geförderten Vorfeldorganisationen weiter Stimmung gegen die Buchmesse machen, stößt diese beim Publikum auf große Resonanz. Dagen rechnet mit 5.000 Besuchern und berichtet von einem sehr gut laufenden Kartenvorverkauf.

Programm der Buchmesse

Wer den Weg nach Halle nicht scheut, erlebt an beiden Tagen ein reichhaltiges Programm. In vier Räumen und auf einer großen Bühne werden Autoren und Publizisten aus ihren Büchern lesen oder Interviews geben. Mit dabei sind Prominente wie Vera Lengsfeld, Uwe Steimle und Michael Klonovsky.

Dagens BuchHaus Loschwitz beginnt am Samstag mit dem Medienwissenschaftler Michael Meyen, der über den «Staatsfunk» sprechen wird. Auf ihn folgt Gloria von Thurn und Taxis mit «Lektionen» aus ihrem Leben. Am späten Nachmittag schließt Gerald Grosz den Tag ab, indem er «Merkels Werk» unter die Lupe nimmt.

Am Tag darauf liest Uwe Tellkamp einen Auszug aus seinem neuen Roman «Die helle Nacht». In den anderen Räumen führen Verlage wie die Edition Milestone, Ahriman sowie Antaios oder das Lektorat Dr. Gerburg Weiß Veranstaltungen durch. Auch der Kontrafunk lädt zu Interviews ein. Thematisch wird es von Corona über den politischen Islam bis hin zu der Bedeutung von Wahlergebnissen gehen.

Dass sich Dagen für die Messe in Halle als Austragungsort entschieden hat, liegt unter anderem an der zentralen Lage innerhalb Deutschlands und an den geringeren Standmieten. Darüber hinaus gibt es einen weiteren Vorteil gegenüber den Pendants in Frankfurt und Leipzig: Anders als diese befindet sich die Messe Halle nicht in kommunaler Hand, womit eine kurzfristige Kündigung nicht zu befürchten ist, selbst wenn Politik und Akteure aus der sogenannten «Zivilgesellschaft» Druck ausüben.

Dagen sieht in der Austragung der alternativen Buchmesse einen «Lackmustest» und hofft auf einen Wandel. Dieser gehe immer von einigen wenigen aus, die voranschreiten und damit Dinge in Bewegung setzen, so die Organisatorin.

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Fähigkeiten bei Schülern rauschen ab – ob in Mathe, Bio, Chemie, Physik oder Lesen

vor 10 Stunden 34 Minuten

Bundesweit haben sich Neuntklässler in Mathe und in den Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik verschlechtert. Die Leistungen sanken quer durch alle Bundesländer und Schulformen. Mehr als ein Viertel verfehlte die Mindestanforderung für den Mittleren Schulabschluss.

Das sind die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2024, einer bundesweiten Vergleichsstudie zu Kompetenzen von Neuntklässlern in Mathematik, Biologie, Chemie und Physik. Diese «fallen besorgniserregend aus», wie es auf der Seite des Instituts für Qualitätssicherung im Bildungswesen (IQB) heißt. Denn in allen vier untersuchten Fächern würden die Regelstandards seltener erreicht und die Mindeststandards häufiger verfehlt als noch 2018 und 2012.

Die Autoren der Studie messen die Leistungen mit einer sogenannten Globalskala. Sie wurde so festgelegt, dass alle Neuntklässler in Deutschland im Jahr 2012 im Durchschnitt 500 Punkte erreichten. Während sich die Ergebnisse zwischen 2012 und 2018 kaum veränderten, zeigt die aktuelle Erhebung einen deutlichen Abwärtstrend.

Die Forschenden führen einen großen Teil der negativen Entwicklungen auf die «Corona-Zeit» zurück. Die jetzigen Neuntklässler waren zu deren Beginn in der 5. Klasse – mitten in einer entscheidenden Lernphase. Wochenlanges Homeschooling, soziale Isolation und fehlende Förderung und Betreuung hätten tiefe Spuren hinterlassen.

Ähnlich besorgniserregend sieht es aus im vielleicht wichtigsten Fach: Lesen. Dieses bildet im Grunde die Grundlage für alle Lern- und Lebensbereiche. Doch Trendanalysen zeigen: Im Vergleich zu früheren Messungen ist der Wert in Deutschland signifikant gesunken.

So erreicht mittlerweile ein Viertel der Kinder in Deutschland nicht mehr den international festgelegten Mindeststandard beim Lesen (Kompetenzstufe III), der zum erfolgreichen Lernen nötig wäre.

Dieser Anteil ist im Vergleich zu 2016 stark angestiegen, und zwar von 18,9 auf 25,4 Prozent. 2001 hatte er noch bei 17 Prozent gelegen. Zudem hat sich der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die nur ein rudimentäres Leseverständnis (Kompetenzstufe I) aufweisen, von 2001 bis 2021 mehr als verdoppelt – von 3 Prozent auf 6,4 Prozent.

Noch dramatischer sieht die Situation in den USA aus. Dort erreichten 32 Prozent der Highschool-Absolventen im Jahr 2024 nicht einmal das Basisniveau im Lesen – ein Anstieg von 12 Prozentpunkten im Vergleich zu 1992. Bei den Viertklässlern liegt der Prozentsatz sogar bei 40 Prozent.

Die New York Post schrieb dazu:

«US-Testergebnisse in Mathematik und Lesen erreichen seit der Schließung der Schulen aufgrund von COVID neue Tiefststände. Bildungsministerin Linda McMahon sprach von einem ‹verheerenden Trend›.

So zeigt die National Assessment of Educational Progress (NAEP)[, die größte repräsentative und kontinuierliche Leistungsbewertung von US-Schülern], dass nur 35 Prozent der Highschool-Absolventen gute Lesekenntnisse hatten. Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn dieser Erhebung im Jahr 1992.

Noch schlechter fielen die Mathematikergebnisse der Zwölftklässler aus: Nur 22 Prozent erreichten die erforderlichen Kenntnisse, der niedrigste Wert seit Einführung des aktuellen Tests im Jahr 2005.»

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Studie: Nicht nur Antibiotika, auch viele andere Medikamente können die Darmflora über Jahre hinweg negativ verändern

vor 10 Stunden 53 Minuten

«Einige sehr gängige Medikamente können sich langfristig auf Ihre Darmgesundheit auswirken.» Darauf macht Fox News Digital aufmerksam und beruft sich dabei auf eine große Studie aus Estland.

Diese Arbeit zeigt, dass nicht nur Antibiotika das Darmmikrobiom – oder das Ökosystem, das im Darm lebt – verändern können, sondern auch andere Medikamente wie Antidepressiva und Erkältungsmittel. Diese Effekte könnten sich unterdessen mit der Zeit verstärken und sogar noch Jahre nach der Einnahme der Medikamente anhalten.

Für die Studie wurden Stuhlproben von 2.509 Personen analysiert und deren Mikrobiomdaten mit elektronischen Gesundheitsakten verknüpft, die bis zu fünf Jahre Rezepthistorie enthielten. Etwa 4,4 Jahre später wurde eine zweite Stuhlprobe von einer Untergruppe von 328 Personen entnommen.

Die Forscher untersuchten dabei, welche Medikamente mit Veränderungen des Mikrobioms in Zusammenhang stehen, ob die Menge oder Dauer der Einnahme diese Auswirkungen verstärkt und was mit einem Patienten passiert, wenn mit der Einnahme eines Medikaments begonnen oder es abgesetzt wird.

Ergebnis: Von den 186 getesteten Medikamenten wurden 167 oder 89,8 Prozent mit mindestens einer mikrobiellen Wirkung in Verbindung gebracht.

Die Forscher fanden zudem heraus, dass viele Medikamente, darunter Antibiotika, Psycholeptika, Antidepressiva, Protonenpumpenhemmer (PPI), Betablocker und Benzodiazepin-Derivate, auch dann noch mit der Veränderung des Mikrobioms in Zusammenhang standen, wenn sie bereits Jahre vor der Studie eingenommen worden waren.

Bei einigen Medikamenten war eine häufigere oder längere Einnahme mit einer stärkeren Störung des Mikrobioms verbunden, was darauf hindeutet, dass sich diese Auswirkungen im Laufe der Zeit verstärken.

Die Studie ergab außerdem, dass das Beginnen und Absetzen von bestimmten Medikamente – insbesondere von PPIs, einer bestimmte Klasse von Antidepressiva (SSRIs) und einigen Antibiotika – zu Veränderungen des Mikrobioms führen kann.

Fox News Digital zitiert dazu Marc Siegel, den leitenden medizinischen Analysten bei Fox News, mit dem «alten Sprichwort»: «Du bist, was du isst.» Und weiter:

«Es könnte sich herausstellen, dass Sie auch die Medikamente sind, die Sie einnehmen.»

Siegel zeigt sich auch nicht wirklich überrascht von den Ergebnissen der Arbeit, so Fox News Digital. Seiner Auffassung nach sei nämlich die Darmflora empfindlich und könne «leicht durch aktive Chemikalien verändert werden». Zugleich warnt er:

«Dies kann kurz- und langfristige Auswirkungen auf Stoffwechselprozesse haben – und zwar nicht nur auf die Gesundheit des Magen-Darm-Systems, sondern auch auf das Gehirn. Denn mit dem Vagusnerv besteht eine direkte Verbindung zwischen Darm und Gehirn.»

In diesem Zusammenhang berichtete TN kürzlich über eine Studie, der zufolge der künstliche Süßstoff Aspartam Darmbakterien verändern und darüber auch das Risiko für Hirntumore erhöhen kann. Die Studie war in Scientific Reports erschienen und zeigte auf, dass Aspartam das Glioblastomrisiko steigert, indem es über die Beeinflussung der Darmmikrobiota die Darm-Hirn-Achse beeinflusst – den bidirektionalen Weg, über den Darm und Gehirn miteinander kommunizieren.

Daher stuft der Siegel die aktuelle Studie auch als eine mit wichtigen Implikationen ein, die zu vielen weiteren Forschungsarbeiten führen sollte. Insbesondere sollte der Zusammenhang zwischen der durch verschiedene Medikamente veränderten Darmflora und verschiedenen Krankheiten untersucht werden.

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«Paracetamol betäubt nicht nur den Schmerz, sondern auch unsere Menschlichkeit»

21. Oktober 2025 - 0:08

Ende September hat die Trump-Regierung das Schmerzmittel Paracetamol, das in den USA unter dem Markennamen Tylenol erhältlich ist, mit Autismus in Verbindung gebracht. Am 22. September hat auch die US-Medikamentenzulassungsbehörde FDA Ärztinnen und Ärzte darauf hingewiesen, dass in den vergangenen Jahren mehrere Studien eine Assoziation zwischen vorgeburtlicher Einnahme von Acetaminophen (Paracetamol/Tylenol) und neurologischen Erkrankungen wie Autismus und ADHS beschrieben haben. Die FDA schreibt weiter:

«Im Sinne der Patientensicherheit und einer umsichtigen Medizin sollten Ärzte erwägen, die Verwendung von Paracetamol während der Schwangerschaft bei routinemäßigem leichtem Fieber auf ein Minimum zu reduzieren.»

Doch das Tylenol-Problem ist noch viel tieferer und grundlegender Art, wie Sayer Ji, Gründer von Greenmedinfo, in seinem Substack-Beitrag «Tylenol: Vom Schmerzmittel zum Empathiekiller: Warum Amerikas vertrauenswürdigste Droge unsere Menschlichkeit stillschweigend betäubt» schreibt. Ji meint:

«Es ist eine soziale und spirituelle Krise. Wenn ein Viertel der Erwachsenen in den USA wöchentlich Tylenol nimmt, schädigen wir möglicherweise unsere kollektive Fähigkeit zum Mitgefühl.»

So hätten in einer in der Fachzeitschrift Psychological Science 2025 veröffentlichten, bahnbrechenden Studie mit dem Titel «Rezeptfreie Linderung von Schmerzen und Freuden gleichermaßen» Forscher der Ohio State University gesunden Erwachsenen eine einzige Standarddosis von 1.000 mg Tylenol verabreicht. Anschließend setzten sie sie emotional aufgeladenen Bildern aus, die von verstörend bis erhebend reichten.

Das Ergebnis sei eindeutig gewesen, so Ji. Verstörende Bilder wurden weniger negativ bewertet, erbauliche Bilder weniger positiv. Durch die Bank hätten die Teilnehmer berichtet, dass sie selbst bei der Betrachtung extrem verstörender Bilder weniger emotionale Erregung verspürten.

Die Hirnforschung helfe auch zu erklären, warum das der Fall sei, führt Ji weiter aus. So dämpfe Paracetamol die Aktivität in der vorderen Inselrinde und im vorderen cingulären Cortex – Regionen, die sowohl für die Verarbeitung von körperlichem Schmerz als auch von emotionaler Resonanz verantwortlich seien. «Es sind dieselben Schaltkreise, die es uns ermöglichen, Empathie zu empfinden und von Freude, Ehrfurcht oder Trauer bewegt zu werden», so der 53-Jährige.

Die Autoren selbst kommen zu folgendem Schluss:

«Paracetamol schwächt die Bewertungen und emotionalen Reaktionen von Personen auf negative und positive Reize gleichermaßen ab. (...) Anstatt Paracetamol lediglich als Schmerzmittel zu bezeichnen, könnte man es besser als Allzweckmittel zur Linderung von Emotionen beschreiben.»

Doch damit nicht genug. Tylenol verringere auch das Mitgefühl für das Leid anderer, wie etwa eine Arbeit aus dem Jahr 2016 mit dem Titel «Vom Schmerzmittel zum Empathiekiller» demonstriert habe.

Des Weiteren erhöht es die Risikobereitschaft, wie Baldwin Way vom Institut für Psychologie an der Ohio State University zusammen mit zwei anderen Forschern 2020 in einer Untersuchung aufzeigen konnte. In diesem Zusammenhang wurde unter anderem ein simpler Test durchgeführt:

545 Teilnehmer bliesen einen virtuellen Ballon auf, um Geld zu verdienen, obwohl sie wussten, dass er platzen könnte. Die Tylenol-Gruppe pumpte die Ballons deutlich häufiger auf, was mehr Ballons zum Platzen brachte – ein klarer Beweis für eine abgeschwächte Angst vor negativen Konsequenzen.

Sayer Ji schreibt:

«Der Mechanismus scheint der emotionalen Betäubungswirkung von Paracetamol zu ähneln: Indem es negative Gefühle abschwächt, dämpft das Medikament auch die Angstsignale, die normalerweise riskantes Verhalten hemmen.

Das Ausmaß der Gefährdung ist erschütternd. Rund 52 Millionen Amerikaner nehmen jede Woche Paracetamol ein. Selbst geringfügige Veränderungen in der Risikobewertung, die sich durch einen so weit verbreiteten Konsum noch verstärken, könnten sich auf die Gesellschaft auswirken und Entscheidungen in den Bereichen Gesundheit und Sicherheit, Finanzen, Beziehungen und mehr beeinflussen.»

Doch nicht nur nehme ein Viertel der Erwachsenen in den USA wöchentlich Tylenol ein. «Auch enthalten 600 Medikamente Paracetamol, von Erkältungsmitteln bis hin zu verschreibungspflichtigen Opioiden», so Ji weiter. Zudem stünden 110.000 gesundheitliche Schäden und Todesfälle pro Jahr im Zusammenhang mit Paracetamol. Im Übrigen sei Empathieminderung bereits nach einer Einzeldosis messbar.

«Dies ist kein Randproblem», warnt Ji. «Es handelt sich um eine Krise der öffentlichen Gesundheit mit spirituellen Dimensionen». Das berühre eine tiefere Frage:

«Was passiert mit einer Gesellschaft, wenn ihre am weitesten verbreitete Droge das Mitgefühl schwächt, die Freude trübt und zu rücksichtslosem Risikoverhalten anregt?

Wir sind nicht nur mit einer Epidemie der Lebertoxizität konfrontiert. Wir sind mit einer subtilen Epidemie der Seelentoxizität konfrontiert. Tylenol betäubt möglicherweise nicht nur den Schmerz, sondern auch unsere Menschlichkeit selbst.»

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Digitale ID: In Großbritannien Proteste, in Deutschland «Schützenhilfe» der Medien

21. Oktober 2025 - 0:04

In London gingen am Wochenende tausende Menschen gegen die Pläne der britischen Regierung zur digitalen ID auf die Straße. Diese Proteste sind Ausdruck der über das politische Spektrum verbreiteten Kritik, nachdem Premierminister Keir Starmer ein solches System und dessen obligatorische Nutzung für Arbeitszwecke bis 2029 angekündigt hatte (wir berichteten).

Die Regierung gibt vor, mit dieser Maßnahme die illegale Einwanderung bekämpfen zu wollen. Doch die Kritiker haben profunde Bedenken. Der ehemalige konservative Minister David Davis, der sich schon gegen die ID-Pläne von Tony Blairs Labour-Regierung einsetzte, wird von mehreren Medien folgendermaßen zitiert:

«Digitale Identitäten und ID-Karten mögen zwar nach modernen und effizienten Lösungen für Probleme wie illegale Einwanderung klingen, doch solche Behauptungen sind bestenfalls irreführend. Die damit verbundenen Systeme stellen eine erhebliche Gefahr für die Privatsphäre und die Grundfreiheiten der britischen Bevölkerung dar.»

Während es also in Großbritannien weit verbreitet grundsätzlichen Widerstand gegen die Einführung gibt, bekommt die Politik von deutschen Medien sogar «Schützenhilfe» für derartige Pläne. Das Online-Portal Heise analysierte jetzt zum Beispiel, wie die elektronische Brieftasche für die beschlossene und bereits entstehende EU-weite digitale ID (EUDI) erfolgreich sein könnte.

«Zu Weihnachten 2026 will die EU alle Europäer mit einer App beschenken», schreibt Heise und erinnert an die Pflicht der Mitgliedsstaaten, den Bürgern bis dahin eine Wallet-Anwendung für digitale Ausweise zur Verfügung zu stellen.

Die deutsche Bundesregierung stelle für dieses Ziel viel Steuergeld bereit und habe mit der Entwicklung der deutschen EUDI-Wallet-App die Bundesagentur für Sprunginnovationen beauftragt. Damit die Entwicklungsmillionen nicht vergeudet wären, hat das Portal einige Tipps parat, wie man die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger erhöhen könnte.

Ein Vorteil im Vergleich zum existierenden digitalen Personalausweis sei, dass die EUDI-Wallet auch «alle möglichen Nachweise von der Geburtsurkunde bis zum Steuerbescheid» speichern könne. Ganz im Stile und Tonfall der EU befindet Heise außerdem:

«Helfen dürfte auch, dass die EU Unternehmen aus zahlreichen Branchen dazu verpflichtet, die EUDI-Wallet als Identitätsnachweis zu akzeptieren, etwa Banken, Versicherungen sowie Energie- und Telekommunikationskonzerne.»

Für einen «Durchbruch der Wallet» werde es nicht reichen, so Heise, nur die Ausweisfunktion und eine digitale Variante des Führerscheins in die Wallet zu stecken, wie es die Bundesregierung plane. Wenn die App ein Erfolg werden solle, müssten auch Nachweise wie eine Krankenkassenkarte, Bezahlkarten, Mitarbeiterausweise, Membership-Karten und solche für die Bücherei oder das Fitnessstudio in die digitale Brieftasche. So könne man die App im Alltag etablieren.

Das Portal bedauert, dass die Bundesregierung private Unternehmen kaum verpflichten werde, digitale Nachweise in einem EUDI-Wallet-kompatiblen Format zur Verfügung zu stellen. Dafür könne sie jedoch im öffentlichen Sektor durchaus Druck in dieser Richtung ausüben, damit staatliche Nachweise wie Meldebescheinigungen, Schulzeugnisse oder Geburtsurkunden in der App landen.

Wenn die Zusammenarbeit von Nachweisausstellern und Akzeptanzstellen nicht praxistauglich werde, könne man die Nutzer nur schwer in das System bringen. Diese würden dann lieber die vorinstallierten Wallets von Apple oder Google verwenden, prophezeit das Portal. Es wäre zu ergänzen, dass Benutzer mit Sinn für Privatsphäre und Selbstbestimmung alle diese Varianten meiden sollten.

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