«Der Staat ist eine Institution, die von Banden geführt wird, die aus Mördern, Plünderern und Dieben besteht, umgeben von willfährigen Handlangern, Propagandisten, Speichelleckern, Gaunern, Lügnern, Clowns, Scharlatanen, Blendern und nützlichen Idioten - eine Institution, die alles verdreckt und verdunkelt, was sie berührt.» (– Prof. Hans-Hermann Hoppe).
ANF NEWS (Firatnews Agency) - kurdische Nachrichtenagentur
Öcalan: Demokratische Gesellschaft, Frieden und Integration zentrale Begriffe des Prozesses
Der kurdische Repräsentant Abdullah Öcalan hat sich in einem Besuchsgespräch mit der Imrali-Delegation der DEM-Partei zur politischen Lage geäußert und dabei die Bedeutung von „demokratischer Gesellschaft, Frieden und Integration“ als zentrale Bausteine eines möglichen Lösungsprozesses hervorgehoben.
Die Zusammenkunft fand am Donnerstag statt und dauerte laut Angaben der Partei drei Stunden. Teil der Delegation waren die DEM-Abgeordneten Pervin Buldan und Mithat Sancar sowie der Rechtsanwalt Faik Özgür Erol von der Istanbuler Kanzlei Asrin, die Öcalan und alle anderen Imrali-Gefangenen juristisch vertritt.
In einer anschließenden schriftlichen Erklärung der Delegation hieß es, Öcalan befinde sich in „guter gesundheitlicher und psychischer Verfassung“ und habe eine umfassende Analyse zum bisherigen Verlauf des Friedens- und Demokratisierungsprozesses abgegeben. Die kurdische Frage beschrieb er demnach als so tiefgreifend, dass sie eine „chirurgisch präzise Herangehensweise“ verlange.
„Demokratische Gesellschaft, Frieden und Integration sind die drei Schlüsselbegriffe dieses Prozesses“, wurde Öcalan zitiert. Nur auf dieser Grundlage könne eine tragfähige Lösung gefunden werden. Der gegenwärtige Zeitpunkt verlange einen neuen Abschnitt, in dem konkrete Schritte auf allen Ebenen eingeleitet würden.
Demokratische Republik als strategischer Rahmen
Öcalan habe betont, dass seine politische Präferenz weiterhin in einer Integration innerhalb einer „demokratischen Republik mit einer auf demokratischer Gesellschaft basierenden Struktur“ liege. Diese strategische Ausrichtung sei aus seiner Sicht im Interesse aller Teile der Gesellschaft in der Türkei.
Die ablehnende oder vereinfachende Darstellung dieses Konzepts durch Teile der politischen und medialen Öffentlichkeit schade dem Prozess, hieß es weiter in der Erklärung. Zum Abschluss des Treffens habe Öcalan erneut seine Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern möglich und notwendig seien.
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TMMOB: Strategie der Geschichtsauslöschung in Newala Qesaba
Die unter staatlicher Zwangsverwaltung stehende kurdische Stadt Sêrt (tr. Siirt) hat das historische Gelände von Newala Qesaba erneut zur Bebauung freigegeben. Das Areal gilt als inoffizielles Massengrab – mit Überresten armenischer und kurdischer Opfer. Die Ingenieur- und Architektenkammer (TMMOB) spricht von einer „gezielten Strategie zur Auslöschung“ kollektiven Gedächtnisses.
Nach Angaben von Fırat Şimşek, Sekretär der TMMOB-Kammer in Sêrt, wurde der Bebauungsplan im April dieses Jahres vom eingesetzten Zwangsverwalter ohne Einbindung lokaler Fachgremien verändert. Vorgesehen ist demnach der Bau mehrstöckiger Wohnhäuser auf einem Gelände, das laut Şimşek als Ort historischer Gewalt und Erinnerung geschützt werden müsse. Bereits in der Vergangenheit waren auf Newala Qesaba ein Krankenhaus und ein Wohnheim errichtet worden. Knochenfunde bei Bauarbeiten wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen achtlos entsorgt worden.
„Newala Qesaba ist ein Ort, an dem die kollektive Erinnerung an Gewalt, Vertreibung und Tod bewahrt werden muss“, sagte Şimşek. Stattdessen verfolge die Zwangsverwaltung eine Politik der systematischen Geschichtsauslöschung. Die wiederholte Freigabe zur Bebauung sei Ausdruck eines staatlichen Umgangs mit Geschichte, der auf Vernichtung statt Aufarbeitung setze.
Entscheidung des gewählten Stadtrats wieder aufgehoben
Nach den Kommunalwahlen vom 31. März 2024 – die DEM hatte trotz tausender Geisterwähler mit 53 Prozent der Stimmen gewonnen – hatte der neu gewählte Stadtrat die vorangegangenen Bebauungsentscheidungen für Newala Qesaba zunächst aufgehoben. Mit der erneuten Einsetzung eines Zwangsverwalters wurde diese Entscheidung jedoch revidiert. In der Folge wurde ein geänderter Flächennutzungsplan beschlossen, der nun den Bau von fünf- bis achtstöckigen Gebäuden ermöglicht. Eine Klage zur Aussetzung der Baumaßnahmen ist anhängig, das Verfahren verzögere sich allerdings wegen der Gerichtsferien, so Şimşek.
Millionenschäden durch mangelhafte Planung
Der TMMOB-Vertreter weist darüber hinaus auf erhebliche planerische und technische Mängel hin. So sei etwa ein 400-Betten-Krankenhaus auf einem ungeeigneten Baugrund errichtet worden. Statt den Standort zu verlegen, seien kostenintensive Bodenverbesserungen durchgeführt worden – zum Schaden der öffentlichen Kassen. „Rund 400 Millionen Lira wurden faktisch im Boden versenkt“, so Şimşek. Ein weiteres Beispiel sei ein Studierendenwohnheim für 750 Personen, das ohne vorherige Bodenuntersuchung errichtet wurde. Wenige Monate nach der Eröffnung habe es strukturelle Schäden an den Fundamenten gegeben. Das Gebäude sei evakuiert und seither nicht mehr genutzt worden – seit über zehn Jahren stehe es leer.
Knochenfunde entsorgt
Newala Qesaba gilt seit Jahrzehnten als Ort zahlreicher inoffizieller Bestattungen. Hier sollen sowohl Opfer des Genozids an den Armenier:innen von 1915 als auch Mitglieder der kurdischen Guerilla sowie zivile Opfer des schmutzigen Krieges des türkischen Staates in Kurdistan beerdigt worden sein. 1989 waren erstmals bei einer Grabung menschliche Überreste gefunden worden. Die Arbeiten wurden jedoch noch am selben Tag auf Anordnung der Provinzverwaltung gestoppt – seither fanden keine offiziellen Untersuchungen mehr statt. Menschenrechtsorganisationen wie der IHD fordern eine umfassende Untersuchung der bisherigen Funde. Das achtlose Entsorgen menschlicher Überreste sei ein schwerwiegender Verstoß gegen internationale Standards und könne als Beweismittel für Verbrechen gegen die Menschlichkeit dienen.
„Friedensprozess braucht Erinnerungsorte“
Für Şimşek ist die Freigabe von Newala Qesaba zur Bebauung nicht nur ein stadtplanerischer Fehltritt, sondern auch ein Angriff auf die kollektive Erinnerung der Gesellschaft. „Krieg zerstört nicht nur Leben, sondern auch Landschaften, Städte, Identitäten“, sagte er. „Diese Zerstörung darf nicht aus dem Gedächtnis getilgt werden.“
Die TMMOB bereite derzeit eine Fachkonferenz in Mêrdîn (Mardin) vor – unter dem Titel: „Die Rolle von Ingenieur:innen im Friedensprozess“. Ziel sei es, die soziale Verantwortung der Fachverbände zu unterstreichen und Impulse für einen zivilgesellschaftlich getragenen Wiederannäherungsprozess zu geben.
Der Verband fordert, das Gelände von Newala Qesaba als Erinnerungsstätte zu schützen und langfristig in ein kollektives Gedächtnisprojekt zu integrieren. „Was heute als Brachfläche erscheint, ist in Wahrheit ein Ort, der von den traumatischsten Kapiteln der Geschichte dieses Landes erzählt“, sagte Şimşek. „Die Wunden der Vergangenheit zu leugnen oder zu überbauen, bedeutet, sie zu reproduzieren.“
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https://deutsch.anf-news.com/kurdistan/koloniale-kontinuitaten-luxusvillen-auf-newala-qesaba-31676 https://deutsch.anf-news.com/menschenrechte/bauarbeiten-auf-massengrabstatte-newala-qesaba-genehmigt-47708 https://deutsch.anf-news.com/kurdistan/klage-gegen-bauplane-auf-massengrabstatte-newala-qesaba-eingereicht-47204
Kurdische Filmtage in Bielefeld im September
Die Initiative Frieden und Hoffnung e.V. lädt in Kooperation mit der Volkshochschule Bielefeld vom 19. bis zum 28. September 2025 zu den Kurdischen Filmtagen ins Lichtwerk Kino Bielefeld ein. Das Festival präsentiert ein facettenreiches Programm mit vier Spielfilmen und zwei Kurzfilmen, die sich mit der Kultur, Geschichte und Gegenwart Kurdistans auseinandersetzen.
Die Veranstalter:innen wollen es mit diesem kulturellen Angebot ermöglichen, Filme aus unterschiedlichen Teilen Kurdistans kennenzulernen. Sie zielen darauf ab, die Vielfalt der kurdischen Filmkunst zu präsentieren und gleichzeitig Raum für Austausch zu schaffen. Die Kurdischen Filmtage OWL wollen Raum für Begegnung, Austausch und Reflexion bieten. Die Ausdruckskraft kurdischer Filmkunst soll gewürdigt und neue Perspektiven eröffnet werden.
Den feierlichen Auftakt bildet am 19. September der Film Oy’una geldik (mit deutschen Untertiteln), vorgestellt vom renommierten Regisseur und Drehbuchautor Kazim Öz, der persönlich vor Ort sein wird. Ergänzt wird der Abend durch den Kurzfilm Bizin.
Das vollständige Programm
Oy’una geldik
Freitag, 19. September, 18:00 Uhr
In „Oy’una geldik“ geht es um einen erbitterten Machtkampf zwischen Politik, Einfluss und Profitgier. Fehlgeleitete und unerfüllte politische Versprechen führen schließlich zu Unmut und Revolten in der Bevölkerung. Regie: Kazim Öz (wird vor Ort sein); Türkei 2025, Laufzeit: 119 Min. mit deutschen Untertiteln, FSK 6, Darsteller: İlyas Salman, Ömür Arpacı, Kanbolat Görkem Arslan
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=KdpJA90nkhk
Im Anschluss wird der Kurzfilm „Bizin“ gezeigt.
Schildkröten können fliegen
Sonntag, 21. September, 15:00 Uhr
In „Schildkröten können fliegen“ spielt ein kurdischer Junge, der in einem Geflüchtetenlager an der irakisch-türkischen Grenze lebt, eine zentrale Rolle für jung und alt in seiner Umgebung. Die Geschichte der Flüchtlingskinder wird in diesem Film ausschließlich aus deren eigener Perspektive gezeigt. Die Held:innen dieses Films haben den Krieg erlebt, haben sich schlimme Verletzungen zugezogen, denn alle sind Laiendarsteller:innen aus der Region. Regie: Bahman Ghobadi; Frankreich, Irak, Iran 2004; Original in Kurdisch mit deutschen Untertiteln, FSK 6
Trailer: https://www.youtube.com/watch?feature=shared+&v=oOgK97ryCYw
Im Anschluss wird der Kurzfilm „Ido“ gezeigt.
Hêvî
Freitag, 26. September, 19:00 Uhr
In „Hêvî“ geht es um das Leben des taubstummen Zeyno (9), seinen Vater Mustafa (42) und seinen älteren Bruder Çeto (20), die aus Geldnot in die Viehzucht einsteigen. Regie: Orhan Ince; Land: Türkei 2024, 80 Minuten, FSK 12 J., Original mit englischen Untertiteln
Trailer: https://www.youtube.com/watch?feature=shared&v=fWcTSwhnxaM
Haus ohne Dach
Sonntag, 28. September, 15:00 Uhr
Drei in Kurdistan geborene, aber in Stuttgart aufgewachsene Geschwister wollen den letzten Willen ihrer Mutter erfüllen. Sie wollte in ihrem kurdischen Heimatdorf neben dem im Irakkrieg unter dem Regime von Saddam Hussein getöteten Vater beerdigt werden. Regie: Soleen Yusef; Deutschland, 1 Std. 57 Min, FSK 12, Original mit deutschen Untertiteln
Trailer: https://www.youtube.com/watch?feature=shared+&v=MX7bopOfuJo
Tickets:
www.arthousekinos-bielefeld.de
Trailer & weitere Informationen:
Kontakt:
Initiative Frieden und Hoffnung e.V.
c/o Grüner Würfel, Kesselbrink 2, 33602 Bielefeld
www.initiative-kurdistan.org
E-Mail: info@initiative-kurdistan.org
Tel: 0157 75399487
Instagram: @initiative.frieden.hoffnung
Facebook: Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V.
https://deutsch.anf-news.com/kultur/kurdischer-kulturmonat-in-bielefeld-43138 https://deutsch.anf-news.com/kultur/zweites-dusseldorfer-kurdisches-filmfestival-feierlich-eroffnet-46046 https://deutsch.anf-news.com/kultur/9-kurdische-filmtage-in-leipzig-46033 https://deutsch.anf-news.com/kultur/14-londoner-kurdisches-filmfestival-mit-preisverleihung-beendet-46164 https://deutsch.anf-news.com/kultur/siebtes-mostra-de-cinema-kurd-in-barcelona-46212