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Aktualisiert: vor 1 Stunde 12 Minuten

Gedenken in Rojava an die internationalistischen Gefallenen

25. März 2024 - 19:00

„Es lebe die Gleichberechtigung der Völker, es lebe der Frieden. Das ist Leben!“ Es war Eleftheria Fortulaki, die diese Worte in ihrem letzten Brief schrieb. Am 24. März 2006, also vor genau 25 Jahren, zündete sie sich in der griechischen Hauptstadt Athen aus Protest gegen die Isolationshaft von Abdullah Öcalan an. Einen Tag später starb sie. Um an sie und alle anderen internationalistischen Gefallenen zu erinnern, kamen am Sonntag irgendwo in der Autonomieregion Nord- und Ostsyriens über 100 Menschen zu einer Gedenkveranstaltung zusammen. Der 24. März ist ein symbolhaftes Datum hinsichtlich der internationalistischen Gefallenen und Teil der „Hefteya Lehengiyê“. Es ist die Woche vom 21. bis 28. März, die in der kurdischen Freiheitsbewegung als „Woche des Heldentums“ begangen wird.

Eleftheria (die Freie) trug einen Namen, der historisch eine große Bedeutung hat und für die Verteidigung der Wahrheit und des Friedens ist. Sie war die Mutter von zwei Kindern. Eine 23-jährige Griechin, die sich mit dem kämpfenden Volk Kurdistans verbunden fühlte und durch ihre Aktion zu einem Beispiel für militanten Internationalismus wurde. Sie wurde als Jugendliche politisiert, durch die Kommunistische Partei Griechenland, und nannte ihre Kinder, deren Vater Kurde ist, Ernesto und Clara.

 


Eleftheria verstand das internationale Komplott gegen Abdullah Öcalan als einen Angriff auf alle freiheitsliebenden Menschen. Mit ihrem freiwilligen Tod brachte sie ihre tiefe Verbundenheit mit dem kurdischen Volk und allen anderen Völkern zum Ausdruck. Ein Jahrzehnt später nahm eine andere Internationalistin ihren Namen an und setzte ihre Avantgarde fort: Elefteria Hambi. Sie sind Symbole, die zur Geschichte der Internationalist:innen gehören, die sich, auch fern ihrer Heimat, der Revolution und dem Kampf für die Menschlichkeit verschrieben haben.

 


In der Eröffnungsrede betonten die Moderation die Bedeutung der internationalistischen Gefallenen und den Faden, der sie alle über Jahre und Jahrhunderte hinweg verbindet. Mit ihrem Opfer zeigten sie der Welt, wie die Grenzen der Staaten und in den Köpfen der Menschen überwinden werden können. Sie haben die Revolution auf eine globale Ebene gebracht. Und durch die Verbindung zwischen Haki Karer und Eleftheria Fortulaki wird die Bedeutung von Abdullah Öcalan, dessen Worte in die ganze Welt hinausgingen, bis heute deutlich. Hindernisse zu überwinden ist eine große Stärke der Bewegung und dies wurde einmal mehr augenscheinlich mit der Enthüllung der Guerilla, nun in der Lage zu sein, Drohnen abzuschießen - eine Nachricht, die noch vor wenigen Tagen als „Geschenk“ zu Newroz verbreitet wurde. Es kann definitiv als eine „neue Ära des Widerstands“ angesehen werden, so die Moderation.

Als Vertreterin der Generalkommandantur der YPG und YPJ sprach Sozdar Dêrik über ihre Erfahrungen im Zusammenleben mit internationalistischen Freundinnen und Freunden: „Ich habe gesehen, dass es für sie nicht einfach war, aber ich wurde auch Zeugin davon, dass alle auf der Suche waren, um gegen die Kräfte zu kämpfen, die uns verleugnen und unterdrücken, und um dieses kapitalistische System zu überwinden. Sie kamen mit einem großen Herzen, und obwohl wir ihre verschiedenen Farben, Sprachen und Kulturen sahen, lernten wir, dass wir gemeinsam das Leben auf denselben Werten aufbauen. Es ist ein Mosaik, dem sich jeder einzelne Freund und jede einzelne Freundin anschließt, und wenn es Grenzen gibt, die wir überschreiten müssen, dann werden wir sie gemeinsam überschreiten.“

Per Video drangen die Stimmen vieler internationalistischer Gefallener zu den Zuhörenden. Sie vermittelten ein eindrucksvolles Gefühl des gemeinsamen Kampfes. Im „Memorial to the Fighters for Freedom” von 1917 schrieb Alexandra Kollontai Worte, die heute aktueller denn je sind: „Und so ist die Frühlingsluft nicht nur mit Trauerliedern für die im Kampf für die Freiheit Gefallenen erfüllt, sondern auch mit den Millionen Stimmen eines jubelnden Chors, der den Sieg der Revolution verkündet." Das Video endete mit den Worten von Abdullah Öcalan, die lauteten: „Ich weiß, dass die Welt uns am Ende unterstützen wird“. Heute, über 100 Jahre später, wurde das Buch „Martyrs never die – The internationalist heroes of the Rojava Revolution“ vorgestellt. Es erzählt die Geschichten von 54 internationalistischen Gefallenen. Nach mehr als zwei Jahren Arbeit und der Hilfe vieler Freundinnen und Freunde wurde das Buch in der Autonomen Selbstverwaltung auf Englisch gedruckt. Dieses von den YPG und YPJ International herausgegebene Buch kann als Weiterentwicklung der Anerkennung der internationalistischen Freiwilligen in der Rojava-Revolution gesehen werden.

 


Das von der internationalistischen Jugendkommune präsentierte Video wurde speziell zum Gedenken an Elefteria Hambi zusammengestellt, die 2018 bei einem türkischen Luftangriff in den Bergen Kurdistans ums Leben kam. Es ist eine Hommage an die deutsche Internationalistin und an ihre Verbundenheit mit der Natur und dem Leben selbst. Der Film wurde bei der Veranstaltung zum ersten Mal gezeigt und betonte ihren radikalen ökologischen Kampf und wies auf die Verbindung zwischen allen Kämpfen gegen Unterdrückung und Kolonialisierung hin. Die Föderation der Familien der Gefallenen spielt eine sehr wichtige Rolle in der Revolution. Sie sandte eine besondere Botschaft an Abdullah Öcalan, der derzeit auf Imrali Widerstand leistet: „Es wird niemals möglich sein, die Ideen und Hoffnungen der Gefallenen zu begraben, denn sie werden immer in unseren Herzen sein.“ Die Eltern von Andok Cotkar (Konstantin Gedig), Ute Ruß und Thomas Gedig, die im vergangenen Jahr an unserer Gedenkfeier persönlich teilgenommen hatten, grüßten uns aus der Ferne per Video und betonten, wie wichtig es sei, „Widerstand zu leisten und die Geschichten derer zu erzählen, die einen bleibenden Einfluss hatten“. 

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Die Theatergruppe Şanoya Çiya brachte die Geschichte des Namens Eleftheria, der Frauen, die ihn tragen, und ihre tiefe Verbindung zu Abdullah Öcalan mit ihrem Stück „Prometheus“ zum Ausdruck. Prometheus steht für Öcalan, der den Menschen das Feuer, die Erleuchtung, bringt. Er wird von den hegemonialen Kräften gefangen genommen und dann von einem Chor freier Frauen unter der Leitung von Eleftheria befreit. Mit dem musikalischen Beitrag von Sîpane Xelatê konnten die Eindrücke der Tage gut wiedergegeben werden. Die Veranstaltung schloss mit Worten von Elefteria Hambi: „Organisiert euch, lernt, euch zu wehren. Wir sind nicht allein, es ist weltweit: Ein Kampf, ein Widerstand“.

https://anfdeutsch.com/kultur/buch-uber-internationalistische-gefallene-in-rojava-erschienen-41525 https://anfdeutsch.com/kultur/internationalistische-inszenierung-von-prometheus-in-rojava-41427 https://anfdeutsch.com/kultur/neuerscheinung-werde-der-du-bist-41402

 

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NAV-BEL fordert harte Konsequenzen für Lynchattacken

25. März 2024 - 17:00

Im Brüsseler Europaquartier haben hunderte Kurdinnen und Kurden sowie solidarische Menschen gegen die rassistischen Lynchattacken vom Sonntag protestiert. Der Dachverband kurdischer Vereine in Belgien (NAV-BEL) forderte Politik und Sicherheitsbehörden auf, sich ein präziseres Bild vom türkischen Rechtsextremismus sowie Nationalismus zu machen und konsequent gegen die Angreifer vorgehen. „Wenn türkische Faschisten aus rassistischer Motivation eine Hetzjagd gegen kurdische Menschen abhalten und Lynchmobs vor den Augen der Polizei Gewaltexzesse begehen, dann stehen nicht nur Menschenleben auf dem Spiel, sondern auch Rechtstaat und Demokratie“, sagte eine Sprecherin von NAV-Bel. Verantwortliche müssten dringend und unverzüglich handeln, um sicherzustellen, dass Rechtsextremismus, egal aus welcher Ecke er stammt, nichts mit den Grundwerten einer Demokratie zu tun hat.

 


Am Sonntag war es in zwei Limburger Gemeinden zu Lynchattacken gegen Kurdinnen und Kurden gekommen, die zuvor das kurdische Neujahrsfest Newroz gefeiert hatten. An mehreren Orten in den Gemeinden Houthalen-Helchteren und Heusden-Zolder wurden Menschen zum Ziel von Gewaltorgien hunderter Anhänger der ultranationalistischen Bewegung „Graue Wölfe“, die unter Takbir-Rufen und Beleidigungen wie „Dreckskurden“, „Hurensöhne“ und „PKK-Bastarde“ mehrere Personen bewusstlos prügelten, Autos demolierten und das Haus einer kurdischen Familie aus Rojava, in dem Dutzende Schutz vor der rassistischen Horde suchten, belagerten, Fensterscheiben einschlugen und versuchten, es in Brand zu stecken. Nach bisherigem Stand forderten die Lynchattacken mindestens sieben Verletzte. Zwei von ihnen sind in einem kritischen Zustand, eines der Opfer wurde wohl mit einem Messer niedergestochen. Ein Jugendlicher, auf den noch eingetreten wurde, als er bereits leblos auf dem Boden lag – das ist auf Videos zu sehen, die von den Angreifern im Netz gepostet wurden – gilt als vermisst.

Für pogromähnliche Übergriffe kann es keine Legitimation geben

Der Tenor der belgischen Medien geht derweil in die Richtung, dass Kurd:innen die Angriffe selbst provoziert hätten, weil sie mit Konvois durch Gebiete mit einem hohen Anteil an türkischstämmigen Bewohner:innen fuhren. NAV-BEL zeigte sich empört: „Selbst wenn dem so gewesen wäre, kann dies doch keine Legitimation pogromähnlichen Übergriffe und Lynchattacken durch Graue Wölfe gegenüber kurdischen Menschen sein?“, so die Sprecherin. Sie wies diese Darstellung entschieden zurück. Die Art und Weise und das Ausmaß der Angriffe ließen vielmehr erahnen, dass es sich um eine „koordinierte und geplante Aktion“ handelte, zu der sich die Beteiligten im Vorfeld verabredet hätten. Es gelte als sicher, dass sie Kenntnis von der Newroz-Feier und der Route hatten, die von den Teilnehmenden genommen wurde. Rund 5.000 Menschen hatten sich am Newroz-Fest in Löwen beteiligt. Unter ihnen waren auch Bewohnende der Gemeinden Houthalen-Helchteren und Heusden-Zolder.

Der Verband formulierte auch scharfe Kritik an den Einsatzkräften der belgischen Polizei, die die Lage gestern trotz Großaufgebot, Wasserwerfer und Hubschrauber nur mit Mühe und erst nach Stunden unter Kontrolle bringen konnten – „oder wollten“. Kritisch sieht NAV-BEL auch, dass es bisher nur zur Festnahme eines Angreifers gekommen ist, obwohl hunderte an der Gewaltorgie beteiligt waren. „Die Polizei wertet noch immer Videoaufnahmen aus, um weitere mögliche Verdächtige zu identifizieren“, hieß es am Montag von der Dienststelle CARMA. Das dürfte nicht besonders schwerfallen, da Dutzende Videos von den Attacken auf Plattformen wie X, Instagram und TikTok in Umlauf gebracht wurden.

Antikurdische Stimmungsmache in belgischen Medien

An der Kundgebung, auf der ein großes Transparent mit dem Konterfei von PKK-Begründer Abdullah Öcalan sowie Fahnen der PKK, PJAK und KJAR gezeigt wurden, beteiligten sich auch Vertreterinnen und Vertreter des europäischen Dachverbands kurdischer Vereine (KCDK-E) und der in Nord- und Ostsyrien aktiven Partei PYD. Die Exil-Politikerin Zübeyde Zümrüt, die Ko-Vorsitzende des KCDK-E ist, hob hervor, dass die Lynchattacken von gestern nicht unabhängig von der antikurdischen Politik des türkischen Staates gelesen werden dürften. Sie wies auch darauf hin, dass der stellvertretende Bürgermeister von Heusden-Zolder, bei dem es sich um einen türkischstämmigen Mann handelt, der bekannt sei für seine Verbindungen zu den „Grauen Wölfen“, die Fakten verzerre und in den Medien Stimmungsmache gegen Kurdinnen und Kurden betreibe. Belgische Medien würden diese „Kriminalisierung eines Volkes“ unhinterfragt übernehmen.

Vorfälle mit der Polizei

Am Rande der Kundgebung, die auf dem zentralen Place du Luxembourg stattfand, kam es immer wieder zu Vorfällen zwischen einzelnen Teilnehmenden und der Polizei. Jugendliche riefen „Diktator Erdoğan“ und „Wir verlangen Rechenschaft“ und gerieten mit Beamten in Kampfmontur aneinander, die daraufhin mehrmals Pfefferspray einsetzen. Die Veranstalter:innen des Protests mussten immer wieder eingreifen, um die Spannungen zu entschärfen.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/mehrere-schwerverletzte-nach-lynchangriff-in-belgien-41535 https://anfdeutsch.com/aktuelles/iakr-verurteilt-antikurdische-lynchattacken-41536 https://anfdeutsch.com/aktuelles/kcdk-e-ruft-nach-rassistischem-angriff-zu-sofortprotest-auf-41538

 

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Wien: Hunderte Menschen beim People‘s Summit, Tausende zu Protesten erwartet

25. März 2024 - 15:00

In den letzten Tagen sind hunderte Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt in Wien zum People’s Summit zusammengekommen, um über die Abhängigkeit des globalen Energiesystems von Gas und Öl zu diskutieren und über gemeinsame Strategien gegen die fossile Industrie zu sprechen. Dabei wurde immer wieder auch scharfe Kritik am österreichischen Erdöl-, Erdgas- und Petrochemiekonzern OMV laut. Die OMV steht unter anderem wegen des Projektes Neptune Deep in Rumänien in der Kritik. Der rumänische Aktivist Marian Ignat betonte, dass das Projekt zu weiterer Naturzerstörung in seinem Land führe und die Abhängigkeit Europas von Gas weiter fortsetze.

Die OMV steht auch im Fokus des Protestes gegen die Gaslobby, wofür am Mittwoch eine Großdemonstration stattfinden wird. Die Demonstration, die um 17 Uhr am Marriott Hotel – dem Ort der von BlockGas initiierten Blockade des letzten Jahres – starten wird, war ursprünglich als Protest gegen die Europäische Gaskonferenz geplant. Obwohl diese Mitte des Monats wegen der Proteste kurzfristig abgesagt wurde, wollen die Aktivist:innen trotzdem auf die Straße gehen: „Die Ausbeutung des Globalen Südens und die Zerstörung unserer aller Zukunft durch die Gasindustrie geht ja weiter. Und solange sie andauert, werden wir für Klimagerechtigkeit kämpfen“, erklärte Amina Guggenbichler, Sprecherin von BlockGas.

Amina Guggenbichler (c) ANF

An der Demonstration werden sich Teilnehmer:innen aus verschiedenen Ländern und Orten der Welt, die von der Expansion der Gasindustrie betroffen sind, beteiligen. Chloe Torres, Aktivist:in in der Texas Campaign for the Environment, kritisiert den Vertrag, den die OMV mit dem US-Konzern Cheniere über neue Flüssiggaslieferungen (LNG) aus den USA abgeschlossen hat: „Es ist eine grausame Ironie, dass die Mitorganisatorin OMV die Konferenz unter dem Vorwand verschoben hat, dass Proteste das Wohlergehen der Teilnehmenden gefährden würden – während die OMV gleichzeitig davon profitiert, dass Mensch und Natur in meiner Gemeinde und in ganz Texas gefährdet werden. Wir werden weiter gegen die Menschenrechtsverletzungen und Gesundheitsgefährdung protestieren, die von Cheniere, den Vertragspartnern OMV, RWE oder Snam sowie den Finanziers wie ING und BlackRock, verursacht werden.“

Chloe Torres (c) ANF

Auch der Rat der Kurd:innen in Österreich (FEYKOM) und das Bündnis Defend Kurdistan rufen mit zum Protest vor dem Marriott Hotel auf. Sie organisieren gemeinsam mit weiteren Initiativen und Gruppen einen internationalistischen Block, in dem es auch um die Beteiligung des türkischen Regimes am Ausbau von Gas-Infrastruktur geht. Zur Demonstration werden tausende Menschen erwartet.

(c) ANF

 

https://anfdeutsch.com/aktuelles/wien-gaskonferenz-abgesagt-peoples-summit-startet-41505 https://anfdeutsch.com/Oekologie/wien-grossdemo-gegen-die-europaische-gaskonferenz-geplant-41370 https://anfdeutsch.com/Oekologie/massenverfahren-nach-protesten-gegen-gaskonferenz-2023-eingestellt-40993 https://anfdeutsch.com/Oekologie/die-turkei-wird-zum-gas-drehkreuz-37247

 

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Vertriebener aus Efrîn bei türkischem Beschuss getötet

25. März 2024 - 14:00

In der Autonomieregion Nord- und Ostsyriens ist ein Vertriebener aus Efrîn durch einen Artillerieangriff getötet worden. Der Mann hielt sich am Sonntag mit weiteren Arbeitern auf einer landwirtschaftlichen Fläche nahe Tel Rifat in der Şehba-Region auf, als die Gruppe aus der türkisch-dschihadistischen Besatzungszone heraus mit Artilleriegranaten unter Beschuss gesetzt wurde. Heute erlag er im Avrîn-Krankenhaus in Fafîn seinen schweren Verletzungen.

Bei dem Getöteten handelt es sich nach Angaben der Autonomiebehörden um Reşîd Hemo Ebdulhenan. Der Kurde kam gebürtig aus Mabeta, einer alevitisch geprägten Kleinstadt im Westen der Efrîn-Region. Seit der Besetzung Efrîns (auch Afrin) durch die Türkei und ihre dschihadistischen Verbündeten im Frühjahr 2018 lebte der 36-Jährige in der Ortschaft Belûniyê nahe Tel Rifat. Das Dorf Belûniyê, das auch ein Auffanglager für die zahlreich aus Efrîn vertriebenen Menschen beherbergt, ist ein häufiges Angriffsziel der Besatzer. Erst am Sonntag vor einer Woche war in dem Ort ein Zivilist durch einen türkischen Drohnenangriff getötet worden, ein zweiter wurde schwer verletzt.

Permanenter Staatsterror

Die Türkei bombardiert täglich die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sowie Gebiete, die bei den Angriffskriegen von 2016, 2018 und 2019 nicht vollständig besetzt worden waren, aber in die illegale Besatzungszone integriert werden sollen. Die sowohl vom Boden als auch aus der Luft erfolgten Angriffe geschehen mit faktischer Billigung durch die internationale Staatengemeinschaft und bleiben für die türkische Regierung folgenlos. In Şehba leben Hunderttausende Binnenflüchtlinge, die durch die Besatzung von Efrîn vertrieben wurden.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/ein-toter-und-ein-verletzter-bei-drohnenangriff-nahe-tel-rifat-41432 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/jahrestag-der-besetzung-efrins-daanes-stellt-forderungen-41442 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/protest-gegen-sechs-jahre-besatzungsregime-in-efrin-41445 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/16-jahriger-in-efrin-von-siedler-ermordet-41396

 

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Sozialanthropologin Nükhet Sirman in der Türkei festgenommen

25. März 2024 - 14:00

Die feministische Sozialanthropologin Nükhet Sirman ist in Istanbul festgenommen worden. Wie das von der 73-Jährigen mitbegründete Forschungskollektiv Dissensus am Sonntag öffentlich machte, wurde Sirman bereits am Samstag in ihrem Haus auf der Prinzeninsel Burgazada in Gewahrsam genommen. Grund der Festnahme sei gewesen, dass sie in der südtürkischen Küstenprovinz Mersin ein Feldinterview mit einer Person geführt hat, die von der Polizei observiert werde. Dort befinde sie sich derzeit auch in Gewahrsam der Gendarmerie (Militärpolizei), sagte Sirmans Rechtsanwältin Fatoş Hacıvelioğlu dem Nachrichtenportal Bianet. Nähere Informationen bekam die Juristin allerdings nicht. Die Akte unterliegt einer Geheimhaltungsverfügung und die Dauer des Gewahrsams für Sirman wurde auf vier Tage festgelegt. Frühestens für Dienstag sei eine Überstellung an die zuständige Staatsanwaltschaft vorgesehen.

Nükhet Sirman ist emeritierte Professorin für Anthropologie am soziologischen Institut der Istanbuler Boğaziçi-Universität. Zu ihren Forschungsthemen gehören unter anderem Geschlecht und Geschlechterverhältnisse in Familien, Geschlechterkonstruktion im Nationalismus, ethnische Konflikte, postkoloniale Gesellschaften, Oral History, ländliche Soziologie, patriarchale Gewalt an Frauen, feministische Theorie und die kurdische Frauenbewegung. Sirman ist Aktivistin, Unterstützerin und Mitbegründerin diverser Frauenorganisationen und Projekte, darunter der Feministischen Donnerstag-Gruppe, der Stiftung Frauenbibliothek und Frauen-Informationszentrum, der NGO KA-DER, die sich für eine angemessene und gleichberechtigte Vertretung von Frauen und Männern in allen gewählten und ernannten Entscheidungsmechanismen und politischen Gremien in der Türkei einsetzt, der Frauenkooperative Amargi und der Frauensektion der Initiative „Akademiker:innen für den Frieden“. Letztere wendet sich gegen das militärische Vorgehen der türkischen Regierung gegen die kurdische Gesellschaft und fordert eine friedliche Lösung der Kurdistan-Frage.

Bei der Feldstudie in Mersin, die zur Festnahme Sirmans geführt haben soll, handelt es sich offenbar um das Projekt mit dem Titel „Ein Leben jenseits der Gesetze“. Untersucht wurden dafür die Lebensverhältnisse von Kurdinnen und Kurden, die in den 1990er Jahren gewaltsam von der türkischen Armee aus ihren Dörfern vertrieben wurden und seitdem eine Art informelles Leben jenseits des Systems führen. An dem Projekt arbeitete Sirman auch schon in den Jahren 2016 und 2017, als sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Nantes Institute for Advanced Study war. Das Forschungskollektiv Dissensus, die Gruppe feministische Studierende der Universität Boğaziçi und die Initiative Akademiker:innen für den Frieden bezeichneten die Festnahme der Professorin als ungeheuerlichen Akt und forderten ihre umgehende Freilassung.

Foto (c) Bianet

https://anfdeutsch.com/aktuelles/friedensakademiker-in-istanbul-freigesprochen-20246 https://anfdeutsch.com/aktuelles/istanbul-studierende-wegen-uni-protesten-verurteilt-36162 https://anfdeutsch.com/pressefreiheit/mlsa-bericht-die-kosten-der-freien-meinungsausserung-in-der-turkei-35320

 

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75-Jährige wegen Hilfe für Gefangene inhaftiert

25. März 2024 - 12:00

Hatice Yıldız ist in Istanbul wegen „Finanzierung einer Terrororganisation“ zu vier Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt worden. Ihr „Verbrechen“ war es, ihrer inhaftierten Tochter und deren Zellennachbarinnen Geld geschickt zu haben. Die gesundheitlich schwer beeinträchtigte 75-Jährige brach bei ihrer Festnahme in ihrer Wohnung zusammen und wurde auf einer Trage zunächst ins Krankenhaus gebracht. Anschließend wurde sie im Frauengefängnis in Bakırköy inhaftiert. Wie ihr Sohn berichtete, leidet sie unter Bluthochdruck, einem Bandscheibenvorfall, Augenproblemen und einer Rückgratverkrümmung.


Alper Yıldız, Sohn von Hatice Yıldız

Ihr Sohn Alper Yıldız berichtete der Nachrichtenagentur Mezopotamya, dass er gerade bei der Arbeit war, als die Polizei zu seiner Mutter nach Hause kam. Er habe von ihrer Inhaftierung erst durch einem Anruf seines Bruders erfahren und der Polizei gesagt, dass seine Mutter krank sei und sie unter diesen Bedingungen nicht inhaftiert werden könne: „Ich habe ihnen die Medikamente meiner Mutter gezeigt, aber sie haben mir nicht zugehört, obwohl ich ihnen gesagt habe, dass sie krank ist.“

Ohnmacht nach Drohungen

Yıldız berichtete, dass die Polizeibeamten drohten, die Tür einzuschlagen und seine Mutter mit Gewalt mitzunehmen. Daraufhin sei seine Mutter zusammengebrochen. Yıldız erklärte: „Meiner Mutter ging es immer schlechter. Ich bat die Polizei, meine Mutter wenigstens in Begleitung von Sanitätern mitzunehmen. Sie stimmten zu und der Krankenwagen kam. Meine Mutter ist bereits erkrankt, sie kann nicht mehr aufstehen, ihre Hände und Füße zittern, sie hat Bluthochdruck und wird von Zeit zu Zeit ohnmächtig. Obwohl ich die Polizisten darauf hinwies, sagten sie: ‚Wir werden sie mitnehmen.‘“

Sie wurde nicht behandelt“

Yıldız berichtete, dass seine Mutter ins Krankenhaus gebracht wurde. Die Polizeibeamten hätten ihm erklärt: „Deiner Mutter geht es gut, lass uns gehen." Yıldız sagte, er habe darauf bestanden, einen Arzt zu sehen: „Es kam ein Angehöriger des medizinischen Personals, ich war mir sicher, dass er kein Arzt war. Er hatte einen Bericht in der Hand, in dem stand, dass sie nicht geschlagen worden sei. Ich sah mir den Bericht an, es gab keine Bluttests, keine Herzkurven oder ähnliches. Sie hoben meine Mutter gewaltsam von der Bahre und brachten sie weg, noch bevor diese Tests durchgeführt wurden. Sie drohten mir: ‚Wenn du im Krankenhaus Krach schlägst, werden wir dich auch festnehmen und mitnehmen.‘ Sie sagten: ‚Wir bringen sie nach Vatan, sie wird morgen früh dem Richter vorgeführt‘, aber noch bevor ich zu Hause ankam, rief mich der Anwalt an und sagte mir, dass sie meine Mutter ins Gefängnis gebracht hätten.“

Es handelt sich um eine politische Entscheidung“

Yıldız wies darauf hin, dass seine Mutter schwer krank sei und nicht im Gefängnis bleiben könne. Die gegen seine Mutter verhängte Haftstrafe sei rechtswidrig und politisch motiviert: „Unser Anwalt tut derzeit sein Bestes, wir werden von unserem Recht Gebrauch machen, bei einem höheren Gericht Berufung einzulegen. Wir werden uns an das Justizministerium wenden. Wir werden alle unsere Rechte nutzen, denn meine Mutter ist krank und kann nicht im Gefängnis bleiben.“

https://anfdeutsch.com/menschenrechte/75-jahrige-nach-verhaftung-auf-tragbahre-abtransportiert-41512

 

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Schweiz: Protest gegen rassistischen Angriff

25. März 2024 - 10:00

Nach den rassistischen Angriffen auf von Newroz-Feiern zurückkehrende Kurd:innen in den belgischen Ortschaften Houthalen-Helchteren und Heusden-Zolder, bei denen sechs der Angegriffenen von türkischen Faschisten schwer verletzt wurden, kam es bereits am Sonntag zu ersten Protesten. In der Schweiz versammelten sich auf Aufruf der kurdischen Jugendbewegung Aktivist:innen in Bern und in Genf, um die Angriffe zu verurteilen.

Genf: „Die Faschisten versuchten, unsere Familien zu verbrennen“

In Genf fand eine Kundgebung am Hauptbahnhof statt. Botan Cizîr von der Revolutionären Jugendbewegung (TCŞ) erklärte in einem Redebeitrag: „Wie Sie wissen, wurden heute Abend auf kurdische Familien, die vom Newroz-Fest zurückkehrten, verabscheuungswürdige Angriffe verübt. Türkische Faschisten griffen unsere Familien an.“ Unter Bezugnahme auf die versuchte Brandstiftung türkischer Faschisten auf ein Haus einer kurdischen Familie, in das sich vom faschistischen Lynchmob verfolgte geflüchtet hatten, erklärte Cizîr weiter: „So wie unser Volk, unsere Angehörigen, in den Kellern von Cizîr verbrannt wurden, so versuchten die Faschisten nun auch unsere Familien in Belgien zu verbrennen. Als Jugendliche der TCŞ Genf verurteilen wir diesen Angriff und rufen die kurdische Jugend auf, für den Schutz unserer Familie zu sorgen.“ Die Aktivist:innen zogen im Anschluss unter Parolen durch die Straßen von Genf.

Bern: „Wir werden nicht schweigen“

Auch in Bern fand bereits eine Protestkundgebung statt. Die Aktivist:innen versammelten sich am Bahnhofsplatz. In einem Redebeitrag hieß es: „Hunderte von türkischen Faschisten griffen Kurdinnen und Kurden, die in einem Konvoi nach dem Newroz-Fest in Leuven durch die Stadt Heusden-Zolder fuhren. Wir sagen dem faschistischen türkischen Staat, der in seiner gesamten Geschichte rassistische Angriffe auf unser Volk verübt hat: Als kurdische Jugend werden wir zu diesen Angriffen nicht schweigen. Wir rufen in diesem Sinne die kurdische Jugend auf, auf die Straße zu gehen.“

Für Montag sind in der Schweiz mehrere Protestaktionen geplant. Der kurdische Europadachverband KCDK-E hat für heute 12.00 Uhr außerdem zu einer Eilkundgebung vor dem Europäischen Parlament in Brüssel aufgerufen.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/kcdk-e-ruft-nach-rassistischem-angriff-zu-sofortprotest-auf-41538 https://anfdeutsch.com/aktuelles/iakr-verurteilt-antikurdische-lynchattacken-41536 https://anfdeutsch.com/aktuelles/mehrere-schwerverletzte-nach-lynchangriff-in-belgien-41535

 

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Newroz-Feier in Linz

25. März 2024 - 10:00

In der österreichischen Stadt Linz wurde am Sonntag das Widerstands- und Neujahrsfest Newroz gefeiert. An dem Fest nahmen viele hundert Menschen teil. Unter Parolen wie „Bijî Serok Apo“ und „Freiheit für Öcalan“ begingen sie den Festtag.

 


In den Reden und Liedern wurden immer wieder die Forderungen nach einer politischen Lösung der kurdischen Frage und der Freiheit von Abdullah Öcalan laut. Vertreter:innen der PYD berichteten über die Situation in Rojava und verurteilten die türkischen Angriffe auf die Region.

Auf der Feier traten die Musiker:innen und Künstler:innen Nûarîn, Bengî Agirî, Koma Dem, Hîvron und Hunermend Rizgar auf. Die Besucher:innen tanzten Kreistänze zu den revolutionären Liedern.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/grosse-newroz-feiern-in-wien-und-graz-41523 https://anfdeutsch.com/aktuelles/frankfurt-newroz-bedeutet-freiheit-deine-freiheit-ist-unsere-freiheit-41521 https://anfdeutsch.com/aktuelles/newroz-in-paris-die-kawas-der-moderne-41524 https://anfdeutsch.com/kurdistan/impressionen-von-der-newroz-feier-in-qendil-41527 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/newroz-in-Sehba-efrin-wird-befreit-werden-41516 https://anfdeutsch.com/aktuelles/kck-das-kurdische-volk-machte-seinen-willen-an-newroz-deutlich-41504

 

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KCDK-E ruft nach rassistischem Angriff zu Sofortprotest auf

25. März 2024 - 10:00

Am Sonntag kam es zu massiven Angriffen türkischer Faschisten auf Kurd:innen in den belgischen Ortschaften Houthalen-Helchteren und Heusden-Zolder, dabei versuchten die Angreifer, ein Haus von Kurd:innen in Brand zu setzen, zerstörten und plünderten Fahrzeuge und griffen vermeintliche oder reale Kurd:innen an. Sechs Kurd:innen wurden bei den Attacken schwer verletzt. Der größte Europadachverband der kurdischen Diaspora KCDK-E ruft nun zu einer Dringlichkeitsprotestaktion heute um 12.00 Uhr vor dem Europäischen Parlament in Brüssel auf.

In der Erklärung des KCDK-E heißt es: „In einer Zeit, in der Millionen von Menschen in allen Teilen Kurdistans und Hunderttausende in Europa die Plätze mit Leidenschaft und dem Geist der nationalen Einheit füllten und so Newroz zu einem großen Akt des Volkswiderstands machten, griff der türkische Staat in Belgien erneut zu seiner Strategie des faschistischen Terrors.

Wir verurteilen die belgische Regierung und die belgische Polizei dafür, dass sie den faschistischen Banden des türkischen Staates, die vor ihren Augen unter Tekbir-Rufen geschworen hatten, kurdisches Blut zu vergießen, freie Bahn ließen.

Die Maske des Faschismus ist gefallen

Der Geist des Widerstands, der in Köln begann, hat sich fast überall in Europa verbreitet und zeigte sich besonders stark am Newroz-Fest in Frankfurt. Die Welt hört jetzt die Stimme dieses Widerstands und erkennt sie an. Freundinnen und Freunde auf der ganzen Welt unterstützen diesen Kampf mit allen Kräften.

Die Maske des faschistischen türkischen Staates und des Diktators Erdoğan ist gefallen. Es ist für jeden offenbar geworden, dass er ein Mörder ist, der die Region mit Terror überzieht, Terrorgruppen nährt und sie in die Welt entsendet, um Massaker zu verüben. Die IS-Mörder, die das schreckliche Massaker in Moskau verübten, gaben selbst zu, dass sie aus der Türkei kamen.

Der rassistische Angriff in Belgien war geplant

Die politische Offensive der kurdischen Freiheitsbewegung und ihre weltweite Resonanz und das Zusammenwachsen des kurdischen Volkes im Geiste der nationalen Einheit haben den faschistischen und kriegstreiberischen türkischen Staat in Rage versetzt. Der türkische Staat, der sowohl im Inland als auch im Ausland in einer tiefe Krise steckt und dem die Niederlage droht, hat keine andere Wahl, als die Krise und den Krieg zu vertiefen.

Genau aus diesem Grund finden jetzt Provokationen gegen die kurdische Bevölkerung in Europa statt. In Belgien wurde nun versucht, durch einen von den türkischen Konsulaten orchestrierten faschistischen Angriff, bei dem die belgische Polizei einfach nur zusah, eine Straßenschlacht herbeizuführen. Der faschistische Lynchmob versuchte, Häuser von kurdischen Familien anzuzünden und Menschen aus Kurdistan auf der Straße totzuschlagen.

Das kurdische Volk sollte Schulter an Schulter gegen die faschistischen Angriffe stehen, indem es seinen Willen und seine Organisierung, wo immer es sich befindet, bewahrt und sich gegen solche Provokationen wappnet und vorbereitet. Unser Volk muss sich in diesem Bewusstsein entschlossen und organisiert vor den faschistischen Provokationen und Angriffen schützen.

Als KCDK-E rufen wir unser Volk in ganz Europa auf, an der großen Demonstration vor dem Europäischen Parlament am 25. März um 12:00 Uhr teilzunehmen, und dort gegen diesen vom türkischen Staat organisierten mörderischen Angriff, bei dem die belgische Polizei und die Regierung einfach nur zusahen, zu protestieren.“

https://anfdeutsch.com/aktuelles/mehrere-schwerverletzte-nach-lynchangriff-in-belgien-41535 https://anfdeutsch.com/aktuelles/iakr-verurteilt-antikurdische-lynchattacken-41536

 

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Eine Botschaft aus der Waldbesetzung „Tesla stoppen!“ bei Berlin

25. März 2024 - 8:00

In Grünheide bei Berlin haben Aktivist:innen der Initiative #TeslaStoppen Ende Februar ein 120 Hektar großes Waldareal nahe des Tesla-Werks besetzt. Nach Plänen von Elon Musk soll das Werk erweitert werden und weitere Waldflächen vernichtet werden. Mit der Waldbesetzung wird gegen die Zerstörung noch größerer Umweltareale durch die Riesenfabrik von Elon Musk Widerstand geleistet.

Überall auf der Welt werden Feuer des Widerstands entfacht

Auch im besetzten Wald wurde das Neujahrs- und Widerstandsfest Newroz gefeiert. Dazu erklärten die Aktivist:innen, dass sie den Wald und das Wasser in der Grünheide weiter verteidigen und alle Freiheitskämpfer:innen grüßen:

„Newroz-Grüße aus der Wasserbesetzung Grünheide! Newroz bedeutet für viele Menschen im Mittleren Osten und weltweit den Beginn des neuen Jahres. Während in Kurdistan vorgestern Millionen von Menschen feierten, haben auch wir im Geist von Newroz gemeinsam gesungen und getanzt. Der kurdische Freiheitskampf, der an Newroz immer wieder aufs Neue entfacht wird, ist für uns eine Quelle der Inspiration. Bis heute werden die Freiheitsbestrebungen von Kurd:innen durch den türkischen Staat massiv angegriffen, zuletzt durch die neue Angriffswelle auf die Autonome Selbstverwaltung Nord- und Ostsyrien. Der deutsche Staat steht dabei als Partner an der Seite der Türkei. Da Ausbeutung und Unterdrückung weltweit organisiert sind, sind wir auch weltweit solidarisch. Wir verteidigen weiter den Wald und das Wasser in der Grünheide. Als Besetzung schicken wir internationalistische Grüße an alle Freiheitskämpfer:innen! Überall auf der Welt werden Feuer des Widerstands entfacht! Bijî Berxwedan!“

https://anfdeutsch.com/Oekologie/tesla-nein-danke-1200-menschen-demonstrieren-gegen-werkserweiterung-41346 https://anfdeutsch.com/Oekologie/gemeinsam-gegen-tesla-waldbesetzung-bei-grunheide-erfahrt-breite-unterstutzung-41250 https://anfdeutsch.com/Oekologie/seit-vier-tagen-waldbesetzung-bei-tesla-gigafactory-in-grunheide-41240

 

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IAKR verurteilt antikurdische Lynchattacken

25. März 2024 - 8:00

Die Informationsstelle Antikurdischer Rassismus (IAKR) hat bestürzt auf die Lynchangriffe türkischer Rechtsextremer gegen Kurdinnen und Kurden in der belgischen Provinz Limburg reagiert, die sich zuvor an einer Newroz-Feier in Löwen beteiligt hatten. Dass Menschen aufgrund kurdischer Symbole „brutal attackiert“ werden, unterstreiche einmal mehr die Notwendigkeit, sich entschieden gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung zu stellen und gemeinsam für eine Gesellschaft einzutreten, in der Vielfalt und Solidarität geschätzt und respektiert werden, sagte IAKR-Vorsitzender Civan Akbulut am Montag in einer Mitteilung. Denn der Vorfall mache deutlich, „dass antikurdischer Rassismus eine Realität ist und tatsächlich das Leben von Kurd:innen gefährdet – mitten in Europa“.

Hunderte türkische Rechtsextreme hatten am Sonntag in den Limburger Gemeinden Houthalen-Helchteren und Heusden-Zolder eine rassistische Jagd auf Kurd:innen gemacht und dabei mindestens sechs Personen teilweise schwer verletzt. Junge Menschen wurden bewusstlos geprügelt, Autos demoliert, aus Fahrzeugen und von ihren Eigentümern entwendete Kurdistan-Fahnen sowie Schals in den Farben grün, rot und gelb angezündet. Auch wurde das Haus einer kurdischen Familie, in dem Dutzende Menschen, darunter auch mehrere Kinder, Schutz vor dem Mob suchten, attackiert und belagert. Die Polizei bekam die Situation nur zögerlich in den Griff, trotz Hubschrauber, Wasserwerfer und zahlreichen Einsatzkräften. Mehrere Videos, die von den Angreifern selbst ins Netz gestellt wurden, zeigen die Gewaltorgie. Zu sehen und zu hören sind dabei neben regungslos auf dem Boden liegende Kurden, auf die weiter eingetreten wird, und eingeschlagenen Scheiben auch „Wolfsgrüße“ der ultranationalistischen Bewegung „Graue Wölfe“, Türkei-Fahnen, Takbir-Rufe und rassistische sowie sexistische Beleidigungen.

„Die türkische Graue Wölfe-/Ülkücü-Bewegung vertritt eine antidemokratische, antisemitische und rassistische Ideologie. Sie befürwortet ein großtürkisches Reich (Turanismus) und sieht Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele, oft gegen Kurd:innen und andere Minderheiten gerichtet. Bekannt für unzählige tödliche Angriffe gegen Oppositionelle, gilt sie auch international als besonders gewaltbereit und mobilisierungsstark. In Deutschland ist sie die größte rechtsextreme Bewegung“, schreibt die IAKR auf ihrer Seite – und kritisiert: Seit der Annahme des Antrags „Nationalismus und Rassismus die Stirn bieten – Einfluss der Ülkücü-Bewegung zurückdrängen“ durch die Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und den Grünen Ende 2020, sind mehr als drei Jahre vergangen. Trotz der dringenden Notwendigkeit, dem wachsenden Einfluss der Graue Wölfe entgegenzutreten, bleiben substanzielle Fortschritte in dieser Angelegenheit aus.

Dabei müsse die politische Reaktion auf diese Herausforderung über symbolische Gesten und Absichtserklärungen hinausgehen. Es sei höchste Zeit für konkrete Maßnahmen und effektive Strategien, die den Schutz von Minderheiten und die Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus in den Vordergrund stellen. Die fortwährende Präsenz und Aktivität rechtsextremer Gruppierungen wie der Graue Wölfe fordere ein entschiedenes Handeln der Politik. „Es ist an der Zeit, dass die Politik wirkungsvoll gegen jene vorgeht, die Hass und Gewalt verbreiten. Nur durch entschlossenes Handeln können wir eine inklusive Gesellschaft fördern, in der jede:r ohne Angst vor Verfolgung oder Gewalt leben kann. Der Angriff in Heusden-Zolder muss uns eine Mahnung sein.“

Aufrufe zu Protesten

Verschiedene Organisationen haben derweil zu Protesten gegen die Lynchattacken in Limburg aufgerufen. Der Dachverband kurdischer Vereine in Europa (KCDK-E) kündigte für 12 Uhr eine zentrale Kundgebung vor dem Europäischen Parlament in Brüssel an. Die Demokratische kurdische Gemeinde in der Schweiz (CDK-S) veranstaltet in mehreren Städten verschiedene Proteste. Erste Aktionen fanden, organisiert von den Jugendbewegungen TCŞ (Tewgera Ciwanên Şoreşger) und TekoJIN (Jinên Ciwanên Tekoşer), in der Nacht bereits in Bern und Genf statt.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/mehrere-schwerverletzte-nach-lynchangriff-in-belgien-41535

 

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Mehrere Schwerverletzte nach Lynchangriff in Belgien

25. März 2024 - 4:00

Nach Lynchangriffen türkischer Nationalisten in zwei Limburger Gemeinden liegen mindestens sechs Kurden mit teilweise schweren Verletzungen im Krankenhaus. Zwei von ihnen sollen sich in einem kritischen Zustand befinden, hieß es am späten Sonntagabend aus belgischen Polizei- und Krankenhauskreisen. Die Polizei war mit zahlreichen Einsatzkräften, einem Hubschrauber und einem Wasserwerfer im Einsatz, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Ein Brandanschlag auf das Haus einer kurdischen Familie konnte offenbar im letzten Augenblick verhindert werden.

Was ist passiert? Am Sonntag feierten mehrere tausend Menschen in Kessel-Lo, eine Teilgemeinde der belgischen Stadt Löwen, das kurdische Neujahr Newroz. Offenbar informiert über die Veranstaltung und die Teilnahme von Kurdinnen und Kurden aus den rund 50 Kilometer entfernten Gemeinden Houthalen-Helchteren und Heusden-Zolder – den Eindruck hatten kurdische Zeugen – verabredeten sich mehrere hundert Faschisten mit türkischem Hintergrund zu einem „Protest“, der am Ende in Gewaltorgien ausartete.

Antikurdischer Rassismus mitten in Europa!
In Belgien wurde eine kurdische Familie von einem türkischen Mob verfolgt. Der Mob drohte sie zu lynchen und ihre Wohnung anzuzünden. Die Familie wurde von der kurdischen Community in Sicherheit gebracht. https://t.co/cIhejL0e08

— Cansu Özdemir (@CansuOezdemir) March 24, 2024

Alain Yzermans, Bürgermeister von Houthalen-Helchteren, äußerte gegenüber der Presse, während der Durchfahrt zahlreicher aus Kessel-Lo kommender Autos sei ein türkischer Jugendlicher angegriffen worden. Er hätte sich provoziert gefühlt von den Kurden und wohl auch geäußert. „Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Nachbarschaft. Ein paar hundert Personen marschierten daraufhin zur Kolderstraat, wo sich mehrere Kurden in ein Haus zurückgezogen hatten.“ In dem Haus befanden sich nach Informationen unserer Agentur mehrere Dutzend Menschen, darunter Kinder und ältere Personen. Der Mob soll versucht haben, das Gebäude zu stürmen und gedroht haben, es anzuzünden. Beteiligte zeigten dabei den Wolfsgruß, ein Symbol der rechtsextremen „Bozkurtlar“ (Graue Wölfe). Informierte Kurden sollen herbeigeeilt sein und sich den Faschisten in den Weg gestellt haben. Erst danach riegelte die belgische Polizei die Straße ab und evakuierte die Menschen im Haus.

Fascist Turks #GreyWolves burn the Kurdish flag after attempting to set Kurdish families on fire in their homes.#Kurdistan #AlaRengin #Kurdi #Belçika #Limburg #HeusdenZolder #Heusden_Zolder pic.twitter.com/hXHPzL5Aoe

— Mardin (@MardiniBerg) March 24, 2024

Die im Haus eingekesselten Personen – unter ihnen auch etliche Gäste der Newroz-Feier – wiesen indes die Behauptung zurück, ein Angriff auf einen türkischen Jugendlichen sei Auslöser des Lynchversuchs gewesen. Das Gerücht sei möglicherweile gezielt gestreut worden, um eine Pogromstimmung gegen die kurdische Community anzuheizen. Und selbst wenn es einen Übergriff gegeben habe, könne ein Angriff in dieser Größenordnung nicht binnen kürzester Zeit organisiert werden. Die rassistische Meute sei äußerst planvoll vorgegangen und schien im Vorfeld verabredet gewesen zu sein. So griffen mehrere Gruppen sowohl in Houthalen-Helchteren als auch in Heusden-Zolder an mehreren Stellen kurdisch gelesene Personen an, indem sie ihre Autos anhielten, sie aus den Fahrzeugen zerrten und auf sie einschlugen. Auf mehreren Videos im Netz ist zu sehen, wie die Mobs unter Takbir-Rufen auf mehrere Männer einprügeln und eintreten, während sie bereits leblos am Boden liegen, und dabei „Drecks-Kurden“, „Hurensöhne“ und „PKK-Bastarde“ rufen. Im Hintergrund wehen Türkei-Flaggen.

Belçika Polisi, Heusden Zolder kasabasında Kürt aileyi Tekbirler getirerek linç girişiminde bulunarak yakmaya kalkışan zanlılar hakında kimlik tespit çalışmaşmalarına başladıklarını duyurdu. Ayrıca kasabaya girişlere izin verilmiyor. Olaylar henüz durmuş değil. Yaralılar var.… pic.twitter.com/EEkhQMkS2r

— Deniz Babir (@Babir_D) March 24, 2024

Die Angreifer haben diese Aufnahmen in den sozialen Medien selbst geteilt. Sie zeigen auch türkische Faschisten beim Demolieren von Autos, die Kurden gehören. Sie schlagen Scheiben ein, entwenden persönliche Gegenstände, darunter Schals in den kurdischen Farben grün, rot und gelb sowie Kurdistan-Fahnen, die dann ebenfalls unter dem Ruf „Allahu akbar“ und rassistischen und sexistischen Beleidigungen von den Nationalisten angezündet werden. Mindestens einer der verletzten Kurden, die auf Krankenhäuser in Heusden und Genk verteilt wurden, soll mit einer Stichwaffe attackiert worden sein. Die Polizei bekam die Situation nur mit Mühe und sehr langsam unter Kontrolle. Einheiten aus Limburg wurden hinzugezogen, um die Lage zu beruhigen und die Gebiete, in denen der Mob aufmarschierte, abzusperren. Da mehrere Mitglieder der kurdischen Gemeinde vermisst werden, wird die Zahl der Verletzten höher geschätzt als bisher bekannt. Für Montag haben mehrere kurdische Vereine zu Protesten in Belgien aufgerufen.

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Türkische Luftschläge gegen Metîna-Massiv

25. März 2024 - 1:00

Neuerliche Luftangriffe der Türkei haben am Sonntag in der Kurdistan-Region Irak (KRI) Panik bei der Zivilbevölkerung ausgelöst. Die Kampfbomber zielten in mehreren Angriffswellen auf das Metîna-Massiv im Distrikt Amêdî. Wie die Nachrichtenagentur RojNews mit Verweis auf Quellen vor Ort meldete, gingen die Bomben in unmittelbarer Nähe zu Siedlungsgebieten am Ausläufer des Berges nieder. Es entstand Sachschaden in noch unbekanntem Ausmaß. Menschen wurden offenbar nicht verletzt.

Die Dörfer rund um den Metîna-Berg (nicht zu verwechseln mit der Region Metîna) galten einst als dicht besiedelt. Im Zuge türkischer Besatzungsoffensiven wurden viele Ortschaften entvölkert, in anderen wiederum gilt teilweise seit Jahren ein Zutrittsverbot. Da für Vertriebene außerhalb ihrer Heimatorte kaum Perspektiven durch die Behörden der KRI geschaffen werden, kehren Bewohnerinnen und Bewohner von Gebirgsregionen, deren Bevölkerung traditionell von der Viehzucht und Landwirtschaft lebt, trotz Kriegsgeschehen wieder zurück – und riskieren damit Leib und Leben.

Der Gegend um Amêdî kommt bei den türkischen Besatzungsplänen eine strategische Rolle zu. Nach den Schluchten und Tälern hinter dem Distrikt erheben sich bereits die Massive der Qadên Parastina Medyayê (dt. Medya-Verteidigungsgebiete) mit ihren bedeutsamen Regionen Zap, Metîna und Gare, die von der kurdischen Guerilla gegen den türkischen Expansionismus verteidigt werden. Der kürzeste Weg, das Gebirge vom Boden zu erreichen, führt durch Amêdî. Eine neue Invasion der Türkei, die derzeit in Vorbereitung ist, konzentriert sich auf Gare.

Christliche NGO: Vier tote Zivilisten seit Jahresbeginn durch Luftangriffe

Zur Vorbereitung der „Militäroperation“ fliegt die türkische Luftwaffe seit Jahresbeginn nahezu täglich Angriffe auf Orte in und um Amêdî. Damit soll die verbliebene Bevölkerung offenbar zum Verlassen ihrer Dörfer gezwungen werden, um ein größeres Gebiet für die Invasion einzurichten. Die christliche Friedensinitiative Community Peacemaker Teams in der KRI (CPT - Iraqi Kurdistan) hat kürzlich einen umfassenden Bericht zu der angekündigten Besatzungsoffensive veröffentlicht. Aus dem Report geht auch hervor, dass in diesem Jahr bereits vier Zivilisten bei türkischen Luftangriffen in Südkurdistan getötet worden sind.

https://anfdeutsch.com/kurdistan/friedensorganisation-cpt-warnt-vor-turkischer-operation-im-nordirak-41526 https://anfdeutsch.com/kurdistan/hpg-berichten-uber-64-luftangriffe-innerhalb-einer-woche-41515 https://anfdeutsch.com/kurdistan/vorgebliche-terroristen-nester-hauser-der-zivilbevolkerung-40826

 

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Matilda Joslyn Gage, ihr Leben und Wirken

24. März 2024 - 23:00

Matilda Joslyn Gage (1826-1898) ist in New York geboren. Ihre Familie hatte ein revolutionäres Bewusstsein und ihr Leben war schon früh durch politisch-moralisches Handeln geprägt. Ihr Zuhause wurde während ihrer Jugend zu einer Station der Underground Railroad, einem Ort der Sicherheit für geflohene Sklav:innen. Dafür, die Underground Railwoad zu unterstützen, musste Matilda einige Jahre später ins Gefängnis.

Teil ihres Lebens in dem politischen Haus war Bildung. Ihr Vater war Abolitionist. Ihre Mutter brachte ihr ein tiefes Geschichtsverständnis bei, eines hinter die patriarchale Erzählweise zu blicken und die Geschichte der Gesellschaft und insbesondere der Frauen zu erkennen.

Als junge Frau wurde sie in der Frauenbewegung aktiv. Matilda hatte viel Klarheit darüber, warum und wofür sie kämpft. Ihre Arbeit für die Frauenbewegung war umfassend, praktisch und bedeutend. Matilda schrieb für Zeitungen, veröffentlichte Texte und Bücher über ihre Analysen und Erkenntnisse. Was sie schrieb, war eng mit ihrem Leben verknüpft und so schrieb sie unter anderem über die aktuellen Entwicklungen und Analysen der Suffragettenbewegung, von der sie Teil war.

Zeitweilig war sie Präsidentin des National Women Suffrage Association (NWSA). Matilda versuchte eine radikale ganzheitliche Linie in der Frauenwahlrechtsbewegung zu halten. Sie verurteilte die bürgerliche Annäherung, mit einem Frauenwahlrecht für vornehmlich weiße Frauen sei es getan. Als das NWSA sich mit dem christlich-konservativen Flügel zusammentat, entschied Matilda sich mit weiteren Mitstreiterinnen die Woman's Nation Liberal Union (WNLU) zu gründen. Die WNLU wurde eine Plattform von radikalen und freiheitlichen Ideen, sie veröffentlichten viele Schriften und eine Zeitung mit dem Namen The Liberal Thinker.

Matilda Joslyn Gage (c) Library of Congress

Es war ihr ein Anliegen, unsichtbar gemachte Frauen sichtbar zu machen. Mit großer Beständigkeit veröffentlichte sie Biografien von Frauen. 1870 veröffentlichte sie ein Pamphlet „Woman as an Inventor“, zu Deutsch „Die Frau als Erfinderin“. Sie schrieb über Sarah Mather, der Erfinderin des Tiefseeteleskops, über Maggie Knight, die eine Maschine zur Herstellung von Schulranzen erfand und über Barbara Uthmann, die die Spitze für Kissen erfand. Matilda kritisierte die Rechtsgrundlage, auf der verheiratete Frauen keine Patente anmelden durften und so viele Erfindungen fälschlicherweise den Ehemännern zugeordnet werden. Sie schrieb auch über Göttinnen, über Minerva, Mama Ocllo Huaco, Athene, Isis und Leizu. Sie beschreibt, wie die Göttinnen Ausdruck für matriarchal organisierte Gesellschaften waren und welche Rolle Erfindungen in dieser Zeit hatten. Die Erfindungen waren in direkter Verbindung zum Leben und Antworten auf die Bedürfnisse der Menschen.

Sie dokumentierte die Errungenschaften der Frauen verschiedenster Zeiten in der Vergangenheit und bewies, dass die Männer den Frauen ständig ihre kreative, spirituelle und intellektuelle Energie und ihre kreativen kulturellen Beiträge stahlen. In ihrem Werk „Woman, Church and State“ schreibt Matilda von der Geschichte des Matriarchats bis zur Hexenverfolgung und der Situation im 19. Jahrhundert. Sie betont die Zusammenhänge zwischen den Grundüberzeugungen der Kirche, der Einschränkung von Frauen durch Kirche und Staat und der Hexenverfolgung.

„The witch was in reality the profoundest thinker, the most advanced scientist of those ages. The persecution which for ages waged against witches was in reality an attack upon science at the hands of the church. As knowledge has ever been power, the church feared its use in woman's hands, and leveled its deadliest blows at her.“ - Matilda J. Gage, „Woman, Church and State“, S. 105

Matilda lehnte die Kirche ab, nicht aber den Glauben an sich. Sie beteiligte sich an dem Projekt, „The Woman’s Bible“ zu schreiben. Ausgangspunkt war die Analyse, die Bibel sei patriarchal ausgelegt und mit gefärbtem Blick übersetzt und interpretiert. Im 19. Jahrhundert arbeiteten 26 Frauen an einer neuen Übersetzung und Interpretation der Bibel.

Von Beginn an dachte und brachte sie verschiedenen Kämpfe ihrer Zeit zusammen. Sie kämpfte auf Seiten der Indigenen Bevölkerung und prangerte die Gewalt und Ungerechtigkeiten immer wieder an. In Woman, Church and State bezeichnete sie unter anderem die Gesellschaft der Irokesen als „Matriarchat"“ in dem die Frauen die wahre Macht hatten, und stellte fest, dass ein System der Abstammung durch die weibliche Linie (Matrilinearität) und weibliche Eigentumsrechte zu einem gleichberechtigteren Verhältnis zwischen Männern und Frauen führten. Gage verbrachte einige Zeit bei den Irokesen und erhielt bei ihrer Aufnahme in den Wolfsclan den Namen Karonienhawi – „die, die den Himmel hält“. Sie wurde in den Iroquois Council of Matrons aufgenommen.

Ihre Dutzenden von Veröffentlichungen, Reden und ihr Aktivismus ebneten den Weg für künftige radikale Feministinnen. In den 1990er Jahren prägte die Wissenschaftlerin Margaret Rossiter zu Ehren von Matilda J. Gage den Begriff „Matilda-Effekt“. Der Begriff bezieht sich auf die Tatsache, dass Wissenschaftlerinnen weniger oder gar keine Anerkennung für ihre Arbeit erhalten. Der Begriff ist eine Hommage an Gage, die sich mit ihrer Stimme dafür einsetzte, dass Erfindungen von Frauen anerkannt wurden, die öffentlich von Männern gemacht wurden. 

Matilda war eine großartige Frau, von der wir sehr viel lernen können. Mit ihrem tiefen Verständnis für Geschichte kämpfte sie ihr Leben lang für eine ganzheitliche Veränderung in der Gesellschaft.

Titelbild: Porträt der 45-jährigen Matilda Joslyn Gage, aufgenommen im April 1871 (c)  Harvard University, Schlesinger Library on the History of Women in America

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IS-Finanzverantwortlicher bei QSD-Einsatz in Raqqa getötet

24. März 2024 - 20:00

Die Antiterroreinheit der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) hat in Raqqa einen führenden Kopf der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) getötet. Die von der internationalen Anti-IS-Koalition mit Luftraumüberwachung unterstützte Operation im Zentrum Raqqas habe sich gegen einen sogenannten Vermögensverwalter der Terrorgruppe gerichtet, erklärte das Medien- und Kommunikationszentrum der QSD am Sonntag in einer Mitteilung.

Den Angaben nach handelt es sich bei dem Getöteten um den Iraker Sameer Khudir al-Shihan gehandelt. Der Islamist sei ein ranghohes Mitglied der IS-Miliz gewesen und als solches verantwortlich für die Finanzierung der Miliz sowie den Geldtransfer an Schläferzellen und deren Familien. Nach QSD-Angaben wurde er am Samstag im Zuge eines Gefechts in seinem Versteck getötet worden, weil er der Aufforderung sich zu ergeben nicht nachkam und das Feuer auf die an der Operation beteiligten Kräfte eröffnete.

Wie es weiter heißt, stellte die Antiterroreinheit YAT nach dem Einsatz mehrere Waffen und Munition, diverse Mobiltelefone, elektronische Speichermedien und persönliche Dokumente Al-Shihans sicher. Diese würden nun ausgewertet. „Unsere Antiterroreinheiten, die Sicherheitskräfte von Nord- und Ostsyrien und die Koalitionstruppen setzen ihre Bemühungen zur Bekämpfung des Terrorismus und der IS-Zellen fort, um die Sicherheit in der Region zu gewährleisten“, erklärten die QSD.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/ostsyrien-anfuhrer-von-is-terrorzelle-getotet-40894 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/hol-is-verantwortlicher-fur-indoktrination-von-kindern-gefasst-40880 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/ranghoher-is-dschihadist-in-deir-ez-zor-getotet-40532

 

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5.000 Soldaten und Polizisten als Wähler in Reşqelas

24. März 2024 - 18:00

Am 31. März finden in der Türkei Kommunalwahlen statt. Fast täglich werden Manipulationen zugunsten des regierenden Machtblocks aus der islamistischen Erdoğan-Partei AKP und der ultranationalistischen MHP beobachtet; vor allem in Provinzen mit einem hohen Anteil kurdischer Stimmberechtigter, die traditionell den Parteien der demokratischen Opposition nahestehen.

Die jüngsten Unregelmäßigkeiten bei der Registrierung von Wählerinnen und Wählern spielen sich derzeit in der Provinz Reşqelas (tr. Iğdır) ab. Rund 5.000 Soldaten und Polizisten sind als Wahlberechtigte in die Region an der Grenze zu Armenien verschoben worden. Per Transportflugzeug wurden die Staatsbediensteten in den letzten Tagen nach Reşqelas geflogen. Die bisher letzte Gruppeder vermeintlichen Stimmberechtigkeiten landete gestern Abend auf dem Flughafen der Provinz.

Es heißt, dass das Gouvernement und die Polizei an vielen Stellen der gleichnamigen Provinzhauptstadt sowie in den Landkreisen von Reşqelas mobile Schlafsäle zur Unterbringung der Soldaten und Polizisten eingerichtet haben. Ein Teil der Sicherheitskräfte soll auch in Einrichtungen der Provinzverwaltung, auf dem Gelände eines großen Abschiebezentrums sowie im Ausbildungshotel der Fakultät für Tourismus einquartiert worden sein, das sich auf dem Karaağaç-Campus der Universität Iğdır befindet. Beobachter:innen erwarten in den kommenden Tagen weitere Verschiebungen von Stimmberechtigten in Reşqelas.

Reşqelas ist eine multikulturelle Provinz und grenzt neben Armenien auch an die aserbaidschanische Exklave Naxçıvan und Iran bzw Rojhilat. Kurdinnen und Kurden machen den größten Anteil der Bevölkerung aus, auch viele Angehörige der aserbaidschanischen Gemeinschaft leben dört. Bei den letzten Kommunalwahlen 2019 gewann die HDP das Bürgermeisteramt in Reşqelas. Das aus Yaşar Akkuş und Eylem Çelik bestehende genderparitätische Duo, das ins Rathaus einzog, bliebt aber nur ein gutes Jahr im Amt. Beide wurden im Mai 2020 aufgrund fabrizierter Terrorvorwürfe vom Innenministerium abgesetzt und durch einen Zwangsverwalter ersetzt. Akkuş sitzt seither im Gefängnis. Er wurde ein Jahr nach seiner Absetzung wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ zu einer siebeneinhalbjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/kommunalwahl-in-der-turkei-dem-informiert-uber-manipulation-41284 https://anfdeutsch.com/kurdistan/burgermeister-zu-siebeneinhalb-jahren-gefangnis-verurteilt-26427 https://anfdeutsch.com/kurdistan/inhaftierter-ko-burgermeister-erleidet-herzinfarkt-38931

 

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Militärrat verhindert Infiltration in Baghuz

24. März 2024 - 17:00

Der Militärrat von Deir ez-Zor im Osten von Syrien hat nach eigenen Angaben einen Infiltrationsversuch von Söldnern der Regimemiliz Difa al-Watani (auch National Defense Forces, kurz NDF) vereitelt. Wie die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), zu denen der Militärrat gehört, am Sonntag mitteilten, war das Ziel des in der vergangenen Nacht erfolgten Durchbruchversuchs die Ortschaft Baghuz.

Mehrere bewaffnete Mitglieder von NDF hätten versucht, aus dem Regimegebiet westlich des Euphrat kommend in Baghuz einzusickern. Es blieb jedoch bei einem Versuch. „Infolge eines Feuergefechts mussten sich die Angreifer schnell wieder zurückziehen.“ Nach QSD-Angaben wurden dabei zwei NDF-Söldner getötet. Zu Verlusten in den Reihen des Militärrates von Deir ez-Zor kam es demnach nicht.

In der ostsyrischen Region Deir ez-Zor kommt es verstärkt zu Angriffen, die von IS-Zellen, Söldnergruppen des syrischen Regimes und iranischen Milizen verübt werden. Sowohl Ankara als auch Damaskus und Teheran haben ein Interesse daran, Konflikte in der Region zu schüren und die Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) zu schwächen.

Al-Baghuz Fawqani (ku. Baxoz), wie der vollständige Name der Ortschaft lautet, liegt im Distrikt Al-Bukamal im Gouvernement südöstlich der Stadt Deir ez-Zor. Im Frühjahr 2019 war Baghuz das letzte Gebiet, das von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gehalten wurde. Am 23. März 2019 verkündeten die QSD die Befreiung der Ortschaft und damit das Ende der Territorialherrschaft des IS-Kalifats. Der Angriffsversuch von letzter Nacht ereignete sich nur wenige Stunden nach einer Feier anlässlich des fünften Jahrestages der Einnahme von Baghuz.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/feier-zum-fall-des-is-kalifats-in-deir-ez-zor-41520 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/eniya-kurdan-wehrt-angriff-auf-minbic-ab-41457 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/qsd-vereiteln-infiltrationsversuch-in-deir-ez-zor-41014 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/qsd-fordert-internationale-losung-fur-is-problem-41517

 

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Kriegsvorbereitungen: Kurdische Parteien beraten in Dringlichkeitssitzung

24. März 2024 - 15:00

Vertreterinnen und Vertreter kurdischer Parteien haben in Brüssel auf einer Dringlichkeitssitzung über die neuen Kriegsvorbereitungen des türkischen Staates gegen Rojava und Südkurdistan beraten. Laut Angaben des Nationalkongress Kurdistan (KNK) wurde beschlossen, einen „Aufruf zur Einheit“ zu lancieren. Alle politischen Parteien, Organisationen, Institutionen und Dynamiken im viergeteilten Kurdistan müssten sich „im Geiste von Newroz vereinen, die nationale Einheit stärken und sich gegen die Besatzung stellen", heißt es in dem von Mitgliedern des Aktionskomitees „100 Jahre Vertrag von Lausanne“ und dem gemeinsamen Diplomatie-Komitee des Kurdistan-Bündnisses erarbeiteten Papier.

Die Türkei bereitet einen neuen umfassenden Angriff auf das südliche und westliche Kurdistan vor. Das Regime in Ankara will sich in weiteren Teilen der Kurdistan-Region im Irak (KRI) und dem Autonomiegebiet Nord- und Ostsyriens dauerhaft festsetzen, um einen kurdischen Status zu verhindern und die Vorherrschaft über ihre beiden Nachbarn erlangen. Das Gleichgewicht aller Kräfte in dieser Region soll zu den Gunsten des türkischen Staates verschoben werden. „Alle bisherigen Errungenschaften des kurdischen Volkes sind unmittelbar gefährdet“, betont der Aufruf.

Ferner befassten sich die Parteien mit dem Bestreben der Türkei, sich als „Wassergroßmacht“ zu positionieren. Die Türkei kontrolliert fast das gesamte Euphrat- und mehr als die Hälfte des Tigriswassers und damit die Lebensadern des Irak und Syriens. Seit Jahren setzt sie die Wasserversorgung als Waffe gegen beide Länder ein, um ihren politischen, wirtschaftlichen und militärischen Führungsanspruch in der Region unterstreichen. Im Zusammenhang mit dem „Kampf gegen den Terror“, gemeint ist das kriegerische Vorgehen gegen die PKK in der KRI und die Instrumentalisierung der kurdischen Frage, hat Ankara der Regierung in Bagdad nun Gespräche in Aussicht gestellt, bei denen eine garantierte Durchflussmenge festgelegt werden soll. Bagdad stufte die PKK offenbar im Gegenzug dafür und andere strategische Interessen als verbotene Organisation ein.

„Diese neue Partnerschaft zwischen den Regierungen in Ankara und Bagdad stellt eine große Bedrohung für Kurdistan dar. Wir akzeptieren diese Drohungen nicht und betonen, dass sich die Bevölkerung des Südens dagegen zur Wehr setzen muss“, heißt es in dem Aufruf der kurdischen Parteien. Der Irak wird aufgefordert, gegen die Angriffe des türkischen Staates vorzugehen, sich für ein Ende der türkischen Präsenz und Besetzung irakischer Territorien einzusetzen, statt Partnerschaften einzugehen.

Die Führung in Ankara forderten die Parteien auf, ihre Eskalations- und Kriegspolitik gegen das kurdische Volk und seine Parteien zu beenden und zum Verhandlungstisch zurückzukehren, um den Dialog für einen politischen Lösungsprozess und Frieden wiederaufzunehmen. An die Vereinten Nationen, die Weltöffentlichkeit und internationale Staatengemeinschaft wurde appelliert, den angedrohten Krieg egen Kurdistan zu verhindern und den Freiheitskampf des kurdischen Volkes zu unterstützen.

https://anfdeutsch.com/hintergrund/die-pdk-bildet-das-zentrum-des-angriffsplans-41468 https://anfdeutsch.com/kurdistan/ankara-erklart-ynk-zu-sicherheitsproblem-fur-die-turkei-41459 https://anfdeutsch.com/hintergrund/karayilan-wenn-ein-gegenangriff-notig-ist-werden-wir-nicht-zogern-41450 https://anfdeutsch.com/hintergrund/diplomatischer-verkehr-fur-eine-neue-operation-im-irak-41287 https://anfdeutsch.com/hintergrund/kurdistan-und-der-mittlere-osten-jungste-entwicklungen-und-demokratische-losungsperspektiven-41262

 

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Leyla Zana ruft zur Einheit auf

24. März 2024 - 15:00

Die kurdische Politikerin Leyla Zana hat auf einer Wahlkampfveranstaltung der DEM-Partei in Sêwreg (tr. Siverek) zur Einheit aufgerufen. „Es geht um mehr als Wahlen“, erklärte die ehemalige Abgeordnete vor dem DEM-Büro im Hayriye-Viertel: „Es geht um die Frage, ob wir mit unserer Kultur und Sprache leben können. Es geht um die Existenz eines Volkes.“

Leyla Zana und weitere Politiker:innen, darunter die ehemalige HDP-Abgeordnete Çağlar Demirel und der Ko-Bürgermeisterkandidat Celaleddin Erkmen aus der Provinzhauptstadt Riha (Urfa), waren bei ihrem Besuch in Sêwreg am Ortseingang mit „Pauken und Trompeten“ (Def û Zirne) von einer tanzenden Menschenmenge empfangen und in einem Konvoi durch die Stadt zum DEM-Büro begleitet worden. Dort wurden sie von Frauen der Friedensmütter-Initiative und den örtlichen DEM-Kandidat:innen Yıldız Çetiner und Ali Dursak begrüßt, währenddessen riefen die Menschen „Jin Jiyan Azadî“ und „Bijî Serok Apo“. Celaleddin Erkmen erklärte, dass die DEM-Partei die Freilassung von Abdullah Öcalan und einen Dialog über eine Lösung der kurdische Frage fordere: „Ohne Herrn Öcalan ist kein Frieden möglich. Wir werden auf jeden Fall gewinnen.“

Leyla Zana bezeichnete Sêwreg in ihrer Rede als „Wiege der Politik, Kunst und Wissenschaft“ und erinnerte an bekannte Persönlichkeiten aus der Region. Menschen wie Faik Bucak, Yilmaz Güney, Mehmed Uzun und Ibrahim Ayhan hätten zu Lebzeiten große Werke hervorgebracht, die es zu schützen gelte: „Wir sind durch einen immensen Einsatz weit gekommen. Diese Errungenschaften müssen wir verteidigen.“

Zana hob die Bedeutung von Frauen in allen Lebensbereichen hervor und sagte: „Das Leben gründet auf der Arbeit von Frauen. Frauen arbeiten auf dem Feld und kümmern sich um die Tiere, gleichzeitig kümmern sie sich um die Kinder und machen Essen. Wir sagen deshalb: Jin Jiyan Azadî! Unser großes Ziel ist der Aufbau eines neuen Lebens. Wir wollen neues, modernes und zeitgemäßes Leben.“

Wer ist Leyla Zana?

Leyla Zana ist Trägerin des Sacharow-Preises des Europäischen Parlaments für geistige Freiheit und ehemalige Abgeordnete der Parteien HEP und HPD. Anfang der 1990er Jahre wurde sie zusammen mit Orhan Doğan, Hatip Dicle, Ahmet Türk, Sırrı Sakık und Zübeyir Aydar für die HEP ins türkische Parlament gewählt. Bei der Vereidigung am 6. November 1991 trug Leyla Zana ein Band in den traditionellen kurdischen Farben Rot, Gelb und Grün um den Kopf und fügte dem türkischen Text auf Kurdisch hinzu: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass das kurdische und das türkische Volk zusammen in einem geschwisterlichen Rahmen leben können.“ Damit hatte sie gegen die Verfassung verstoßen, nach der in der Türkei im Parlament und bei offiziellen Anlässen nur Türkisch gesprochen werden darf. 1994 wurde sie verhaftet und war 15 Jahre im Gefängnis. Später wurde sie Abgeordnete der HDP. Anfang 2018 wurde ihr erneut der Abgeordnetenstatus entzogen.

Fotos: MA

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Impressionen von der Newroz-Feier in Qendîl

24. März 2024 - 14:00

Bevor der türkische Staat den Friedensprozess mit der kurdischen Freiheitsbewegung 2015 einseitig aufkündigte und im Juni 2015 das Qendîl-Gebirge in Südkurdistan bombardierte, war Newroz in der Berggemeinde Binarê Qendîl ein riesiges Volksfest, auf dem sich die Bevölkerung mit Guerillakämpfer:innen und internationalen Gästen aus dem Ausland vermischten und alle gemeinsam den Frühlingsbeginn feierten. Die Region Qendîl gehört zu den Medya-Verteidigungsgebieten und ist ständiges Angriffsziel der türkischen Armee. Trotz des Krieges und erschwerter Bedingungen bei der Anreise hat auch in diesem Jahr wieder eine Newroz-Feier stattgefunden, an der Menschen aus allen Teilen Kurdistans und aus Europa teilnahmen.

 


Die Veranstaltung am 21. März stand unter dem Motto „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“. Cemil Bayık, Ko-Vorsitzender des KCK-Exekutivrats, ging in einer übertragenen Videobotschaft auf die Bedeutung der gleichnamigen Kampagne ein und sagte, Binarê Qendîl sei wie ein Mikrokosmos des Kampfes für Demokratie und Freiheit.

Im Kulturprogramm traten unter anderen Fevzi Kılıç, Hozan Welat, Hozan Şemdîn und weitere Mitglieder der Kulturbewegung TEV-ÇAND aus Europa, Midya Hüseyin, Firmêsk Hafiz, Casim Saz, Jîna Seqizî aus Rojhilat, Ravîn Hewramî und Musik- und Tanzgruppen aus dem Flüchtlingslager Mexmûr und aus Şengal. Ein Überraschungsgast war die Guerillagruppe Koma Awazên Çiya, deren Auftritt mit großem Applaus gefeiert wurde.

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