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Aktualisiert: vor 1 Stunde 4 Minuten

Anklage gegen IS-Mitglied in München erhoben

12. Januar 2025 - 10:00

Die Generalstaatsanwaltschaft München hat einen 40 Jahre alten Iraker wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angeklagt. Er soll der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) angehören und noch bis zu seiner Festnahme im vergangenen Mai bereit gewesen sein, sich für den IS an Anschlägen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu beteiligen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP mit Verweis auf die Anklagebehörde.

Seit 2016 soll der Angeklagte der sogenannten IS-Grenzpolizei in der kurdischen Stadt Kerkûk (Kirkuk) angehört haben. Diese soll maßgeblich durch Festnahmen und Gewaltakte gegenüber Mitgliedern der schiitisch dominierten Regierung im Irak und der syrischen Staatsführung des inzwischen gestürzten Machthabers Baschar al-Assad die Errichtung eines vom IS propagierten islamischen Gottesstaats unterstützt haben.

Nach dem Verlust des IS über die im Irak kontrollierten Gebiete im Jahr 2017 soll der Angeschuldigte weiterhin aus dem Untergrund heraus für die Terrormiliz aktiv gewesen sein. Auch soll er monatlich Geld vom IS erhalten haben. Anfang 2023 sei der Mann schließlich in Deutschland eingereist.

Im Allgäu festgenommen

Bis zu seiner Festnahme im Mai vergangenen Jahres im Allgäu habe der mutmaßliche Dschihadist ständig in Kontakt mit IS-Verantwortlichen gestanden, heißt es weiter. Die letzte Geldzahlung vom IS soll er im Oktober 2023 erhalten haben. Über die Zulassung der Anklage muss nun das Oberlandesgericht (OLG) München entscheiden.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/mutmasslicher-is-dschihadist-im-allgau-festgenommen-42214 https://anfdeutsch.com/aktuelles/anklage-gegen-is-paar-wegen-versklavung-ezidischer-madchen-44841 https://anfdeutsch.com/aktuelles/iraker-wegen-is-mitgliedschaft-zu-vier-jahren-haft-verurteilt-44721

 

Kategorien: Externe Ticker

Paris: „Staatsgeheimnis lüften, Straffreiheit beenden“

12. Januar 2025 - 8:00

Die Abschlusskundgebung der Demonstration „Die Mörder sind bekannt – Warum schweigt Frankreich?“ in Paris anlässlich des zwölften Jahrestages der Ermordung von Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez war geprägt von Forderungen an die französische Regierung, den Dreifachmord nicht länger als Staatsgeheimnis zu behandeln und so den Weg freizumachen für eine juristische und politische Aufarbeitung. „Solange die Gerechtigkeit im Dunkeln bleibt, ist Frankreich schuldig“, sagte Ayten Kaplan, Sprecherin der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E), die zu der Großdemonstration am Sonnabend aufgerufen hatte. Sie mahnte, die kurdische Gesellschaft werde nicht ruhen, bis Gerechtigkeit herrscht.

Am 9. Januar 2025 sind zwölf Jahre vergangen, seitdem die PKK-Mitbegründerin Sakine Cansız, die KNK-Vertreterin Fidan Doğan und die Jugendaktivistin Leyla Şaylemez im Kurdistan-Informationszentrum in der Pariser Rue La Fayette von einem Auftragsmörder des türkischen Geheimdienstes erschossen worden sind. Doch bis heute ist niemand für das Attentat zur Rechenschaft gezogen worden: Der Prozess gegen den Todesschützen wurde eingestellt, nachdem er kurz vor Prozessbeginn unter zweifelhaften Umständen in Haft verstarb. Auf Drängen der Angehörigen der ermordeten Frauen wurden zwar neue Ermittlungen eingeleitet. Die aber stocken auf politischen Druck, da die Akte als Staatsgeheimnis behandelt wird.

 


Mehrere zehntausend Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern hatten sich an der Demonstration beteiligt. Die Veranstalter:innen schätzten die Zahl der Teilnehmenden auf rund 30.000. An der abschließenden Kundgebung fand sich etwa die Hälfte auf dem Platz der Republik ein. Unter ihnen befanden sich neben Aktiven der kurdischen Exil-Community auch Vertreterinnen und Vertreter französischer Parteien, Gewerkschaften und Organisationen, darunter die feministischen, antikapitalistischen und anarchistischen Bewegungen, Mitglieder der armenischen Diaspora sowie türkeistämmige Gruppen aus linken und sozialistischen Strukturen. In Reden unterstützten sie die Forderungen der TJK-E.

Die kommunistische ehemalige Senatorin Laurence Cohen etwa trat zusammen mit dem Sprecher der Parti communiste français, Ian Brossat, auf die Bühne. „Die Mörder von Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez sind bekannt. Die Geheimhaltung hinsichtlich der Ermittlungen muss aufgehoben werden, damit die Verantwortlichen dieses staatlichen Verbrechens endlich Rechenschaft ablegen und jahrelanges Unrecht am kurdischen Volk beendet wird“, forderte Cohen. Brossat ergänzte, dass die Kommunistische Partei Frankreichs sich den Kurdinnen und Kurden verbunden fühle. „Es ist jetzt wichtiger denn je, deutlich zu machen, dass wir zusammenstehen und die kurdische Gesellschaft auch weiterhin in ihrem gerechten Kampf begleiten.“

 


Die bewegendste Rede kam von Zeynep Kara. Die Aktivistin ist eine Angehörige der KCK-Vertreterin Evîn Goyî (Emine Kara), die zusammen mit dem Musiker Mîr Perwer und dem Aktivisten Abdurrahman Kızıl beim Anschlag auf das Pariser Ahmet-Kaya-Kulturzentrum am 23. Dezember 2022 getötet wurde. „Auch diese Hinrichtungen harren wie jene des 9. Januars 2013 noch ihrer politischen und justiziellen Aufarbeitung“, sagte Kara. Und jeder Tag, an dem es keine Entwicklungen bei der Aufarbeitung gebe, lasse neue Zweifel an der Wirksamkeit der Justiz aufkommen.

„Wir wissen, dass der türkische Geheimdienst hinter diesem politischen Attentat steckt. Eine Ahndung wird jedoch durch die Einstufung als Verschlusssache behindert. Das verhindert, dass wichtige Dokumente, die sich im Besitz des französischen Geheimdienstes befinden, den Justizbehörden übermittelt werden. Wäre der Fall nicht als Staatsgeheimnis eingestuft worden, befänden sich Evîn Goyî, Abdurrahman Kızıl und Mîr Perwer heute unter uns. Deshalb fordern wir: Geheimhaltungsverfügung aufheben und die Straffreiheit für die Mörder beenden – damit es nicht zu einem weiteren Massaker an unserem Volk in Frankreich kommt.“ Kara rief dazu auf, den „Widerstand für Gerechtigkeit“  weiter zu stärken. 

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https://anfdeutsch.com/aktuelles/demonstration-die-morder-sind-bekannt-frankreich-schweigt-in-paris-44961 https://anfdeutsch.com/aktuelles/kck-die-verantwortlichen-fur-die-massaker-werden-zur-rechenschaft-gezogen-werden-44938 https://anfdeutsch.com/frauen/ceni-12-jahre-ohne-sara-rojbin-und-ronahi-feminizide-in-paris-und-rojava-44939

 

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Tote und Verletzte bei Luftangriff auf Haus nahe Kobanê

12. Januar 2025 - 6:00

Bei einem Luftangriff der Türkei in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sind nach Angaben der Selbstverwaltungsbehörden drei Mitglieder derselben Familie getötet worden. Wie ein Sprecher der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) am Samstag sagte, starben zwei Schwestern (12 und 13) und ihr 37 Jahre alte Vater, als ihr Haus von einem Kampfflugzeug bombardiert wurde. Fünf weitere Kinder im Alter zwischen einem und zehn Jahren wurden verletzt.

Der Angriff sei am frühen Samstagabend in der Ortschaft Al-Masrab nahe der Gemeinde Sirrîn (Sarrin) erfolgt, sagte ein QSD-Sprecher. Das multiethnische Bündnis verurteilt den Angriff als Kriegsverbrechen, das eine neue Eskalationsstufe markierte, und ein Beleg dafür, mit welcher Brutalität der türkische Staat gegen Nord- und Ostsyrien vorgehe. Die Familie sei „brutal bombardiert“ worden. Die verletzten Kinder befinden sich unterdessen in einer Klinik in Kobanê, Angaben zu ihrem Zustand lagen zunächst nicht vor.

Sirrîn liegt rund 40 Kilometer südlich von Kobanê und ist verwaltungstechnisch Teil des Kantons Firat. Die Gemeinde wird häufig von der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Proxytruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) angegriffen. Erst am Freitag war eine Getreidesilo-Anlage von Kampfflugzeugen bombardiert worden. Zwei Tage zuvor hatte eine Drohne eine Autowerkstatt im Industrieviertel Sirrîns ins Visier genommen. Dabei waren zwei Menschen ums Leben gekommen und fünf weitere verletzt worden.

Weitere Luftangriffe am Tişrîn-Damm

Derweil wiesen die QSD auf ein gestiegenes Risiko eines Kollapses an der Tişrîn-Talsperre am Euphrat hin. Neuerliche Luftangriffe rund um die Anlage zwischen Minbic und Kobanê hätten neue Schäden an der Betonkonstruktion des Staudamms verursacht, teilte das Bündnis am Abend mit. Die QSD äußerten Befürchtungen, dass der Damm möglicherweise schon bald kollabieren könnte. „Dies hätte katastrophale Folgen für Dörfer und Städte flussabwärts“, hieß es.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/turkische-luftwaffe-bombardiert-umland-von-tisrin-damm-44960 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/kinder-bei-angriff-auf-dorf-bei-qereqozax-brucke-verletzt-44962 https://anfdeutsch.com/aktuelles/ppt-untersucht-kriegsverbrechen-der-turkei-in-rojava-44923

 

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Fans von St. Pauli: Solidarität mit Rojava

11. Januar 2025 - 22:00

Während des heutigen Heimspiels des Erstligisten FC St. Pauli gegen Eintracht Frankfurt entrollten die Fans in der Südkurve in der Halbzeitpause ein riesiges rot-gelb-grünes Solidaritätsbanner mit der Aufschrift „Defend Rojava – Erdogans Krieg beenden“ sowie ein großes Bildnis einer YPJ-Kämpferin. Viele der Ultras schwenkten Fahnen der YPG und YPJ. Auch in der Gegengrade wurde eine riesige grün-rot-gelbe Flagge entrollt.

 


Auch wenn das Spiel 0:1 verloren ging, nutzten die Pauli-Fans das Millerntor-Stadion für ihre Forderung nach einem Ende des türkischen Angriffskriegs auf die selbstverwaltete Region Nord- und Ostsyrien. Bereits beim Heimspiel gegen Werder Bremen vor der Winterpause am 14. Dezember war Solidarität mit Rojava bekundet worden.

 

 

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https://anfdeutsch.com/aktuelles/free-kurdistan-grafitti-vor-turkei-spiel-in-hamburg-entfernt-42698 https://anfdeutsch.com/hintergrund/frieden-mit-Ocalan-und-krieg-in-rojava-44959 https://anfdeutsch.com/hintergrund/karayilan-wer-beharrlich-auf-krieg-setzt-wird-verlieren-44957

 

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Cihan Bilgin und Nazım Daştan in Qamişlo beerdigt

11. Januar 2025 - 18:00

Die am 19. Dezember 2024 bei einem türkischen Drohnenangriff in Nordostsyrien getöteten Journalist:innen Cihan Bilgin und Nazım Daştan sind in Qamişlo beerdigt worden. Die Türkei hat die Überführung der Leichname zur Bestattung an ihren Heimatorten verhindert. Bei der heutigen Beisetzung auf dem Gefallenenfriedhof Delîl Saroxan sagte Dilyar Cizîrî als Ko-Vorsitzender des Freien Presseverbands (YRA), dass Anfang der Woche Tausende Menschen in Qamişlo Abschied von den gezielt bei der Ausübung ihrer Arbeit ermordeten Journalist:innen genommen hätten. Die Familien hätten sich eine Beerdigung in Nordkurdistan gewünscht, der türkische Staat habe die Überführung jedoch nicht zugelassen.

 


Nazım Daştan und Cihan Bilgin stammten beide aus Nordkurdistan, arbeiteten jedoch seit Jahren für kurdische Medieneinrichtungen in Nord- und Ostsyrien. Am 19. Dezember befanden sie sich auf dem Rückweg von einer Reportage über das Kampfgeschehen zwischen den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) und der pro-türkischen Söldnertruppe SNA an der Tişrîn-Front am Euphrat, als ihr als „Pressefahrzeug“ gekennzeichneter Wagen gezielt von einer türkischen Drohne erfasst wurde. Beide Journalist:innen waren auf der Stelle tot, ihr Fahrer wurde verletzt.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/bewegender-abschied-von-nazim-dastan-und-cihan-bilgin-44907 https://anfdeutsch.com/pressefreiheit/djv-fordert-aufklarung-zum-tod-kurdischer-journalist-innen-44764 https://anfdeutsch.com/pressefreiheit/verhaftung-wegen-foto-ermordeter-journalist-innen-44855 https://anfdeutsch.com/pressefreiheit/aufrufe-zum-schutz-von-journalist-innen-reichen-nicht-aus-44798

 

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Demirtaş spricht Öcalan „volles Vertrauen“ aus

11. Januar 2025 - 18:00

Die Politiker:innen Sırrı Süreyya Önder, Pervin Buldan und Ahmet Türk haben als Imrali-Delegation der DEM-Partei den ehemaligen Ko-Vorsitzenden der HDP, Selahattin Demirtaş, und den ehemaligen Ko-Bürgermeister von Amed (tr. Diyarbakır), Selçuk Mızraklı, im Gefängnis in Edirne besucht. Der DEM-Abgeordnete Sırrı Süreyya Önder erklärte anschließend, den seit 2016 bzw. 2019 inhaftierten kurdischen Politikern gehe es gesundheitlich gut, beide würden den Gesprächsprozess für eine Lösung der kurdischen Frage und eine Demokratisierung der Türkei unterstützen. Am Sonntag wird die Imrali-Delegation die ehemalige HDP-Vorsitzende Figen Yüksekdağ im Kandıra-Gefängnis in Kocaeli besuchen.

Stellungnahme von Demirtaş

Selahattin Demirtaş bedankte sich in einer auf X veröffentlichten Stellungnahme für den Besuch und sprach der Imrali-Delegation, der DEM-Partei und insbesondere Abdullah Öcalan sein „volles Vertrauen“ und seine Unterstützung aus. Weiter erklärte der ehemalige HDP-Vorsitzende:

„Das heikelste Thema dieser Zeit ist die öffentliche Unterstützung. Daher ist Transparenz äußerst wichtig und notwendig. Es ist gut, dass unsere Delegation die politischen Parteien im Parlament im Sinne der Transparenz informiert hat und in den kommenden Tagen Organisationen der Zivilgesellschaft und weitere politische und gesellschaftliche Kreise informieren wird. Wichtig ist auch, dass sich in allen Kreisen eine Sprache des Friedens durchsetzt. Alle, die sich zu diesen Themen äußern, sollten sich von der Sprache der Drohungen, der Erpressung, der Demütigung und des provokativen Diskurses fernhalten und sich statt einer leeren und bedeutungslosen Rhetorik, die auf Sieg und Niederlage basiert, auf eine gemeinsame Zukunft konzentrieren, in der alle, wir alle, gewinnen werden.

Auch wenn ein Name für diesen Prozess beharrlich vermieden wird, ist er aus unserer Sicht ein Prozess der Demokratisierung, des Friedens und der Geschwisterlichkeit. Als Akteure, die auf demokratischer und friedlicher Grundlage Politik machen, wünschen, fordern und unterstützen wir ein dauerhaftes Ende von Konflikten und Gewalt. Wir erklären, dass wir Herrn Öcalan zur Seite stehen werden, wenn er unter den gegebenen Umständen die Initiative dazu ergreift. Die gesamte Initiative eines möglichen Aufrufs liegt natürlich in seinen Händen. Wie Herr Öcalan selbst erklärt hat, liegt die Verantwortung für die Schaffung der rechtlichen und politischen Grundlage für einen solchen Aufruf bei der Regierung und dem Parlament. Wir bieten jede Art von Unterstützung für Friedensinitiativen in dieser Phase an.

Wir sind jedoch weder diejenigen, die einen Aufruf machen werden, noch Adressaten eines möglichen Aufrufs. Unsere Rolle und Aufgabe als Politiker ist es, den Boden für den Frieden zu stärken, die Friedensparteien zu ermutigen und zu fördern und Frieden zu ermöglichen. Aber noch mehr als das besteht unsere grundlegende Verantwortung darin, den friedlichen, zivilen, politischen Kampf für Demokratie, Freiheiten, Gleichheit, Gerechtigkeit und grundlegende Menschenrechte auszuweiten. Die Kanäle und Möglichkeiten dieses Kampfes müssen jetzt geöffnet werden, damit der Boden für den Frieden gestärkt werden kann. Wir möchten die Aufmerksamkeit der Zuständigen auf diesen Punkt lenken.

Alle sollten wissen, dass es gute Absichten und einige in dieser Absicht getroffene Vorbereitungen gibt. Damit der Prozess jedoch mit Leben erfüllt werden kann, müssen rasch konkrete Schritte unternommen werden, die Mut machen. Wir sind bereit, jede Art von Unterstützung zu leisten, um die Konflikte zu beseitigen, die seit Jahren unsägliches Leid verursachen und die gesamte Energie des Landes verbrauchen, und um einen politischen Frieden zu schaffen.

Der politische Frieden wird jedoch nur dann von Dauer sein und im Interesse aller und des Landes liegen, wenn er auf eine Weise zustande kommt, die alle Kanäle des Kampfes für gesellschaftlichen Frieden, Demokratisierung, Gleichheit, Gerechtigkeit und Freiheiten öffnet. Auf diese Weise wird auch die gesellschaftliche Unterstützung für den politischen Frieden zunehmen, und alle Provokationen und Versuche, ihn zu untergraben, werden ins Leere laufen, da die Mehrheit des Volkes ihn annimmt.

In dieser kritischen und historischen Zeit möchte ich dem Präsidenten der Republik, Herrn Devlet Bahçeli, Herrn Özgür Özel und allen anderen Parteiführern für die Initiativen, die sie für den Frieden ergriffen haben und ergreifen werden, meinen Dank und meine Unterstützung aussprechen. Jenseits aller persönlichen und parteipolitischen Interessen werde ich ohne Zögern jeden Schritt unterstützen, der zur Stärkung der Demokratie unternommen wird.

Abschließend möchte ich betonen, dass die meisten Kurdinnen und Kurden auf die Türkei blicken und sich daran orientieren. Ich glaube, wenn es gelingt, Frieden und eine starke Demokratie aufzubauen, werden wir gemeinsam als Gewinner aus diesem Prozess hervorgehen. Dafür hoffe und wünsche ich mir, dass auch der Staat der Republik Türkei seine Richtung und sein Gesicht allen Kurdinnen und Kurden zuwendet und den Aufbau eines großen und ehrenvollen Friedens gewährleistet. Ich möchte unserer Delegation noch einmal danken und Ihnen allen meine herzlichen Grüße und meine Liebe übermitteln, verbunden mit meinen Erfolgswünschen.“

Foto: Abdullah Öcalan, Selahattin Demirtaş und Pervin Buldan während des Gesprächsprozesses von 2013 bis 2015 im Inselgefängnis Imrali

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Video zeigt Beschuss von Militärfahrzeugen an Minbic-Front

11. Januar 2025 - 18:00

Das Medien- und Kommunikationszentrum der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) hat ein neues Video aus dem Widerstand gegen die türkische Armee und deren dschihadistische Proxytruppe SNA veröffentlicht. Die Aufnahmen sollen gestern entstanden sein und zeigen laut einer Mitteilung die Zerstörung von zwei Militärfahrzeugen der Islamisten in einem nicht näher bezeichneten Ort an der Ostfront von Minbic. Ausgeführt wurden die Aktionen von einer Drohneneinheit der QSD. Ob sich Personen in den Fahrzeugen aufhielten, ist nicht bekannt.

 


Gegenoffensive in Minbic-Region

Das Zentrum der Stadt Minbic ist seit Anfang Dezember in der Hand der SNA, die mit türkischer Unterstützung versucht, die QSD östlich des Euphrat zu drängen und weitere Gebiete in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien zu besetzen. Das multiethnische Bündnis, dem auch die YPG und YPJ angehören, hält mit massivem Widerstand dagegen. Es will die verlorenen Orte zurückgewinnen und die SNA aus Rojava vertreiben. Mehrere Ortschaften in der Region konnten bereits im Rahmen einer kurz vor Weihnachten eingeleiteten Gegenoffensive wieder befreit werden.

Tişrîn-Damm im Fokus der Besatzungsangriffe

Die Gegenoffensive umfasst neben Minbic auch Gebiete im Umland der Region am Euphrat. Dazu gehören die seit Wochen immer wieder von der türkischen Luftwaffe attackierte Tişrîn-Talsperre, die etwa 30 Kilometer südöstlich des Stadtkerns von Minbic liegt, etliche frontnahe Dörfer und die Qereqozax-Brücke, die Minbic mit Kobanê verbindet. Am Mittwoch fanden in der Gegend die schwersten Auseinandersetzungen seit Wochen statt. Die QSD hatten mehrere von türkischen Kampfbombern flankierte Durchbruchsversuche der SNA abgewehrt. Über 60 Söldner wurden getötet und mehr als 30 weitere verletzt. Zuvor waren die QSD noch von 37 Toten ausgegangen. In den eigenen Reihen hatten die Kämpfe vom Mittwoch sechs Gefallene und neun Verwundete gefordert.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/dutzende-sna-soldner-bei-gefechten-getotet-44936 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/turkische-luftwaffe-bombardiert-umland-von-tisrin-damm-44960 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/drohnenangriff-auf-konvoi-fordert-funf-tote-und-15-verletzte-44932

 

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Identität gefallener Guerillakämpfer veröffentlicht

11. Januar 2025 - 15:00

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen gefallener Guerillakämpfer veröffentlicht. Den Angaben zufolge sind Şerzan Herekol und Botan Dalaho am 25. Juli 2024 bei einem feindlichen Angriff in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen. In dem Nachruf würdigen die HPG die gefallenen Kämpfer als unvergessliche Militante der kurdischen Freiheitsbewegung und sprechen den Angehörigen und der Bevölkerung Kurdistans ihr Beileid aus.
 

Codename: Şerzan Herekol
Vor- und Nachname: Rıdvan Şengil
Geburtsort: Adana
Namen von Mutter und Vater: Şemsê – Salih
Todestag und -ort: 25. Juli 2024 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Botan Dalaho
Vor- und Nachname: Karwan Mihemed Xalid
Geburtsort: Silêmanî
Namen von Mutter und Vater: Newroz – Xalid
Todestag und -ort: 25. Juli 2024 / Medya-Verteidigungsgebiete


Şerzan Herekol


Şerzan Herekol ist in Adana geboren und gehörte dem kurdischen Stamm der Garisî an. Seine Familie stammt ursprünglich aus Sêrt-Dih (tr. Siirt-Eruh) und musste ihr Heimatdorf aufgrund von Repression durch den türkischen Staat verlassen. Obwohl Şerzan außerhalb Kurdistans aufwuchs, bewahrte er seine kurdische Identität und wurde als Heranwachsender in der revolutionären Jugendbewegung aktiv. Weil der türkische Staat auch demokratische und legale Aktivitäten der kurdischen Bewegung als terroristische Betätigung einstuft, wurde Şerzan verhaftet. Im Gefängnis bildete er sich weiter und bereitete sich ideologisch auf den Guerillakampf vor. Er war verheiratet, und hätte nach seiner Freilassung die Möglichkeit gehabt, sich eine Nische innerhalb des kapitalistischen Systems zu suchen. Stattdessen hielt er an seinen Überzeugungen fest und ging 2017 in die Berge. Mit seinem Anschluss an die Freiheitsguerilla Kurdistans erfüllte er sich einen langgehegten Traum. Er nahm an einer Grundausbildung für neue Kämpferinnen und Kämpfer in den Medya-Verteidigungsgebieten teil und beteiligte sich anschließend mit großem Enthusiasmus an der praktischen Arbeit in den Bergen. Ihm war bewusst, dass die Vorbereitung entscheidend für den Ausgang des Krieges ist und einen selbstlosen Einsatz erfordert. Gleichzeitig maß er kameradschaftlichen Beziehungen und ideellen Werten große Bedeutung bei und entwickelte sich zu einem apoistischen Militanten, der bei allen von ihm übernommenen Aufgaben die Grundsätze der PKK verteidigte. In einer ideologischen Weiterbildung setzte er sich intensiv mit seiner eigenen Persönlichkeit und seiner bisherigen Praxis auseinander und befasste sich mit den Erfordernissen des modernen Guerillakampfes. Als er anschließend auf eigenen Wunsch an die Front versetzt wurde, war sein vordringliches Anliegen, seine bei türkischen Chemiewaffenangriffen gefallenen Genossinnen und Genossen zu rächen. Er beteiligte sich an diversen revolutionären Operationen gegen die türkischen Besatzungstruppen und nahm durch seinen Mut und seine militärischen Fähigkeiten eine führende Rolle im Widerstand ein. „Unser Weggefährte Şerzan hat sich am 25. Juli 2024 der Karawane der Gefallenen angeschlossen und uns mit seiner engen Verbundenheit zu den Werten unserer Partei und seiner aufrichtigen und tiefgründigen Kameradschaftlichkeit ein unvergessliches Kampferbe hinterlassen. Als seine Nachfolger:innen versprechen wir, die Erinnerung an ihn im freien Kurdistan lebendig zu halten“, so die HPG.

Botan Dalaho


Botan Dalaho stammte aus der Region Dalaho in Rojhilat (Ostkurdistan/Westiran). Er kam in Silêmanî in Başûr (Südkurdistan/Nordirak) zur Welt, weil seine Familie die Heimat aufgrund der Repression des iranischen Regimes verlassen musste. Um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen, übernahm er bereits in jungen Jahren verschiedene Jobs und lernte, durch Arbeit auf eigenen Beinen zu stehen. Gleichzeitig wurde ihm dabei bewusst, dass das kapitalistische System auf Ausbeutung beruht. Er interessierte sich für alle Teile Kurdistans und bezog Haltung gegen die überall forcierte Auslöschung der kurdischen Identität. Bei seiner Suche nach Handlungsmöglichkeiten kam er in Kontakt mit der PKK-Bewegung und beteiligte sich an der revolutionären Jugendarbeit. Insbesondere der erfolgreiche und unter hohen Opfern ausgetragene Kampf gegen den IS in Rojava und Şengal hinterließ einen prägenden Eindruck bei ihm. Um sich daran zu beteiligen, entschied er sich für den bewaffneten Widerstand und wollte in die Berge gehen. Diesen Wunsch musste er eine Zeitlang zurückstellen, weil er in der Jugendbewegung gebraucht wurde und Bedarf nach seinen organisatorischen Fähigkeiten bestand. Erst 2017 schloss er sich der Guerilla an. Seinen Beitritt zur Guerilla bewertete er als ersten Schritt in ein freies Leben. Er durchlief eine militärische und ideologische Grundausbildung und konzentrierte sich auf die Philosophie von Abdullah Öcalan. Seine Erkenntnisse teilte er mit seinen Mitkämpfer:innen. Diese Haltung behielt er auch in der anschließenden Praxis bei. Er übernahm verschiedene Aufgaben, absolvierte einen militärischen Fachlehrgang und sah sich überall für die Weiterbildung seiner Weggefährt:innen verantwortlich. Im Zap beteiligte er sich an der Errichtung von Tunnelanlagen und schlagkräftigen Widerstandsaktionen gegen die türkischen Invasionstruppen. Die HPG erklären in dem Nachruf, dass Botan jeden Moment seines revolutionären Lebens dem Freiheitskampf Kurdistans widmete und sich bis zum letzten Atemzug an der Linie der Opferbereitschaft orientierte. Sein Kampf werde bis zum Sieg fortgesetzt.


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Kinder bei Angriff auf Dorf bei Qereqozax-Brücke verletzt

11. Januar 2025 - 15:00

Die türkische Armee und ihre dschihadistische Söldnertruppe SNA setzen die Angriffe auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien fort. Im Kanton Firat wurde ein Dorf mit Haubitzen und Mörsern angegriffen, mindestens ein Haus ist von Geschossen getroffen worden. Dabei wurden zwei Geschwisterkinder im Alter von elf und 16 Jahren verletzt. Nach Angaben von Sicherheitskräften wurden sie in ein Krankenhaus in Kobanê gebracht. Informationen zu ihrem Zustand lagen zunächst nicht vor.

Ziel des am Samstagnachmittag verübten Angriffs war die Ortschaft Bir Hiso (Bir Hesu), die etwa 30 Kilometer südlich der Stadt Kobanê und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Qereqozax-Brücke liegt. Sie gilt als Verbindungslinie zwischen dem Kanton Firat und der Minbic-Region und ist von strategischer Bedeutung für die Verteidigung der selbstverwalteten Gebiete östlich und westlich des Euphrat.

Die pro-türkischen Söldner der SNA und die türkische Armee versuchen bereits seit Anfang Dezember mit aller Gewalt, den Widerstand der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) zu brechen und die Qereqozax-Brücke einzunehmen. Dabei werden nicht nur militärische Ziele ins Visier genommen. Häufig richtet sich der Beschuss sogar gezielt auf Wohngebiete. Das Dorf Bir Hiso etwa wird regelmäßig angegriffen. Zuletzt waren am Neujahrstag von Besatzungstruppen abgefeuerte Granaten in dem Ort eingeschlagen.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/granaten-auf-dorf-an-der-qereqozax-brucke-44862 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/turkische-luftwaffe-bombardiert-umland-von-tisrin-damm-44960 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/dorfer-in-kobane-wieder-unter-beschuss-44908

 

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Demonstration „Die Mörder sind bekannt – Frankreich schweigt“ in Paris

11. Januar 2025 - 15:00

In Paris hat am Mittag die Großdemonstration anlässlich des zwölften Todestages von Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez begonnen. Tausende Menschen aus verschiedenen Ländern beteiligen sich an dem von der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) veranstalteten Protest und fordern eine Aufarbeitung des Attentats. Die drei kurdischen Revolutionärinnen waren am 9. Januar 2013 vom türkischen Geheimdienst in Paris erschossen worden. Der französische Inlandsgeheimdienst (DGSI) behandelt den Fall jedoch als Staatsgeheimnis und blockiert die Herausgabe von Informationen

„Die Mörder sind bekannt – Frankreich schweigt“ ist das Motto der diesjährigen Demonstration. Damit spielt die TJK-E auf die weiterhin sowohl politisch als auch juristisch unaufgeklärte Ermordung der PKK-Mitbegründerin Sakine Cansız (Sara), der Pariser KNK-Vertreterin Fidan Doğan (Rojbîn) und der Jugendaktivistin Leyla Şaylemez (Ronahî) an. Sie wirft Frankreich vor, den türkischen Staats aus politischen Gründen nicht als Täter zu benennen und anzuklagen. Die TJK-E fordert Gerechtigkeit und Transparenz sowie Ermittlungen frei von politischer Einflussnahme.

 


Startpunkt der Demonstration war der Gare du Nord, in dessen Nähe auch der Tatort des Dreifachmords liegt; das Kurdistan-Informationsbüro. Viele Teilnehmende tragen Fahnen mit Bildern der Getöteten und Transparente mit ihren Forderungen. Unter den Teilnehmenden sind neben Familienangehörigen der ermordeten Frauen auch viele Mitglieder der mit der kurdischen Bewegung solidarischen migrantischen Communities. Auch zahlreiche Persönlichkeiten aus der französischen Politik sind vor Ort.

Auf einer Auftaktkundgebung vor dem Start der eigentlichen Demonstration wurden kurze Reden gehalten. Engin Sever, Ko-Vorsitzender des Dachverbands kurdischer Vereine in Europa (KCKD-E), bezeichnete den Anschlag gegen Cansız und ihre Mitstreiterinnen als „Massaker“, das sich gegen die kurdische Bewegung und im Besonderen gegen den Befreiungskampf kurdischer Frauen richtete. „Weil Frankreich geschwiegen hat, ereignete sich fast auf den Tag genau zehn Jahre später ein weiteres Massaker, bei dem Evîn Goyî, Mîr Perwer und Abdurrahman Kızıl aus dem Leben gerissen wurden. Das kurdische Volk verurteilt das Schweigen der Regierung auf das Schärfste.“


In einer im Namen der armenischen Diaspora in Frankreich verlesenen Erklärung wurde betont, wie wichtig Solidarität in Zeiten von Krieg, Unterdrückung und Gewalt sei. „Wir sind hier, um dem kurdischen Volk mitzuteilen, dass wir uns ihm verbunden fühlen. Als armenische Gesellschaft wissen wir nur zu gut, was es bedeutet, vom türkischen Faschismus erfasst zu werden. Wir verurteilen auf das Schärfste, dass die kurdische Gesellschaft zweimal innerhalb von zehn Jahren mitten in Paris zum Ziel von Anschlägen geworden ist.“

Die linke französische Parlamentsabgeordnete Danielle Simonnet bezeichnete den Dreifachmord vom 9. Januar 2013 als „Akt des türkischen Staatsterrorismus“, dessen weitere Facetten derzeit in Syrien, insbesondere in Rojava zum Vorschein kämen. „Das kurdische Volk und die alevitische Minderheit befinden sich im Fokus der Angriffe von Erdoğans Armee. Dagegen muss Frankreich entschieden vorgehen.“ Simonnet sprach auch die neue Annäherung zwischen dem in der Türkei inhaftierten PKK-Gründer Abdullah Öcalan und der türkischen Regierung an. „Wir unterstützen den Ansatz Herrn Öcalans. Wir wollen aber auch, dass die PKK von den Terrorlisten gestrichen wird.“


Der Abgeordnete Carlos Martens Bilongo forderte eine restlose Aufklärung der tödlichen Anschläge auf Kurd:innen in Frankreich. Er würdigte in seiner Rede den Kampf des kurdischen Volkes gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien und im Irak. „Die Kurdinnen und Kurden leisten Widerstand für Menschlichkeit. Wir stehen in ihrer Schuld.“

Der Protestzug zieht derzeit durch die Pariser Innenstadt und soll in eine Abschlusskundgebung mit verschiedenen Redebeiträgen münden.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/tjk-e-mobilisiert-zu-protesten-gegen-massaker-von-paris-44920 https://anfdeutsch.com/aktuelles/kck-die-verantwortlichen-fur-die-massaker-werden-zur-rechenschaft-gezogen-werden-44938 https://anfdeutsch.com/frauen/ceni-12-jahre-ohne-sara-rojbin-und-ronahi-feminizide-in-paris-und-rojava-44939 https://anfdeutsch.com/aktuelles/proteste-vor-franzosischen-konsulaten-in-berlin-und-hamburg-44945

 

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Türkische Luftwaffe bombardiert Umland von Tişrîn-Damm

11. Januar 2025 - 13:00

Die türkische Luftwaffe hat abermals das Umland der Tişrîn-Talsperre in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien bombardiert. Die Geschosse gingen in unmittelbarer Nähe der Dammanlage nieder, wie eine ANF-Korrespondentin mit ihrer Kamera einfing. Der Angriff wurde verübt, als zahlreiche Fahrzeuge die Straße zu der Talsperre passierten. Die Wagenkolonne war am Morgen mit hunderten Menschen aus verschiedenen Städten des Kantons Cizîrê aufgebrochen, die sich an einer Mahnwache am Tişrîn-Damm beteiligen. Zum Ausmaß des Angriffs liegen noch keine Informationen vor.

 

Ab Minute 02:44 ist der Angriff zu hören und zu sehen

Die gut 30 Kilometer südöstlich von Minbic gelegene Tişrîn-Talsperre befindet sich seit Anfang Dezember im Fokus einer Besatzungsoffensive der türkischen Armee und ihrer Dschihadistentruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA). Deren Ziel ist es, die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) von der Westseite des Euphrat zu verdrängen, um das östlich davon gelegene Kobanê leichter angreifen zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, nimmt die Türkei offenbar auch einen „Kollaps“ an der Anlage in Kauf. Schon länger warnt die nordostsyrische Selbstverwaltung vor dem Hintergrund massiver Schäden durch türkisches Bombardement vor einem Dammbruch, der eine verheerende Überflutung mit Auswirkungen bis in den Irak auslösen könnte.

Um gegen diese Angriffe zu protestieren und die internationale Gemeinschaft zum Handeln gegen den Aggressor Türkei aufzufordern, findet nun den dritten Tag in Folge auf Aufruf der Volksräte Nord- und Ostsyriens eine Mahnwache auf dem Gelände der Talsperre statt. Bereits vor Beginn  hatten türkische Kampfbomber am Mittwoch einen zivilen Konvoi mit Teilnehmenden der Aktion angegriffen. Drei Menschen wurden getötet und 15 weitere teils schwer verletzt.

https://anfdeutsch.com/Oekologie/cleanup-aktion-am-tisrin-damm-44953 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/drohnenangriff-auf-konvoi-fordert-funf-tote-und-15-verletzte-44932 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/zwei-tote-bei-turkischem-drohnenangriff-in-derik-44958 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/gemeinde-im-kanton-tabqa-nach-beschuss-ohne-strom-44948 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/getreidesilo-anlage-in-sirrin-aus-der-luft-bombardiert-44951

 

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Frieden mit Öcalan und Krieg in Rojava?

11. Januar 2025 - 12:00

Am 28. Dezember 2024 besuchten die DEM-Abgeordneten Pervin Buldan und Sırrı Süreyya Önder Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali. Öcalan ist der wichtigste politische Gefangene der Türkei, wenn nicht der gesamten Region. Er ist der Gründer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), der Vordenker des Gesellschaftskonzepts des Demokratischen Konföderalismus sowie für Millionen Kurdinnen und Kurden ihr politischer Repräsentant. Öcalan war in den letzten Jahren einer verschärften Isolation durch den türkischen Staat ausgesetzt.

Dass der türkische Staat nun plötzlich die Erlaubnis für einen Besuch der beiden Abgeordneten der DEM-Partei bei Öcalan auf Imrali erteilte, sorgte für große Spekulationen. Auch, weil Pervin Buldan und Sırrı Süreyya Önder anschließend positive Statements veröffentlichten und einen Gesprächsprozess mit Vertreter:innen der türkischen Parteienlandschaft starteten, weckte dies bei nicht wenigen Menschen die Hoffnung auf einen baldigen Friedensprozess.

Wäre da nicht die Realität südlich der türkischen Grenze, im Norden Syriens. Denn hier intensivieren die türkische Armee und mit ihr verbündete dschihadistische Gruppen der sogenannten Syrischen Nationalarmee (SNA) seit dem Sturz des Assad-Regimes ihre Angriffe auf die Demokratisch-Autonome Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (DAANES). Seitdem erreichen uns Bilder und Berichte von schwerwiegenden Kriegsverbrechen. Auch die türkischen Drohnen- und Artillerieangriffe nehmen massiv zu und ein neuer Krieg um die symbolträchtige Stadt Kobanê scheint nur eine Frage der Zeit.

Wie passen diese beiden Entwicklungen zusammen? Warum intensiviert die Türkei ihre Kriegshandlungen in Kurdistan, während gleichzeitig mögliche Friedensgespräche im Raum stehen? Und was bezweckt Öcalan mit seiner Botschaft aus Imrali? In unserem aktuellen Civaka-Info Newsletter wollen wir uns auf die Suche nach Antworten auf diese Fragen begeben.

Ein Prozess mit offenem Ausgang

„Es ist ein Prozess. Selbstverständlich ist das für uns ein Prozess. Es ist noch kein abgeschlossener Prozess, noch sind nicht alle Fragen geklärt.“ - Mit diesen Worten umschreibt Zübeyir Aydar, Mitglied des Exekutivrats der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK), die aktuellen Gespräche zwischen Abdullah Öcalan, der DEM-Partei und möglicherweise auch dem türkischen Staat. Ein Prozess eben, nicht mehr. Von einer Lösung oder einem Frieden kann noch keine Rede sein, auch wenn sich mit diesem Prozess natürlich die Hoffnung auf ein Ende des Krieges und eine Lösung der kurdischen Frage verbindet.

Phasen wie diese gab es auch in der Vergangenheit, so der sogenannte „Oslo-Prozess“ zwischen 2009 und 2011 sowie die Gespräche zwischen dem türkischen Staat und Abdullah Öcalan zwischen 2013 und 2015. Auch damals gab es Hoffnung auf Frieden und auch damals hat der türkische Staat seine kriegerischen Handlungen in Kurdistan zu keinem Zeitpunkt eingestellt, während die Arbeiterpartei Kurdistans und ihr inhaftierter Vorsitzender Öcalan ihren Friedenswillen nachdrücklich unter Beweis gestellt haben.

Dasselbe Szenario wiederholt sich auch gegenwärtig: Während die Türkei die Übergangsphase in Syrien nutzt, um den Krieg gegen die DAANES in Nord- und Ostsyrien zu intensivieren, setzt sie innerhalb ihrer Staatsgrenzen weiterhin gewählte Bürgermeister:innen der DEM-Partei ab und führt ihre Repressionspolitik gegen die kurdische Gesellschaft fort.

Medial setzt die türkische Regierung aus AKP und MHP auf Methoden der psychologischen Kriegsführung. Mit manipulativen Äußerungen und Berichten wird der Eindruck erweckt, es gäbe keine kurdische Frage und lediglich die PKK sei das Problem. Parallel wird in Nordsyrien eine gezielte Kriegspolitik gegen die kurdische Bevölkerung geführt. Die jüngsten Angriffe auf Zivilist:innen, Pressevertreter:innen und kritische Infrastruktur in der Region sind Ausdruck dieser Politik. Gleichzeitig soll der Gesellschaft durch die Gespräche auf der Gefängnisinsel Imrali der Eindruck eines bevorstehenden Friedens vermittelt werden, um den gesellschaftlichen Protest gegen den türkischen Kriegskurs einzudämmen. In der kurdischen Bewegung sind die Erfahrungen der vergangenen Prozesse jedoch noch in guter Erinnerung, weshalb die Manipulationsversuche des türkischen Staates nur begrenzt erfolgreich sind.

Der türkische Staat sieht sich gezwungen, Öcalan als Ansprechpartner zu akzeptieren

Zweifellos gibt es aber auch Gründe dafür, dass der türkische Staat seine Politik der Totalisolation Abdullah Öcalans auf Imrali vorübergehend aufgeben musste. Wenn der Vorsitzende der rechtsextremen MHP, Devlet Bahçeli, eigens eine Rede des erklärten Staatsfeindes Nr. 1 im türkischen Parlament für möglich erklärt, dann ist das ein deutlicher Ausdruck dafür, wie sehr sich der Staat unter Druck gesetzt fühlt. Dies hängt eng mit den Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten zusammen. Die gesamte Region befindet sich in einem Umbruch, der die türkische Regierung beunruhigt. Die große Angst, die Ankara umtreibt, sind mögliche Errungenschaften der kurdischen Bevölkerung jenseits der eigenen Staatsgrenzen, die die monistische und nationalstaatliche Struktur der Türkei nachhaltig erschüttern könnten.

Dass der türkische Staat in dieser Phase Abdullah Öcalan aufsucht und als Gesprächspartner akzeptiert, ist jedoch in erster Linie auf den jahrelangen Widerstand der kurdischen Freiheitsbewegung gegen die türkische Kriegspolitik in Kurdistan zurückzuführen. An diesem Widerstand sind die Versuche des türkischen Staates in den letzten zehn Jahren gescheitert, die Arbeiterpartei Kurdistans durch völkerrechtswidrige Kriegshandlungen und den Einsatz international geächteter Waffen zu zerschlagen. Dies ist der Hauptgrund, der die AKP/MHP-Regierung heute dazu zwingt, diesen Prozess zu beginnen und in einen Dialog mit Öcalan einzutreten.

Die Botschaften Öcalans aus Imrali

Der seit 1999 inhaftierte kurdische Repräsentant bemüht sich von der Gefängnisinsel Imrali aus, aus der Notlage des türkischen Staates eine reale Chance für den Frieden zu machen und dabei möglichst breite Kreise der Gesellschaft in diesen Prozess einzubeziehen. Öcalan sieht das türkische Parlament als zentralen Ort für eine Lösung der kurdischen Frage. Er strebt eine Lösung im Einvernehmen mit der gesamten Gesellschaft der Türkei an, die nicht von außen aufgezwungen, sondern durch die Einbindung der inländischen Akteur:innen möglich gemacht werden soll. „Die Ereignisse in Gaza und in Syrien haben gezeigt, dass die Lösung dieses Problems, das durch Interventionen von außen verschlimmert wird, nicht länger aufgeschoben werden kann. Auch die Beiträge und Vorschläge der Opposition sind wertvoll, um einen Erfolg in einem Bemühen zu erzielen, das in direktem Verhältnis zur Schwere dieses Problems steht“, so Öcalan in seiner letzten Botschaft.

Die Delegation der DEM-Partei, die Öcalan Ende Dezember besuchte, hat einen Gesprächsmarathon mit verschiedenen politischen Akteur:innen in der Türkei gestartet, um diese von der Notwendigkeit eines wirklichen Friedensprozesses zu überzeugen. Die Verlautbarungen aus der DEM-Partei deuten darauf hin, dass diese Gespräche bislang konstruktiv verlaufen sind. Nun muss auch auf internationaler Ebene Druck auf die türkische Regierung ausgeübt werden, die Kriegshandlungen in Nordsyrien einzustellen und den Weg für einen echten Frieden mit der kurdischen Freiheitsbewegung zu ebnen. Auch hier gibt es zumindest erste zaghafte positive Verlautbarungen von Seiten westlicher Regierungen, die den Schutz der Kurd:innen in einem Syrien der Post-Assad-Ära fordern. Praktische Schritte sind diesen Verlautbarungen bisher noch nicht gefolgt. Eines ist jedoch klar: Alles andere als ein Frieden, der die Anerkennung der Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens einschließt, wird die gesamte Region auf unbestimmte Zeit in ein neues Chaos stürzen, mit unkalkulierbaren Folgen für die Region und - mit Blick auf ein mögliches Wiedererstarken des sogenannten Islamischen Staates - für die ganze Welt.

Der Newsletter von Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. kann über diesen Link abonniert werden: https://civaka-azad.org/newsletter/

https://anfdeutsch.com/hintergrund/karayilan-wer-beharrlich-auf-krieg-setzt-wird-verlieren-44957 https://anfdeutsch.com/aktuelles/imrali-delegation-Onder-zuversichtlich-fur-losungsprozess-44911 https://anfdeutsch.com/kurdistan/kck-fur-einen-losungsprozess-muss-Ocalan-frei-sein-44024

 

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Zwei Tote bei türkischem Drohnenangriff in Dêrik

11. Januar 2025 - 12:00

Nach Angaben der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) sind am Freitag zwei Menschen bei einem türkischen Drohnenangriff im Großraum Dêrik getötet worden. Wie die Behörde für innere Sicherheit (Asayîş) mitteilte, wurden der Qereçox-Berg, die Dörfer Teqil Beqil und Şirik sowie ein ziviles Fahrzeug der Marke Hyundai Veracruz im Dorf Xana Serî am 10. Januar bombardiert.

„Die türkische Besatzerarmee greift Nord- und Ostsyrien seit langer Zeit mit ihrer Luftwaffe, schwerer Artillerie und Söldnerbanden an. Jetzt versucht sie, über den Tişrîn-Damm und die Qereqozax-Brücke vorzudringen, um ihre Ziele zu erreichen. Der türkische Staat will die Bevölkerung der Region vertreiben, die demografische Struktur verändern und die Besatzungszone auf syrischem Territorium erweitern“, teilte die Sicherheitsbehörde am Freitagabend mit. Bei dem Drohnenangriff in Xana Serî seien zwei Zivilpersonen in dem Auto ums Leben gekommen, eine weitere in der Umgebung befindliche Person sei verletzt worden und werde im Krankenhaus behandelt.

Weiter erklärte die Behörde, dass die Türkei die Bemühungen um eine die gesamte Bevölkerung Syriens einschließende Lösung durch Interventionen von außen torpediere und das Land durch Besatzung unter ihre Kontrolle zu bringen versuche.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/kampfdrohne-zielt-auf-berg-qerecox-44955 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/gemeinde-im-kanton-tabqa-nach-beschuss-ohne-strom-44948 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/getreidesilo-anlage-in-sirrin-aus-der-luft-bombardiert-44951 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/identitat-von-drohnenopfern-geklart-44940 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/drohnenangriff-auf-konvoi-fordert-funf-tote-und-15-verletzte-44932 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/tote-und-verletzte-bei-drohnenangriff-auf-autowerkstatt-44933

 

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Karayılan: Wer beharrlich auf Krieg setzt, wird verlieren

11. Januar 2025 - 8:00

Murat Karayılan, Mitglied des Exekutivrats der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und Oberkommandierender der Volksverteidigungskräfte (HPG), hat sich in einem ANF-Interview zu aktuellen Themen geäußert, darunter zur Lage in Syrien und dem Kriegsgeschehen in Südkurdistan. Im Hinblick auf die derzeitigen Bemühungen um eine Wiederbelebung des Dialogprozesses mit Abdullah Öcalan betonte er, dass Frieden nicht durch Krieg und Drohungen erreicht werden könne.

Wir befinden uns im Monat Januar, einem Monat, der für den Widerstand der kurdischen Befreiungsbewegung im Hinblick auf bedeutende Gefallene eine besondere Bedeutung hat. Wollen Sie dazu etwas sagen?

Zuerst gedenke ich aller Januar-Gefallener mit Respekt, insbesondere unserer Freundinnen Sakine Cansız, Leyla Sorxwîn und Rûbar Dicle. Natürlich haben wir nicht nur im Januar, sondern auch in anderen Monaten wertvolle Gefallene verloren. Am 4. Januar 2016 wurden Sêvê Demir, Fatma Uyar, Pakize Nayır und Islam Atak während des Widerstands um Selbstverwaltung brutal ermordet. Der 6. Januar ist der Tag, an dem unser geschätzter Kommandant Rûbar Dicle (Hüseyin Poyraz) zusammen mit den Genossen Xelîl (Nihat Ayaz) und Murat (Ahmet Kılıç) in den Medya-Verteidigungsgebieten bei einem feigen Angriff gefallen ist.

Der Mord an Sakine Cansız, Mitbegründerin unserer Partei und Pionierin der Frauenbewegung, sowie Fidan Doğan und Leyla Şaylemez infolge eines heimtückischen und brutalen Terrorakts durch den türkischen Geheimdienst am 9. Januar 2013 in Paris, der überdies in einer Phase des Lösungsprozesses verübt wurde, markiert eine eigenständige Zäsur in der Kette der Verluste. Jahre später wurde ein ähnlicher Anschlag durchgeführt, bei dem Evîn Goyî, Mitglied des KCK-Exekutivrats, sowie Abdurrahman Kızıl und Mîr Perwer ermordet wurden. Dass diese Morde erneut in Paris geschahen, ist bemerkenswert. Sollte die französische Regierung diese Verbrechen nicht vollständig aufklären, wird sie selbst unter Verdacht rücken.

Auch im Jahr 2023 hatten wir wertvolle Gefallene in Gabar und Besta. Am 9. Januar 2023 schlossen sich Evrim, Hogir, Şervan und Rênas nach selbstlosem Widerstand der Karawane der Gefallenen an. Ebenso fielen unsere Genossin Leyla Sorxwîn (Hamiyet Yalçınkaya), Mitglied des PKK-Zentralkomitees und des Kommandorats der HPG, zusammen mit fünf weiteren Freunden am 23. Januar 2023 nach einem dreitägigen Kampf in Besta. Auch am 14. Januar 2020 haben wir unseren Weggefährten Sabri Bagok verloren. Letztes Jahr starben unsere Genossen Serxwebûn Serhat und Rizgar Çavreş am 12. Januar im Rahmen der „Revolutionären Offensive“. Es gab auch viele andere Verluste. In ihrer Person verneige ich mit Respekt und Dankbarkeit vor allen Gefallenen, die wir im Januar verloren haben. Ich verspreche, ihre Erinnerung im Freiheitskampf für Kurdistan und im Kampf um die Freiheit unseres Vorsitzenden lebendig zu halten.

Nach dem Besuch des Abgeordneten Ömer Öcalan auf Imrali im Oktober hat nun auch die Delegation der DEM-Partei Abdullah Öcalan treffen können. Diese Gespräche nehmen nun einen elementaren Platz auf der politischen Agenda ein. Die eine Seite vertritt die Ansicht einer neuen Dialogphase, andere wiederum argumentieren mit Blick auf einen abwertenden Diskurs, dass sich an der Haltung der Regierung nichts geändert hat. Was denken Sie darüber?

Ja, nach einer langen Phase der Isolation war der Besuch von Ömer Öcalan und später der DEM-Delegation bei unserem Vorsitzenden auf Imrali eine bedeutende Entwicklung. Dadurch erhielten wir Informationen über seinen Gesundheitszustand und konnten seine Botschaften vernehmen. Das hat unser Volk und unsere Bewegung sehr erfreut. Besonders wertvoll war der Besuch von Sırrı Süreyya Önder und Pervin Buldan, die schon in der Vergangenheit an Gesprächen für eine Lösung mit Rêber Apo teilgenommen hatten.

Rêber Apo hat in den letzten 32 Jahren jede Gelegenheit genutzt, um eine politische und demokratische Lösung der kurdischen Frage zu ermöglichen. Er strebt bezugnehmend auf den Aufruf des MHP-Vorsitzenden Devlet Bahçeli eine Lösung an und hat in dieser Hinsicht bedeutende Anstrengungen unternommen.

Gegenwärtig ist die DEM-Partei mit verschiedenen politischen Parteien in der Türkei im Austausch. Diese Bemühungen sind sehr wertvoll. Als Bewegung haben wir offiziell erklärt, dass wir hinter dem von Rêber Apo initiierten Prozess stehen. Unsere Bewegung ist unserem Vorsitzenden absolut loyal und hat volles Vertrauen in ihn. Daran besteht kein Zweifel.

Von Seiten der Regierung scheint es jedoch keine vergleichbare Sensibilität zu geben.

Angesichts der Bedeutung und historischen Tragweite dieses Themas ist klar, dass das Problem nicht durch einseitige Ansätze gelöst werden kann. Bisher gibt es keine Anzeichen für eine neue Dialogphase auf staatlicher Ebene. Stattdessen hören wir täglich Drohungen, Gewalt und Aufrufe zur Vernichtung. Das ist ein Widerspruch. Es ist offensichtlich, dass es im Vorfeld einige geheime Gespräche zwischen Vertretern des Staates und Rêber Apo gegeben hat, aber die Regierung scheint bisher nicht gewillt, öffentlich Stellung dazu zu beziehen.

Es sollte klar sein, dass die Bemühungen unseres Vorsitzenden zur Förderung der türkisch-kurdischen Geschwisterlichkeit und zur Entwicklung einer Lösung in dieser entscheidenden Phase der Geschichte von großer Bedeutung sind. Diese Bemühungen sind nicht gewöhnlich, sondern historisch. Sie betreffen das Wohl und die Zukunft der gesamten Gesellschaft der Türkei. Deshalb verdienen diese Bemühungen eine positive Antwort. Doch stattdessen gibt es bisher nur Verhaltensweisen und Äußerungen, die ernsthafte Besorgnis hervorrufen.

Welche Rolle spielt dabei die Sprache der Regierung und der Medien?

Einige Autorinnen und Autoren der freien Presse bezeichnen die Sprache der türkischen Medien als „giftig“. Diese Sprache, insbesondere in Medien, die unter dem Einfluss der AKP stehen, ist nicht nur giftig, sondern auch provokativ. Sie scheint darauf abzuzielen, die Bemühungen um eine Lösung zu sabotieren und stattdessen den Konflikt zu vertiefen. Es handelt sich um eine Sprache, die nicht zur Förderung von Geschwisterlichkeit und innerem Frieden beiträgt, sondern Feindseligkeit und Hass schürt.

Die anhaltende Verwendung herabsetzender Begriffe wie „Terroristenführer“ und „Kindermörder“ gegenüber unserem Vorsitzenden ist nicht nur provokativ, sondern auch respektlos gegenüber dem Willen unseres Volkes. Abdullah Öcalan ist nicht lediglich eine einzelne Person, sondern ein Symbol des kurdischen Widerstands. Jede abfällige Bemerkung ihm gegenüber kommt einer Respektlosigkeit dem kurdischen Volk gegenüber gleich. Der Versuch, Abdullah Öcalan, die kurdische Freiheitsbewegung und das kurdische Volk voneinander zu trennen, ist Teil der Spezialkriegstaktik.

Jeder weiß, dass die Mehrheit des kurdischen Volkes hinter Abdullah Öcalan steht. Deshalb suchen sie jetzt den Dialog mit ihm. Einerseits sehen sie sich gezwungen, bei Rêber Apo Hilfe zu suchen, andererseits verwenden sie weiterhin abwertende und beleidigende Begriffe. Das zeigt, dass es sich um die allseits bekannte Spezialkriegsführung handelt. Auch die oppositionellen Medien greifen auf verschiedene Arten an und verwenden abfällige Begriffe.

Es heißt immer wieder, dass die kurdische Freiheitsbewegung militärisch in einer schwierigen Phase sei und kurz davor stünde, die Waffen niederzulegen. Wie bewerten Sie solche Aussagen?

Wenn unsere Bewegung wirklich so schwach wäre, wie sie behaupten, würden sie wohl kaum einen Dialog mit unserem Vorsitzenden suchen. Es gäbe keinen Grund, an der Tür von Rêber Apo zu klopfen. Es ist klar, dass unsere Bewegung Kraft und Willen besitzt und eine entscheidende Rolle bei der Lösung der Zukunft der Türkei spielt. Deshalb versuchen sie, einige Entwicklungen einzuleiten. Doch der verwendete Ton, die Sprache und die Herangehensweise stehen dem entgegen. Mit dieser Sprache und Haltung kann kein Prozess vorankommen. Daher müssen sie ihren Ton ändern. Wenn sie bei ihrer Annäherung an das kurdische Volk aufrichtig sind und ihre Aussagen über inneren Frieden und Brüderlichkeit keine hohlen Worte, müssen sie zuerst die Kriegsrhetorik und ihr Verhalten ändern. Wo hat man je gesehen, dass Frieden durch Krieg und Drohungen erreicht wird?

Was sollte sich in der aktuellen Situation ändern?

Zunächst müssen die Regierungsvertreter sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass das kurdische Volk ein Vertrauensproblem gegenüber dem türkischen Staat hat. Es besteht Bedarf an vertrauensbildenden Maßnahmen. Der Staat muss sowohl durch sein Verhalten als auch durch seine Sprache dieses Vertrauen vermitteln und praktische Schritte unternehmen. Die Isolation von Rêber Apo ist noch nicht aufgehoben, die Militärgewalt dauert an und besonders die Luftangriffe werden täglich fortgesetzt. Auch die Repression gegen unser Volk wird nicht beendet. Erst kürzlich gab es Berichte von 65 Festnahmen auf einen Schlag. Die faschistische Unterdrückungspolitik hält also an. In Rojava herrscht ein Kriegszustand, und die feindliche Haltung wird konsequent fortgesetzt. Das bedeutet, dass es keinerlei Änderung in der Politik der Zerstörung und Vernichtung gibt. Ein Beispiel: Der stellvertretende Vorsitzende der MHP hat mehrmals gefordert, dem Tod nahestehende kranke Gefangene sowie ältere Häftlinge freizulassen. Das ist eine menschliche und in jedem Land normale Forderung, aber von der AKP-Seite gibt es keinerlei Reaktion. Sie bleiben verschlossen gegenüber diesem Wunsch. Kann dies als guter Wille und ein lösungsorientierter Ansatz betrachtet werden? Offensichtlich ist dies bei der AKP nicht der Fall.

Bedeutet das, dass die MHP mehr Bereitschaft zur Lösung zeigt als die AKP?

Nach unserer Beobachtung ist die Mehrheit der politischen Akteure in der Türkei eigentlich für eine Lösung der kurdischen Frage im Sinne von Abdullah Öcalan. Trotz einer vorsichtigen und zögerlichen Haltung gab es Äußerungen zur Unterstützung des Prozesses. Andererseits sind es Tayyip Erdoğan und die AKP, die ihre Haltung nicht klar zeigen, die Kriegsrhetorik nicht aufgeben und am Krieg in der Praxis festhalten. Das ist die aktuelle Situation. Anstatt die Realität anzuerkennen, wird weiterhin auf Spezialkriegsmethoden und eine psychologische Kriegsführung gesetzt. Wenn ein echter Lösungsprozess eingeleitet werden soll, muss zur Wahrheit zurückgekehrt werden. Dieser Kriegsdiskurs und das entsprechende Verhalten müssen aufgegeben werden.

Was genau meinen Sie damit?

Es wird versucht, in der Gesellschaft eine gewisse Wahrnehmung zu erzeugen – nicht nur innerhalb der Türkei, sondern auch auf internationaler Ebene. Dabei wird eine Sprache verwendet, die von Desinformation geprägt ist. Sie versuchen, den Prozess mit falschen und unrealistischen Aussagen zu lenken. Zum Beispiel sagen sie: „Das innere kurdische Problem der Türkei existiert nicht mehr, aber das äußere kurdische Problem, das die Zerstückelung der Türkei anstrebt, muss gelöst werden.“ Das ist ein Versuch, eine Wahrnehmung im Sinne der eigenen Politik zu schaffen. Sie behaupten: „Es gab ein kurdisches Problem, und wir haben es gelöst.“ Aber was haben sie gelöst? Derzeit befinden sich etwa 10.000 kurdische Politikerinnen und Politiker im Gefängnis. Jeden Tag gibt es Bombardierungen, jeden Tag fliegen Kampfflugzeuge, jeden Tag herrscht Krieg. Wie kann das eine Lösung sein? Kann ein gesellschaftliches Problem durch Massaker, Gewalt und Mord gelöst werden? Offensichtlich nicht.

Andererseits behaupten sie, dass unsere Bewegung geschwächt sei und wir militärisch fast keine Kraft mehr hätten. Zuletzt sagten sowohl Tayyip Erdoğan als auch sein Außenminister: „Der Kreis schließt sich, die Zeit der Organisation läuft ab; bald werden sie erschöpft sein und vernichtet werden.“ Die Wahrheit ist jedoch genau das Gegenteil. Wir befinden uns in einer Phase, in der wir dem Erfolg und der Erreichung von Ergebnissen näher sind als je zuvor in unserer Geschichte des Kampfes.

Zu Beginn unseres Gesprächs habe ich die Gefallenen von Gabar und Besta erwähnt. Wenn in Besta drei Tage lang Kämpfe stattfinden und ein Mitglied unseres Zentralkomitees dabei den Gefallenentod erleidet und weiterhin sowohl Mitglieder unseres Zentralkomitees als auch des Kommandorats innerhalb der offiziellen Grenzen der Türkei präsent sind und wenn unsere Guerillakräfte in allen Grenzgebieten des Landes stationiert sind, wie kann man dann behaupten, diese Bewegung sei besiegt? Außerdem finden jedes Jahr zahlreiche Aktionen und Gefechte statt. Daher herrscht in Nordkurdistan, also innerhalb der Grenzen der Türkei, ein Kriegszustand. Jedes Jahr werden unzählige Militäroperationen durchgeführt.

Ein besonders bemerkenswerter Punkt ist, dass es seit vier Jahren ein Besatzungsprojekt in den Medya-Verteidigungsgebieten gibt, also in den Gebieten Südkurdistans, unterstützt von der NATO, der PDK und dem irakischen Staat. Ziel dieses Projekts war es, uns innerhalb von zwei bis drei Monaten zu besiegen und die Medya-Verteidigungsgebiete zu zerstören, aber sie konnten das Zap-Tal auch nach vier Jahren noch nicht betreten. Trotz einer noch nie dagewesenen Intensität an Luftangriffen, trotz modernster Kriegstechnologie, dem Einsatz von international geächteten Waffen sowie Dorfschützern, Söldnergruppen aus Syrien, der PDK und irakischen Kräften konnten sie in Zap und Metîna keine Ergebnisse erzielen. Was haben sie erreicht? Was konnten sie gewinnen?

Der türkische Verteidigungsminister Yaşar Güler erklärte Ende November [in Anspielung auf die „Operation Klauenschloss“], man hätte das Schloss geschlossen.

Das sind Verdrehungen von Tatsachen. Ich weiß nicht, möglicherweise legen diese Personen ähnlich lautende Berichte auch ihren Vorgesetzten vor und geben entsprechende Erklärungen ab, aber keine dieser Aussagen entspricht der Realität. Jene, die behaupten, das Schloss sei zu, sollten gefragt werden, wie genau das vonstattengegangen sein soll. Sie wollten mit Unterstützung der PDK und des Irak zwischen Amêdî und Dêrelûk entlang des Girê Bahar [Hügel] eine Straße bauen und eine neue Versorgungsroute errichten, doch sie scheiterten. Sie unterlagen dem beharrlichen Kampf unserer Guerilla und ihrer enormen Widerstandsfähigkeit.

Und was ist mit den Erklärungen und Aufnahmen staatlicher Stellen über den angeblichen Verlauf im Krieg gegen die Guerilla?

Die gesamte Öffentlichkeit und unser Volk sollten wissen: Trotz aller Mittel, die sie einsetzt, konnte die türkische Armee in den letzten vier Jahren keine Kontrolle über das Zap-Tal erlangen. Keine türkische Streitkraft hat jemals den Zap-Fluss überquert oder erreicht. Unsere Hauptlager befinden sich in der Nähe von Parlamento Şikeftî, und der strategisch wichtige Girê Cûdî, der das gesamte Zap-Tal überblickt, wird von der Guerilla kontrolliert. Ja, die türkische Armee hat einige hohe Hügel östlich des Zap-Flusses eingenommen, aber das Tal selbst ist weiterhin in unserer Hand, und unsere Kräfte sind dort stationiert. Seit vier Jahren konnten sie unsere Kräfte aus diesen Gebieten nicht vertreiben und das Tal nicht betreten.

Der türkische Staat hat nur an zwei Stellen Kontakt zum Zap-Fluss: Eine davon liegt im Norden an der Grenze bei Çelê (tr. Çukurca), die andere ist ein Stützpunkt hinter dem Dêrelûk-Staudamm, der mit Hilfe der PDK errichtet wurde. In dem zentralen Bereich, den wir als das eigentliche Zap-Tal betrachten, haben sie keinerlei Einfluss. Niemand konnte es betreten. Unsere Guerilla verteidigt dieses Gebiet weiterhin, und es steht unter unserer Kontrolle. Wenn sie das Gegenteil behaupten, sollen sie doch ihre als Journalisten getarnten Spezialkräfte zum Zap-Fluss bringen und es beweisen. Sie werden es nicht schaffen, denn diese Gebiete stehen nicht unter der Kontrolle der türkischen Armee. Sie wollten die „Schlossstrategie“ mithilfe der PDK aus dem Süden abschließen, doch auch das ist ihnen nicht gelungen. Ihre Aussage, „der Riegel ist vorgeschoben“ entspricht nicht der Realität. Das ist nicht nur eine Irreführung der Öffentlichkeit, sondern auch ein Versuch, Karriere zu machen und persönliche Vorteile zu erlangen.

Derzeit leisten unsere Guerillakräfte in Metîna, Zap, Avaşîn und Xakurke weiterhin Widerstand, und in diesen Gebieten dauern die Kämpfe an. Die türkische Armee, angeblich die zweitgrößte Armee der NATO, setzt modernste Technologie ein, doch sie konnte die Guerilla in diesen Gebieten seit vier Jahren nicht vertreiben. Unter diesen Umständen zu behaupten, die PKK sei militärisch geschwächt, ist absurd.

Die Wahrheit ist, dass die kurdische Freiheitsguerilla mit ihrem hohen Engagement, ihrer Opferbereitschaft, ihrer entwickelten Taktik und ihrer militärischen Leistung eine überraschende Widerstandskraft gezeigt hat und mit nur wenigen Kräften und geringen Verlusten seit vier Jahren die zweitgrößte Armee der NATO aufhält. In einer solchen Situation zu sagen, die PKK sei geschwächt, ist reiner Unsinn. Die Ergebnisse des Krieges sprechen für sich.

Ein Thema, das in diesem Kontext permanent angesprochen wird, ist die vorgeblich unzerstörbare Kriegstechnologie. Auf der anderen Seite sehen wir, dass die Guerilla gegen diese Technik erfolgreich vorgeht. Diese Ergebnisse spiegeln sich auch in den Bilanzen der HPG wider.

Seit Aufklärungs- und Kampfdrohnen im Inventar der türkischen Armee sind, existiert die Mär, dass die Guerilla sich mithilfe dieser Waffen endgültig vernichten lässt. Der ehemalige Innenminister, dessen Name nicht erwähnt werden muss, sagte 2016: „Im April 2017 wird niemand mehr über die PKK sprechen, denn sie wird vernichtet sein.“ Solche Ankündigungen wurden in der Folgezeit immer wieder wiederholt, sogar konkrete Zeitpläne wurden genannt. Und was ist passiert? Der Krieg dauert bis heute an und geht weiter. Jetzt hat die PKK eine Antwort auf die Drohnentechnik gefunden. Wir haben die Fähigkeit entwickelt, entsprechende Luftverteidigungssysteme einzusetzen, und haben bis heute diverse Drohnen, von Aksungur über Akıncı und hin zu Bayraktar TB2 und ANKA abgeschossen. Warum gesteht der Verteidigungsminister das nicht ein? Warum tritt er nicht vor die Öffentlichkeit und nennt die Zahl der von uns abgeschossenen Drohnen? Wenn er den Mut hat, soll er die Wahrheit aussprechen. Es existieren Aufnahmen davon. Das Vertuschen der Wahrheit ändert nichts an den Tatsachen.

Die militärischen Kräfte der PKK haben durch ihre Kampferfahrung, ihre Fähigkeiten und Erfolge auf dem Schlachtfeld ein technologisches Niveau erreicht, das die technischen Angriffe des türkischen Staates ausgleicht und sogar übertrifft. Und wir werden dies noch weiterentwickeln. Derzeit verfügen wir über die Fähigkeit, alle relevanten Ziele des türkischen Staates in Nordkurdistan und sogar in Teilen des Mittelmeerraums und Zentralanatoliens technologisch anzugreifen. Wenn wir dies bisher nicht getan haben, gibt es dafür Gründe, aber wenn es notwendig wird, können wir es tun. Wir sind in der Lage, eine breite Palette von wirtschaftlichen und militärischen Zielen zu treffen, einschließlich verschiedener Raffinerien. Wir verfügen über die technischen Mittel dazu. Es ist also völlig klar, dass es keine Schwächung gibt. Wir sprechen mit Fakten, nicht mit leerer Propaganda. Ich sage das auf der Grundlage konkreter Daten. Wenn wir so schwach wären, wie behauptet wird, könnten wir hier längst nicht mehr existieren.

Sie wollten uns in den Medya-Verteidigungsgebieten innerhalb von drei Monaten vernichten. Dafür haben sie umfangreiche Anstrengungen unternommen, um Unterstützung von der NATO, dem Irak und der PDK zu erhalten. Neben intensiven diplomatischen Bemühungen unternahmen sie auch erhebliche militärische Anstrengungen, aber das Ergebnis ist klar. Trotz der Nutzung aller militärischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Mittel sowie der geostrategischen Lage der Türkei konnten sie keinen Erfolg erzielen. Es gibt weder einen Sieg noch eine Niederlage, aber sie versuchen, der Öffentlichkeit das Bild zu vermitteln, dass sie einer besiegten Organisation gegenüberstehen und diese daher gezwungen sei, sich zu ergeben. Diese Haltung ist sehr gefährlich und könnte schwerwiegende Folgen haben. Tayyip Erdoğan sagt: „Entweder werden sie ihre Waffen niederlegen, oder sie werden mit ihren Waffen begraben.“ Aber warum hat er das bisher nicht getan, wenn er die Macht dazu hat? Zunächst einmal sollte Recep Tayyip Erdoğan den übertriebenen Berichten, die ihm vorgelegt werden, nicht Glauben schenken und erkennen, dass wir Apoisten ehrenvolle Menschen sind, die bereit sind, für unsere Überzeugungen jeden Preis zu zahlen. Wir haben uns niemals einer Drohung gebeugt und werden es auch in Zukunft nicht tun. Aber wenn die historischen Bemühungen unseres Vorsitzenden anerkannt werden, sind wir bereit, im Sinne dieses Prozesses zu handeln.

Faktisch sagt Erdoğan vor aller Augen: „So wie wir euch in die Gräben gesteckt haben, werden wir es jetzt wieder tun.“ Hierbei handelt es sich um eine eindeutige Haltung, die die Gräueltaten von Cizîr und eine der größten Grausamkeiten der Geschichte rechtfertigt. Was ist in Cizîr passiert? Niemand wurde in die Gräben gesteckt. In diesen Kellern wurden verwundete Menschen mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leibe verbrannt. Es war eines der grausamsten Verbrechen des 21. Jahrhunderts. Ja, es gibt jetzt auch Massaker in Gaza, aber nirgendwo sonst hat man gehört, dass Menschen bei lebendigem Leib mit Benzin übergossen und verbrannt wurden. Aber sie haben es getan. Unschuldige, wehrlosen Zivilisten – Frauen, Kinder, Jugendliche, Alte – wurden nur deshalb massakriert, weil sie ihre Sprache, Identität und Ehre verteidigen wollten. Selbst heute stehen die Täter zu ihrer Tat. Wenn der Staat solche Gräueltaten begeht, wird jede Art von Töten, jedes Massaker, als legitim betrachtet, aber wenn wir als Volk im Rahmen unseres legitimen Selbstverteidigungsrechts Widerstand leisten, wird es als Terror bezeichnet.

Zusammengefasst: Wenn sie wirklich ehrlich sind, kann niemand mit diesen Spezialkriegsmethoden Erfolg haben. Zu sagen, dass man gesiegt hat, obwohl man nicht gewonnen hat, und mit realitätsferner Kriegspropaganda wie „Das Ende ist nah, die PKK wird bald vernichtet sein“ eine Atmosphäre der Kapitulation zu schaffen, wird nirgendwo hinführen. Einige dieser Kriegsschreiberlinge behaupten auf der Grundlage dieser übertriebenen Berichte, „der Wind weht zugunsten der Türkei“. Doch die Entwicklungen in der Region zeigen genau das Gegenteil. Der Sturz des 61 Jahre alten Baath-Regimes hat in Syrien einen neuen Prozess eingeleitet. Tatsächlich wurde nicht nur in Syrien ein neuer Prozess eingeleitet; der Sturz des Baath-Regimes hat eine neue Ära in der gesamten Region eingeläutet. Zuerst begann es in Palästina, dann in Libanon und schließlich führten die Entwicklungen in Syrien dazu, dass die Neugestaltung der Region noch konkreter wurde.

Werden die Kurden an der Neugestaltung der Region mitwirken?

Es ist unvermeidlich, dass die Kurdinnen und Kurden in diesem Prozess eine Rolle spielen. Die eigentliche Entwicklung findet an diesem Punkt statt. So wie es in der Region elementare Völker gibt, gehört das kurdische Volk, eines der ältesten Völker der Region, aufgrund der Fortschritte, die es in den letzten Jahren erzielt hat, auf nationaler und internationaler Ebene ebenfalls zu den Akteuren der Neugestaltung. Es scheint sicher, dass sie ihren Platz in diesem Prozess einnehmen werden.

Ist das der Hauptgrund für die Besorgnis des türkischen Staates?

Ja, das ist ihre größte Sorge. Das ist der Hauptgrund für ihre Angst. Doch es gibt auch eine Achse, auf der Rêber Apo den Prozess entwickeln möchte. Er strebt eine Lösung auf der Grundlage der Geschwisterlichkeit und Einheit des kurdischen und türkischen Volkes an. Dies ist ein Projekt, das die Ängste und Sorgen aller Gesellschaftsschichten in der Türkei beseitigen kann. Anstatt darauf einzugehen, greifen sie jedoch zu Drohungen und Methoden wie Sabotage. Sie sollten sich selbst fragen, was das bedeutet.

Bedeutet das, dass die PKK mehrere Optionen hat?

Selbstverständlich hat die PKK derzeit viele Optionen. Uns stehen enorme Möglichkeiten offen. Auch der türkische Staat weiß das, doch er verschweigt es der Öffentlichkeit. Deshalb wurde erkannt, dass die seit vielen Jahren aufrechterhaltene Isolation auf Imrali zumindest teilweise überwunden werden muss. Rêber Apo spielt sowohl für die Lösung der Probleme der Türkei als auch der gesamten Region eine Schlüsselrolle. Das ist eine Tatsache. Die Türkei wird entweder diesen Weg der Lösung einschlagen, oder sie wird die Entwicklungen, die außerhalb ihres Einflusses stattfinden und stattfinden werden, hinnehmen müssen. Daher sollte sie die Illusionen über eine angebliche „überlegene Intelligenz“ aufgeben und erkennen, dass sie mit Gewalt und Drohungen keine Ergebnisse erzielen wird. Wenn sie weiterhin denkt, dass sie alles zerstören und durch Drohungen zu ihren Zielen kommen könnte, irrt sie sich.

Am 27. November gab es parallel zu den Entwicklungen in Syrien auch Ereignisse in Rojava und Nord- und Ostsyrien. Der türkische Staat konzentriert seine Politik auf Ihre Bewegung und hält an der Strategie der Drohungen und Angriffe fest. Was soll man davon halten?

In der kurdischen Frage stellt Rojava ein besonderes Fenster dar. Dort herrscht eine revolutionäre Situation, die auf internationaler Ebene weitaus bekannter ist. Sie sagen ständig „PKK, PYD, YPG“, aber das ist nichts anderes als eine konstruierte Behauptung, eine spezielle Kriegssprache. Dort gibt es kein Problem mit der PKK in dem Sinne, wie sie es darstellen. Das Problem besteht darin, die PKK als Vorwand zu nutzen, um Rojava ins Visier zu nehmen. Natürlich war die PKK dort, hat zur Revolution beigetragen, gekämpft und fast 2.000 Gefallene sowie zahlreiche Verwundete zu beklagen. Danach hat sie sich zurückgezogen. Es mag sein, dass sich möglicherweise einige Kriegsversehrte in Rojava niedergelassen haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass die PKK dort präsent ist. Zweifelsohne sind diese Behauptungen des türkischen Staates lediglich Vorwände, um die Region anzugreifen.

In Rojava leben Kurden, Araber, Assyrer, Aramäer und Armenier. Sie haben gemeinsame Verteidigungskräfte, gemeinsame Verwaltungen und ein demokratisches System aufgebaut. Es entsteht ein System, das auf der Befreiung der Frau und einem ökologischen Verständnis basiert. Der türkische Staat ist darüber sehr verärgert und möchte es zerstören. Das wird ganz offen propagiert.

Könnte Rojava denn vernichtet werden?

Keineswegs.

Warum nicht?

Nach unseren Beobachtungen haben die Führungspersönlichkeiten von Nord- und Ostsyrien aus den vergangenen Erfahrungen gelernt. Eine Wiederholung von dem, was in Efrîn, Serêkaniyê oder Girê Spî geschah, ist nicht so leicht möglich. Allerdings muss man sagen, dass der türkische Staat auch in dieser Hinsicht seine Spezialkriegsmethoden und psychologische Propaganda einsetzt, um die Realität zu verschleiern.

Nach unseren Informationen haben die militärischen Kräfte in Tel Rifat und Şehba freiwillig entschieden, sich zurückzuziehen. Dort gab es keinen Sieg oder eine Niederlage. Es gab einen eintägigen Konflikt, der dann durch Verhandlungen beendet wurde, und der Rückzug begann. In Minbic hingegen haben sich einige nicht nachvollziehbare Ereignisse abgespielt, sowohl militärisch als auch politisch. Soweit wir wissen, gab es auch seitens der internationalen Kräfte Einflussnahmen, die zu diesem Rückzug geführt haben. Angeblich wurden Abkommen geschlossen, doch diese wurden von den türkischen Streitkräften und ihren Söldnergruppen nicht eingehalten.

Die türkischen Medien haben den Rückzug aus Minbic als großen Sieg der von der Türkei unterstützten SNA „Syrische Nationalarmee“- dargestellt.

Die Demokratischen Kräfte Syriens (kurz QSD) haben sich entschieden, ihre Einheiten nicht für diese Kämpfe zu opfern, und sich zurückgezogen. Doch die türkischen Medien und die von der Türkei gesteuerten Söldnergruppen haben dies als militärischen Sieg inszeniert und propagiert, dass sie die QSD aus Minbic vertrieben hätten. Das entspricht nicht der Wahrheit. Denn die sogenannte SNA ist keine ernstzunehmende militärische Kraft. Es sind Plünderer, die an den Orten, an denen sie operieren, das Eigentum der Bevölkerung beschlagnahmen. Nicht im Entferntesten sind sie den QSD ebenbürtig.

Die QSD sind eine erfahrene Kraft, die sich im harten Kampf gegen den IS bewährt hat. Keine der derzeitigen militärischen Kräfte in Syrien ist in der Lage, die QSD zu besiegen. Dies wurde auch in den jüngsten Auseinandersetzungen an den Fronten von Qereqozax, Tişrîn und Dêr Hafir deutlich. Mehrfach versuchten die von der Türkei organisierten Söldnergruppen, das Gebiet um das Grabmal von Süleyman Şah einzunehmen und den Tişrîn-Staudamm zu erobern, doch sie scheiterten immer wieder. Die Türkei setzte sogar tschetschenische und kirgisische Dschihadisten ein, in der Hoffnung, dass diese „kampferfahrenen“ Milizen die QSD besiegen könnten. Doch auch sie wurden eines Besseren belehrt.

Im Grunde ist es der türkische Staat, der dort kämpft. Die gesamte Palette an schwerer Kriegstechnik aus dem Bestand der Armee – Panzer, Aufklärungsdrohnen, Kampfdrohnen – ist permanent im Einsatz. Sie geben vor, einen Stellvertreterkrieg zu führen, sind aber mittendrin. Sie sind diejenigen, die koordinieren, ausführen und planen, aber sie haben versagt. Die QSD beherrschen die Region nach wie vor. Sie drängen die Angreifer sogar zurück. Aber in den Meldungen, die sie verbreiten, behaupten sie, eine Region nach der anderen von den QSD eingenommen zu haben. Dadurch wollen sie eine falsche Wahrnehmung in der Gesellschaft schaffen.

Nach der am 27. November entwickelten Planung sollte Hayat Tahrir al-Sham (HTS) Aleppo einnehmen und dann in Richtung Hama vorrücken, während die vom türkischen Staat organisierte SNA Richtung Tel Rifat und Minbij und anschließend bis nach Kobanê, Tabqa, Raqqa, Deir ez-Zor und Qamişlo marschieren sollte. Mit anderen Worten: der Plan war es, die Demokratische Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien zu zerschlagen. Die HTS ist bis nach Damaskus vorgedrungen, aber die sogenannte SNA sitzt bis jetzt in Qereqozax und Tişrîn fest.

Abdülkadir Selvi von der Zeitung „Hürriyet“ schrieb, dass in diesem Zusammenhang „auf die Bremse getreten“ worden sei.

Es wurde nicht auf die Bremse getreten. Die internationalen Kräfte haben keine Zustimmung für einen offenen Angriff der türkischen Armee gegeben. Deshalb versucht die Türkei, ihre Ziele mit einer Stellvertreterarmee zu erreichen. Doch das türkische Projekt ist in Qereqozax und Tişrîn gescheitert, während HTS in Damaskus erfolgreich vorgedrungen ist. Sie verschweigen dies jedoch der Öffentlichkeit. Sie unterschlagen die Tatsache, dass die Autonomieverwaltung ihre Position behauptet hat.

Zu Beginn der Offensive gegen das Assad-Regime gab es viele Berichte darüber, dass die arabischen Stämme in Nord- und Ostsyrien gegen die Selbstverwaltung rebellieren würden und verschiedene Städte erobert hätten. Doch nun scheint es, als wären diese Berichte verstummt.

Das waren größtenteils Unwahrheiten. Es gab wohl kleine lokale Vorfälle, aber all diese Probleme wurden gelöst. Derzeit sind die von der Demokratischen Selbstverwaltung kontrollierten Gebiete die ruhigsten und sichersten Regionen in Syrien.

Sie haben erwähnt, dass die QSD sich freiwillig aus Minbic und Tel Rifat zurückgezogen haben. Könnte das auch in anderen Gebieten eintreten?

Ja, sie haben sich bewusst aus Minbic und Tel Rifat zurückgezogen, aber ich denke nicht, dass sie dies an anderen Orten tun werden. Lassen Sie mich eines klarstellen: Diese SNA-Söldner sind keine Gegner, die den QSD gewachsen wären. Sie können nichts ausrichten. Sollte jedoch die türkische Armee direkt eingreifen, würde ein Angriff auf Kobanê mindestens drei Jahre andauern. Schauen Sie, die Verteidigungskräfte im Zap leisten ihren Widerstand seit drei Jahren aus 300 Meter langen Tunneln heraus.

Es muss klar sein: Die Kurdinnen und Kurden haben ihre Kriegstaktik weiterentwickelt. Sie haben die Fähigkeit erworben, sowohl einen Tunnelkrieg als auch einen Luftverteidigungskrieg zu führen. Daher hat es keinen Sinn mehr zu sagen: „Wir schlagen mit eiserner Faust zu und nehmen es ein.“ Diese „eiserne Faust“ würde dort zerschmettert werden. Die Zeiten der technischen Überlegenheit sind vorbei. Auch die Kurden sind technisch versiert, sind aktiv in der Politik und Diplomatie, beherrschen die Kriegskunst. Das muss man akzeptieren.

Eine letzte Frage: Was sagen Sie zu dem von Abdullah Öcalan angestoßenen Prozess?

Die Bemühungen von Rêber Apo und der von ihm vorgeschlagene Lösungsrahmen sind von großer Bedeutung. Dies ist der richtige Weg, der sowohl im Interesse des türkischen Volkes als auch der regionalen Völker liegt. So sollte man die Sache angehen. Sollte die derzeitige AKP-Regierung jedoch weiterhin ignorant und feindselig bleiben und auf Krieg bestehen, wird sie die größte Verliererin sein. Wir befinden uns an einem Punkt, an dem nicht nur das kurdische Volk, sondern auch die türkische Gesellschaft und der Staat selbst eine Lösung benötigen. Sollte die andere Seite dennoch auf Krieg beharren, wird das eine andere Geschichte. Das kurdische Volk hat deutlich gemacht, durch wen es sich repräsentieren lässt. Doch wenn der Staat die ausgestreckte Hand nicht annimmt, die ignoriert und geringschätzt und mit Täuschungsmanövern den Krieg noch weiter vertieft, wird er verlieren.

Unser Anspruch in dieser Angelegenheit ist klar und deutlich: Unsere militärische Stärke und unser Siegeswille sind heute stärker als je zuvor. Mit 40 Jahren Kampferfahrung, der erreichten taktischen Tiefe, der militärischen Leistung und dem Opfergeist unserer Kräfte haben wir die Fähigkeit, unseren legitimen Verteidigungskrieg erfolgreich zu führen. Wir verfügen über die Strategie und Taktik, diesen Krieg erfolgreich zu gestalten. Doch in dieser entscheidenden Phase der Neugestaltung der Region bietet der von unserem Vorsitzenden vorgeschlagene Lösungsprozess allen Beteiligten eine existenzielle Option. Es ist von großer Bedeutung, diese Gelegenheit zu nutzen. Andernfalls wird der Krieg in der Region mit größerer Intensität weitergehen, und es ist ausgeschlossen, dass der türkische Staat diesen Krieg gewinnen kann. Die Kräfte des kurdischen Volkes und der regionalen revolutionären Bewegungen sind heute stärker als je zuvor.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/drohnenangriff-auf-konvoi-fordert-funf-tote-und-15-verletzte-44932 https://anfdeutsch.com/aktuelles/erdogan-droht-mit-neuem-einmarsch-in-nordsyrien-44915 https://anfdeutsch.com/aktuelles/dem-delegation-informiert-uber-besuch-bei-abdullah-Ocalan-44829 https://anfdeutsch.com/aktuelles/imrali-delegation-Onder-zuversichtlich-fur-losungsprozess-44911

 

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Aufklärung der Todesumstände von Rojin Kabaiş gefordert

10. Januar 2025 - 20:00

Mit einem Demonstrationszug unter dem Motto „Der Kampf für Rojin ist ein Kampf für alle Frauen“ haben am Freitag viele Menschen in Wan (tr. Van) protestiert. Vor dem Hintergrund stockender Ermittlungen um die Todesumstände der Kurdin Rojin Kabaiş forderten sie eine lückenlose und transparente Aufklärung. Dazu gehöre auch, die durch die für den Fall zuständige Staatsanwaltschaft verfügte Geheimhaltungsklausel aufzuheben. Die Rechtsanwaltskammer in Wan unterstützt dieses Anliegen und war die Veranstalterin der Demonstration.

„Von Gülistan bis Rojin – Für jede verschwundengelassene Frau fordern wir Rechenschaft“ © MA

Die 21-jährige Rojin Kabaiş war im September verschwunden, nachdem sie ihr Wohnheim auf dem Universitätsgelände in Wan verlassen hatte. Sie studierte Pädagogik im ersten Semester und war erst zwei Tage vor ihrem Verschwinden für ihr Studium aus Amed (Diyarbakır) nach Wan gekommen. Ihre Leiche wurde am 15. Oktober am Ufer des Wan-Sees gefunden. Es sei von einem Selbstmord und einem Tod durch Ertrinken auszugehen, hieß es direkt zu Beginn der Ermittlungen. Ihre Familie hingegen hält einen Suizid für ausgeschlossen.

Nizamettin Kabaiş © MA

Rojin sei nicht suizidal gewesen, sagte ihr Vater Nizamettin Kabaiş, der sich an dem Protestmarsch beteiligte. „Ungereimtheiten bei der Darstellung der Todesumstände und Verschleierungen wichtiger Informationen seitens der Verantwortlichen des Studierendenwohnheims geben zudem Anlass zur Befürchtung eines Feminizids an meiner Tochter“, ergänzte er. Darauf wies auch die mit der Akte betraute Rechtsanwältin Medine Turantaylak hin.

Die Leitung des Studierendenwohnheims habe die Strafverfolgungsbehörden und die Familie von Rojin erst über 24 Stunden nach ihrem Verschwinden informiert. Und auch der Ablauf der behördlichen Suche nach der jungen Frau sei in Teilen „fragwürdig“ gewesen und die Leiche von Rojin Kabaiş erst 18 Tage nach ihrem Verschwinden an einer zwanzig Kilometer weit entfernten Stelle zufällig gefunden worden, so die Juristin. „Diverse Fragen wirft auch ein Gutachten des rechtsmedizinischen Instituts auf“, betonte Turantaylak.

Der Protestmarsch startete vor dem Wohnheim, in dem die Studentin zuletzt lebte © MA

Demnach seien an der Leiche von Rojin die DNA-Spuren von zwei Männern gefunden worden, die bisher aber nicht von den Ermittlungsbehörden ausfindig gemacht werden konnten. Als „äußerst bedenklich“ bezeichnete die Rechtsanwältin auch das Verhalten der Mitbewohnerin im Zimmer von Rojin im Studentinnenwohnheim. Diese verweigere beharrlich den Kontakt zur Familie ihrer umgekommenen Kommilitonin. „Jeder unserer Kämpfe, jede Auflehnung ist ein Schritt, den wir setzen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Wir werden nicht aufhören, diesen Weg zu gehen. „Wir sind es Rojin schuldig, dass sorgfältig aufgeklärt wird, was ihr zugestoßen ist.“

https://anfdeutsch.com/frauen/frauen-widersprechen-selbstmordtheorie-im-fall-rojin-kabais-43957 https://anfdeutsch.com/frauen/schweigemarsch-fur-rojbin-kabais-in-amed-43937 https://anfdeutsch.com/frauen/fast-400-feminizide-in-der-turkei-44886 https://anfdeutsch.com/frauen/funf-jahre-dieselbe-frage-wo-ist-gulistan-doku-44902

 

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Kampfdrohne zielt auf Berg Qereçox

10. Januar 2025 - 18:00

Eine der Türkei zugeschriebene unbemannte Kampfdrohne hat den Berg Qereçox im Nordosten von Syrien bombardiert. Ein Reporter der Nachrichtenagentur Hawarnews (ANHA) beobachtete zwei aufeinanderfolgende Angriffe auf das Massiv, dessen Luftraum von der internationalen Anti-IS-Koalition kontrolliert wird. Ob Menschen verletzt wurden, ist unklar. Weder Sicherheitsbehörden noch die Koalition haben sich bislang geäußert.

Der Qereçox-Berg befindet sich etwa 15 Autominuten südlich von Dêrik (al-Malikiya). Die Türkei greift das Massiv immer wieder an, in der Regel aus der Luft. Der letzte bekannte Angriff in dem Gebiet ereignete sich im November im Zuge einer massiven Luftangriffswelle der Türkei gegen die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien.

Rauchwolke über dem Qereçox am Freitag (10.1.25) © ANHA

Angriffsziel Qereçox

Der bislang schwerste Angriff auf den Qereçox ereignete sich in der Nacht zum 25. April 2017. Mehr als zwei Dutzend türkische Kampfbomber nahmen einen Geländekomplex ins Visier, in dem damals das Hauptquartier YPG und YPJ, das Gebäude des YPG-Pressezentrums, der Radiosender Dengê Rojava, eine Druckerei sowie weitere militärische Einrichtungen untergebracht waren. Zwanzig Kämpferinnen und Kämpfer kamen bei dem Angriff ums Leben.

Foto: Demonstration zur Spitze des Qereçox am 26. April 2017 © ANF

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/getreidesilo-anlage-in-sirrin-aus-der-luft-bombardiert-44951 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/drohnenangriff-auf-konvoi-fordert-funf-tote-und-15-verletzte-44932 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/gemeinde-im-kanton-tabqa-nach-beschuss-ohne-strom-44948

 

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Anklage gegen IS-Mitglied in München erhoben

10. Januar 2025 - 15:00

Die Generalstaatsanwaltschaft München hat einen 40 Jahre alten Iraker wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angeklagt. Er soll der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) angehören und noch bis zu seiner Festnahme im vergangenen Mai bereit gewesen sein, sich für den IS an Anschlägen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu beteiligen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP mit Verweis auf die Anklagebehörde.

Seit 2016 soll der Angeklagte der sogenannten IS-Grenzpolizei in der kurdischen Stadt Kerkûk (Kirkuk) angehört haben. Diese soll maßgeblich durch Festnahmen und Gewaltakte gegenüber Mitgliedern der schiitisch dominierten Regierung im Irak und der syrischen Staatsführung des inzwischen gestürzten Machthabers Baschar al-Assad die Errichtung eines vom IS propagierten islamischen Gottesstaats unterstützt haben.

Nach dem Verlust des IS über die im Irak kontrollierten Gebiete im Jahr 2017 soll der Angeschuldigte weiterhin aus dem Untergrund heraus für die Terrormiliz aktiv gewesen sein. Auch soll er monatlich Geld vom IS erhalten haben. Anfang 2023 sei der Mann schließlich in Deutschland eingereist.

Im Allgäu festgenommen

Bis zu seiner Festnahme im Mai vergangenen Jahres im Allgäu habe der mutmaßliche Dschihadist ständig in Kontakt mit IS-Verantwortlichen gestanden, heißt es weiter. Die letzte Geldzahlung vom IS soll er im Oktober 2023 erhalten haben. Über die Zulassung der Anklage muss nun das Oberlandesgericht (OLG) München entscheiden.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/mutmasslicher-is-dschihadist-im-allgau-festgenommen-42214 https://anfdeutsch.com/aktuelles/anklage-gegen-is-paar-wegen-versklavung-ezidischer-madchen-44841 https://anfdeutsch.com/aktuelles/iraker-wegen-is-mitgliedschaft-zu-vier-jahren-haft-verurteilt-44721

 

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Cleanup-Aktion am Tişrîn-Damm

10. Januar 2025 - 15:00

Ein Cleanup der etwas anderen und nicht ungefährlichen Art findet zurzeit an der Tişrîn-Talsperre im nördlichen Syrien statt. Viele Freiwillige beteiligen sich an der Aktion, um die Dammanlage am Euphrat von Abfällen zu befreien. Dabei wird jedoch nicht gewöhnlicher Unrat aufgesammelt: die zahlreichen Freiwilligen entsorgen Betonteile, Patronenhülsen und auch Rückstände von Waffen.

„Dieser Staudamm gehört den Völkern Syriens und wir alle tragen die Verantwortung, ihn zu schützen“, sagte ein Teilnehmer des Cleanups. Die Aktion sei aus mehreren Perspektiven sinnvoll. Einerseits empfinde er sie als effektive Möglichkeit, die Umwelt von „Abfällen“ zu befreien. „Andererseits geht es darum, ein Bewusstsein zu schaffen – gegen den Krieg und für die gelebte Utopie hier in Nord- und Ostsyrien.“

Spuren der Angriffe auf die Talsperre © ANHA

Das Cleanup findet im Rahmen einer Mahnwache statt, die in der Nacht zum Donnerstag von den Volksräten in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien in Solidarität mit den Demokratischen Kräften Syriens (QSD), die den Tişrîn-Damm verteidigen, ins Leben gerufen wurde. Mit hunderten Fahrzeugen aus dem gesamten Autonomiegebiet hatten sich zahlreiche Menschen am Mittwoch auf den Weg zu der Talsperre gemacht, weil sie ein Ende der Attacken forderten. Türkische Drohnen griffen den Konvoi an; drei Menschen wurden getötet, 15 weitere teils schwer verletzt.

Lebensader Tişrîn-Talsperre

Die Tişrîn-Talsperre gilt als Lebensader von Minbic und Kobanê sowie weiterer Gebiete in Nord- und Ostsyrien. Seit Anfang Dezember befindet sich die gut 30 Kilometer südöstlich von Minbic gelegene Anlage im Fokus einer Besatzungsoffensive der türkischen Armee und ihrer Dschihadistentruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA). Deren Ziel ist es, die QSD von der Westseite des Euphrat zu verdrängen, um das östlich davon gelegene Kobanê leichter angreifen zu können. Die QSD halten mit einer Gegenoffensive dagegen, um die Selbstverwaltung zu verteidigen und bereits verlorene Gebiete zurückzugewinnen. Der Damm gilt als akut gefährdet, die Selbstverwaltung warnte kürzlich vor einem Kollaps.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/mahnwache-an-der-tisrin-talsperre-44943 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/drohnenangriff-auf-konvoi-fordert-funf-tote-und-15-verletzte-44932 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/aufnahmen-von-angriff-auf-konvoi-am-tisrin-damm-44931 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/daanes-an-tisrin-talsperre-droht-der-kollaps-44922

 

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Soldat an Westfront des Zap von HPG-Sniper erschossen

10. Januar 2025 - 13:00

Bei einem Drohnenangriff der an die Volksverteidigungskräfte (HPG) angeschlossene Luftverteidigungseinheit „Şehîd Axîn Mûş“ ist in der Metîna-Region ein Militärzelt türkischer Besatzungstruppen zerstört worden. Das gab die HPG-Pressestelle am Freitag in einer Bilanz zum Kriegsgeschehen in den Medya-Verteidigungsgebieten bekannt. Die Aktion ereignete sich demnach bereits am letzten Sonntag, der Unterstand befand sich den Angaben zufolge an einem Hubschrauberlandeplatz im Umland des Widerstandsgebiets Golka. Ob und wie viele Soldaten getötet oder verletzt wurden, geht aus der Mitteilung nicht hervor.

Einen weiteren Luftschlag setzte die Einheit am Dienstag an der Westfront der Zap-Region um. Dort wurde laut HPG-Angaben ein Armeecontainer in der Nähe des Girê Amêdî vernichtet. Auch am gestrigen Mittwoch kam es rund um das Widerstandsmassiv zu Aktivitäten der Guerilla. Beschuss aus schweren Waffen habe zu einem verletzten Soldaten geführt, darüber hinaus sei ein MG-Nest getroffen und dabei ein DSchK-Maschinengewehr beschädigt worden.

Ein toter Soldat in Girê Bahar

Ebenfalls am Mittwoch wurde im Guerillagebiet Girê Bahar ein türkischer Soldat von einem HPG-Sniper erschossen. In Xakurke verhinderten die HPG tags zuvor einen Vormarschversuch von Besatzungstruppen auf den Girê Mesken. Infolge der Intervention musste sich die türkische Armee aus dem Gebiet teilweise zurückziehen. Verbliebene Militäreinheiten wurden gestern von den Verbänden freier Frauen (YJA Star) mit schweren Waffen unter Beschuss gesetzt.

Angriffe der türkischen Armee

Zu den Angriffen der türkischen Armee auf ihre Gebiete teilten die HPG mit, dass die Guerillatunnel in Şêlazê bei Metîna am 6., 7. und 9. Januar mindestens 13-mal mit verbotenen Bomben attackiert wurden. Weitere drei Angriffe gegen die Anlagen erfolgten mit Sprengstoff-Drohnen. Im selben Zeitraum verzeichneten die HPG auch sechs Mal den Einsatz von unkonventionellen Explosivstoffen an den Tunnelanlagen in Girê GM und Girê Amêdî. Zwischen dem 5. und 9. Januar erfasste die Organisation zusätzlich mehr als zwei Dutzend Luftangriffe mit Kampfflugzeugen. Die insgesamt 28 Bombardierungen richteten sich gegen Ziele in den Regionen Xakurke, Gare, Zap und Metîna. Mit 16 an der Zahl waren Gebiete in Gare von dem Luftterror betroffen.

https://anfdeutsch.com/kurdistan/guerillaaktionen-in-metina-zap-und-xakurke-44905

 

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Getreidesilo-Anlage in Sirrîn aus der Luft bombardiert

10. Januar 2025 - 12:00

Die türkische Luftwaffe hat eine Getreidesilo-Anlage in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien bombardiert. Wie der Pressesprecher der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Farhad Şamî, am Freitag mitteilte, war der Weizenspeicher in der Gemeinde Sirrîn (Sarrin) das Ziel des Angriffs. Ob Menschen zu Schaden gekommen sind, ist unklar. Zum Ausmaß des Luftschlags machte Şamî zunächst keine Angaben.

Sirrîn liegt rund 40 Kilometer südlich von Kobanê und ist verwaltungstechnisch Teil des Kantons Firat. Die Gemeinde wird häufig von der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Proxytruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) angegriffen. Erst am Mittwoch waren bei einem türkischen Drohnenangriff auf eine Autowerkstadt im Industrieviertel Sirrîns zwei Menschen getötet und fünf weitere verletzt worden. Am selben Tag war auch ein ziviler Konvoi nahe der Tişrîn-Talsperre bombardiert worden. Drei Menschen starben, 15 weitere wurden verletzt.

Auch andere Gebiete in der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) befinden sich im Visier der Türkei. Die Kleinstadt Curniyê (Al-Dschurnija) im Kanton Tabqa ist seit gestern von der Stromversorgung abgeschnitten, weil Kampfbomber ein Umspannwerk ins Visier nahmen. Sowohl in Curniyê als auch Ain Issa hatten Drohnen am Vortag zudem ebenfalls die Getreidesilos angegriffen.

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