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Aktualisiert: vor 27 Minuten 16 Sekunden

Licht in die Finsternis bringen: Tîrêjên Rojê

5. September 2024 - 9:00

Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) hat im Rahmen der Offensive für die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage eine neue Kampagne unter dem Schlagwort „Tîrêjên Rojê“ (Sonnenstrahlen) initiiert. Die Kampagne wurde am Mittwoch in Genf vorgestellt.

Zu der Kundgebung vor dem UN-Gebäude in Genf hatte der Verband kurdischer Frauen in der Schweiz (YJK-S) aufgerufen. Viele Frauen folgten der Einladung und versammelten sich mit Bannern und Fahnen auf dem Platz der Nationen. Die passive Haltung des Europaparlaments, des Europarats und des Komitees zur Verhütung von Folter (CPT) zum Krieg in Kurdistan und der rechtswidrigen Isolation des PKK-Begründers Abdullah Öcalan wurde mit symbolischen Bildern dreier Affen angeprangert: Nichts sagen, nicht sehen, nichts hören.

 


Die Kundgebung begann mit einer Gedenkminute für die am 23. August von einer türkischen Drohne in Südkurdistan/Nordirak getöteten kurdischen Journalistinnen Gulistan Tara und Hêro Bahadîn.

Danach verlas Helin Sağlam auf Französisch eine Erklärung des Frauenverbands YJK-S. Die Aktivistin verwies auf den Kampf von Abdullah Öcalan und sagte, der kurdische Vordenker werde seit über 25 Jahren im Inselgefängnis Imrali isoliert, weil er als Alternative zur kapitalistischen Moderne ein auf der Freiheit von Frauen basierendes, ökologisches und demokratisches Lebensmodell vorgelegt habe. Weiter hieß es in der Erklärung:

„Die Freiheit von Abdullah Öcalan ist für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage, für eine Demokratisierung der Türkei und für den Frieden in der Region von entscheidender Bedeutung. Abdullah Öcalan macht eine Politik der Verhandlungen und des Dialogs gegen Gewalt und Konflikte. Er inspiriert weiterhin Frauenbewegungen in der ganzen Welt, da er für ein Lebensmodell eintritt, in dem Frauen die Führung gegen die patriarchalische Unterdrückung übernehmen. Die Philosophie des Demokratischen Konföderalismus bietet die Vision einer Welt, die auf Natur, Gesellschaft und direkter Demokratie als Lebensform basiert. Diese Vision ist in Nord- und Ostsyrien verwirklicht worden. Aus all diesen Gründen erneuern wir unseren Aufruf an das CPT, den Europarat, das Europäische Parlament, die UNO und alle autorisierten Institutionen und Organisationen: Setzen Sie Ihre eigenen Gesetze um, üben Sie Druck auf den türkischen Staat aus, damit dieser seine eigenen Gesetze umsetzt und nehmen Sie den Dialog auf. Garantieren Sie, dass der türkische Staat die Menschenrechte und die internationalen Normen respektiert.”

Sonnenstrahlen für die Menschheit und die Natur

Zu dem Schlagwort „Sonnenstrahlen“ teilte Selma Sürer als Sprecherin des Frauenverbands YJK-S mit, dass die Kampagne Licht in die vom kapitalistischen System verursachte Finsternis bringen und Lösungsmöglichkeiten für die gesamte Menschheit, die Frauen und die Natur präsentieren soll. Dafür seien bis zum 12. Oktober ununterbrochen Aktivitäten und Veranstaltungen geplant. Selma Sürer rief alle für Demokratie eintretenden Frauen und insbesondere kurdische Frauen zur Beteiligung an der Kampagne auf.

Zuletzt wurde ein kurzer Sketch aufgeführt. Danach besuchten die Aktivistinnen die Mahnwache, die seit Anfang 2021 jeden Mittwoch mit einem Sit-in vor dem UN-Sitz die Freilassung von Abdullah Öcalan fordert.


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https://anfdeutsch.com/frauen/gulistan-tara-das-system-hat-angst-vor-uns-43475 https://anfdeutsch.com/aktuelles/buchankundigung-die-frage-der-personlichkeit-in-kurdistan-43479 https://anfdeutsch.com/frauen/soziologie-der-freiheit-frauen-lesen-Ocalan-43371 https://anfdeutsch.com/frauen/tjk-e-ruft-zum-kampf-gegen-das-iranische-regime-auf-43038

 

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HPG: Sie kämpften bis zur letzten Kugel

4. September 2024 - 21:00

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat eine Erklärung zu vier in Nordkurdistan gefallenen Guerillakämpfern abgegeben. Demnach kamen Xebat Cûdî und Zamani Amanos am 17. August bei einem Luftangriff der türkischen Armee im Gebiet Kêla Memê in Botan ums Leben. Nach ihrem Tod wurde das Gebiet weiter intensiv von Kampfjets und Hubschraubern bombardiert, im Anschluss kamen Bodentruppen zum Einsatz und es brachen Gefechte aus. Der Guerillakommandant Serhed Jêhat und der Kämpfer Yılmaz Dersîm starben am 18. August nach einem stundenlangen Gefecht, als die türkische Luftwaffe ihren Standort erneut bombardierte und sie ihre letzte Munition gegen sich selbst richteten, um nicht lebend in Gefangenschaft zu geraten.

Die HPG würdigten die Gefallenen als opferbereite Revolutionäre Kurdistans, die bis zum letzten Moment ihres Lebens für die Freiheit und Existenz ihres Volkes kämpften. Ihre vorbehaltlose militante Haltung sei ein Vorbild für den weiteren Kampf, die Erinnerung an sie werde weiterleben. Den Angehörigen und dem kurdischen Volk sprachen die HPG ihr Mitgefühl aus. In dem Nachruf machten die HPG folgende Angaben zur Identität und den Lebensläufen der Gefallenen:
 

Codename: Serhed Jêhat
Vor- und Nachname: Veysel Sevinç
Geburtsort: Agirî
Namen von Mutter und Vater: Melek – Abdulgafur
Todestag und -ort: 18. August 2024 / Botan

 

Codename: Yılmaz Dersîm
Vor- und Nachname: Barış Kartal
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Abdullah
Todestag und -ort: 18. August 2024 / Botan

 

Codename: Xebat Cûdî
Vor- und Nachname: Reşit Çevik
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Saadet – Müslüm
Todestag und -ort: 17. August 2024 / Botan

 

Codename: Zamani Amanos
Vor- und Nachname: Serhat Güzel
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Mülkiye – Ömer
Todestag und -ort: 17. August 2024 / Botan

 

Serhed Jêhat

 


Serhed Jêhat ist in Agirî-Panos geboren und bis zu seiner Einschulung unberührt von staatlichen Einflüssen in einem kurdischen Dorf aufgewachsen. Seine Familie brachte ihm das Grundprinzip bei, im Leben immer nach dem Guten, Richtigen und Schönen zu trachten. Diese Einstellung prägte sein gesamtes Leben. In der Schule wurde ihm eine fremde Sprache und Kultur aufgedrängt, er sollte sich zum Türkentum bekennen. Das war seine erste Konfrontation mit dem türkischen Staat. Als er später zum Arbeiten in eine türkische Stadt zog, wurde ihm die feindselige Haltung gegenüber den Kurd:innen noch stärker bewusst. Zugleich wirkte sich der kurdische Befreiungskampf auf sein Leben aus. Seine Familie und nahe Verwandte sympathisierten mit der Freiheitsbewegung und Serhed Jêhat begann, Analysen von Abdullah Öcalan zu lesen und sich mit dem Kolonialismus in Kurdistan auseinanderzusetzen. Zusammen mit seinen später gefallenen Verwandten Jêhat Agirî (Erhan Serhat) und Serxwebûn Jêhat (Sinan Serhat) vereinbarte er, gemeinsam der Guerilla beizutreten. Aufgrund verschiedener Umstände gelang der zeitgleiche Beitritt nicht, aber Serhed Jêhat hielt sich an sein Versprechen und folgte seinen Verwandten am 15. August 2005 in die Berge. Diesen Schritt bewertete er als bewusste Neugeburt, mit der er zu seiner wahren Identität zurückkehrte, die kapitalistische Moderne zurückwies und die Ideologie eines freien Lebens annahm. Er nahm an einer Grundausbildung in Xakurke teil und blieb zwei Jahre in der Region. Danach war er zwei Jahre im Gebiet Şehîdan. Nach einem Aufenthalt an der zentralen Parteischule in den Bergen kämpfte er in Botan und übernahm Verantwortung auf Kommandoebene. 2016 wurde er bei einem feindlichen Angriff verletzt und war in den Medya-Verteidigungsgebieten in gesundheitlicher Behandlung. Nach seiner Genesung war er wieder in Botan, 2019 machte er eine weitere Fortbildung und wurde anschließend in die Regionalkommandantur von Xakurke berufen. Bei seinem letzten Einsatz in Botan stand er vor der Option, verletzt in feindliche Gefangenschaft zu geraten oder als opferbereiter Militanter im Freiheitskampf zu sterben. „Unser Weggefährte Serhed ist mit seinem Kampf wie mit seinem Tod als einer der großen Helden der Fedai-Guerilla in die Geschichte eingegangen“, so die HPG.

Yılmaz Dersîm

 


Yılmaz Dersîm ist in Şirnex-Silopiya geboren und gehörte dem Stamm der Sipêrtî an. Seine Familie stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und aus seinem Umfeld schlossen sich viele Menschen der PKK an. Er wuchs im Bewusstsein seiner kurdischen Identität auf und entwickelte schon früh eine politische Haltung. Seine Kindheit wurde von dem Krieg in Kurdistan und der Unterdrückung durch den türkischen Staat geprägt. Er ging nur kurze Zeit zur Schule, weil er seine Muttersprache nicht sprechen durfte. Auf einer Beerdigung gefallener Guerillakämpfer:innen schwor er Rache, 2013 ging er in seiner Heimatregion Botan in die Berge und schloss sich dem Freiheitskampf an. Er bekam eine Grundausbildung in den Medya-Verteidigungsgebieten und entwickelte sich schnell weiter. Das Leben in den Bergen fiel ihm nicht schwer. Mit seinem Enthusiasmus und seiner disziplinierten Arbeitsweise konnte er seinen Mitkämpfer:innen bei vielen Fragen behilflich sein. In der Praxis und weiteren Ausbildungen wurde er zu einem ideologisch gerüsteten Kämpfer mit militärischem Fachwissen. Er war sich seiner Verantwortung als Freiheitskämpfer seines Volkes bewusst und zu jedem Opfer bereit. Daher suchte er ständig nach Möglichkeiten, dem Feind einen schweren Schlag zu versetzen. Er wollte unter den schwierigsten Bedingungen revolutionär kämpfen und ging auf eigenen beharrlichen Wunsch nach Bakur (Nordkurdistan). In Kêla Memê kämpfte er bis zur letzten Kugel, die er für sich selbst aufbewahrte, um nicht lebend gefangengenommen zu werden.

Xebat Cûdî

 


Xebat Cûdî ist in Şirnex zur Welt gekommen und aufgewachsen mit der Widerstandskultur, für die Botan bekannt ist. Als Kind wurde ihm seine kurdische Identität bewusst. Seine Mutter erzählte ihm von dem grausamen Vorgehen des türkischen Staates in den 1990er Jahren, als Tausende Dörfer in Kurdistan niedergebrannt und die Menschen mit brutalen Methoden vertrieben wurden. Die Schilderung ihrer Erlebnisse hatten einen prägenden Einfluss auf Xebats Persönlichkeitsentwicklung. Nach den Massakern an der Bevölkerung während des Widerstands für Selbstverwaltung in Nordkurdistan entschied er sich für den bewaffneten Kampf und ging 2016 in Garzan in die Berge, um sich der Guerilla anzuschließen. Dort lernte er die ersten Grundkenntnisse für den Guerillakampf, für eine fundierte Ausbildung kam er in die Medya-Verteidigungsgebiete. Weil er mit seiner reifen Persönlichkeit und seiner festen Verbundenheit mit der Freiheitsbewegung das Vertrauen seiner Weggefährt:innen gewann, wurden ihm bald wichtige Aufgaben übertragen, die er lange Zeit kontinuierlich und erfolgreich erfüllte. Er widmete sich intensiv der Philosophie von Abdullah Öcalan und bildete sich auf militärischem Gebiet weiter. Auf eigenen Wunsch kehrte er schließlich nach Bakur zurück, wo er am 17. August bei einem feindlichen Angriff in Kêla Memê ums Leben kam.

Zamani Amanos

 


Zamani Amanos ist in Mêrdîn-Dêrik geboren und hat seine Kindheit in Riha-Weranşar verbracht. Er wuchs in einem politisierten Umfeld auf und kannte die PKK bereits als Kind. Der Krieg in Kurdistan und insbesondere die Politik der verbrannten Erde und die extralegalen Hinrichtungen in den 1990er Jahren führten ihm die Realität des türkischen Staates vor Augen. Aufgrund der Verleugnung der kurdischen Identität sprach er grundsätzlich seine Muttersprache Kurmancî, um sein eigenes Ich zu schützen. Neben der Schule arbeitete er, um zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen. Während seines Studiums wurde er in der kurdischen Jugendbewegung aktiv. Er studierte Bauingenieurswesen in Iskenderun und hatte Aussicht auf ein materiell gut versorgtes Leben, aber er zog ein freies Leben in der PKK-Bewegung vor. In der folgenden Zeit übernahm er Aufgaben an verschiedenen Orten in Nordkurdistan und arbeitete konspirativ in den YPS-Strukturen. Dafür wurde er verhaftet und verbrachte die nächsten fünf Jahre im Gefängnis. Er nutzte diese Zeit und verließ das Gefängnis als ideologisch gereifter und gerüsteter apoistischer Militanter. Seine Freilassung fiel in eine Zeit intensiver Angriffe auf die kurdische Bewegung, und Zamani ging in die Berge. Bei der Guerilla konnten seine Mitkämpfer:innen von dem Wissen profitieren, das er sich im Gefängnis angeeignet hatte. Er durchlief eine intensive Ausbildungsphase und wurde zu einem professionellen Guerillakämpfer. In dem Bewusstsein, dass der Kampf der PKK auf Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft basiert, ging er auf eigenen Vorschlag nach Bakur. In Kêla Memê schloss er sich am 17. August bei einem feindlichen Angriff der Karawane der Gefallenen an, so die HPG.


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Tanzen als PKK-Propaganda ausgelegt

4. September 2024 - 19:00

Im T-Typ-Gefängnis Batman (ku. Êlih) sind 15 Gefangene mit zweiwöchiger Einzelhaft bestraft worden. Der Disziplinarausschuss der Gefängnisverwaltung wirft den Betroffenen vor, zu kurdischen Liedern getanzt, gepfiffen und geklatscht zu haben.

In der Begründung für die Anordnung der Bunkerhaft heißt es, dass die 15 Männer wegen PKK-Mitgliedschaft inhaftiert seien und mit ihrem Verhalten Propaganda für eine verbotene Organisation betrieben hätten. Das von einer Überwachungskamera aufgezeichnete Tanzen zu kurdischen Liedern könne bei anderen Gefangenen Sympathie für die PKK erwecken und sei daher eine Straftat.

Die Gefangenen İbrahim Biçecek, Erdal Doğan, İshan Kaya, Kasım Daşçı, Mehmet Emin Özer, Nurettin Dayan, Mehmet Emin Çam, Murat Güngür, Ahmet Erol, Mehmet Şirin Ari, Sait Özer, Şehmus Sevdinoğlu, Cengiz Elçi, Abdulkerim Erdoğan und Dıldar Sol erklärten zu ihrer Verteidigung, dass sie schon oft zum Zeitvertreib gesungen und getanzt hätten. Bei den gesungenen Liedern handele es sich regionale Tanzmusik und das Klatschen am Ende des Tanzes sei normal und in vielen Kulturen üblich.

Der Disziplinarausschuss ließ diesen Einwand nicht gelten und ordnete zur Disziplinierung Einzelhaft an. Die DEM-Abgeordnete Zeynep Oduncu hat den Fall ins Parlament eingebracht und eine Anfrage an Justizminister Yılmaz Tunç gestellt.

https://anfdeutsch.com/kultur/dieser-tanz-wird-niemals-enden-43316 https://anfdeutsch.com/aktuelles/wegen-govend-terror-verhaftungen-in-istanbul-43469 https://anfdeutsch.com/kultur/kurdisch-verbot-und-assimilation-43400 https://anfdeutsch.com/aktuelles/festnahmen-in-istanbul-wegen-propaganda-tanz-43364 https://anfdeutsch.com/aktuelles/wer-govend-tanzt-wird-verhaftet-43059

 

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Drei Festnahmen im KCK-Verfahren in Gever

4. September 2024 - 16:00

In Gever (tr. Yüksekova, Provinz Colemêrg/Hakkari) haben Polizisten einer türkischen Sondereinheit am Mittwochmorgen mehrere Wohnungen gestürmt. Nazif Ataman, Yılmaz Güneyli und Cemil Bor wurden festgenommen.

Bei den Festgenommenen handelt es sich um kurdische Politiker, die in einem der sogenannten KCK-Verfahren in der Türkei als Mitglieder einer Terrororganisation zu acht Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt wurden.

In Gever waren 2012 dreißig Personen verhaftet worden. Sie wurden beschuldigt, Teil der Struktur der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) zu sein. Im Laufe der Zeit wurden die Beschuldigten zwar freigelassen, Jahre später jedoch in Massenprozessen zu Haftstrafen verurteilt. Die Urteile sind im Juli dieses Jahres vom Kassationsgerichtshof bestätigt worden und damit rechtskräftig.

https://anfdeutsch.com/menschenrechte/kurdischer-imam-trotz-herzanfall-verhaftet-43249 https://anfdeutsch.com/aktuelles/egmr-verurteilt-tuerkei-wegen-kck-verfahren-12136 https://anfdeutsch.com/aktuelles/wegen-govend-terror-verhaftungen-in-istanbul-43469

 

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Drei Tote bei türkischem Drohnenangriff in Dukan

4. September 2024 - 16:00

Ein Drohnenangriff der Türkei in der Kurdistan-Region im Irak hat ersten Angaben zufolge drei Zivilisten das Leben gekostet. Die Kampfdrohne bombardierte am Mittwochmittag ein Auto im Distrikt Dukan, rund fünfzig Kilometer nördlich von Silêmanî. Wie die Nachrichtenagentur RojNews berichtete, soll es sich bei den Toten um Muzaffer Muzo aus dem Distrikt Ranya und zwei seiner Söhne handeln. Weitere Informationen liegen derzeit nicht vor.

Der türkische Staat tötet mit Drohnen fast täglich Menschen im Nordirak und in Nordsyrien. Im Gouvernement Silêmanî sind am 23. August die kurdischen Journalistinnen Gulistan Tara und Hêro Bahadîn ums Leben gekommen, sechs weitere Medienschaffende wurden verletzt.

https://anfdeutsch.com/pressefreiheit/rsf-abscheuliches-verbrechen-gegen-kurdische-journalistinnen-43358 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/identitat-von-gefallenem-asayis-kommandeur-bekannt-gegeben-43480 https://anfdeutsch.com/kurdistan/turkischer-luftterror-gegen-sudkurdistan-43470

 

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HPG: Keine Verluste bei türkischen Luftangriffen

4. September 2024 - 14:00

Die Guerilla in Südkurdistan hat eigenen Angaben zufolge keine Verluste bei der massiven Luftangriffswelle der türkischen Armee erlitten. Das teilte das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit: „Soweit unsere Kräfte feststellen konnten, sind die Medya-Verteidigungsgebiete innerhalb der letzten vier Tage 40 Mal von Kampfjets, 22 Mal von Kampfhubschraubern und vier Mal mit verbotenen Sprengmitteln bombardiert worden. Wir haben durch diese Bombardierungen keine Verluste erlitten.“ Die von der türkischen Armee nacheinander genannten Zahlen von drei, 15 und sechs Toten seien vollständig erlogen.

Zum Widerstand der Guerilla gegen die türkische Invasion in Südkurdistan und den Angriffen der türkischen Armee auf die Medya-Verteidigungsgebiete machten die HPG folgende Angaben:

Xakurke und Metîna: Intervention gegen Hubschrauber und Drohne

In den Regionen Xakurke und Metîna intervenierte die Guerilla am 1. und 3. September gegen türkische Militärhubschrauber. Die Hubschrauber wurden dadurch zum Rückzug gezwungen. Im Gebiet Şêlazê in Metîna ist am Dienstag eine kleine Drohne von einem HPG-Sniper abgeschossen worden.

Westfront im Zap

Eine Scharfschützin der Verbände freier Frauen (YJA Star) hat am 29. August eine von der türkischen Armee im Gebiet Girê Amêdî installierte Überwachungskamera zerstört. Die Besatzungstruppen in dem Gebiet sind am 1. und 2. September dreimal mit schweren Waffen angegriffen worden, die YJA Star vernichteten dabei ein Radarsystem und beschädigten eine türkische Stellung.

Im Gebiet Girê Cûdî wurden am 31. August ein Radarsystem und eine Stellung durch Beschuss mit halbautomatischen Waffen zerstört. Am 1. September intervenierten Guerillakämpfer:innen mit leichten Waffen gegen einen versuchten Vormarsch der türkischen Armee zu einem Tunnel. In den letzten drei Tagen wurden die Besatzungstruppen in dem Gebiet fünfmal mit schweren Waffen angegriffen.

Eine türkische Stellung im Gebiet Girê FM ist heute um 5.30 Uhr mit halbautomatischen Waffen angegriffen und beschädigt worden.

Angriffe der türkischen Armee

Die türkische Armee hat am 31. August und 1. September insgesamt viermal verbotene Sprengmittel gegen Guerillatunnel in den Gebieten Girê Amêdî, Girê Cûdî und Girê FM eingesetzt. Die Tunnelanlage in Girê FM ist am Sonntag außerdem von einer mit Sprengstoff beladenen Drohne bombardiert worden.

Die insgesamt vierzig Luftangriffe mit Kampfjets im Zeitraum 31. August bis 3. September richteten sich gegen die Gebiete Şehîd Şerîf, Kendekola, Qele, Berbizinê, Girê Mesken und Lolan in Xakurke, Mêranê, Yekmalê, Dêrîk, Dêreşê, Rebînê, Girê Kun, Mam Nêçîr und Zêvkê in Gare, Serê Metîna und Şêlazê in Metîna, Girê Bahar im Zap sowie Şêx Nasir, Sûredê, Soregulê, Bêpalan und Zergelê in Qendîl. Von Kampfhubschraubern wurden Gebiete in Metîna und Xakurke bombardiert.

https://anfdeutsch.com/kurdistan/turkischer-luftterror-gegen-sudkurdistan-43470 https://anfdeutsch.com/kurdistan/hpg-veroffentlichen-bilanz-fur-august-43471 https://anfdeutsch.com/kurdistan/islamistische-soldner-der-turkei-im-nordirak-dokumentiert-43472 https://anfdeutsch.com/kurdistan/gerila-tv-zeigt-angriff-auf-armeefahrzeug-43458 https://anfdeutsch.com/kurdistan/guerilla-schlagt-in-heftanin-metina-und-zap-zu-43439

 

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Identität von gefallenem Asayîş-Kommandeur bekannt gegeben

4. September 2024 - 14:00

Die Sicherheitsbehörde von Nord- und Ostsyrien (Asayîş) hat die Identität ihres am Dienstag von einer türkischen Drohne in Qamişlo getöteten Mitarbeiters veröffentlicht. Demnach handelt es sich bei dem Toten um Metin Dince, Asayîş-Kommandeur in Qamişlo.

Metin Dince ist am 8. Oktober 1991 in Nisêbîn geboren. Die Stadt liegt in unmittelbarer Nähe zu Qamişlo, aber auf der anderen Seite der syrisch-türkischen Staatsgrenze. Den Angaben zufolge kam Metin Dince nach Rojava, um gegen den IS zu kämpfen. Sein Kampfname war Dijwar Qamişlo. „Er war eine der ersten Personen, die sich der Revolution anschlossen, um ihr Land gegen den IS zu verteidigen“, teilte das Informationsbüro der Asayîş mit. In diesem Zuge habe er an diversen Befreiungsoffensiven in Nord- und Ostsyrien teilgenommen und dabei großen Mut und Opferbereitschaft bewiesen.


 

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/todlicher-drohnenangriff-vor-gefangnis-in-qamislo-43473

 

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Buchankündigung: „Die Frage der Persönlichkeit in Kurdistan“

4. September 2024 - 12:00

Der kurdische Verlag Meyman hat die Erscheinung der deutschen Übersetzung des Buches „Die Frage der Persönlichkeit in Kurdistan, die militante Persönlichkeit und das Parteileben“ von Abdullah Öcalan angekündigt. Das Buch des Begründers der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verdeutlicht, dass die große Frage der Persönlichkeit, die Frage „Wie leben“?, bereits zu Beginn der kurdischen Freiheitsbewegung im Zentrum der politischen, ideologischen und organisatorischen Diskussionen stand.

Das im Original 1985 erschienene Buch ist ein Werk aus den ersten Jahren der Partei und zeigt, dem neuen Paradigma gegenübergestellt, deutlich die Unterschiede und Veränderungen, aber auch die Kontinuität in der Geschichte eines über 50 Jahre anhaltenden Kampfes um Befreiung.

Doch dies ist nicht die einzige Bedeutung des Buches für heutige Leser:innen. Neben dem Beitrag zu einem tieferen Verständnis der Geschichte und Theorie der PKK liegt die Bedeutung in der Methodik Öcalans, die durch das Buch sichtbar wird. Das Buch war eine direkte Reaktion auf die beobachteten Schwierigkeiten der Partei in ihrem Entwicklungsprozess. Eine Reaktion auf die Probleme in den Persönlichkeiten der kurdischen Gesellschaft und der jungen Revolutionär:innen der PKK.

Geschichte von Kritik und Selbstkritik

In dem Vorwort heißt es: „Wie kein anderes bisher ins Deutsche übersetzte Buch gewährt diese Schrift einen tiefen Einblick in die ersten Jahre der Geschichte eines seit über 50 Jahre geführten Kampfes der PKK wie auch in die Probleme und Lösungen der Persönlichkeitsfrage der jungen Militanten, ihren Werte und Prinzipien. Für jede Person, die aktuelle Werke von Öcalan kennt, werden die tiefen Veränderungen wie auch die Kontinuität deutlich. In diesem Prozess tiefer Veränderung und gleichzeitiger Kontinuität, immer mit dem klaren Ziel von Freiheit vor Augen, liegt eine der großen Besonderheiten der PKK. Der Schlüssel dabei war und ist ihre tiefe und ehrliche Kritik und Selbstkritik. Diese Methode ist noch immer die Grundlage von Erneuerung und Weiterentwicklung und bringt die Stärke der PKK und der gesamten Freiheitsbewegung Kurdistans zum Ausdruck. Denn ,nur Organisationen und Personen, die schwach sind und kein Selbstvertrauen besitzen, drücken sich um Kritik und Selbstkritik. Für sie bedeutet Kritik Zerstörung, Selbstkritik den totalen Zusammenbruch. Wer jedoch Selbstvertrauen besitzt, wird durch Kritik und Selbstkritik gestärkt und in die Lage versetzt, die eigenen Ziele erfolgreicher zu verfolgen'. Lesen wir dieses Buch als Teil der Geschichte von Kritik und Selbstkritik von Öcalan, wird seine volle Bedeutung für die Geschichte der PKK und somit für uns heute greifbarer.“

Das Buch ist ab September online bei Pirtukxane bestellbar und wird zudem bei dem Internationalen Kurdischen Kulturfestival am 21. September in Frankfurt am Main sowie anderen kurdischen Veranstaltungen und in kurdischen Gesellschaftszentren erhältlich sein.

Die Frage der Persönlichkeit in Kurdistan, die militante Persönlichkeit und das Parteileben
Abdullah Öcalan
Herausgegeben von Weşanên Meyman
Erscheinungsdatum der ersten deutschen Auflage August 2024 (Original erschienen 1985 im Serxwebûn Verlag, Köln)

https://anfdeutsch.com/kultur/Oecalans-soziologie-der-freiheit-erschienen-18643 https://anfdeutsch.com/aktuelles/Oecalan-neuerscheinung-die-kapitalistische-zivilisation-9902 https://anfdeutsch.com/kultur/erste-graphic-novel-uber-abdullah-Ocalan-41300 https://anfdeutsch.com/hintergrund/abdullah-Oecalan-ueber-gewalt-in-der-mitteloestlichen-zivilisation-11688 https://anfdeutsch.com/hintergrund/die-einzige-chance-fur-Ocalans-freilassung-ware-eine-revolution-22745

 

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Krebskranker politischer Gefangener nach 30 Jahren weiter inhaftiert

4. September 2024 - 12:00

Die Entlassung des seit 30 Jahren in der Türkei inhaftierten, schwer kranken politischen Gefangenen Idris Başaran wurde wegen „fehlender Reue“ vom Vollzugsausschuss um sechs Monate verschoben. Dann erfolgt die nächste Anhörung. Sein Bruder Lokman Başaran ruft zum Protest auf.

Idris Başaran befindet sich seit 1994 in Haft. Damals war er in Adana festgenommen und unter Terrorvorwürfen von einem der berüchtigten Staatssicherheitsgerichte (DGM) zu lebenslanger Haft verurteilt worden. In der Türkei gelten 30 Jahre Vollzug als eine lebenslängliche Strafe. Es folgte ein Odyssee durch Gefängnisse im ganzen Land.

Der Krebs hat bereits metastasiert

2006 erlitt Başaran einen partiellen Schlaganfall und kämpft mit einer Krebserkrankung im vierten Stadium. Das bedeutet, der Krebs hat bereits metastasiert und die Behandlung beschränkt sich auf Symptome und lebensverlängernde Maßnahmen. Başaran leidet neben der Krebserkrankung an chronischer Bronchitis, Panikattacken, Gastritis, Herzrhythmusstörungen, FMF (familiäres Mittelmeerfieber, wiederkehrende schmerzhafte Entzündungsanfälle in der Brust, im Bauch oder in den Gelenken), Epilepsie, einem Kropf, Leistenbruch, Asthma und COPD. Daher wurde er mehrfach ins Krankenhaus eingeliefert, aber ohne Behandlung wieder ins Gefängnis gebracht. Başarans älterer Bruder Lokman Başaran wies im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) auf den Gesundheitszustand seines Bruders und die zunehmenden Rechtsverletzungen in den Gefängnissen hin und machte dafür auch die mangelnden Proteste verantwortlich.

„Gehst du in die Berge, wenn du freikommst?“

Der Bruder des Gefangenen erklärte, dass Idris Başaran vor vier Tagen in die Universitätsklinik Akdeniz gebracht worden sei, die Familie aber nicht darüber informiert wurde. Er unterstrich, dass die Rechtsverletzungen in den Gefängnissen vor allem dazu dienten, den Druck auf die Gesellschaft zu erhöhen und führte aus: „Es wird ein Ansatz verfolgt, der darauf abzielt, das Band zwischen den Gefangenen und der Gesellschaft zu kappen, vor allem durch die Politik der Isolation und Abschottung. Seit einigen Jahren wird in den Gefängnissen eine sehr tiefgreifende Politik der Isolation und Absonderung betrieben. Das Hauptziel besteht darin, die Kommunikation zwischen der Gesellschaft und den Gefangenen vollständig zum Erliegen zu bringen. Es geht darum, die Gefangenen psychisch zu unterwerfen und zu brechen. Das führt unweigerlich zu schwerwiegenden Problemen. Diese Menschen sind schon lange im Gefängnis und haben gesundheitliche Probleme. Außerdem gibt es auch juristische Fragen. Man hält einen Menschen 30 Jahre lang im Gefängnis und stellt ihm dann die Frage: ‚Wirst du in die Berge gehen, wenn du entlassen wirst?‘ Das ist eine absurde Frage, die da gestellt wird. Oder: ‚Was werden sie draußen tun, werden sie zu ihrer Familie gehen?‘ Und schließlich fragen sie: ‚Bereust du es?‘ Das zeigt, es geht darum, Kapitulation zu erzwingen, um Reue und um das Brechen des Willens.“

Mangelnde Proteste haben zu dieser Situation geführt“

Başaran betonte, dass die Gefangenen jedoch entschlossen seien und eine feste Überzeugung hätten. Er fügte an: „Der Vollzugsausschuss schreibt in der Begründung: ‚Es gibt keine Disziplinarstrafe gegen Idris Başaran, die nicht aufgehoben wurde.‘ Es ist Willkür, eine Person, gegen die keine Disziplinarstrafe verhängt wurde, als für die Gesellschaft gefährlich zu bezeichnen, ihre Entlassung zu verhindern und die Inhaftierung um sechs Monate zu verlängern. Die Existenz eines solchen Apparats der Unterdrückung und Unterwerfung ist auf die Schwäche der Gesellschaft zurückzuführen. Die Isolation und die Willkür sind offensichtlich, deswegen muss die Öffentlichkeit viel sensibler für die Situation in den Kerkern sein. Diese Lage kann durch die Solidarität und die Proteste der Gesellschaft, jeder Repression, Willkür und Gesetzlosigkeit zum Trotz, beendet werden.“

https://anfdeutsch.com/menschenrechte/gefangene-der-widerstand-geht-weiter-43468 https://anfdeutsch.com/menschenrechte/politischer-gefangener-nach-31-jahren-in-turkischen-kerkern-entlassen-43467 https://anfdeutsch.com/menschenrechte/82-jahrige-kurdin-makbule-Ozer-freigelassen-43437 https://anfdeutsch.com/menschenrechte/entlassung-von-politischem-gefangenen-erneut-verhindert-43427

 

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„Entschuldigung“ vier Jahre nach rassistischem Hanau-Massaker

4. September 2024 - 10:00

In den Nachtstunden des 19. Februar 2020 massakriert ein rassistischer Mörder neun als migrantisch gelesene Personen. Der Täter hatte seinen Rassismus und seine Gewaltbereitschaft bereits zuvor im Internet ausgebreitet und sogar in einer manifestartigen Anzeige bei der Staatsanwaltschaft dargelegt. Dennoch geschah nichts im Sinne der Gefahrenabwehr. Auch dass der Vater des Täters bis heute die Nachbarschaft terrorisiert und rassistisch bedroht, scheint nur von geringem Interesse zu sein. Bei dem Massaker von Hanau wurden Ferhat Unvar, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Gökhan Gültekin und Hamza Kurtović von dem rassistischen Killer umgebracht. Drei weitere Personen wurden durch die Schüsse des Täters schwer verletzt. Der Täter tötet anschließend seine Mutter und sich selbst. Was passiert in Folge, das rassistische Massaker wird als Amoklauf eines „geistig verwirrten“ bagatellisiert.

Nun mehr als vier Jahre nach der Massaker hat der heutige Polizeipräsident von Südosthessen, Daniel Muth, die Angehörigen der Opfer um Entschuldigung gebeten. Zuvor hatte bereits der Innenminister Roman Poseck (CDU) sein „Bedauern“ geäußert.

Er kritisiert, dass bei einem politisch motivierten Anschlag „eine sogenannte Landeslage im Landeskriminalamt [hätte] ausgelöst werden müssen, bei welcher die Führung der Lage an einen besonders erfahrenen Polizeiführer mit dessen Führungsstab übergeben worden“ wäre. Muth weiter: „Das ist damals nicht geschehen.“

Lob von damaligen CDU-Innenminister für skandalösen Polizeieinsatz

Der damalige Innenminister Peter Beuth (CDU) hatte den Polizeieinsatz über den grünen Klee gelobt und das, obwohl der 43-jährige Täter mordend durch Hanau ziehen konnte. Dabei war schon früh klar, dass die Sicherheitskräfte auf vielen Ebenen versagt haben. Der Notruf in Hanau war veraltet, unterbesetzt und deswegen zeitweise, während der Morde nicht erreichbar. Der Ermordete Vili Viorel Păun wählte dreimal vergeblich 110 als er dem Mörder folgte, um die Polizei auf ihn aufmerksam zu machen. Das allein ist schon Skandal. Doch offenbar sollte dieses Versagen unter den Teppich gekehrt werden. Erst durch den Vater Niculescu Păun wurden die vergeblichen Anrufe beim Notruf öffentlich. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft diesbezüglich wurden eingestellt.

Erst im Juni 2024 (!) benannte Innenminister Poseck die Mängel, also den funktionierenden Polizeinotruf und die Art und Weise, wie Todesnachrichten überbracht worden seien. Die Angehörigen waren in einer Schießhalle mit Zielscheiben an den Wänden über die Morde informiert worden.

Ein Vergleich mit Solingen drängt sich auf

Man tausche nun die Worte Hanau mit Solingen aus und stelle sich vor, die Behörden hätten ähnlich reagiert. Rücktritte bis auf die Landesregierungsebene und möglicherweise sogar bis in die Bundesregierung wären denkbar. Aber nach dem Massaker von Hanau, kamen Personen wie Friedrich Merz (CDU) nicht im Entferntesten auf die Idee, von einer „nationalen Notlage“ zu sprechen, die sich nur durch eine Veränderung der Politik bewältigen lasse. Das waren aber seine Worte, mit denen er vor wenigen Tagen nach den islamistischen Morden in Solingen für Rechtsbrüche plädierte. Dass er dabei das Feuer des Rassismus mit einem Generalverdacht gegen Schutzsuchende aus Syrien und Afghanistan und der Forderung nach einem Aufnahmestopp für Menschen aus diesen Ländern weiter anfachte, ist Ausdruck einer auf allen Ebenen verbreiteten Geisteshaltung, die nur als tief verinnerlichter Rassismus definiert werden kann. Die Reaktionen der Bundesregierung auf Solingen sind Ausdruck einer ähnlichen Haltung. Statt den Rassismus zu brandmarken und Islamismus politisch und gesellschaftlich zu bekämpfen, wird gegen Schutzsuchende gehetzt und es werden menschenrechtswidrige Gesetzesverschärfungen gegen Schutzsuchende vorbereitet. So soll beispielsweise Schutzsuchende, für die nach dem sogenannten Dublin-Abkommen andere EU-Staaten zuständig sind, keinerlei Leistungen mehr erhalten. Diese Maßnahmen sind offenkundig rechtswidrig, doch es scheint nur eine Fußnote zu sein. Die Unterschiedlichkeit der Reaktionen ist kein Novum. Wir können eine Linie von den „besorgten Bürgern“, welche die Pogrome von Rostock und Hoyerswerda durchgeführt haben und mit der Demontage des Asylrechts belohnt wurden, über die als „Dönermorde“ rassistisch geframten Verbrechen des NSU, bis nach Hanau ziehen. So sekundiert der von Politiker:innen aus Regierung und Opposition geführte rassistische Diskurs den Tätern vergangener und kommender rassistischer Verbrechen.

Eine weitere Anmerkung zum aktuellen Diskurs sei gestattet. Auch das Pochen auf Dublin-Abschiebungen mit dem Argument, dass es bei einer Abschiebung des Täters es die Morde von Solingen nicht gegeben hätte, ist ein widerwärtiger Ausdruck der Unterschiedlichkeit in des Wertes von Menschenleben je nach Herkunft und Aufenthaltsort. Für den mutmaßlichen Täter der Morde soll Bulgarien zuständig gewesen sein. Wäre er vor seiner Tat nach Bulgarien abgeschoben worden, hätte er die Tat höchstwahrscheinlich dort begangen, die Ressourcen für ein solches Massaker sind überall vorhanden. Auf den Punkt gebracht bedeutet das, wäre er abgeschoben worden, dann wäre es kein Problem von Deutschland mehr gewesen. Diese Politik hat viel mit Opportunismus und wenig mit der Bekämpfung des Islamismus oder sogenannten universellen Werten zu tun. Sie findet sich auch darin wieder, dass sich Deutschland und andere europäische Staaten schwertun, die islamistischen Verbrecher aus Deutschland, die in Gefängnissen in Nord- und Ostsyrien sitzen, zurückzunehmen. Häufig unter dem Vorwand, es gäbe in Syrien keine politische Vertretung Deutschlands. Offenbar scheinen solche Gespräche aber, wenn es um Abschiebungen an das Assad-Regime in Syrien oder die Taliban in Afghanistan, die Brüder im Geiste des Attentäters von Solingen, durchaus möglich zu sein. Aber das ist noch eine andere Dimension dieser Doppelmoral.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/vierter-jahrestag-von-hanau-antifaschismus-geht-nur-gemeinsam-41080 https://anfdeutsch.com/aktuelles/hanau-fur-luckenlose-aufklarung-und-ein-wurdiges-gedenken-30867 https://anfdeutsch.com/hintergrund/fehlende-staatsferne-17756

 

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Rojava: Abschluss der Sommerschule für Musik und Theater

4. September 2024 - 10:00

Die Sommerschule (ku. Dibistana Havîn) unter der Leitung der für ihre Werke bekannten Theaterkommune Şanoya Çiya in Rojava war ein voller Erfolg. Viele junge Menschen setzten sich intensiv mit Musikinstrumenten, Chorgesang, Gesang und Theater auseinander und erweiterten ihre kulturelle und künstlerische Bildung, ebenso wie ihr Verständnis der Solidarität. Die Sommerschule wurde sowohl auf der Grundlage lokaler als auch internationaler Unterstützung durchgeführt und prägte die letzten Monate viele Kinder und Jugendliche in Rojava.

 


Die gemeinsamen Werte der unterschiedlichen Gesellschaften stärken“

Simko Cûdî, Mitglied von Şanoya Çiya, erklärte im ANF-Gespräch: „Dieses Projekt zielte darauf ab, Kunst unter jungen Menschen zu verbreiten und das Interesse an Kunst zu steigern. Wir wollten die gemeinsamen Werte der assyrischen, arabischen, kurdischen, armenischen und ezidischen Gesellschaften stärken und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Sommer voller Kunst bescheren.“

Auch Kinder wurden in das Projekt einbezogen“

Das von Şanoya Çiya geleitete Projekt sei von drei Kunstlehrer:innen betreut worden und habe im Juni begonnen, Cûdî führte aus: „In der Sommerschule wurde an fünf Tagen in der Woche Unterricht erteilt. Ursprünglich war das Projekt für Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren geplant, doch aufgrund der starken Nachfrage der Kinder und ihres Interesses an Theater und Musik wurden auch Kinder in das Projekt einbezogen.“

Bildung in Theater und Musik

Cûdî berichtete: „Drei Monate lang wurden im Musikbereich Instrumentalunterricht, Chorarbeit und Notenschulung sowie Gehör- und Stimmbildungstraining durchgeführt. Im Bereich Theater wurden Schauspiel, Schreiben, Drama, Stimm- und Zwerchfellübungen, Gestik und Mimik trainiert. Darüber hinaus sammelten die Jugendlichen und Kinder Erfahrungen durch die direkte Teilnahme an Theateraufführungen.

Die Bildung, an der 15 Jugendliche, davon neun junge Frauen und 47 Kinder teilnahmen, beschäftigte sich auch mit allgemeinen Fragen. Unter Beteiligung der Organisation Stêrk erhielten die Kinder und Jugendlichen Informationen über die Themen Umwelt- und Körperhygiene, Respekt und Liebe. Dabei wurde insbesondere die Bedeutung der Kultur betont.

Dengbêj-Tage

Freitags fanden immer verschiedene kulturelle Aktivitäten statt: „So gab es an den zwölf Freitagen vier Theateraufführungen mit den Werken der Sommerschule, darunter die Stücke Wê Werin, Vêjîn und Em yan Ez. Filme wie Ji Bo Azadî und 14. Tirmeh wurden vorgeführt. Dengbêj-Tage unter Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen fanden statt. Das begeisterte viele der Teilnehmenden noch stärker für den kulturellen Bereich.“

Die Teilnehmer:innen der Sommerschule nahmen auch am Kinderfestival in Rîmêlan teil. Cûdî berichtete: „Bei diesem Festival wurden die Stücke Çîrok û Çîvanok, das sich an Kinder richtet und sich mit den Themen Ehrlichkeit, Liebe und Respekt auseinandersetzt, und Nezanî Rehetiya Canî, das sich an Jugendliche richtet und sich mit der persönlichen Entwicklung befasst, sie ermutigt zu lesen und sich weiter zu bilden, aufgeführt. Außerdem sang ein Chor junger Frauen und ein 40-köpfiger Kinderchor und brachte mit seiner Musik Schwung in das Fest.“

Große Unterstützung für die Durchführung der Sommerschule

Cûdî erklärte, dass verschiedenste Einrichtungen und Institutionen in Europa und Nord- und Ostsyrien ein Sommerschulprojekt unterstützen: „Die Dialoge, die wir mit Institutionen in Europa führen, tragen zur Anerkennung der Kulturen in Nord- und Ostsyrien und zur Stärkung der kulturellen Interaktion bei. Darüber hinaus werden die Projekte der Revolution in Rojava weltweit gefördert. Im vergangenen Jahr haben die Gemeinde Durango im Baskenland, der Verein Fonti Di Pace, die Organisation Societa in Formazione, das Teatro Degli İncontri, das Teatro Ura, das Oltreunpo Teatro und die Comunita Brasiliana in Rom unsere künstlerischen Aktivitäten unterstützt. In diesem Jahr leistete der Verein Fonti Di Pace einen wichtigen Beitrag zur Sommerschule. Es wird erwartet, dass die Unterstützung dieser Organisationen auch in den kommenden Jahren fortgesetzt wird. Darüber hinaus war auch die Unterstützung der Kindergruppe Stêrk, von Jineolojî und Jinwar in Nord- und Ostsyrien wichtig.“

Die künstlerischen Projekte gehen weiter

Simko Cûdî resümierte: „Die Kinder und Jugendlichen, die an der Sommerschule teilgenommen haben, konnten wertvolle Erfahrungen sammeln. Dieses Projekt war auch eine großartige Gelegenheit für diejenigen, die an der Hochschule der Künste teilnehmen wollen. So können die Kinder und Jugendlichen die kulturellen Werte der Gesellschaft bewahren und weiterentwickeln. So wie wir mit der Sommerschule einen Sommer der Kunst abgeschlossen haben, werden die jungen Menschen als Ergebnis dieser Bildung ihre Aktivitäten als Theaterteam im Kultur- und Kunstzentrum Dicle fortsetzen. Die Kinder werden ihre Ausbildung fortsetzen, indem sie einmal pro Woche zusammenkommen; bis zum nächsten Sommer, bis wir uns mit einem stärkeren Projekt treffen.“

https://anfdeutsch.com/kultur/rojava-hochschule-fur-kunst-und-kultur-eroffnet-43412 https://anfdeutsch.com/kultur/zine-ehmed-kunstschaffende-in-der-revolution-von-rojava-38257 https://anfdeutsch.com/kultur/hilala-zerin-eine-bewegung-des-kulturellen-widerstands-31438

 

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Gulistan Tara: Das System hat Angst vor uns

4. September 2024 - 8:00

Die kurdischen Journalistinnen Gulistan Tara und Hêro Bahadîn sind am 23. August 2024 bei einem gezielten Drohnenangriff der Türkei in der Kurdistan-Region im Irak getötet worden. Sechs weitere Medienschaffende wurden bei dem Angriff in der Nähe von Silêmanî verletzt.

Hêro Bahadîn stammte aus Silêmanî und arbeitete als Redakteurin für die Produktionsfirma CHATR. Sie wurde 27 Jahre alt. Gulistan Tara ist in Êlih (tr. Batman) in Nordkurdistan geboren. Sie arbeitete seit 2000 als Journalistin und war seit drei Jahren politische Beraterin für TV-Berichte von CHATR Production. Vorher war sie an verschiedenen Orten für freie kurdische Medien tätig, so auch für den Frauensender Jin TV in Rojava/Nordsyrien.

Gulistan Tara arbeitete 24 Jahre als Journalistin

Jin TV wird komplett von Frauen organisiert und ist zum Internationalen Frauenkampftag 2018 gegründet worden. Vor einem Jahr wurde ein Fahrzeug von Jin TV in Rojava von einer türkischen Drohne bombardiert. Der Fahrer Necmeddîn Feysel Hec Sînan wurde getötet, die Korrespondentin Delîla Egîd erlitt schwerste Verletzungen. Ihr linker Arm wurde zerfetzt und musste in einer Notoperation amputiert werden.

Aktivistinnen von „Gemeinsam Kämpfen“ aus Deutschland haben die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien für ein Buchprojekt besucht und bei Jin TV auch Gulistan Tara kennengelernt. Sie sagen, dass die Journalistin sehr viel Klarheit und Entschlossenheit ausstrahlte. Das 2018 mit ihr geführte Interview wurde von dem Herausgeber:innenkollektiv des Andrea Wolf Instituts in dem Buch „Wir wissen was wir wollen. Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien“ veröffentlicht und aus aktuellem Anlass für ANF zur Verfügung gestellt.

Wir wollen ein Sprachrohr der weltweiten Frauenkämpfe sein

Wie ist JIN TV entstanden und welche Ideen stecken dahinter?

Gulistan Tara: JIN TV berichtet über Kämpfe von Frauen weltweit, nicht nur der kurdischen. Das ist die Bedeutung, die wir diesem Fernsehen beimessen, das ist unser Ziel.

Das Fernsehen nimmt Bezug auf Frauen wie Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Emma Goldman, Jeanne d’Arc, Sakine Cansız und Frauen in Lateinamerika, die ermordet wurden – ihre Gedanken und Kämpfe sind Wege zur Befreiung. Wir wollen das Sprachrohr dieser Kämpfe sein und sie lebendig machen. Nicht nur in Nord- und Ostsyrien, sondern auch in Europa können wir sagen: Alle Fernsehsender und Medienbereiche verfolgen eine bestimmte Richtlinie, Sendepolitik und Ausrichtung. Unsere Linie ist die der Frauenbefreiung. Wir stehen für Ökologie, für ein freies gesellschaftliches Zusammenleben, für die Freiheit der Geschlechter. Wir haben sie gemeinsam mit den Journalistinnen in Europa festgelegt. Wir wollen zur Stimme und Farbe jener Frauen werden,die sonst nicht gesehen werden, die verloren gegangen sind und die nicht gehört werden.

Unser Ziel ist es, alle Frauen zusammenzubringen. Alle sind Teil unserer Programme, auch liberale Frauen oder Frauen von der KDP. Wir geben auch ihnen eine Stimme. Wir wollen auch die Schwierigkeiten und Widersprüche aufzeigen. Doch wir haben Grundsätze. Das Fernsehen ist auch nicht allein ein Fernsehen der Kurdinnen. Wir schließen alle Farben, alle Sprachen, alle Kulturen mit ein.

Wie ist das Fernsehen aufgebaut und welche Programme gibt es?

Einige Mitarbeiterinnen sind gerade noch in der Ausbildung. Von ihnen abgesehen sind wir 16 Frauen. In der Zukunft, wenn wir mehr Programme haben, wollen wir mehr werden. Auch wenn Frauen die Basis unserer Programme bilden, wollen wir, dass auch Männer sprechen. Männer sind ja Teil des herrschenden Systems, sie sollten selbstkritisch sein. Auch für die Veränderung von Männern haben wir Programme geplant. Wir bereiten sie vor, doch bisher werden sie noch nicht gesendet. Wir wollen, dass die Kraft der Frauen endlich sichtbar wird. Daher beginnen wir bald mit unserem Jineolojî-Programm und mit Programmen zu Jugend, Kultur und Gesundheit.

Wir leben in einem Land, in dem Krieg herrscht. Die Angriffe und Drohungen gegenüber Frauen beeinflussen das Leben sehr. Daher wollen wir auch Sendungen über die YPJ machen.Wir wollen das System darstellen, das auf der Basis des Willens der Frauen aufgebaut wird. Welche Schwierigkeiten gibt es noch in der Praxis? Zum Beispiel, wie viel Gewalt sind Frauen monatlich oder jährlich ausgesetzt? Wie viele Frauen werden ermordet? Wir kritisieren und geben zugleich eine Perspektive auf ein befreites Leben. Dieses Fernsehen bildet Frauen. Es weckt auf und vermittelt Wissen.

An welchen Orten gibt es JIN TV?

In Bakur und in der Türkei gibt es Teams von JIN TV, in den Bergen Kurdistans, teilweise auch in Rojhilat, in arabischen Städten und in Başûr. Wir wollen auch anfangen, in arabischen Ländern und im Iran zu arbeiten. Noch ist nicht die Zeit dafür, uns fehlen die notwendigen Kapazitäten. Ein Teil unserer Arbeit wird in Europa gemacht. Es gibt auch Schwierigkeiten, zum Beispiel in der Türkei: Der türkische Staat übt viel Druck auf uns aus. Gerade haben sie drei Verfahren gegen unser Frauenfernsehen eröffnet. Die Regierung in Başûr hat angedroht, Teams, die für JIN TV arbeiten, zu verhaften. Auch in Europa gibt es Repression. Warum werden Frauen als eine solche Bedrohung wahrgenommen? Weil wir etwas verändern.

Wenn wir mit JIN TV Frauen auf der ganzen Welt erreichen, dann wird das Fernsehen zu einer Kraft für die Frauen dieser Welt. Bei JIN TV sprechen die Frauen verschiedene Sprachen, zum Beispiel auch Deutsch oder Englisch. Vielleicht sind es noch wenige, aber immerhin. Wir hoffen, dass auch in Deutschland, England oder Amerika Frauenmedien und -fernsehsender auf der gleichen Basis aufgebaut werden.

Wir versehen das System und das Patriarchat mit Löchern, bis es in sich zusammenfällt. Denn die Löcher bringen die Stabilität ins Wanken und irgendwann die Herrschaft zu Fall. Deshalb wird das Frauenfernsehen angegriffen. Aus diesem Grund müssen wir dem Frauenfernsehen viel Wert und Bedeutung beimessen. Das System hat Angst vor uns.

https://anfdeutsch.com/kurdistan/sterne-der-wahrheit-und-hoffnung-gulistan-und-hero-43441 https://anfdeutsch.com/frauen/kurdische-frauenbewegung-in-europa-ruft-zu-protesten-auf-43360 https://anfdeutsch.com/pressefreiheit/rsf-abscheuliches-verbrechen-gegen-kurdische-journalistinnen-43358 https://anfdeutsch.com/pressefreiheit/die-kurdischen-medien-lassen-sich-nicht-aufhalten-43396

 

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KAWA lädt zum kurdischen Kulturfestival in Frankfurt ein

3. September 2024 - 20:00

Am 21. September findet im Rebstockpark in Frankfurt am Main das 32. Internationale Kurdische Kulturfestival statt. Das diesjährige Motto lautet „Isolation und Besatzung zerschlagen – Freiheit für Abdullah Öcalan“. Veranstalterin ist wie bereits im letzten Jahr die Demokratische Föderation der Gesellschaften Kurdistans e.V. (KAWA). Die Ko-Vorsitzenden von KAWA, Mehmet Çoban und Kerime Barçın, haben zur Teilnahme an der alljährlichen Großveranstaltung der kurdischen Community in Europa eingeladen.

 


KAWA ist einer der kurdischen Regionalverbände, die sich in der bundesweiten Konföderation KON-MED zusammengeschlossen haben. „Wir erwarten am 21. September im Frankfurter Rebstockpark nicht nur kurdische Teilnehmende, sondern auch unsere Freundinnen und Freunde. Kinder, Alte, Frauen, Jugendliche, alle sind zum 32. Internationalen Kurdischen Kulturfestival eingeladen“, sagte Mehmet Çoban. „Die AKP/MHP-Regierung der Türkei führt für den eigenen Machterhalt einen Vernichtungsfeldzug gegen das kurdische Volk durch. Als in Europa lebende Kurden und Kurdinnen können wir das verhindern und dem Kampf für Freiheit und unsere Existenz eine Stimme verleihen.“

Die KAWA-Vorsitzende Kerime Barçın rief vor allem Frauen, Kinder und Jugendliche zur Teilnahme an dem Festival auf und sagte: „Der faschistische türkische Staat besetzt Kurdistan und greift mit allen Mitteln unsere Kultur, unsere Sprache, unsere Tänze und unsere Medien an.“ Mit dem Kulturfestival solle ein Zeichen gegen Unterdrückung und Verrat gesetzt werden, die Teilnahme bedeute, für die eigene Identität einzustehen.

Rastak und andere Highlights im Bühnenprogramm

Eines der Highlights im diesjährigen Bühnenprogramm ist die Rastak Music Group, die Volkslieder aus verschiedenen Kulturen im Iran neu interpretiert. Rastak bezieht in ihren Liedern die jeweilige Sprache, Kultur und Geschichte mit ein und verbindet traditionelle Instrumente mit modernen Arrangements. Die 1997 als experimentelle Musikgruppe gegründete Band ist international bekannt und tritt unter anderem mit kurdischen, persischen und aserbaidschanischen Liedern auf.

Weitere im Programm angekündigte Musiker:innen sind Şehribanê Kurdî, Ömer Gundi, Erdoğan Emir, Hozan Zozan und Hozan Kawa. Auch Percussion- und Folkloregruppen werden in diesem Jahr wieder auftreten und für Stimmung sorgen.

Gemeinsame Busanreise

Für die Anreise zum Festival werden in Deutschland, Frankreich, Niederlande, Belgien, Schweiz und Österreich Busse angemietet. Die jeweiligen Abfahrtsorte und der Zeitplan werden jedes Jahr in einer gesammelten Übersicht vorher bekannt gegeben.

https://anfdeutsch.com/kultur/kurdisches-kulturfestival-am-21-september-in-frankfurt-43017 https://anfdeutsch.com/kultur/dieser-tanz-wird-niemals-enden-43316 https://anfdeutsch.com/kultur/kurdisch-verbot-und-assimilation-43400

 

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Tödlicher Drohnenangriff vor Gefängnis in Qamişlo

3. September 2024 - 18:00

Bei einer Explosion vor einem Gefängnis im Stadtteil Umm al-Fursan in Qamişlo ist ein Auto zerstört worden. Nach Angaben der Sicherheitsbehörde Asayîş wurde das Fahrzeug auf dem Gelände der Haftanstalt am Dienstagmittag von einer türkischen Drohne bombardiert, ein Mitarbeiter wurde getötet.

„Bei diesem Terroranschlag handelt es sich eindeutig um den Versuch, innerhalb der Haftanstalt Chaos hervorzurufen und Gefangenen zur Flucht zur verhelfen“, teilte die Generalkommandantur der Inneren Sicherheitskräfte von Nord- und Ostsyrien mit. Das sei jedoch durch das Sicherheitspersonal verhindert worden.

Video von dem zerstörten Auto © ANHA

Unbeachteter Drohnenkrieg

Der NATO-Staat Türkei setzt seit Jahren Drohnen zur extralegalen Tötung von „Feinden“ in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien ein. Angriffsziele sind die Zivilbevölkerung, die Selbstverwaltung und ihre Sicherheitskräfte sowie die Militärverbände der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD). Die internationale Gemeinschaft ignoriert den Drohnenterror, der im Juni 2020 mit der Ermordung von drei Vertreterinnen des Frauendachverbands Kongra Star in Kobanê begonnen hat.

Bei dem letzten bekannt gewordenen Drohnenangriff am 29. August kam ein Mann in Amûdê ums Leben, eine Frau wurde verletzt. Am 28. August sind in Qamişlo die 45-jährige Aktivistin Xalide Mihemed Şerif und ihr 24-jähriger Sohn Ednan Silêman bei einem der Türkei zugeschriebenen Autobombenanschlag getötet worden. Am 19. August starb Ismet Ünver (Tekin Goyî) bei einem Drohnenangriff in Qamişlo.

Laut Daten des Rojava Information Center hat die Türkei in diesem Jahr bis zum 31. August 114 Drohnenangriffe auf die Region verübt. Dutzende Menschen wurden getötet und verletzt.

https://anfdeutsch.com/kurdistan/tev-dem-tekin-goyi-war-ein-unvergleichbarer-revolutionar-43435 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/kongra-star-niemand-wird-den-willen-freier-frauen-brechen-konnen-43410 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/demonstration-in-kobane-wir-werden-die-gefallenen-rachen-43418 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/andauernde-gewalt-gegen-bevolkerung-von-efrin-Sehba-43460 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/minbic-tagliches-zerstorerisches-muster-der-besatzungsangriffe-43442

 

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Islamistische Söldner der Türkei im Nordirak dokumentiert

3. September 2024 - 16:00

Die Türkei setzt bei ihrer Invasion in Südkurdistan dschihadistische Söldner aus Syrien ein. Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) und die Patriotische Union Kurdistans (YNK) haben bereits Anfang Juli von dem Einsatz islamistischer Söldner gegen die Guerilla in der Kurdistan-Region im Irak berichtet und vor den Folgen gewarnt. Die Website Speemedia veröffentlichte die Namen von 416 in der türkischen Besatzungszone in Nordsyrien rekrutierten Personen, die von der Türkei in den letzten Jahren im Kampf gegen die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) eingesetzt wurden. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) wird für den Kampf gegen die PKK im Nordirak ein Sold zwischen 2500 und 3000 US-Dollar angeboten.


Dem Journalisten Honar Ahmed ist es gelungen, die im Einverständnis der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) in das Operationsgebiet in der Umgebung der Kleinstadt Amêdî im Gouvernement Duhok transferierten Söldnertruppen zu filmen. Ahmed besuchte dafür das Dorf Belavê und sprach mit Anwohnern. Diese berichteten, dass die bewaffneten bärtigen Männer Arabisch sprechen. Laut dem Journalisten sind rund 600 Söldner aus der von der Türkei besetzten Region Efrîn in Nordsyrien für den Einsatz gegen die PKK nach Südkurdistan entsandt worden. Honar Ahmed sagte außerdem, dass viele Dorfbewohner sich aus Angst vor der PDK nicht vor der Kamera äußern wollten.

https://anfdeutsch.com/kurdistan/sohr-turkei-schickt-soldner-aus-syrien-nach-irak-43286 https://anfdeutsch.com/kurdistan/turkei-schickt-dschihadisten-aus-nordsyrien-nach-sudkurdistan-43021 https://anfdeutsch.com/aktuelles/namensliste-dschihadistischer-turkei-soldner-veroffentlicht-42844 https://anfdeutsch.com/kurdistan/kck-turkei-setzt-is-soldner-bei-invasion-ein-42778

 

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HPG veröffentlichen Bilanz für August

3. September 2024 - 16:00

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat einen Monatsbericht über den Krieg in Kurdistan veröffentlicht. Demnach sind im Vormonat 56 Soldaten ums Leben gekommen, die meisten im Zuge der türkischen Invasion im Süden Kurdistans, darunter auch drei ranghohe Militärs. Weitere 43 Angehörige der Besatzungstruppen wurden verletzt. Die türkische Armee versuche ihre schweren Verluste zu verheimlichen, in den staatlich gesteuerten Medien werde nicht darüber berichtet, betonten die HPG. Viele der effektiven Guerillaaktionen seien jedoch mit Aufnahmen belegt und dokumentiert worden. Vier Guerillakämpferinnen, bei denen es sich um Berwar Dersim, Eylem Stêrk, Sozdar Evîn und Armanc Devrim handelt, sind im Widerstand gefallen.

Ergebnisse der Guerillaaktionen

Die Guerillaeinheiten, zu denen neben den HPG auch die Verbände freier Frauen (YJA Star) gehören, haben 152 Aktionen gegen die türkische Armee in Nord- und Südkurdistan durchgeführt, 19 davon wurden von Luftverteidigungseinheiten umgesetzt. Bei diesen Aktionen sind 19 Überwachungskameras, fünf feindliche Stellungen, acht Armeezelte, fünf Suchscheinwerfer, ein Militärfahrzeug, ein Munitionslager, eine Fotofalle und vier Drohnen zerstört worden. Die Guerilla beschädigte auch diverse Technik und Ausrüstung des Militärs, darunter drei gepanzerte Fahrzeuge, 18 Stellungen und jeweils vier Bagger und Zelte. Darüber hinaus wurden Sprengmittel und eine mit Zündstoffen beladene Drohne sichergestellt.

Angriffe der türkischen Armee

Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, sind die Guerillagebiete der PKK im August mindestens 383-Mal von der türkischen Luftwaffe bombardiert worden. 350 dieser Angriffe wurden von Kampfflugzeugen verübt, bei den übrigen Attacken waren Helikopter im Einsatz. In 90 Fällen setzten türkische Soldaten verbotene und geächtete Waffen gegen Guerillastellungen ein, darunter unkonventionelle Sprengmittel. Damit hätten die Truppen Ankaras zum wiederholten Mal Kriegsverbrechen begangen, so die HPG.

„Die Freiheitsguerilla Kurdistans hat ihren historischen Widerstand auch im August, dem Monat der Auferstehung, ununterbrochen fortgesetzt“, erklärten die HPG zu der Bilanz und im Hinblick auf den Jahrestag des am 15. August 1984 aufgenommenen bewaffneten Kampfes der PKK gegen Unterdrückung und Verleugnung durch den türkischen Staat. Auch unter den schwierigsten Bedingungen, die gerade geächtete und verbotene Kriegstechnik mit sich brächten, sei auf jede Angriffsform des türkischen Staates reagiert und eine wichtige Performance an den Tag gelegt worden. Die mit großer Kreativität und professioneller Taktik durchgeführten Aktionen bewerteten die HPG als Beweis für die Richtigkeit ihrer Kriegsdoktrin:

„40 Jahre ununterbrochene legitime Verteidigung des kurdischen Volkes, das Anführen des bewaffneten Befreiungskampfes, die Sicherung des Überlebens gegen alle Angriffe, Liquidierungskonzepte und genozidalen Absichten sowie das Aufrechterhalten der Hoffnung auf den Sieg unseres unterdrückten Volkes betrachten wir als eine Meisterleistung. Die Freiheitsguerilla Kurdistans hat aus allen Widerständen des kurdischen Volkes Lehren gezogen, sich den veränderten Bedingungen der Zeit angepasst, sich in der Ideologie und dem Paradigma des Apoismus verankert, ihre Taktik immer wieder aufs Neue perfektioniert. Deshalb steht sie für einen beispielgebenden Guerillaismus, der nicht nur für das kurdische Volk als Quelle der Inspiration gilt, sondern für alle unterdrückten Völker.“

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https://anfdeutsch.com/kurdistan/juli-bilanz-der-hpg-43135 https://anfdeutsch.com/kurdistan/gerila-tv-zeigt-angriff-auf-armeefahrzeug-43458 https://anfdeutsch.com/kurdistan/guerilla-schlagt-in-heftanin-metina-und-zap-zu-43439 https://anfdeutsch.com/kurdistan/hpg-fahrzeug-und-drohnen-zerstort-sprengstoffe-beschlagnahmt-43393

 

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Türkischer Luftterror gegen Südkurdistan

3. September 2024 - 14:00

Die türkische Luftwaffe hat auch in der Nacht zum Dienstag Luftangriffe auf Gebiete in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) geflogen. Die Bombardements trafen diverse Gebirgsregionen im ländlichen Raum von Silêmanî, Duhok und Hewlêr (Erbil) und hätten auf die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gezielt, erklärte das Verteidigungsministerium in Ankara. Völkerrechtlich sei das in Ordnung. Das Ministerium beruft sich auf Artikel 51 der UN-Charta, dem Recht auf Selbstverteidigung. Angegriffen worden seien ausschließlich Höhlen, Unterstände, Bunker und Lager, wo man Führungskräfte der PKK vermutet hätte. Zwanzig Ziele habe man vernichten können, hieß es in gewohnt martialischer Manier weiter.

Die in der KRI ansässige NGO Community Peacemaker Teams (CPT Iraqi Kurdistan) hingegen gab an, dass die meisten Bombenabwürfe in Siedlungsgebieten sowie deren näherem Umland beobachtet wurden. Mindestens 24-mal hätten türkische Kampfflugzeuge binnen kurzer Zeit Teile der KRI bombardiert, sagte CPT-Sprecher Kamaran Osman. Der Menschenrechtler nannte unter anderem Dörfer in Amêdî, die von dem Beschuss betroffen waren, darunter Spîndarê, Kevnê Mijê und Gîrgaşê. Auch rund um die Massive Koxe und Tale bei Çoman, die Umgebung der Ortschaft Qelatukan in Qeladizê, die Gemeinde Mawet sowie das Asos-Gebirge wurden demnach von den fliegenden Tötungsmaschinen ins Visier genommen. „Verletzte oder gar Tote aus der Zivilbevölkerung können nach bisherigem Kenntnisstand ausgeschlossen werden“, teilte Osman mit. Da die betroffenen Gebiete aber weiterhin von Drohnen und Kampfflugzeugen überflogen werden, sei das Ausmaß der durch die Angriffe verursachten Schäden aber noch unklar.

Krieg ohne Aufmerksamkeit

Die Türkei führt seit Jahren einen Krieg im südlichen Kurdistan, weite Gebiete im Grenzstreifen wurden von dem NATO-Staat bereits besetzt. Von dem grenzüberschreitenden Terror sind auch Regionen außerhalb des Territoriums der KRI betroffen, etwa das ezidische Hauptsiedlungsgebiet Şengal, sowie Rojava bzw. die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien. Auch dort ist die Türkei Besatzungsmacht – und rechtfertigt diesen Umstand und ihre fortgesetzte Militärgewalt mit ihrem angeblichen Selbstverteidigungsrecht.

Selbstverteidigungssituation nach UN-Charta existiert nicht

Bei ihren Angriffen zerstört die Türkei massiv und gezielt zivile Infrastruktur und betreibt eine systematische Politik der Vertreibung, was nach internationalem Recht als Kriegsverbrechen eingeordnet wird. Zahlreiche Organisationen und Gremien, darunter auch der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags, wiesen in der Vergangenheit wiedeholt auf Verstöße der Türkei gegen das Gewaltverbot hin, da es gar keine Selbstverteidigungssituation gebe. Die internationale Gemeinschaft ignoriert dennoch den Krieg des türkischen Staates gegen die kurdische Bevölkerung. Laut CPT führten die Militäreinsätze der Türkei in Südkurdistan seit 1991 zu mindestens 344 Toten und 358 Verletzten in der Zivilbevölkerung.

https://anfdeutsch.com/kurdistan/bericht-uber-zivile-opfer-bei-militareinsatzen-in-sudkurdistan-vorgestellt-43257 https://anfdeutsch.com/kurdistan/turkische-armee-verbunkert-sich-unter-betonbauteilen-43390 https://anfdeutsch.com/kurdistan/turkische-drohne-bombardiert-Sarbajer-43383

 

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Wegen Govend: „Terror“-Verhaftungen in Istanbul

3. September 2024 - 13:00

Nach ihrer Teilnahme an einer Kundgebung zum Antikriegstag in Istanbul sind zwölf junge Menschen verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt sie, mit Tänzen Propaganda für eine „Terrororganisation“ – gemeint ist die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) – betrieben zu haben, ließ die Behörde nach der angeordneten Untersuchungshaft am Montagabend im Istanbuler Justizpalast verlauten. Diese Bewertung fuße auf den Angaben der Polizeibeamten, die die zumeist jugendlichen Personen am Tag zuvor auf dem Kundgebungsgelände im Istanbuler Stadtteil Kadıköy festgenommen hatten. Zuvor war die Gruppe mit Pfefferspray und Schlagstöcken von der Polizei attackiert worden.

Die Kundgebung am Antikriegstag war von dem Bündnis für Arbeit, Frieden und Demokratie veranstaltet worden. Zu den Mitgliedern gehört auch der Gewerkschaftsbund KESK, der Dachverband der türkischen Gewerkschaften im öffentlichen Dienst ist. Deren Istanbuler Sprecher Ertuğrul Eroğlu verurteilte die Verhaftungen scharf. Auf einer Pressekonferenz im Büro der Bildungsgewerkschaft Eğitim Sen sagte Eroğlu, dass die Jugendlichen lediglich zu kurdischer Musik den Govend getanzt hätten, als sie von mehreren Polizisten plötzlich eingekesselt und überfallartig attackiert wurden. „An einem Tag, an dem fast überall auf dem Globus Menschen auf der Straße waren, um eine Welt ohne Krieg und Ausbeutung einzufordern, wurden wir wiederholt mit der Intoleranz der politischen Macht gegenüber Frieden und Geschwisterlichkeit konfrontiert“, kritisierte der Gewerkschafter.

Auch die DEM verurteilte die Inhaftierungen und bezeichnete den Vorgang als „Angriff des Faschismus auf die organisierte Jugend“. Bei einem Großteil der nun in Untersuchungshaft sitzenden Jugendlichen handelt es sich nach Angaben der Partei um Mitglieder ihres Jugendrates. „Es sollte allgemein bekannt sein, dass unser Kampf für den Sozialismus und das freie Kurdistan, der der einzige Weg zu einem würdevollen Frieden ist, nicht in den Institutionen des Faschismus abgeurteilt werden kann“, erklärte die DEM-Jugend in einer Mitteilung. „Lasst unsere Freundinnen und Freunde umgehend frei“, forderte die Organisation.

https://anfdeutsch.com/kultur/kurdisch-verbot-und-assimilation-43400 https://anfdeutsch.com/aktuelles/festnahmen-in-istanbul-wegen-propaganda-tanz-43364 https://anfdeutsch.com/kurdistan/sewereg-hochzeiten-unter-polizeiaufsicht-43245 https://anfdeutsch.com/aktuelles/wer-govend-tanzt-wird-verhaftet-43059

 

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Gefangene: Der Widerstand geht weiter

3. September 2024 - 13:00

Seit 42 Monaten gibt es kein Lebenszeichen mehr von dem auf der Gefängnisinsel Imrali isolierten kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan. Die Isolation von Imrali hat sich in einer Verschärfung der Repression auf alle Gefängnisse und die Gesellschaft ausgedehnt. Die Gefangenen leisten jedoch als Teil der weltweiten Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“ mit verschiedensten Aktionsformen, darunter einem Kommunikationsboykott, Widerstand. Die Gefangenen hatten ihre Hungerstreikstaffel am 4. April in diese neue Aktionsform umgewandelt und verweigerten seitdem jede Kommunikation mit Behörden, Angehörigen oder dem Gericht. Am 3. Juli wurde diese Aktion beendet. Ziel war es, die Öffentlichkeit für die Isolation zu sensibilisieren. Die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) sprach mit dem politischen Gefangenen Celalettin Yalçın über die Entwicklung der Aktionen im Gefängnis.

Celalettin Yalçın ist unter konstruierten „Terrorvorwürfen“ in Haft

Die kurdische Frage ist untrennbar mit der Isolation auf Imrali verbunden“

Der Journalist Yalçın befindet sich seit dem 9. November 2023 im Marmara-Gefängnis unter konstruierten „Terrorvorwürfen“ in Haft. Der Gefangene erklärte, dass viele Entwicklungen, insbesondere der zwischen 2013 und 2015 eingeleitete „Lösungsprozess“, bewiesen hätten, dass der einzige Ansprechpartner für die Lösung der kurdischen Frage der PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan sei. Yalçın betonte, dass die Isolation Öcalans die kurdische Frage nicht lösbar mache und fuhr fort: „Die kurdische Frage ist das größte Hindernis für die Demokratisierung der Türkei. Ihre Lösung hängt davon ab, ob die Isolation durchbrochen wird. Wir als Gefangene können dieser Situation nicht tatenlos gegenüberstehen, deshalb haben wir eine solche Aktion gestartet, um auf die Isolation, die sich bis in die Gesellschaft ausgebreitet hat, aufmerksam zu machen und unsere Pflicht und Verantwortung zu erfüllen.“

Unser Grundproblem ist die kurdische Frage“

Yalçın weiter: „Zweifellos haben die Gefangenen in den Gefängnissen immer sensibel auf die Entwicklungen draußen reagiert. Denn das, was draußen geschieht, spiegelt sich direkt in den Gefängnissen wider. Auch wenn wir uns innerhalb von vier Mauern befinden, ist unser Hauptproblem die kurdische Frage. Wir diskutieren jede Minute des Tages über die aktuellen Entwicklungen und setzen unseren Kampf ununterbrochen in diesem Sinne fort. Aus diesem Grund sind wir mit unseren Aktionen in den Gefängnissen auch an den politischen Entwicklungen draußen beteiligt.“

Es ging darum, die Öffentlichkeit für die Isolation zu sensibilisieren“

Yalçın beschrieb die Gefängnisse als Widerstandsgebiete und verwies auf die Hungerstreiks und den Kommunikationsboykott, der am 3. Juli endete: „Nach dem Hungerstreik setzten wir unsere Aktion durch den Kommunikationsboykott fort. Natürlich wurden dadurch alle unsere Verbindungen zur Außenwelt abgebrochen. Da es sich jedoch um eine Aktion handelte, die wir aus eigenem Antrieb durchführten, gab es keine ernsthaften Probleme. Unser Ziel war es, die gesamte Öffentlichkeit, insbesondere unsere Familien, für die weltweit beispiellose Isolation zu sensibilisieren.“

Die Aktionen gehen weiter“

Yalçın bekräftigte, dass die Aktionen den Gefängnissen weitergehen werden, solange die Isolation andauere: „Der Kampf draußen ist für uns die größte Quelle der Moral. Solange die Isolation jedoch nicht durchbrochen wird, können wir feststellen, dass unsere Aktionen unzureichend sind. Aus diesem Grund müssen wir unsere demokratischen Aktionen ununterbrochen mit verschiedenen Mitteln und Methoden fortsetzen. Die Mittel und Methoden, die wir anwenden werden, müssen erschüttern und massiven Druck erzeugen. Pressemitteilungen, insbesondere solche, die in einem Gebäude abgehalten werden, bringen leider keine Ergebnisse. Sie schaffen auch keinen ernsthaften öffentlichen Diskurs. Deshalb müssen wir die Isolation und die kurdische Frage immer thematisieren, indem wir von Haus zu Haus, von Tür zu Tür gehen. In einer Zeit, in der die Presse so sehr eingeengt und vereinheitlicht wurde, ist es notwendig, den direkten Kontakt mit der Öffentlichkeit herzustellen.“

Die Isolation hat den Esstisch erreicht“

Yalçın betonte, dass alle in der Türkei lebenden Bevölkerungsgruppen sensibel gegenüber Isolation sein sollten: „Denn Isolation ist ein Eingriff in jeden Aspekt unseres Lebens. Isolation bedeutet Krieg. Tatsache ist, dass immer dann, wenn die Tore von Imralı geschlossen werden, der Krieg in der Türkei und in Kurdistan eskaliert. Krieg bedeutet Wirtschaftskrise. Der Grund für die jüngsten sukzessiven Preissteigerungen und den Kaufkraftverlust ist zweifellos der anhaltende Krieg. Aus diesem Grund wäre es angemessen zu sagen: ‚Die Isolation liegt auf unserem Esstisch.‘ Alle sollten sensibel reagieren und der Isolation ein Ende setzen. Wir sollten nicht vergessen, dass Isolation Krieg, Armut, Tod und viele andere Probleme mit sich bringt. Ein weiterer Appell von uns betrifft die Rechtsverletzungen in den Gefängnissen.“

Rechtsverletzungen in den Gefängnissen grassieren

Yalçın forderte Aufmerksamkeit für die Rechtsverletzungen in den Gefängnissen und sagte: „Die absolute Isolation auf Imralı hat sich auf alle Gefängnisse in der Türkei und in Kurdistan ausgeweitet, und nicht einmal ein Prozent unserer Rechte wird gewährt. Selbst der Himmel über dem Hof ist mit Drähten versperrt. Diese Situation ist fast so, als würde man sagen: ‚Es ist verboten, in den Himmel zu schauen.‘ Auch unsere kulturellen und sozialen Rechte sind völlig außer Kraft gesetzt worden. Von den Behörden, an die wir uns in dieser Angelegenheit gewandt haben, erhalten wir keine Antwort. Aus diesem Grund rufen wir alle dazu auf, wachsam und sensibel gegenüber den Rechtsverletzungen in den Gefängnissen zu sein.“

https://anfdeutsch.com/menschenrechte/kaya-der-gefangniswiderstand-wird-in-anderer-form-fortgesetzt-42775 https://anfdeutsch.com/menschenrechte/necla-mizgin-argis-die-gefangenen-sind-teil-des-politischen-kampfes-42477 https://anfdeutsch.com/menschenrechte/wenn-wir-uns-erheben-werden-wir-die-isolation-durchbrechen-42333

 

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Politischer Gefangener nach 31 Jahren in türkischen Kerkern entlassen

3. September 2024 - 11:00

Nach 31 Jahren Haft in der Türkei wurde der politische Gefangene Ali Şen am Montag freigelassen. Er war 1993 festgenommen und tagelang schwer gefoltert worden. Anschließend wurde er vor eines der berüchtigten Staatssicherheitsgerichte (DGM) gestellt und wegen „Störung der Einheit und Souveränität des Staates“ zu lebenslanger Haft verurteilt. Şen wurde trotz seiner vielen Krankheiten nicht entlassen und machte eine Odyssee durch Gefängnisse in Malatya, Konya, Silifke, Eskişehir, Tarsus und Yozgat durch. Nach türkischem Recht bedeutet „lebenslänglich“ regulär 30 Jahre Haft. Şens Haftdauer war damit bereits am 12. Juli 2023 abgelaufen. Allerdings wurde seine Freilassung fünfmal vom Vollzugsausschuss blockiert. Ihm wurde „fehlende Reue“ vorgeworfen. Außerdem habe er sich nicht von der „Terrororganisation“ getrennt. Auf diese Weise soll die Identität von politischen Gefangenen gebrochen werden.

Freilassung von Lebenslänglichen wird systematisch verweigert

Die Praxis, eine Freilassung an die Aufgabe der politischen Identität, Abschwören und Verrat zu knüpfen, betrifft viele der seit über 30 Jahren einsitzenden Gefangenen direkt. Bei diesen Gefangenen handelt es sich insbesondere um Personen, die wie Şen nach schwerer Folter vor den Staatssicherheitsgerichten Anfang der 1990er Jahre praktisch am Fließband nach dem Separatismusparagrafen zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Zwei von ihnen sind Aydın Kudat und Abdurrahman Güner. Sie waren 1992 in Bismîl in der nordkurdischen Provinz Amed (tr. Diyarbakir) festgenommen und ebenfalls von einem Staatssicherheitsgericht wegen „Störung der Einheit und Souveränität des Staates“ zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ihre Freilassung wurde vergangene Woche zum vierten Mal verhindert. Ihre Vollzugsdauer ist seit dem 6. September 2022 abgelaufen. Sie befinden sich damit seit 32 Jahren in Haft. Ihre Haft wurde aufgrund von „fehlender Reue“ verlängert. Die nächste Überprüfung ihrer Haft ist für Januar 2025 angesetzt.

Eine Stunde unter Druck gesetzt, „Reue“ zu bekunden

Zeynep Güner, die gesetzliche Vertreterin von Güner, berichtete, dass die Gefängnisverwaltung die Gefangenen auf den Korridor bringen ließ und etwa eine Stunde lang unter Zwang versuchte, dass sie „Reue“ bekunden. Da sie sich weigerten, „Ich bereue“ zu sagen, wurde ihre Freilassung ausgesetzt. Die Vollzugsleitung habe gegenüber den Gefangenen erklärt: „Solange ihr euch weigert, ‚Ich bereue‘ zu sagen, werdet ihr nicht entlassen.“ Die Gefangenen hätten erwidert, dass sie nichts getan hätten, was sie bereuen müssten, stattdessen sollte sich die Gefängnisleitung damit auseinandersetzen, dass es „unwürdig“ sei, Gefangene nach 32 Jahren zur „Reue“ zu nötigen. Güner erklärte: „Selbst wenn nicht 32 Jahre, sondern Tausende von Jahren vergehen, würden weder unsere Freunde diese Zumutung akzeptieren, noch würden ihre Familien so etwas von ihnen verlangen. Wir werden eine solche Entehrung niemals akzeptieren.“

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