«Vielleicht ist es jemand der uns nie um Hilfe bitten würde. Jemand der jetzt gerade vor uns herläuft oder neben uns steht. Jemand der darauf verzichtet zu leben um an etwas glauben zu können. Aber vielleicht ist es genau das was wir alle wollen. An jemanden oder an etwas zu glauben, damit es uns gut geht. Um zu versuchen, glücklich zu sein.» (-Filmzitat)
ANF NEWS (Firatnews Agency) - kurdische Nachrichtenagentur
Proteste gegen Invasion in Nord- und Ostsyrien
Der türkische Staat nutzt die chaotische Situation in Syrien nach dem Sturz des Assad-Regimes aus, um seinen Vernichtungsplan gegenüber den selbstverwalteten Regionen in Nord- und Ostsyrien umzusetzen. Nach 13 Tagen erbittertem Widerstand, trotz Ende des Schutzes des Luftraums durch Russland, fielen die protürkischen Söldner unterstützt von türkischer Luft- und Artillerieunterstützung in Minbic ein und verübten schwerste Kriegsverbrechen. Unter anderem drangen sie in Krankenhäuser ein und exekutierten Verwundete. Das alles findet unter dem Schweigen der internationalen Öffentlichkeit statt. Doch in vielen europäischen Städten regte sich Protest.
Unter anderem in den französischen Städten Evry, Grigny, Drancy, Straßburg und im schwedischen Stockholm fanden Protestaktionen statt. Auch in Deutschland kam es in mehreren Städten zu Protesten.
Demonstration in Hamburg
In Hamburg folgten viele Aktivist:innen dem Aufruf der Revolutionären Jugendbewegung (TCŞ) und zogen lautstark unter Fahnen von YPG und YPJ durch den Stadtteil Altona. Die Aktivist:innen riefen angesichts der Angriffe des türkischen Staates und seiner SNA („Syrische Nationalarmee“) auf Rojava zu einer Ausweitung des Widerstands in ganz Europa auf. Immer wieder waren die Parolen „Es lebe der Widerstand der QSD“ zu hören.
Eine weitere Demonstration soll am Mittwoch um 18.00 Uhr am Stübenplatz in Hamburg-Wilhelmsburg beginnen.
Protest in Bremen und Gießen
Auch in Bremen und Gießen gingen Aktivist:innen auf die Straße. Auf der Kundgebung in Bremen erklärte der Ko-Vorsitzende des Demokratischen Gesellschaftszentrum Bremens, Ishak Yılmaz,: „Die Invasionstruppen bombardieren Rojava und schneiden von ihnen gefangenen Zivilisten die Köpfe ab. Die Staaten, die von sich behaupten, demokratisch zu sein, stellen sich taub und blind, wenn es um die Verteidigung der Menschenrechte geht, sie erkennen die Kurden und Kurdistan nicht an. Heute leben etwa 60 Millionen Kurdinnen und Kurden im Nahen Osten, aber das NATO-Mitglied Türkei versucht, einen Genozid an ihnen zu begehen.“ Eine Aktivistin von Defend Kurdistan rief dazu auf, Rojava nicht allein zu lassen und sich zur Verteidigung von Rojava und Kurdistan zusammenzuschließen.
Kundgebung vor dem Kieler Hauptbahnhof
In Kiel fand eine Kundgebung vor dem Hauptbahnhof statt. Defend Kurdistan und der Volksrat von Kiel hatten gemeinsam zum Protest aufgerufen. In Redebeiträgen wurde auf die Massaker des NATO-Mitglieds Türkei und seiner Söldnertruppen hingewiesen und das Schweigen der internationalen Mächte kritisiert. Die Aktivist:innen warnten, wenn die Söldner nicht gestoppt würden, dann drohten die schlimmsten Massenmorde.
Kundgebung in Wuppertal
In Wuppertal fand eine Protestkundgebung vor dem Bahnhof statt. Die Aktivist:innen forderten die internationale Anerkennung von Rojava. Auf Transparenten und in Parolen wurden die türkischen Angriffe und Massaker thematisiert.
Menschenrechtskundgebung in Darmstadt
In Darmstadt fand eine Kundgebung im Rahmen des internationalen Tags der Menschenrechte statt. Community4all, Amnesty International, das Rojava Solidaritätskomitee und die Frauenbewegung TJK-E protestierten gemeinsam gegen die Angriffe auf Nord- und Ostsyrien. Die Aktivist:innen stellten sich auch gegen die Isolation des kurdischen Repräsentanten auf Imrali.
Evry
Grigny
Stockholm
Drancy
Straßburg
KON-MED appelliert an deutsche Medien
Die Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland e.V. (KON-MED) fordert eine differenzierte Berichterstattung über die Entwicklungen in Syrien und Aufmerksamkeit für die von der Türkei orchestrierten Angriffe auf die selbstverwalteten Gebiete im Norden und Osten des Landes. In einem offenen Brief an die deutschen Medien schreiben die Ko-Vorsitzenden Emine Ruken Akca und Kerem Gök:
Offener Brief an die deutschen Medien
In den letzten knapp zwei Wochen wurde viel und zurecht über die Ereignisse in Syrien geschrieben. Doch Berichte über Angriffe auf kurdisch besiedelte Gebiete durch die Syrische Nationalarmee (SNA) und mit Unterstützung der Türkei erscheinen leider nur vereinzelt in größeren Medien.
Seit 2018 sind die schweren Menschenrechtsverbrechen, die von SNA-Milizen in Afrin begangen wurden, umfassend dokumentiert. Diese Verbrechen reichen von Vertreibungen und Enteignungen bis hin zu Folter und extralegalen Tötungen. Es ist bekannt, dass die Türkei diese Milizen finanziert, ausstattet und lenkt. Die Türkei ist zentraler Akteur in der Region und dennoch wird über ihre Rolle nur wenig berichtet. Deutschland, und damit seine Medien, wiederum steht als enger Partner der Türkei in einer besonderen Verantwortung.
Ein Lichtblick: Frauenrechte in den SDF-kontrollierten Gebieten
Die von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrollierten Gebiete heben sich in einem wichtigen Punkt deutlich von anderen Regionen ab: Sie nehmen Frauenrechte ernst. Während Frauen in den vielen Fraktionen Syriens nach wie vor systematisch unterdrückt werden und viele Menschen erleichtert sein müssen, wenn es unter HTS nicht ganz so schlimm wird wie befürchtet, setzen sich die SDF und ihre zivilen Verwaltungsgremien für die Gleichstellung der Geschlechter ein – ein Ansatz, der nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und langfristig Stabilität und sozialen Fortschritt fördert.
Ein Appell für verantwortungsvollen Journalismus
Wir erwarten keine unkritische Jubelberichterstattung, aber wir bitten Sie inständig, sich die Zeit zu nehmen, hinzuschauen und gut informiert zu schreiben. Dazu gehört es, die Aussagen der Türkei, sie bekämpfe Terrorismus in Nordostsyrien, kritisch zu hinterfragen. Wer profitiert wirklich von den aktuellen Entwicklungen? Wer leidet? Welche langfristigen Folgen drohen für die Region und ihre Menschen?
Gerade jetzt, in einer unübersichtlichen Situation, in der Tatsachen geschaffen werden, braucht es einen gut recherchierten Journalismus. Berichterstattung, die die Perspektive der Opfer beleuchtet, die Zusammenhänge aufzeigt und die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft klar benennt, ist dringend notwendig.
Wir appellieren an Sie nicht wegzuschauen. Denn Schweigen und einseitige Darstellungen stärken letztlich auch in Deutschland Verschwörungstheorien und untergraben das Vertrauen in seriöse Medien.
https://anfdeutsch.com/frauen/tjk-e-ruft-aktionstag-zur-verteidigung-der-frauenrevolution-aus-44563 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/sna-soldner-in-minbic-eingedrungen-hinrichtungen-von-verwundeten-44572 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/asayis-turkische-kriegsverbrechen-mussen-verfolgt-werden-44566 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/den-grundstein-fur-ein-demokratisches-syrien-legen-44555
QSD stimmen Waffenruhe mit „SNA“ in Minbic zu
Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) haben einer unter US-Vermittlung ausgehandelten Waffenruhe mit der von der Türkei gesteuerten Söldnertruppe SNA in Minbic zugestimmt. „Die Kämpfer des Militärrats von Minbic werden sich so bald wie möglich aus dem Gebiet zurückziehen“, sagte QSD-Generalkommandant Mazlum Abdi am Mittwochmorgen. Das Abkommen sei erzielt worden, um die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. „Unser Ziel ist ein Waffenstillstand in ganz Syrien und die Einleitung eines politischen Prozesses zur Zukunft des Landes“, so Abdi weiter.
Amtliche Nachrichtenagentur streut Fake News
Dem Waffenstillstand in Minbic waren zweiwöchige Kämpfe vorausgegangen, parallel zum Vormarsch der von der HTS-Miliz angeführten Dschihadistenallianz Richtung Damaskus. Der Militärrat und weitere Mitgliedsverbände der QSD leisteten heftige Gegenwehr gegen die Besetzung der Region durch die sogenannte SNA, deren Verluste zuletzt auf mehrere hundert beziffert wurden. Von der türkischen amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu seit Tagen verbreitete Meldungen, wonach Minbic längst gefallen sei, erwiesen sich als absichtlich verbreitete Falschmeldungen im Rahmen psychologischer Kriegführung.
Kämpfe dauern an
Doch auch am Dienstagabend dauerten die Auseinandersetzungen in Minbic weiter an; die QSD wollen eine Ausweitung des Besatzungskrieges auf die östliche Seite des Euphrats verhindern. Denn parallel zum Großangriff auf Minbic steigerte die türkische Armee in den letzten Tagen ihre Luft- und Artillerieangriffe auf das weiter nordöstlich gelegene Kobanê. So konzentriert sich der Widerstand des Militärrats aktuell weiterhin auf die strategisch wichtige Qereqozax-Brücke zwischen Minbic und Kobanê. Die weiter südlich gelegene Tişrîn-Talsperre ist infolge gezielter Angriffe der türkischen Armee und ihrer SNA-Proxys nach wie vor betriebsunfähig; weite Gebiete der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien haben keinen Strom mehr.
Gräueltaten der SNA
Unterdessen werden immer mehr Gräueltaten der SNA in Minbic bekannt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtete von „Dutzenden Exekutionen“ verwundeter Militärratskämpfer, die in einem Krankenhaus im Norden der Stadt von Erdoğans Söldnern ermordet wurden. In der Stadt sei es auch zu Plünderungen gegen die kurdische Bevölkerung gekommen, etliche Häuser wurden demnach niedergebrannt. Darüber hinaus sei es zu „Racheaktionen“ an der Zivilbevölkerung gekommen. In einem Fall wurden drei Aktivistinnen des arabischen Frauenverbands Zenobiya von SNA-Dschihadisten getötet (ANF berichtete). Nordostsyriens Frauenbewegung Kongra Star gab bekannt, dass mehrere Beamtinnen der Sicherheitsbehörde Asayîş aus Minbic verschleppt wurden. Videos, die SNA-Söldner selbst ins Netz stellten, zeigen die Frauen, die beim Abtransport wie eine Kriegsbeute präsentiert werden.
Verwaltungsgebäude des Zivilrats von Minbic nach einem türkischen Luftangriff am vergangenen Sonntag
Befreiung und Frauenkampf in Minbic
Der multiethnische Kanton Minbic wurde 2016 von den QSD und den Frauenverteidigungseinheiten YPJ vom sogenannten Islamischen Staat (IS) befreit und war das erste selbstverwaltete Gebiet in Nord- und Ostsyrien ohne mehrheitlich kurdische Bevölkerung. Im Herbst 2016 übergab der Militärrat die Verwaltung der Region dem provisorischen Zivilrat von Minbic. Im darauffolgenden März erfolgte die Umbenennung des Zivilrats in „Legislative der Demokratischen Administration von Minbic“, um sich breiter aufzustellen und die demokratische Legitimation zu erhöhen.
Direkt zu Beginn wurde in allen Ämtern eine genderparitätischen Doppelspitze aus einer Frau und einem Mann eingeführt, sodass der Anteil der Frauen in der Verwaltung 50 Prozent beträgt. Alle gesellschaftlichen Gruppen sind entsprechend ihrer Bevölkerungsanteile darin vertreten. Die Bedeutung von Minbic erklärt sich somit nicht nur durch seine geostrategische Lage im gesamtsyrischen Kontext, sondern auch durch das dort seit August 2016 aufgebaute politische System, das einen sehr hohen demokratischen Anspruch hat und als Modell für ein neues demokratisches Syrien gilt. Durch dieses Gesellschaftsmodell konnte sich ein vertrauensvolles und sicheres Umfeld etablieren, in dem Frauen ihre Rechte erkämpften und in allen Bereichen der Verwaltung und des Lebens eine Rolle einnahmen.
This is the true face of fascist Turkey and the SNA led by them. In #Manbic, they kidnapped a group of women working in the Asayiş (internal security forces) and forced them to shout "Allah u akbar". They are presented as war trophies.#AllEyesOnManbij#StopTurkishTerrorInManbij pic.twitter.com/uY4r8huJYI
— Kongra Star Women's Movement Rojava (@starrcongress) December 8, 2024Nächstes Ziel Kobanê
Minbic war der einzige verbliebene Kanton der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) westlich des Euphrat. 2018 wurde Efrîn von der Türkei besetzt, Anfang November besetzten SNA-Proxys die Region Şehba und die Stadt Tel Rifat. Auch 2016, 2017 und 2019 hat die Türkei in mehreren Invasionen Gebiete in Nordsyrien in Zusammenarbeit mit den islamistischen Milizen der SNA angegriffen und besetzt, darunter Cerablus und Serêkaniyê (Ras al-Ain). Staatschef Erdoğan kündigt immer wieder an, einen 30 Kilometer tiefen Steifen entlang der Grenze auf syrischem Gebiet besetzen zu wollen, inklusive Kobanê. Die Stadt war 2015 zu weltweiter Bekanntheit gekommen, als der IS über mehrere Monate versucht hatte, Kobanê einzunehmen, aber letztlich am kurdischen Widerstand gescheitert war. Die Schlacht gilt als Wendepunkt im Kampf gegen den IS.
Die sogenannte SNA
Die Milizenkoalition SNA („Syrische Nationalarmee“) wiederum, die auch als Fajr al-Hurriya bekannt ist und aus islamistischen Gruppen wie Ahrar al-Sharqiyah besteht, ist ein türkisches Instrument zur Verfolgung geostrategischer Interessen: Die Zerschlagung der DAANES und die Unterdrückung der kurdischen Selbstverwaltung. Die Söldnertruppe zeichnet sich durch schwere Kriegsverbrechen und Verbrechen an der Menschlichkeit in Nordsyrien aus, darunter die Ermordung der kurdischen Politikerin Hevrîn Xelef im Jahr 2019. Zur SNA gehören auch ehemalige IS-Terroristen.
https://anfdeutsch.com/frauen/zenobiya-aktivistinnen-in-minbic-getotet-44581 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/sna-soldner-in-minbic-eingedrungen-hinrichtungen-von-verwundeten-44572 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/tote-und-verletzte-bei-angriff-auf-kobane-44583 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/turkischer-drohnenangriff-auf-familie-in-ain-issa-acht-tote-44577 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/asayis-turkische-kriegsverbrechen-mussen-verfolgt-werden-44566
Tote und Verletzte bei Angriff auf Kobanê
Bei einem Angriff der türkisch-dschihadistischen Besatzungstruppen auf das Dorf Ceida Mezin im Südwesten von Kobanê sind ein Kind und ein Erwachsener getötet worden, zwei weitere Kinder wurden verletzt. Bei den Todesopfern handelt es sich um Mehmûd Şêx Elî (12) und Ebdullah Mehmûd Şêx Elî (25), die verletzten Kinder Omer Mehmûd Şêx Elî (10) und Mehmûd Mehmûd Şêx Elî (8) werden im Krankenhaus behandelt.
Die türkische Armee und ihre Söldnertruppe SNA begehen systematisch Massaker an der Zivilbevölkerung in Nord- und Ostsyrien. Am Dienstagvormittag sind durch einen Drohnenangriff in einem Dorf bei Ain Issa acht Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder. Die Todesopfer gehörten derselben Familie an. Bereits in der Nacht auf Montag hatte eine türkische Kampfdrohne ein Dorf im Westen von Ain Issa bombardiert. Zwölf Mitglieder einer Familie, darunter auch Frauen sowie sechs Kinder, wurden getötet. Stunden später wurde zunächst die östlich des besetzten Serêkaniyê (Ras al-Ain) gelegene Gemeinde Zirgan (Abu Rasen) aus der Luft attackiert. Ein Landwirt starb, zwei Menschen wurden verletzt. Anschließend wurde ein Auto zwischen Zirgan und Dirbêsiyê mit einer Drohne angegriffen. Drei Personen kamen mit teils schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Am Montagnachmittag wurde ein Dorf südwestlich von Kobanê von schwerem Maschinengewehrfeuer getroffen. Dabei sind zwei Kinder ums Leben gekommen.
Zenobiya-Aktivistinnen in Minbic getötet
Der arabische Frauenverband Zenobiya hat den Tod ihrer Mitglieder Kamar al-Soud, Aisha Abdulkadir und Iman bekannt gegeben. Die drei Frauen sind bei den von der Türkei gesteuerten Besatzungsangriffen der dschihadistischen Söldnertruppe SNA auf Minbic (Manbidsch) ums Leben gekommen.
„Unsere drei Weggefährtinnen zeigten im Angesicht des Todes Mut, Entschlossenheit und Opferbereitschaft “, erklärte Zenobiya in einer Mitteilung. Ihr Tod bedeute nicht das Ende ihres Kampfes und sei vielmehr ein neuer Anfang, „um unsere Verbundenheit mit unserem Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit zu bekräftigen. Kamar, Aisha und Iman haben gegen die finsteren feindlichen Kräfte gekämpft und sich mit großer Selbstlosigkeit an der Verteidigung von Minbic beteiligt“.
In der Mitteilung wurde die internationale Gemeinschaft aufgefordert, die türkischen Angriffe auf Minbic zu stoppen und die Zivilbevölkerung vor Kriegsverbrechen zu schützen.
Hintergrund: Organisation arabischer Frauen in Nord- und Ostsyrien
Zenobiya wurde 2021 mit Unterstützung des kurdischen Frauenverbands Kongra Star gegründet, um Frauen in den arabischen Mehrheitsregionen Minbic, Tabqa, Raqqa und Deir ez-Zor nach der Befreiung von der IS-Herrschaft zu organisieren. Beide Verbände vertreten die Maxime, dass die Gesellschaft ohne die Befreiung der Frauen nicht frei sein kann.
Befreiung und Frauenkampf in Minbic
Der Kanton Minbic wurde 2016 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) und den Frauenverteidigungseinheiten YPJ vom IS befreit und war das erste selbstverwaltete Gebiet in Nord- und Ostsyrien ohne mehrheitlich kurdische Bevölkerung. Im Herbst 2016 übergab der Militärrat die Verwaltung der Region dem provisorischen Zivilrat von Minbic. Im darauffolgenden März erfolgte die Umbenennung des Zivilrats in „Legislative der Demokratischen Administration von Minbic“, um sich breiter aufzustellen und die demokratische Legitimation zu erhöhen.
Direkt zu Beginn wurde in allen Ämtern eine genderparitätischen Doppelspitze aus einer Frau und einem Mann eingeführt, sodass der Anteil der Frauen in der Verwaltung 50 Prozent beträgt. Alle gesellschaftlichen Gruppen sind entsprechend ihrer Bevölkerungsanteile darin vertreten. Die Bedeutung von Minbic erklärt sich somit nicht nur durch seine geostrategische Lage im gesamtsyrischen Kontext, sondern auch durch das dort seit August 2016 aufgebaute politische System, das einen sehr hohen demokratischen Anspruch hat und als Modell für ein neues demokratisches Syrien gilt. Durch dieses Gesellschaftsmodell konnte sich ein vertrauensvolles und sicheres Umfeld etablieren, in dem Frauen ihre Rechte erkämpften und in allen Bereichen der Verwaltung und des Lebens eine Rolle einnahmen.
Angriff auf Minbic
Minbic war der einzige verbliebene Kanton der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) westlich des Euphrat. 2018 wurde Efrîn von der Türkei besetzt, Anfang November besetzten SNA-Proxys die Region Şehba und die Stadt Tel Rifat. Mittlerweile sind die dschihadistischen Söldner auch in Minbic eingedrungen und begehen Massaker.
https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/sna-soldner-in-minbic-eingedrungen-hinrichtungen-von-verwundeten-44572 https://anfdeutsch.com/frauen/der-harte-frauenkampf-in-den-ehemaligen-is-gebieten-43403 https://anfdeutsch.com/frauen/frauenunion-zenobiya-arbeit-auf-alle-bereiche-syriens-ausweiten-30132 https://anfdeutsch.com/frauen/broschure-frauen-ermachtigen-und-die-gesellschaft-starken-30860
Haftbefehl und elektronische Fußfesseln für kurdische Aktivist:innen
Am 27. November sind sieben Kurdinnen und Kurden bei Razzien im Kurdish Community Center (KCC) und Privatwohnungen in London festgenommen worden. Die Festnahmen erfolgten im Rahmen der britischen Antiterrorgesetzgebung, den Betroffenen wird Mitgliedschaft in der PKK vorgeworfen. Einer der festgenommenen Aktivisten wurde vor zwei Tagen aus der Polizeihaft entlassen, über die sechs anderen entschied heute der Westminister Magistrates Court.
Haftbefehl gegen Mazlum S.
Gegen den Aktivisten Mazlum S. wurde Haftbefehl erlassen. Der aus der Türkei geflohene Kurde befindet sich noch im Asylverfahren und hat weder einen festen Wohnsitz noch einen gesicherten Aufenthaltsstatus. Das Gericht begründete den Haftbefehl mit Fluchtgefahr, der Verteidiger von Mazlum S. will Rechtsmittel gegen die Entscheidung einlegen.
Elektronische Fußfesseln angeordnet
Die weiteren Beschuldigten, Türkan Budak, Ko-Vorsitzende des Kurdischen Volksrats Großbritanniens, der kurdische Politiker und Autor Ali Poyraz sowie die Aktivist:innen Ercan Akbal, Berfin K. und Agit K., wurden gegen Auflagen freigelassen. Die Auflagen umfassen das Tragen einer elektronischen Fußfessel, tägliches Vorsprechen bei der Polizei, ein nächtliches Ausgangsverbot zwischen 19 Uhr abends und sechs Uhr morgens und Kontaktverbote untereinander. Die Beschuldigten dürfen das KCC nicht betreten und sich nicht im Stadtviertel Haringey aufhalten. Agit K. muss zudem eine Kaution von 20.000 Pfund hinterlegen.
Erste Hauptverhandlung am 20. Dezember
Straftaten werden den Beschuldigten offenbar nicht zur Last gelegt. Als „Beweismittel“ für die Gerichtsentscheidung wurde ihre Teilnahme an politischen, kulturellen und Gedenkveranstaltungen im kurdischen Gemeindezentrum aufgeführt. Der Prozess gegen die sieben Beschuldigten soll bereits am 20. Dezember eröffnet werden.
Der „Antiterroreinsatz“ in London stand in zeitlichem Zusammenhang mit der Verhaftung von vier kurdischen Aktivisten in Deutschland und Massenfestnahmen in der Türkei.
https://anfdeutsch.com/aktuelles/kurdisches-gemeindezentrum-in-london-freigegeben-44520 https://anfdeutsch.com/aktuelles/solidaritat-mit-dem-kurdischen-gemeindezentrum-in-london-44450 https://anfdeutsch.com/aktuelles/london-widerstand-heisst-leben-44420
Tişrîn-Staudamm nach Angriffen außer Betrieb
Wie die Energiebehörde der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) mitteilt, ist der der Tişrîn-Staudamm am Euphrat infolge gezielter Angriffe der türkischen Armee und ihrer SNA-Proxys betriebsunfähig. Die seit Dienstagmorgen andauernden Angriffe hätten dazu geführt, dass das Stauwerk vollständig außer Betrieb geraten sei, es drohe eine Überschwemmung des umliegenden Gebiets und der dauerhafte Verlust des Wasserkraftwerks, warnte die Behörde.
Der Tişrîn-Staudamm in Tabqa ist die Hauptstromquelle im Euphrat-Kanton. In Kobanê, Ain Issa und umliegenden Dörfern ist die Stromversorgung bereits zusammengebrochen.
Grafik © Rojava Information Center
Die von der Türkei gesteuerte SNA hat Anfang November die selbstverwaltete Region Şehba und die Stadt Tel Rifat besetzt und ist mittlerweile auch in Minbic eingedrungen. Der türkische Staat will seine Besatzungszone in Nordsyrien im Zuge des Sturzes der Assad-Regierung erweitern und greift momentan verstärkt Kobanê an.
https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/schwere-gefechte-mit-sna-am-tisrin-staudamm-44568 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/luft-und-bodenangriffe-auf-kobane-44576 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/sna-soldner-in-minbic-eingedrungen-hinrichtungen-von-verwundeten-44572
Zehn Gefallene in Kobanê beerdigt
In Kobanê sind zehn im Widerstand gegen die türkisch-dschihadistischen Besatzungsangriffe gefallene Kämpfer:innen beerdigt worden. Cano Girê Spî (Nedîm Mihemed), Şoreş Kobanê (Yasir Ebdî), Rustem Kobanê (Mistefa Ehmed), Zeyneb Welat (Zeyneb Mihemed), Çiya Gilîdax (Beşar Yûsif), Amargî Mixarac (Mihemed Îbê), Şervan Toreman (Mihemed Seîd), Beşar Mihemed, Mihemed Bûrkan) und Mihemed Şêx Mihemed sind in den vergangenen beiden Tagen bei der Verteidigung von Minbic sowie am Tişrîn-Staudamm und an der Qereqozax-Brücke ums Leben gekommen.
An der Beisetzung auf dem Şehîd-Dîcle-Friedhof in Kobanê nahmen Tausende Menschen teil. Sûad Şêx Demir vom Frauenverband Kongra Star sagte in einer Rede: „Dass wir heute hier sind, haben wir unseren Gefallenen zu verdanken. Wir alle wissen, wie damals Kobanê gerettet wurde. Alle unsere Gebiete werden befreit werden. Unsere Kämpferinnen und Kämpfer leisten Widerstand und werden den Faschismus besiegen. Für uns gibt es nur eine Losung, sie lautet ,Widerstand heißt Leben'. Damit werden wir gewinnen.“
Şervan Mislim, Ko-Präsident der Universität Kobanê, erklärte in einer Ansprache: „Wir sollen ausgelöscht werden, aber wir sind und werden sein. Das kurdische Volk lebt hier schon immer, niemand kann uns übergehen und vernichten.“
Nach den Reden wurden die Gefallenenurkunden verlesen und Familienangehörigen übergeben. Als die Leichen beigesetzt wurden, riefen die Menschen „Şehîd Namirin” (Die Gefallenen sind unsterblich).
Unterdessen gehen die Angriffe der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen SNA-Söldner auf Kobanê und weitere Orte in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien weiter. Auch Dutzende Zivilist:innen, darunter mindestens zehn Kinder, sind seit Montag getötet worden.
https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/luft-und-bodenangriffe-auf-kobane-44576 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/turkischer-drohnenangriff-auf-familie-in-ain-issa-acht-tote-44577 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/sna-soldner-in-minbic-eingedrungen-hinrichtungen-von-verwundeten-44572
Türkischer Drohnenangriff auf Familie in Ain Issa: Acht Tote
Die Türkei hat ein weiteres Massaker in einem Dorf bei Ain Issa verübt. Bei einem Drohnenangriff im westlich der nordsyrischen Kleinstadt gelegenen Dorf Sefiya sind am Dienstagvormittag acht Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder. Die Todesopfer Xelîl Silêman, Wedah Silêman, Mihemed El Abo, Ebdulkerîm El Abo, Delal Silêman, Nadiya Silêman, Casim Silêman und Husam Silêman gehörten derselben Familie an.
Massaker an der Zivilbevölkerung
Bereits in der Nacht auf Montag hatte eine türkische Kampfdrohne ein Dorf im Westen der Kleinstadt Ain Issa bombardiert. Zwölf Mitglieder derselben Familie, darunter auch Frauen sowie sechs Kinder, wurden getötet. Stunden später wurde zunächst die östlich des besetzten Serêkaniyê (Ras al-Ain) gelegene Gemeinde Zirgan (Abu Rasen) aus der Luft attackiert. Ein Landwirt starb, zwei Menschen wurden verletzt. Anschließend wurde ein Auto zwischen Zirgan und Dirbêsiyê mit einer Drohne angegriffen. Drei Personen kamen mit teils schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Am Montagnachmittag wurde ein Dorf südwestlich von Kobanê von schwerem Maschinengewehrfeuer getroffen. Dabei sind zwei Kinder ums Leben gekommen.
https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/asayis-turkische-kriegsverbrechen-mussen-verfolgt-werden-44566 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/luft-und-bodenangriffe-auf-kobane-44576 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/sna-soldner-in-minbic-eingedrungen-hinrichtungen-von-verwundeten-44572
Luft- und Bodenangriffe auf Kobanê
Die türkische Armee und ihre dschihadistische Proxymiliz SNA („Syrische Nationalarmee“) greifen Kobanê aus der Luft und am Boden an. Die Qereqozax-Brücke zwischen Minbic und Kobanê wird seit gestern massiv angegriffen. Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) leisten heftige Gegenwehr. Eine Söldnertruppe, die die Brücke über den Euphrat mit Luftunterstützung türkischer Drohnen zu überqueren versuchte, konnte zurückgeschlagen werden. Bei dem Gefecht wurden laut Angaben aus der Region acht Dschihadisten getötet, zwei weitere wurde gefangen genommen. Zudem wird über den Abschuss einer Drohne und die Zerstörung von drei Fahrzeugen der SNA berichtet. Die Kämpfe gehen weiter.
Aufnahmen aus der Umgebung der Qereqozax-Brücke
Parallel greift die Türkei Kobanê mit Luftschlägen und Artillerie an. Das westlich von Kobanê gelegenen Dorf Zormixar wurde mit schweren Waffen beschossen, auch der Miştenur-Hügel ist bombardiert worden.
Aufnahmen vom Miştenur in Kobanê
Davrisch: Die Zukunft Syriens könnte sich in Kobanê entscheiden
Khaled Davrisch, Repräsentant der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien in Deutschland, warnte in einer Mitteilung vor den Folgen der Angriffe: „Ein Rückfall Syriens in die blutigsten Tage des Bürgerkriegs muss verhindert werden. Nur wenn die Türkei ihre Eskalation stoppt, können wir die historische Chance für eine friedliche Lösung des Konflikts nutzen. So wie 2015 die ganze Welt um Kobanê bangte, könnte sich nun erneut die Zukunft Syriens in Kobanê entscheiden.“
Kobanê war 2014 zu einem Symbol des Kampfes gegen den IS geworden, nachdem kurdische Verteidigungseinheiten mit Unterstützung der internationalen Anti-IS-Koalition die islamistische Terrormiliz erstmals zurückdrängen konnten. Der Kanton Kobanê wurde Anfang 2015 für befreit erklärt. Die SNA ist ein Konglomerat aus dschihadistischen Söldnern und protürkischen Rechtsextremisten, die von der Türkei unter anderem aus den Überresten des IS rekrutiert wurden.
https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/sna-soldner-in-minbic-eingedrungen-hinrichtungen-von-verwundeten-44572 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/militarrat-minbic-veroffentlicht-aktionsvideo-44575 https://anfdeutsch.com/kurdistan/Uber-dirbesiye-abgeschossene-drohne-in-riha-eingeschlagen-44574 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/asayis-turkische-kriegsverbrechen-mussen-verfolgt-werden-44566
Militärrat Minbic veröffentlicht Aktionsvideo
Der Militärrat Minbic hat ein Aktionsvideo von Luftangriffen auf Stellungen der von der Türkei gesteuerten Dschihadistenmiliz „Syrische Nationalarmee“ (SNA) veröffentlicht. Angaben zum Zeitpunkt der Aufnahmen liegen nicht vor. Der QSD-Pressesprecher Farhad Şamî teilte mit, das Video zeige die Qualität der Operationen gegen die Söldnertruppen der türkischen Besatzer in Minbic.
Minbic war der einzige verbliebene Kanton der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) westlich des Euphrat. 2018 wurde Efrîn von der Türkei besetzt, Anfang November besetzten SNA-Proxys auch die Region Şehba und die Stadt Tel Rifat. Mittlerweile sind die dschihadistischen Söldner auch in Minbic eingedrungen und begehen Massaker.
In Minbic und den umliegenden Siedlungen leben rund 500.000 Menschen. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Araber:innen, wobei Kurd:innen, Turkmen:innen, Tscherkess:innen und Tschetschen:innen bedeutende Minderheiten bilden. Der Kanton Minbic wurde 2016 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) vom IS befreit und war das erste selbstverwaltete Gebiet in Nord- und Ostsyrien ohne mehrheitlich kurdische Bevölkerung.
https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/sna-soldner-in-minbic-eingedrungen-hinrichtungen-von-verwundeten-44572 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/schwere-gefechte-mit-sna-am-tisrin-staudamm-44568 https://anfdeutsch.com/kurdistan/Uber-dirbesiye-abgeschossene-drohne-in-riha-eingeschlagen-44574 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/Sami-die-initiative-in-minbic-liegt-bei-uns-44552
Über Dirbêsiyê abgeschossene Drohne in Riha eingeschlagen
In der nordkurdischen Provinz Riha (tr. Urfa) ist eine türkische Kampfdrohne zu Boden gegangen, die zuvor offenbar im Luftraum über Nord- und Ostsyrien beschossen wurde. Das unbemannte Luftfahrzeug vom Typ Aksungur schlug am Dienstagvormittag auf einer Feldfläche im südöstlich der Provinz gelegenen Landkreis Serê Kaniyê (Ceylanpınar) auf, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA).
Ferhad Şamî, Pressesprecher der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), gab an, dass QSD-Einheiten die Drohne kurz zuvor über der nordostsyrischen Kleinstadt Dirbêsiyê (Ad-Dirbasiyya) erfasst hätten. Dirbêsiyê liegt unmittelbar an der türkischen Grenze, die Entfernung zu Serê Kaniyê beträgt etwa 60 Kilometer Luftlinie.
Bereits am Montag wurde in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien eine türkische Kampfdrohne abgeschossen. Die QSD teilten mit, dass die Maschine während eines Angriffsfluges über Til Temir (Tell Tamer) vom Himmel geholt wurde. Abgeschossen wurde die Maschine demnach vom Militärrat der christlich geprägten Kleinstadt im Chabur-Tal.
Aksungur-Drohnen auch von PKK-Guerilla abgeschossen
Die vom staatlichen Rüstungskonzern Turkish Aerospace Industries (TAI oder TUSAŞ) gebaute zweimotorige Aksungur-Drohne wird seit 2020 entwickelt. Sie kann Lenkflugkörper, Raketen und Bomben in einem Wirkradius von 6500 Kilometern transportieren und einsetzen. Das Flugsystem basiert auf der Drohne des Typen TAI Anka. Die TAI Aksungur kann neben Kampfaufgaben auch für Fernaufklärung, SIGINT-Aufgaben und die Seeraumüberwachung genutzt werden. Die PKK-Guerilla hat seit 2023 mehrere dieser Drohnen in Südkurdistan abgeschossen.
https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/drei-asayis-kampfer-durch-drohne-getotet-44559
HPG: Besatzer vom Boden und aus der Luft angegriffen
In der südkurdischen Zap-Region sind drei Stellungen der türkischen Besatzungstruppen von einer Lufteinheit der PKK-Guerilla zerstört worden. Wie die Volksverteidigungskräfte (HPG) am Dienstag über ihre Pressestelle vermeldeten, waren die Militärposten im Umland des an der Westfront des Zap gelegenen Girê Bahar hochgezogen worden. Ins Visier wurden sie demnach von der nach Axîn Mûş benannten Lufteinheit genommen. Die Aktionen fanden demnach am 6., 7. und 9. Dezember statt.
Auch in anderen Regionen der von der Guerilla kontrollierten Medya-Verteidigungsgebiete gingen Kämpferinnen und Kämpfer in den vergangenen Tagen gegen türkische Militärs vor. In Sergelê und Girê Cûdî – zwei Widerstandsgebiete, die ebenfalls im Zap liegen – wurden Soldaten mit schweren Waffen beschossen. In Metîna erfasste eine Einheit der Verbände freier Frauen (YJA Star) einen sogenannten Kampfstand im Gebiet Serê Metîna, die Stellung wurde stark beschädigt. In einer separaten Aktion wurde ein Soldat getötet. In Şêlazê sind laut HPG-Angaben mehrere Hubschrauber der türkischen Armee durch eine Guerillaintervention zum Beidrehen gezwungen worden. In Xakurke wurden im Widerstandsgebiet Girê Şehîd Hêmin befindliche Besatzer unter Feuer genommen.
Dutzende Luftangriffe und Sprengstoff-Einsatz gegen Tunnelanlagen
Zu den Angriffen der türkischen Armee teilten die HPG mit, dass zwei ihrer Tunnelanlagen im Zap seit letztem Samstag mindestens viermal mit verbotenen Sprengmitteln bombardiert wurden. Darüber hinaus erfasste die Organisation 31 Luftangriffe mit Kampfflugzeugen auf ihre Gebiete und weitere 25 Attacken aus der Luft durch Kampfhubschrauber. Getroffen wurden demnach Ziele in Xakurke, Gare, Zap und Metîna.
https://anfdeutsch.com/kurdistan/hpg-melden-dutzende-angriffe-auf-guerillatunnel-44518
SNA-Söldner in Minbic eingedrungen – Hinrichtungen von Verwundeten
Die vom türkischen Staat kontrollierte sogenannte Syrische Nationalarmee (SNA) ist nach tagelangen Kämpfen mit den Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) in die nordsyrische Stadt Minbic vorgedrungen und begeht vor den Augen der Weltöffentlichkeit schwerste Kriegsverbrechen. In einem Video, das aus SNA-Quellen stammt und gestern in den sozialen Medien kursierte, brüsten sich SNA-Söldner damit, wie sie in einem Krankenhaus in Minbic Verwundete in ihren Betten erschießen. Das Video zeigt, wie Angehörige der SNA in ein Krankenhaus eindringen, Verwundete in ihren Betten schikanieren und dann mindestens einen von ihnen erschießen.
Mako Qocgiri vom Kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit (Civaka Azad) in Berlin betont, dass sich hier Parallelen zur Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) aufdrängen. „Die vom türkischen Staat kontrollierten Söldnergruppen begehen Kriegsverbrechen im Stil des IS. Die Videos von Verletzten, die von dschihadistischen Söldnern hingerichtet werden, sind unerträglich. Die internationale Gemeinschaft muss sofort handeln. Seit 14 Tagen versucht die SNA Minbic einzunehmen und es kommt zu schweren Auseinandersetzungen. Mittlerweile ist die SNA mit Unterstützung der türkischen Luftwaffe in Minbic eingedrungen. Gleichzeitig kommt es in Tişrîn zu schweren Auseinandersetzungen und die Demokratischen Kräfte Syriens kämpfen darum, einen Durchbruch der SNA nach Nordostsyrien zu verhindern.“
IS-Terroristen und SNA-Dschihadisten auf dem Weg nach Minbic | Foto: Screenshot/Habertürk TV
Rojava hatte die Welt vom IS befreit
Die SNA ist ein Konglomerat aus dschihadistischen Söldnern und protürkischen Rechtsextremisten, die durch Kurdenfeindlichkeit zusammengehalten werden. In einer Live-Übertragung des türkischen Fernsehsenders Habertürk war gestern zu sehen, wie SNA-Söldner mit IS-Terroristen auf Minbic vorrückten. Der Sprecher von Civaka Azad dazu: „Das AKP/MHP-Regime in Ankara versucht, noch bevor sich der Staub des Umbruchs in Syrien gelegt hat, Fakten zu schaffen und die Errungenschaften der Selbstverwaltung zu zerstören und die kurdische Bevölkerung zu vertreiben. Dieses Ziel verfolgt Ankara seit der Revolution in Rojava 2012 und hat dafür eng mit dem IS paktiert. Die Menschen in Rojava haben die Welt vor dem IS gerettet und diese Pläne zum Scheitern gebracht. Nun versucht die Türkei offensichtlich mit ihren Söldnern das zu vollenden, was dem IS nicht gelungen ist. Es ist eine humanitäre Pflicht der Menschheit, sich für die selbstverwalteten Gebiete in Nord- und Ostsyrien einzusetzen und die internationalen Mächte wie damals in Kobanê zu zwingen, ihr Schweigen zu diesen Verbrechen zu beenden.“
https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/schwere-gefechte-mit-sna-am-tisrin-staudamm-44568 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/asayis-turkische-kriegsverbrechen-mussen-verfolgt-werden-44566 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/schwere-gefechte-in-minbic-44557
Analyse: Türkei versucht vor Konsolidierung, kurdische Errungenschaften zu vernichten
Das letzte der baathistischen Regime ist gefallen. Mit einer Offensive der dschihadistischen Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) am 27. November stürzte das Regime wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Der Iran und Russland konnten oder wollten keine Unterstützung mehr für das Assad-Regime leisten. Eine 61-jährige Ära der Diktatur ging zu Ende, was jetzt kommt ist weiter unklar. Sicher ist allerdings, dass die Türkei mit ihren Söldnergruppen der SNA („Syrische Nationalarmee“) versucht, noch vor einer Konsolidierung die selbstverwalteten Gebiete von Nord- und Ostsyrien und die dort entwickelten Errungenschaften zu vernichten.
„Russland ist der zweite große Verlierer“
Die Journalistin Dîlan Dîlok analysierte für die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) die Lage in der Region. Sie berichtete, dass in den selbstverwalteten Gebieten die letzten Regimeenklaven und Militärbasen der Selbstverwaltung übergeben wurden. Der zweite große Verlierer neben dem Regime sei Russland. Sie führte aus: „Die Russen haben ihre Truppen aus vielen Gebieten abgezogen: aus Kobanê, Deir ez-Zor, Minbic und aus einem Gebiet um den Flughafen von Qamişlo. Es scheint, dass Russland zusammen mit Bashar al-Assad einer der Verlierer in Syrien ist.“
Dîlan Dîlok © Mezopotamya Ajansı
„Oppositionskräfte foltern und morden“
Zur Situation in Syrien insgesamt sagte sie: „Abgesehen vom Krieg, den der türkische Staat gegen die kurdische Bevölkerung gestartet hat, sind die Auseinandersetzungen weitgehend beendet. Derzeit verüben die Oppositionskräfte Hinrichtungen, Folterungen und Verhaftungen an regimetreuen alawitischen Gruppen, kurz gesagt, an allen, die nicht an ihrer Seite sind. Auch die Kämpfe zwischen den Kurden und den von der Türkei direkt ausgebildeten Söldnergruppen sind kein direkter militärischer Konflikt mit HTS.“
„Die Türkei interveniert direkt“
Dîlan Dîlok wies darauf hin, dass die Türkei alles daran setze, ihre eigenen Ziele noch während dieser Übergangsphase zu verwirklichen: „Die Türkei will die kurdischen Errungenschaften vernichten, noch bevor sich der Staub in Syrien gelegt hat. Sie hat ihre durch Kurdenhass motivierten paramilitärischen Söldnergruppen, die sie seit Jahren aufgebaut hat, losgelassen, um die kurdischen Errungenschaften mindestens zu begrenzen. Als diese sich nicht ausreichend erwiesen, griff die Türkei mit Kampfflugzeugen, Drohnen und Artillerie direkt ein.“
Guerillakrieg in Minbic
Zum Angriff auf Minbic erklärte Dîlok: „Die türkische Regierung meinte, dass sie in kurzer Zeit Erfolg haben würde. Angesichts des massiven Widerstands des Militärrats von Minbic ist sie jedoch nochmals von ihrem vor Tagen erklärten ‚Sieg‘ abgerückt und hat erklärt, dass die Kämpfe weitergehen. Sie versucht jedoch, die Tatsachen zu verdrehen, und über die Presse intensiv psychologische Kriegsführung betreiben. Den Söldnern, die von Drohnen, Flugzeugen und Artillerie unterstützt werden, ist es seit 13 Tagen nicht gelungen, den Widerstand zu brechen, und sie wurden aus einigen Gebieten, in die sie eingedrungen waren, zurückgeschlagen. In der Region Minbic kommt es derzeit zu heftigen Gefechten. Auch wenn es stellenweise den Anschein eines Frontkriegs hat, wird in der Region im Wesentlichen ein Krieg mit moderner Guerillataktik geführt.“ Dîlok zeigte sich optimistisch und erklärte: „Egal, was die kommenden Tage bringen werden, wenn wir uns die Form des Widerstands von Minbic ansehen, dann werden der türkische Staat und seine Söldner nicht mehr die Kraft haben, eine neue Offensive zu starten.“ Sie führte aus, dass es beim Angriff auf Minbic eigentlich darum gehe, in Nord- und Ostsyrien arabischen Nationalismus gegen die Kurd:innen aufzuhetzen. Daher würden auch, um Chaos zu schüren, Auseinandersetzungen in Deir ez-Zor und Raqqa hochgespielt.
Israelische Angriffe
In der Nacht zum 10. Dezember wurden ehemalige Regimeanlagen in den selbstverwalteten Regionen durch die israelische Luftwaffe angegriffen. Dabei handelte es sich insbesondere um Militäranlagen und den Flughafen von Qamişlo. Dîlok kommentierte: „Bereits vor einigen Tagen begann Israel mit seinen Streitkräften über die Golanhöhen hinweg vorzurücken. Israel versucht, die kritischen Einrichtungen zu vernichten, damit die neuen Machthaber in Syrien nicht über diese Ressourcen verfügen. Israel wird, soweit wir das beurteilen können, direkt in das neue System involviert sein. Es ist mit einer chaotischen Entwicklung in der nächsten Zeit zu rechnen.“
„Das, was die Kurden geschaffen haben, ist die beste Lösung“
Dîlok warnte, dass die HTS einen Staat auf der Grundlage der Scharia errichten wollen und schloss ihre Analyse: „Obwohl Abu Mohammad al-Jolani, der Anführer der HTS, gemäßigte Botschaften verkündet und sich als Befürworter der Versöhnung darstellt, wird deutlich, dass die Kabinettsmitglieder der neuen Regierung versuchen, einen islamischen Staat auf der Grundlage der Scharia zu errichten. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die kommende Zeit sehr ernste Probleme mit sich bringen wird. Es ist unwahrscheinlich, dass dies von den Menschen in Syrien und den internationalen Mächten akzeptiert werden wird. Auch wenn der türkische Staat unter dem Vorwand der Einheit Syriens sich mit seiner Kurdenfeindschaft einzumischen versucht, ist es offensichtlich, dass das von Kurden geschaffene Modell die ideale Lösung darstellt. Der türkische Staat wusste das und hetzte deshalb, noch bevor Damaskus gefallen war, seine Söldner auf die Kurden.“
https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/schwere-gefechte-mit-sna-am-tisrin-staudamm-44568 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/asayis-turkische-kriegsverbrechen-mussen-verfolgt-werden-44566 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/daanes-fordert-umfassenden-waffenstillstand-in-syrien-44561 https://anfdeutsch.com/aktuelles/civaka-azad-zur-bedrohung-rojavas-durch-hts-und-sna-44513
Berlin: Protestaktionen vor Gasgipfel im Hotel Adlon
Etwa 250 Aktivist:innen des Klimagerechtigkeitsbündnisses „Ende Gelände“ sowie circa 30 Aktivist:innen der Letzten Generation blockieren seit 8.00 Uhr Zugänge zum Adlon Hotel in Berlin. Dort findet der „World LNG Summit“ statt, auf dem Vertreter:innen großer Energiekonzerne und Lobbyverbände unter anderem mit dem Bundeswirtschaftsministerium zusammentreffen. Mehr als 40 Umweltverbände und Klimagerechtigkeitsgruppen stellen sich dem unter dem Motto „Gaslobby stoppen“ entgegen. Sie kritisieren das Treffen als Greenwashing-Event. Gemeinsam setzen sie sich für einen sofortigen Baustopp aller LNG-Terminals und einen schnellstmöglichen Gasausstieg ein.
Währenddessen wurde eine weitere Gruppe Aktivist:innen vorm Adlon gekesselt. Wir sind viele und crashen heute eure fossile Party!#crashlng #partycrashen #endegelände #climatejustice #climatejusticeNOW #AlleGegenLNG #FrackOff #worldlngsummit #b1012 pic.twitter.com/iKjRNlvx4E
— Ende Gelände (@Ende__Gelaende) December 10, 2024Dazu Fran Leitner, Sprecher:in von Ende Gelände: „Fossiles Gas ist genauso schmutzig wie Öl oder Kohle. Anstatt immer neue Gasinfrastruktur aufzubauen, müssen wir so schnell wie möglich aus allen Fossilen aussteigen. Mit ihren Greenwashing-Lügen versucht die Gasindustrie genau das immer wieder zu verzögern. Mit unserem Protest wollen wir der Gasindustrie die Greenwashing-Party vermiesen.“
Bereits in den letzten Jahren hat „Ende Gelände“ mit Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen den Ausbau von Gasinfrastruktur protestiert. Immer wieder wurden massenhaft Baustellen von LNG-Terminals blockiert, zuletzt in Brunsbüttel, wo bis 2027 ein festes LNG-Terminal gebaut werden soll. Gemeinsam mit einem breiten Bündnis werden rund um den Gasgipfel die Verantwortlichen für die sich zuspitzende Klimakrise ins Visier genommen. Ende Gelände wirft den Organisator:innen des Gipfels nicht nur Greenwashing vor, sondern auch, mit solchen Veranstaltungen demokratische Prozesse weiter auszuhöhlen.
Dazu Jule Fink, ebenfalls Sprecherin für Ende Gelände: „Wir lassen nicht zu, dass fossile Konzerne unter Ausschluss der Öffentlichkeit darüber beraten, wie sie unsere Zukunft verheizen. Von den Deals, die hier gemacht werden, profitieren nur Autokraten und Aktionäre. Für alle anderen werden die Energiekosten weiter steigen, wenn wir nicht sofort den Ausstieg aus allen fossilen Energien einleiten. Für eine bezahlbare Energieversorgung brauchen wir eine Energiewende von unten.“
Für den heutigen Nachmittag ist eine Demonstration angekündigt, die um 16:30 Uhr am Pariser Platz starten wird.
https://anfdeutsch.com/Oekologie/ende-gelande-besetzt-lng-baustelle-in-brunsbuttel-43714 https://anfdeutsch.com/Oekologie/ende-gelande-erklart-sich-zum-investitionsrisiko-38736
Schwere Gefechte mit SNA am Tişrin-Staudamm
Die dschihadistischen Söldnergruppen der sogenannten Syrischen Nationalarmee (SNA) haben den Tişrin-Staudamm angegriffen. Es kommt zu schweren Gefechten zwischen den SNA und den Demokratischen Kräften Syriens (QSD). Bei den Auseinandersetzungen sollen viele der Angreifer getötet worden seien. Auch mehrere Fahrzeuge wurden von den QSD vernichtet.
Der Tişrin-Staudamm ist als Übergang über den Euphrat ein Sprungbrett in den Nordosten Syriens. Einerseits handelt es sich um eine der Nachschublinien für die Verteidigung von Minbic, andererseits könnten die SNA von hier aus den Euphrat überqueren und direkt Kobanê und andere Städte bedrohen. Daher ist die Verteidigung von Tişrin von strategischer Bedeutung.
https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/schwere-gefechte-in-minbic-44557 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/Sami-die-initiative-in-minbic-liegt-bei-uns-44552 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/minbic-wird-an-drei-fronten-angegriffen-44544
Colemêrg: Erneute Festnahme nach Dokumentation von Folter
In der nordkurdischen Stadt Colemêrg (tr. Hakkari) ist der Terror des türkischen Staates an jeder Straßenecke zu spüren. Die Polizei geht willkürlich gegen die Bevölkerung vor. Bereits wenn man die Stadt betreten möchte, muss man den berüchtigten Depin-Kontrollpunkt passieren. An diesem Kontrollpunkt terrorisieren türkische Militärpolizisten, Soldaten und Geheimdienstleute die Bevölkerung und es kommt immer wieder zu schweren Misshandlungen. So wurde am Montag ein Sammeltaxi am Kontrollpunkt gestoppt. Aussagen zufolge wurden die Insassen Azad Kaya, Şevket Kaya und Hamdullah Kaya sowie der Fahrer Fatih Ağacanoğlu von den Polizisten beleidigt und geschlagen. Die Polizisten schrien die Insassen des Fahrzeugs an: „Seht ihr nicht, dass wir Polizisten sind? Was blinkst du hier, vor wem zum Teufel willst du hier angeben.“ Dann hätten sie die Insassinnen aus dem Fahrzeug geholt und begonnen sie zu misshandeln.
Misshandlungen und Nacktdurchsuchung
Die vier jungen Männer wurden aus dem Fahrzeug in eine Lagerhalle gebracht und dort gezwungen, sich nackt auszuziehen und laut ihren Aussagen von 15 Polizisten geschlagen. Die Polizisten zeigten den nackten Männern ihre Knüppel und beleidigten und bedrohten sei. Anschließend wurden sie wieder gehen gelassen. Ihre Körper sind von Verletzungen der Misshandlungen übersät. Sie ließen sich im Anschluss im Staatlichen Krankenhaus von Hakkari ihre Verletzungen bestätigen. So wurde beispielsweise ein doppelter Nasenbeinbruch bei Azad Kaya festgestellt. Die Familien der Misshandelten kündigten an, juristisch gegen die beteiligten Polizisten vorzugehen.
Wie zu erfahren war, wurden die jungen Männer, nachdem sie sich ihre Verletzungen attestiert lassen hatten, erneut festgenommen und zur Vernehmung auf die Militärpolizeidirektion der Provinz Hakkari gebracht. Offenbar hatten die Polizisten die jungen Männer bis zum Krankenhaus verfolgt und sie und ihre Angehörigen im Krankenhaus beleidigt, bedroht und anschließend erneut festgenommen.
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Asayîş: Türkische Kriegsverbrechen müssen verfolgt werden
An nur einem Tag wurden bei türkischen Artillerie- und Drohnenangriffen in Gebieten der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) mindestens fünfzehn Zivilpersonen getötet, weitere Menschen sind verletzt worden. Die Behörde für innere Sicherheit (Asayîş) verurteilte das Vorgehen scharf und warf der Türkei vor, Staatsterrorismus gegen die Bevölkerung zu betreiben.
„Wenn Zivilisten bombardiert werden, handelt es sich eindeutig um Kriegsverbrechen”, betonte die Asayîş-Kommandantur in einer am Montagabend herausgegebenen Mitteilung. Dass diese dennoch international weitgehend ignoriert werden, sei besorgniserregend. Der türkische Staat und seine dschihadistischen Proxytruppen der SNA („Syrische Nationalarmee“) begingen mit diesen Morden in Nord- und Ostsyrien schwere Verbrechen an der Menschlichkeit. Es sei moralisch geboten und stärke das Völkerrecht, wenn die Taten verfolgt und bestraft werden.
„Die Staatengemeinschaft und ihre Organisationen müssen endlich Maßnahmen ergreifen, um die völkerrechtswidrige Militärgewalt der Türkei zu stoppen“, forderte die Behörde. Der Ruf nach Aufklärung der mutmaßlichen Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung sei laut, sie erforderten eine Untersuchung durch den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH). Die humanitären Folgen dieser Angriffe auf die Region bezeichnete die Asayîş als verheerend. „Unsere Bevölkerung wird in einen Zustand dauerhafter Angst versetzt. Es wird beabsichtigt, die Sicherheit in unseren Regionen zu zerstören.“
In der Nacht auf Montag hatte eine türkische Kampfdrohne ein Dorf im Westen der Kleinstadt Ain Issa bombardiert. Zwölf Mitglieder derselben Familie, darunter auch Frauen sowie sechs Kinder, wurden getötet. Stunden später wurde zunächst die östlich des besetzten Serêkaniyê (Ras al-Ain) gelegene Gemeinde Zirgan (Abu Rasen) aus der Luft attackiert. Ein Landwirt starb, zwei Menschen wurden verletzt. Anschließend nahm eine fliegende Tötungsmaschine ein Auto ins Visier, das die Verbindungsstraße zwischen Zirgan und Dirbêsiyê befuhr. Drei Insass:innen kamen mit teils schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Am Nachmittag wurde ein Dorf südwestlich von Kobanê von schwerem Maschinengewehrfeuer getroffen. Dabei sind zwei Kinder ums Leben gekommen.
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Toter bei israelischem Luftangriff in Qamişlo
Teile der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sind nach Einbruch der Dämmerung von einer Reihe Explosionen erschüttert worden. Laut Angaben aus Sicherheitskreisen vom späten Montagabend handelte es sich um israelische Luftangriffe auf militärische Anlagen des ehemaligen Regimes, darunter in Qamişlo und Amûdê. In Qamişlo wurde ein Mann getötet, als Granatsplitter auf ein Wohnhaus unweit der Rojava-Universität im östlichen Stadtteil Taxa Cûdî fielen. Eine weitere Person wurde verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Auch im Umland des Flughafens kam es zu Explosionen.
Auch andere syrische Städte wurden von der israelischen Luftwaffe bombardiert, darunter Damaskus, Homs, Hama, Latakia und Daraa. Innerhalb weniger als zwölf Stunden habe Israel mehr als 100 Ziele im Land angegriffen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) mit. Es seien die „schwersten Angriffe (Israels) in der Geschichte Syriens“, sagte SOHR-Leiter Rami Abdurrahman zu Medien.
Die Luftangriffe hätten ebenfalls Anlagen der syrischen Armee gegolten. Neben Munitionsdepots seien auch Forschungszentren, Marine-Schiffe, Flughäfen und Luftflotten getroffen worden. Auch die syrische Luftabwehr sei mit den Angriffen außer Betrieb gesetzt worden. Israel will offenbar verhindern, dass von den Truppen der gestürzten Regierung von Präsident Baschar al-Assad zurückgebliebenes Militärgerät in die Hände anderer fällt.
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