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Aktualisiert: vor 1 Stunde 21 Minuten

Kurdischer Imam nach Herzanfall verhaftet

14. August 2024 - 16:00

Der 75-jährige kurdische Imam Hüseyin Sabri Mavi ist verhaftet und in eine Vollzugsanstalt in Wan (tr. Van) gebracht worden. Er ist bettlägerig, zu 96 Prozent schwerbehindert und hat bei seiner Festnahme einen Herzanfall erlitten. Seine Rechtsanwältin fordert seine sofortige Freilassung.

Die Verhaftung geht auf ein 2012 in Gever (tr. Yüksekova, Provinz Colemêrg/Hakkari) eingeleitetes Verfahren im Zusammenhang mit den sogenannten „KCK-Ermittlungen“ gegen zivilgesellschaftliche Strukturen in der Türkei zurück. Mavi wurde 2019 in einem Massenprozess wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation zu knapp neun Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die Urteile gegen die insgesamt 24 Beschuldigten in dem Verfahren sind jetzt in höchster Instanz bestätigt worden.

Die Polizei nahm Mavi am 10. August in seiner Wohnung in Gever fest. Aufgrund des erlittenen Herzanfalls wurde er zunächst in das örtliche Staatskrankenhaus eingeliefert. Wie seine Rechtsanwältin Medya Çallı mitteilte, wurde er einen Tag später in das F-Typ-Gefängnis in Wan überstellt. Die Anwältin hat die Aussetzung des Vollzugs wegen Haftunfähigkeit beantragt. Ihr Mandant sei aufgrund multibler Erkrankungen schwer beeinträchtigt und nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus wegen des Verdachts auf einen Herzinfarkt nicht ausreichend untersucht und behandelt worden. „Mein Mandant kann im Gefängnis nicht überleben. Der Strafvollzug muss ausgesetzt werden“, so die Rechtsanwältin.

https://anfdeutsch.com/menschenrechte/politischer-gefangener-mehmet-emin-Cam-erleidet-herzinfarkt-42313 https://anfdeutsch.com/menschenrechte/alte-und-kranke-kurdische-gefangene-bei-40-grad-in-zellen-43232 https://anfdeutsch.com/aktuelles/egmr-verurteilt-tuerkei-wegen-kck-verfahren-12136

 

Kategorien: Externe Ticker

Guerilla greift türkische Invasionstruppen an

14. August 2024 - 16:00

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat in einer Mitteilung über den Widerstand der Guerilla gegen die türkische Invasion in Südkurdistan und die jüngsten Angriffe der türkischen Armee auf die Medya-Verteidigungsgebiete informiert. Den Angaben zufolge sind sechs Soldaten der türkischen Besatzungstruppen bei Guerillaaktionen in Metîna und an der Westfront der Zap-Region getötet worden.

Die türkische Armee setzt weiterhin Chemiewaffen und verbotene Sprengmittel gegen die Guerilla ein, die Medya-Verteidigungsgebiete wurden in den vergangenen drei Tagen 35 Mal von Kampfjets bombardiert. Zu den Einzelheiten machten die HPG folgende Angaben:

Metîna

Im Widerstandsgebiet Serê Metîna zerstörte eine Scharfschützin der YJA Star (Verbände freier Frauen) am Montagmorgen eine Überwachungskamera der türkischen Armee. Wenige Stunden später wurde ein Soldat bei dem Versuch getötet, die zerstörte Kamera auszutauschen.

Westliche Zap-Region

Im Gebiet Girê Amêdî griff die Guerilla in der vergangenen Nacht ein türkisches Militärlager an. Kurz vor Mitternacht schlugen die Kämpfer:innen aus dem Nahabstand mit leichten Waffen zu und zerstörten zwei Stellungen, drei Überwachungskameras und drei Projektoren. Vier Soldaten wurden getötet, zwei weitere verletzt. Ein Container wurde durch den Beschuss beschädigt.

Ein weiterer Soldat ist am Montag bei einem Sniper-Angriff in Girê Amêdî ums Leben gekommen. Die Besatzungstruppen in dem Gebiet sind im Zeitraum 11. bis 13. August außerdem fünfmal mit schweren und halbautomatischen Waffen angegriffen worden, zwei feindliche Stellungen wurden dabei beschädigt.

In Girê Bahar wurde am Montag eine Überwachungskamera durch Beschuss mit einer halbautomatischen Waffe beschädigt. In der Nacht auf Dienstag intervenierte die Guerilla gegen Hubschrauber im Luftraum über dem Gebiet. Die Flüge wurden daraufhin eingestellt.

Angriffe der türkischen Armee

Die türkische Armee hat einen Guerillatunnel in Girê FM am Dienstag 13 Mal mit chemischem Gas und zweimal mit unkonventionellen Sprengmitteln angegriffen. Gegen die Tunnelanlage an der Westfront der Zap-Region werden seit über drei Monaten verbotene Waffen eingesetzt. An einem Tunnel in Girê Cûdî kam es am Montag zu zwei Einsätzen mit unkonventionellen Bomben.

Die Medya-Verteidigungsgebiete sind im Zeitraum 11. bis 13. August 35 Mal von Kampfjets bombardiert worden. Angriffsziele waren die Gebiete Şehîd Şerîf, Lolan, Girê Şehîd Hêmin, Sinînê und Berbizina in Xakurke, Deşta Kafya, Zêvkê, Dêreşê, Şiyê, Girê Kun und Zengil in Gare, Girê Bahar im Zap, Şêlazê und Serê Metîna in Metîna sowie Girê Şehîd Cihan, Sûredê, Kortek, Bêywan und Komuta in Qendîl.

https://anfdeutsch.com/hintergrund/erdogans-traum-der-neue-ataturk-zu-werden-wurde-von-der-guerilla-zerstort-43246 https://anfdeutsch.com/kurdistan/bese-hozat-die-gefahr-in-sudkurdistan-wird-verkannt-43241 https://anfdeutsch.com/kurdistan/aktionsserie-der-guerilla-gegen-turkische-besatzer-43215

 

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Erdoğans Traum wurde von der Guerilla zerstört

14. August 2024 - 14:00

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat in einer seiner zahlreichen Erklärungen den Satz verwendet: „Wir führen den größten Kampf gegen den Terrorismus in der Geschichte der Republik.“ Dieser Satz war gleichzeitig ein Eingeständnis, dass der türkische Staat einen gigantischen Krieg gegen die Freiheitsguerilla Kurdistans führt. In den letzten vier Jahren ist der Staat mit all seinen Institutionen mobilisiert worden und hat sich mit jeder Faser in diesen Krieg gestürzt. Gleichzeitig versucht der Staat so zu tun, als ob alles unter Kontrolle sei und er sehr erfolgreiche Operationen durchführe. Er versucht, diesen gigantischen Krieg als normal erscheinen zu lassen. Da das Regime einen absoluten Sieg nicht verkünden kann, ohne sein Ziel vollständig erreicht zu haben, versucht es, die öffentliche Wahrnehmung so weit wie möglich zu beeinflussen. Dabei spielen die Spezialkriegsmedien und die psychologische Kriegsführung eine entscheidende Rolle. Mit völlig falschen und manipulativen Nachrichten wird versucht, die rassistischen und faschistischen Massen ständig in Bewegung zu halten, manchmal, indem man das Ausmaß des Krieges unsichtbar macht, und manchmal auch, indem man seine Bedeutung offiziell zum Ausdruck bringt.

Zweifelsohne hat dieses Vorgehen bisher eine gewisse Akzeptanz gefunden, aber je länger der Krieg andauert, desto mehr bekommt die Gesellschaft dessen verheerenden Folgen zu spüren. Daher werden das Narrativ und das Vorgehen des Staates nicht mehr so akzeptiert wie früher. Darüber hinaus ist es dem Staat nicht möglich, mit seiner Diskurskontrolle Erfolg zu haben, wenn es eine Kraft wie die Freiheitsguerilla Kurdistans gibt, die nicht zögert, die Wahrheit jederzeit ungeschminkt öffentlich zu machen.

Wenn man sich die offiziellen Erklärungen von 2021 bis heute ansieht, kann man leicht erkennen, wie verzweifelt der Staat sich permanent selbst widerspricht. Das gestern Gesagte ist das Gegenteil von dem, was heute gesagt wird. Jede der entscheidenden staatlichen Institutionen ist zu einem Propagandazentrum geworden. Während die Institutionen des Staates auf diese Weise agieren, befinden sich ihre Führungsriegen in einem Konkurrenzkampf, um ihren Anteil zu ergattern. Erdoğan hatte bereits ein- oder zweimal zuvor gesagt, dass „wir den größten Krieg gegen den Terrorismus in der Geschichte der Republik führen“. Der Verteidigungsminister muss sich gesagt haben, dass er es sei, der diesen Krieg führt, und so hat er die Messlatte noch höher gelegt. Als er anlässlich des Ramadan-Festes die Grenze besuchte, hatte erklärt: „Die türkischen Streitkräfte haben die intensivsten und effektivsten Aktivitäten seit unserem Unabhängigkeitskrieg durchgeführt.“

Der Traum von einem „neuen Atatürk“

Im Jahr 2015 setzte der türkische Staat einen „Niederwerfungsplan“ in die Tat um. Ein neues Regime auf der Grundlage neuer Allianzen begann, um das zweite Jahrhundert der Republik Türkei auf der Vernichtung und Verleugnung des kurdischen Volkes aufzubauen. Erdoğan begann als Gründungschef dieses Regimes davon zu träumen, der zweite Atatürk zu werden. Dazu musste es einen zweiten „Unabhängigkeits- oder Befreiungskrieg“ geben. Da ein solcher Krieg nicht gegen einen Staat, eine Welt- oder Regionalmacht geführt werden konnte, wurde das kurdische Volk, das bereits ein Jahrhundert lang von den türkischen Regimen massakriert und systematisch ermordet worden war, als idealer Feind auserkoren. Unter diesem Motto wurde mit dem Aufbau des heute bestehenden faschistischen Regimes begonnen und alle Ressourcen des Landes wurden für den Krieg mobilisiert.

Erdoğan plante, seinen endgültigen Sieg am 100. Jahrestag der Republik mit einer großen Militärparade zu verkünden, als siegreicher Führer, der die Fahne in Qendîl gehisst und den letzten Nagel in den Sarg der Kurden geschlagen hat. Dazu hätte er bis Oktober 2023 nach Qendîl vorrücken müssen, mit aktiver Unterstützung der NATO. Das war Erdoğans „Unabhängigkeitskrieg“. Indem wir uns die wichtigen Wendepunkte dieses Krieges ins Gedächtnis rufen, soll hier analysiert werden, wie dieser begann und wie er derzeit ausgetragen wird.

Die Niederlage von Gare und die Folgen

Hulusi Akar, der damalige Verteidigungsminister, hatte erklärt, dass die Anfang 2021 begonnene Offensive, die er als „Klauen-Blitz und Klauen-Donner“ bezeichnet hatte, bis zum Herbst des Jahres abgeschlossen sein würde. Sie sollte ganz Avaşîn sowie große Teile von Zap und Metîna umfassen. Der Angriff sollte, wie er sagte, so schnell wie „Blitz und Donner“ erfolgen, und das geplante Ziel musste so schnell wie möglich erreicht werden. Zu diesem Zweck erhielt der türkische Staat sowohl die Zustimmung als auch die Unterstützung internationaler und einiger regionaler Mächte. Insbesondere sicherte man sich jede Art von Unterstützung durch die NATO. Der viertägige Angriff auf Gare erfolgte vom 10. bis 14. Februar 2021. Die von Erdoğan einige Tage zuvor mit den Worten „Ich werde in den nächsten Tagen eine gute Nachricht haben“ angekündigte Operation endete in einem Fiasko. Daher wurde ein weiterer Angriff als Plan B eingeleitet. Die Niederlage von Gare wäre ein Thema für sich, daher möchte ich nur kurz daran erinnern, denn wir können die Situation nicht vollständig verstehen, wenn wir den viertägigen Angriff nicht in das Bild mit einbeziehen. Der derzeitige Krieg ist also die Fortsetzung des Angriffs auf Gare.

Sie wurden mit Überraschungen durch die Guerilla empfangen

Am 23. und 24. Mai 2021 begann die türkische Armee, sich blitzschnell von den Gipfeln in Avaşîn, wo sie zuvor mit Hubschraubern gelandet war, in die Region hineinzubewegen. Bis zum 1. Juni 2021 kam es zu heftigen Gefechten, und schließlich mussten sich die türkischen Truppen ebenso blitzschnell wieder auf die Gipfel zurückziehen, auf denen sie zuvor abgesetzt worden waren. Wie Hulusi Akar sagte, war es ihr Ziel, schnell vorzurücken und die Operation bis zum Herbst abzuschließen. Es ging darum, bis nach Qendîl vorzudringen. Die Invasionstruppen, die schnell vorrückten, erlebten eine böse Überraschung. Einige Tage später musste Hulusi Akar sagen: „Das Gelände ist zu steil, die Hubschrauber finden keinen Landeplatz.“ Die Guerilla erlitt nicht wie erhofft Verluste durch die schweren Bombardierungen und gab ihre Stellungen und das Gelände nicht auf. Darüber hinaus begann sie, selbst in die Offensive zu gehen und den Besatzungstruppen schwere Schläge zu versetzen. Mit dieser Situation hatten die türkischen Strategen nicht gerechnet.

PDK als Retterin der türkischen Ambitionen

Als sich die türkische Armee am 1. Juni 2021 in Avaşîn zurückzog, kam die PDK sofort zur Hilfe und schickte am 5. Juni einen Militärkonvoi mit gepanzerten Fahrzeugen und Baumaterial nach Metîna. Es kam zu Zusammenstößen, als die PDK-Einheiten in Metîna versuchten, gegen die Guerilla in den Kriegstunneln im Gebiet Çarçel vorzugehen. Nach den Zusammenstößen und der damit geschaffenen Provokation begann der türkische Staat, ohne Zeit zu verlieren, am 7. Juni 2021 erneut Truppen in Avaşîn zu landen und vorzurücken. Dann errichtete die PDK in Çarçel drei separate Festungen. Die dortigen Guerillakräfte waren gezwungen, einige der von ihnen angelegten Kriegstunnel aufzugeben, um eine innerkurdische Konfrontation zu vermeiden. Am 9., 10. und 11. September 2023 landete die türkische Armee Truppen in den von der PDK errichteten Stützpunkten in Çarçel. Diese Stützpunkte dienen bis heute als Kommandozentrale für die laufenden Angriffe in Metîna. Die türkische Armee beendete ihre Anfang 2021 begonnene Invasion mit dem Rückzug aus vielen Gebieten in Avaşîn, Zap und Metîna zum Jahresende und verschob die Fortsetzung auf 2022.

Diesmal hieß es „Klauen-Schloss“

Der türkische Besatzungsstaat kündigte eine neue Offensive an, diesmal unter dem Namen „Klauen-Schloss“. Dieser neue Name zeigt bereits die sinkenden Erfolgsaussichten der Armee. Aus Blitz und Donner sollte nun ein Schloss, also eine Einkreisung und Belagerung der Guerillagebiete werden. Nach dem 14. April 2022 wurden die Luftangriffe intensiviert, und am Abend des 17. April 2022 begannen Hubschrauber mit der Landung von Truppen auf fast allen Gipfeln im Osten des Zap. Vom 17. April bis zum 24. Mai fand die heftigste Schlacht in der Geschichte Kurdistans statt.

Die Guerilla hatte mit einem solchen umfassenden Invasionsangriff gerechnet und nutzte dementsprechend jede Gelegenheit. Die Vorbereitungen, die neuen Formen des Vorgehens der Guerilla und die angewandten Taktiken verblüfften die türkische Armee. Weder bewaffnete Drohnen noch F16-Kampfjets konnten verhindern, dass türkische Hubschrauber abgeschossen oder getroffen wurden. Die türkische Armee musste ihre Toten und Verwundeten in Şîladizê mithilfe der PDK aus dem Kampfgebiet evakuieren. Vor allem in der Gegend von Kuro Jahro begann man, die Toten und Verwundetenauf Maultieren abzutransportieren, da sich die Hubschrauber nicht mehr nähern konnten.

Am 24. Mai versetzte die Guerilla der türkischen Armee einen tödlichen Schlag; in den Gebieten Kuro Jahro und Cehennem wurden revolutionäre Operationen durchgeführt. Nun waren es die Guerillakräfte, die schnell wie der Blitz und tödlich zuschlugen. Die Verluste, die die türkische Armee bei diesen revolutionären Operationen erlitten hatte, ließen sich nicht mehr verbergen.

Der türkische Angriff wird ausgeweitet

Im Kommandostab der türkischen Armee verbreitete sich Unruhe. Hulusi Akar, der noch am selben Tag an der Grenzlinie eintraf, gab nach einer Besprechung mit dem Kommando den Befehl zum Weitermachen. Darüber hinaus weitete er den Angriff auf einige Gebiete im Westen von Zap und Metîna aus, um die Verunsicherung in der Führungsriege zu schwächen und der Guerilla seine Entschlossenheit zu zeigen. Hulusi Akar muss geglaubt haben, dass der systematische Einsatz von Chemiewaffen und unkonventionellen Bomben sicher zu Ergebnissen führen würde, da er in mehreren Erklärungen sagte: „Wir werden diese Aufgabe zu Ende bringen und dieses Schloss bis zum Herbst schließen.“ Die Guerilla leistete Widerstand und kämpfte mit übermenschlichem Willen. Sie leistete unerbittlichen Widerstand gegen alle Arten von schwerem Bombardement, chemischen Waffen und unkonventionellen Bomben.

Die Rechnung ging nicht auf

Die türkische Armee befand sich in einer großen Notlage. Ihre Berechnungen gingen nicht auf, fast wöchentlich reisten Regierungsvertreter an die Grenzlinie. Die Versorgung der in steilem Gelände und auf den Gipfeln zurückgebliebenen Soldaten mit Nachschub und die Evakuierung von Verwundeten war nun ein Problem für sich. Dutzende Hubschrauber wurden getroffen und abgeschossen. Darüber hinaus wurden Fotos und Bilder von Leichen der von der Guerilla getöteten Soldaten an die Öffentlichkeit gebracht. So wurden die falschen Geschichten vom Heldentum, die von den Spezialkriegsmedien jeden Tag erzählt wurden, zunichtegemacht. Schließlich kamen die Herbst- und Wintermonate, und auch hier hatte man sich verkalkuliert. Die türkische Armee musste sich vielerorts Hals über Kopf zurückziehen, um sich vor den tödlichen Schlägen der Guerilla zu retten.

Die Zeit bis Oktober 2023 wurde knapp

Die türkische Armee begann ihre Offensive im Jahr 2023 später als in den Vorjahren. Aufgrund der Erdbeben im Februar und dem darauffolgenden Wahlkampf sowie den Veränderungen auf der Kommandoebene begann der Invasionsangriff erst in der Mitte des Jahres. Zunächst wurden Truppen an den Stellen abgesetzt, von denen sie sich im Vorjahr hatte zurückziehen müssen. Das entscheidende Datum war die erneute Luftlandung von Truppen in Girê Cûdî am 20. Juli. In der Zwischenzeit stand die türkische Armee unter Hochdruck, denn sie musste bis Oktober den Sieg erklären. Sie konnte das Hindernis der Guerilla nicht überwinden und musste innerhalb eines Monats einen Rückschlag nach dem anderen hinnehmen. Die türkische Armee sah es als Ausweg an, in aller Stille die Kommandostruktur auszutauschen. Am 9. September begann sie dann mit der Anlandung von Truppen in Amêdî, von wo sie sich wieder zurückziehen musste. Im Gebiet Çarçel in Metîna, wo die PDK seit dem 5. Juni 2021 Straßen und Festungen gebaut hatte, wurden ebenfalls Truppen zusammengezogen. Der Hauptunterschied bestand darin, dass die Truppen direkt auf den Stützpunkten landeten, die die PDK in den Vorjahren in diesen Gebieten errichtet hatte, und dass sie auch von der PDK über die von ihr errichteten Wege transportiert wurden. Gleichzeitig wurden mithilfe der PDK die Transporte von Panzerfahrzeugen und Baumaschinen verstärkt.

Trotz der PDK gingen die schweren Verluste weiter

Dies stellte eine große Erleichterung für die türkische Armee dar, da die Guerillakräfte bei Angriffen und insbesondere bei der Landung von Truppen häufig Hubschrauber abschossen oder zerstörten. Diesen Vorteil, den die Kollaborateure der PDK boten, wollte sie nutzen. Daher beschloss die türkische Armee, sich im Winter nicht wie in den Jahren zuvor aus den Gebieten Amedî und Girê Cûdî zurückzuziehen. Zu diesem Zweck errichtete sie mit Unterstützung der PDK Stützpunkte und begann, eine Sicherheitslinie um diese Militärstützpunkte herum zu schaffen. Um die Gipfel, auf denen die türkische Armee positioniert war, zu erreichen, mussten zwei oder drei Sicherheitslinien der PDK überquert werden. Trotz alledem führte die Guerilla in den Herbst- und Wintermonaten systematisch koordinierte Aktionen und revolutionäre Operationen durch, die in Form von Videomaterial und Dokumentationen in allen Einzelheiten öffentlich gemacht wurden. So wurde deutlich, dass auch die vom türkischen Staat mithilfe der PDK geschaffene Strategie zusammengebrochen war.

Peinliche Hundertjahresfeier

Erdoğans Träume, zu Beginn des zweiten Jahrhunderts der Republik eine Flagge in Qendîl zu hissen und der zweite Atatürk zu werden, zerschlugen sich, und die mit pompösen Aufwand geplante Siegesparade wurde durch eine bittere und gewöhnliche Zeremonie ersetzt. Interessanterweise zeigte nicht die MHP als wichtigster Partner des Erdoğan-Regimes Loyalität. Es war die PDK, die ihre Verbundenheit mit dem Regime in Ankara demonstrierte, indem Nêçirvan Barzani an einem in Hewlêr (Erbil) organisierten Empfang zur Hundertjahrfeier der türkischen Republiksgründung teilnahm und den Kuchen anschnitt. Dies war eine wichtige Botschaft an Erdogan, die besagte: „Gib nicht auf, wir sind bei dir, wir können es noch schaffen.“

Schicksalsgemeinschaft aus AKP, MHP und PDK

Das AKP/MHP-Regime und die PDK sind eine Art Schicksalsgemeinschaft, und sie sind gleichzeitig politisch und wirtschaftlich voneinander abhängig. Während das auf der Vernichtung der Kurd:innen aufgebaute faschistische AKP/MHP-Regime mit voller Wucht auf den Widerstand der Guerilla krachte und schwere Schäden erlitt, stehen der Barzanî-Clan und seine PDK nun demaskiert mitten in diesem Krieg. Die aktuelle Situation ist dem Widerstand der Guerilla zu verdanken. Während die Guerilla kämpft, zerbricht das faschistische AKP/MHP-Regime immer mehr. Mit diesem fortschreitenden Zusammenbruch gerät die PDK in immer größere Panik, da mit dem Ende des türkischen Faschismus auch ihre Existenzgrundlage erodiert und ihr wahres Gesicht immer mehr zum Vorschein kommt. So wurde die Guerilla offiziell zum gemeinsamen Feind erklärt. Die PDK muss alles in die Waagschale werfen, um das Schicksal des AKP/MHP-Regimes, das auch das ihre ist, abzuwenden. Sie ist Vollstreckerin eines Systems, das basierend auf einem Genozid am kurdischen Volk vor hundert Jahren aufgebaut wurde. Sie ist bestrebt, die Politik des Völkermords fortzusetzen und davon zu profitieren, weshalb sie beharrlich an diesem Status quo festhält.

Die Guerilla überwindet Sicherheitsbarrieren der PDK

Die türkische Armee, deren Strategie auf der Grundlage der Unterstützung der PDK ebenfalls zusammenbrach, geriet allmählich in eine Sackgasse. Ein solches Problem war, dass wenn man einen Hauptgipfel halten wollte, man auch mehrere Nebengipfel in der Umgebung kontrollieren muss, um Angriffe auf den Hauptgipfel zu verhindern. Aber um Angriffe zu verhindern, müssen weitere Gipfel gehalten werden und so weiter. So war die türkische Armee mit einer Situation konfrontiert, die jeden Tag neue Überraschungen bot. Deshalb bat sie die PDK um Hilfe. Die Guerillakräfte überwanden jedoch geschickt alle Sicherheitsbarrieren der PDK und schafften es, in Stellungen der türkischen Armee einzudringen, sie anzugreifen und auszuschalten. Jetzt ist die Situation für die türkische Armee noch unhaltbarer geworden, denn sie hat in vielen Gebieten schnell Truppen stationiert, die sie nicht schützen kann. Die Guerilla beherrscht alle Dimensionen des Geländes und entwickelt immer tödlichere Taktiken, die in keiner Weise mit denen der vergangenen Jahre vergleichbar sind. So werden zum Beispiel Luftangriffe, revolutionäre Operationen, koordinierte Guerillaaktionen und die Beherrschung militärischer Waffengattungen immer ausgefeilter, und so natürlich auch die Taktik der Kriegstunnel. Wie tödlich die neuen Taktiken der Guerilla in den letzten zwei Jahren geworden sind, lässt sich an den Erklärungen türkischer Staatsvertreter ablesen.

Unterstützung der NATO und Kollaboration des Irak

Nach ihrer historischen Niederlage stand die Türkei erneut bei den USA und der NATO vor der Tür und bat um Hilfe. Sie berief sich auf Artikel 105 der NATO. Damit zwangen die USA und die NATO der irakischen Zentralregierung eine Zusammenarbeit mit dem türkischen Staat auf, die keinerlei völkerrechtliche Grundlage hat. Die PDK hatte bereits aktiv mit dem türkischen Staat zusammengearbeitet, aber in der neuen Situation kam die irakische Zentralregierung hinzu.

Der Staat produziert Verbrechen am laufenden Band und beutet die Gesellschaft aus

Wenn wir auf die vergangenen hundert Jahre blicken, so konnten die kemalistischen Regime all ihrer Massaker zum Trotz den Willen des kurdischen Volkes und seine Entschlossenheit zum Widerstand nicht brechen. Der Staat schuf eine tief verankerte Kurdenfeindschaft und einen rassistischen Mob, der jederzeit mobilisiert werden kann. Diese Situation wurde allmählich zu einem magischen Schlüssel für die herrschenden Cliquen, um von den Segnungen des Staates zu profitieren und an der Macht zu bleiben. Diejenigen, die sonst nichts konnten, begannen die Machtzentren einzig und allein auf der Grundlage der Kurdenfeindlichkeit zu besetzen. Erdoğan und seine Interessenpartner gehören zu diesen unqualifizierten und lumpenhaften Gestalten. Der Unterschied zwischen ihnen und den früheren Machtzentren besteht also darin, dass sie von niedrigem Kaliber sind und keine humanitären oder moralischen Regeln anerkennen. Nach 100 Jahren dieser Art von Gesellschaft und staatlicher Bürokratie, die auf der Grundlage der Kurdenfeindschaft geschaffen wurden, passte Erdoğan an der Spitze dieses Staates, wie der Deckel auf den Topf .

Die kurdische Freiheitsbewegung konnte voraussehen, dass Erdoğan am Ende ein großes Massaker an den Kurd:innen verüben würde, um seine Macht zu erhalten und sein eigenes despotisches Regime zu errichten. Schließlich begann Erdoğan zu erklären, er sei kurdenfeindlicher als jeder andere. Die etablierten Faschisten begannen, ihm stehende Ovationen zu geben, ihm auf die Schulter zu klopfen und alle Ressourcen des Landes für seinen Triumphzug zu mobilisieren. So errichtete der Staat ein Spezialkriegsregime für Erdoğan. Der Dialog mit den Kurd:innen wurde gekippt und der Krieg eskalierte im Juli 2015.

Dieser Krieg hat viele Phasen durchlaufen und dauert in voller Intensität an. Erdoğan wollte am 29. Oktober 2023 seinen Sieg verkünden. Die Kurden leisteten Widerstand und dieser Widerstand verhinderte den Erfolg der türkischen Kriegspolitik. Im Gegenteil, sie geriet in eine große Sackgasse. Die anderen Machtzentren der etablierten Ordnung begannen mit dem Finger auf Erdoğan zu zeigen. Deshalb reagieren der türkische Verteidigungsminister und Erdoğan, indem sie diesen Krieg mit dem „Unabhängigkeitskrieg“ gleichsetzen. Sie sagen: „Wir befinden uns in einem Unabhängigkeitskrieg; entweder seid ihr auf unserer Seite oder auf der Seite des Feindes.“ Der türkische Staat ist durch seine jahrhundertelange Politik des Völkermords an den Kurd:innen an einem Punkt angelangt, an dem er sich in eine kriminelle Maschine und ein Monster verwandelt hat, das die Gesellschaft auffrisst. Wir können diese konkrete Situation am besten an den Ergebnissen des Krieges sehen.

Die Bilanz der vergangenen vier Jahre

Insbesondere die Zahlen der letzten vier Jahre vermitteln ein klares Bild davon, wie die türkische Armee in diesem Krieg scheitert und sich in diesem Sumpf abmüht.

* Von Januar 2021 bis zum 30. Juli 2024 führte die türkische Armee 9.949 Luftangriffe mit F-16-Kampfjets durch.

* Kampfhubschrauber, Haubitzen, Mörser und Kamikaze-Drohnen griffen 6.745 Mal an.

* Elfmal wurden taktische Nuklearwaffen und 5.284 Mal unkonventionelle Bomben und chemische Waffen eingesetzt.

* Insgesamt fanden in 31 Monaten 21.953 Bombardierungen statt.

* Von Juli 2015 bis zum 31. Dezember 2020 hat die türkische Armee 2.856 Luftangriffe und 3.388 Bodenangriffe (Mörser und Haubitzen) durchgeführt.

* Vom 30. Juli 2015 bis zum 30. Juli 2024 wurden also insgesamt 28.197 Bombardierungen durchgeführt.

* In nur neun Jahren, d.h. von Juli 2015 bis zum 30. Juli 2024, wurden insgesamt 12 Millionen Tonnen Bomben und 23 Millionen Tonnen Munition und Munition eingesetzt.

Im Lichte dieser Daten zeigt sich, wie sich die türkische Armee selbst auf dem Schlachtfeld aufreibt. Wenn man auf die Guerilla blickt, wie sie mit immer neuen Innovationen am Boden und aus der Luft die türkische Armee angreift, kann man nur von einer echten militärischen Revolution sprechen.

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HRE berichten vom Widerstand gegen Besatzer: 20 Tote

14. August 2024 - 14:00

Die Befreiungskräfte Efrîns (HRE) haben in einer Mitteilung über den Widerstand gegen die türkisch-dschihadistischen Besatzer in Nordsyrien informiert. Den Angaben zufolge sind in der vergangenen Woche 20 Dschihadisten getötet worden, 17 weitere wurden verletzt.

Demnach wurde am 9. August eine Stellung der Besatzer in Azaz angegriffen und zerstört. Bei der Aktion kamen drei dschihadistische Söldner ums Leben, fünf weitere erlitten Verletzungen. Am 11. August führten die HRE einen Dreiflankenangriff auf einen feindlichen Stützpunkt in Mare durch. Die Widerstandskämpfer:innen drangen in die Stellungen ein und eroberten zwei mit schweren Maschinengewehren (DschK) bestückte Fahrzeuge. Die Waffen wurden zunächst gegen anrückende Verstärkung der Besatzungstruppen eingesetzt und anschließend zerstört. Die HRE-Einheit konnte sich nach erfolgreichem Abschluss der Aktion ohne Verluste zurückziehen. Bei der Operation wurden 17 Söldner getötet und zwölf weitere verletzt. Mehrere Stellungen, Fahrzeuge und Motorräder wurden zerstört. Die HRE beschlagnahmten einen Revolver, zwei Gewehre, RPG-Granaten, sieben Kalaschnikow-Magazine, Munition, ein Mobiltelefon und einen Militärausweis.

Wer sind die HRE?

Die Hêzên Rizgariya Efrînê (HRE) haben sich 2018 nach der Besatzung von Efrîn durch die Türkei gegründet. Mit dem Ziel, die Region von den Besatzern zu befreien, führt die Widerstandsgruppe gezielte Anschläge gegen die türkische Armee und dschihadistische Söldner durch.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/zwei-hre-kampfer-bei-gefechten-in-efrin-gefallen-43235 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/vergeltungsschlage-gegen-besatzer-in-nordsyrien-43049 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/hre-aktionen-gegen-pro-turkische-soldner-43118

 

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Sewêreg: Hochzeiten unter Polizeiaufsicht

14. August 2024 - 14:00

Der türkische Staat versucht, jede kurdische kulturelle oder politische Äußerung zu unterdrücken. In den letzten Wochen und Monaten häuften sich Angriffe auf Menschen, die zu kurdischer Musik tanzten. Dutzende Personen wurden festgenommen, misshandelt und verhaftet.

Nun berichtet die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) aus dem nordkurdischen Landkreis Sewêreg (Siverek), dass Hochzeiten nur noch unter massiver Polizeipräsenz stattfinden. So stehen Polizeipanzer vor den Orten, an denen Hochzeiten stattfinden. Berichten zufolge weisen Polizist:innen sogar darauf hin, welche Lieder gespielt werden sollen. Die Polizei habe gedroht, eine Hochzeitsfeier zu verbieten, wenn nicht die vorgegebene Playlist gespielt würde. Gleichzeitig werden systematisch Bereitschaftspolizeieinheiten in der Nähe von Hochzeiten zusammengezogen. Um zu kontrollieren, dass keine kurdischen kulturellen oder politischen Äußerungen stattfinden, werden sogar Hochzeitskonvois von Panzerwagen der Polizei begleitet.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/polizei-uberfallt-hochzeitsfeier-in-istanbul-43213 https://anfdeutsch.com/aktuelles/osmaniye-funf-personen-wegen-kurdischer-tanze-festgenommen-43155 https://anfdeutsch.com/aktuelles/wer-govend-tanzt-wird-verhaftet-43059 https://anfdeutsch.com/kurdistan/sechs-frauen-nach-kurdischer-hochzeit-festgenommen-43043 https://anfdeutsch.com/aktuelles/keskin-ruckkehr-der-90er-jahre-43100

 

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„Wir fachen Heval Egîds Feuer jeden Tag weiter an“

14. August 2024 - 12:00

Am 15. August 1984 begann die PKK mit einer Aktion in Dih (tr. Eruh) den bewaffneten Kampf in Kurdistan. Den entscheidenden ersten Schuss, der wie Frantz Fanon es formulierte, den Kolonialherrn ebenso wie das kolonisierte Selbstverständnis trifft, feuerte dabei der Kommandant Egîd (Mahsum Korkmaz) ab. Er löste damit den Beginn des militärischen Freiheitskampfes aus, den heute tausende Kurd:innen in den Bergen fortsetzen. Zwei dieser Kämpfer:innen sind Dilgeş Botan (HPG) und Avaşîn Kurtay Dîrok (YJA Star). Im ANF-Gespräch äußerten sie sich zur Bedeutung des 15. August.

Avaşîn Kurtay Dîrok erklärte: „Für uns auf den Gipfeln der Berge haben die Feierlichkeiten zum 15. August eine ganz besondere Bedeutung. Der 15. August schuf ein Licht der Hoffnung für unser ganzes Volk. Vor dem 15. August war das Volk Kurdistans der Auslöschung ausgesetzt. Von Agirî über Amed bis Dersim erlebte das kurdische Volk schwerste Massaker. Es war nicht in der Lage, sich aufzulehnen oder sich zu erheben. Mit dem Auftauchen der PKK und dem Widerstand in den Gefängnissen änderte sich diese Situation. Mit dem Beginn des bewaffneten Kampfes unter der Vorhut von Heval Egîd begann eine neue Ära.

 


Heute geht der Freiheitskampf in Bergen Kurdistans im Geiste des 15. August weiter. Die YJA Star und HPG machen die Stellungen des Feindes dem Erdboden gleich. Selbst unter schwierigsten Winterbedingungen wurden zahlreiche Aktionen gegen den Feind durchgeführt. Jeden Tag werden Drohnen der Invasionstruppen abgeschossen. All dies ist eine Fortsetzung des Aufbruchs vom 15. August. In diesem Geiste kämpfen wir gegen den Feind. Auch Heval Sara und Rûken und Heval Erdal und Rojhat haben den Feind erfüllt von diesem Geist des Widerstands ins Herz getroffen. Wir haben den Widerstandsgeist des 15. August verinnerlicht.“

Die Kämpferin nimmt hier Bezug auf Sara Goyî (Tolhildan) und Rûken Zelal, die am 26. September 2022 eine Aktion gegen eine Polizeibasis in Mersin durchführten. Die beiden Frauen waren in die Basis gegangen, hatten die Eingangswache durch Pistolenschüsse getötet und waren dann bis ins Innere vorgedrungen. Mit Langwaffen eröffneten sie das Feuer und sprengten sich dann unter Polizisten in die Luft. „Die beiden Kämpferinnen waren entschlossen, ihr Leben bei der Aktion zu opfern“, hieß es von den HPG. Bei der Aktion hatte es nach Angaben der HPG Tote und Verletzte in den Reihen der Polizei gegeben. Rojhat Zîlan (Özkan Şahin) und Erdal Şahin (Hasan Oğuz) führten im vergangenen Jahr eine ähnliche Aktion gegen das Innenministerium in Ankara durch.

Die Guerilla hat der AKP/MHP-Koalition eine Niederlage beigebracht“

 


Der HPG-Kämpfer Dilgeş Botan schloss an: „In diesem Krieg geht es für das kurdische Volk um Sein oder Nichtsein. Wir glauben fest daran, dass wir diesen Kampf gewinnen werden. Jeden Tag versetzen wir dem Feind schwere Schläge. Das gibt unserem Volk große Begeisterung und Moral. Die Wirkung der feindlichen Drohnen in Kurdistan nimmt von Tag zu Tag ab. Diese Tatsache zeigt, dass das AKP/MHP-Bündnis durch die Guerilla bereits besiegt wurde. Die Besatzungsarmee hat all ihre technischen Möglichkeiten und Mittel gegen die Guerilla eingesetzt. Aber wir leisten weiter großen Widerstand gegen diese Angriffe. Dieser Krieg wird gewonnen werden, weil der Kampf im Geiste des Genossen Egîd geführt wird. Er entzündete das Feuer der Freiheit, und wir vergrößern dieses Feuer Tag für Tag. Hevalê Egîd hat das Schicksal des kurdischen Volkes verändert.“

https://anfdeutsch.com/aktuelles/kcdk-e-gemeinsam-die-plane-des-turkischen-faschismus-vereiteln-43243 https://anfdeutsch.com/hintergrund/vierzig-jahre-kurdische-freiheitsguerilla-43240 https://anfdeutsch.com/kurdistan/guerilla-feiert-vierzig-jahre-befreiungskampf-43236 https://anfdeutsch.com/hintergrund/15-august-1984-wendepunkt-in-der-kurdischen-geschichte-13214

 

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KCDK-E: Gemeinsam die Pläne des türkischen Faschismus vereiteln

14. August 2024 - 12:00

Der kurdische Europadachverband KCDK-E gab anlässlich des am 15. August bevorstehenden 40. Jahrestags des Beginns des bewaffneten Kampfes der PKK eine Erklärung ab. Der Verband erklärte: „Der 40. Jahrestag des 15. August steht bevor. Es ist der 40. Jahrestag des Wendepunkts in der Geschichte des kurdischen Volkes vom Kampf um Sein oder Nichtsein zu einem Kampf um Befreiung. Wir feiern den ehrenhaften kurdischen Freiheitskampf, der durch unerbittlichen Widerstand gegen den mörderischen türkischen Staat vierzig Jahre das Pendel von Vernichtung zum Sein verschoben hat.“

Es wurden große Errungenschaften geschaffen“

In der Erklärung heißt es weiter: „Der Aufbruch vom 15. August hat große Fortschritte für das Bestehen der kurdischen Identität und die Freiheit gebracht. Keine Träne und kein Opfer waren umsonst, dieser Widerstand ist und bleibt der ehrenhafteste Widerstand in der Geschichte der Menschheit. Er ist eine Quelle der Inspiration für die Weltbevölkerung und die unterdrückten Völker im Kampf um Aufklärung und Freiheit. Die Freiheitsguerilla um Rêber Apo [Abdullah Öcalan], unser aufopferungsvolles Volk und die Völker der Welt haben diesen Kampf zu einer Fackel für die Befreiung der Menschheit gemacht. Unser Symbol sind all die unsterblichen Held:innen, Menschen wie Egîd und Zîlan. Für das 41. Jahr des Aufbruchs versprechen wir all unseren Gefallenen: Wir werden Rêber Apo und Kurdistan befreien und den großen Marsch zum Sieg fortsetzen. Wir werden unser Versprechen an alle unsere Gefallenen des Monats August durch unsere praktische Verbundenheit mit ihrem Kampf einlösen.

Lasst uns stärker um Rêber Apo zusammenkommen“

Unser Volk hat einen hohen Preis in seinem Kampf gegen die kolonialistischen Staaten und die Republik Türkei bezahlt. Das kurdische Volk, die Jugend und die Frauen haben die Fähigkeit zur Verteidigung auf der Grundlage ihrer eigenen Stärke entwickelt. Mit dem von Rêber Apo entwickelten Paradigma wurde eine historische Vorreiterrolle und die Funktion einer globalen Alternative erreicht. Das heutige globale Niveau, das die unter der von Rêber Apo begonnene Linie des 15. August erreicht hat, nimmt einen ehrenvollen Platz in der Geschichte der Menschheit ein und schenkt allen Hoffnung.

Reaktionäre Kräfte, Verräter und internationale Mächte versuchen, den Geist des Aufbruchs vom 15. August und seine Dynamik zu ersticken. Die Tatsache, dass verräterische Kräfte in diesen Tagen so offen an der Seite des völkermordenden türkischen Staates gegen den Freiheitskampf des kurdischen Volkes vorgehen, bestätigt diese Realität.

Der türkische Staat strebt die Besetzung und Annexion von ganz Kurdistan an. Zu diesem Zweck schart er Kollaborateure und Verräter um sich. Demgegenüber wird unser Volk seine Errungenschaften verteidigen, indem es sich um Rêber Apo zusammenschließt und fest zusammensteht. Das kurdische Volk, das sich um die Freiheitsguerilla versammelt, wird keinen Schritt vom Kampf zur Befreiung Kurdistans abweichen, es wird sich mutig gegen die Besatzungs- und Annexionsangriffe wehren.

Zum Jahrestag des 15. August rufen wir unser Volk auf, sich für den Kampf zu mobilisieren, indem wir uns für Rêber Apo und gegen die faschistische AKP/MHP-Koalition, die Verräter und alle internationalen Kräfte, die Komplizen beim Genozid sind, mobilisieren.

Das faschistische AKP/MHP-Regime und seine Kollaborateure stehen vor ihrem Ende. Lasst uns gemeinsam wie in allen vier Teilen Kurdistans überall auf der Welt zu Hunderttausenden gemeinsam mit unseren Freund:innen noch stärker für den Freiheitskampf und Rêber Apo eintreten. Lasst uns auf diese Weise die Besatzungs- und Annexionspläne des türkischen Staates vereiteln.“

https://anfdeutsch.com/hintergrund/vierzig-jahre-kurdische-freiheitsguerilla-43240 https://anfdeutsch.com/kurdistan/guerilla-feiert-vierzig-jahre-befreiungskampf-43236 https://anfdeutsch.com/hintergrund/was-geschah-am-15-august-1984-33552 https://anfdeutsch.com/hintergrund/15-august-1984-wendepunkt-in-der-kurdischen-geschichte-13214

 

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Guerillakämpfer:innen nach 55 Tagen beigesetzt

14. August 2024 - 10:00

Am 21. Juni waren die Leichen der YJA Star- und HPG-Kämpfer:innen Leyla Aykut und Nadir Budancer (Alan Malazgîrt) in das staatliche Krankenhaus von Colemêrg (tr. Hakkari) gebracht worden. Sie sollen bei einem türkischen Luftangriff getötet worden sein. Nun wurden beide 55 Tage nach ihrem Tod in ihren Heimatorten beigesetzt.

Die Polizei hatte von den Angehörigen von Leyla Aykut am 9. Juli DNA-Proben angefordert. Daraufhin begab sich die Familie zum staatlichen Krankenhaus von Elkê (Beytüşşebap) und gab eine Blutprobe ab. Am Montag wurde die Familie von der Staatsanwaltschaft Hakkari darüber informiert, dass der DNA-Test übereinstimme. Daraufhin wurde Aykuts Leiche am Dienstag vom Friedhof für Personen ohne Angehörige in Colemêrg exhumiert und in Elkê beigesetzt.

Aykuts Angehörige nahmen, ebenso wie Vertreter:innen des Kreisverbands der DEM-Partei von Elkê, an der Beerdigung teil. Nach den religiösen Abschiedsritualen wurde Aykuts Leichnam auf dem Xirabe-Friedhof bei Elkê neben dem Grab ihres Vaters Aziz Aykut beigesetzt. Der HDP-Aktivist Aziz Aykut war am 4. Dezember 2019 gestorben, nachdem er im Sommer mitten in der Chemotherapie gegen eine Krebserkrankung festgenommen worden war. Nach der Beerdigungszeremonie begaben sich die Menschen zum Haus der Familie, um den Angehörigen ihr Beileid zu bekunden.

Der HPG-Kämpfer Nadir Budancer (Alan Malazgîrt) wurde ebenfalls beigesetzt. Er wurde im Dorf Torake im Kreis Malazgîr in der Provinz Mûş begraben.

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Die Gefahr in Südkurdistan wird verkannt

14. August 2024 - 10:00

Besê Hozat, Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) hat sich in einer Sondersendung bei Medya Haber TV zu aktuellen Fragen geäußert. Es folgen Ausschnitte aus dem ausführlichen Interview:

Die Gefahr in Südkurdistan wird verkannt

In der gegenwärtigen Situation hat die türkische Armee die PDK auf ihre Seite geholt und sich die Unterstützung des Irak gesichert. Damit versucht sie, die Guerilla zu liquidieren und Başûrê Kurdistanê [Südkurdistan] vollständig zu besetzen und zu annektieren. Der türkische Staat hat dafür all seine Kräfte mobilisiert, aber er kann keine Ergebnisse erzielen. Er erleidet überall große Schläge und verheimlicht es vor der Gesellschaft. Was gegenwärtig in Südkurdistan betrieben wird, ist eine Politik des Völkermords an den Kurdinnen und Kurden. Es ist eine Politik der Besetzung und Annexion. Die Regierung von Başûr, insbesondere die PDK, begeht Verrat. Einige Kreise sind nicht dabei, aber sie sind sich dieser Tatsache nicht ausreichend bewusst. Unser Volk und andere Organisationen als die PDK, die YNK, Gorran, islamische Organisationen, die Gesellschaft, die Stämme sollten die Realität sehen: Der türkische Staat betreibt derzeit eine Politik des Völkermordes, der Besatzung und der Annexion in Başûr.

Systematischer Vernichtungsfeldzug

Behdînan wird niedergebrannt. Es brennt überall. Wälder, Gärten, Felder, alles wird angezündet. Die Dörfer werden bombardiert, Hunderte Dörfer sind entvölkert worden. Die ländlichen Gebiete sollen vollständig übernommen werden. 1993 und 1994 wurden 4000 Dörfer in Bakurê Kurdistanê [Nordkurdistan] zerstört. Dieselbe Politik wird jetzt in Başûr umgesetzt. Der türkische Staat ist Feind der Kurdinnen und Kurden, er ist Feind ihres Landes, ihrer Bäume, ihrer Tiere und sogar ihrer Gräber. Er baut Stützpunkte auf Friedhöfen, er zerstört die Landschaft und vernichtet die Geschichte und das historische Gedächtnis. Das ist Völkermord. Es wird ein systematischer Völkermord betrieben.

Vor Mosul und Kerkûk steht nur die Guerilla

Auch der Verrat ist grenzenlos. Başûrê Kurdistanê ist an den türkischen Staat verhökert worden. Türkische Staatsvertreter sprechen ständig von 40 bis 45 Kilometern. Dieses Gebiet ist ihnen von der PDK und dem Irak verkauft worden. Sie verkünden lautstark, eine Pufferzone einzurichten und es zu annektieren. Es geht auch nicht nur um 45 Kilometer, das verkaufte Gebiet reicht bis über Mosul hinaus. Es gibt Berichte darüber und die uns vorliegenden Informationen werden durch das gegenwärtige Vorgehen bestätigt. Wenn es gelingt, die Guerilla zu überwinden, wird der türkische Staat in Mosul und Kerkûk einfallen. Die türkische Strategie ist darauf ausgerichtet, Südkurdistan einschließlich Mosul und Kerkûk zu besetzen und zu annektieren.

Schmutzige Deals

Zu dieser Strategie gehört auch die politische, wirtschaftliche und militärische Hegemonie des türkischen Staates im Irak. Beispielsweise werden im Rahmen des sogenannten Entwicklungsstraßenprojekts überall Kräfte entsandt, der Geheimdienst organisiert sich, die Besatzung weitet sich aus und wird legitimiert. Eine Delegation aus dem Irak wird auch in die Türkei fahren. Es gibt sehr schmutzige Verhandlungen und Inhalt dieses Deals sind kurdische Werte, kurdische Blut und kurdisches Leben. Die Kurdinnen und Kurden sollen eine finstere Zukunft haben. Die kurdische Gesellschaft muss endlich aufwachen.

Internationale Dimension der kurdischen Frage

Der kurdische Freiheitskampf ist keine Frage, die nur mit dem türkischen Staat gelöst werden kann oder auf ihn beschränkt ist. Er hat eine regionale Dimension und ist zu einem internationalen Problem geworden. Die Kurdinnen und Kurden haben Gewicht in der Balance der Weltpolitik. Niemand kann diese Tatsache leugnen, niemand kann Politik machen, indem er sie leugnet. Die Guerilla stellt die zweitgrößte Armee der NATO taktisch und technisch vor eine echte Herausforderung. Die türkische Armee liegt in Trümmern. Sie führt seit vier Jahren ohne Unterbrechung einen Totalangriff mit allen möglichen Techniken durch und verwendet alle Arten von schmutzigen Methoden. Sie setzt chemische und andere verbotene Waffen ein, aber sie kann keine Ergebnisse erzielen. Die Guerilla hat sich entsprechend der Realität dieser Zeit modernisiert, hat sich mit dem Verständnis der demokratischen Moderne strukturiert, hat eine neue Taktik, ein neues Verständnis, einen neuen Stil erlangt, hat sich technologisch ausgerüstet und entwickelt dies schrittweise weiter. Die Auswirkungen davon werden in den kommenden Jahren auch in Bakur immer stärker zu spüren sein. Mit dem neu strukturierten Verständnis der demokratischen Moderne wird dieser legitime Kampf in stärkster Form fortgesetzt werden, davon bin ich überzeugt.

https://anfdeutsch.com/hintergrund/hpg-kommandant-es-geht-nicht-nur-um-die-pkk-43094 https://anfdeutsch.com/hintergrund/informationsdossier-zum-turkischen-annexionskrieg-in-sudkurdistan-42994 https://anfdeutsch.com/hintergrund/wie-die-entwicklung-der-guerilla-den-krieg-verandert-42980 https://anfdeutsch.com/aktuelles/bundesregierung-weiss-nichts-uber-turkische-invasion-in-sudkurdistan-42449

 

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Vierzig Jahre kurdische Freiheitsguerilla

14. August 2024 - 8:00

Wer Ende der 1970er Jahre unterwegs war in dem Teil Kurdistans, der dem türkischen Staatsgebiet zugesprochen wurde, spürte diese beklemmende Stille einer ausgebeuteten und gedemütigten Bevölkerung, kurz davor, ihre Identität zu verlieren. Kollektive Resignation vor den Besatzern, die in nationaler Trunkenheit die Hegemonie ihres völkisch-faschistischen Gedankenguts beanspruchten.

In dieser Zeit verkündete die noch junge PKK: Wir akzeptieren die Erniedrigung und Unterdrückung des kurdischen Volkes nicht mehr. Rêber Apo [Abdullah Öcalan] und seine Weggefährt:innen wiesen den Ausweg aus Verzweiflung und Selbstaufgabe. Sie riefen das kurdische Volk auf, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Nur durch entschlossenen Widerstand gegen die türkischen Besatzer und die falschen Versprechen der kapitalistischen Moderne könne ein freies Leben erkämpft werden. Vor allem bei den Ärmsten fiel dies auf fruchtbaren Boden. Dennoch blieb Skepsis. Zu viele solcher Reden hatte man schon gehört, zu viele Aufstände wurden niedergeschlagen, zu viel Blut vergossen.

Die Zweifel schwanden mit jenem ersten Schuss am 15. August 1984 auf türkische Polizeistationen. Bald sprach sich herum: Die Apocî [Gruppe um Abdullah Öcalan], das sind Leute, die nicht nur großspurig daher reden. Die Bevölkerung hat sehr gut verstanden, dass ein Leben in Freiheit und Würde niemandem freiwillig zugestanden wird. Damals wie heute muss es erkämpft, dann geschützt und – notfalls mit Waffen – verteidigt werden. Das ist die Aufgabe der Guerilla. Mit der Einsicht, dass die PKK es ernst meint, wuchsen Respekt und Vertrauen. Eine Volksbewegung nahm ihren Anfang, die mittlerweile weltweite Beachtung und Unterstützung findet.

Dass die Freiheitsguerilla Kurdistans heute auf eine vierzigjährige erfolgreiche Geschichte blickt, hat viele Gründe. Einer davon knüpft an den Beginn an: Überzeugen kann man nur, wenn Worte und Taten übereinstimmen. Noch immer gilt beim Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte HPG und YJA Star: Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf die Wahrheit. Wir tun, was wir sagen und wir sagen, was wir tun. Keine leeren Worte, keine billige Propaganda.

Gesellschaftliche Transformation geht nur einher mit Veränderung aller Einzelnen. Lasst uns einfach frei zu leben beginnen, sagten sie. Taten statt Worte! So probierten die Partei und vor allem die Guerilla neue Formen eines genossenschaftlichen Zusammenlebens aus: Gemeinschaft statt Vereinzelung, Zusammenhalt statt Konkurrenz. Heute wartet auf die, die „in die Berge gehen“, vor dem Kampf gegen den Feind ein anderer Kampf: Gegen die Relikte feudaler oder neoliberaler Rollen- und Persönlichkeitsmuster, in die jedem und jeder schlummern. Angeleitet und begleitet beginnt die Suche nach den eigenen Wurzeln. Identitätsfindung, „Xwebûn“ (Selbstsein). Ein langer, oft schmerzhafter Weg.

Auf dieser Suche nach sich selbst entdecken Frauen ihre Stärken und definieren ihre Rolle in einer männlich dominierten Welt. Männer setzen sich mit patriarchalem Denken und Handeln auseinander, lernen sich zurückzunehmen und erledigen den Abwasch. „Hevaltî“ (Freundschaft) ist das Zauberwort für das kommunale Leben. Alles wird geteilt – der letzte Schluck Wasser, die Ängste und Momente des Glücks. Immer zuerst an die anderen denken! Das Leben in den Bergen Kurdistans lässt die Guerilla mehr und mehr eins werden mit der Natur. Man lernt jedes Lebewesen zu achten, pflegt verletzte Tiere und erkennt die essbaren Kräuter auf der Wiese. Tränen der Wut werden vergossen beim Anblick in Brand gesteckter Wälder oder verseuchter Flüsse und man schwört, den Frevel zu rächen.

So wächst die tiefe Verbundenheit zum Land. Das spürt auch die Bevölkerung. In den Dörfern sind die Hevals willkommen. Man weiß, dass ihre Existenz der Garant zum Überleben ist. Ihnen vertraut man die Söhne und Töchter an. Die nächste Generation wird die alten Geschichten und Mythen erfahren, die der türkische Staat durch Assimilation und kulturellen Genozid zu eliminieren versucht. Kunst und Kultur bedeuten Leben, Moral und Würde. Neue Lieder über das Leben in den Bergen verbreiten sich. Trillernd tanzt die Guerilla die Freiheit.

„Wer keine Geschichte hat, hat keine Zukunft“, sagte Rêber Apo. Und so reicht der Guerilla-Unterricht über den weltweiten Widerstand gegen Gewalt und Unterdrückung vom Neolithikum bis zur Gegenwart. Voneinander lernen, Kämpfe verbinden, Internationalismus denken. Dabei immer das eigene Leben analysieren, reflektieren. Eine Didaktik, die man sich auch andernorts wünscht…

Wer mit der PKK in Berührung kommt, erlebt, wie ernsthaft, diszipliniert und entschlossen Ziele verfolgt werden. Geht nicht, gibt es nicht. Egal, wie aussichtslos ein Vorhaben erscheint, gemeinsam und kreativ wird nach einer Lösung gesucht. Das gilt im Alltag bei der Reparatur einer Schere ebenso wie bei umfassenden Transformationen der Organisation nach Rückschlägen. Aus Niederlagen lernen, sich weiterentwickeln, niemals den Kopf beugen oder aufgeben. Dass sich die Guerilla immer wieder erneuert und durch Kreativität und Entschlossenheit seit vierzig Jahren der technischen Überlegenheit der zweitgrößten Armee der NATO trotzt, ist ein Ergebnis dieser Haltung.

Zu wissen, wofür man kämpft, verschafft moralische Überlegenheit. Das unterscheidet die kurdische Freiheitsguerilla von all den Soldaten und Söldnern, die sich gegen Geld als Instrument für den Machterhalt von Staaten missbrauchen lassen. Der Sold der Freiheitsguerilla ist die Gewissheit, für eine gerechte Sache unterwegs zu sein. Die Hingabe an die gemeinsame Aufgabe umfasst auch die Bereitschaft, für den Freiheitskampf zu sterben. Die Angst, nicht frei leben zu können, ist größer als die Angst vor dem Tod.

Stellvertretend für viele der Helden und Heldinnen in den Bergen sei Bişeng Brûsk erwähnt – eine junge Frau, Mitglied des PKK-Jugendkomitees und verantwortlich für die Koordination der Gemeinschaft junger Frauen. Sie liebte das Leben, war in allen vier Teilen Kurdistans aktiv. Mit ihrem warmen Lächeln, den strahlenden Augen und einem unerschütterlichen Glauben an eine Zukunft in Freiheit war sie Vorbild und eine Quelle der Kraft und Moral.

Am 28. Juli 2023 wurde Bişeng zusammen mit ihrer Weggefährtin Sara Hogir durch einen Hinterhalt der türkischen Armee getötet. Kurz vorher noch schrieb sie in einem Brief: „Egal wie massiv sie angreifen, sie können unsere Hoffnung und unsere Liebe für die Heimat nicht zerstören. Wir werden im Land der Sonne leben. Freie und schöne Tage sind nahe. Auch wenn die harten Tage noch lange andauern, Reisende auf diesem Weg zu sein und ein ehrenvolles Leben zu führen ist wertvoller als alles andere auf der Welt.

Bişeng Brûsk ist als Freiheitskämpferin gefallen. Nie wieder wird sie mit den Sonnenstrahlen tanzen… Auf ihrer Trauerfeier formulierte ein Redner die Haltung der Bewegung: „Die Rache für unsere Gefallenen bedeutet, ihren Weg fortzusetzen. Das Leben, nach dem sie sich sehnen, entsteht durch Stricken, Masche für Masche. Wir sind entschlossen und versichern, dass wir dieses Leben weiter stricken werden.“

Hunderte junger Frauen versprachen, die Nachfolge von Şehîd Bişeng anzutreten – von Bakur bis Başûr, von Rojava bis Rojhilat. Sie setzen den Weg der Gefallenen fort und garantieren die Kontinuität der PKK-Guerilla.

Bijî Berxwedana Gerîla. Es lebe der Widerstand der Guerilla.

https://anfdeutsch.com/kurdistan/guerilla-feiert-vierzig-jahre-befreiungskampf-43236 https://anfdeutsch.com/hintergrund/der-kampf-der-pkk-ist-kein-selbstzweck-38624 https://anfdeutsch.com/hintergrund/15-august-1984-wendepunkt-in-der-kurdischen-geschichte-13214 https://anfdeutsch.com/hintergrund/was-geschah-am-15-august-1984-33552

 

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Ali Şükran Aktaş ist tot

13. August 2024 - 18:00

Ali Şükran Aktaş ist tot. Der alevitische Kurde starb am 12. August im Alter von 58 Jahren in einem Krankenhaus in Izmir an den Folgen einer Krebserkrankung. Aktaş gehörte zu der Friedensgruppe aus Europa, die 1999 für eine Lösung der kurdischen Frage in die Türkei reiste und inhaftiert wurde. Wenige Wochen vorher war eine erste Friedensgruppe aus den Bergen Kurdistans einem Aufruf von Abdullah Öcalan gefolgt und in der Türkei verhaftet worden.

Die Gruppe aus Europa, neben Ali Şükran Aktaş waren Haydar Ergül, Aygül Bidav, İmam Canpolat, Yusuf Kıyak, Aysel Doğan, Hacı Çelik und Dilek Kurt dabei, flog trotzdem am 29. Oktober 1999 nach Istanbul. Auch sie wurden umgehend festgenommen und später zu Freiheitsstrafen zwischen sieben und fünfzehn Jahren verurteilt.

Aktaş wurde 2005 freigelassen und blieb in der Türkei. Aufgrund seines fortgesetzten Engagements für Frieden kam er 2013 für weitere neun Monate ins Gefängnis. 2020 wurde er in den Aufsichtsrat einer Friedensstiftung (Barış Vakfı) gewählt.

Der Leichnam von Ali Şükran Aktaş wurde aus dem Krankenhaus in ein alevitisches Gemeindehaus in der Provinz Izmir gebracht und von dort in seine Heimat Meletî (tr. Malatya) verabschiedet. Die Überführung wird von der DEM-Abgeordneten Gülistan Kılıç Koçyiğit und Haydar Ergül begleitet.

Die Beisetzung soll am Mittwochvormittag in Darica, dem Heimatdorf von Aktaş, stattfinden. Zu der Beerdigung werden unter anderem die DEM-Vorsitzende Tülay Hatimoğulları, die DBP-Vorsitzenden Çiğdem Kılıçgün Uçar und Keskin Bayındır sowie die kürzlich nach mehrjähriger Haft freigelassene Politikerin Sabahat Tuncel erwartet.

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„Free Free Kurdistan!“ auf dem Gipfel des Yr Wyddfa

13. August 2024 - 18:00

Der 15. August wird in der von der PKK initiierten Freiheitsbewegung als Tag der Wiederbelebung des kurdischen Volkes begangen. In Kurdistan und in Europa finden bereits im Vorfeld zahlreiche Veranstaltungen zu diesem Feiertag statt. Der Kurdische Volksrat Liverpool hat zu diesem Anlass zu einem Ausflug auf den Snowdon (englisch) oder Yr Wyddfa (walisisch) eingeladen. Der Yr Wiyddfa ist der höchste Berg in Wales, der Gipfel liegt auf 1085 Metern Höhe.

 


Die Teilnehmenden erklommen den Gipfel begleitet von kurdischen Revolutionsliedern und Fahnen mit dem Konterfei des PKK-Begründers Abdullah Öcalan und der Forderung nach seiner Freilassung. Viele Aktivist:innen trugen Flaggen der kurdischen Jugendbewegung TCS und der Dachorganisation KCK, einige hatten traditionelle Bekleidung der Guerilla an. Auf einem mitgeführten Transparent stand „Es lebe der Widerstand vom 15. August“, daneben war der legendäre Guerillakommandant Mahsum Korkmaz (Egîd) abgebildet.

Auf dem Gipfel riefen die Aktivist:innen „Free Free Kurdistan!“, „Bijî Serok Apo” und „Bijî gerîla”. Eylem Nemir erklärte im Namen der Veranstalter:innen: „Der Kampf um Wiederbelebung und Befreiung ist seit dem ersten Schuss vor vierzig Jahren zu einer riesigen Freiheitsfackel in den vier Teilen Kurdistans geworden. Der 15. August steht für Widerstand gegen Kapitulation, Aufwachen gegen Völkermord und ein revolutionäres Leben in Würde gegen Verrat. Die Freiheitsguerilla Kurdistans leistet noch heute heldenhaften Widerstand gegen Besatzung, Kollaboration und Faschismus. Sie kämpft auch für uns, für ein würdevolles Leben aller Menschen. Wir feiern den Widerstandsgeist der Guerilla und wünschen allen einen frohen Feiertag.“

Danach wurde auf dem Gipfel der kurdische Govend getanzt.


          [album=20186]
       

Hintergrund: Bewaffneter Kampf der PKK

Am 15. August 1984 fiel im nordkurdischen Dih (tr. Eruh) „der erste Schuss“ der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Eine 36 Personen starke Guerillaeinheit, angeführt von dem legendären Kommandanten Mahsum Korkmaz – auch bekannt unter seinem Nom de Guerre Egîd („der Mutige“) – führte an jenem Tag den ersten Angriff gegen die türkische Besatzungsmacht durch. Für die Aktion, die als Beginn des bewaffneten Befreiungskampfes gilt, war eine Kaserne der Militärpolizei ausgewählt worden. Ein Wachsoldat und ein Offizier kamen ums Leben, Verluste der Guerilla gab es nicht.

Über den Lautsprecher einer Moschee wurde anschließend die Gründungserklärung der HRK (Hêzên Rizgarîya Kurdistanê) verlesen. In dem Flugblatt der „Befreiungskräfte Kurdistans”, wie sich die Guerilla in den ersten Jahren des bewaffneten Kampfes in Anlehnung an die zu Beginn des vietnamesischen Freiheitskampfes gebildete „Einheit zur Befreiung Vietnams“ nannte, hieß es: „Die HRK verfolgt das Ziel, den Kampf unseres Volkes um nationale Unabhängigkeit, eine demokratische Gesellschaft, Freiheit und Einheit unter Führung der PKK gegen den Imperialismus, den türkischen Kolonialfaschismus und ihre einheimischen Lakaien bewaffnet zu führen.”

Ein synchron verlaufender Angriff wurde unter dem Kommando von Abdullah Ekinci (Ali) in Şemzînan (Şemdinli) durchgeführt. Die Guerillaeinheit hatte ebenfalls eine Militärkaserne zum Ziel und griff mit Maschinengewehren und Raketen an. Auch bei diesem Angriff beklagte der türkische Staat Verluste. Beide Kreisstädte wurden zudem kurzfristig von den HRK kontrolliert. Der 15. August durchbrach damit die Grabesruhe nach dem Militärputsch vom 12. September 1980. Dieser Tag gilt vielen Kurd:innen als Feiertag, denn er markiert den Aufbruch einer Bewegung, zu der heute Millionen gehören.

https://anfdeutsch.com/kurdistan/guerilla-feiert-vierzig-jahre-befreiungskampf-43236 https://anfdeutsch.com/hintergrund/was-geschah-am-15-august-1984-33552 https://anfdeutsch.com/hintergrund/der-kampf-der-pkk-ist-kein-selbstzweck-38624

 

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Erdbeben der Stärke 4,1 erschüttert Sêwas

13. August 2024 - 16:00

Ein Erdbeben der Stärke 4,1 hat am Dienstagvormittag die kurdische Provinz Sêwas (tr. Sivas) erschüttert. Das Zentrum lag im Landkreis Xavik (Hafik, früher Koçhisar) nordöstlich der Provinzhauptstadt. Das berichtet der türkische Katastrophenschutz AFAD. Die Behörde ordnete das Erdbeben als mäßig stark ein und verortete das Zentrum im Dorf Karayün.

Das Beben sei in einer Tiefe von 9,7 Kilometern registriert worden und vermutlich im Umkreis von rund 30 Kilometern spürbar gewesen. Die Erdstöße waren gegen 10:33 Uhr Ortszeit über Karayün hinaus spürbar, so etwa in der Qoçgirî-Region. Der türkische Gouverneur der Provinz gab an, es seien Teams von Katastrophenschutz und Rettungsdiensten ins Erdbebengebiet geschickt worden, um mögliche Schäden zu untersuchen. Von Verletzten oder gar Toten ist bislang nichts bekannt.

Die Türkei ist oft von Erdbeben betroffen. Der Grund sind geologische Vorgänge tief unter der Erde. In der Region stoßen mehrere Kontinentalplatten aufeinander: Die arabische Platte schiebt sich nordwärts in die eurasische Platte und zwingt die dazwischenliegende anatolische Platte jedes Jahr zwei Zentimeter weiter nach Westen. Die Spannung baut sich über Jahre auf und entlädt sich dann plötzlich auf einen Schlag in Form eines Bebens.

Im Februar vergangenen Jahres waren der Südosten der Türkei und Teile Nordsyriens von zwei schweren Erdbebenserien getroffen worden. Mehr als 50.000 Menschen kamen alleine in der Türkei offiziellen Angaben nach ums Leben, Hunderttausende Gebäude stürzten ein oder wurden so schwer beschädigt, dass sie nun unbewohnbar sind. Unabhängige Fachleute wie etwa der Türkische Ärztebund (TTB) sprachen von mindestens doppelt so hohen Opferzahlen.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/ein-jahr-nach-dem-erdbeben-kein-vergeben-kein-vergessen-40909 https://anfdeutsch.com/Oekologie/erdbeben-der-starke-3-5-in-gemlik-41079 https://anfdeutsch.com/aktuelles/ysp-wo-sind-die-einnahmen-aus-der-erdbebensteuer-39173

 

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Guerilla feiert vierzig Jahre Befreiungskampf

13. August 2024 - 16:00

Kämpfer:innen der Guerillaarmeen HPG (Volksverteidigungskräfte) und YJA Star (Verbände freier Frauen) haben in den Medya-Verteidigungsgebieten den Beginn des bewaffneten Kampfes vor vierzig Jahren gefeiert. Baran Ararat, einer der Kommandanten der HPG, erinnerte an Mahsum Korkmaz (Egîd), unter dessen Kommando am 15. August 1984 der erste Schuss im Befreiungskampf in Nordkurdistan fiel. „In der Person von Kommandant Egîd gedenken wir aller revolutionärer Gefallener“, erklärte Ararat.

 


Der 15. August sei ein Feiertag, zu dem er Abdullah Öcalan, der Guerilla und dem kurdischen Volk gratuliere, so der HPG-Kommandant: „Seit der Offensive vom 15. August sind vierzig Jahre vergangen. Mit diesem Schritt wurde die erste Kugel auf die Mentalität der Versklavung und des Kolonialismus abgefeuert. Dieser Schuss richtete sich nicht nur gegen die Besatzer, sondern auch gegen diejenigen, die sich selbst dem Feind verkauften. Die Offensive war nicht nur militärisch. Sie repräsentierte die gedankliche Kraft, den Mut und die Philosophie des kurdischen Volkes.“

Weiter sagte Ararat, dass seit vierzig Jahren versucht wird, die kurdische Freiheitsbewegung zur Kapitulation zu zwingen: „Heute führen wir einen unvergleichbaren Kampf gegen die Besatzung in den Medya-Verteidigungsgebieten und anderen Regionen. Wir kämpfen im Geiste des 15. August und werden dem Feind weiterhin die notwendige Antwort geben.“

Nach der Ansprache und einer militärischen Zeremonie wurde getanzt.


          [album=20188]
       

Hintergrund: Bewaffneter Kampf der PKK

Am 15. August 1984 fiel im nordkurdischen Dih (tr. Eruh) „der erste Schuss“ der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Eine 36 Personen starke Guerillaeinheit, angeführt von dem legendären Kommandanten Mahsum Korkmaz – auch bekannt unter seinem Nom de Guerre Egîd („der Mutige“) – führte an jenem Tag den ersten Angriff gegen die türkische Besatzungsmacht durch. Für die Aktion, die als Beginn des bewaffneten Befreiungskampfes gilt, war eine Kaserne der Militärpolizei ausgewählt worden. Ein Wachsoldat und ein Offizier kamen ums Leben, Verluste der Guerilla gab es nicht.

Über den Lautsprecher einer Moschee wurde anschließend die Gründungserklärung der HRK (Hêzên Rizgarîya Kurdistanê) verlesen. In dem Flugblatt der „Befreiungskräfte Kurdistans”, wie sich die Guerilla in den ersten Jahren des bewaffneten Kampfes in Anlehnung an die zu Beginn des vietnamesischen Freiheitskampfes gebildete „Einheit zur Befreiung Vietnams“ nannte, hieß es: „Die HRK verfolgt das Ziel, den Kampf unseres Volkes um nationale Unabhängigkeit, eine demokratische Gesellschaft, Freiheit und Einheit unter Führung der PKK gegen den Imperialismus, den türkischen Kolonialfaschismus und ihre einheimischen Lakaien bewaffnet zu führen.”

Ein synchron verlaufender Angriff wurde unter dem Kommando von Abdullah Ekinci (Ali) in Şemzînan (Şemdinli) durchgeführt. Die Guerillaeinheit hatte ebenfalls eine Militärkaserne zum Ziel und griff mit Maschinengewehren und Raketen an. Auch bei diesem Angriff beklagte der türkische Staat Verluste. Beide Kreisstädte wurden zudem kurzfristig von den HRK kontrolliert. Der 15. August durchbrach damit die Grabesruhe nach dem Militärputsch vom 12. September 1980. Dieser Tag gilt vielen Kurd:innen als Feiertag, denn er markiert den Aufbruch einer Bewegung, zu der heute Millionen gehören.

https://anfdeutsch.com/hintergrund/was-geschah-am-15-august-1984-33552 https://anfdeutsch.com/hintergrund/15-august-1984-wendepunkt-in-der-kurdischen-geschichte-13214 https://anfdeutsch.com/hintergrund/der-kampf-der-pkk-ist-kein-selbstzweck-38624

 

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Zwei HRE-Kämpfer bei Gefechten in Efrîn gefallen

13. August 2024 - 14:00

Im Nordwesten Syriens sind zwei Kämpfer der „Befreiungskräfte Efrîns“ (HRE) bei Gefechten mit türkisch-dschihadistischen Besatzungstruppen gefallen. Wie die Widerstandsgruppe in einer Erklärung mitteilte, kamen Ebdirehman Ehmed und Mihemed Tenbel am gestrigen Montag bei Auseinandersetzungen in einer nicht bezeichneten Gegend in der Efrîn-Region ums Leben.

Ebdirehman Ehmed (Nom de Guerre Botan Efrîn) und Mihemed Tenbel (Behdîna Efrîn) wurden beide im kurdisch geprägten Efrîn geboren. Den HRE zufolge entstammten sie Familien, die ihr Leben auf dem Fundament einer „Kultur der Verbundenheit“ zu Kurdistan etabliert hatten und sich entschieden gegen die panarabische Herrschaft des Baath-Regimes zur Wehr setzten. Diese Realität prägte beide Kämpfer bereits in der Kindheit und nahm Einfluss auf ihren weiteren Werdegang. „Unsere Genossen sind mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass es keinen sanften Weg geben kann in einer Realität, in der die Unterdrücker unserem Volk nichts anderes zugestehen als den Genozid.“


Bevor die beiden Kämpfer zu den HRE gingen, waren sie Teil der Verteidigungskräfte von Rojava. Sie hatten sich dem Widerstand kurz nach dem Aufkommen der Revolution von 2012 angeschlossen und in verschiedenen Offensiven gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) gekämpft, darunter in Şehba im Jahr 2016, erklärten die HRE. Auch beteiligten sie sich bei der Verteidigung der Bevölkerung Efrîns beim Angriffskrieg der Türkei und deren islamistischen Söldnern 2018. „Unsere Weggefährten Botan Efrîn und Behdîna Efrîn waren zwei selbstlose Vertreter einer würdevollen Jugend“, würdigte die Widerstandsgruppe die Gefallenen. Den Angehörigen der beiden Kämpfer sowie der kurdischen Bevölkerung sprachen die HRE ihr Mitgefühl aus.


Wer sind die HRE?

Die Hêzên Rizgariya Efrînê (HRE) sind 2018 nach der Besatzung von Efrîn durch die Türkei gegründet worden. Mit dem Ziel, die Region von den Besatzern zu befreien, führt die Widerstandsgruppe gezielte Anschläge gegen die Invasionstruppen durch.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/hre-aktionen-gegen-pro-turkische-soldner-43118

 

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Politische Festnahmen in Amed, Dersim und Istanbul

13. August 2024 - 14:00

In der Türkei vergeht kaum ein Tag, ohne dass Menschen aus dem Umfeld der demokratischen Opposition und Zivilgesellschaft unter die Walze der Erdoğan‘schen Repressionsmaschine geraten. In der kurdischen Provinz Amed (tr. Diyarbakır) befinden sich seit dem Morgen mindestens zwölf Personen nach Wohnungsrazzien in Polizeigewahrsam. Was den Betroffenen, darunter auch mehrere Frauen, vorgeworfen wird, ist unklar. Das Präsidium verweigert jegliche Auskunft zu den Festnahmegründen. In Anwaltskreisen werden politische Motive vermutet, da die Ermittlungsakte in dem Fall einer Geheimhaltungsklausel unterliege.

In Dersim gab es zwei Festnahmen, die jeweils von Hausdurchsuchungen begleitet wurden. Hier befindet sich unter anderem Pakize Aydın in Gewahrsam. Die Aktivistin, die zum Lokalvorstand der Partei der Arbeit (EMEP) gehört, wurde aus ihrer Wohnung im Kreis Mêzgir (Mazgir) abgeführt. Grund sei ein Ermittlungsverfahren einer Staatsanwaltschaft in der südwesttürkischen Ägäis-Provinz Aydın. Worum es dabei konkret gehe, war zunächst nicht bekannt.

Weitere Festnahmen fanden in Istanbul statt. Die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) berichtete von einer „Vielzahl“ an Personen, die in das Polizeipräsidium im Stadtteil Fatih gebracht wurden. Die genaue Zahl sei allerdings unklar. Unter den Festgenommenen befindet sich danach auch der Sozialaktivist Abdülhakim Daş. Der Kurde, der bei der Parlamentswahl 2023 Kandidat der Grünen Linkspartei (YSP) war, ist Vorsitzender der Plattform der Vereine aus dem Südosten. Womit er beschuldigt wird, ist ebenfalls noch nicht bekannt.

Titelfoto: Festnahmen im Juli 2023 in Istanbul nach einem Übergriff auf eine Mahnwache der „Samstagsmütter“c© Zeyno Kuray / ANF

https://anfdeutsch.com/aktuelles/polizei-uberfallt-hochzeitsfeier-in-istanbul-43213 https://anfdeutsch.com/aktuelles/osmaniye-funf-personen-wegen-kurdischer-tanze-festgenommen-43155 https://anfdeutsch.com/kurdistan/gever-polizei-entfuhrt-jugendliche-foltert-sie-und-setzt-sie-aus-43115

 

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Türkei und Damaskus arbeiten zusammen, um Selbstverwaltung zu vernichten

13. August 2024 - 11:00

Die Angriffe der vom Regime in Damaskus und dem Iran unterstützten Söldnergruppen auf die selbstverwaltete Region Deir ez-Zor dauern an. Zeitgleich finden intensive Attacken im Norden an der Minbic-Şehba-Front durch die türkische Armee und ihre Söldner statt. Das Ganze geschieht während einer von Russland orchestrierten Annäherung von Ankara und Damaskus. Immer wieder ist in westlichen Medien von einem kurdisch-arabischen Konflikt zu lesen, dies ist eine gefährliche Fehlbewertung. Real greifen das Regime gemeinsam vom Iran unterstützte Söldnergruppen pro-demokratische Araber:innen an. Am vergangenen Freitag hatte das Regime ein Massaker an Zivilist:innen der Dörfer al-Dahla und Jadeed Bakkarah verübt. Dort wurden mindestens elf Zivilist:innen durch Raketen der Regimekräfte getötet, fünf weitere wurden verletzt. Unter den Toten und Verletzten befinden sich Kinder und Kleinkinder. Zwei weitere Zivilist:innen wurden in den folgenden Tagen getötet. Nach vorläufigen Informationen wurden bei den Angriffen am Montag 16 weitere Menschen verletzt und Häuser zerstört.

In den frühen Morgenstunden des gestrigen Tages wurden die Stadt al-Busaira und die Dörfer al-Kishkiya und Abu Hamam beschossen; zwei Mitglieder ein und derselben Familie wurden verwundet. Bei der Bombardierung des Dorfes Sebha im Kreis al-Busaira wurden zahlreiche Häuser zerstört oder schwer beschädigt. Bei dem Angriff auf das Viertel al-Mewh in der Gemeinda Abu Hamam wurden 14 Menschen verletzt. Die Verletzten wurden in Krankenhäuser im Kanton Deir ez-Zor gebracht und dort behandelt. Nach Angaben von Krankenhausärzten befinden sich zwei der Verletzten in einem ernsten Zustand. Berichten zufolge konnten die Rettungsteams das Gebiet aufgrund der anhaltenden Bombardierung nicht erreichen. Die Moschee in al-Kishkiyah war ebenfalls Ziel der Angriffe. Die von der Demokratischen Kräften Syriens (QSD) gemeinsam mit dem Militärrat von Deir ez-Zor eingeleiteten Operationen dauern an. Der Militärrat von Deir ez-Zor gab gestern Nachmittag bekannt, dass er aufgrund des Massakers von al-Dahla und Jadeed Bakkarah eine Operation gegen drei Stellungen der Söldner des Regimes in Damaskus durchgeführt habe. Die QSD hatten dazu über den Euphrat übergesetzt. Der Erklärung zufolge wurden 20 Söldner getötet.

Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) berichtete von einer Drohne unbekannten Ursprungs, die ein Militärfahrzeug östlich von Deir ez-Zor angegriffen habe. Dabei seien fünf Mitglieder pro-iranischer Söldnergruppen getötet und weitere verletzt worden. Gelegentlich greifen US-Drohnen oder israelische Drohnen solche Einheiten in der Region an.

Dass dieser Angriff nach der Tötung des Leiters des Politbüros der Hamas, Ismail Haniyya, in Teheran erfolgte, ist auffällig. Die US-Streitkräfte trafen Vorsichtsmaßnahmen gegen einen möglichen Angriff von ihren Stützpunkten in Hesekê, Shedade und Rimelan auf das Omer-Ölfeld sowie die Stützpunkte Koniko und Tenek östlich des Euphrat. In den letzten Jahren haben die USA ihre Stützpunkte mit dem Sentinel-Radarsystem, dem leistungsstarken HIMARS-Luftabwehrsystem mit mittlerer Reichweite und Lenkung einer mittleren Artillerie-Haubitze und dem Avenger-Luftabwehrsystem mit kurzer Reichweite verstärkt. Die US-Streitkräfte überwachen die von Iran unterstützten Söldnergruppen westlich des Euphrat mit Drohnen aus der Luft. Vom Iran unterstützte Söldner sind im Süden von Damaskus, bei Der ez-Zor, Mayadin, Muhasan und Bukamal sowie an der syrisch-irakischen Grenzlinie stark vertreten. Faylaq al-Quds, die Fatimiyyun-Brigade, Kata'ib al-Shuhada und mit der Hisbollah verbundene Elemente sind dort aktiv. Faylaq al-Quds untersteht dem Korps der Iranischen Revolutionsgarden und ist im Stützpunkt Imam Ali untergebracht. Dieser Stützpunkt wurde 2018 im Bezirk Bukamal bei Deir ez-Zor an der irakischen Grenze errichtet und ist mit mehrläufigen Katjuscha-Raketenwerfern, Grad-Raketen, bewaffneten Drohnen, russischen Kurzstreckenraketen vom Typ Scud und iranischen Fajr-5-Raketen ausgestattet.

Zeitgleiche Angriffe durch die türkische Armee

Zeitgleich griff die türkische Armee an der Şera-Front in Efrîn-Şehba an. In den vergangenen drei Tagen wurden mindestens 171 Haubitzen- und Mörsergranaten sowie Kamikaze-Drohnen auf den Kanton Minbic abgefeuert. Am 7. August hatte die türkische Armee zeitgleich zu baathistisch-iranischen Angriffen auf die Region Deir ez-Zor die Dörfer Seyada, al-Dandaniya, Umm al-Julud, Ereb Hesen, Toxar und Awn al-Dadat mit 52 Mörser- und Haubitzengranaten beschossen. Darüber hinaus wurden die Dörfer Hoşeriyê und Ewn al-Dadat mit DSchK-Geschützen angegriffen. Am 8. August wurden die Dörfer Qawukli (Al-Kavakli), Korhiyûk, Qurtwêran und Biwêhîc mit 70 Mörser- und Haubitzengranaten angegriffen. Am 10. August wurden 33 Mörser- und Haubitzengranaten auf die Dörfer Ewn al-Dadat und al-Jat und 16 auf das Dorf Seyada abgefeuert. Auch Kamikaze-Drohnen griffen das Dorf Seyada an. Durch die Angriffe wurden zahlreiche Häuser beschädigt.

Ankara und Damaskus gehen koordiniert vor

Zêdan al-Asî, Ko-Vorsitzender des Verteidigungsbüros der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien, erklärte, dass diese gleichzeitigen Angriffe deutlich machten, dass es eine Koordination zwischen beiden Seiten gebe. Sie verfolgten das gemeinsame Interesse, das Projekt der Selbstverwaltung zu vernichten.

Regime verdreht die Wahrheit

Das Büro für Außenbeziehungen der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien reagierte in einer schriftlichen Erklärung auf die Erklärung des Außenministeriums des Regimes in Damaskus, in denen die Selbstverwaltung bzw. die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) für die Angriffe und Massaker in Deir ez-Zor verantwortlich gemacht wurden. In der Erklärung hieß es: „Die Ereignisse in Deir ez-Zor begannen mit den Angriffen, die von den regierungstreuen Kräften in Damaskus und ihren Anhängern durchgeführt wurden.“ Die Selbstverwaltung forderte das Regime auf, sich besser mit den türkischen Söldnern und den Verletzungen der syrischen Souveränität durch die Türkei zu befassen, anstatt mit solchen Erklärungen die Tatsachen zu verdrehen. Weiter hieß es: „Sie beharren weiterhin darauf, die Bevölkerung Syriens zu massakrieren.

Aber die Haltung der Bevölkerung Syriens, der Menschen, die sich gegen diesen von Damaskus initiierten Angriff stellen und ihre Unterstützung für die Kräfte, die sie selbst schützen, ist sehr bedeutsam. Das Büro der Selbstverwaltung appellierte an die Menschen in den vom Regime kontrollierten Gebieten, sich nicht von der aufhetzenden Rhetorik des Regimes täuschen zu lassen und forderte das Regime auf, seine „sinnlose Demagogie“ aufzugeben.

Wir wollen keinen Krieg, wir wollen Dialog“

Der stellvertretende Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der Selbstverwaltung, Gabi Shamoun, unterstrich die Entschlossenheit der Selbstverwaltung zum Dialog. Sie sei auch weiterhin jederzeit zum Dialog bereit.

Die Ko-Vorsitzende des Demokratischen Syrienrats (MSD), Leyla Qereman, unterstrich ebenfalls für den MSD die Entschlossenheit für eine friedliche und politische Lösung. Qereman begrüßte die unterstützende Haltung vieler Stämme und Organisationen und warnte das Regime in Damaskus vor einer Eskalation.

Es gibt kein Zurück zum Status quo ante 2011“

Foza Yûsif, Mitglied des Vorstandsrats der PYD, erklärte: „Die Kräfte um uns herum wollen nicht, dass unser Projekt Erfolg hat. Die Fortdauer der Situation in Deir ez-Zor ist ein Versuch, unser Projekt zu zerstören. Die Regierung in Damaskus will Syrien in die Zeit vor 2011 zurückversetzen, wie sie es 2004 in Qamişlo getan hat. Was in Deir ez-Zor passiert ist nichts anderes, als eine Fortsetzung der zerstörerischen Versuche von 2023 Zwietracht zu säen und die soziale Struktur der Region zu erodieren. Das Ziel der Normalisierung zwischen dem türkischen Staat und Syrien unter Beteiligung lokaler und internationaler Mächte besteht darin, das Schlachtfeld zu vergrößern und den Konflikt in Syrien zu vertiefen. Gleichzeitig sollen die Errungenschaften der Völker in Nord- und Ostsyrien zerstört werden. Der einzige Weg, den Konflikt in Syrien zu lösen, ist der innere Dialog. Die Menschen in Nord- und Ostsyrien werden gemeinsam mit ihren Streitkräften die Angriffe nicht unbeantwortet lassen und nicht zulassen, dass Syrien in die Situation von vor 2011 zurückfällt. Die Regierung in Damaskus muss auf militärische Lösungsansätze verzichten.“

Die Türkei zieht sich aus den besetzten Gebieten nicht zurück

Die Initiative zur „Normalisierung“ zwischen Ankara und Damaskus gewann am 28. Juni an Schwung, als der türkische Präsident Erdoğan eine „Normalisierung mit Syrien“ und ein Treffen mit dem syrischen Präsidenten Assad forderte. Der syrische Präsident Bashar al-Assad erklärte am 15. Juli, er werde sich nur dann mit Erdoğan treffen, „wenn Ankara seine Haltung in ‚grundlegenden‘ Fragen wie der Unterstützung des Terrorismus und dem Rückzug der türkischen Streitkräfte von dem syrischen Staatsgebiet ändere". Ankara will sich mit Damaskus über eine neue Initiative gegen die selbstverwalteten Regionen „normalisieren“, während Damaskus klargemacht hat, es wolle einen vollständigen Rückzug der türkischen Armee von syrischem Staatsgebiet und ein Ende der Unterstützung für Terrorgruppen. Nur dann könne es eine „Normalisierung“ geben. Der türkische Verteidigungsminister Yaşar Güler erklärte gestern gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, die Türkei und Syrien könnten sich „auf Ministerebene treffen, wenn die notwendigen Bedingungen erfüllt sind“. Güler sagte auch: „Über eine Koordinierung des Rückzugs aus Syrien kann erst gesprochen werden, wenn eine neue Verfassung angenommen, Wahlen abgehalten und die Grenzen gesichert sind.“

Türkei gegenüber Söldnern: „Es wird keine Normalisierung geben“

Bei einem Treffen des türkischen Außenminister Hakan Fidan am 8. August mit Söldnerführern in Ankara, gab dieser ganz andere Signale. Die Kontakte der Türkei mit dem Assad-Regime zielten nicht auf eine Normalisierung ab, sondern konzentrierten sich auf Themen wie die nationale Sicherheit und die Rückkehr syrischer Flüchtlinge. Fidan betonte laut der in Großbritannien ansässigen Zeitung Asharq al-Arabi, die jüngsten Gespräche der Türkei mit Damaskus seien weitgehend eine Reaktion auf den russischen Druck im Astana-Prozess. Fidan habe argumentiert, die Türkei strebe nicht die Wiederherstellung uneingeschränkter diplomatischer Beziehungen zum Assad-Regime. Eine politische Lösung sei in absehbarer Zeit nicht in Sicht.

Russland priorisiert die Zusammenarbeit mit der Türkei

Auf Fragen zu den strategischen Zielen Russlands in Syrien antwortete die Dozentin Iqbal Dürre von der Moskauer Universität auf Rûdaw TV, dass Russland an einer Zusammenarbeit mit der Türkei interessiert sei, um seine Macht in Syrien zu stärken, und diese Zusammenarbeit verbessern wolle. Dürre nannte drei Hauptgründe für diese Strategie Russlands und fasste sie wie folgt zusammen;

* Durch eine Annäherung zwischen der Türkei und dem Regime in Damaskus in Syrien plant Russland, dass die Energie auf die Lösung der Probleme zwischen Damaskus und der Türkei gelenkt werden solle, anstatt sie auf die Bekämpfung der von der Türkei unterstützten Söldnern in der Region zu verschwenden. Eine friedlichere Beziehung zwischen Assad und der Türkei ist also im Sinne Russlands und erhöht Moskaus Einfluss in Syrien.

* Im Falle einer Eskalation der iranisch-israelischen Spannungen könnte Syrien vor einem großen Problem stehen. Die Verschlechterung der Beziehungen Syriens zur Türkei kann sowohl Syrien als auch Russland in eine schwierigere Lage bringen. Aus diesem Grund versucht Russland, Assad und Erdoğan zu versöhnen.

* Russland möchte, dass die Widersprüche zwischen der Türkei und den USA zunehmen. Eine Annäherung der Türkei an Assad würde zu Problemen in den Beziehungen zwischen der Türkei und den USA führen, was Russland in die Hände spielen würde. Russland hat die türkische Präsenz in Idlib wegen der Bedeutung seiner kommerziellen und strategischen Beziehungen zu Ankara auf die lange Bank geschoben. Russland wird sich weiterhin bemühen, in Abstimmung mit der Türkei zu handeln.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/raketenangriff-auf-dorf-bei-minbic-43229 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/frau-bei-angriffen-auf-deir-ez-zor-getotet-43230 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/vergeltungsangriff-auf-regimetruppen-fordert-20-tote-43226 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/daanes-wirft-damaskus-desinformation-vor-43217 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/selbstverwaltung-verurteilt-massaker-in-deir-ez-zor-43196 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/15-jahrige-bei-artillerieangriff-auf-camp-Sehba-verletzt-43195 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/ilham-ehmed-weder-ankara-noch-damaskus-haben-interesse-an-demokratie-42829 https://anfdeutsch.com/hintergrund/turkei-torpediert-eine-losung-fur-syrien-42699

 

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Alte und kranke kurdische Gefangene bei 40 Grad in Zellen

13. August 2024 - 10:00

Die Ko-Vorsitzende des Menschenrechtsvereins IHD, Eren Keskin, besuchte die am 13. Juli wegen „Unterstützung einer Terrororganisation“ inhaftierten Frauen aus dem Dorf Bilêxşê im Kreis Kercews (Gercüş) in Êlih (Batman). Bei den im M-Typ-Gefängnis von Batman inhaftierten Frauen handelt es sich um ältere, erkrankte Frauen. Keskin zeigte sich im ANF-Gespräch alarmiert. Sie berichtete von dramatisch schlechten Haftbedingungen.

Die Kleider der Mütter wurden ausgezogen und geröntgt“

Eren Keskin konnte drei der inhaftierten kurdischen Frauen besuchen. Sie wies darauf hin, dass die Frauen fortgeschrittenen Alters seien und gesundheitliche Probleme hätten. Eine der Gefangenen, Emine Kaya, ist zu 71 Prozent behindert. Keskin beschrieb, wie die Frauen bei der Einlieferung ausgezogen und durchsucht wurden: „Sie wurden gezwungen, ihre Kleidung auszuziehen, die dann geröntgt wurde. Als wir sie besuchten, betonten sie, dass sie sich über diese Praxis besonders ärgerten. Sie sagten, dass sie sich sehr schämen und traurig sind, einer solchen Zumutung ausgesetzt zu sein.“

Einmal in der Woche Wasser“

Keskin warnte insbesondere aufgrund der Haftbedingungen: „Sie werden in Zellen bei 40 Grad Celsius ohne jegliche Kühlung gefangen gehalten. Sie können nur einmal in der Woche Trinkwasser bekommen, und dieses Wasser reicht nicht aus, weil es extrem heiß ist.“ Keskin besuchte auch zwei Minderjährige und vier junge Frauen, die in demselben Gefängnis gefangen gehalten werden. Sie wurden wegen Tanzen zu kurdischer Musik inhaftiert. Sie berichteten, dass sie nach ihrer Festnahme gezwungen wurden, rassistische Lieder anzuhören. Die jungen Frauen und Minderjährigen sind unter den gleichen katastrophalen Bedingungen wie die älteren Frauen inhaftiert.

Das ist einfach nur grausam“

Keskin berichtete, dass die älteren Frauen bei einer Dorfrazzia willkürlich festgenommen worden seien. Sie seien misshandelt und 13 Tage lang in dem abgeriegelten Dorf festgehalten worden. Anschließend wurden sie zur Terrorabteilung der Polizei in Êlih gebracht und vom Gericht wegen „Unterstützung einer Terrororganisation“ inhaftiert. Eren Keskin sagte, dass die Frauen kein Türkisch sprechen, und fuhr fort: „Diese Menschen sind alt und krank; die Bedingungen, unter denen sie gefangen gehalten werden, sind unmenschlich. Das ist einfach nur grausame Quälerei. Sie könnten auch ohne Inhaftierung vor Gericht gestellt werden. Es ist eine Tortur, Menschen, die in ihrem Leben bereits so viel Verfolgung erlitten haben, immer wieder die 1990er Jahre durchleben zu lassen.“

https://anfdeutsch.com/aktuelles/kurdinnen-in-turkischem-gefangnis-misshandelt-42958 https://anfdeutsch.com/kurdistan/neun-verhaftungen-nach-dorfbelagerung-in-Elih-42891 https://anfdeutsch.com/kurdistan/turkische-armee-uberfallt-dorf-in-Elih-42806 https://anfdeutsch.com/kurdistan/tekik-die-fruher-erlittenen-traumata-kommen-wieder-42878 https://anfdeutsch.com/aktuelles/keskin-ruckkehr-der-90er-jahre-43100 https://anfdeutsch.com/aktuelles/wer-govend-tanzt-wird-verhaftet-43059

 

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Kerkûk: YNK konnte nicht ausgebootet werden

13. August 2024 - 10:00

Die türkischen Pläne für Kerkûk (Kirkuk) sind gescheitert. Die türkische Regierung versuchte mithilfe der Kollaborateure der südkurdischen PDK und der vom MIT kontrollierten rechtsextremistischen turkmenischen Partei ITC, die Kontrolle über Kerkûk zu gewinnen. Jedoch wurde der Kandidat der Patriotischen Union Kurdistans (YNK), Rêbwar Taha, ins Amt gewählt. Auf der Wahlversammlung haben die anwesenden neun Mitglieder des 16 Mitglieder umfassenden Provinzrates für den YNK-Kandidaten gestimmt. Die zwei Mitglieder der PDK und die beiden Mitglieder der ITC sowie eine weitere Person nahmen nicht an der Versammlung teil. Für Taha stimmten die fünf Mitglieder der YNK, der Vertreter der Christen und drei Vertreter der arabischen Bevölkerung. Mohammad Hafez von der arabischen Fraktion wurde zum Vorsitzenden des Provinzrats von Kerkûk gewählt. Bei den Wahlen zum Provinzrat von Kerkûk hatte Rêbwar Taha von der YNK 29.861 Stimmen und Mohammad Hafez 8.666 Stimmen erhalten.

Rêbwar Tahar ist neuer Gouverneur von Kerkûk

ITC erkennt Sitzung nicht an

Die ITC und der ehemalige von oben eingesetzte Gouverneur von Kerkûk, Rekan al-Jibouri, gaben eine Erklärung gegen die Tagung des Provinzrats ab. Der Sprecher der ITC sagte: „Keine Sitzung oder Vereinbarung kann ohne die Teilnahme der Irakisch-Turkmenischen Front akzeptiert werden. Im Falle einer solchen Versammlung werden wir alle möglichen rechtlichen und verfassungsmäßigen Schritte ergreifen.“

Hinter dem Konflikt steht der türkische Staat. Die Parteien, die das Treffen boykottierten, wollten so verhindern, dass ein kurdischer Gouverneur in Kerkûk gewählt wird, und durchsetzen, dass der Gouverneursposten trotz geringer Stimmenzahl an die ITC geht. Offenbar hatte die PDK mit der ITC und einer arabischen Fraktion ein Abkommen geschlossen. So sollten ITC und die arabische Fraktion jeweils für zwei Jahre das Amt stellen. Die ITC hatte bereits öffentlich von einem entsprechenden Abkommen mit der PDK gesprochen.

Keinen ernannten Gouverneur akzeptieren

Der ehemalige ernannte Gouverneur von Kerkûk und Mitglied des Provinzrats, Rekan al-Jibouri, bezeichnete die Wahlversammlung in Bagdad als „illegal“ und sprach von „Verrat“ an „den Arabern“. Rakan al-Jibouri wurde vom damaligen irakischen Premierminister zum Gouverneur von Kerkûk ernannt, nachdem der kurdische Gouverneur Nejmeddin Karim (YNK) nach dem von der PDK initialisierten Unabhängigkeitsreferendum entlassen worden war und ein Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde. Rekan al-Jibouri griff die drei arabischen Ratsmitglieder, die an der Sitzung teilnahmen, scharf an und behauptete, er sei als ältestes Mitglied nicht eingeladen worden. Die Sitzung habe gegen Artikel 13 des Provinzrats von Kerkûk und das Protokoll der ersten Sitzung verstoßen.

Türkische Sprechpuppen von der ITC protestieren ebenfalls

Auch die Turkmenische Front kündigte gestern in einer Presseerklärung an: „Niemand kann die Turkmenen vergessen ... Wir haben nicht an dem Treffen teilgenommen und niemand hat uns vertreten. Das Treffen in Bagdad verstößt gegen das Gesetz, die Abwesenheit der Turkmenen in Bagdad war rechtswidrig.“

Taha ruft zum Frieden auf

In einer Erklärung nach seiner Wahl sagte Rêbwar Taha: „Wir versichern allen, dass in Kerkûk ab heute eine neue Phase beginnen wird, die Phase des Friedens, des Wohlstands und des Dienstes an allen Bürgern ohne Diskriminierung.“ Taha betonte, dass er die Stabilität und die Wirtschaft in der Stadt stärken werde, und führte aus: „Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um Sicherheit und Stabilität zu konsolidieren, das Niveau der Dienstleistungen zu verbessern, die wirtschaftliche Infrastruktur wiederzubeleben, verschiedene Sektoren zu entwickeln und die reichen Ressourcen von Kerkûk zu nutzen, um die Lebensbedingungen der Bürger zu verbessern.“

Taha versprach, das Amt des Gouverneurs von Kerkûk als Instrument zur politischen und sozialen Aussöhnung zu nutzen, um die gegenseitige Akzeptanz, die Zusammenarbeit, die Geschwisterlichkeit und das Zusammenleben ohne Diskriminierung zwischen allen Gemeinschaften in Kerkûk zu stärken. Er betonte, dass er der Gouverneur aller sein werde, ohne zwischen Kurden, Arabern, Turkmenen und Christen zu unterscheiden.

Zusammensetzung des Provinzrats

Am 18. Dezember 2023 fanden im Irak Wahlen zu den Provinzräten statt. Die endgültigen Ergebnisse wurden am 28. Dezember 2023 vom Obersten Wahlrat des Irak bestätigt. Aufgrund der Uneinigkeit der politischen Parteien konnten die Gouverneure von Kerkûk und Diyala nicht gewählt werden. Der Provinzrat von Kerkûk hat 16 Sitze. Ein Sitz ist quotiert. Bei den Kommunalwahlen, die am 18. Dezember 2023 im Irak stattfanden, erhielten die Turkmenen zwei Sitze im Provinzrat von Kerkûk, die Araber sechs, die YNK fünf, die PDK zwei und die Christen einen Sitz über die Quote.

https://anfdeutsch.com/aktuelles/kerkuk-im-fokus-imperialer-interessen-43144 https://anfdeutsch.com/hintergrund/kriegsplane-von-ankara-im-spannungsfeld-des-iraks-und-sudkurdistans-42015 https://anfdeutsch.com/kurdistan/ankara-erklart-ynk-zu-sicherheitsproblem-fur-die-turkei-41459

 

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Frau bei Angriffen auf Deir ez-Zor getötet

13. August 2024 - 8:00

Seit Tagen greift das Regime in Damaskus die selbstverwaltete Region Deir ez-Zor an. Unter anderem Abu Hamam, al-Kishkiya und al-Busaira liegen im Fokus des Artilleriefeuers. Nun wurde bekannt, dass die beim Artilleriebeschuss auf Abu Hamam schwer verletzte Resmiya Saleh al-Id (40) ihren Verwundungen erlegen ist.

Damit steigt die Zahl der bei den Angriffen des Regimes seit dem 7. August in Deir ez-Zor getöteten Zivilist:innen auf mindestens 14 Personen. 26 Zivilist:innen, unter ihnen Kleinkinder und Säuglinge, wurden teilweise schwer verletzt.

https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/qsd-geben-identitat-von-gefallenen-bekannt-43218 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/daanes-wirft-damaskus-desinformation-vor-43217 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/deir-ez-zor-qsd-kundigen-harte-reaktion-auf-massaker-an-43207 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/wir-werden-deir-ez-zor-um-jeden-preis-verteidigen-43204 https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/selbstverwaltung-verurteilt-massaker-in-deir-ez-zor-43196

 

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