Untertanengeist: Die deutsche Obrigkeitshörigkeit und ihr Ursprung

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Untertanengeist: Die deutsche Obrigkeitshörigkeit und ihr Ursprung
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Die deutsche Obrigkeitshörigkeit und ihr Ursprung

Ein Deutscher ist mit Vergnügen alles, nur nicht er selber.Jean Paul (1763 – 1825)

von Herbert Ludwig / FASSADENKRATZER

Obrigkeitshörigkeit und Untertanengeist der Deutschen ziehen sich durch die neuere Geschichte. Das ist vielfältig beschrieben worden. Carl Friedrich von Weizsäcker wird die treffende Charakterisierung zugeschrieben, der typische Deutsche sei absolut obrigkeitshörig, ein typischer Befehlsempfänger und des eigenen Denkens entwöhnt; er sei zwar ein Held vor dem Feind, aber im bürgerlichen Leben kennzeichne ihn ein totaler Mangel an Zivilcourage.

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Letzteres beklagte selbst Bismarck mit den Worten: „Mut auf dem Schlachtfelde ist bei uns Gemeingut, aber Sie werden nicht selten finden, daß es ganz achtbaren Leuten an Zivilcourage fehlt.“ Heinrich Mann beschrieb in seinem Roman „Der Untertan“ eindrucksvoll den Typus des Mitläufers und Konformisten, der total an die von oben vorgegebenen gesellschaftlichen Normen, Meinungen und Erwartungen angepasst ist.

► Die Frage nach den Ursachen

Untertane-Mittelalter-Staendeordnung-Unterwerfung-Herrschaft-Obrigkeit-Unterordnung-Knechtschaft-Leibeigenschaft-Kritisches-Netzwerk-Adelige-Kleriker-BauernDie Ursache der besonderen deutschen Untertanengesinnung wird vielfach in einer verbreiteten autoritären Erziehung in Elternhaus und Schule gesehen, die sich in dem auf Befehl und Gehorsam beruhenden preußischen Militär gleichsam fortsetzte. Max Weber sieht eine zentrale Ursache im Protestantismus, der den Staat als göttliche Einrichtung absolut gesetzt und den Obrigkeitsstaat legitimiert habe.

Das Luthertum sei für den Untertanengeist und die Obrigkeitshörigkeit der Deutschen verantwortlich. Allgemein meint man, dass diese gläubig-gehorsame Seelenhaltung gegenüber der Obrigkeit über Generationen hinweg schließlich so verinnerlicht worden sei, dass es in der Regel keiner äußeren Gewalt mehr bedürfe, um sie aufrecht zu erhalten.

Aber woher ist die autoritäre Erziehung gekommen? Die Änderung in der Erziehung nach 1945 hat den Untertanengeist nicht zum Verschwinden gebracht. Den Militarismus haben die Franzosen viel stärker ausgebildet, ohne dass er bei ihnen zu einem solch ausgeprägten Untertanengeist geführt hätte. Und der Protestantismus ist zunächst als Freiheitsimpuls aus dem Innern einzelner Individualitäten gegen den seelischen Imperialismus einer religiösen Obrigkeit aufgestiegen; die Legitimierung des Obrigkeitsstaates hat da eher einen partiellen Rückfall bedeutet.

Die Obrigkeitshörigkeit ist durch äußere Bedingungen und Umstände nicht zu erklären, sie ist ein inneres Phänomen der Deutschen, eine innere Schwäche, der man daher auch nicht durch äußere Maßnahmen beikommen kann. Dies hat auch der scharfsichtige Heinrich Heine so gesehen:

Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muss die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts.[Heinrich Heine: „Gedanken und Einfälle, Kap. 4]

Die Frage ist, wodurch diese seelische Knechtschaft entsteht, und wie sie zu überwinden ist. Auch von innen wird man allerdings die Deutschen nicht befreien können, wie Heine meint. Das kann nur jeder Deutsche selbst tun. Denn sie hängt ja mit einer Schwäche der Individualität, des Ichs zusammen, das sich nur selbst ergreifen und verändern kann. Wie kommt diese Schwäche zustande? Dazu müssen wir uns zuvor eine zentrale positive Veranlagung der Deutschen vergegenwärtigen, die auch kulturgeschichtlich konstatiert und vielfach beschrieben worden ist.

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► Das höhere Ich

Der spanische Diplomat und Kulturphilosoph Salvador de Madariaga hat treffend auf ein wesentliches Charakteristikum der Deutschen aufmerksam gemacht, das in der deutschen Sprache zum Ausdruck kommt:

Das Hauptmerkmal der deutschen Sprache [. .]  ist wohl das Vorherrschen des Wortes werden. [. .] Dieses Merkmal verleiht der Sprache eine Art von ständiger Bewegung, eine Qualität des Fließens [. .], welche der tiefste Wesenszug des deutschen Lebens ist. [. .] Was für England und Frankreich nur ein Gedanke unter vielen ist und für Spanien überhaupt kein Gedanke, ist für Deutschland geradezu der Wesenskern allen Denkens, so dass eben beide, die Sprache und das Denken, in Deutschland das Fließen eines Stromes annehmen.[Salvador de Madariaga: Porträt Europas, Stuttgart 1953, S. 100 f.]

Untertaenigkeit-Gesslerhut-Hermann-Gessler-Wilhelm-Tell-Apfelschuss-Kritisches-Netzwerk-Hausmacht-Hitlergruss-Hermann-Goering-Obrigkeitshoerigkeit-MitlaeuferIn diesem Empfinden des ständigen Werdens kommt die besondere Veranlagung des Deutschen nach unaufhörlicher Entwicklung seines eigenen Wesens zum Ausdruck, seines innersten Ichs. Das Ich ist in seinem Grunde nichts Fertiges, sondern ein Werdendes, sich Entwickelndes. Damit unterscheidet es sich von dem, was wir gewöhnlich im Alltag als „Ich“ bezeichnen, das ein Beharrendes ist, das immer bleiben will, wie es ist. Dieses erscheint gleichsam als ein verzerrtes Spiegelbild des wahren, höheren Ichs, das selbst nicht unmittelbar in das Alltagsbewusstseins eintritt, sondern sozusagen im Hintergrund schwebt. Aber sein Einfluss ist spürbar und beobachtbar.

Wir messen die Zustände um uns und das Handeln der anderen Menschen mehr oder weniger unbewusst ständig daran, wie es eigentlich sein sollte. Und wir merken, dass wir auch selbst mit unserem Verhalten, unserem Tun und unseren Fähigkeiten vielfach nicht zufrieden sind. Wir genügen nicht unseren eigenen Idealen und moralischen Ansprüchen. Wir bleiben zumeist hinter ihnen zurück. Dies festzustellen, ist aber nur möglich, wenn es eine höhere Instanz in uns gibt, die das, was wir gewöhnlich Ich nennen, beurteilt und am eigenen höheren Maßstab misst – das höhere Ich. Friedrich Schiller schrieb in seinen „Ästhetischen Briefen“:

Jeder individuelle Mensch, kann man sagen, trägt, der Anlage und Bestimmung nach, einen reinen idealischen Menschen in sich, mit dessen unveränderlicher Einheit in allen seinen Abwechslungen übereinzustimmen die große Aufgabe seines Daseins ist“.

Er verwies dabei auf seinen Freund, den Philosophen Johann Gottlieb Fichte, der ebenfalls das empirische, also das gewöhnlich erfahrbare Ich, von einem reinen, idealen Ich unterscheidet. Dieses ist für ihn das „erste Prinzip aller Bewegung, alles Lebens, aller Tat und Begebenheit“, das dem intelligenten, bewussten Ich logisch vorangeht. Beide stimmen selten überein, sie aber zur vollkommenen Übereinstimmung zu bringen, sei die ständige Aufgabe und Bestimmung des Menschen. Doch dazu reiche der bloße Wille nicht aus. Wir müssten uns allein und gemeinsam in einem ständigen Prozess des Lernens und der Selbsterziehung die Fähigkeiten dafür erwerben, um die Widerstände und Hindernisse der Sinneswelt zu überwinden. Und diesen ganzen Prozess des Erwerbs vielfältiger Fähigkeiten mache letztlich das aus, was wir „Kultur“ nennen.

Die deutschen Dichter haben diesen vielfach unbewussten Prozess literarisch beschrieben, in Dramen oder Entwicklungsromanen, in denen, wie z. B. in Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“,

die geistig-seelische Entwicklung einer Hauptfigur in ihrer Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der Umwelt dargestellt wird,“ die ihre „Erlebnisse und Erfahrungen reflektierend verarbeitet und (ihrer) Persönlichkeit einverleibt.[Wikipedia]

Untertanen-beschraenkte-Einsicht-Obrigkeit-Kritisches-Netzwek-Scheindemokratie-Untertaenigkeit-Entdemokratisierung-Maulkorb-Zensur-Unterdrueckung-ObrigkeitsstaatEs geht im Grunde immer um die Auseinandersetzung zwischen dem in seinen Eigenheiten beharrenden niederen Ego und dem höheren Ich, das eine Änderung, ein partielles Absterben des Niederen verlangt, damit der Mensch nicht stehen bleibt, sondern sich im Werdestrom weiterentwickelt.

Goethe fasste dies schließlich in die Worte zusammen: „Und solang du dies nicht hast / Dieses Stirb und Werde, / Bist du nur ein trüber Gast / Auf der dunklen Erde.“ Und Friedrich Rückert sah das höhere Ich als etwas an, das wie ein Zukunftsbild vor jedem schwebt, dessen Realisierung er entgegenstrebt und dichtete:

Vor jedem steht ein Bild des, was er werden soll: / Solang er das nicht ist, ist nicht sein Friede voll. / Was er geworden ist, genüget nie dem Mann; / O wohl ihm, wenn er stets nur werden will und kann.

► Der Herrscher in uns

Im Gegensatz zum gewöhnlichen Ego tritt das höhere Ich also nicht von selbst ins Bewusstsein. Es muss gesucht, ins Auge gefasst und willentlich hervorgebracht werden. Das Ich ist seinem Wesen nach ein Agens, ein Auto-mobil, d. h. ein Selbst-Beweger. Ein Ich, das von außen geschoben oder gezogen werden müsste, ist noch keins. Es ist nur insofern, als es sich von innen heraus selber aktiv im Denken ergreift, in Bewegung setzt und sich selbst bestimmt. Darin liegt aber auch der Grund dafür, dass das höhere Ich immer nur von verhältnismäßig wenigen bewusst angestrebt und zu realisieren gesucht wurde und wird.

rudolf_steiner_dreigliederung_organismus_kritisches_netzwerk_geistesleben_rechtsleben_wirtschaftsleben_gesamtorganismus_kernpunkte_der_sozialen_frage_lebensnotwendigkeiten_einheitsstaat.jpg Die Philosophen des deutschen Idealismus, insbesondere Fichte, haben einen sehr anspruchsvollen gedanklichen Weg dazu aufgezeigt. Rudolf Steiner wies auf einen einfacheren, unmittelbar lebenspraktischen Weg hin, den er als elementaren Bestandteil einer höheren Erkenntnisschulung beschrieb. [Rudolf Steiner: "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten", Dornach, 1961 S. 30 ff.], [siehe auch GA 10; H.S.]

Er empfiehlt, sich täglich Augenblicke innerer Ruhe zu verschaffen, in denen man sich eine kurze Zeit aus seinem täglichen Leben zurückzieht und all seine Freuden, Leiden, Sorgen, Erfahrungen und Taten vor seiner Seele vorbeiziehen lässt, aber so, dass man sie von einem höheren Gesichtspunkt aus betrachtet, als ob man sie nicht selbst, sondern ein anderer erlebt oder getan hätte. Man soll in diesen Zeiten die Kraft suchen, sich selbst wie ein Fremder gegenüberzustehen. Dann ist man nicht mehr so eng mit den eigenen Erlebnissen verwoben, und sie zeigen sich in einem neuen Licht. Das Wesentliche beginnt sich von dem Unwesentlichen zu sondern.

Man zieht sich dadurch aus der emotionalen Egozentrik des niederen Ichs allmählich heraus, so dass sich immer mehr höhere Gesichtspunkte für die Beurteilung der Dinge einstellen können. Dabei kommt alles darauf an,

dass man energisch, mit innerer Wahrheit und rückhaltloser Aufrichtigkeit sich selbst, mit all seinen Handlungen und Taten, als ein völlig Fremder gegenüber stehen kann.[a.a.O. S. 36] 

Das bedeutet, dass das höhere Ich mehr und mehr Einfluss auf das Alltags-Ego geltend machen kann.

Denn jeder Mensch trägt neben seinem – wir wollen ihn so nennen – Alltagsmenschen in seinem Innern noch einen höheren Menschen. Dieser höhere Mensch bleibt so lange verborgen, bis er geweckt wird. Und jeder kann diesen höheren Menschen nur selbst in sich erwecken.[a.a.O. S. 32]

Dieses in den ausgesonderten Augenblicken der inneren Ruhe gewonnene „höhere Leben“ wird nach und nach seinen Einfluss auch auf das gewöhnliche Alltagsleben ausüben. Man wird ruhiger werden, mehr Sicherheit in seinen Handlungen gewinnen und nicht mehr leicht aus der Fassung gebracht werden können. Man ärgert sich nicht mehr über alle möglichen Dinge, und andere hören auf, einem Befürchtungen zu machen. Man wird sich immer mehr innerlich selbst lenken und weniger von den Umständen und äußeren Einflüssen gelenkt werden. So fängt man an,

sein Lebensschiff einen sicheren, festen Gang zu führen innerhalb der Wogen des Lebens. Während es vorher von diesen Wogen hin und her geschlagen worden ist.[a.a.O. S. 34]

Rudolf-Steiner-Wie-erlangt-man Erkenntnisse-der hoeheren-Welten-GA-10-Kritisches-Netzwerk-hoeherer-Mensch-Alltagsmenschen-innere-Ruhe-Erkenntnisschulung [Infos über Rudolf Steiner (1861 - 1925), auch auf AnthroWiki, Steiners Timeline auf Anthroweb, zur anthroposophischen Medizin (oder genauer als anthroposophisch erweiterte Medizin) auf AnthroWiki und zur 'Sozialen Dreigliederung' beim Institut für soziale Dreigliederung. H.S.]

Das höhere Ich ist in einem fortwährenden Drängen nach Entwicklung begriffen, das sich gegen alle Widerstände und Niederlagen im Gewissen, in Sehnsüchten, Träumen und Idealen bemerkbar zu machen sucht. Dadurch dass man sich regelmäßig kurze Zeiten der beschriebenen inneren Ruhe verschafft, wird dem höheren Menschen in uns eine gesetzmäßige Entwicklung ermöglicht, in deren Verlauf er über das Alltags-Ich immer mehr die Oberhand gewinnt und dieses allmählich in Übereinstimmung mit sich bringen kann.

Dieser «höhere Mensch» wird dann der «innere Herrscher», der mit sicherer Hand die Verhältnisse des äußeren Menschen führt. Solange der äußere Mensch die Oberhand und Leitung hat, ist dieser «innere» sein Sklave und kann daher seine Kräfte nicht entfalten. Hängt es von etwas anderem als von mir ab, ob ich mich ärgere oder nicht, so bin ich nicht Herr meiner selbst, oder – noch besser gesagt -: ich habe den «Herrscher in mir» noch nicht gefunden.[a.a.O. S. 35, 36]

Es kommt also darauf an, den Herrscher in mir, das heißt die Herrschaft des höheren Ich über das niedere zur Entwicklung zu bringen.

► Die Suche außen

Darin, dass die Ich-Entwicklung der inneren Anstrengung und Aktivität des Ichs selbst bedarf, liegt aber nun die Ursache, warum sie von vielen, ja den meisten Deutschen nur schwach angestrebt wird. Aber die Sehnsucht nach dem Höheren lebt in jedem, wenn auch noch so verborgen; und kann er es in seinem Inneren nicht finden, so scheint es ihm stattdessen von außen in der hohen Obrigkeit bequem entgegenzukommen.

Die innere Herrschaft des Ichs im einzelnen Menschen verwandelt sich in die äußere Herrschaft des Staates über ihn.[Hans Erhard Lauer: Die Volksseelen Europas. Grundzüge einer Völkerpsychologie auf geisteswissenscahftlicher Basis, Stuttgart 1965, S. 171] 

Der Mensch bleibt in Alltags-Ich stecken, das an die äußeren Verhältnisse gebunden ist, und empfängt gehorsam die Anordnungen der staatlichen Herrschaft, der es sich wie selbstverständlich unterwirft. Und wer als Funktionsträger, als Beamter in den Machtapparat aufsteigt, wird selbst zu einem Teil dieses höheren Pseudo-Ichs, der einerseits nach unten über den einzelnen Menschen als seinen Untertan stolz gebietet und andererseits den Vorgesetzten über ihm in treuer Pflichterfüllung ergeben ist.

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Nur aus dem Erleben der inneren, in sich selbst gegründeten Unabhängigkeit des höheren Selbst kann die Empörung gegen jede Form von Fremdbestimmung wachsen, die den Menschen nicht als freies, sich selbst bestimmendes Ich, als Subjekt, sondern als Objekt eines fremden Willens behandelt und zum folgsamen Untertanen macht.

Herbert Ludwig (bitte unten weiterlesen, auch im Bereich der Bild- und Grafikquellen!)
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Herbert Ludwig: Nach kaufmännischer Lehre Studium und Ausbildung zum Rechtspfleger, 4 Jahre Tätigkeit an hessischen Amtsgerichten. Danach Studium an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen mit den Schwerpunkten Erziehungswissenschaften, Philosophie, Geschichte, Deutsch, sowie Waldorfpädagogik am Waldorflehrer-Seminar Stuttgart. 27 Jahre Lehrer an einer Freien Waldorfschule.

»Étienne de La Boétie: des Menschen freiwillige Knechtschaft. Deutschland: Land der Untertanen. Eine große Mehrheit legt sich freiwillig die Ketten der Coronarestriktionen an, obwohl der Staat dies derzeit nicht einmal verlangt.

Jetzt gibt es also endlich einmal ein befristetes Zeitfenster der Bewegungsfreiheit ohne Masken, Tests und Impfungen — aber viele nutzen es nicht. Das ist die altersschwache Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2022. Maskenball allüberall und sogar Warteschlangen vor kleinen Läden ohne Warenknappheit und ohne Gebotstafeln. Leben mit Abstand. Die Unterwerfungsgesten sind zum Ritual geworden wie Kniebeugung oder die Bekreuzigung der Katholiken beim Betreten einer Kirche.« von Gerd Reuther, im KN am 25. April 2022 >> weiter.


► Quelle: Der Artikel wurde am 29. September 2017 erstveröffentlicht auf Herbert Ludwigs Blog FASSADENKRATZER - Blicke hinter die Oberfläche des Zeitgeschehens. >> Artikel.

ACHTUNG: Die Artikelübernahme auf Kritisches Netzwerk wurde vom Rechteinhaber Herbert Ludwig per Mail vom 27. Dez. 2018 autorisiert. Die Bilder und Grafiken sind nicht Bestandteil der Originalveröffentlichung und wurden von KN-ADMIN Helmut Schnug eingefügt. Für sie gelten folgende Kriterien oder Lizenzen, siehe weiter unten. Grünfärbung von Zitaten im Artikel und einige zusätzliche Verlinkungen wurden ebenfalls von H.S. als Anreicherung gesetzt.

Über Ludwigs Blog FASSADENKRATZER:

In allem, was ist und geschieht, muss man die Oberfläche vom Inhalt, den Schein von der Wirklichkeit unterscheiden. Die Verlautbarungen der Politiker, der verschiedenen gesellschaftlichen Interessengruppen, die Meldungen und Kommentare der Medien, kurz: die veröffentlichte Meinung, die als öffentliche Meinung ausgegeben wird und Meinung und Bewusstsein der Menschen prägt, sind vielfach nur die Oberfläche dessen, was in Wahrheit vorgeht. Man muss an der Fassade kratzen, um hinter die Oberfläche zu kommen und zu dem vorzudringen, was wirklich geschieht. >> weiter.


► Bücher von Herbert Ludwig:

Herbert-Ludwig-EU-oder-Europa-Entscheidungsfrage-der-europaeischen-Entwicklung-zur-freien-Individualitaet-Entdemokratisierung-Kritisches-Netzwerk-Herrschaftsclique"EU oder Europa. Die Entscheidungsfrage der europäischen Entwicklung zur freien Individualität", Pro BUSINESS Verlag, 1. Auflage 2012, Books on Demand GmbH (kurz BoD), 90 Seiten, Taschenbuch, ISBN: 978-3-86386-188-9. Preis inkl. Porto: 9,50€

Das Establishment der "Europäischen Union" (EU) identifiziert die EU gerne mit Europa. Das entspringt entweder der Arroganz historischer und kultureller Unwissenheit oder der planvollen Absicht, die historische Entwicklung Europas wie folgerichtig und "alternativlos", wie die neue Formel des öffentlichen Denkverbots lautet, in das Gebilde EU einmünden zu lassen. Daher geht der Autor erst einmal der Frage nach, was eigentlich die Idee Europas ausmacht, um dann das Verhältnis der EU zu Europa zu bestimmen.

Die Frage nach Europa ist primär die Frage nach der Vielfalt seines geistig-kulturellen Lebens, das sich historisch in seinen unterschiedlichen Völkern entwickelt hat. Dabei zeigt es sich, dass der tiefe Drang des Menschen zur freien, sich selbst bestimmenden Individualität als innere, gegen alle Widerstände gärende und treibende Kraft der ganzen geistigen und gesellschaftlichen Entwicklung der europäischen Völker zugrunde liegt. Vor dem Richterstuhl dieses geistigen Europas hat sich der angestrebte Riesenstaat EU zu verantworten.

Inhalt

I Einleitung

II Die Frage nach Europa

III Die Völker Europas

1. Entstehungsimpulse

2. Die menschliche Seele in ihrer Differenzierung

3. Die seelische Differenzierung der europäischen Völker

Italien
Frankreich
England
Deutschland
Russland

4. Zusammenklang der Volkskulturen als Einheit

IV Der nationale Einheitsstaat als Hindernis der kulturellen Einheit Europas

1. Die menschenrechtlichen Grundlagen der Demokratie

2. Die Fesselung des Kulturlebens der Völker

V Die Hypertrophie des Einheitsstaates in der EU

VI Das Verhältnis EU - Europa

VII Ausblick

Literatur

Autorennotiz


"Macht macht untertan – Methoden der Unterdrückung in der Demokratie", EWK-Verlag (aufgelöst), Taschenbuch, 196 Seiten, EUR 15,80, ISBN: 978-3-938175-90-3. ACHTUNG: dieses Buch ist nur noch äußerst selten antiquarisch erhältlich. Die Texte deshalb bitte online auf seinem Blog lesen.

Herbert-Ludwig-Macht-macht-untertan-Methoden-der-Unterdrueckung-in-der-Demokratie-Kritisches-Netzwerk-Entdemokratisierung-Bevormundung-EntmuendigungHerbert Ludwig veröffentlicht in diesem Buch eine Auswahl von Artikeln, die im Laufe der vergangenen zwei Jahre in seinem Blog FASSADENKRATZER erschienen sind. Die zeitlich nacheinander zu jeweils unterschiedlichen Themen geschriebenen Artikel werden hier unverändert, aber thematisch geordnet herausgegeben. So kann jeder für sich gelesen werden, und doch fügen sie sich in einen inneren Zusammenhang, der sowohl Kernpunkte der gegenwärtigen gesellschaftlichen Problematik, als auch notwendige freiheitlich Entwicklungsrichtungen heraustreten lässt.

Ludwigs Anspruch ist es, zu den verursachenden Kräften der Zeitereignisse vorzudringen, die für gewöhnlich in der Fülle der Informationen untergehen oder hinter der Oberfläche verborgen bleiben. Der Autor geht in der vorliegenden Sammlung vor allem der Frage nach, ob die "Demokratie" hält was sie als angeblicher Hort der Freiheit dem Menschen verspricht.

Doch aus welchem Blickwinkel er diese "Demokratie" auch betrachtet, welche Fragen er auch immer an sie stellt, die Antworten bleiben sich ähnlich und verdichten sich letztlich zu der bitteren Erkenntnis: Die Demokratie ist von überkommenen Machtstrukturen gründlich durchsetzt. Der Bürger wird bevormundet und zum Untertanen degradiert.

Und so zieht er letztlich den Schluss: Macht ist mit Demokratie, die auf der Freiheit und Selbstbestimmung des mündigen Menschen beruht, prinzipiell unvereinbar. Macht macht untertan.

Die Schwerpunktthemen: Macht und Ohnmacht, EU oder Europa, Methoden der Macht.

Inhalt:

Vorwort 5

I

Macht und Ohnmacht 6 - Fassade Demokratie 6 - Der Unsinn des Staatsphilosophen Habermaas 15 - Das demokratiewidrige Zwangssystem der staatlichen Krankenversicherung 19 - Das staatliche Schulsystem als Relikt des Obrigkeitsstaates 25 - Der Staat als Instrument der Machtsucht Einzelner 34 - Macht macht untertan. Die Unvereinbarkeit von staatlicher Macht und Demokratie 45 - Der Verlust des Menschlichen oder die Unterdrückung der Kultur 57 - Die Überwucherung von Politik und Kultur durch die Ökonomie 63

II

EU oder Europa 72 - Die Steigerung der demokratischen Diktatur in der EU 72 - Hintergründe der europäischen Integrationsbewegung 80 - Der marktradikale Griff der EU nach der schulischen Bildung 96 - Wie die EU mit dem Bologna-Prozess die Hochschulen okkupiert 105 - Das eigentliche Europa - Eine Besinnung in den Zeiten der Entmündigung 114 - Die Aufgabe Europas zwischen Ost und West 126

III

Methoden der Macht 136 - Der Begriff Rassismus und seine politische Instrumentalisierung 136 - Geschichtserkenntnis und Politik. Vom Missbrauch der Begriffe Relativierung und Revisionismus 142 - Faschisten und Antifaschisten 150 - Die Keule Verschwörungstheorie oder wie man die Verschwörungspraxis verbirgt 157 - Der Journalismus als Herrschafts- Instrument 164 - Der folgsame Mensch. Weshalb können die Medien das Bewusstsein lenken? 176 - Die Wirkung des Fernsehens auf das Bewusstsein 186

Auszug aus dem Vorwort:

Der Mensch will nicht mehr Gesetzen unterworfen sein, die ihm von oben diktiert werden, sondern seine Lebensverhältnisse selbst gestalten und an dem, was notwendig gesetzlich geregelt werden muss, als Gleicher unter Gleichen mitwirken. Gesetze schließen das freie Handeln aus.

Da stellt sich zuerst die für eine freiheitliche Demokratie wesentliche Frage, die zumeist übergangen wird, welche Gesetze in einer Gemeinschaft überhaupt notwendig sind. Denn ein Gesetz, mag es inhaltlich noch so gut oder gut gemeint sein, schließt immer das freie Handeln des Menschen aus und unterwirft es einem äußeren Zwang.

Wenn Freiheit und Selbstbestimmung, Gleichheit vor dem Gesetz und Sozialverhalten die Ideale des demokratischen Staates sind, dann kann dessen Sinn und Aufgabe nur darin bestehen, durch die Verfassung, das Zivil-, Straf- und sonstige Ordnungsrecht, den schützenden Rahmen dafür zu bilden, dass seine Bürger im Sinne dieser, die Demokratie in ihrem Fundament begründenden Menschenrechte, ihr Leben selber bestimmen und gestalten und darin ihre Persönlichkeit frei entfalten können.

Die staatliche Ordnung ist nicht Selbstzweck, sondern hat der Entwicklung des Menschen zur freien Individualität zu dienen. Gesetze dürfen danach nicht die inhaltliche Regelung der wirtschaftlichen und kulturell-geistigen Tätigkeit der Bürger, ihr physisches und moralisches Wohl, zum Ziele haben. Denn dann setzt sich der Staat an die Stelle der Handlungsintentionen des freien Menschen, schaltet mit der Selbstbestimmung seine Freiheit aus und verletzt ihn in seiner Würde als autonomes Wesen. Der Mensch wird dann nicht als mündiges Subjekt, sondern als Objekt des Willens anderer behandelt und erniedrigt.

Es wird automatisch ein demokratiewidriges Über- und Unterordnungsverhältnis begründet, dem die Menschen passiv ausgesetzt sind. Der Staat tritt als Vormund auf, der unausgesprochen voraussetzt, dass die Menschen unmündig seien, und ihnen von den wenigen Mündigen im Staate, von denen da oben, wie die hilflosen Bürger noch immer bezeichnenderweise sagen, vorgeschrieben werden müsse, was das Richtige und Beste für sie sei.

Es ist noch eine unbewusst so tief sitzende obrigkeitsstaatliche Gewohnheit und Tradition, dass man gar nicht mehr die darin liegende Arroganz und Überheblichkeit empfindet. Sie wird nur durch das suggestiv-mediale Ritual der Parlaments-Wahlen verdeckt, das für den Wähler die Illusion eines Einflusses erzeugt, in Wahrheit aber die Abgabe seiner Freiheit bedeutet.

Dem demokratischen Staat darf es nur um den Schutz des vom Bürger selbst zu besorgenden Wohles vor Gefährdungen, also um die Sicherung des äußeren und inneren Friedens gehen. Hier handelt es sich um Aufgaben, die nicht vom Einzelnen, sondern nur im Zusammenschluss aller und durch gemeinsam vereinbarte Regeln gelöst werden können. Sie sind es, welche die Bildung einer Gemeinschaft als Staat erst nötig machen und ihm konstitutiv zugrunde liegen.

Das Strafrecht sorgt für die Sicherheit vor sozial zerstörerischen Handlungen, die gegen Leib, Leben und Eigentum gerichtet sind. Das bürgerliche Recht fasst die Beziehungen der Menschen, wie sie sich im wirtschaftlichen und im kulturellen Leben ergeben, in Regeln, die dem allgemeinen Gerechtigkeitsempfinden entsprechen. Im Verfahrensrecht ist die Selbstjustiz des einzelnen unterbunden und die Verfolgung seines Rechtes zur Sorge der Gemeinschaft gemacht, die hier nicht eigene Interessen, sondern diejenigen des Recht suchenden Bürgers vertritt.


► Bild- und Grafikquellen:

1. Obrigkeitshörigkeit und Untertanengeist der Deutschen ziehen sich durch die neuere Geschichte. Der typische Deutsche ist absolut obrigkeitshörig, ein typischer Befehlsempfänger und des eigenen Denkens entwöhnt; er sei zwar ein Held vor dem Feind, aber im bürgerlichen Leben kennzeichne ihn ein totaler Mangel an Zivilcourage. Foto: Lode Van de Velde, Autor und Fotograf > http://lode.weebly.com/. Quelle: Lode Van de Velde hat dieses "Trampled Underfoot" Bild unter Public Domain Lizenz veröffentlicht (CC0 1.0). Das bedeutet, dass Sie es für Ihre persönlichen und gewerblichen Projekte nutzen und modifizieren können. >> Foto.

2. Als Untertan oder Subjekt (lateinisch subicere „unterwerfen, unterordnen“) wurde vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert eine Person bezeichnet, die der Herrschaft eines anderen unterworfen ist. Untertanen waren nicht in vollem Umfang persönlich frei. Das Verhältnis zwischen dem Untertanen und seiner Obrigkeit war rechtlich geregelt und konnte sich sehr unterschiedlich gestalten: von eher symbolischer Unterordnung über Knechtschaft bis hin zur Leibeigenschaft. Der Philosoph Hegel bestimmt das soziale Verhältnis des Untertans als die mittlere zivilisatorische Stufe von Maßnahmen zum Ausgleich unvereinbarer Interessensunterschiede, welche zwischen dem aggressiven Zweikampf und dem Schluss eines bindenden Vertrages anzusiedeln ist.

Im sprachlichen Gebrauch als Untertänigkeit wird eine Form des Sozialverhaltens des Untertans bezeichnet (vgl. Unterwürfigkeit, schleimen, kriechen). Ein vorauseilender Gehorsam prägt diese von sozialen Anhängigkeiten bedingte Handlungsweise. Ausführlich charakterisiert wurde diese in Heinrich Manns Aufsatz Der Reichstag (1911) und in Der Untertan (begonnen 1906 und im Simplicissimus 1914 vor Kriegsausbruch erschienen, in Buchform 1916). (Text: Wiki-Artikel Untertan)

Einteilungen des ständischen Systems: Die einfachste Vorstellung unterschied nur Obrigkeit und Untertanen. Dabei konnte dieselbe Person in ihren Beziehungen zu verschiedenen Mitgliedern der ständischen Gesellschaft gleichzeitig Obrigkeit und Untertan sein. Der Adlige war zum Beispiel Herr über die Bauern seiner Grundherrschaft und ebenso Untertan des Königs. (Text: Wiki-Artikel Ständeordnung)

Verbreitet war die Drei-Stände-Ordnung, wie sie insbesondere für Frankreich charakteristisch war:

  • Der Erste Stand umfasste die Gruppe aller Geistlichen, das heißt Angehörige der hohen Geistlichkeit wie auch des niederen Klerus (Lehrstand).
  • Der Zweite Stand bestand aus Mitgliedern des Adels, sei es aus dem Hochadel, dem niederen Adel oder auch aus dem oft verarmten Landadel (Wehrstand).
  • Der Dritte Stand umfasste nominell alle freien Bauern, später auch die freien Bürger (Nährstand).

Eine weitergehende Untergliederung der drei Hauptstände war in fast allen europäischen Ländern üblich. Die Position des Einzelnen hing dabei von verschiedenen Faktoren ab:

  1. der Art des Broterwerbs – Berufsstand, Bauernstand,
  2. der Position in einem Familienverband – Ehestand, Hausvater, Knecht, Hausgenosse
  3. den Rechten, die der Einzelne in der städtischen Kommune (ratsfähige Bürger, Bürger, Einwohner) oder in der ländlichen Gemeinde hatte (Erbrichter, bäuerliches Gemeindemitglied, Häusler).

Gemälde: Mittelalterliches Ständebild (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts), Buchmalerei, entworfen im Auftrag der Kirche. Quelle: "Europa und die Welt um 1500". Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

3. Deutsche Obrigkeitshörigkeit vor dem König Friedrich der Große. Dieser inspiziert auf einer seiner Inspektionsreisen den Kartoffelanbau (Der König überall, Gemälde von Robert Warthmüller) (1886). Künstler: Robert Warthmüller  (1859–1895). Sammlung: Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin >> www.dhm.de. Inventarnummer: Gm 2006/16. Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Nach offizieller Ansicht der Wikimedia Foundation sind originalgetreue Reproduktionen zweidimensionaler gemeinfreier Werke gemeinfrei.

Erheblichen Einfluss auf die Landwirtschaft und Bevölkerungsentwicklung hatte die Einführung der Kartoffel, die gegenüber dem Getreideanbau weniger anspruchsvoll ist und einen deutlich höheren Flächenertrag bringt. Die Durchsetzung des Kartoffelanbaus erforderte vielerorts öffentliche Aufklärungsarbeit. In Preußen erließ Friedrich II. 1756 den ersten seiner sogenannten Kartoffelbefehle, mit dem er seinen Beamten die Weisung gab:

„[…] denen Herrschaften und Unterthanen den Nutzen von Anpflantzung dieses Erd Gewächses begreiflich zu machen, und denselben anzurathen, dass sie noch dieses Früh-Jahr die Pflantzung der Tartoffeln als einer sehr nahrhaften Speise unternehmen

Der Legende nach ließ er sogar einen Kartoffelacker von Soldaten bewachen, um die Bauern zum Stehlen und zum eigenen Anbau der vermeintlich besonders wertvollen Pflanzen zu verleiten. Den endgültigen Durchbruch erzielte der Kartoffelanbau in Deutschland nach der Hungersnot von 1770/72. (Text: Wikipedia-Artikel zum Merkantilismus).

4. Stahlstich aus dem 19. Jahrhundert: Wilhelm Tell geht mit seinem Sohn am Geßler-Hut vorbei, ohne ihn zu grüßen. Urheber: Christian Hoffmeister (eigener Scan). Quelle: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Ein Gesslerhut ist redensartlich eine Einrichtung, deren einzig sinnfälliger Zweck die öffentliche Erzwingung untertänigen Verhaltens ist.  Nach der Legende ließ Hermann Gessler in Altdorf einen Hut aufstellen, den jeder Vorbeikommende zu grüßen hatte. Wilhelm Tell habe es versäumt, diesen Gruß auszuführen und sei deshalb zu jenem Apfelschuss gezwungen worden, der im Mittelpunkt von Friedrich Schillers Darstellung der Gründungssage der Schweiz steht.  

Eine weitere Variante des Gesslerhutes ließ Hermann Göring im KZ Dachau errichten. Da ihn die beiden katholischen Priester Josef Zilliken und Johannes Schulz am 27. Mai 1940 in einem Gartenlokal nicht gegrüßt hatten, wurden sie noch am gleichen Abend verhaftet und ins KZ eingeliefert. Als besondere Schikane mussten sie dort ständig mit zum Hitlergruß erhobenem Arm an einer auf eine Stange gesteckten Uniformmütze vorbeimarschieren, die Göring symbolisieren sollte. (Text: Wikipedia-Artikel zum Gesslerhut).

5. Beschränkter Untertanenverstand: »Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht in dünkelhaftem Übermute an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen«. Zitat abgewandelt und eingekürzt! H.S.. Die Textgrafik besteht nur aus einfachen geometrischen Formen und Text. Sie erreichen keine Schöpfungshöhe, die für urheberrechtlichen Schutz nötig ist, und sind daher gemeinfrei.

Originalwortlaut: „Es ziemt dem Untertanen, seinem Könige und Landesherrn schuldigen Gehorsam zu leisten und sich bei Befolgung der an ihn ergehenden Befehle mit der Verantwortlichkeit zu beruhigen, welche die von Gott eingesetzte Obrigkeit dafür übernimmt; aber es ziemt ihm nicht, die Handlungen des Staatsoberhauptes an den Maßstab seiner beschränkten Einsicht anzulegen und sich in dünkelhaftem Übermute ein öffentliches Urteil über die Rechtmäßigkeit derselben anzumaßen.“ (Gustav von Rochow, 1792-1847, preußischer Innenminister und Staatsminister.).

6. Rudolf Steiner um ca. 1905. Quelle1: Abbildung übernommen aus Wolfgang G. Vögele, Der andere Rudolf Steiner - Augenzeugenbrichte, Interviews, Karikaturen, 2005, S. 116. Quelle2: Wikimedia Commons. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.

7. Buchcover: "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?" (1904/05). Rudolf Steiners grundlegende Schrift zum anthroposophischen Schulungsweg, der dem modernen, am gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Denken geschulten Bewusstsein Rechnung trägt.

8. „Nach oben buckeln und nach unten treten. Carl Zuckmayer machte 1930 in seinem Theaterstück "Der Hauptmann von Köpenick" über einen Bürokraten die Metaphorik des Zweiradfahrens literaturfähig: "Das ist ein Radfahrer. Nach unten tritt er, nach oben buckelt er". Das Stück kritisiert die Obrigkeitshörigkeit, den Militarismus und den Respekt vor Uniformen – Haltungen, die es ermöglicht haben, dass man im Rathaus die Anweisungen des modernen "Eulenspiegel" befolgt hat. Foto / Strichzeichnung: Netzfund. (weltweit zu finden)

9. Buchcover: "EU oder Europa. Die Entscheidungsfrage der europäischen Entwicklung zur freien Individualität", Pro BUSINESS Verlag, 1. Auflage 2012, 90 Seiten, Taschenbuch, ISBN: 978-3-86386-188-9. Preis inkl. Porto: 9,50€

10. Buchcover: "Macht macht untertan – Methoden der Unterdrückung in der Demokratie", EWK-Verlag (aufgelöst), Taschenbuch, 196 Seiten, EUR 15,80, ISBN: 978-3-938175-90-3.